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Nr. 46.

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Viertel: jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. fret tn's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt. pro Quartal. Unter Kreuz­ band  : Deutschland   u. Desterreich­Ungarn 2 M., für das übrige Ausland 3 Mt. pr. Monat. Eingetr. in der Post Zeitungs- Preisliste für 1896 unter Nr. 7277.

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Vorwärts

13. Jahrg.

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Fernsprecher: Amt 1, v. 1508. Telegramm- Adresse: " Sozialdemokrat Berlin".

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Das Ende des

Konfektionsarbeiter- Streiks.

Sonntag, den 23. Februar 1896. Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3.

lichen Welt anerkannt, wird sie trotzdem nicht mehr von dem aufgestellten Programm verschwinden.

Arbeiterinnen hat sich

Politische Weberlicht.

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Berlin  , 22. Februar. das ist die Devise, welche

Die Mehrzahl der streifenden Arbeiter und am Freitag für Beendigung ,, Kurz und erbaulich" am Montag, den 9. Februar, die Berliner   des Streits erklärt. Mit Genugthnung ist es zu be auf die heutige Sigung des Reichstages anzuwenden ist. Konfektionsarbeiter und Arbeiterinnen den Streik erklären grüßen, daß der Streit beendigt, der erste Erfolg ge: Im Sturmlauf wurden die Berichte der Rechnungs- und mußten, nachdem der den Arbeitgebern bewilligte Aufschub sichert ist. Bedauerlich bleibt es allerdings, daß unberufene Wahlprüfungs- Kommission erledigt. Dann gab's eine kleine vou acht Tagen ohne ein positives Resultat verstrichen war, anarchistische Phrasenhelden den Augenblick für angebracht Doppelwährungs- Attacke. Der Silbermann Kardorff be blickte die einfichtige Arbeiterschaft mit berechtigter Besorgniß hielten, Zwietracht in die geschlossenen Reihen zu tragen mängelte aus Aulaß einer beim Reichstage eingegangenen in die Zukunft. Eine erft in den Anfängen der Organisation und Erbitterung gegen die an der Spitze der Bewegung Petition die Erklärung, die der Reichskanzler neulich über stehende Arbeiterschaft, durch Hausarbeit und das damit stehenden Genossen hervorzurufen. Es muß nunmehr jenen die Währungspolitik des Reiches abgegeben hat. Der verbundene Elend niedergedrückt, durch Arbeits- Maulhelden, die nur schwadroniren, aber bisher so gut wie Vorkämpfer des internationalen Bimetallismus meinte, die tonkurrenz folcher Elemente, die den Erwerb in der nichts geleistet haben, überlassen bleiben, die Verantwortung Anfrage, welche Deutschland   in Sachen der Silberwährung an Konfektion nur als Nebenverdienst betrachten, in der ihrer Handlungen zu tragen. Bei keiner Bewegung war England gerichtet hat, stände in Widerspruch mit der im einheitlichen Bewegung gehemmt, trat in den Kampf rücksichtslose Energie gepaart mit ruhiger Ueberlegung vorigen Jahre beschlossenen Reichtagsresolution. Dr. Barth, gegen eine außerordentlich kapitalfräftige Unternehmerschaft. so sehr am Plage, wie bei dieser. Nicht leicht der Nachfolger Bamberger's, der früher das Monopol für Es war ein Verzweiflungskampf im wahren Sinne des war e3 der beauftragten Fünfer Kommission ge- Goldwährungsreden besaß, sagte Herrn v. Kardorff einige Worts. Die Zentralorganisation trug zwar die Kosten macht. Sie hat vor und während des Kampfes kleine Bosheiten und damit wäre die Geschichte erledigt ge­der Vorbereitung der Bewegung, eine Streifkaffe mit Elementen zu rechnen, die jeden Augenblick bereit wesen, wenn nicht ein zweiter Silberkämpe, der edle Graf war aber nicht vorhanden. Die Streifenden waren waren, den" Keil" in die Bewegung zu treiben. Mit v. Mirbach seinem Freunde zu Hilfe geeilt wäre. daher auf Sammlungen angewiesen, die sicherlich Freuden muß es begrüßt werden, daß dennoch ein vorläufig Auch dieser Vollblutagrarier und Silberschwärmer rieb niemals reichlicher flossen wie bei dieser, überall befriedigender Abschluß möglich wurde. sich ein wenig an dem Reichskanzler, indem er behauptete, als berechtigt anerkannten Bewegung. Dennoch konnten, Freilich, die Hauptarbeit wird nun erst beginnen. Bei die vom Reichskanzler gemachten Mittheilungen über die wenngleich die Hälfte der Streifenden nur Unterstüßung ver- dem anarchischen Charakter des Kapitals können die Antwort Englands entsprächen nicht der Auffassung des Langten, nicht mehr als Nothgroschen bezahlt werden. Arbeiter und Arbeiterinnen dauernde Festhaltung des Er- englischen Schatjekretärs. Am Freitag ist nun die große Bewegung des Proletariats rungenen nur erwarten, wenn sie auch nach dem Streik so Die Mirbach'schen Redensarten brachten den Staats­der Konfektionsindustrie Berlins zum vorläufigen Abschluß ge- geschlossen zu einander stehen, wie während desselben. Nur sekretär des Auswärtigen Amtes auf die Beine, der rund langt. Am Mittwoch kam vor dem Einigungsamt mit den durch eine machtvolle Organisation werden sie die Frucht und nett erklärte, was der Reichskanzler im Reichstage Unternehmern der Herren- und Knabenkonfektion ein vor ihres Kampfes ungeschmälert genießen können. Laufen sie gesagt, decke sich durchaus mit der Anschauung Eng­läufiger Vergleich zu stande. Noch am Abend des Mitt aber wieder auseinander, zersplittern sie sich oder geben lands und sei überdies der englischen   Regierung woch einigte sich die beauftragte Fünfer Kommission mit sie dem öden Geschwäb verworrener Köpfe Gehör, so wird vorher mitgetheilt worden, welche teinen Wider den Konfektionären und Zwischenmeistern der Mäntelbranche man bald von ihren Erfolgen sagen fönnen: es war einmal. Spruch gegen die reichskanzlerische Auffassung ihrer über Friedensbedingungen. Deshalb mahnen wir die Konfektionsarbeiter und Meinung erhoben hat. Nachdem noch einige Petitionen Beide Vereinbarungen bedeuten einen wesentlichen Arbeiterinnen Berlins  , sich sammt und sonders dem Zentral- erledigt waren, kam der große Moment, auf welchen die materiellen Fortschritt für die Arbeiter und Arbeiterinnen verband deutscher   Schneider und Schneiderinnen anzu wenigen im Hause anwesenden Abgeordneten begierig der Konfektionsbranche; daß das Glend nicht bei dem schließ en, dessen Thatkraft, Umsicht und unermüdlichem Fleiß warteten. Der Zuckerkrieg sollte beginnen. Mit sonorer ersten Ansturm auch nur in leidliche Verhältnisse sie es zu danken haben, daß der Anfang gemacht ist, fie Stimme verkündete der Präsident die Tagesordnung für die verwandelt werden konnte, war von vornherein klar; aus ihrer jammervollen Nothlage in bessere Verhältnisse nächste Sigung. Auf Montag, den 2. März berief er die wesentlichsten Vortheile kommen den am meisten zu bringen. Die energische und dadurch machtvolle Orga- Abgeordneten zur ersten Berathung des Zuckersteuer­Ausgebeuteten zu gute. Eine prozentuale Lohnaufbesse- nisation ist weiter nöthig, damit die Regierung ihr Ver- Gesetzes. Alle Augen richteten sich nach der rechten rung, Festsetzung einer Minimalgrenze des Lohues in der Herren- sprechen, die Krebsschäden der Betriebsweise in der Konfet- Seite des Hauses, voll 100 der Antrag kommen und Knabenkonfektion, das Aushängen von Lohntarifen in tions- Industrie durch gefeßliche Maßnahmen auszumerzen, sollte, mit dieser Berathung schon am Montag, den Werkstätten und Geschäften, die Kontrolle des gezahlten nicht außer acht läßt. 24. d. Mts., zu beginnen. Aber Herr von Kardorff, Arbeitslohnes der Zwischenmeister an die Arbeiter durch den Geschäftsinhaber, die Anerkennung der Fünferkommission weiteren Erfolg. durch die Unternehmer als legale Vertretung der Arbeiter, all das sind Zugeständnisse, die gegenüber den früheren Verhältnissen einen wesentlichen Fortschritt bedenten. Freilich war die Hauptforderung nach Betriebswerkstätten als zunächst unerreichbar ausgeschieden; einmal gestellt und in ihrer prinzipiellen Berechtigung selbst von der bürger­

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In diesem Sinne wünschen wir den raftlos Kämpfenden augenscheinlich noch im Bimetallismus versunken, hatte

Im gestrigen Leitartikel sind durch ein Ver­sehen beim Umbrechen zwei Zeilen, die vor dem zweitletzten Absatz der ersten Spalte stehen sollten, an den Schluß des ersten Absatzes gestellt worden.

Die Gräfin Klary und ihre Tochter Elly, durch die sie im Clotilde.( Nachbruck verboten.) Cäcilienverein zu Ansehen und Ehrenämtern gelangte, war Roman aus der Gegenwart von plöglich aus der Stadt fortgezogen, es war sogar ein Theil ihres Grundstücks gerichtlich versiegelt worden.

H. W. M. von Walthausen.

Nehmen Sie, ich habe wahrlich keine Zeit zu vers lieren, fann mich nicht mit der ersten Besten aufhalten." Dabei drückte er dem Oberförster das Fläschchen in die Hand, öffnete die unverschlossene Thür und verschwand hinter derselben.

Der Oberförster stand ganz verblüfft, sah dem Doktor sprachlos nach, wendete sich dann um und murmelte vor sich hin:

So sind die Aerzte".

" Komm nur und gieb", rief die Oberförsterin, die das Gespräch mit verfolgt, ihrem Manne zu, es ist doch etwas. Vielleicht hilft das Mittel. Wenn wir früher tamen, hätten wir den Doktor garnicht anwesend gefunden."

Dabei schob sie der Kranken das Kopftuch zurück, legte den Finger auf das offene Fläschchen und rieb ihr mit der rechten Hand die Schläfe, zugleich hielt sie ihr mit der linten Hand das aromatisch duftende Mittel zum Ein­athmen vor.

Nun schnell nach Haus", rief der Oberförster beim Einsteigen dem Kutscher zu. Dieser trieb die Pferde an und bald sausten sie im Galopp vorwärts.

36.

Georgine hatte seit dem Tage, wo ihre Tochter das Haus verlassen, teine frohe Stunde mehr gehabt. Sie fühlte sich jetzt zu einsam und allein. Der Abstand gegen früher war ein zu gewaltiger.

und öde.

Nun die Feste vorüber, stand und blieb ihr Haus leer Die Bekannten kamen nicht mehr, da sie nicht zu Festen eingeladen wurden, Freundinnen hatte sie nicht.

Die Einzige, Blanka, durch die sie zuweilen ins Schloß gekommen, war mit Bergkuhn, der ihr so viele Schmeicheleien gesagt, durchgegangen.

Balavi, der immer so viel Leben und ihr so schöne Geschenke machte, war abgereift.

Am meisten aber vermißte sie ihre Tochter Clotilde. Sie, ihr Stolz, ihre Freude, die bisher immer um sie herum war, durch deren Unterhaltung und Umgang manche trübe Stunde verscheucht wurde, kam nun nicht mehr in ihr Haus zurück.

von der Verkündung des Präsidenten nur das Wort Montag" vernommen, und in dem Glauben, daß der nächste Montag, also übermorgen, gemeint sei, hielt er seinen Freund, den Abg. Schulz- Lupih davon zurück, das Wort zu nehmen, um entgegen dem Vorschlag des Präsi­denten den Antrag zu stellen, nicht am Montag den 2. März, sondern am Montag, den 24. Februar mit der Berathung wendete man sich an den Kommerzienrath Brambach, er zeichnete zuerst.

Wollte ein Verein eine erste Sängerin zu einem Konzert­Solovortrag gewinnen, so ersuchte man den Hofbuch­druckereibesizer, diese Angelegenheit in die Hand zu nehmen. Brambach ließ sich dann bei der Sängerin anmelden und Ihr Schwiegersohn Langenberg, der sie immer ins fügte dieser Ankündigung seines Besuches gewöhnlich ein Theater und Konzeit geführt hatte, war auf der Hochzeits  - feines Bouquet, wo hinein er seine Karte mit ein Paar reise und ließ nichts von sich hören. Diamantohrringen oder dergleichen gesteckt hatte bei, und er wurde fast immer vorgelassen. Seiner Beredsamkeit und Liebenswürdigkeit gelang es dann sehr häufig, daß diese Berühmtheiten zusagten, wenn irgend möglich seinet- und der guten Sache" wegen in dem Konzert mitzuwirken. Stets behauptete er: ich habe das Konzert zu stande gebracht. Auf die Reinheit ihrer Tochter hatte sie gepocht, man Brambach konnte dann nicht oft genug erzählen, daß er mit schloß von der Unschuld der Tochter auf die Unschuld der Frl. X., der ersten Schauspielerin, gesprochen und von Frl. Y., Mutter. Jetzt konnte sie sich nicht mehr allein mit ihr der ersten Sängerin empfangen worden sei, und daß sic zeigen, nicht sich ebenso jugendlich pußen und glänzen, alle so nett und freundlich mit ihm gewesen. So war es konnte nicht mehr die Galanterien, die ihr gesagt wurden auch. Die Damen mußten unwillkürlich lachen und freunds und die der Tochter galten, entgegennehmen. lich sein, wenn der ältliche Herr mit jugendlicher Frisur Sie war verlassen von aller Welt, auch von Clotilden, und Kraßfüßen eintrat und mit tomischem Pathos in denn auch sie schrieb recht selten. süßlichen Neden zeigte, wie sehr er von sich selbst ein­Nur von den ewigen Gewissensbissen, von der steten genommen sei. Reue und Dual über ihre Unthat fühlte sie sich nie verlassen. Zwar fehlte Brambach die Gewandtheit und der feine Ueberall erschien ihr ein Gespenst, nirgends fand sie Anstand des Salonmenschen, aber das mußte man ihm Ruhe, immer horchte sie auf und fürchtete, die Häscher lassen, Sängerinnen, Schauspielerinnen und Balleteuſen gegenüber wußte er sich fein und liebenswürdig in seinen Verlassen sich fühlen und schuldbewußt sein ist doch Reden zu benehmen, gegen seine Frau war er grob. wohl auf Erden die gräßlichste Bein. Da der Theaterzettel bei ihm gedruckt wurde und Georgine fristete ein trauriges Dasein. Rezensionen in seiner Zeitung erschienen, so hatte er mit Brambach hingegen hatte sich immer mehr hineingelebt der Theaterdirektion Fühlung. in das Geldprozenthum. Er litt bereits am Größen- Er behauptete daher, das Theater werde mit durch ihn wahnsinn. Was es nur gab an aparten, theuren, öffentlichen geleitet. Die Theatergrößen, welche auf Engagement gastirten, und geheimen Bergnügungen Brambach machte sie mit. fuhren bei ihm vor, er betrachtete dies als eine Ehren­Ueberall, wo es Geld foftete, war er dabei. erweisung für seine Person.

fämen.

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Brambach war so sehr von sich selbst eingenommen, In den Kreisen der Sports- und Lebemänner war er daß er nicht nur glaubte, sondern überzeugt davon war, allbekannt und gern gesehen, denn er verstand es mit Noblesse, ohne ihn könnte überhaupt in der Stadt nichts geschehen. Geld zu verspielen und zum besten zu geben. Wurde ein Aufruf zur Mildthätigkeit erlassen, so ( Fortsetzung folgt.)