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Rr. 495 46. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Auch das ist Privat" wirtschaft!

Die Nutznießer des Wiener Bankenfrachs.- 3ft es in Deutschland anders?

In Wien brach fürzlich die ehemals führende Bank Die Bodentreditanstalt hatte zuletzt einen Stab Don Desterreichs, die Allgemeine Desterreichische Direktoren, der weit größer war als vor dem Kriege, als sich Bodentreditanstalt, zusammen. Eine für die ge noch ihr Betrieb über die ganze Monarchie erstreckte! Sie hatte samte österreichische Boltswirtschaft drohende Katastrophe jezt neben dem Präsidenten und seinem Stellvertreter 5 Bor murde nur durch das Eingreifen der Bundesregierung und durch eine Zwangsfusion mit der Desterreichischen Kredit­anstalt für Handel und Gewerbe abgewendet. Der Artikel schildert die ungeheuerliche Art der persönlichen Bestellvertreter, von denen nur der Direktor Weiner aus­reicherung, mit der österreichische Wirtschaftsführer, die zugleich die Führer der sozialen Reaktion waren, an dem Zusammenbruch mitschuldig wurden. Der Wiener Fall ist auch sehr lehrreich für Deutschland wo die Unter­nehmer nicht genug über angebliche Mißstände in der öffent­lichen Wirtschaft und die Berschwendung von Staat und Ge­meinden flagen fönnen, um von Mißständen in der Privat­wirtschaft abzulenfen. Nur zu schnell werden in Deutschland Standale wie der Frankfurter Berficherungskrach und die Raiffeisenaffäre vergessen. Die Red.

stands direttoren, 5 Titulardirettoren, 5 Diret toren stellvertreter und 11 Titulardirettoren

Wien , 19. Oftober.

mest

Der Zusammenbruch der Badentreditanstalt wird dem Staat, wie nach der Riesensumme von 132 Millionen Schilling, die die österreichische Postsparkasse zu fordern hat, anzunehmen ist, rund zwanzig Millionen fosten. Die Aktionäre tleinere Kapitalisten, die ihre Ersparnisse in Attien dieser einst so vornehmen Bank angelegt hatten- werden sieben Achte I ihres Bermögens verlieren, die ganze österreichische Wirt­schaft wird auf das schwerste erschüttert, drei hundert An gestellte der verkrachten Bant sollen abgebaut werden, und in den Industriebetrieben, die der Bank gehörten, dürfte es auch zu manchen Einschränkungen kommen..

furz überall not und Elend als Folge des Krachs, menn auch mirtlich dank der gelungenen Fusion im legten Augen blid noch eine viel ärgere Katastrophe, ein wirklicher Zusammen bruch unserer ganzen Wirtschaft verhindert wurde. Not und Elend überall. Nur die Schuldigen, die, Leiter des Unter nehmens, die durch Leichtfertigkeit und Unfähigkeit all dies Elend herbeigeführt haben, nur sie lachen sich ins Fäustchen. In dem allgemeinen Elend tönnen sie sich als schwerreiche Leute mit ihrer Beute ins Brinatleben zurückziehen.

Allina

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Unsere Abgeordneten Dr. Bauer, Dr. Danneberg und Dr. Bauer, Dr. Danneberg und haben in den Beratungen im Nationalrat und im Aus. schuß soviel Material darüber vorgebracht, das nicht abgeleugnet werden konnte, daß man über die ungeheuren Beträge, die die Direktoren aller Kategorien vor und nach der Katastrophe ein geftedt haben, ziemlich genau informiert ist.

geschieden ist. Die Direktoren hatten ein Einkommen DON 130 000 bis 200 000 Schilling im Jahr, die Stellvertreter 60 000 bis 70 000 Schilling.

Standalös, ja geradezu betrügerisch

wie Bauer und Danneberg feststellten war die Wirisaft mit den Lantiemen der Direttoren. Es wurden nicht nur Tantiemen von den Jahreserträgen, sondern sogar Vierteljahrs: tantiemen ausbezahlt und zwar auf Grund von Bilanzen, die, pie die Leitung schon damals wußte und wie jetzt ganz offenfundig ist, falsch, wenn nicht gefälscht waren. Die letzten Vierteljahrstantiemen wurden noch am 30. September 1929 ausbezahlt, wo sich die Leitung über die Situation des Unternehmens in feinem Zweifel mehr befunden haben kann. Allina stellt fest, daß schon im Jahre 1927 der Deffentlichkeit eine falsche Bilanz vorgelegt wurde, und daß die nur seit Einführung der Goldbilanz unbered­figterweise ausbezahlten Dividenden und Tanfiemen nicht weniger als 25 Millionen Schilling ausmachen!

Die Bodenkreditanstalt hat wegen des Geschäftes mit der Bojt sparkasse den Kurs ihrer Aftien fünstlich hinaufgetrieben, und sie hat zu diesem Zwecke sogar falsche Bilanzen veröffentlicht, in denen Reingewinne ausgewiesen wurden, die gar nicht erzielt wurden. Von diesen falschen Reingeminnen wurden dann die Iantiemen ausbezahlt. Im vorigen Jahre hat der Staat der Donau- Dampfschiffahrts- Gesellschaft , einem Konzernunter­nehmen der, Bodentreditanstalt, eine Subvention von zwei Mil­lionen Schilling zunächst für das laufende Jahr bewilligt, damit der Personenverkehr aufrechterhalten werden könne. Bon dieser Subvention haben sich, wie Danneberg unwidersprochen erzählte, die Bermaltungsräte fofort 58000 Schilling als die Berwaltungsräte fofort 58000 Schilling als Tantiemen auszahlen lassen...

Man sieht, wie ungleich hier die Folgen des Zusammenbruchs verteilt sind: die Schuldigen haben jedenfalls nicht zu flagen. Daß sie obmohl mir ein Banthaftungsgefeß und ein Strafgefeß haben vor den Zivil- und Strafrichter tommen, dürfte kaum anzunehmen sein.

Beratungsstelle lebt weiter.

P.

Da ist vor allem der Präsident Sieghart, Berlängerung der Richtlinien bis Ende dieses Jahres. dar Hauptschuldige, der sich mit einem Bermögen von fünf Millionen Dollar also rund zwanzig Millionen Zwischen dem Reich und den Regierungen der Länder ist leber­Mart in das Privatleben zurückzieht. Diese einstimmung darin erzielt morden, daß die Richtlinien der Be Gumme ist zwar mir fchäzungsmeise feftgestellt, aber fic murderatungsffelle für Auslandskredite, deren Gültigkeit am 20. Oktober sowohl von Dr. Bauer wie von Allina angeführt, ohne daß jemand fie zu bestreiten wagte. Es ist jedenfalls nicht zu verwundern, menn mon erfährt, daß Sieghart ein Einkommen von 500000 Shilling ( 300 000 mart) jährlich versteuerte, wofür die Steuer allerdings nicht er selbst, sondern die Bank bezahlte. Allina, der Obmann des Reichsvereins der Staatsbeamten, verglich

dieses Einkommen mit dem des ehemaligen Präsidenten Theodor Taussig , dessen Genialität das Unternehmen großgemacht hatte und der nur ein Siebentel davon, nämlich 70 000 bis 80 000 Schilling jährlich Einkommen hatte. Daneben hat Sieghart auch noch seinen Angehörigen riesige Kredite bei der Bank weit unter dem üblichen Zinsjust vermittelt. Daß der Schwieger schn Siegharts im Finanzministerium Präsidialist war, sei nur nebenbei erwähnt, obwohl es mit der Duldung und Förderung, die diese Wirtschaft bei der Regierung fand, nicht außer Zusammenhang

stehen dürfte.

Die Mißwirtschaft der Oberleitung.

Wie freigebig man gegenüber den Direktoren war, zeigt die schon seit längerer Zeit bekannte Tatsache, daß der General direktor Beiner, der sich mit dem Präsidenten Sieghart nicht vertrug, nicht nur mit einer Abfindung von 700 000 Schilling ( 420 000 mart) entlaffen wurde, fondern auch noch eine Pension von 180 000 Schilling( 108 000 Mart) jährlich nebst einer Personal zulage, deren Höhe allerdings nicht befannt ist, erhält. Da seine Benfionierung schon Ende 1923 erfolgte, hat er bisher etwa amei Millionen Schilling bezogen.

MNU WOHLICE

abgelaufen war, bis zum 31. Dezember dieses Jahres in der bis herigen Form verlängert merden. Die ungeflärte Lage am internationalen Kapitalmarkt und die noch ausstehende Klärung der innerpolitischen Finanzfragen sollen Anlaß zu dieser Verlängerung gewesen sein.

Durch diese Vereinbarung besteht jetzt wenigstens Klarheit, mas mit der Beratungsstelle a un ä ch ft geschieht. Auch die provisorische Berlängerung des Instituts der Beratungsstelle ist aber an sich be­dauerlich. Es wäre wünschenswert gewesen, daß schon bis zum 20. Ottober das Definitivum angestrebt worden wäre, nachdem über die Unhaltbarkeit des jetzigen Zustandes auf gar keiner Seite mehr 3weifel bestanden haben. Wenn in der bürgerlichen Preffe darauf hingewiesen wird, daß die Fortdauer der Beratungsstellenkontrolle einen Schaden anrichten tönne, weil ohnehin im Ausland feine Möglichkeit für die Aufnahme von Anleihen bestehe, so trifft das nicht ohne weiteres zu. Es läßt sich feineswegs über: sehen, wie die Verhältnisse auf dem ausländischen Kapitalmarkt sich entwickeln, denn gerade die allerlegten Tage haben gezeigt, daß von

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Stunde zu Stunde auf den internationalen Kapitalmärkten ein um fchwung eintreten kann. Die New Yorker Aktienbaile hat sich bereits auf London und andere europäische Märtte über tragen, und der Kurseinbruch auch an der Berliner Börse vom vorigen Freitag und Sonnabend hängt mit diesen Borgängen zu sammen. Zugleich haben sich in New York während der letzten acht Tage die Kurse der deutschen Anleihen recht erheblich gebessert, so daß im ganzen besonders wenn man die wieder diskutierte Möglich: teit einer Distontfentung in New York hinzunimmt

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die

Dienstag, 22. Oftober 1929

Chancen für Auslandsanleihen sich plötzlich ge= beffert haben. Sofortige Ausnutzung befferer Möglichkeiten ist ober das erste Gebot bei Anleihetransaktionen, und diesem ersten Gebot kann die unveränderte Berlängerung der bisherigen Be­stimmungen für die Anicihekontrolle entgegenwirken.

Immerhin fann Schaden verhütet werden. Es müßte dafür gesorgt werden, daß die Anleihekontrolle so durchgeführt wird, als ob sie nicht mehr bestünde. Zu dieser Liberalität müßten sich die entscheidenden Stellen gerade im gegenwärtigen Augenblick bereit finden.

Die Berliner Elettro- Konzentration. Ludwig Loewe mit der Gesellschaft für elektrische Unternehmungen verschmolzen.

Die schon seit Jahrzehnten bestehende enge Zusammenarbeit zwischen der Ludwig Loewe AG. in Berlin- Moabit und der Geffürel( Gesellschaft für elektrische Unternehmungen ) hat jetzt zu einer völligen Berschmelzung dieser beiden Unternehmungen geführt. zugleich wird auch die Agwea( AG. für Gas-, Wasser- und Elek­trizitätsanlagen) in die Fusion einbezogen.

Die Ludwig Loewe AG., die in der Deffentlichkeit vielfach noch als ein reines Maschinenunternehmen( Werkzeug­maschinenbau) angesehen wird, besitzt schon seit Jahren nicht mehr den Charakter eines ausgesprochenen Fabrikationsunternehmens. Allein der Buchwert der in der Bilanz ausgewiesenen Elettro= beteiligungen beziffert sich auf rund 10 Millionen Mart, während ihr tatsächlicher Bert sich auf annähernd 30 Millionen Mart beläuft. Dagegen werden in den eigentlichen Fabrikations­betrieben zurzeit höchstens 2000 Mann beschäftigt, so daß die Ent­wicklung der Ludwig Loeme AG. zu einer Holdinggesellschaft deut­lich sichtbar wird. Daß Ludwig Loewe seine Kapitalien fast aus­schließlich in der Elektroindustrie investierte, ist auf alte Berbindungen mit der Geffürel zurückzuführen.

Dieses Unternehmen, daß nach der Inflation sein Kapital auf 30 Goldmillionen zusammenschnitt, hat in den letzten Jahren einen taum zu stillenden Kapitalhunger gezeigt. In über­raschendem Tempo wurde das Rapital seit 1926 von 30 bis auf 75 Millionen Mark herausgesetzt. zur Durchführung der Ber­schmelzung mit Ludwig Loewe ( Kapital 20 Millionen Mark) wird die Gesfürel ihr Attienkapital um weitere 25 auf 100 Millionen Mark erhöhen. Die Bedeutung dieses Unternehmens liegt auf dem Gebiet der Finanzierung des in ständiger Entwicklung be findlichen Elektrifizierungsprozesses. Seine wichtigsten Beteili­gungen in Deutschland liegen in Schlesien , mo es an sämtlichen größeren Kraftwerken beteiligt ist, somie in Bayern und Baden. Auch im Auslande hat die Gesellschaft erhebliche Kapitalien investiert.

Der 3wed der Verschmelzung ist, durch Zusammenschluß der bisherigen Gemeinschaftsarbeit eine größere Stoßtraft zu verleihen. Da besonders Ludwig Loeme und die Geffürel über millionenschwere innere Reserven verfügen, so wird die Stoßkraft Des neuen 100- Millionen- Unternehmens sich mit den führenden deutschen Elettrotonzernen messen fönnen. Wie noch mitgeteilt mird, ist ein Personalab bau bei der Fusion nicht be= absichtigt.

Ford baut in Köln .

Die Berliner Fabrik wird aufgelöst.

Durch Berhandlungen zwischen dem Kölner Oberbürgermeister und dem Berliner Ford- Bertreter ist jetzt festgelegt, daß Ford seine deutsche Autofabrit im Industriegelände von Niehl bei Köln errichten wird. Der Bau einer Montagefabrit soll sofort begonnen, von der Montage soll später zur Bollproduktion über­gegangen werden. Zunächst dentt man mit tausend Arbei tern auszukommen. Mit der Errichtung des Kölner Betriebes soll die Ford- Erzeugung von Berlin nach Köln verlegt und das Ber­ liner Wert geschlossen werden. Köln ist deshalb gewählt worden, weil das Ruhrgebiet das größte Absatzgebiet Deutschlands ist und Köln sowohl frachtgünstig für die Zufuhr der Rohstoffe aus Eng­land für die Montage als auch später aus dem Ruhrgebiet für die

Produktion liegt.

Opel - General Motors und Elite: Werke. Die Elite- Diamant- Werte. G. stellt ihre Zahlungen ein. Die Elite- Diamant- Werke. G. ftellt ihre Zahlungen ein.

Wie aus Chemnitz gemeldet wird, hat die Elite Diamant­Werte A. G. ihre Lieferanten davon verständigt, daß sie ihre Zahlungen einstellen müsse. Die Elite- Diamant- Werte 2.-G. find alio fontursreif. Für die gegenwärtige Belegschaft von etwa 400 Arbeitern und Angestellten bedeutet das die Arbeitslosigkeit.

Sm vorigen Jahre ist die Herrschaft über die Elite- Werke auf

DURCH ELEKTRIZITÄT!

ABENDS

WÄRME

BEI LEKTŰRE UND ERHOLUNG