f�oman von Ülax ßartkel
(22. Fortsetzung.) Auch in Staaten war Hüll gewesen und hatte eine Aufnahme gesehen. Di« Lichigeschütze der Beleuchter, die geschminkte Reihe der Komparserie, di« Irrsinnig« Scheinwelt der Kulissen, das chaotische Revier, in dem der Befehl des Regisseurs Ordnung schuf: alles das interessierte ihn sehr, und als dann Benck« einige Meter Film von ihm drehte, war er glücklich wie jeder Mensch glücklich ist, der zum ersten Male gefilmt wird. Ader nun war alles vorbei, der Koffer stand gepackt da, die Stunde des Abschieds kam. Er betrachtete seine Tochter, die am Fenster saß und auf die Straße blickte. „Kindle", sagte er,„es war schön in Berlin , und ich verstehe, warum du damals abgereist bist. Verlin ist groß und schön, aber Ich habe doch ein wenig Angst um dich." Marianne rührte sich und wandte ihren Blick dem Vater zu. „Angst, du hast Angst um mich? Aber mir geht es doch gut, Vater", sagt« sie. „3a, dir geht es gut. Die Herren sagen: Gnadigste zu dir, sie küssen deine Hand, und du wohnst wie ein« fein« Dame. Bist noch kein Jahr in der großen Stadt und lebst im Glück. Zlber ich habe immer noch Angst." „Aber Dater!" Sie verließ das Fenster und kam naher. „Dater", sagte sie„.lieber, lieber Vater, wie hat dir mein erster Film gefallen?" „Er hat mir gut gefallen, wenn du auch manchmal fremd warst im Film oder so, daß ich dich beinahe nicht mehr erkannte. Die Leute werden schon die Augen aufreißen, wenn der Film in unsere Stadt kommt. Ich höre sie schon sagen:„Das ist die Marianne Hull, die wo von zu Hause davongelaufen ist. Na, sie war ja schon immer narret." Und ich werde antworten:„Narret oder nicht narret, sie ist doch ein schönes Modle." Und da müssen sie sagen: „Ja, sie ist ein schönes Mödle..." Das hör« ich schon jetzt, Kindle, bist du auch glücklich in Berlin ?" Sie stand vor dem Bater und tiefe Zärtlichkeit füllte ihr Herz aus. Da saß nun der verarbeitet« Mann in der schönen Stube und glich beinahe einer von den geschnitzten Figuren, die er aus der Süd- see mitgebracht hatte. Der Vater! In jener Nacht, als Lyssander sie heimbrachte, war der Vater da, die Rettung da. Sie hatten bis in den hellen Tag zusammengesessen und stch viel erzählt. Ja, er war über ihre Flucht bestürzt gewesen, aber er wußte, daß sie nicht unter- gehen würde. Und an den folgenden Tagen, als er mit ihren Be- kannten vom Film zusammenkam, hatte er nur mit Hochachtung von den Herren gesprochen. Manchmal war er mit seinem hoffährtigen Stolz auf Marianne ein wenig lächerlich geworden, wie eben Liebende anderen Leuten lächerlich vorkommen. Und nun saß er da und erzählte, daß er Angst um sie hatte, nun fragte er, ob sie glücklich sei. Glücklich? Sie wußte es selber nicht. „Vater", antwortete sie leise,„lieber, lieber Vater, ich habe Arbeit und bin glücklich. Ich stehe ja noch ganz am Anfang und liabe viel Mut. Angst? Nein, ich habe keine Angst." „Weißt, Kindle, Angst ist vielleicht zu viel gesagt", begann der Vater,„aber ich muß jetzt an die Geschichte von der kleinen Lampert denken. Die Geschichte ist vor 2ll Iahren passiert, ich hatte sie»er- gessen. Damals fuhr ich aus der„Mauritania ". Soll ich sie erzählen?" „Erzählen", bat Mariaime und holte sich einen kleinen Hocker und ließ sich zu den Füßen des Baters nieder, wie damals, als sie noch Kind war.„Erzähle die Geschichte von der kleinen Lampert. Ist es eine traurige Geschichte, eine Geschichte zum weinen, Vater?" „Eine Geschichte von einer Reise, Kindle... Vor 2lZ Iahren war ich Steward auf der„Mauritania ", einem großen Passagier- dampfer", erzählte der alte Hull.„Wir fuhren die große Route von Hamburg nach Ostasien , über Indien , und auf so einem großen Schiff passieren mehr Geschichten als auf dem festen Lande. Aber vielleicht stimmt das gar nicht, vielleicht kann man auf einem großen Schiff die Menschen nur leichter überblicken als in einer Stadt, wo sie sich in den Straßen und Häusern verlaufen... Das war meine letzte Reife, Kindle, und in Hamburg kamen viele Passagiere an Bord. Ich hatte mit anderen Stewards Dienst in der 1. Klasse. Und in der 1. Klasse reiste auch ein Herr Monckel, ein junger Mensch in den zwanziger Iahren Er reiste nach Java, wo sein Vater eine Kaffoeplantage besaß. Auch eine alte Dam«, ich habe ihren Namen vergessen, kam in Hamburg an Bord, sie reiste mit einer jungen Gesellschafterin nach Indien . Die Gesellschasterin hieß Gertrud Lampert, war 19 Jahre alt und sehr hübsch. Sie lachte gern, und ihr Lachen klang so, wie wenn geschliffen» Gläser zu- sammenklingen. Es gab noch viele ander« Passagier« ii�der 1. Klasse, ich habe ihre Namen vergessen. Sie spielen auch keine Rolle in meiner Erzählung. Ein großes Schiff ist eine Welt für sich und in dieser Welt geht das Leben der Menschen heftiger als auf dem Lande. Sie sind ja nur kurze Zeit zusammen, und es ist, als ob das Meer oder die Sterne oder die glühende Sonn« die Menschen auf dem Schiff verzaubert. Die in der 1. Klasse, meine ich. Wir Stewards wurden nicht verzaubert. Wir hatten viel Dienst. Hinter Neapel wurde auch Herr Monckel verzaubert, er bemühte sich sehr um das Fräulein Lampert, und noch ehe wir die afrikanisch« Küste erreichten, waren die beiden im schönsten Spiel: Herr Monckel küßte die kleine Ger- trud. Das habe ich mit angesehen, ich hatte«in« Ruhestunde, und «, war zwischen Abenddämmerung und Dunkelheit. Sie bemerkten mich nicht. Weißt, auf so einem großen Schiff gibt es immer Leute, die alles sehen und die niemals gesehen werden____ Wir fuhren weiter und kamen durch das brühheiße Rote Meer , dann hatten wir die arabisch« Küste hinter uns, die Passagiere at- meten auf und lechzten nach den erfrischenden Winden, auch wir atmeten auf. und als ich Nachtdienst hatte, sah ich, wir schwammen
Copz-rigm 1929 by„Der Bücherkreis C. m b. H." Berlin SW61 auf dem Indischen Ozean, den Herrn Monckel einmal morgens aus der Kabine des Fräulein Lampert kommen____" Er zögerte und unterbrach seine Erzählung. Es war, als schämte er sich vor seiner Tochter, davon zu sprechen, daß junge Männer manchmal morgens aus den Zimmern von jungen Mädchen kommen. Als Marianne nicht rot wurde und auch nicht seufzte, erzählte er weiter und beeilte sich sehr. „Das Fräulein Lampert blieb einige Tage unsichtbar, weißt du. Wir dachten, sie hätte die Seekrankheit, aber als sie dann wieder erschien, war sie blaß und ihre Augen sahen verweint aus. Der Herr Monckel tat, als sähe er sie überhaupt nicht. Und als sie mit ihm sprach, tat er so entsetzlich gleichgültig, daß sie davon- lief. Bald darauf erschien die alte Dame und stellte Monckel. Sie schloß sich mit ihm ein. Es gab einen Skandal. Die alte Dame wollte, er soll« die Gesellschafterin heiraten. Aber Monckel sagte: Danke schön, nein, ich bin schon verlobt. Die alt« Dame erklärte darauf, er sei ein Schuft. Aber er zuckte nur mit der Schulter und murmelte etwas, von mit Rat und Tat immer zur Verfügung siehe» und ließ sich dann nicht mehr sehen. Auch die kleine Lampert ließ sich nicht mehr sehen. Sie sei sehr krank, sagt« der Schiffsarzt. Und sie war auch krank. Hatte Veronal genommen. Aber zu wenig. Und als wir uns der in- difchen Küste näherten, am nächsten Tag sollten wir Bombay an- laufen, da ist das kleine Fräulein Gertrud Lampert über Bord gesprungen.... Wir setzten schnell zwei Boote aus, aber wir kamen zu spät. Sie war schnell untergegangen. Wir fanden sie nicht mehr. Und dann gal� es auch Haifische in dem Gewässer. Die alte Dame wurde ohnmächtig____ Der Herr Monckel verließ in Bombay unser Schiff— Monckel war ein netter Mensch, wenn man ihn sah und hörte, mußte man ihn lieb gewinnen____ Aber man kann ja keinen Menschen ins Herz blicken____ Ich habe ge. funden, daß schöne Menschen viel aalglatter und schlechter sind als sogenannt« häßliche Menschen---- Aber das ist kein Gesetz, sonst müßtest du. Liebes, ein Teufel sein!" Sie lächle. Mitten im Lachen sah sie den Herrn Monckel vor sich, einen ge- pflegten jungen Menschen mit angenehmen Manieren. Sie härte auch das Gelächter der schönen Gertrud, aber dann verschwanden die Erscheinungen. Der Vater saß vor ihr, schweigsam und nach- denklich. An wen dachte er? An Herrn Monckel? An Herrn Lyssander? Mariann« lachte nicht mehr. Sie machte sich Mut und sagte:
„Arme, kleine Gertrud! Aber um mich brauchst du keine Angst haben, Vater! Ich springe niemals ins Wasser, und wenn ich ein- mal ins Wasser springe, da brauchst du erst recht keine Angst zu haben: ich kann sehr gut schwimmen! Und warum hast du gerade heute an die alte Geschichte denken müssen?" „Weil eine große Stadt doch manchmal wie ein großes Schisf ist, und weil du jetzt auch in einer Ersten Klasse fährst..,. Und wenn du schon schwimmen kannst, ninim dich vor den Haisischen in acht. Und denke daran, daß es immer einen Menschen gibt, der dich sieht, auch wenn du ihn nicht sehen solltest." Marianne erhob sich.» Sie beugte sich über den Vater und küßte ihn. In ihren Augen standen Tränen. Auf der Straße schrie die Hupe eines Autos. Lyssander meldete sich an. Lyssander kam und brachte Herrn Hull nach dem Bahnhof. Auf der Fahrt wurde wenig gesprochen. Marianne legte ihre Hand in die Klaue des Vaters. Die schmalen Schluchten der Stadt waren bald durchfahren, die Brandung des Verkehrs am Potsdamer Platz rasch überwunden. Die gleißende Lichtfassode des Europahauses glitzerte. Dann kam der Anhalter Bahnhof mit allem Lärm und Betrieb. Das Auto wurde verlassen, der Schnellzug wartete schon. Marianne brachte den Vater nach dem Coupö. Nach einigen Mi- nuten kam auch Lyssander. .Leb wohl, Liebes," sagte Hull.„und im Frühling komme ich wieder nach Berlin . Freust du dich?" „Ja, und dann bleibst du da. Dann kommst du für immer nach Berlin . Das wird herrlich sein, Vater!" Der Alte lächel:« und nahm sie beiseite und flüsterte, damit es Lyssander nicht hörte:- „Du bist nun erwachsen, Marianne, und wenn dich einer liebt, mußt du ihm nicht auss erste Wort hin glauben, wenn auch das erste Wort sehr oft das schonst« ist. Der Herr Lyssander ist ein an- genehmer Mensch, er gesällt mir gut, ich glaube, du kannst ihm vertrauen, wenn dich etwas quält." „Herr Lyssander!" sagte er und hob seine Stimme,„Herr Lys- sander, ich empfehle Ihnen mein« Tochter. Passen Sie auf mein Kind gut aus!" Nun kam der Schaffner und drängte zum Einsteigen. Hull kletterte in den Wagen und öffnete das Fenster seines Abteils. Di« letzten Worte wurden gewechselt, um die letzten Sekunden auszu- füllen, die letzten Worte, die wie rieselnder Sand sind und doch die letzten Sekunden nicht ausfüllen können. Ein letzter Gruß, ein letzter Händedruck, die Lokomotive zog dampfend und fauchend an, die Räder rollten, viele weiß« Tücher wehten, kleine Fahnen eines schmerzlichen Festes, und auch Marianne ließ ihr Tüchlein flattern. Der Zug entschwand, eine biegsame Flucht immer kleiner werden- den Wagen, von denen nichts übrig blieb als ein rollender Punkt, über dem weißer Rauch wehte. Die Zurückbleibenden verliefen sich. Die Schienenstränge lagen blank im bleichen und gedämpften Lichte da und warteten auf di« neuen Eisenbahnzüge der Ankunft und der Abfahrt, auf die Schnellzüge, aus die Personenzüge, die eisern durch Deutschland klirrten. Rote ünd grüne Lichtsignale glühten. Der Ozean der Millionen- stadt schwemmte sein Strandgut in di« Vorhallen des Bahnhofs: Missionsdamen, Geheimpolizisten, GeLäcklräger, Taschendiebe, Ob- dacl�ose, Zeituiigsverkänfer, Schuhputzer, Spitzel, Dienstleute. Dann ratterte«in neuer Eisenbahnzug an und spie seine Passagiere durch die Sperren in die uferlose Stadt.(Fortsetzung folgt.)
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PUR DEN KLEINGÄRTNER. iinuiiiuiiiiiuiiuiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiinMiiiniiuiiiiiniumuiuiiiiMiiiiiimiiiiiiiiiuiiuuiuuiiiiuiiuiiiiiiiiiuuiiiiuiiuiiiiiiiiiiiiuuiiiiiiiiiuimiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiuiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiuiuiiiiiiniiiniiiiiaiiiiiiiiuin
Zichoriensalat(Chicoree), Während man bei uns die Zichorie nur als Kaffee-Ersatz kennt und zu diesem Zweck feldmäßig kultiviert, ist in Belgien und bei Paris die Verwendung ihrer getriebenen Blätter zur Herstellung eines sehr bekömmlichen Salats gebräuchlich. Auch die Zeit des Er- scheine»? dieses Salats auf dem Gemüsemarkt ist bemerkenswert: er eignet sich besonders für die Monate Januar bis März, in denen es an sonstigen Salaten fehlt. Die Kultur einschließlich der Treiberei ist so einfach, daß man wünschen möchte, sie auch bei uns in größerem Maßstabe durchgeführt zu sehen. Um kräftige Wurzeln— die Vorbedingung für das Gelingen— zu erhalten, muß man über einen altgedüngten lockeren Boden verfügen. Leichter lehmiger Sandboden ist besonders geeignet, wenn er nahrhaft und tiefgründig ist. Frisch gedüngtes Land ist jedenfalls zu vermeiden, da es die Zichorien- wurzeln zur Vergabelung bringt, was sie für die Treibern wertlos macht. Das Land soll also im Herbst zurechtgemacht werden: man düngt es und lockert den Boden etwa 49 Zentimeter tief. Nach nochmaligem Lockern im Mai/Juni erfolgt die Aussaat: man gebraucht für 19 Quadratmeter etwa 39 großen Samen, den man aus einer zuverlässigen Quelle beziehen sollte. Später kann man seinen Samen selbst ziehen. Man wählt Reihensaat, Reihenabstand 2S Zentimeter, so daß 5 Reihen aufs Beet kommen. Der Pflanzen- bestand soll 15 Zentimeter betragen: ein Verziehen ist deshalb not- wendig. Das Beet muß gut feucht gehalten werden. Dielfach herrscht der Glaube, daß im Sommer die Blätter weggeschnitten werden müßten:«ine solche Maßnahme schädigt nur die Wurzeln. Dagegen findet ein Beschneiden der Blätter bis auf 4 bis 5 Zenti- meler statt, nachdem Ende Oktober die Wurzeln ausgegraben sind. Gleichzeitig werden die Wurzeln durchweg.auf etwa 25 Zentimeter oerkürzt. Will man nicht alle Wurzeln gleich treiben, so schlägt man den Rest frostfrei, etwa im Keller, ein. Man ist dadurch imstande, die Ernte auf eine Reihe von Monaten zu verteilen. Das Treiben vollzieht sich in Einfachster Form: man benutzt ein ausgeschachtetes Mistbeet oder stellt einen entsprechend breiten Graben her. In diesem werden die Wurzeln in Querreihen, die 19 Zentimeter von einander entfernt sind, mit geringer Neigung, nebeneinander (Zwischenraum 3 Zentimeter) so aufgestellt, daß ihre Köpfe in gleicher Höhe stehen. Man füllt dann di« Zwischenräume mir trockener leichter Erde und bedeckt das Ganze mit einer etwa 29 Zentimeter hohen Schicht der gleichen trockenen Erde, die erforderlichenfalls noch mit Sand vermischt wird. Auch kann man Torfmull oerwenden. Die Hauptfache ist, daß die Deckerde locker und vor allem trocken ist: sie sollte daher auch vorher nicht schr dem Regen ausgesetzt gewesen sein. Auf die Erdschicht und über die Ränder des Kastens oder Grabens kommt dann ftischer Pferdemist, je nach der Witterung 25 bis 75 Zentimeter hoch. Diese Decke hat den Zweck, in dem Räume unten eine Temperatur von 15 bis 29 Grad zu halten. Wenn Regen eintritt, muß die Anlage durch Bretter oder sonstiges Deckmaterial vor dem Eindringen des Wasiers geschützt werden. In der warmen Temperatur treiben di« Wurzeln aus und di« im Dunkeln getriebenen Blätter bilden den wie gebleicht erscheinenden Salatkopf. Nach gut 3 Wochen gibt es gebrauchsfertige Ware. Man entfernt de» Dung und die Erde und dreht die Blattköpfe ab. In einem kühlen Raum halten sich die Köpfe mehrere Tage, doch ist es natürlich, wie beim gewöhnlichen Salat, am varteilhaftesten, nur soviel herauszunehmen. als gebraucht wird. Die für dieses Kulturverfahren am besten geeignete Sorte ist die Brüsseler oder Witloof.Zichorie.
herbstpfianzung. Ob Frühjahrs- oder Herbstpflanzung von Siräuchern und Bäumen vorzuziehen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ob. Da ist vor allem die Frage: ob leichter oder schwerer Boden? Bei letzterem ist die Pflanzung im Frühjahr meist vorzuziehen, schwerer, kalter Boden ist im Herbst nicht sehr geeignet, daß die beschnittenen Wurzelenden die für die weitere Wurzelbildung wichtige» Gallus- schichten bilden. Ferner ist die Winterhärte des zu pflanzenden Materials zu berücksichtigen. Gerade die Erfahrungen des letzten Winters haben gezeigt, daß Rankrosen. Tamarisken, auch Efeu völlig zerstört wurden, so daß im Frühjahr das nach sonstigen kalten Wintern beobachtete Austreiben aus dem Wnrzelstamme unterblieb. Im allgemeinen aber hat die Herbstpflanzung unleugbare Vorteile. sofern sie nicht zu spät erfolgt. Wenn auch theoretisch gepflanzt werden kann vom Laubabfall bis zum Wiederaustrieh, so ist doah wegen der Gallusbildung die frühe Pflanzung geboten, da sonst die Wundstellen hcr Wurzeln in Fäulnis Übergehen können. Je weniger Zeit zwischen der Herausnahme aus dem alten Standort und dem Pflanzen liegt, um so vorteilhafter ist es. Da die Baumschulen im Herbst Bäume und Sträucher in den„Einschlag" legen, ist eine frühe Pflanzung auch aus diesem Grunde geeigneter, als wenn man wartet, bis die besten Stücke schon herausgenommen sind. , Die Dahlienmode. Durch die Fülle der Farbennüaneen hat die Dahlie sich in ver- hältnismäßig kurzer Zeit zur Lieblingsblum« des Spät- sommers entwickelt. Ihre leichte Kultur, ihre einfache' Ueber- Winterung sowie bequeme Vermehrung fallen natürlich auch ins Gewicht, aber ausschlaggebend ist unstreitig die Möglichkeit, alljähr- lich immer neue Farben und Formen seinem Garten emzu- oerleiben. Offizielle wie private Ausstellungen haben auch in diesem Jahre— trotz der Dürre— nicht gefehlt und man konnte an Hun- derten von Sorten dos Bestreben deutscher wie ausländischer Züchter studieren, neues, schöneres hervorzubringen. Während bei den gleichfalls in Hunderten von Sorten sich vorfindenden Rosen die Form nur wenig bemerkbare Unterschiede aufweist, variieren die Dahlien in der Gestatt der Blum« ebenso auffällig wie in der Farbe. Oder richtiger gesagt: in den Farben. Denn eine Neuschöpfung, die etwas von sich her machen will, muß unbedingt mehrfarbig getönt erscheinen. Si« gleicht darin der Tulpe, aber auch dem Chrysanthemum. Immer größer werden die Blumen, immer dustiger die Farben, die zarten Pastelltönen gleichen oder die feurigsten Nuancen einer Malerpalette widerspiegeln. Wie die Rosen aus der Pernetianarass« Gold und Kupferrot in Weiß und Rosa hinein- mischten, so herrscht jetzt auch bei den Neuheiten«in goldener Ton von großer Leuchtkraft, dem es an Beimischungen von Rot, Lila, Lachsfarb« und Purpur nicht fehlt. Wer die Kataloge durchsieht, wirb«in« groß« Ausbeute für fein Farbenoerständnis gewinnen— aber freilich die tote Beschreibung ersetzt nur unvollkommen den Farbenrausch, den der Anblick der Blumen selbst erzeugt. Die Preise haben wohl infolge der Winterverluste und der höheren Kosten für die Pflege im trockenen Sommer«inen Sprung nach oben gemacht— der billigste Preis ist etwa 69 Pf. pro Knolle. Aber man findet auch Neuheit«« mit Preisen zu 3. 5, ja 19 Mark. Eine Mahnung für den glücklichen Besitzer von Knollen, für deren gute Ueberwinterung Sorge zu tragen.