Morgenausgabe
Rr. 473
A 238
46.Jahrgang
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Vorwärts
Berliner Bolksblatt
Mittwoch
9. Oftober 1929
Die etnis alrige Ronporetlegene 80 Bfennig. Refiametetle 5.- Reichs mart Kleine Anzeigen das ettge brudte Wort 25 Pfennig zuläffig met Fettgedruckte Borte) jedes meitere Bort 12 Bfennig. Stellengeiuch das erite Wort 15 Pfennig. jedes mettere Bon 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben Arbeitsmark ablen für zwei Borte. Beile 60 Pfennig. Familienanzeigen Zeile 40 Pfennig. Anzeigenannahme imhaupt elchäft Bindenstraße 3, mochentäglic Bon 81% bis 17 Ubr.
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Vorwärts- Verlag G.m.b.H.
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und Beamten, Wallstr. 65. Diskonto- Gesellschaft, Depofitenfasse Lindenstr. 3.
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Hochflut deutschnationaler und kommunistischer Verleumdungen gegen Sozialdemokraten.
Die Breffe Hugenbergs und der Kommu-| Rechmungen nachgewiesen worden, daß die Preise, die für nisten benutzt den Sflaret- Skandal, um täglich Verleum- die Anzüge gezahlt wurden, angemessen und nicht niedriger dungen und Verdächtigungen gegen Sozialdemokraten in waren, als fie im normalen Geschäftsverkehr gefordert werden. verantwortlicher Stellung zu verbreiten. Im Mittelpunkt Anderen Persönlichkeiten wird vorgeworfen, daß sie mit den Sklarets dieser Veröffentlichungen steht die sogenannte Kunden gesellschaftlich verkehrt haben, ohne daß erklärt Liste der Sflarets. wird, warum das ein Bergehen gewesen sein sollte, solange man annehmen mußte, daß die Brüder Sklaret sich in geordneten Verhältnissen befanden und nichts getan hätten, was sie mit dem Staatsanwalt in Konflikt bringen mußte.
In dieser Liste ist wahllos eine Reihe von Sozial Demokraten aufgeführt, die kommunalpolitisch exponierter Stelle stehen.
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Eine Reihe der Verdächtigten hat furze und bündige Erklärungen abgegeben und gleichzeitig Strafantrag gegen die Verbreiter der Verleumdungen gestellt. Die Nacht ausgabe" des Herrn Hugenberg, die diese Liste als erste veröffentlichte, hat diesen Berichtigungen teilweise Raum gegeben, außerdem sind diese Erklärungen durch den Vorwärts" öffentlich bekanntgegeben worden.
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Troßdem jezten mehrere Berliner Abendblätter gestern abend den Berleumdungsfeldzug fort, in der schmuzigsten, an die Methoden der ausgesprochenen Revolver preffe heranreichenden Form. Wir nennen ausdrücklich die tommunistische Welt am Abend", die deutschnationale Deutsche 3eitung" und die Kreuzzeitung ". Die Bahn der anständigen Journalistik ist in diesen Blättern Derlaffen, die hegerische und gemiffenlose persönliche Ber leumdung bestimmt den Ton.
Diese Zeitungen wiederholen die Verleumdungen gegen bie namentlich bezeichneten Personen, unterschlagen jedoch die bündigen Gegenerklärungen der Berleumdeten! Der Beweis, daß es ihnen nicht auf Reinigung des öffentlichen Lebens ankommt, sondern auf gewiffenlose persönliche Hezze zu politischen 3meden, ist damit erbracht. kes
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Die Kreuzzeitung " besitzt die Dreistigkeit, ihre Auslaffungen zu überschreiben: Die SPD. schweigt. Sie wirft dem Vorwärts" vor, daß er sich ausschweige. Wir haben unmittelbar nach dem Offenbarwerden des Standals sehr deutlich unsere Meinung gesagt, aber wir sind nicht gefonnen, die unkontrollierbaren und zum Zwecke der Verleumdung erfundenen Gerüchte wiederzugeben, die täglich die Spalten der Sensationspresse und der politischen Hezpresse pon ganz rechts und ganz links füllen.
Der Vorwurf des Schweigens, erhoben von der reuzzeitung", ist um so verlogener, als dies Blatt im selben Atemzug unsere Feststellungen und die Erklärungen der Angegriffenen mit folgenden Worten wiedergibt: „ Er( der„ Borwärts") beschränkt sich bezeichnenderweise darauf, Erklärungen abzudruden von einigen start belasteten Bersönlichkeiten, die bestimmt behaupten, weder die Sklarets zu fennen, noch mit ihnen Geschäfte gemacht zu haben." Die Kreuzzeitung " hat zwar wohl die Namen der Berleumdeten wiedergegeben, nicht aber die Namen derer, die sich zur Wehr gesetzt haben! Sie nennt die Männer, die ohne jeden Anhaltspunkt verleumdet worden find,..start belastet".
Es genügt für diese Zeitungen, daß gewissenlose Burschen Ehrenmänner mit Schmuz bewerfen, um die Angegriffenen start belastet" zu nennen. Diese Methode der Ehr abschneidung hat mit journalistischem Anstand nichts mehr 3 tun sie ist lediglich noch ein Objekt der Berachtung aller anständigen Menschen und ein Objekt für den Strafrichter. Das Tempo" in der Front der Heizpresse.
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3mei Blätter des Verlages Ulstein haben gestern abend zu den Veröffentlichungen über die Kundenliste" Stellung genommen. Die Vossische Zeitung" schreibt:
Die Affäre Stlaret ist trübe genug, und der Wunsch selbst verständlich, daß nicht nur die strafgefeßlich und moralisch Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden, sondern daß auch alle unzulässigen Zusammenhänge aufgedeckt werden, damit für die Zukunft ähnliches verhindert werde. Aber die Tendenz wird allzu deutlich sichtbar, aus einer kriminalaffäre in alizu breitem Ausmaße ein polifitum zu machen, um für die bevorstehenden Wahlen agitationsstoff zu gewinnen."
Diese verantwortungsbewußte Warnung Dor der Genfationsheße, die der Sachlage durchaus gerecht wird, hat nicht verhindert, daß das ebenfalls im Verlag Ulstein erscheinende Tempo" sich die Methoden der Berleumdungspreffe zu eigen gemacht hat. Es veröffentlicht an der Spige des Blattes fieben Porträts der angegriffenen Personen, Unterschrift: Die Herren nach nach der legten Stlaret Mode". Von den bereits veröffentlichten Er flärungen namentlich des Genossen Flatau nimmt die Zeitung mit feiner Silbe Notiz! Diese Entgleijung ist um so ungeheuerlicher, als die Bossische Zeitung" das wahre Wesen der Heze richtig gefennzeichnet hat.
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Die Kundenliste.
Bewußte Berleumdungen.
Der Städtische Nachrichtendienst teilt mit:
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Die im Einvernehmen mit der Staatsanwaltschaft vom Bürgermeister Scholz beauftragten Beamten der Stadt haben heute die Konten in den Büchern der Firma Sklar et im Kriminalgerichtsgebäude eingesehen. Es handelt sich um drei Bände, die im ganzen 1700( siebzehnhundert) Konten umfassen, und daneben um zmei Kladden. Kontobücher wie Kladden beziehen sich auf die letzten drei Jahre.
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misch der Redaktion der Rachtausgabe" mitgeteilt, daß ich weder jemals. Anzüge oder sonstiges von Sflarets getauft, noch sonstwie Beziehungen zu ihnen gehabt hätte.
Darauf erwiderte der betreffende Redakteur, daß es ihnen nur darauf ankäme, die Liste derjenigen vom Magistrat zu erhalten, welche als Prominente aus der Kommunalverwaltung mit Stlaret in geschäftlichen Beziehungen gestanden hätten.
Wenn die Liste der Redaktion der Nachtausgabe" befannt sei, würde sie dann mitteilen, daß man sich hinsichtlich meiner Person geirrt habe."
Darnach hat ein Hugenberg- Redakteur gestanden, daß seine Redaktion wahllos ohne alle Unterlagen Ehrenmänner bemußt verleumdet hat, um eine Pression auf den Magistrat auszuüben! Diese von ehrenhafter Journa liftit weit entfernte Methode fann man nur als Revolverjournalistit bezeichnen!
Die ,, Rote Fahne " ist nach derselben schmutzigen Methode verfahren.
Diese schimpfliche Methode der Heze ist nicht nur geeignet, die Berleumdeten schwer zu schädigen, fie trägt gleichzeitig große Gefahren füre die Stadt Berlin und ihren Kredit mit sich. Wir sind im Besiz besorgter Anfragen aus dem Ausland, die sich nach der Finanzfrise der Stadt Berlin im 3usammenhang mit dem Stlaret Standal erfundigen. Das ist die Wirkung der gewissenlosen und verantwortungslosen Preffehezze!
Es gibt in Berlin einen Standal, der noch größer ist als der Stlaret- Standal das ist der Standal der ver antwortungslosen Preise, die vor feiner Infamie
zurüdschreckt!
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Weitere Erklärungen.
Die Justiz preffeftelle teilt mit: Die Mitteilung der ,, Roten Fahne", daß Oberstaatsanwalt Tetzlaff von der Staatsanwaltschaft I Berlin ein Freund der Gebrüder Stlaret sei, ist unrichtig. Oberstaatsanwalt Tezlaff hat nie in irgend welchen privaten oder geschäftlichen Beziehungen zu einem der Gebrüder Stfaret gestanden. Er steht weder auf der sogenannten Kleidertifie noch hatte er bei der Firma Sflaret ein Konto.
Stadtrat Schneider schreibt uns:
,, Werte Genossen! In der Angelegenheit Stlaret bitte ich Sie Von den 1700 Konten betrafen sehr viele außenstehende Ber - ergebenst, in der nächsten Ausgabe des Vorwärts" folgende Erkläsonen, z. B. freie Arbeiter und Angestellte und Beamte der Reichs- rung von mir aufnehmen zu wollen: Zu den in der Deffentlichkeit in und Staatsbehörden. Die meisten Rechnungen sind durch 3ahlung ausgeglichen, etwa fünfzig Konten tragen noch ein häufig sehr fleines Debet. Die Durcharbeitung der siebzehnhundert Konten wird noch längere Zeit erfordern. Daß eine so hohe Anzahl von Konten städtischer Bediensteter vorhanden ist, ist nicht verwunderlich, da in dem wöchentlich erscheinen den Amtsblatt der Stadt Berlin " ständig ein ganzseitiges Inserat der KVG. mit dem Hinweis auf
Zahlungserleichterungen aufgenommen war.
Die Kundenliste der beiden Kladden umfaßt die folgen den Namen höherer Beamter und Angestellter: den Namen höherer Beamter und Angestellter:
Stadtbaurat Dr. Adler, Stadtrat Benede, Stadtrat Gäbel, Stadtschulrat Nydahl, Stadtrat Dr. Treitel, Bürgermeister Kohl, Bürgermeister Schneider, Stadtrat Gottich alt, Stadtrat Gütig, Stadtrat Radtte, Stadtrat Weber, Berwaltungsdirettor Dynow, Verwaltungsdirektor Suder, Direttor Brolat, Obermagistratsrat Schalldach, Obermagistratsrat Run omity, Stadtamtsrat Satolomity sowie die Herren Liebert und Heinricht von der BAG. Außerdem hat ein Herr Böß jun. ein Konto.
Dies ist eine Lifte von Kunden, woraus sich noch feineswegs irgendwie schließen läßt, daß diese kunden einen Vorteil aus dem auf gehabt haben. Dies muß erst die staatsanwaltschaftliche oder disziplinarische Untersuchung ergeben.
Ferner ist wichtig, daß auch von den Kladdenkonten die Konten von Stadtrat Gottschalt und Obermagistratsrat Schalldach längst ausgeglichen sind, und wahrscheinlich dürfte eine jetzt noch nicht festzustellende Anzahl anderer Ronten ebenfalls durch Zahlung aus geglichen sein.
der Angelegenheit Stlaret gegen mich erhobenen Vorwürfen bemerke ich folgendes: Ich habe keinerlei Einfluß auf irgendeinen der zwischen der Stadt Berlin und Gebrüder Sklaret abgeschloffenen Berträge gehabt, da diese ausnahmslos Angelegenheiten der Zentralverwaltung gewesen sind und meinen Dienstkreis als Bürgermeister des Bezirksamts Mitte in feiner Weise berührten. Das gleiche gilt für die von der Stadtbant getätigten Kreditgeschäfte. Ich habe auch sonst teinerlei Brivatgeschäfte mit Stlaret getätigt. Richtig ist, daß ich, wie ich nicht bestritten habe, privat mit Sflareks verkehrt habe. Die Kleidungsstücke, die ich Don Stlaret bezogen habe, habe ich angemessen bezahlt. Die Quittungen befinden sich in meinen Händen."
Treibereien gegen die Stadt Berlin . Bewußte Kreditschädigung.
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Wir lesen im Ullsteinschen Tempo" unter der UeberBöß- Krise":
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,, Man kann dies einigermaßen verstehen, wenn man jetzt erfährt, daß der Oberbürgermeister zwar zunächst den Besuch seines New- Yorker Kollegen erwidern wollte, in Wirklichkeit aber in Amerika ist, um für die Stadt aller Ableugnungen Berlin eine große Anleihe aufzunehmen.
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Ob ihm dies jetzt noch gelingen wird, muß sehr bezweifelt werden.
,, Das Berliner fommunistische Organ veröffentlicht heute eine ange Liste von bei der Stadt beamteten und anderen Persönlich keiten, die auf der Kundenliste der Stlarets gestanden haben sollen. Die Namen kommunistischer Stadträte befinden sich auch darunter. Die Veröffentlichung soll den Eindruck er. meden, als ab kiss Bersönlichkeiten, unter denen sich auch Oberbürgermeister Boy befindet, aus der Geschäftsverbindung zwischen den Brüdern Stlaret und der Stadt Berlin Borteile in der Form gezogen hätten, daß fie fich Anzüge zu besonders billigen Preisen verschafft hätten. estimmte Anhaltspunkte oder gor Bemeise werden aber night gegeben, dagegen ist in einigen Fällen durch mich in der Liste der Stlaret- Käufer nannte, habe ich sofort telephoden. Zu diesem Zwecke wurde der kriminelle Fall Sklaret
Gen. Arille erklärt uns:
Nachdem ich Kenntnts danon erhielt, daß die Nachtausgabe
In städtischen Kreisen merden in dieser Berbindung jezt die Gerüchte viel bestimmter erörtert, die von einem geplanten Rücktritt des Oberbürgermeisters Böß von sein Posten wissen wollen.
Hier wird der Kern der Heze enthüllt: der Kreditder Stadt Berlinim Ausland foll geschädigt mer