Einzelbild herunterladen
 

BERLIN Donnerstag 17. Oktober 1929

10 Pf.

488

Der Abend

Erfchetat täglich anßer Sonntags. Bugleich Abendaufgabe des Vorwärts. Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Expedition; Berlin SW68, Lindenstr. 3

Spalausgabe des Vorwärts"

243 46. Jahrgang

Enzeigenpreis: Die einfpaltige Nonpareillezeile 80 Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Bosschecktonte: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin Nr. 37 536. Fernsprecher: Dinhoff 292 bis 297

Schneider suspendiert.

Die weitere Ausübung der Amtsgeschäfte untersagt.

Bürgermeister Scholz hat in Vertretung des Ober­bürgermeisters dem Vorsitzenden des Bezirksamts Mitte, Bürgermeister Schneider, die weitere Ausübung der Amtsgeschäfte auf Grund des Disziplinargesekes vor­läufig untersagt.

Helfer der Gflarefs.

Kommunist Gäbel leistete Schlepperdienste.

In der gestrigen Bezirksverordnetenversammlung des Bezirks Bedding machte Bürgermeister Genosse Leid Ausführungen, die erneut zeigten, in welch startem Maße die Kommunistische Bartei mit dem Stlaret- Standal belastet ist. Der Bezirk Wedding hatte außer bei den Sklarets, auch bei anderen Privatfirmen Sachen gekauft. Das war dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Berliner Anschaffungsgesellschaft zur Kenntnis gekommen, und er richtete den nachstehenden Brief an das Bezirksamt Wedding , der fomohl nach Form und Inhalt einen wie sich Bürgermeister Reid ausdrückte gepfefferten Rüffel für das Bezirksamt

Wedding darstellte. Der Brief lautet:

An das Bezirtamt Bedding

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Berfiner

Anschaffungs- G. m. b. 5.

Berlin , den 3. Apr 1928.

3um Schreiben vom 2. März 1928­

B. A. Wedding H. B. 1

In dem unter vorstehendem Geschäftszeichen gegebenen Be­richt wird u. a. mitgeteilt, daß die Dienststellen dazu übergegangen seien, ihren Bedarf bei Privatfirmen zu decken, weil sich die Sachen dort bei gleicher Qualität billiger stellen als bei der Firma Gebrüder Staret. Es werden Sachen bei folgenden Geschäften getauft:( Folgen die Firmen.)

-

P. P.

Ich muß bei dieser Gelegenheit auf die Berfügungen des Magistrats Fin. II 3 b vom 12. Mai 1926 und Fin. III 8 vom 1. Juni 1926, des Landeswohlfahrts- und Jugendamts vom 2. Oftober und 16. Dezember 1926 und auf den durch Stadtverordnetenbeschluß fürzlich erneut bestätigten Vertrag des Magistrats mit der Firma KVG. aufmerksam machen.

Die dortige Praris steht im Widerspruch zu dem vom Magistrat mit der KG. abgeschlossenen Vertrag. Der dort an­gegebene Grund erscheint nicht stichhaltig, da bei vorkommenden Unstimmigkeiten und Beschwerden die Möglichkeit besteht, sofort die Hauptprüfungsstelle anzurufen.

Um einen Vertragsbruch, der nicht im Interesse der Stadt­gemeinde Berlin liegt, mit der KVG. zu vermeiden, bitte ich, in Zukunft den Bedarf an Bekleidung usw. restlos bei der Vertrags­firma AVG. zu decken. gez.: Gäbel,

Unterzeichnet ist der Brief von dem kommunistischen Stadtrat Gäbel. Sozialdemokratische Bürgermeister wurden also von dem Kommunisten Gäbel gerüffelt, wenn das Bezirksamt auch noch andere Firmen als die KVG. mit Aufträgen bedachte. Heute versuchen die Kommunisten, der Sozialdemokratie für einen Korruptionsstandal, an dem thre Vertreter in erster Linie beteiligt find, die Alleinschuld zuzuschieben. Das ist der Gipfel verbreche rischer Berleumdung. Die Wähler werden am 17. November diese Art des politischen Kampfes richtig zu bewerten wissen.

Aus Hitlers Arsenal .

Waffen p

die nach einer nationalsozialistischen Versammlung am 9.10.1929 in Lichtenberg Lichtenberger- Vereinshaus, Frankfurter Allee 239 Versammlungsteilnehmern leils abgenom men fails in Saal gefunden wurden

C

ககக

Das sind Sachen, die die Hitlerbuben in den Hosentaschen tragen! Ihre Vorzeigung durch den Innenminister Grzesinski in der gestrigen Landtagsfitzung wurde von der Rechten mit johlendem Gelächter aufgenommen. Haben die Lachenden daran gedacht, wie viele Menschenleben durch diefes nationalistische Kinderspielzeug schon vernichtet worden sind?

Begler deswegen zur Rede gestellt wurde, schob er alle Schuld auf Kaiser. Die Rote Fahne " vom 10. Oftober aber berichtet von erfolgreichen Bauarbeiterstreits".

"

den Tarifinstanzen feststellen, daß die Arbeitseinstellung auf der Am 12. Oktober nennt die ,, Rote Fahne" die Verbände, die in Friedrich- Ebert- Siedlung tarifwidrig war ,,, Berräter" und lobt die Zimmerer, die sich daran nicht beteiligt hätten.

Das hielt aber die Zimmerer nicht ab, am 10. Oktober für die Feststellung zu stimmen, daß die Arbeitseinstellung bei der Firma Monierbau auf der Friedrich- Ebert- Siedlung tarifwidrig

Terror auf bolfchewistische Art. ei, obgleich die gleichen Boraussetzungen vorlagen wie bei der Firma

Ein Aufruf zur Brutalität.

Die Rote Fahne " bringt heute einen Aufruf, der unverblümt zum Terror auffordert, um den wilden Rohrlegerstreit vor dem Zusammenbruch zu retten. Metallarbeiter und Bauarbeiter werden aufgefordert, fofort Delegationen nach der Linienstraße und zur Bureaukratie des Baugewerksbundes" zu schicken, um diesen den revolutionären Standpunkt in bolschewistischer Art beizubringen". Was jezt boljchemistische Art ist, wollen wir an ein paar Beispielen zeigen:

am

Die Streifleitung der Firma Holzmann nahm 9. Oktober Stellung zur Verschärfung des Bauarbeiterkampfes, um den Rohrlegerstreif zu unterstützen. An den Beratungen nahm auch ein Bertreter des Baugewerksbundes teil. Der Industrieverbands. vertreter Kaiser konnte deswegen seine revolutionären Kampfes­vorschläge nicht entwickeln. Der der Baugewertsbundsvertreter durchaus nicht stören wollte, verließ er die Beratung.

Als nun die bolichemistischen Revolutionäre allein waren, unter thnen auch der zentraltreue Begler, ehemals Gewerkschaftsredakteur ber ,, Roten Fahne", beschlossen sie den Abbruch des Streifs. As

Holzmann auf der Friedrich- Ebert- Siedlung. Ja, der Vertreter des Zimmererverbandes verlangie fogar, ausdrücklich festzustellen, daß alle Verbände diesem Beschluß unterliegen.

Noch mehr: Am 16. Oktober verpflichtete sich Repschläger selber durch unterschrift den Unternehmern gegenüber, sich dafür einzufeßen, daß die auf dem Verbandshaus des Metallarbeiterverbandes streifenden Mitglieder die Ar­beit zu den tariflichen Bedingungen wieder aufnehmen. Ist das bolichemistische Art"? Wenn den Gewerkschaften die Art ver­fündigt werden soll, dann mögen die Delegationen ruhig zu Hauje bleiben. Diese Art ist längst bekannt.

In dem Aufruf dreht es sich aber um eine andere ,, bolsche­wistische Art". Unzweideutig wird zur Malträtierung der von der KPD. als Streitbrecher" bezeichneten Arbeiter aufgeforderi t

,, Kein Bauarbeiter, fein Zimmerer darf zulassen, daß auf seiner Ba u ft elle Streifbrecher( Womit die zu tariflichen Lohn- und Arbeitsbedingungen tätigen Rohrleger, die Mitglieder des Deutschen Metallarbeiterverbandes gemeint sind! D. Red.) den kämpfenden Kollegen( d. h. den wild streifenden Rohrlegern der kommunistischen fonderorganisierten Niederkirchner- Gruppe) in den Rücken fallen!

Kein Arbeiter duldet in seinem Haufe einen Streitbrecher. Vertreibt die Streifbrecher auf bols chemistische Art von den Baustellen und aus den Arbeitervierteln."

Diese von sechs kommunistischen Instanzen, darunter die Ber­ liner Bezirksleitung der KPD. unterzeichnete Aufforderung Gewalttätigkeiten тив durch Borbereitung zu energischster Gegenwehr beantwortet werden!

Im übrigen muß es um die kommunistische Aktion schlecht be­stellt sein, wenn sie auf solche ,, bol schewistische" Art zu halten versucht wird.

Bierbankpolitiker!

In einem Hugenberg- Flugblatt für das Inflationsbegehren heißt es:

,, Bierbankpolitiker! Jetzt fönnie Jhr zeigen, was Ihr von der Politik versteht... Geniert Euch nicht, zu unterschreiben. Ihr könnt später stolz darauf sein!" Geniert euch nicht, nur hereinspaziert, wer an Hugenbergs Bieh­zählung teilnehmen will!

Soldatenwahlen in Oesterreich .

Wie die chriftlich- soziale Nachrichtenzentrale meldet, hatten die im ganzen Bundesgebiet abgehaltenen Bertrauensmänner­wahlen im Mannschaftsstand des Bundesheeres folgendes Ergeb­nis: Es erhielten Wehrbund 13 066 Stimmen( 256 Mandate), militärverband( fozialdemokratisch) 3324 Stimmen ( 25 Mandate) und die Deutsche Soldatengewerkschaft 393 Stimmen ( 5 Mandate).