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Um den Emelka- Kauf.

Informationen der Parteiführer am Mittwoch.

Am Mittwoch findet eine Parteiführerbesprechung ftatt, in der Reichsfinanzminister Hilferding und der Reichsinnen­minister die Gründe darlegen werden, die die Reichsregierung bestimmt haben, weitere 51 Prozent der Emelta- Aktien in den Besitz des Reiches zu bringen Zugleich werden in dieser Sitzung auch die Bedingungen für den Rauf mitgeteilt werden. Besonders das letztere iſt dringend notwendig. Bon verschiedenen Seiten wird nämlich der Vorwurf erhoben, das Reich habe diese Attien zu teuer erworben. Im freien Börsenverkehr hätten die Aktien einen Kurs von etwa 80 Proz., während das Reich 117 bzw. 125 Proz. zahlen müsse. Bei dem Kurs von 80 Proz. handelt es sich, soweit wir unterrichtet sind, um eine rein fiftive Wertfest­stellung. Da die Aktien sich in festen Händen befanden, so ist es wenig wahrscheinlich, daß zu diesem Preis ein Erwerb der Mehr­heit der Aktien möglich war. Immerhin muß dieser Punkt auf­geflärt werden. Ebenso dringend ist die Klärung des lle ber= nahmepreises. Es wird behauptet, daß die Commerzbank die Aftien zu einem Kurs von 117 Proz. gekauft habe, fie aber jetzt zu einem Kurs von 125 Broz. an die Reichsregierung verkaufen will. Sollte das zutreffen, so wären auch hier starke Bedenken angebracht. Da das Reich sich der Commerzbant wohl nur als Vermittler bedient hat, so fönnte man doch erwarten, daß es sich auch ausbedungen hat, daß ihm die Aktien zu dem Kurs überlassen werden, zu dem fie gefauft worden sind.

Gegen den Erwerb der Emelfa- Attien wird von der Rechts. presse, die selbstverständlich die ganze Aktion scharf bekämpft, auch eingewendet, daß es sich um ein Berlust geschäft großen Stils handelt. Auch diejenigen, die die politischen Gründe für die Er­werbung der Reichsregierung billigen und für ausschlaggebend halten, werden sich auf das entschiedenste dagegen wehren, daß das Reich nun aus diesem Anlaß mit dem großen Risiko der Film­produktion und der Filmvorführung belastet werde. Wir möchten deshalb nach wie vor annehmen, daß die maßgebenden Reichsstellen sich auch weiterhin nur von der politischen Ansicht leiten lassen werden. Wenn das der Fall ist, dann ist die Gefahr von größeren Verlusten kaum gegeben, im Gegenteil, dann ist der Erwerb der Aktienmehrheit vielleicht sogar cin geeignetes Mittel, die drei Millionen zu sichern, die das Reich aus früheren Zeiten( Phöbusangelegen= heit) noch als Forderung gegen die Emelka besitzt.

Spannungen in Bayern .

Der Konflift in der Koalition.

München , 21. Oftober.( Eigenbericht.)

Die bayerische Regierungstoalition ist gegen märtig von schweren Ronflitten bedroht. Die sozialdemo: fratische Frattion des bayerischen Landtags nimmt dazu folgende Stellung ein:

Das neue Heldengeschlecht.

Immer wieder erfcholl der Ruf: ,, Lieber tot als Glaven! Bericht des Lot.- Anz." von der Stahlheim- Rundgebure

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Lieber tot als Gflaven!- Gelbstverständlich. Aber dafür Selbstverständlich. Aber dafür brauch' ich mir doch feinen Schnupfen zu holen!"

Der australische Arbeiterwahlfieg.

Ein Land vorbildlicher Sozialpolitik.

London , 21. Oftober( Eigenbericht).

Noch liegen von den australischen Wahlen vor mehr als einer Woche die endgültigen Ergebnisse nicht vor. Die ungeheure Aus­dehnung des Landes, etwa dreißigmal Großbritannien , und die Not­wendigkeit, lokale Ergebnisse oft tagelang in Autos, mit Kamelen oder auf noch primitivere Weise zur nächsten Zentralstelle zu be­fördern, bringt Verzögerungen mit sich, wie sie Europa mit ihren Telephon- und Telegraphenneken nicht fennen. Aber, wie immer die restlichen Stimmen lauten mögen, sicher ist, daß die australische Arbeiterpartei einen entscheidenden Sieg errungen hat und mit einer absoluten Mehrheit von 11-14 Sigen ins Bundes­parlament einziehen mird.

Damit fehrt, nach dreizehnjähriger Opposition, die Partei zur in der Führung der Regierung zurückbliden fann. Bereits 1904 besaß der junge australische Bundesstaat in Christopher Watson einen Ministerpräsidenten aus der Arbeiterpartei zwanzig Jahre ehe das Mutterland Großbritannien die erste Ar­beiterregierung betam. Der Arbeiterführer Fisher war zweimal vor dem Kriege und nochmals während des Krieges das Haupt einer Arbeiterregierung. Ueberdies hatte die Arbeiterpartei in den sechs australischen Bundesstaaten, Neu- Süd- Wales, Queensland , Victoria , Südaustralien und Tasmania , zeitweise die Macht und legte hier

,, Das politisch Bedeutungsvolle der gegenwärtigen Situation in Bayern ist die Tatsache, daß eine Regierungspartei, ohne die Regierung und die anderen Koalitionsparteien zu verständigen, in ciner lebenswichtigen politischen Angelegenheit mit einer gemacht zurüd, die bereits auf eine lange und ehrenvolle Erfahrung missenlosen Oppositionspartei gegen die Re­gierung vorgeht. In jedem Land, wo man auf politisches Ansehen und saubere Verhältnisse noch etwas gibt, würde ein Schritt, wie der der Deutschnationalen in Bayern , die Kündigung der Regierungstoalition bedeuten. In wenigen Tagen muß sich entscheiden, ob die Mehrheit der Regierung, Bayerische Boffspartei und Bauernbund diese politische Reinigung herbeizuführen gemilf sind, oder ob sie sich weiter zum Schwanzstück der deutsch nationalen hafentreuzlerischen Ratastrophen polititer hergeben wollen. Wieder einmal steht Bayern vor einer Situation, die eine Bereinigung der widernatürlichen zwie­spältigen politischen Verhältnisse bringen könnte. Für die Zukunft und für die Wohlfahrt des Landes geht es um die Frage, ob jich die Regierungsparteien im Lande vollends vor den Hafen­treuzlern und Hugenbergern erniedrigen lassen und damit jeden politischen Respett verlieren. Auf der Bayeri schen Boltspartei liegt die Berantwortung vor dem ganzen Lande, ob sie sich von den Katastrophenpolitikern, die das Chaos herbeischnen und dann im Trüben ihre parteipolitischen Geschäfte machen, mun endlich trennen will.

Die Sozialdemokratie hat auf Grund ihrer parlamentarischen Tätigkeit das moralische Recht, die Verantwortung der anderen Bartelen flar zu umreißen. Bleiben ihre Mahnungen unbeachtet, dann wird sie an die bessere Einsicht der Wähler im Lande zu appellieren haben."

Eine Verfügung gegen Hakenkreuzterror.

München , 21. Oftober.( Eigenbericht.)

Der bayerische Innenminister hat endlich und zwar unter dem Drud der Deffentlichkeit an die bayerische Polizei eine Berfügung gerichtet, die einen befferen Bersamm lungsschuß bezwedt. Bersammlungsverbote sollen ausge. sprochen werden, wenn die Polizeifräfte zur Sicherung des fried­lichen Verlaufs einer Bersammlung nicht ausreichen. Da die viel­fachen Sympathien der Polizei gegenüber den Nationalsozialisten auch dem Minister offenbar nicht un­bekannt sind, schloß er seine Berfügung mit der vielfagenden Warnung an die Polizeibehörden, daß die Frage der Berantwortung der Ueberwachungsorgane in allen Fällen, wo es zu Tätlichkeiten in politischen Bersammlungen fommt, aufs strengfte geprüft werde.

Sowjetführer ermordet.

Mostau, 20. Oktober. ( Ost- Expreß.) Das Mitglied der Zentraltontrollkommission der Sowjetrepublik Aserbeidschan Sajenz ist ermordet worden. Er hatte sich in letzter Zeit bei der ,, Säuberung" der Sowjetbehörden und Parteizellen durch besondere Strenge ausgezeichnet und es besteht der dringende Berdacht, daß die Mörder unter den Gemaßregelten zu suchen find.

Radet Chef der KPD . Bum Leiter der deutschen Abteilung der Romintern ernannt. Wie der Ill. aus Moskau gemeldet wird, hat bas Präsidium des Bollzugsausschusses der kommunistischen Internationale den ehemaligen Führer der Trozlistischen Opposition in der Sowjet­ union , Karl Radet, zum Leiter der deutschen Ab= teilung der Kommunistischen Internationale ernannt.( Das märe sehr schnell gegangen. Bestätigung bleibt abzuwarten! Red. des ,, Borwärt".)

die Grundlagen zu einer ffaatlichen Sozialpolitit, die alles an Arbeiterfürsorge übertrifft, was die Proletarier Mitteleuropas

in den letzten zwölf Jahren erreicht haben.

In Australien wurden, im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts staatssozialistische Experimente erfolgreich durchgeführt, die in der fozialistischen Arbeiterbewegung Europas wohl nur deshalb geringe Beachtung fanden, weil die Entfernung, somie die dauernde Nicht zugehörigkeit der australischen Arbeiterpartei zur Inter­nationale, eine Berbindung zwischen dem Proletariat Australiens und Europas nicht auffommen ließen.

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Im Mittelpunkt der gesamten Sozialgesetzgebung Australiens steht die industrielle Schiedsgerichtsbarkeit. Als in andern Ländern von einer Anerkennung der Gewerkschaften durch Staat und Gesellschaft nicht die Rede war und das Unter­nehmertum Europas noch den Herrn im Haus" spielen fonnte, be­gann in den australischen Bundesstaaten bereits der Aufbau einer Schiedsgerichtsbarkeit, die sich auf die volle Anerkennung der Ge werkschaften durch den Staat stüßte. Diese Entwicklung erfuhr 1904, unter der ersten australischen Arbeiterregierung, ihre Krönung in der Schaffung eines Bundes Schiedsgerichshofes, dem alle industriellen Streitigkeiten unterstehen, sofern sie über die Grenzen eines einzelnen Bundesstaates hinausgehen. Die Schieds. gerichtsbarkeit ist obligatorisch und macht Streifs wie Aussperrungen in Süd- und Bestaustralien, Tasmanien und im Wirkungsbereiche des Bundesschiedsgerichtshofes ungefeßlich, ohne daß freilich des Bundesschiedsgerichtshofes ungefeßlich, ohne daß freilich der Ausbruch wilder Streits völlig verhindert werden konnte. Be­sonders Neu- Süd- Wales war und blieb ein Herd dauernder Un­ruhen. Unter dem Schuße dieser, im allgemeinen fortschrittlich aus­geübten staatlichen Schiedsgerichtsbarkeit hat die australische Ar­beiterschaft begünstigt von der wirtschaftlichen Entwicklung des

Landes cinen

ungewöhnlich hohen Lebensstandard erzielt, und schon lange vor der Washingfoner Konvention dem Achtffundentag allge­meine Gelfung verschafft.

- Die Tätigkeit des Schiedsgerichtshofes wurde in jenen Jahr zehnten dadurch erleichtert, daß die wirtschaftliche Konjunktur günstig war, die Nachfrage nach Arbeitern das Angebot überstieg

Mord an einer Greifin?

Mordfommiffion in der Elisabethstraße.

Geffern in später Abendstunde wurde die Mordkommiffion nach der Elisabethstraße 60 gerufen, wo die 72jährige Witwe Difilie Rothe in ihrer Wohnung unter verdächtigen Umständen tot auf­gefunden wurde. Man glaubt, daß die Greifin einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Unter dem Berdacht der Täterschaft wurden, wie es heißt, mehrere Untermieter verhaftet. Frau Rothe hatte vor einigen Tagen ein Laubengrundstüd veräußert, wofür fie einen Kaufpreis von 1000 m. erzielte. Das Geld konnte bisher nicht gefunden werden.

und damit eine obejektive Grundlage für ein ständiges Steigen der Löhne existierte. Aber mit dem Umschwung der Konjunktur wuchsen, wie in allen Ländern mit staatlicher Schiedsgerichtsbarkeit, die Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der Schiedssprüche, sei es bei den Unternehmern, sei es bei den Arbeitern. Diese Schwierig. teiten haben in den letzten Jahren solchen Umfang angenommen, daß der konservative Ministerpräsident mit einer allgemeinen Ber. ärgerung über das Prinzip der Schiedsgerichtsbarkeit rechnete und unter der Parole Abschaffung der Bundesschiedsgerichts. barkeit" an das Land appellierte. Die Wahlen haben gezeigt, daß die konservative Spefulation falsch war. Die Arbeiterschaft sah in dem konservativen Plan einen Angriff auf ihre Lebenshaltung und andermeite, außerhalb der Gewerkschaften stehende Schichten, stimmten dem Arbeiterführer Scullin zu, der zwar die Mängel der obligatorischen Schiedsgerichtsbarkeit feineswegs zu leugnen fuchte, aber in ihr, trop aller Schwierigkeiten, die wichtigste Grund lage der industriellen Stabilität Australiens " und das wichtigste Instrument zur Verwirklichung der fozialen Gerechtigkeit gegenüber den Lohn- und Gehaltsempfängern" erblickte.

Die Niederlage des australischen Konservativismus am 13. Dt. tober sichert den Bestand der Bundes Schiedsgerichtsbarkeit. die mit der machsenden Industrialisierung naturgemäß von Jahr zu Jahr an Wichtigkeit gegenüber der bundesstaatlichen Schieds gerichtsbarkeit gewinnt. Auch in Australien wachsen die Arbeits­fonflifte wie überall, über ihre lofale Bedeutung hinaus. Der Sieg Labours in Australien hat jedoch daneben noch eine außenpolitifche Bedeutung: die Dominien haben mit ihrer machsenden Selbständig. feit eine immer gewichtigere Rolle bei allen großen diplomatischen Entscheidungen des Reiches zugewiesen erhalten. Ihr Wort ist für die Außenpolitif Großbritanniens von Jahr zu Jahr bedeut famer geworden. Das fonservative Regime Bruce war durchaus in machipolitischen und imperialistischen Borstellungen befangen und machte sich im Rahmen des britischen Reiches als ein aus gesprochen rüdschrittlicher Faktor fühlbar.

Der Uebergang der Macht an eine Arbeiterpartei jo turze Zeif nach dem sozialistischen Wahlfieg in England, räumt eine der ernstesten Schwierigkeiten aus dem Wege, der sich Macdonald bei seiner Friedenspolitif im eigenen Hause gegenüberjah. Unter einer Arbeiterregierung wird die australische Politik die pazifistische Politif Londons daheim im eigenen Lande, im Rate der Mitglieder des britischen Reiches und in Genf mit allen Kräften freudig unterſtüßen.

Krise in der englischen Wollindustrie.

Drohender Arbeitskampf.

E. W. London 21. Oftober.( Eigenbericht.)

Die schleichende Krise in der britischen Wollindustrie hat am Montag eine weitere Berschärfung erfahren. Wie auf einer gemein­famen Sigung der Arbeitnehmer und Arbeitgebervertreter in Brad­ ford mitgeteilt wurde, haben sich die organisierten Arbeiter der Induftric in einer Urabstimmung mit großer Mehrheit gegen die Forderung der Unternehmer nach einer Lohnherab­fehung von 8,3 Proz. ausgesprochen.

An der Abstimmung nahmen 22 Gewerkschaften feil. Sämtliche Gewerkschaften erklärten sich mit Majorität gegen die Annahme der Unternehmerforderungen, die einen Cohnausfall von 4,70 m. pro Mann und Woche und 2,80 für Frauen wöchentlich dargestellt hätte.

Bom drohenden Arbeitstampf find 150 000 Arbeiter, darunter in der Mehrheit Frauen, unmittelbar betroffen. Mit dieser Abstimmung sind die Verhandlungen zu Ende gekommen, und einige Firmen haben bereits den bestehenden Arbeitsvertrag gekündigt. Dies Borgehen der Unternehmer ist dadurch möglich geworden, daß die Industrie seit Monaten ohne Kolleffivvertrag arbeitet.

Die Lage in Yorkshire , wo die weitaus größte Mehrheit der Wollarbeiter Großbritanniens anfäffig ist, wird als überaus ernst bezeichnet. Der Ausbruch des Arbeitstampfes scheint unver­meidlich, falls fich die Unternehmer nicht doch noch in lehter Minute entschließen, dem bisher stets abgelehnten Vorschlag der Gewerk­fchaften Folge zu leiffen und den Streitfall einem Schiedsgerichtshof zu unterbreiten.

Fürst Bülow erkrankt. WIB. meldet aus Rom , daß der ehe­malige deutsche Reichskanzler Fürst Bülow fich eine schwere Ere fältung zugezogen habe, die ihn für mehrere Tage an das Bett feffeln wird. Das Befinden des Kranken habe sich jedoch bereits wesentlich gebessert. Einem römischen Bericht der Boffischen Zeitung" zufolge handelt es sich aber beim 81jährigen Altreichstanzler um emen leichten Schlaganfall mit Lähmungserscheinungen.