Einzelbild herunterladen
 

Sonnabend

12. Oftober 1929

Unterhaltung und Wissen

Heinrich Hemmer:

Weiß und Schwarz

Ein amerikanisches Sillenbild

Hinter meinem Rücken befindet sich eine ganz gewöhnliche Tür,| die nicht einmal wottiert ist und überdies meist offen steht: ihre Besonderheit besteht einzig und allein darin, daß sie in das Arbeits­tabinett eines Multimillionärs führt. Wünscht Mister Francis Wood eine Auskunft, so schreit er durch die offene Tür zu mir heraus, loffe ich indessen einen der Notabein Chikagos ein, so schließt sich Höflichkeitshalber die goldene Pforte. Mir gegenüber befindet sich eine noch viel gewöhnlichere Tür, zu der hat jedermann Zutritt, und man gelangt durch sie zu einer Art Barriere aus Holz und Glas. An dieser muß mir ein jeder sein Anliegen vortragen, und von Hunderten lasse ich kaum einen zu Boß. Wir sind keine Firma. Dic Geschäfte besorgen Aktiengesellschaften und Banken für uns, mie es sich bei den oberen Bierhundert geziemt. In unseren Bureaus sind tnapp zwei Dugend Personen tätig das Geld arbeitet für sich allein. Es fließt in Strömen herein und nur in kleinen Bächlein wieder hinaus. Charity? D, wir geben stets für wohltätige 3mede. Hier, Madame, sind tausend Dollar, ich fann es verantworten. Wie... eine Stellung? Am Korridorende links, young lady mas? als private Schreibkraft zu Mister Wood empfohlen, treten Sie bitte ein." Es war ein Mädchen mit blendend weißer Haut und pechschwarzem Saar . Sie sah aus, als fame fie geradewegs vom Colleg, hatte aber etwas wiegendes in ihrem Gange, wie ich es bei feiner Weißen noch gesehen. Die Tür zum Dollarmillionär blieb offen. Die Tippmamfell sprach ein paar Säge in auffallend reinem Englisch, er brummte ein einziges Wort: allright. Am nächsten Morgen saß sie bei ihm.

-

Die Tür blieb immer noch offen stehen, und Mister Wood schrie

nach wie vor zu mir heraus. Zu Miz Myriam sprach er freundlich­sachlich, wie zu allen anderen angestellten Damen, hübschen sowohl

wie häßlichen. Sie alle waren außerordentlich ladylike und man behandelte sie alle wie Ladys. Das heißt: Francis Wood behandelte natürlich seine Bureauladys viel anständiger als die Ladys vom Jacht- und Golfklub; mit diesen( und nur mit solchen) spaßt, flirtet, ianzt und sportet ein reicher Amerikaner. Die hübsche Henrietta Faig zum Beispiel hat mein Francis einmal in den Schnee ge= worfen und eingerieben. Henrietta mar dann aufgesprungen, gab ihm einen Klaps auf die richtige Stelle und kollerte ihn den Hügel hinunter: dergleichen ist vollständig allright und gilt als vornehme Ungezogenheit, denn Henrietta Haig ist die Tochter einer anderen Chikagoer Millionärsfamilie, so reich, so vornehm und alteingesessen

wie die Woods.

Die mehr als hübsche Miz Myriam befam des öfteren im Woodcastle, dem Marmorpalast am Michigansee, eine Tasse Tee gereicht, wenn sie bei der stolzen alten Dame und dem gichtgeplagten alten Wood zu arbeiten hatte. Wochen und Monate gingen dahin,

ein halbes Jahr, ohne daß sie in Evidenz trat. Eines Morgens aber

erschien die schöne Miß Myriam nicht im Bureau, und auch Mr. Francis blieb diesen Tag aus. Waren beide erfrankt? Am britten Tage erfuhr ganz Chikago die Wahrheit: Durchgebrannt waren sie miteinander.

Das Aufsehen war ungeheuer. Bald beruhigten sich aber die Gemüter der puritanisch empfindenden Stadt: Das Paar war heim­Itch getraut worden. Der alte Wood, der jetzt hinter meiner Tür jaß, ächzte und stöhnte, weil die Gicht ihn plagte und wahrscheinlich Die Haigs ihn über die Achsel anjahen; aber er ließ sich trösten. Die alte Dame mar fühl wie ein Eisberg: schwer getränkt in ihrem Mutterstolz; da kamen plötzlich die Ausreißer vor dem Marmor­palast angerattert, um den elterlichen Segen zu erflehen. Nach cinigem Zögern umarmite Mistres Wood die Neuvermählten, die rote Dalay, das Stubenmädchen, hat's mit angesehen. Ich aber fiand manche Nacht in der Michigan - Avenue und blickte nach den Schloßfenstern hinauf, die ihre Lichtfegel weit über den See warfensah nach den Silhouetten der Tänzer hinauf, lauschte den wilden Klängen, die sich mit der lauen Frühlingsluft mengten, und betrachtete die Autos unten, daran ich sofort erkannte, mer an den Festen teilnahm: Getreidemagnaten, Banters und Brofers, neumelt liche Aristokraten vom Kolonialflub, alles, was zählte, nur nicht die Haigs und ihr Anhang.

Mistres Myriam murde der Liebling der Chigooer vornehmen Gesellschaft, fie mar darüber gar nicht stolz, hatte nichts von der synischen Zurüdhaltung, dem unsichtbaren Eisenpanzer ameri­lanischer Millionäre an sich, und es schien mir, als wären ihre Haare noch schwärzer, ihre Haut noch meißer, und ihr Geficht noch madonnenhafter geworden.

Blöglich tuschelte man etmas in allen Räumen des großen Ge­schäftshauses. Bis zur Tür hinter meinem Rücken drang das Ge misper. Eine Flut von Gerüchten, die von dort wieder zurückebbten. Was gab's? Eine Gerichtsverhandlung. Niemand aus meinen Be­fanntenkreisen konnte daran teilnehmen. Es war eine zwar nicht geheime aber streng erflusin geführte Verhandlung, zu der auch viel meniger gewöhnliche Menschen, als mir Angestellten feinen Zutritt hatten. Angeklagt maren Mister Francis Wood und Mistreß Myriam Wood. Wessen? Sie lebten in Konkubinat, sie waren nicht rechts gültig verheiratet. Wer behauptet das? Miß Henrietta Haig. Wieso? War nicht der Trauschein richtig ausgestellt, waren nicht alle For: malitäten erfüllt?. Ja; aber die Ehe war dennod) illegal. Miß Henrietta Haig tonnte die nötigen Beweise beibringen. In der Tat, das konnte sie.

Das hübsche Millionärstöchterlein war nicht gesonnen, sich von einer Tippmamfell beiseite schieben zu lassen. Sie war zwar nicht gerade mit Francis verlobt, aber die beiden waren einander zu gedacht gewesen, also gab Henrietta die Hoffnung auf Francis nicht auf und focht seine Ehe an. Die Borarbeiten reichten bis auf die Flitterwochen zurüd. Schon damals hatte Miß Haig Privatdetektive engagiert und Nachforschungen über das Vorleben der jungen Frau Wood anstellen lassen. Es erwies fich, leider, als matellos. Aber in der Folge hte einer dieser Herren die Entdeckung, das Mistreß Myriam regelmäßig fleinere Geldbeträge an eine Frau in Covington , Kentucky , sandte. Was hatte es damit für eine Bewandtnis? Man

forschte meiter. Die Empfängerin war eine alte Negerin. In welchem Berhältnis standen die beiden Frauen zueinander? Bas fonnte die junge weiße Frau veranlassen, der alten Negerin Geld zu senden? Lange drang man in fie, aber die Alte war mißtrauisch und ver ichloffen.

Da hatte Mig Haig selbst einen Einfall.( Nichts madt er findungsreicher als unglüdliche Liebe.) Henrietta ließ der alten Negerin mitteilen, Myriam jei trant und verlange nach ihr. Armes Lämmchen", fagte dieje, rannte zum Bahnhof und fuhr nach Chitago.

Dort führte man die Negerin aber nicht in den Marmorpalast der Woods, sondern vor den Untersuchungsrichter. Sie mußte auf die Bibel schwören und wurde ausgefragt. Kannte sie Myriam? Wie lange? So, zwanzig Jahre. Damals war ja Myriam noch ein Baby. Wo mar die Mutter? Tot. Wieso hatte die Weiße ihr, eine Negerin, das Kind in Pflege gegeben? Sie war ihre Amme gemejen. Sonderbar; wer waren denn Myriams Eltern?

Unter Tränen bekannte die Alte, daß ihr Mündel die Tochter einer Weißen und eines Mulatten sei, in den sich die Mutter verliebt hatte, worauf sie von dem Elternhaus verstoßen wurde und ihr Heil in der Fremde suchte. Aber sie fonnte feine Ruhe finden, mo immer sie sich hinwendete. An Leib und Seele gebrochen tam die unglückliche Mutter mit der kleinen Myriam nach Covington zu der Negerin und starb bald darauf. Die Mami", die schwarze Amme, ließ die Baise mit dem erhaltenen, gar nicht geringen Bargeld, dem sie ihre eigenen Ersparnisse beifügte, im feinsten Colleg Bostons studieren. Myriam, blendend weiß, wie sie mar, galt überall als Weiße. Sie hielt sich selbst für eine Weiße. Sie wußte nichts von ihrer Dunklen" Herkunft. Sie ahnte nicht, daß sie eine weiße Negerin sei. Armes Lämmchen," schloß die Mami tränenüber­strömt, jetzt bist du verloren".

Mistreß Myriam Wood mar tatsächlich verloren, das wußte sie von dem Moment an, wo sie die gerichtliche Vorladung zugestellt be­tommen haite. Da war sie schon gerichtet und mußte die Konsequenzen daraus ziehen. Sie gab fortab keine Befehle, äußerte feine Wünsche. Wie eine Geächtete ging fie umher im Marmorpalast am Michigansee. Noch vor der Verhandlung verließ sie ihren Gatten und sein Haus und zog ins Madison- Hotel. Ihre vornehmen Freunde kannten sie nicht mehr. Sie war eine Mulattin, das mußte sie in aller Augen degradieren, auch in denen ihres Mannes,

der sie noch immer liebte, aber nicht mehr lieben durfte. Er durfte nicht zu ihr. Eine Barriere stand zwischen ihnen aufgerichtet: Die Barriere zwischen Weiß und Schwarz.

lleber Myriam war noch ein Sachverständigemurteil zu fällen, fie mußte sich untersuchen lassen und nach mehreren Tagen wurde eine neue Verhandlung anberaumt. Negerblut läßt sich oft schwer erkennen. Maßgebend war das Fehlen des ,, Mondes", des fleinen weißen Kreisausschnittes am Nagelende. Dadurch galt als erwiesen: Mistreß Wood, der Liebling der Chicagoer Gesellschaft, hatte Neger­blut in ihren Adern. Sie konnte also nicht die rechtmäßige Gattin eines weißen Amerikaners sein, auch wenn der sie als seiner eben­

Frank

Thiess:

Beilage des Vorwärts

bürtig betrachtet. Nach amerikanischem Gesetz sind Ehen zwischen Weißen und Farbigen ungültig. Francis und Myriam maren nicht rechtmäßig miteinander verheiratet, sie tonnten und durften nicht miteinander leben, sie mußten sich trennen.

-

Miz Haigs Triumph war vollständig. Mr. Francis Wood war mieder nein noch immer Junggeselle. Er wird sich eine Frau aussuchen, mit der er nicht Gefahr läuft, braune oder schwarze Kinder zu haben. Wir haben damals alle Zeitungen durchgesehen, aber kein Wort über die Verhandlung finden können. Hatte man das Schweigen erfaust, oder hinderte der Respekt vor der Familie, Wood die Blätter am Sprechen? Ich weiß es nicht, habe aber von der alten Negerin noch allerhand erfahren. Mr. Wood hatte Myriam eine ansehnliche Abfindungssumme angeboten. Myriam wies sie zu­rück: Keinen Cent!" Sie beglich ihre Hotelrechnung mit den Er­parnissen aus ihrer Bureautätigkeit und fuhr mit ihrer Amme nach Covington. Ich brachte sie zum Bahnhof. Ihre Haur war fast durch­sichtig und ihre samtenen Augen starrten ins Leere. Wir blieben die Worte im Halse stecken, als ich 2bschied nehmen wollte.

Miß Haig hatte aber doch falsch kalkuliert. Francis heiratete sie nicht. Francis führ nach Paris , führte ein müſtes Leben und vergeudete Unsummen. Mister Haig brachte den Woods finanziellen Schaden bei, wo immer er fonnte. Die Tür hinter meinem Rücken schloß sich für immer, nachdem der alte Herr einem Schlagfluß

erlegen mar.

Francis, von seiner Mutter zurückgerufen, fam zerstört, perlebt, faum erkennbar. Eines Tages fuhr er mit mir nach Covington. Dort suchte ich und fand die beiden Frauen: sie bewohnten eine kleine Brettercottage vor der Stadt. Nach Negerart war rundum alles mit rotem Mohn bepflanzt: der blühte. Ich konnte nur die alte Negerin sprechen. Nun, wie gehts denn? Es ging schlecht. Myriam mar immer mieder über die Hängebrüde nach Cincinatti gegangen, einen Bosten zu suchen, aber man nahm sie nicht auf oder behielt sie nicht. Den Weißen galt sie als Mulattin, den Farbigen als Ab­trünnige. Sie irrte zwischen Weiß und Schwarz umher. Von den beiden, einander tödlich hassenden, bis aufs Blut fich bekämpfenden Rassen der Union wurde sie in gleicher Weise ausgestoßen. Geliebt

nur von ihrer alten Mami, deren Tage gezählt waren und deren Dollars zu Ende gingen. ,, Francis ist da", sagte ich ,,, er wird helfen." Ich lief hinaus ihn zu holen, da kam er schon. Im selben Moment stürzte Myriam aus der Tür, um mich aufzuhalten. Als sie ihren geliebten Mann wiedersah, schrie sie laut auf, breitete ihre Arme aus und fiel, ehe ich sie auffangen konnte, in den roten Mohn. Ich dachte, es sei nur ein Nervenanfall aus übermäßiger Erregung. Als wir sie aber aufhoben, fielen ihre Arme matt herab: es war zu Ende. Einen Monat später war es auch mit dem Hause Wood zu Ende. Francis fuhr nach Paris zurück. Ich habe nichts mehr von ihm gehört.

Das Geheimnis der Vögel

Es gibt zweierlei Menschen: solche, die Tiere lieben und solche, die Tiere nicht lieben. Was diese angeht, so sollen sie sich nicht erst die Mühe machen und in diese Skizze schauen. Es steht nichts in ihr, was sie verstehen könnten.

Den anderen aber will ich sagen, daß nicht der Mensch, sondern das Tier des Lebens Geheimnis fennt. Was ist dies für ein Ge­heimnis? Ich sag es am Schluß.

Der Mensch nennt sich die Krone der Schöpfung und ist über­zeugt, daß alles ringsherum, die Wälder und Meere und Flüsse und neuerdings auch die Lüfte, nur für ihn da ist. Nur für ihn!" ruft er und hebt mit leicht pathetischer Bewegung den Arm. Und die Bersammlung stimmt dem Redner zu. Es ist kein Widerspruch in Bersammlung stimmt dem Redner zu. Es ist fein Widerspruch in der Runde, und wenn etwa ein kleiner Hund im Saal sein sollte, so wird auch er nicht widersprechen, denn er legt keinen Wert darauf, Gegenteiliges nachzuweisen. Und wenn Schwalben, die vielleicht Gegenteiliges nachzuweisen. Und wenn Schwalben, die vielleicht in dem Hause, darin der Mensch stolz tut, nisten sollten, dies Wort vernähmen, und es Möven zutrügen, die über dem Hajen freiften, so würden weder Schwalben noch Möven darüber auch nur im geringsten beleidigt sein. Sie würden es nicht einmal den kleinen Fischen erzählen, meil diese ohnehin teine Meinung haben, auch nicht den Sperlingen, deren Interesse fonkreteren Fragen zuge­wandt zu sein pflegt, allenfalls den Lachtauben fönnte man damit Stoff zum flüchtigen Gelächter geben.

O Mensch, mit deinem Palmenzweige!

Wenn dies die Schöpfung ist, was da ringsum mit Interessen­verbänden, Ausschüssen, Gerichten, Barlamenten und Rationen gegenseitig sich in die Haare und in die Taschen fährt, so bist du, Mensch, fraglos Herr der Schöpfung. Und wenn dies Schöpfung ist, was der Mensch seit Jahrhunderten mit geiftvoll fürchterlichem System vernichtet, die alten Wälder und einsamen Seen, die ner: borgenen Bergtäler und Inseln im Meere, die Bären, Wölfe, Luchse, Hermeline, Marder, Eldje, die föniglichen Adler und wilden Schymäne, die Kraniche, Falten und Albatrosse, die wunderbaren Walfische und Elefanten und die lieblichsten, unter den fleinen Boten Goites, die Lerchen, wenn dies Schöpfung ist und der Himmel dazu, darin sie schwingen und jubeln, dann ist dieser Schöpfung Krone allein das Tier.

Wenn Christus den Menschen erlöst hat, wer erlöst die Tiere Dom Menschen?

Das ist das Licht und füllt den ungeheuren schwarzbraunen Raum. Keine Wolke ist am Himmel, aber in der Tiefe atmet die Bläue auf und nieder in rhythmischem Wogenspiel. Und nun flattert etwas blendend Weißes aus dem Raum, senkrecht hinab auf die Bucht, bremst in glitzernder Spirale hart überm Wasser, hebt ein-, zweimal graziös die weißen Flügel und schaufelt auf den gläsernen Wogen. Ein Mövenschwarm. Und wir bleiben am Ilfer stehen und sehen ihm zu. Sieh die Möven, sagen wir.

,, Sieh die Menschen", sagen die Möven, schwärmen auf und umtanzen das Hec des Dampfers. Dahin drängen sich die Tier­freunde, die Guten mit ihren Kindern und werfen zu eigenem Bläfier, doch leicht gerührt über ihre gemütvolle Beschäftigung, den weißen Vögeln Nahrung zu. So fliegt es durch die Luft: Brofamen, Schinkenrand, Burstpellen, Leibnizkets, Pappschachteln, Zigaretten hülsen. Und der Rügfte unter den Stnaben ist schon empfindlich, daß die Möven, nachdem man ihnen soviel Rets gegeben, nicht einmal Pappschachtelfezen fressen wollen.

Während aber die Menschen noch stehen und ihr großes Schau vergnügen mit ihrer dürftigen Gebelust wie ein Kartenspiel mischen, schwingen fich die Möven unter lautlojem Befehl auf und fausen schräg empor in die Sonne. Und wir können ihnen nicht einmal nachsehen, so blendet es.

Oben aber, irgendwo im Licht, stoßen sie ihre furzen, flagenden, hellen Schreie aus. Und mer bei ihnen ist, vermag zu hören, daß, dies andere Rufe sind als sie unten ertönten. Daß heller in jedent Ton der Jubel am Leben aufblinft und die Leichtigkeit des Fluges grenzenlos ist.

Wer Schwalben kennt, weiß, daß diese winzigen Kunstflieger sich zunächst einmal durch Humor von allen anderen Bögeln unter-. scheiden. Sie haben eine Dadelseele. Sie wissen z. B. ganz genau, daß ich es nicht leiden kann, wenn sie mein sauber abgezogenes Regattenboot als Toilette benutzen. Der See ist groß genug dazu und obendrein hat er Wasserspülung. Wie oft habe ich ihnen das gejagt. Nein sie fliegen gleich nach dem Morgenfrühstück eine Stunde lang mit den verrücktesten Kapriolen um die Mastspitze, lachen sich mit ihrem ,, mid- moid" scheckig über mich, und ich fann nachher Bootsrand und Segel scheuern, so abscheulich sieht es aus.

-

Und an fühlen Nachmittagen ist der Mensch für sie nichts anderes als ein jenkrechtes Egerzierfeld. Ich gehe spazieren, sechs Schwalben dauernd um mich herum. Die ihnen vom Flugführer gestellte Aufgabe lautet: Umjaust das lange Mensch so nah mie möglich, berührt seinen Hut, stempelt seinen Mantel, aber laßt euch nicht triegen. Wer sich friegen läßt, darf nicht mit nach Afrika . Und während des ganzen Spazierganges spiele ich die törichie Rolle eines täppischen Bären, der nichts fängt und sich obendrein hinterher seinen. Belz reinigen muß.

3weimal aber habe ich sie doch ermischt. Nicht im Fliegen, o nein, sondern draußen vor der Tür im Grase. Das erstemal mar's ein eisiger Morgen nach eisiger Septembernacht. Da lag eine 11fer. schwalbe halb erfroren vor der Schmelle. Ich hob sie auf, märmte fie, streichelte fie, sprach sie an. Sie hatte winzige Augen und eiskalte kleine Füße. Ich legte sie meiner Frau aufs Bett, ach, eine unendlich rührende Familienszene. Und das Schmölbchen, von Liebe über. mältigt, froch in den Hemdausschnitt, hockte sich zwischen zwei Hügel und schlief dort eine Stunde. Eine Stunde lag meine Frau steif wie eine ägyptische Mumie, um den Schlaf des Schwälbchens nicht zu stören. Dann troch es wieder heraus und fah sich um. Wir traten in den Garten, die Sonne gligerte im Tau. Das Schwälbchen saß auf der ausgestreckten Hand. Es saß und sah sich den hellen Septembertag an. Und plötzlich rief es mid- moid- wid" und flog

davon.

Da steht nun der Mensch und sieht ihnen nach, der Ueberlegene, der Bezwinger der Natur. Die Natur aber umarmt brüderlich ihre fleinen Wesen und flüstert ihnen das Geheimnis des Lebens zu: ganz auf dieser Erde und ganz in Gott zu sein.

Und so sehr der Mensch sich anstrengt, das Flüstern zu deuten, er vernimmt faum einen Hauch.

Juden und Araber in Palästina. Nach amtlichen Angaben der palästinensischen Mandatsverwaltung aynten in Palästina am 1. Juli 1929 insgeiamt 816 064 Menschen. Davon waren 572 443 Mohammedaner, 154 330 Juden, 80 225 Christen und 9066 Anders­gläubige. Demnach sind gegenwärtig rund 70 Broz. der Bevölkerung Balästines Mokammedaner( also Araber), rund 19 Proz. Juden und

rund 10 Broz. Christen.

Weiße Nashörner leben im Zululande noch in einer Anzahl von etwa zwanzig Exemplaren in einem besonderen Schuggebiet von etwa 150 Quadratkilometer Fläche. Es mird jest ermogen, die Tiere einzufangen und sie in dem 700 Meilen entfernten Krüger. Nationalpart wieder auszusetzen, doch sind ernste Bedenten laut gea worden, ob die Tiere diese Umpflanzung schadlos vertragen werden.

20 Millionen Meter Rohfilm im Werte von 5 bis 6 Millionen 3m Dienste der Filmindustrie werden jährlich 18 bis Mart verbraucht.