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Auslandsanleihe und Monopol Meldung über ein deutsches Telehponmonopol. Aus Frankreich kommt«in« kurze, aus besonderen Gründen nan der»deutschen Oeffentlichkoit nicht zu übersehend« Meldung. DieAgence Economique et Financiere", die wichtigst« französische Wirtschafts, und Finanzzeitschrift, meldst ohne nähere Angaben, daß ein« englisch-amerkanisch« Bankengrupp« dem Reich eine Anleihe angeboten hat mit dem Ansinnen, dieser Vankengruppc die Ausnutzung eines Telephonmonopols zu überlosien. Eine Nachprüfung dieser Meldung war uns nicht möglich. Wir smd nicht geneigt, trotz der Ernsthaftigkeit der Quelle, diese Nachricht zu überschätzen. Aber folgendes ist zu bedenken: Vor wenigen Tagen ist unter der Führung der International Telephone and Telegraph Corporation und der AEG. ein Telephonbautrust gegründet worden, was zu der vielbeachteten scharsen Kontrovers« zwischen der AEG. und Herrn C. F. von Siemens geführt hat. Wäre das genannte Angebot gemacht worden, so käme nach Kapitalkraft und Leistung für die BeHerr- schung eines deutschen Telephonmonopols nur die Gruppe der International Telephone and Telegraph Corporation in Frage. In Deutschland wäre«in Telephonmonopol nur möglich durch Heraus- lösung des Telephonbetriebes aus der öffentlichen Reichspost und durch dessen Privatisierung. Die Deutsche Reichspost ist der aus- schlasgcbende Kunde für die deutsche Schwachstromindustrie. Es ist anzesichts der offenkundigen Anlcihenot des Reiches und aller öffentlichen Betriebe in Deutschland nicht von der Hand zu weisen, daß die große hinter dem neuen deutschen Telephonbautrust zu- sammengeballte ausländische Kapitalmacht durchaus ernsthaft mit t;m Gedanken spielen kann, die allgemein« öffentlich« 5tapitalnot zu einem Anleiheangebot an das Reich auszunutzen, deren Gegenleistung ein Telephonmonopol wäre. Diese Möglichkeit liegt um so näher, als der unbestrittene Privatisierungswill« der organisierten Unternehmer Deutschlands die öffentliche Kapitalnot bewußt zu oerstärken bemüht, um die öffentliche Wirtschaft zu cröbern, und daß der Privatisierungswille des deutschen Privat- tapilals durch die Verstärkung der öffentlichen Finanznöte auch die Angrifkskraft des ausländischen Kapitals auf die deutsche öffentlich« Wirtschost erhöht. Beweise liegen vor, daß das Auslandskapital, nachdem in früheren Iahren die besten und billigsten Anleihechancen Deutschlands durch die Politik der Beratungsstellen versäumt worden sind, heute Kapitalanlagen in Deutschland mit dem Ziel der Industriebeherrfchung sucht. Herr Dr. Kehl hat tn Düsseldorf gezeigt, daß dos deutsche Bankkapital dazu den Weg zu weifen bereit ist. So nruß die Meldung derAgence Economique et Fmanciere*. auch wenn sie heute noch falsch wäre, in hohem Maße be- unruhigend wirtenl Es ist notwendig, daß die. zuständigen öffentlichen Stellen klipp und klar erklären, ob sie von einem ähnlichen Angebot jemals gehört haben. Es ist weiter not- wendig, daß Regierungen und Oefsentlichkeit mit gespannte st er Aufmerksamkeit besonders die Entwicklung in der Elektro� Industrie und der öffentlichen Kraftoersorgung verfolgen, denn hier fcmf)?n zunächst die ernstesten Gefahren. Es muß auch erwogen werden, inwieweit die wirtfchoftspolitischen Konsequenzen des Kreuzer- Angebots die Tendenzen zur Vi- schränkung der wirtschostzpolitischen Autonomie Deutschlands zu verstärken geeignet sind, besonders auf dem Gebiet der öffentlichen Wirtschaft.

Die Liste der Lnflationsfreunde. Die gestrigen Einzeichnungen für das Hugenberg-Vegehren. Am Donnerstag zeichneten sich für das Hugenbergsch« Inflations » begehren ein: Verwaltungsbezirk Tiergarten.. lSSS(am Mittwoch 1878) Wedding ... 627<.. 74g) Prenzlauer Berg 103S(,, 12-38) , Fricdrichshain. 720(,, 814) . Kreuzberg .. 1562(». 1751) » Neukölln... 605(» 609) In diesen Bezirken sind die Eintragungen gegenüber dem Vor- tage erheblich zurückgegangen. * Der Pressedienst des Hugenberg-Ausschusse» verbreitete gestern zur Stimmungsmache ein« Meldung, daß das Ergebnis des ersten Einzeichnungstages sehr günstig sei. Soweit Zahlen aus dem Reich vorliegen, sind sie kläglich. Es trugen sich ein: Hamburg 1650, Altona 256, F r o n k f u r t o. M. 620, Leipzig 797. Das Stimmvieh. In der Press«, die für das Inflationsbegehren agitiert, wird feit «inigen Tagen dauernd Klage geführt über angeblich« Sabotage dieser Aklion durch die Behörden, namentlich durch den Berliner Magistrot. In einer Zuschrift anstiie.Kreuz-Zeitung" wird zunächst darüber Klage geführt, daß die Bekanntmachungen über die Eintragungslokale zu hoch an den Litfahfäulen angebracht sind, fo daß der kleine Druck nicht zu lesen sei. Der zweite Punkt dieser Beschwerde lautet: Die Bekanntmachungen für da« Volksbegehren sind oft über den Bekanntmachungen für die K o m m u n a'l wa h l am 17. Ro- vember 1929 angebrocht, wodurch viele Leute die unkere Bekannt. machung nur lesen werden und dann nur die Wählerlisten ein- sehen und glauben, damit auch für da» Volkbegehren ihre Pflicht getan zu haben. Damit bestätigt die.Kreuz-Zeitung ". daß viele Leute, die man für eine hochpolitische Aktion einzuspannen hofft, die für das Schicksal D:utschland» entscheidend sein würde, auf einer so nie- drigen g« ist igen Stufe stehen, daß sie die einfachsten Be- griffe nicht voneinander unterscheiden können. Was müßten dos für politische Analphabethen sein, die die Nachprüfung einer Wählerlist« mit einer Eintragung für das Dolksbegehren oer- wechseln?! Aber die Hugenberger unterstellen sogar vielen ihrer Anhänger dieses nicht zu überbietende Maß stoats- bürgerlicher Idiotie. Wir sind zu höflich, um dieser Vermutung zu widersprechen, zumal die Drahtzieher des Volksbegehrens ihr« eigenen Leute wohl om besten lennen. Sie haben seit jeher die eigenen Wähler nur als Stimmvieh betrachtet und genieren sich nicht, ihnen dies öffentlich zu bescheinigen. SchiebungSversuche der Hugenberger. Amtlich wird mitgeteilt: Es sind Bestrebungen im Gange, auf Gemeindebehörden in dem Sinn« einzuwirken, daß sie Listen zum Volksbegehren amtlich anerkennen, deren Ein- tragungen durch UmhertragenvonHauszuHau» zustande gekommen sind. Demgegenüber wird daraus hingewiesen, daß n u r solche Listen Gültigkeit haben, die in der amtlich vorgeschriebenen Einzeichnungestell« beschriehen worden sind.

Hilgenbergs Volksbegehren startet...

Kopflos und zwei lahme Beine-

wenn das man gut geht!

Beamte der Republik ! Wie sie ihren Diensteid auffassen.

Wir erfahren aus dem Landgericht I Berlin :» Wie weit die Verblendung gewisser für das Volksbegehren agi- tierender Kreise geht, zeigt folgender Vorfall. Der Rechnung?- rat K. des Berliner Landgerichts I konnte es nickst unterlassen, an der Hand eines völkischen Flugblattes in einer Geschäfts. stelle dieses Landgerichts Hetzreden zu führen und die Beamten zu versichern, daß sie sich durch Unterzeichnung des Bolls- begehren? nicht strafbar machten, wobei dieser völkische Held Rede- blumen wiej ü d i s che r T e r r o r",asiatisch« Schweine. bände" undsozialdemokratische Verbrecher, die ins Zuchthaus gehörten," in feine Agitationsrede einflocht. Hierfür wurde er zur Rede gestellt und angesichts des ihm drohenden Disziplin« rverfah cen»,� über- dessen Ausgang auch er wohl-j; nicht im Zweifel war. hielt tr es doch für der Weisheit besseren Teil und entschloß sich, in derselben Geschäftsstelle in Anwesenheit der Beamten- und Betriebsoertretung, sich zu entschuldigen und alle getanen Ausführungen und Schimpfreden mit dem Ausdrucke de» Bedauerns zurückzunehmen. Oer!Reichsbankrat. Der Reichsbonkrat Z. treibt in den Dien st räumen der Reichsbant während der Dienststunden Propaganda für Hugenbergs Inflotionsbegchren und sammelt Gelder für die Hugen- berg-Propaganda. Herr Z. ist strammer Stahlhelm-Mann.

Oer ÄegierungSrat. In der soeben herausgekommenen Nr. 40 des Mitteilungsblattes Kreislandbund Rothenburg O.- L." findet sich ein Aufruf des Ausschusses für das deutsch« Volksbegehren im Kreis« Rothenburg O.-L.". Unter den vielen hochtonenden Nomen, die unter dem Ausruf stehen Rittmeister a. D., Doktoren, Grasen, Rechts« anwälte, Freiherren , Fabrikbesitzer, Direktoren, Gutsbesitzer usw. prangen" auch solche von hochgestellten und gut bezahlten B«-- amten der Republik . An erster Stelle glänzt da vor allem Regierungsrat Ca r g a nie o-.Rothenburg . Er setzt seinem NaPen- auch heute noch den Amtstitel bei:Leiter des Finanzamt» Rot he n b u r g Las Finanzamt ist eine Reich». b«Hörde. Der vorgenannte Leiter ist eingesetzt zur Wahrung der Interessen des Reiches, aber nicht zu dessen Schädigung. Senn dieser höher« Beamte in seiner amtlichen Eigenschaft sich dazu her. gibt, den Staat untergraben zu helfen, dann ist es höchste Zeit, daß der Reichsfinanzminister sich diesen Herrn ansieht. Dach weiter:Wie der Herr so's Gescherr." Als Nr. 2 eines Beamten zeichnete der Finanzamtssteuerinspektor P ö t s ch k e- Schneider, der seinen Titel als Stadiverordnetenvor- steher hier mißbraucht. Dann fehlt auch nicht der Amts- und Gsmein de vor- st eher Vetter- Gebelzig unter dem Aufruf, ferner der Herr K a n�t o r Schnecke- Horka.

Ein immuner Feigling. Aus der nationalsoziaiistifchen Verbrecherpresse. Die nationalsozialistischeBerliner Arbeiter-Zeitung", verantwortlicher Redakteur Gregor S t r a s s e r, M. d. R., schreibt zum Aufruf der Reichsminister gegen das Inflations- begehren: Am Tag« vor Beginn der Einzeichnung zum Bolksbegehren gegen den Aoung-Plan oeröfsentlichtc die Presse zwei Aufrufs gegen dos Bolksbegehren, deren Inhalt so schäm- los, deren Geist so ungeheuerlich und deren Zweck so verbrecherisch ist, daß für einen Augenblick long eisiges Ent- setzen dos Herz packt:das ist doch unmöglichl" bis man begreift, daß«z doch möglich ist und das Entsetzen dann abgelöst wird von Verachtung und Wut und Racheschwur! Der eine Aufruf, unterschrieben von sämtlichen Reichsmimstern und einer Reihe prominenter Vertreter des heutigen Systems, wie: Dr. Adenouer-Köln, Dr. Blüher-Drcsden, Otto Braun -Preußen, Professor Einstein , Gerhart Hauptmann , Professor Kohl, Frau von Oheimb-Kardorfs. Professor Liebermann , Dr. Schacht, Karl Severmg usw. ist ein Dokument so offener Lüge und so ungeheuerlichen Betrüge», daß man sich scheut, an- zunehmen, jeder der Unterzeichner hätte den Aufruf überhaupt nur gelesen, geschweige nachgeprüft. Ist dieser Aufruf so ein Dokument der Lüge und des B e t r u g s, so ist der Aufruf des Reichsbanners Schwarz-Rot- Gold, gezeichnet Hörsing, ein Dokument der Ehrlosigkeit und Scham- losigkeit, wie es in diesem Ausmaß selbst seit den Rooembertogen 1918 ohne Beispiel ist. Ist es denkbor: Deutschs gibt es,Führer" des deutschen Doltes, die mit Lüge und Betrug, mit Haß und Ehr- abschneidung gegen den Tcrsuch kämpfen, neu« drückend«, unwiderruflich« Versklavung vom deutschen Bolke fernzuhalten. Brandmarkt sie mit dem Kainszeichen der Verräter! Schreit es ihnen offen ins Gesicht:Agenten Frankreichs !" Der Strolch, der diese Beschimpfungen fabriziert hat, ist obendrein feige, weil er nicht für sie einsteht: es ist Herr Gregor S t r a f f e r, M. d. R., und deshalb Immun. Noch eine Beschimpfung der Z�eichsregierung. Di«Deutsche Zeitung" vom Donnerstag schreibt: Die Reichsregierung der Müller, Seoering und Hilferding hat also auch damit den aeschichtlichen Nachweis geliefert, daß e» ihr eiliger um die Berfklavung de»

deutschen Volkes ist, als selbst den verschworenen äußeren Feinden der Nation." Diese Sorte von Presse bemüht sich, Material sür die Not- wendigkeit des neuen Repüblikschutzgesetzes beizubringen.

(Sie schreien über Terror! DiePommersche Tagespost", dos Organ der Deutschnotionalen in Pommern , veröffentlicht das folgende Gedicht: Fragt alle, die noch abseits stehn: Wollt ihr, daß Deutschland soll untergehn:' Seid ihr Deutsche ? Und sind sie es nicht, Tilgt sie aus jeder Gemeindel Speit ihnen in das T e u f e l s g e s i ch t, Sie sind im Dienste der Feinde." So etwas schreit über Terror, wenn die Regierung zur Abwehr übergeht! Oer Ltmsturz in Afghanistan . Radir Khan zum König gewählt. H o b i b u l l a h hat sich endgültig ergeben. Die sosort ein» berufene Nationalversammlung des Landes hat seinen Besieg«, Nadir Khan , angeblich trotz seines Widerstreben?, zum König gewählt. Der neue Herrscher will all« Gesandten Asgha- nistans im Auslande entlassen, weil sie sich während der kurzen Herrschast Habibullahs als unzuverlässig erwiesen haben. Di« alten Verträge zwischen Afghanistan und der S o w s e t u n i o n sollen wiederhergestellt werden. Eine siebente Bundesrepublik der Sowjetunion . Tadschikistan , da» bisher der Usbekenrepublit angehört«, wurde auf dem in Dueschamb« eröffneten außerordentlichen Rätekongreß zur Bundes- republik erklärt. Somit zählt die Sowjetunion nunmehr sieben Bundesrepubliken, nämlich: RSFSR. (Jnnerrußland). Ukraine nebst der moldauischen autonomen Republik, Weißrußland , Trane- kaukasische Föderation, Turkmenrston, Usbekistan und Tatschikistan. Die neu« Bundesrepublik umfaßt ein« Fläche von 150 000 Quadrat- kilometer und zählt etwa«ine Million Einwohner. In der an den Berghängen Pamirs gelegenen Republik wird Baumwollbau getrieben. vi« fiandesrechtllche Erschießung de» Slowenen Sorton in Polo hat lebhaft« Empörung und Protestkundgebungen in Belgrad aus- gelöst.