Urteil im Oppelner Prozeß.
Hafentreuzler wegen Landfriedensbruch verurteilt. Oppeln , 12. Oftober.
In dem Oppelner Prozeß gegen die Hakenkreuzler wegen des Ueberfalls auf die polnischen Schauspieler wurde Sonnabendmittag nach sechstägiger Verhandlung und dreieinhalbstündiger Urteilsberatung folgendes Urteil verkündet:
Die Angeklagten Polster, Nalewaja, Zentner, Nowat, Potstada, Haupt und Bernert werden des Landfriedensbruchs für schuldig erklärt. Es werden verurteilt: Nalewaja zu 8 Monaten, Zentner und Nowak zu je 6 Monaten, Potstada und Haupt zu je 4 Monaten und Polster zu 3 Monaten Gefängnis, Bernerf zu einer Geldstrafe von 150 m. an Stelle einer verwirkten Strafe von einer Woche Gefängnis. Die übrigen Angeklagten werden freigesprochen. Bon den Freigesprochenen erhalten: kaduk und Funke, zwei Jugendliche, eine Berwarnung. Die Koften des Verfahrens tragen die Verurteilten, für die Freigesprochenen die Staatstaffe.
Den Heldentaten dieser perhehten Oppelner verdanken die Kattomizer Deutschen den Berlust ihres Theaters!
Vor den Saarverhandlungen.
Beginn erst am 28 Oktober.
Die Verhandlungen über die endgültige Regelung der Saarfrage zwischen Deutschland und Frankreich , die bereits am fommenden Mittwoch einsetzen follten, sind auf französischen Wunsch bis zum 28. Oktober verschoben worden. Diese Verschiebung der Saarverhandlungen ist jedoch nicht etwa auf ein willkürliches Ber Schleppungsmanöver der Franzosen zurückzuführen, sondern es ist von Paris der Wunsch geäußert worden, die Vorbereitungsarbeiten vor Verhandlungsbeginn so weit durchzuführen, daß die Berhandlungen dann ohne Unterbrechung zu Ende geführt werden können.
Die kommenden Saarverhandlungen stehen in enger Berbindung mit der Annahme des Young- Plans und dem Faager Abkommen. Nach dem Bersailler Bertrage sollte das Saargebiet bis 1935 der deutschen Staatsoberhoheit entzogen bleiben und die Saar : bevölkerung sodann in einer Boltsabstimmung entscheiden, ob es zu Deutschland zurüd wolle oder den Anschluß an Frankreich suchen bzw. den gegenwärtigen Zustand aufrecht erhalten wolle. Da über die wahre Stimmung des Saargebietes auch in französischen Kreifen feine Unflarheiten herrschen, und der einheitliche Wille der Saarbevölkerung, zum Mutterlande zurüdzukehren, aller Welt bekannt ist, wäre es nach der Berständigung in der Räumungsfrage finnlos, die starre Form des Versailler Vertragsparagraphen aufrechtzuerhalten.
Deutschland und Frankreich werden in den kommenden Berhandlungen in erster Linie die geschäftliche Seite des Saarproblems zu diskutieren haben, da die politischen Dinge auch ohne eine Boltsabstimmung vollkommen flar liegen. Ein wichtiger Punkt bei den Berhandlungen ist der Rüdtauf der früher staatlichen Saargruben, die auf Grund des Friedensvertrages in franzöfifchen Besiz übergegangen find. Auch die handelspolitischen Fragen sind sehr wefentlich, da das Saargebiet zurzeit französisches Zollgebiet ist, Deutschland aber ein berechtigtes Intereffe daran hat, die Saar wieder dem deutschen Zollgebiet einzugliedern. Auf der anderen Seite wird Frankreich als Gegenleistung besondere 3ugeständnisse bei der Regelung des fünftigen franzöfifchsaarländischen Handelsverkehrs fordern.
Bethlen muß abdanken!
Die ungarische Sozialdemokratie gegen die Reaktion. Budapest , 12. Ottober. Der Landesparteiausschuß der Sozialdemokratischen Bartei beriet über die politische und wirtschaftliche Lage. Schließlich wurde einstimmig eine sehr ausführliche Entschließung angenommen, die im wesentlichen befagt:
Die verhängnisvolle Wirtschaftskrise, die das arbeitende Bolt, Handel, Industrie und Landwirtschaft einer Katastrophe entgegen treibt, ist auf die bisherige Politik der in Ungarn herrschenden Reaktion zurückzuführen. Die Wirtschaftskrise ist aber auch zu gleich eine schwere politische Krife und wenn nicht rechtzeitig dem Volk die volle Vereins, Bersammlungs-, Rede- und Preffe freiheit gewährt, die Schwurgerichtsbarkeit und das allgemeine, gleiche, geheime Wahlrecht wiederhergestellt wird, so geht das Land seinem Ruin entgegen. Das geplante neue hauptstädtische Gesetz bedeutet eine beispiellose Herausforderung der Arbeiterklasse und der demokratisch gesinnten Bürgerschaft. Ebenso erblickt die Barteileitung fowohl nach innen wie nach außen eine schwere Heraus forderung in der Ernennung des Staatssekretärs Julius Gömbös, ,, des fäbelraffelnden, ultranationalistischen Fürsprechers des Raffen schuhes", zum Landesverteidigungsminister. Die Barteileitung erklärt, daß sie gegenüber dieser Herausforderung alle ihre Kräfte zusammenfassen und auch vor der Anwendung der letzten Mittel nicht zurückschreden werde, um die Rechte Budapests zu schützen und die Niederlassung der schwärzesten faschistischen Reaktion" in der Hauptstadt des Landes zu verhindern.
Im letzten Teil der Entschließung fordert die Parteileitung die Regierung Bethlen zur Abdantung auf, um einer Regierung Blaß zu machen, die das Land auf den Weg des Fortschritts und der Demokratie führen tönne. 3um Stampfe für diese Forderungen wird die arbeitende Bevölkerung und die Bürgerschaft Ungarns aufgefordert.
Macdonald im amerikanischen Rundfunk England muß sich erst an die Flottenminderung gewöhnen. New York , 12. Oftober. Bremierminister Macdonald hat in einer Rundfunkrede, die durch ganz Amerika perbreitet wurde, in beredten Worten die Amerikaner ersucht, Geduld zu haben, bis das englische Bolt sich an die neuen Gesichtspunkte in der Frage der Rüftungen zur See gewöhnt habe. Englands Marine, so führte er u. a. aus, war für die Engländer England felbft und das Meer war das Element seiner Sicherheit und Geborgenheit. Amerika wird für die Schwierigkeiten Verständnis haben, die es fostet, das englische Wolf dazu zu vereniaffen, die Sicherheit au begreifen, die in einer Herablegung der Flotten rüstungen liegt. Macdonald setzte fich im weiteren Verlauf dieser Gedankengänge mit Nachdruck dafür ein, daß die beiden Bölker sich Wohlwollen und Verständnis entgegenbringen. Insbesondere fönnten bie Amerikaner zur Schaffung dieser Atmosphäre wohlwollenden Ber. ständnisses beitragen, indem fie in Geduld warteten, bis die englischen Gedankengänge in der Frage der Sicherheit sich dem durch die Be grenzung der Seerüftungen gefchaffenen neuen Stand der Dinge angepaẞt hätten.
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Justizfälle.
Gräfin Helga von Monroy ftahl einem alten Diener 50 Mart, ihrer Tante den Familienschmud, fälschte Urkunden usw....
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Waschfrau Pufide, Mutter von fünf Kindern, hieß in der Wäsche ein Hemd und zwei Handtücher mitgehen.
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... und erhielt felbstverständlich mit Rücksicht auf ihre erstklassige Persönlichkeit Bewährungsfrist.
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Bewährungsfrist mußte abaelehnt werden, da die Ges nannte über erffflaifige Referenzen nicht verfügte.
Palästina in Unruhe.
Haifa , im Oktober.( Eigenbericht.)
Das Charakteriſtikum der Situation in Palästina ist allgemeine Zerfahrenheit und Fortdauer der Nervosität. Alle Beteiligten sind sich zwar deffen bewußt, daß eine Aenderung der vor dem Bogrom bestehenden Situation unmöglich ist und daß Juden wie Araber weiter genötigt sein werden in der bisherigen Bevölkerungsproportian unfer der Herrschaft Englands zu leben, dessen Entschloffenheit, das palästinensische Mandat zu behalten, überall als un abänderlich gilt. Trozdem wird von feiner Seite etwas Ernsthaftes getan, diefer Tatsache Rechnung zu tragen. Das Bemühen der englifchen Verwaltung Palästinas ist offensichtlich einzig und allein auf
die Wiederherstellung der englischen Autorität gerichtet und findet feinen Ausdruck im Bemühen, die Heißsporne auf beiden Seiten zu zügeln und in strengen Urteilen gegen die arabischen und jüdischen Akteure der Kämpfe. Das Hauptorgan der jüdischen Chauvinisten der„ Doar Hajom" wurde wegen eines wüften Heßpoems auf zwei Wochen, drei arabische Zeitungen wurden wegen Berbreitung falscher Nachrichten auf unbestimmte Zeit verboten. Die ausschließlich unter der Leitung englischer Funktionäre ſtehenden Spezialgerichte arbeiten mit Hochdruck und haben eine Reihe schwerer Strafen verhängt. Hierbei tritt die Tendenz zutage, die jeweilige Majorität vor Angriffen gegen die Minorifäf abzuschreden.
Infolgedessen fallen die Urteile gegen die Juden dort härter aus, wo die Araber in der Minderheit fißen und umgefehrt. Besonderes Aufsehen und Erregung hat das Urteil gegen 35 Einwohner des bei Haifa gelegenen Dorfes Tireh hervorgerufen. Sie waren beschuldigt, einen Angriff auf Haifa geplant zu haben, der nur durch die Intervention eines englischen Fliegers verhindert wurde. Sämtliche Angeklagten wurden zu je fünf Jahren 3wangsarbeit verurteilt. Ein Versuch, gegen das Urteil durch einen breitägigen Streit der arabischen Geschäfte zu protestieren, wurde von den lokalen Behörden durch die Drohung unterbunden, den Ladeninhabern die für die Führung des Geschäftsbetriebes nötige Lizenz auf einen Monat zu entziehen. Jedoch dauert der
Boykott gegen jüdische Geschäfte namentlich in Jerufalem weiter fort. Der Versuch, den Kriegszustand durch eine Fühlungnahme zwischen jüdischen und arabischen Führern zu liquidieren, hat bis jetzt nur teilweise Erfolg gehabt. Das Verdienst, die Initiative in der Boykottfrage auf jüdischer Seite ergriffen zu haben, gebührt den jüdischen Arbeiterorga nifationen, auf deren Veranlassung sich der Jüdische Nationalrat, die politische Vertretung der polästinensischen Juden, gegen den Bontott ausgesprochen hat. Eine ebenso traurige wie närrische Rolle spielen in der ganzen Angelegenheit die palästinensischen
kommuni ft e n. Sie haben ursprünglich gegen die Barole, daß Fellachen gegen ihre jüdischen Ausbeuter sind, mit schwächlichen Broteften reagiert. Nach kommunistischer Gepflogenheit, haben sie..allmählich auch diese Bille geschluckt und auf höheren Befehl eine Propaganda eingeleitet, die behauptet, daß auf jüdischer Seite große Arabermaffafers veranstaltet worden sind. In einer von der Polizei aufgehobenen Geheimversammlung ist bei den Teilnehmern für eine Greuefpropaganda in der europäischen Preffe bestimmtes Material aufgefunden worden. Das Berhalten der Kommunisten hat unter der übrigen jüdischen Arbeiterschaft große Erbitterung herver: gerufen und es ist im Anfluß daran wiederholt zu Zusammenstößen gekommen. Bei einem Verfuch im Kino des jüdischen Arbeiterheims Aufrufe zu verteilen, in denen gewerkschaftlich organisierte Arbeiter der Spizeldienste für die Polizei beschuldigt wurden, ist ein Kommunist beinahe gelyncht worden Er konnte von der Polizei nur mit Mühe in Sicherheit gebracht werden.. Inzwischen geht der Kampf um die politisten Bofitionen weiter. Trah ihrer eifrigen Bemühungen werden weder Juden noch Araber hierbei große Erfolge für die Erfüllung ihrer Sonderwünsche aufzuweisen haben. Ein Artitel Winston Churchills, der die palästinensischen
die palästinensischen Unruhen eine revolutionäre Bewegung der
Ereignisse in taufalen Zusammenhang mit den Vorgängen in egypt en bringt und der selbst die gemäßigte Politit der Arbeiterregierung im Mittleren Often als zu radikal bezeichnet, hat hier wie eine falte Dusche gewirft und die beiderseitgen Hoffnungen auf radiale Veränderungen des bisherigen Zustandes getnict Nichtsdestoweniger beabsichtigt auch.
das Arabische Erefuffufomitee den zionistischen Bemühungen in London entgegenzuwirken.
3wet feiner Mitglieder Sidky al Dadschani und Mussa Kiaffim Pascha werden sich demnächst nach London begeben. Ein prominenter Führer der palästinensischen Araber befindet sich bereits seit Beginn der Mirren in der englischen Hauptstadt, um einer arabischen Aktion durch eine Breßfampagne den Boden vorzubereiten und es heißt, daß die Attade der Rothermere Breffe gegen die englische Mandatspolitik im Mittleren Often auf feinen Einfluß zurückzuführen ist.
Umbau" der litauischen Diffatur. Gegenfund Kundgebungen für die neue Regierung. gebungen für Woldemaras.
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forno, 12. Oftober.
Der Parteitag der Regierungspartei( Tautininkai) hat der neuen Regierung Lubialis sein Vertrauen ausgesprochen. Auch die Organisation Bauerneinheit" hat beschlossen, sich hinter die neue Regierung zu stellen. Inzwischen geben aber die Anhänger des gestürzten Ministerpräsidenten Waldemaras ihr Spiel nicht auf. Ein bisher dem Regierungslager angehörenden Blatt Momentas" empfiehlt dem Staatspräsidenten Smetona um des Wohles des Baterlandes willen" eine Aussöhnung mit dem litauischen Duce", wie das Blatt Woldemaras nennt. Ferner meldet dasselbe Blatt, daß die Offiziere der Garnison Schaulen in ihrem Kasino eine Demonstration für Woldemaras veranstaltet und seinem Bilde eine Ovation dargebracht haben. Wenn man ferner in Betracht zieht, daß die Schützenverbände fich einer flaren Stellungnahme in dem Streit zwischen der neuen Regierung und Woldemaras' entzogen haben, so erscheint die Lage noch ziemlich undurchsichtig und die Stellung der neuen Regierung nicht so gefestigt, wie der offiziöse Lietuvos Aidas sie gesehen wissen will. Dieses Blatt mendet fich in einem Artikel gegen alle 3weifler und Kleingläubigen" und nennt den Staatspräsidenten Smetona einen Politiker, der den„ Umbau der Diktatur" erfolgreich durchführen werde. Denn nur um einen Umbau und nicht um eine Krise der Diftatur handle es sich.
Strafverfahren gegen Bessedowski.
Die Auslieferung foll verlangt werden.
Mostau, 12. Dezember. ( Amtlich) In Anbetracht der von dem ehemaligen Botschaftsrat Beffe. do witt begangenen Beruntreuung von Geldern der Sowjetbotschaft in Frankreich , hat das Außentommiffariat bei der Staatsanwaltschaft des Obersten Gerichtshofes der Sowjetunion um die Einleitung eines Strafperfahrens gegen Beffedewiti nachgesucht. Boras fichtlich wird es sich im Berlaufe des Untersuchungsverfahrens als notwendig erweifen, an die franzöfifche Regierung die Forderung, auf uslieferung Beffedomftis an die Somjetbehörden zuri te a es fich um ein von einem Beamten bei Ausübung seiner pflichten begangenes ftrafrechtliches Bergehen handel: