Ueberdies billigte die Frankfurter Resolution die von den vorhergehenden sozialistischen Konferenzen in Amsterdam «März 1921) ausführlich niedergelegten Maßnahmen. Eine der damals angenommenen Resolutionen(die von allen unseren Resolutionen der Wirklichkeit am meisten entsprach und prophetisch in die Zukunft wies) möge in diesem Zusammenhang angeführt werden:„Damit der Wieder- Aufbau der zerstörten Gebiete sich mit der notwendigen Schnelligkeit vollzieht, muß ein gemischtes System von � �ach-, Arbeits- und Geldleistungen angewandt werden.. D ie sachlichen Leistungen sind unter Mitwirkung der Gewerk schärften daraufhin zu prüfen, daß sie weder der Arbeiterschaft dess liefernden, noch des nehmenden Landes zum Nachteil gereichen." 2S. ese Resolution wurde u. a. unterzeichnet von Arthur .hende/rsou, Ramsay Macdonald , I. H. Thomas, Tom Shaw(Großbritannien ), Louis de BrouckKre und Camille Huysmans (Belgien ), Otto Wels und Hermann Müller (Deutschland ). Sie wurde allen sozialistischen Parteien und Parlaments- fraktionen nrit einem Begleitbrief von Ramsay Macdonald überreicht. Ttonderoeldes zweite„Feststellung ist weniger unrichtig als unwichtig. Er schreibt:„Die Resolution von Frankfurt (und von Hamburg ) oerlangt die An- n u l l i e r u n g der Lasben aus dem Titel der Kriegs- Pensionen,©nomden hat im Haag... dafür gekämpft, daß der„Derteilrmgsschlüssel von Spa' aufrechterhalten bleibe. Nun war aber dieser Verteilungsschlüssel auf die Tatsache gestützt, daß England... unter dem Titel der Kriegspensionen bei der Aufteilung betelligt wurde." Die Ar- beiterpartei hat in ihren Resolutionen und Manifesten die Reparationsansprüche unter dem Titel von Kriegspensionen stets und wiederholt oerurteilt, so zum Beispiel in dem bereits oben angeführten Memorandum vom De- zember 1921. Aber in wenig mehr als einem Jahr hatte der Ver- teilungsschlüssel von Spa(Juli 1920) eine neue Bedeu- t u ng erlangt. Unsere Politik und die Politik der Inter - nationale hat dem Wiederaufbau der zerstörten Gebiete Frankreichs und Belgiens die Priorität zuerkannt, und überdies die gegenseitige Streichung der internationalen Kriegsschulden verlangt. Diese zwei Punkte waren, wie in der Resolution von Lille (April 1923) ausdrücklich festgestellt wurde, gegenseitig be- dingt. Am 1. August 1922 richtete die britische Regierung, teils als Folge unseres Druckes und(bewußt oder unbewußt) im Geiste der Politik der Internationale eine Note(die B a l f o u r- N o t e) an die Regierungen von Frankreich , Italien , Jugoslawien , Rumänien , Portugal und Griechen- land, mit dem Anerbieten,„falls eine solche Politik eine be- friedigende internationale Regelung darstellen würde, alle Schulden, sowohl die Anleihen unserer Alliierten, als auch die Reparationszahlungen Deutschlands an Großbritannien zu erlassen." Dieses Anerbieten wurde ab- gelehnt. In den ersten Tagen des Januar 1923 bot B o n a r Law in Paris wiederum«ine großmütige Rege- l u n g(praktisch eine Annullierung) der europäischen Schul- den an Großbritannien als Gegenleistung für die Annahme einer Herabsetzung der Ansprüche an Deutschland an usw. Auch dieses Anerbieten wurde abgelehnt. Ende Januar 1923 wurde das britifch-amerikanische Schulden- abkommen unterzeichnet und der zweite Teil der Balfour - Note wurde wirksam:„Wir verpflichten uns, unter keinen Umständen mehr von unseren Schuldnern zu verlangen, als nötig ist, um unsere Gläubiger zu bezahlen. Wenn wir nicht mehr verlangen, so wird jedermann zugeben müssen, daß wir uns schwerlich mit weniger begnügen s innen." Auf dieser Grundlage schloß Großbritannien seine Schuldenabkommen ab: 373 Millionen englische Pfund, die Frankreich schuldete, wurden gestrichen; 482 Millionen englische Psund, die Italien schuldete(wovon ein Teil sicherlich zum Ausbau feiner Industrie verwendet worden war), wurden ebenfalls gestrichen. Das britische Schatz- amt machte eine annähernde Schätzung von Deutschlands Zahlungsfähigkeit und willigte unter der Annahme, daß der Verteilungsschlüssel von Spa unverändert bleibe, ein(und die Einwilligung ist in den Schuldenabkommen enthalten),'den Alliierten jede Summe zurückzuerstatten, die Großbritannien von seinen Schuldnern, mit Einschluß Deutschlands , über die insgesamt für seine Zahlungen an die Vereinigten Staaten nötigen Beträge hinaus erhalten würde. Darin liegt die Bedeutung des Vertei- lungsschlüsfels von Spa, was Großbri- tannien betrifft. Mit den Militärpensionen bat das gar nichts Zu tun. Seit 19 22 hat Großbritannien nicht einmal Reparationen als solche gefordert. Der Frankfurter Plan(1922) faßte den raschen Wiederaufbau der zerstörten Gebiete und die inter - nationale Annullierung der Kriegsschulden ins Auge. Keine britische Regierung hat dieser Politik Hinder- nisse in den Weg gelegt. Als die Haager Konferenz 1929 tagte, waren die zerstörten Gebiete wieder aufgebaut: die Kriegsschulden allerdings sind, nicht durch die Schuld Großbritanniens , nicht gestrichen worden. Allgemeine Sachlieferungen als einen„Ansporn für die deutsche Produktivität und auf diese Weise für einen größeren Zlusfuhrüberschuß"(Dawes-Plan ) für die Zahlung der Reparationen sind kein Prinzip, das die britische Ar- beiterbewegung oder die Internationale sich je zu eigen ge- macht hat. Im besonderen besteht keinerlei Beziehung zwischen den freien Kohlenliefcrungen nach Italien (die wieder erportiert werden können) auf Kosten Deutschlands und der Bolitik der Internationale. Allerdings,«ine engherzige Befolgung der Frankfurter Resolution hätte die Ableh- nung des Dawes- und des Boung-Planes bedingt. Im Haag gab es nur«in« rein sozialistische De- legation. Aber selbst wenn alle Delegierte Westeuropas So- zialisten gewesen wären, hätten nicht einmal s i e gewisse politische und finanzielle Tatsachen unter Ausschluß Amerikas außer Acht lassen können. Vanderoelde bedauert, daß die Internationale die Argu- mentation Snowdens nicht vorher durchberaten habe. Die Internationale kann nur sich s e l b st«inen Vorwurf darüber machen. Die britische Delegation hat mehr als einmal Gelegenheit zur Diskussion geboten. S n o w d e n selbst und auch Macdonald haben am 8. und 9. Februar 1929 i n L o n d o n der französischen, belgischen und deutschen Partei genügend Gelegenheit zur Diskussion gegeben: im vergangenen Juli in Zürich bestand wiederum die Mög- lichkeit zu einer Aussprache, di« jedoch nicht benützt wurde.
Vrightoa, 2. Oktober. (Eigenbericht.) Der Parteitag der Arbeiterpartei befaßte sich am Mittwochnochmittag in geschlossener Versammlung mit den seil längerer Zeit ausgearbeiteten Plänen über einen großzügigen Ausbau des„Daily Gerald" zu einer technisch und redaktionell ans voller höhe stehenden Tageszeitung, unter An- gliederung eines bereits bestehenden, lediglich am Sonntag er. scheinenden Blattes. Für die Zukunft ist die Schassung einer Provinzausgabe des„Daily herald" in Man- ch e st e r. sowie die Schaffung eine» sozialistischen Londoner Abendblattes mit einer Provinzausgabe geplant. Diese Reorganisation soll im Rahmen der im Privatbesitz bestndlichen Oldham -Presse erfolgen, jedoch wird die volle redaktionelle Unabhängigkeit bzw. Kontrolle der Gewerk» schaften und der Arbeiterpartei gewährleistet sein. Außenpolitik in Brighton . Brighton . 2. Oktober. (Eigenbericht.) In der sich aus dem Kongreß der Arbeiterpartei an die Rede hendersons crirschließetAen außenpolitischen
Debatte fragte der Führer der britischen Transportarbeiter Benin den Außermnmfter, ob er bereit sei. Schritt« zu unter- nehmen, damit Großbritannien aus den internationalen Arbeits- konferenzen durch einen politisch verantwortlichen M i n i st e r und nicht durch einen Beamten, wie in der Ver- gangenheit, vertreten sein würde. Hendensons Antwort ging dahin, daß er selbst an der internationalen Arbeitskonserenz teilnehmen werde. Die Ausführungen einer weiblichen Delegierten über die Notwendigkeit einer beschleunigten vollen Abrüstung vevaniaßten den Außenminister zu der Feststellung, daß die Bei- wirklichung der vollen Abrüstung nicht im Bereiche der Mag- lichkeit der gegenwärtigen Regierung liege. Man würde sich nur selbst täuschen, falls man solche Hofsnungen hege. Er habe jedoch in seiner Rode-den Beweis zu erbringen versucht, daß die Arbeiter- regierung die Abrüswngsfrag« überaus energisch in Angriss genommen habe, und er habe sich mit seinem A-ppell deshalb an d-e Konferenz gewandt, weil er der Ueberzeugung fei, daß die Aus- sichten der Abrüstung mn so größer seien, je stärker die öffentliche Meinung ihren Willen in dieser Richtung geltend mache.
Hamburg , 2. Oktober. Ueber die abenteuerliche Fahrt des deutschen Dampfers„Falte" von Gdingen noch Venezuela im Zufannnenhang mit einer venezolanischen Aufstandsbewegung chröffentlicht das„Hamburger Fremdenblatt" interessante Darstellungen des E r st e n Offiziers und der Mannschaft des Schiffes. Der Fall„Falke" wird zu gegebener Zeit abschließend das Hamburger Seeamt be- schäftigen. „Als in Hamburg, " so berichtet der Erste Ossizier,„kurz vor der Abfahrt des Schisses ein Franzose namens P a r i s o t an Bord kam, ahnte wohl niemand, daß dieser Mann durch seine Machen- schaften Leben und Existenz der Besatzung gefährden sollte. Wir sollten angeblich Stückgut von Danzig nach Zentral- a m e r i t a bringen, wurden dann nach Gdingen beordert, nahmen dort Bunkerkohle ein und verholten an dem Ladekai, wo acht Waggons Ladung bereitstanden. Beim Oessnen des ersten Waggons wurde die Entdeckung gemacht, daß die Slückgutladuug aus Alunilioa bestand. Mannschaft und Offiziere verlangten vom Kapttän Aus. klärung über Zweck und Ziel der Reise und wollten, da die Antwort ausweichend aussiel, wieder abmustern. Am nächsten Morgen erschienen der Eigentümer des Schifies, Felix P r e n z l a u aus Hamburg , und dessen Sozius Gramarsky. Diese erklärten uns, wie beförderten eine Ladung, die richtig und ordnungsmäßig deklariert und von Regierung zu Regierung bestimmt sei. Der Einwand,'es iei Konterbande an Bord, sei irrig. Die Mannschaft bestand jedoch daraus, nur unter der Bedingung zu fahren, daß doppelte Heuer Und«in« Gratifikation von 5 00 Mark bewilligt würden. Herr Prenzlau war damit einverstanden und bekräftigte sein Einverständ- ms durch Handschlag. Nach Uebernahme von 118k Kisten M u n i t i o n, 54 Kisten G e- wehren, 4 Kisten Gewehrriemen, Bajonetten, Degen, Re- volvern und Maschinengewehren kamen wenige Mauten vor der Abfahrt noch 20 Passagiere au Bord. deren Führer ein Venezolaner namens D e l g a d e war, dem man die Kammer des Kapitäns einräumte. Am Morgen des IS. Juli 1929 gingen wir in See. Im englischen Kanal wurden einig« Munitions- kisten geöffnet, und jeder der Passagiere von Gdingen erhielt R e- voloer und Degen. Das Deck und der Zugang zu den Luken wurden jetzt Tag und Nacht bewacht. Eines Tages wurden Plötz- lich die venezolanischen Farben gehißt. Der Kapitän verstand es, zusammen mit dem Franzosen Pa- risot und dem Venezolaner Delgado, die wachsend« Unruhe der Besatzung zu beschwichtigen. Nach Passieren der Azoren erfolgte im Salon des Schiffes die
Vereidigung de» Kapitäns Zipplitt aus die venezolanische Flagge.(!) Zipplitt berührte in Gegenwart des„Präsidenten", wie Delgado von seinen Freunden genannt wurde, die Flagge, hob di« Rechte zum Schwur und sprach dem Präsidenten die Schwursormel nach. Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht von der Vereidigung durch das Schiff. Die Stimmung war jetzt aufs höchste gespannt. An einen tätlichen Widerstand gegen di« bewaffneten Venezolaner war freilich nicht zu denken. Am K. August trat dann aber doch di« Mannschaft vor den Kapitän und erklärte diesem und den Venezolanern, daß sie nicht weiterfahren wolle und Anlaufen des nächsten Hasens mit einem deutschen Konsulat verlange. Wieder gelang es der Ueberredungskunst Delgados, die Leute zu beschwichtigen. Am 10. August morgens gingen wir vor der ersten venezolanischen Insel B l a n q u i l l a vor Anker. Ein großer Motorsegler kam längs- seits, und es wurden 250 Gewehre und 28 Kisten Munition gelöscht. Nach Uebernahme von acht Mann, unter denen sich ein mit Ver- bandszeug ausgerüsteter Arzt befand, dampften wir am anderen Tag« nach Negros Koint auf der Halbinsel C u m a n a. Hier kamen in vier großen Booten 400 Leute an Bord, die Delgado und seine Ge- Nossen stürmisch begrüßten. Etwa 200 Mann�wurden mtt Waffen und Munition ausgerüstet und verließen das Schiff xoieder. Der erttscheiderrde Tag war dann der 11. August. Nachts 12 Uhr wußten wir die Rettungsboote klar machen und zu Wasser bringen. Van Negros Point hatten wir außer den eigenen Booten noch zwei große Rettungsboote im Schlepptau. Um 5 Uhr früh lief der„Falke" mit d«« v or Er r e g u n g z i t t e r n de n Rebellen in den Hafen von Eumatta ein/ Bon hier aus sollte die - Republik Venezuela erobert werden." Die Darstellung des Ersten Offiziers beschäftigt sich dann ein- gehend mit der Landung und den Kämpfen bei Eumana, die au» Meldungen von Venezuela bekannt sind. Mit Ausnahme des Dritten Offiziers, der bei dem Landungsmanöoer verwundet wurde und dessen Schicksal bis heute unbekannt ist, sei die Besatzung unversehrt wieder an Bord gekommen. In Port es Spain auf Trinidad ist der Erste Offizier nach seiner Darstellung sogleich zum deutschen Vizekonsul gegangen, um über die Vorgänge an Bord des„Falke" zu berichten und di« Rückbeförderung der Mannschaft in die Heimat zu beantragen. Die Darstellung der Mannschaft, welche das„Hamburger Fremdenblatt" gekürzt bringt, deckt sich in vielen Einzelheiten mit den Aussogen des Ersten Offiziers. Neben dem Dritten Offizier ist danach freilich auch noch ein Mann der Mannschaft, ein Deck- s ch l v s s e r, bei den Kämpfen schwer verwundet worden. Als das Schiff Eumana verlassen hatte und wieder auf See war. habe der Kapitän Order gegeben, den letzten Rest Waffen über Bord zu werfen, und dieser Befehl sei auch ausgeführt worden.
Ich habe in Luxemburg (November 1926) hervorgehoben, daß in bezuq auf Schulden und Reparationen eine bloße Wiederbestätigung der Frankfurter Prinzipien wenig Di- rektiven für die gegenwärtige Lage biete. F. O. Roberts u n d i ch versuchten, den Text abzuändern. Alle unsere Ab- änderungsanträge sind von den Franzosen und Belgiern abgelehnt worden. Vandervelde sagt: Oer �oung-plan ist nicht das letzte Wort. Kassel , 2. Oktober. (Eigenbericht.) Der frühere belgische Außenminister Emil Vanderoelde, der am Mittwoch in Kassel weilte, gewährte einem Vertreter des „Kasseler V o l k s b l a t t" eine Unterredung, in deren Verlauf er u. a. gefragt wurde:„Glauben Sie, daß der Boung-Plan das letzte Wort in der Reparationssrage sein wird?" Vanderoelde antwortete:„Damit der Poung-Plan nicht das letzte Wort in der Reparationssrage sei, müßte man er- reichen, daß die VereinigtenStaaten von Amerika ihr letztes Wort in der Reparationssrage noch sprechen. Sie erinnern sich an die Zusammenkunft der sozialistischen Parteien Deutschlands . Frank- reichs, Englands, Italjens und Belgiens in F r an k s u r t a. M. im Jahre 1922. Man war dort der übereinstimmenden Ansicht, daß die Reparationen bescbcänkt und nur für den unmittelbaren Schaden(nicht militärische Pensionen usw.) erhoben werden müßten. daß andererseits die Schulden zwischen den Alliierte» annulliert werden slülen. Wenn das Programm von Frankfurt nicht oerwirk- licht werden konnte, so zum größten Teil deshalli, weil in Amerika der Einfluß der Soziali st en nicht ge- n ü g« n d g r o ß i st. An dem Tage, wo die Vereinigten Staaten von Amerika , sei es die Annullierung der Schulden oder wenigstens ein« Verminderung der alliierten Reparationen zuließen, könnte der Poung-Plon im Sinne der Frankfurter Resultate revidiert werden."
Au» dem Petilionsausschuß. Zum Vorsitzenden des Petitions- ausschuss«s des Reichstages wurde an Stelle des verstorbenen Abge- ordneten Schulz-Königsbcrg(Soz.) der Abgeordnete Seidel(Soz.) gewählt.-
Volksbegehren gescheiieri. In Lippe -Oetmold. Detmold , z. Oktober. Das von den bürgerlichen Parteien mtt Ausnahme der in der Regierung vertretenen Demokratischen Partei und der Lolksrechts- parte! beantragte Volksbegehren auf vorzeitige Auf- l ö s u n g des L a nd t a g s hat die nach dem Gesetz erforderliche Sttmmenzahl von einem Drittel der bei der letzten Landtagswahl wahlberechtigten Personen nicht erreicht. Insgesamt haben sich innerhalb der Eintragungsfrist, die heute abend abgelaufen ist, 33 195 stimmberechtigte Wähler eingetragen, während für di« Herbei- führung des Volksentscheids 35 9-34 Unterschriften erforderlich waren; es fehlen asso 2739 Unterschriften. Damit ist die Aktion gescheitert. Zentrum und Ehescheidungsresorm. Mißlungener Tfcrschlepputigsoerfnch. Der Rechtsausschuß des Reichstags trat gestern zur Beratung der Ehescheidungsresorn, zusammen. Di« Vertreter des Z e n- trums beantragten, die Beratung auslängereZeitzuoer- tagen. In einer lebhaften Geschäftsordnungsdebatte erhoben namenllich die Vertreter der Sozialdemokratie energisch Widerspruch gegen die Verschleppungsabsichten. Abg. Kahl wandte sich gegen die Versuche, die seit fünf Jahren schwebende Re- form immer wieder zu oerschieben. Er forderte vom Zentrum, daß es offen sage, ob es überhaupt jemals die Beratung der Ehe- scheidungsreform wolle. Der D-rtogungsantrag des Zentrums wurde abgelehnt. Die Deutschnationalen beantragten sodann die Mit- beratung eines umfassenden Gesetzentwurf», der nicht nur Bestimmungen über die Ehescheidung, sondern über di« Ehe und das Recht der Kinder überhaupt enthält. Der Ausschuß beschloß, den deutschnationalen Antrag nur insoweit zur Beratung zuzulassen' al» er sich auf di« Ehescheidung bezieht. Die Beratungen wurden dann im Hinblick auf die Fraktionsfitzungen oertagt.