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Sonntag

29. September 1929

Alfred Döblin

:

Unterhaltung und Wissen

Berlin Rosenthaler Platz

Jm Verlag G. Fischer, Berlin , erscheint demnächst ein neuer Roman Don Alfred Döblin : Berlin Alexanderplat . Die Geschichte vom Franz Biberkopf". Aus diesem veröffentlichen wir mit Genehmigung des Ber lages folgenden Abschnitt:

Der Rosenthaler Platz unterhält sich.

Mitten auf dem Rosenthaler Platz springt ein Mann mit zwei gelben Paketen von der 41 ab, eine leere Autodroschte rutscht noch gerade an ihm vorbei, der Schupo sieht ihm nach, ein Straßen­bahnfontrolleur taucht auf. Schupo und Kontrolleur geben sich die Hand: Der hat aber mal Schwein gehabt mit seine Batete."

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Die Invalidenstraße wälzt sich lintsherum ab. Es geht nach dem Stettiner Bahnhof, wo die Züge von der Ostsee ankommen: Sie sind ja so berußt. Ja hier staubt's. Guten Tag, auf Wiedersehen. Hat der Herr was zu tragen? 50 Pfennig. Sie haben sich aber gut erholt. Ach, die braune Farbe vergeht bald.- Woher die Leute bloß das viele Geld zu verreisen haben. In einem kleinen Hotel da in einer finsteren Straße hat sich gestern früh ein Liebespaar erschossen, ein Kellner aus Dresden und eine verheiratete Frau, die fich aber anders eingeschrieben haben.

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Vom Süden kommt die Rosenthaler Straße auf den Platz. Drüben gibt Aschinger den Leuten zu essen und Bier zu trinken, Konzert und Großbäckerei. Fische sind nahrhaft, manche sind froh, wenn sie Fische haben, andere wieder können keine Fische essen. Eßt Fische, dann bleibt ihr schlant, gesund und frisch. Damen­strümpfe, echt Kunstseide. Sie haben hier einen Füllfederhalter mit prima Goldfeder.

An der Haltestelle Lothringer Straße sind eben eingestiegen in die 4 vier Leute, zwei ältliche Frauen, ein bekümmerter einfacher Mann und ein Junge mit Müze und Ohrenklappe. Die beiden Frauen gehören zusammen, es ist Frau Plückt und Frau Hoppe. Sie wollen für Frau Hoppe, die ältere, eine Leibbinde besorgen, weil sie eine Anlage zum Nabelbruch hat. Sie waren zum Banda­giften in der Brunnenstraße, nachher wollen beide ihre Männer zum Essen abholen.

Kleine Kneipe am Rosenthaler Platz.

Born spielen sie Billard , hinten in einer Ede quaímen zwei Männer und trinken Tee. Der eine hat ein schlaffes Gesicht und graues Haar, er figt in der Pelerine; Run schießen Se los. Aber figen Se still, zappeln Se nicht so."

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mar Unsinn, ich blieb leben, die Frau blieb auch leben, das Kind auch, es stellten sich sogar bei ihr noch mehr Kinder ein, in West­ preußen , Stücker zwo, ich wirkte auf Entfernung; wir leben alle. Der Rosenthaler Platz erfreut mich, das Billord erfreut mich. Komm mal einer und sage, sein Leben ist besser und ich verstehe nichts von Frauen."

Der Blonde betrachtet ihn mit Widerwillen: Sie sind ja eine Ruine, Krause, das wissen Sie doch selbst. Was sind Sie für ein Beispiel. Sie stellen sich mir vor in Ihrem Pech, Krause. Haben mir doch selbst erzählt, wie Sie hungern müssen bei Ihren Privat­stunden. Ich möchte nicht so begraben sein." Der Graue hat sein Glas ausgetrunken, er legt sich mit der Belerine in den eisernen Stuhl zurüd, blinzelt einen Moment den Jungen feindlich an, dann pruftet er, lacht trampfhaft: Nee, kein Beispiel, da haben Sie recht. Hab' ich nie beansprucht. Bin für Sie tein Beispiel. Die Fliege, fuck an, Gesichtspunkte. Die Fliege setzt sich unter das Mikroskop und tommt sich als ein Pferd vor. Die Fliege soll mal vor mein Fernrohr kommen. Wer sind Sie, Herr, Herr Georg? Stellen Sie fich mir einmal vor: Herr Stadtvertreter der Firma XD, Abteilung Schuhwaren. Nee, lassen Sie die Wize. Mir von Ihrem Kummer zu erzählen, Kummer: buchstabiere R wir Kalbskopf, II wie Unfug, grober Unfug, gröbster, ja, M wie Mumpiz. Und Sie sind falsch verbunden, falsch verbunden, mein Herr, total falsch verbunden." Ein junges Mädchen steigt aus der 99. Es ist 8 Uhr abends, sie hat eine Notenmappe unter dem Arm, den Krimmertragen hat sie hoch ins Gesicht geschlagen, die Ecke Brunnenstraße- Weinbergs­weg wandert sie hin und her. Ein Mann im Pelz spricht sie an, fie fährt zusammen, geht rasch auf die andere Seite. Sie steht unter

Beilage des Vorwärts

der hohen Laferne, beobachtet die Ecke drüben. Ein älterer kleiner Herr mit Hornbrille erscheint drüben, sie ist sofort bei ihm. Sie geht tidjernd neben ihm. Sie ziehen die Brunnenstraße rauf.

,, Ich darf heut nicht so spät nach Hause, wirklich, nein. Ich hätte eigentlich gar nicht kommen sollen. Aber ich darf doch nicht antlingeln." Nein, nur ausnahmsweise, wenn's sein muß. Man hört zu im Bureau. Es ist deinetwegen, Kind." Ja, ich fürcht mich, es kommt doch nicht raus, Sie sagen es bestimmt niemand." Be­stimmt."" Papa, wenn der das hört, und Mama, o Gott ." Der ältere Herr hält sie vergnügt am Arm. Kommt nichts raus. Ich fag feinem Menschen ein. Wort., Hast du in der Stunde schön gelernt?" Chopin . Ich spiel die Notturnos. Sind Sie musikalisch?" Doch, wenn's, fein muß." Ich möchte Ihnen mal vorspielen, wenn ich kann. Aber ich habe Angst vor Ihnen." Na aber." Ja, ich hab' immer Angst vor Ihnen, ein bißchen, nicht sehr. Nein, sehr nicht. Aber ich brauch doch keine Angst vor Ihnen zu haben." ,, Keine Spur. Aber so was. Du kennst mich doch schon drei Monate." Ich hab auch eigentlich nur vor Papa. Angst. Wenn es raustommt." Mäbel, du wirst doch schon mal abends ein paar Schritt allein gehen können. Du bist doch kein Baby mehr." Hab' ich Mama schon immer gesagt. Und ich geh auch aus." Wie gehen, Tunichen, wo' s uns paßt," Sagen Sie nicht Zuntchen zu mir. Das habe ich Ihnen nur gesagt, damit so nebenbei. Wo laufen wir denn heute hin. Ich muß um neun Uhr zu Hause sein." Hier oben. Sind schon da. Wohnt ein Freund von mir. Wir können ungeniert rauf." Ich fürcht mich. Sieht uns auch keiner? Gehen Sie vor. Ich komm allein nach."

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Oben lächeln sie sich an. Sie steht in der Ede. Er hat Mantel und Hut abgelegt, sie läßt sich von ihm Notenmappe und Hut ab= nehmen. Dann läuft sie zur Tür, knipst das Licht aus: Aber heut nicht lange, ich hab' so wenig Zeit, ich muß nach Hause, ich zieh mich nicht aus, Sie tun mir nicht weh."

Svend Fleuron : Hunde, die ich gekannt habe

Ja, wir werden bald darüber einig werden können: die Hunde find nicht, wie fie sein sollten. Und es nüßt nichts zu parieren, indem man fragt: aber wie sind denn die Menschen? Nur Gedanken

,, Mich triegen Sie heute nicht ans Billard. Ich habe teine sichere find zolfrei. Hand."

Er faut an einer frodenen Gemmel, berührt den Tee nicht. ,, Sollen Sie ja gar nicht. Wir figen hier ja gut."

,, Es ist immer dieselbe Geschichte. Jetzt hat's geflappt."

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Wer hat geflappt?".

Der andere, jung, hellblond, straffes Gesicht, straffe Figur: Ich natürlich auch. Sie dachten, bloß die? Jetzt sind wir ins reine gefommen."

Mit anderen Worten. Sie find raus."

Ich hab deuffs mit dem Chef gesprochen, darauf hat er mich angefahren. Abends hatte ich meine Ründigung auf den Ersten." Man soll nie deutsch reden in gewiffen Situationen. Hätten Sie mit dem Mann französisch gesprochen. hätte er Sie nicht ver­standen, und Sie wären noch drin."

Ich bin noch drin, was denken Sie. Jezt tomm ich grade. Sie denken, ich werde ihnen das Leben leicht machen. Jeden Tag, Schlag zwei Uhr mittags, bin ich da und mache ihnen das Leben fauer: auf mich fönnen Sie sich verlassen."

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Menschenstind, Menschenskind. Ich denke, Sie sind verheiratet." Der stützt den Kopf auf: Das ist das Gemeine, ich hab's ihr noch nicht gesagt, ich fann's ihr nicht sagen."

,, Bielleicht gibt sich die Sache wieder."

,, Sie ist in anderen Umständen."

,, Das zweite?"

Ja."

Der in der Pelerine zieht den Mantel dichter an sich, lächelt den anderen spöttisch an, dann nicht er: Na, ist ja schön. Kinder machen Mut. Sie könnens jetzt brauchen."

Der rückt vor: Ich fann's nicht brauchen. Wozu denn. Ich hab' Schulden bis da. Die ewigen Abzahlungen. Ich fann's ihr nicht sagen. Und dann einen rauszugraufen."

Ein Herr in Hemdsärmeln kommt vom Billardtisch, tippt dem Jungen auf die Schulter: Eine Partie?"

Der Aeltere für ihn: Er hat einen Rinnhafen weg." ,, Billard ist gesund für Kinnhafen." Dann zieht er ab. Der in der Belerine schluckt heißen Tee; ist gut, heißen Tee mit Buder und Rum zu trinken und einen anderen flönen zu hören. Es ist gemütlich in der Bude. Sie gehen wohl heute nicht nach Hause, Georg?"

Hunde fönnen schweinisch sein, fie tragen ihre Leidenschaften offen zur Schau! Hunde fönnen Aergernis erregen! Es sind Wesen, bei denen die Anstandsformen feinen Anklang finden; ruft die Natur, so ist alle Dressur vergessen. In der dicht zusammengepaten menschlichen Gesellschaft fällt ihre Anstößigkeit in die Augen, und daher bekommen sie Kläpfe,

Auf dem Kamm fniet ein Mann, das linke Bein tut den Schritt vorwärts, der Obertörper frümmt sich, der Arm wird ausgeftredt, über der schwindelerregenden Tiefe. Jeßt find die Finger an der Spize der Rute, aber sie berühren tein Haár. Er muß höher zu­paden. Noch einen Zollbreit, da fühlt er einen eisigen Schauder. und merft, was es gift. Dann ein fester Griff

Achilles wurde am Hinterteil emporgezogen.

Uralt ist Achilles bei uns geworden. Mit allen acht in unserm Kinderschwarm spielte er, mit jedem einzeln und mit allen zu­sammen. Bis er plößlich abfiel, da, wo er vorher rot war, grau

Heute will ich mir selber eine Freude machen: ich will von ein wurde, grüne erloschene Augen bekam und zu beißen anfing, ohne paar Hunden erzählen, die ich gefannt habe. es zu wissen.ami

Ein Hund ist ein notwendiges Uebel" fagte der Förster, der mich anlernte. Er hatte eine Hundekoppel, in der es alle möglichen Arten gab, dide und dünne, rauhe uno traushaarige. Er war ein leidenschaftlicher Hundefammler, verstaute die Tiere zusammen in feinem Stall.

Da standen sie und bellten, betamen ihre Fettgrieben und wurden jeder nur 3 bis 4 Tage im Jahr für verschiedenartige Jagd wurden jeder nur 3 bis 4 Tage im Jahr für verschiedenartige Jagd gebraucht. Wenn ihre Tage gezählt waren, gingen sie zu den feligen Jagdgefilden ein.

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Ein großes Kapital war zu verzinsen in dieser Koppel. Die Frau Förster war den Hunden nicht grün sie belasteten den Haushalt. Aber notwendig waren sie, setzte ihr der Mann oft aus­einander. Ohne Entenhund feine Entenjagd, ohne Hühnerhund, feine Hühnerjagd dazu kamen die Dachshunde, Spürhunde und alle die andern.

Aber der Förster kam seinen Hunden nie näher. Sie waren und blieben seine Werkzeuge.

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Achilles hieß das Windspiel, mit dem ich groß geworden bin. Ein großer, langbeiniger, getigerter Hund, der einen Hasen packte, so oft er konnte.

Zu meinen frühesten Erinnerungen von meinem väterlichen Gut gehört eine Allee... Diese Allee führte durch Felder. Ein Junge mit seiner Mutter in der Allee, ein Windspiel dahinter. Der Hund nimunt eine Spur auf und wittert im Laube, wird lebhaft, faust davon. kommt zurück, an die Erde gedrückt, einen Hasen jagend. Eine fämpfende Mutter. Ich sehe den Arm... den Regenschirm. Jch höre die Schreie und Zuruje! Eine Staubwolke, Hund und Hase wirbeln ineinander.

Auf Möens Klint war der Gutsbesizer an einem Sommertag mit einer Gesellschaft auf einem Ausflug. Ich war 7 Jahre alt.

,, Hab' keinen Mut, hab' keinen Mut. Was soll ich ihr nur Baters Bater war mit dabei, auch seine Schwiegermutter. Achilles fagen. Ich kann ihr nicht ins Gesicht sehen."

,, Gehen, immer gehen, ruhig ins Gesicht sehen." ,, Was verstehen Sie davon."

Der legt sich, die Belerinenden zwischen den Fingern, breit über den Tisch: Trinten Sie, Georg, oder essen Sie, und reden Sie nicht. Ich versteh was davon. Ich kenne den Zauber bis dahin. Wie Sie noch so flein waren, habe ich mir das schon abgelaufen." Soll sich mal einer in meine Lage bersetzen. Eine gute Position, und dann verfauen sie einem alles."

Der Graue trinkt, beide Hände an dem Glas, trinkt langjam, innig, sieht in den Tee: Ein Weib, ein Kind: es sieht aus, als wäre das die Welt. Ich habe nicht bereut, Schuld empfinde ich nicht; mit den Tatsachen, auch mit sich, muß man sich abfinden. Man soll sich nicht dicke tun mit seinem Schicksal. Ich bin Gegner des Fatums. Ich bin kein Grieche, ich bin Berliner . Warum laffen Sie den schönen Tee kalt werden? Nehmen Sie Rum zu." Der Junge hält zwar die Hand über das Glas, aber der andere schiebt sie beiseite, gießt ihm aus einer kleinen Blechflasche, die er aus der Tasche zieht, einen Schuß hinein. Ich muß weggehen. Dante schön. Ich muß mir meinen Merger auslaufen." Ruhig hierbleiben, Georg, ein bißchen trinken, dann Billard spielen. Bloß teine Unordnung ein­reißen laffen. Das ist der Anfang vom Ende. Als ich meine Frau und das Kind nicht zu Hause fand und bloß ein Brief da mar, zur Mutter gegangen nach Westpreußen und so weiter, verfehlte Existenz, so' n Mann und die Schande und so weiter, hab' ich mir hier einen Riz beigebracht, hier am linken Arm, mas mie ein Selbst mordverfuch aussieht. Man soll nie verfäumen, etwas zu lernen, Georg; id fonnte jogar Provenzalisch, aber Anatomie. Ich hielt die Sehne für den Buts.. Beijer orientiert bin ich heute noch nicht, aber tommt nicht mehr in Frage. Kurz: der Schmerz, die Reue

wurde freigelassen, jagte und fam dem Abgrund zu nah'. Er glitt über die steile Böschung des Königinnenstuhles hinaus und wäre in die Tiefe hinabgerollt, hätte nicht eine wildwachsende Birke in einem Spalt seine Bruft aufgehalten.

Da lag er, etwa anderthalb Meter weit unten auf einer teuflisch schiefen Ebene, freideweiß, glatt, blauen Himmel darüber und tief barunter die Wellen der Ostsee . Das Gebell blieb ihm im Halje steden. Er wimmerte. Die Ohren legten fich zurück; in feinen Augen prägte fich der Ernst seiner Lage aus, sobald er langsam wagte, den Kopf zu drehn und nach Hilfe auswärtszuschauen. Er lag auf dem Bauche, wehrte sich mit den Klauen. Vor ihm ragte die Birte auf, hinten war die Rute lang ausgeftredt. Der Köter!" schimpfte Bater. Die Gesellschaft war zu Gast in einem fremden Wald, und nun benehm sich sein Hund so tattlos, hier zu jagen. Achilles !" Achilles !" Man pfiff und rief, aber niemand hatte den und gesehen, er hatte Reißaus genommen.

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Als man den Kamm von Möens Klint erreichte, sah man ihn unten liegen.

Die Scheltworte erstarben. Seine Lage mer so verhängnisvoll, daß man ihn nicht einmal mehr anredete oder seinen Namen rief. Es galt sein Leben, wenn er einer Aufmunterung zu einem Bersuch, sich zu erheben, gefolgt wäre.

Beschämt drehte er den langen Kopf mit einem fhentlichen Blick zurück und pfiff wie ein ganz junger Hund.

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Da benahm der Gutsbesizer sich wie ein Mann. Es handelte sich um einen Schritt, aber einen fürchterlichen Schritt. Das Leben war der Einfah, wenn man dem Hunde beistehen wollte.

Großocter hielt feine eine Hand feft, mehrere andere von der Gesellschaft hatten die freie Hand Großvaters ergriffen. Ganz hinten hing die Schwiegermutter,

Was der Hund für mich bedeutet hat?

Auf einem Schreibtisch in einem altmodischen Heim steht die verblichene Photographie eines Windspiels in der Kraft seiner Jahre. Dieses Bild ist mi: ans Herz gewachsen.

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Von allen Hunden, die ich gekannt habe, ist der erste vom Strahlenglanz der Erinnerung verflärt. Ich war ein junger Mann, schrieb damals gerade meine Jagdbriefe", mit denen ich meine Schriftstellerlaufbahn begann. Eine, fleine, angenehme, rote Dame ein irischer Setter in Taschenformat. Die Treue dieses Hundes gehört zu meinen Lebensschäzen.

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In einer fleinen Billa in Amager bei Kopenhagen hatte der junge Jägersmann seine Wohnung; aber an einem schönen Sommer­tag, an dem er den ganzen Tag fortmußte, schleppte er den Hund in den Keller und band ihn an die Kette. Als ich am Abend nach Hause kom, war er weg, hatte seine Fesseln gesprengt, die Fenster­scheibe zertrümmert und war, die lärmende Eisentette hinter sich her schleifend, durch die Straßen gerannt. Nun mußte er ja mohl zurückkommen, dacht' ich, man war ja noch so jung!

Zwei, drei Tage verstrichen, eine Woche fast. Da wurde ich endlich wach und dachte an die Landwirtschaftliche Hochschule. Und richtig, dort saß er im Hof der Proffribierten, und der Hammer des Todes schwebte über seinem Nacken. Ich kam gerade noch recht­zeitig..

Nie vergesse ich sein Forschen, als er von weitem sah, wie eine Gestalt sich der Einfriedigung näherte. War er es? so fragte er sich, der einzige in dem ganzen Menschengewühl, dessen Witterung ihm vertraut war, er, nach dem er gesucht hatte, er... endlich er den er Tag auf Tag erwartet hatte.

Sein Entzlicken und dann seine Verzweiflung, als ich mich, um eine Masse Formalitäten in Ordnung zu bringen, abwandte und fortging nein, ich vergesse es nie!

Es ist etwas Wunderliches um die Hunde! Mein hochbegabter Onkel, Advokat beini Höchsten Gerichtshof, Menschentenner, gesucht von den sich selbst verherrlichenden zweibeinigen Biestern, bewun derte Hunde. Im hohen Alter pflegte er in der Nacht, obwohl er frant und schwach war, aufzustehn, um Roland" an die Luft zu führen. Mein Großvater, der Frieden und Ruhe liebte, hielt sein Mittagsschläfchen zusammen mit Fig", einem boshaften, rauh­haarigen Terrier, der auf seinem Banche lag. So oft es klingelte, bellte er wütend.

Hunde, sagte der Förster, Hunde sind ein notwendiges llebel! Hunde, sagen andere, machen Leute zu Toren. Hunde haben troß alledem das, was den Menschen nach meinem Begriff am meisten fehlt. Sie sind freu

Wenn ich die meisten Menschen dieser Welt vergessen habe, werde ich mich der Hunde erinnern. ( Deutsch von Sermann Rin.)

Das Pantoffelfierchen. Zu den bekanntesten. Infusorien gehört das Pantoffeltierchen( Paramaccium). Es ist wie die Amöbe ein­aellig, aber doch schon höher organisiert, da es einige dauernde Organe, zum Beispiel eine Mundoffnung, befitzt; dagegen find die inneren Organe meift vergänglich. So bilden sich an der Mund­öffnung andauernd fleine Bläschen, die das aufgenommene Wasser mit allerhand Nahrungstörpern( Batterien, Algen ufm.) enthalten. Sie lösen fich los und bewegen sich im Innern des Körperschleims. Dabei verhalten sie sich aber ganz eigenartig, nämlich ähnlich wie unser tompliziert gebauter Magen. Es entsteht in den Bläschen freie Säure, durch die die Nahrung getötet wird; dann wird der Blaseninhalt neutral und erhält einen Verdauungsjaft, der die Nah­rung auflöst. Ist dies geschehen, so wird das Unverdauliche ausge­ftoßen, und die Blaje verschwindet in dem Körperschleim. Sie war aljo Magen und Darm zu gleicher Zeit.