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Banffrach in Kiel .

Admiräle und Handelskammerpräsidenten im Aufsichtsrat.

& iel, 23. Offober.( Eigenbericht.)

Die 1872 gegründete Kieler Bant in Kiel hat Berluste erlitten, die mehr als doppelt so hoch sind als das ge. famte Attientapital und die Höhe fast der Gesamteinlagen erreichen, die in der Bilanz von Ende 1928 aufgeführt sind. Die Betluste sind aus laufenden Kreditgeschäften und aus Manipulationen entstanden, die nach der vorliegenden Meldung für eigene Rechnung der Direttoren gemacht wurden und, wie es heißt, durch Buchfälschungen der Kon­frolle des Aufsichtsrats entzogen wurden. Die Verluste betragen nahezu 3 millionen Mart. Das Aktienkapital ist voll verloren, aber auch die Bankgläubiger werden weitaus den größten Teil ihrer Einlagen nicht wiedersehen. Der Zusammenbruch wurde dadurch herbeigeführt, daß die Deutsche Bant sich angesichts des Vertrauensbruches der Direffion geweigert hat, Hilfe zu gewähren.

Es fann fein Zweifel darüber sein, daß, wenn wirklich Buch fälschungen vorliegen, diese Fälschungen sehr lange Zeit durchgeführt morten sind und von den Bilanzprüfern und dem Aufsichtsrat hätten entdeckt werden müssen. Es handelt sich also nicht um einen rein riminellen Fall, der die Direktoren betrifft, sondern wieder einmal um ein vollständiges Bersagen der Institution des Aufsichts. rates. Auch die Deutsche Bank ist für den Zusammenbruch mit­verantwortlich, denn in dem Aufsichtsrat fizzt Herr Kurt v. Sydow, der Leiter der großen Filiale der Deutschen Bant in Hamburg . Außerdem fizt Herr Konsul Seibel im Aufsichtsrat, der Handels fammerpräsident in Riel ist und der Bizeadmiral Gädife, Er­zellenz, der sich mit den Genannten und einem in der Schiff­fahrt tätigen Konjul Sartori in die Aufsicht teilte.

Ein neuer Fall, in dem die privatkapitalistische Wirtschafts­führung, deren Hohelied von den deutschen Unternehmern alle Tage gesungen wird, wieder einmal versagt hat. Daran muß in der Zeit, in der der Rampf gegen die öffentliche Wirtschaft Trumpf ist, nachdrüdlich erinnert werden.

Hugenberg und die Länderpolitik.

Koalitionsfrise in Bayern .

München , 23. Oftober.( Eigenbericht.) Der Konflikt innerhalb der bayerischen Re­gierungstoalition, der durch die enge Gemeinschaft der Deutschnationalen mit den Nationalsozialisten entstanden ist, spizt sich weiter zu. Auch Ministerpräsident Dr. Held hat inzwischen auf einer Tagung der Deutschen Bolkspartei in Regens. burg dazu Stellung genommen und erklärt, daß er das Bolts: begehren für einen großen Fehler halte und den Schritt der Deutsch nationalen aufs tiefste bedauere.

Für die bayerische Innenpolitit mürben sich aus Dieser ganzen Entwicklung Berhältnisse ergeben, die, men die Dinge meiter auf die Spize getrieben würden, auch zu Weiterungen führen fönnten. Es fönnte der Zeitpunkt eintreten, wo es der Bayerischen Boltspartei vom Standpunkt der Ehre und einer Jadlichen Politif aus unmöglich wäre, in einer solchen Roalition zu bleiben. Gerade in einem Augenblid, mo es im legten Stadium um die Erhaltung der banerischen Staat fichteit gehe, werde dieser Feuerbrand unter die staatserhaltenden Elemente des bayerischen Bolles getragen, und er für seine Berson

Tehne heute schon die Berantwortung dafür ab, was sich aus diesen Berhältniffen für den Kampf um Bayerns Staatlichkeit entwideln fönne.

Regierungsverlegenheit in Württemberg .

Stuttgart , 23. Dtiober.

Der Württembergische Landtag hat einen von dem Abgeordneten Keil( Sozialdeinofrat) zum dritten Male gestellten Antrag auf

athomali Ihre Sorge.

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Badere Familie, 3hr habt Euch als einzige vollzählig eingetragen. Gewiß hat Euch die Sorge um Deutschlands Zukunft nicht ruhen lassen!" Nje Panje. Haben gehobt Gorge, daß Pan Gutsherr uns findicht Wohnung."

Bestochene Deutschnationale.

Die fäuflichen Prokuristen der Raiffeisen Bank.

Der Raiffeisen- Untersuchungsausschuß des Landtags nahm am Mittwoch die weitere Berichterstattung über die eingestellten Strafperfahren in der Raiffeisen- Sache entgegen.

Dabei stellte fich heraus, daß die Mehrzahl der deutschnationalen Prokuristen der Raiffeisen- Bant in schwerster Weise von den Kunden der Raiffeisen- Bant bestochen und gefchmiert waren. Es handelte sich nicht, wie etwa im Sflaref- Fall, etwa um die Frage fleiner Gefälligkeiten oder Bergünstigungen, sondern umer. hebliche Summen von vielen zehntausend Mart. Eine Strafbarfeit aber ist nicht gegeben, meil nach der Darstellung des Regierungsvertreters, Landgerichtsrat Braun, Bestechlichkeit bei Privatangestellten nicht ohne weiteres strafbar ist. haber dieser Firma, Wilhelm Thias, hat durch eine gerissene Wechsel. Im Falle Thias u. Co. ergab sich folgendes: Der Jn. fälschung die Raiffeisen- Bant um 750 000 m. betrogen. Seiner ge­richtlichen Aburteilung hat er sich durch Selbstmord entzogen. Mit­begründer und Mitinhaber der Firma Thias u. Co. war der Raiffeisen Broturist Tannen. Er will jedoch an der Kreditgewährung für Thias nicht mitgewirkt haben. Feft ftelyt jedoch, daß der Prokurist Dr. Lange, ehemals Sozius des deutsch nationalen Landtagsabgeordneten und Rechtsanwalts Dr. Lüdecke, mit Thias dunkle Geschäfte gemacht hat, bei denen er 5000 Dollar einschoß und 7000 Dollar Derbiente". Der jüngere Bruder des Thias behauptet allerdings,

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daß Dr. Lange gar feine Geschäfte mit Thias gemacht habe, fondern daß die 7000 Dollar gleich 29 400 m. ein reines Schmiergeld und Geschenk des Thias an Lange für die Beihilfe zu den Krediten gewesen sind.

Stellungnahme des Bürttembergischen Bandtages zum Boltsbegehren Der gleiche Dr. Lange ist mit 40 000 m. wegen Steuerhinterziehung mit 34 gegen 34 Stimmen, also mit Stimmengleichheit, ab gelehnt.

Niederlage der Rantingtruppen.

Sieg des chriftlichen" Marschalls.

Beting, 23. Oktober.

Es ist am Dienstag der Armee Fengs nach drei tägigem Kampf gelungen, die Front der Regierungs­truppen 127 Kilometer von Hankau zu durchbrechen. Man erwartet, das Feng die Stadt Hankan einnehmen wird. Die Armee Fengs hat in diesen Kämpfen 2000 Ge fangene gemacht, 17 schwere Geschüße und viele Maschi. nengewehre erbeutet.

England und Afghanistan .

Ein Telegramm Hendersons.

London , 23. Oftober.( Eigenbericht.) Außenminister Henderson hat an das afghanische Außen minifterium ein Telegramm gesandt, in dem es u a. heißt: h habe die Ereignisse der letzten Tage mit größtem Intereffe verfolgt und hoffe inständig, daß sich die Erwartungen auf ein im Innern friedliches, freundliches, startes und unabhän. giges Afghanistan verwirklichen und die alten freundlichen Be ziehungen zwischen Großbritannien und Afghanistan weiterhin be stehen werden."

Bie aus Rabut gemeldet wird, hat der türkische Außen minister dem neugemählten Herrscher Rabir Khan telegraphisch die Anerkennung der neuen afghanischen Regierung durch die Türkei ausgefprodjen. Eine andere Melbung aus Kabul befagt, daß Nabir Sthan die Umwandlung Afghanistans in eine Republit plane.

Der Zollfriedensvertrag. Genfer Wirtschaftsausschuß bereitet ihn vor. Der Wirtschaftsausschuß des Böllerbundes wird am 24. d. M. la Genf unter dem Borfih von Staatssekretär Dr. Trendelen burg zusammentreten. Die Aufgabe dieser Tagung wird darin bestehen, in Ausführung der Beschlüffe der Bollversammlung des Böllerbundes vom September dieses Jahres den Entwurf für einen zwei. bis dreijährigen 3ollfrieden aus zuarbeiten, der der für Februar 1930 geplanten diplomatischen Konferenz als Verhandlungsgrundlage dienen foll. Außerdem wird der Wirtschaftsausschuß zu den Ergebnissen der im Oktober abzu­haltenden Sachverständigenberatung über die internationale Kohlenfrage Stellung nehmen und laufende Geschäfte er­ledigen.

bestraft. Offenbar wegen der hierdurch bewiesenen Buverlässig feit" ist er jüngst zum Notar ernannt worden!!!

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An der Firma Rulad u. Müller Wallstab hat die Raiffeisen Bant über 200 000 m. verloren. An dieser Firma mar Der Raiffeisen Broturist Krause als Attionär be teiligt und mar außerdem Borfizender des Aufsichtsrats. Außer dem gehörte der Raiffeisen- Direttor und deutschnationale Bandtags

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abgeordnete Seelmann- Eggebert- der eben erst in Leipzig die Rlage der deutschnationalen Landtagsfraktion vor dem Staats­gerichtshof vertreten hat dem Aufsichtsrat der Firma an. Die Kredite sind dadurch zustande gekommen, daß Krause, der gleichzeitig Raiffeisen- Broturist und Aufsichtsratsvorsitzender bei Rulad u. Müller- Wallstab war, eigenmächtig Schecks dieser Firma honorierte und ihr Borschüsse auf Lohngelder gab. So genoß diese Firma statt des ihr bewilligten Rredits von 5000 m. bald einen solchen von 215 000 m., der zu vier Fünfteln verloren ging.

Selbst bei Krause hat die Staatsanwaltschaft angenommen, daß ihm die Schädigungsabficht gegenüber der Raiffeisen Bank gefehlt habe, meil er die Firma Kulad u. Müller- Wallstab für zahlungs. fähig gehalten habe.

Dieser Krause ist aber noch ganz besonders belastet, weil er von dem berüchtigten Uralzeff, an den die Raiffeisen- Bant bekannt. lich 20 Millionen verlor, die Summe von 85 000 m. als zins­lojes Darlehen" erhalten hat, d. h. in Wirklichkeit als Geschent, wie der Regierungsvertreter betonte. Für diese 85 000 m. hat sich Strause eine Billa in Lichterfelde gekauft, die allerdings auf den Namen der Firma Kulad u. Müller eingetragen wurde. Kurz bevor diese Firma Konturs machte, wurde jedoch die llebereignung der Billa an Krause vollzogen.

Zu diesen Fällen von Bestechung fommen noch weitere. So er­hielt& B. für die Vermittlung eines 3mischenfredits von Mil­lionen an den Grafen Rothenburg dieser Kredit ging gleichf..Us Derloren der Proturist Krause ein Schmiergelb Don 15 000 m. Der Profurist Dr. Lange hat auch pon weiteren Kunden der Raiffeisen- Bank nach eigenen Zeugenaussagen derfelben

Schmiergelder erhalten, z. B. von dem Konzerninhaber Sauermann, der sich jedoch der Höhe dieser Gelder nicht mehr erinnern" will. Fest steht, daß Dr. Lange bei seinem Ausscheiden aus der Raiff­eifen- Bant ein Bermögen von mehreren hunderttausend Mart bejah, während er vorher mittellos war.

Das sind die deutschnationalen Borfämpfer gegen Korruption und für geschäftliche Sauberkeit!

Der Kampf um Wien .

Geit' Rede im Nationalrat.

Wien , 23. Ottober.( Eigenbericht.)

Im Rationalrat wurde die erste Befung der Berfaffungs. vorlagen zu Ende geführt.

Der Großdeutsche Cleffin protestierte dagegen, daß man sich Reichsbannerleute zur Schutzbundtonferenz verschrieben habe. Diese Leute hätten sich zu der Erklärung er dreiftet, daß fie im Falle eines Bürgerkrieges ihren österreichischen Freunden Hilfe leiften würden. Es zeuge von wenig nationalem Gefühl, daß man daran denke, Deutsche gegen Deutsche aufmarschieren zu laffen. ( Heimwehr und Stahlhelm ausgenommen! Reb. b. 2.".)

Bürgermeister Geit

erfiärte, nicht als Sozialdemokrat, sondern als Bürgermeister pon Bien zu sprechen und als alter Wiener , dem das Schicksal der Stadt am Herzen liege. Wenn man wünsche, daß Bien aufhöre, Bundes, land zu sein und wieder dem Lande Niederösterreich einverleiht merden solle, so erkläre er, das wolle Wien nicht, das molle Nieder. österreich nicht, das wolle fein Christlichsozialer und fein Sozi- demokrat in Wien . Bien müsse Bundesland bleiben wie bisher und fein Mensch in Wien Jei bereit, für irgendein Zugeständnis die Rechte des Landes Bien preiszugeben. Wir werden uns - so fuhr Seiß fort teines unserer Rechte rauben laffen. Wenn die Heimwehr vom Marsch nach Wien und von der Eroberung Wiens spricht, so werden die Bauern schon so ge scheit sein und nicht mittun. Die Wiener haben sich zweimal gegen die Janitscharen verteidigt. Sie haben sich gegen Habsburg gewehrt, wenn es fie unterdrücken wollte.

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In Wien lebt die Tradition des Jahres 48,

Habsburger stellten. Dieses Bien wird nicht erobert merden. Nicht von den Narren, die den Marsch nach Bien predigen, aber auch nicht von denen auf der Regierungsban!, die einen Berfaffungsbruch planen. Dieses Wien wird von niemand erobert und von niemandem unterbrüdt werden. Wer Berantwortlichkeitsgefühl befizt, muß endlich einmal aufhören, voit Gewalt und von der Unterdrückung Biens zu reden. Der Haß gegen Wien ist in Birklichkeit der Haß gegen die Stadt, melche Hort der Demokratie und Beschützer der Republit ist. Wenn man Wien seine Selbständigkeit rauben will, so wird sich Wien ebenso Dagegen verteidigen mie sich Samburg dagegen verteidigen mürde, wenn man ihm sein Recht als selbständiges Land nimmt."

Eine Heim mehrrede hielt der Chriftlichsoziale Ra a b, der fagte u. a., die Heimwehren würden in dem Augenblid abrüsten, wo die Gesinnungsfreiheit der Arbeiter in den Betrieben gesichert sei. Die Heimwehren hätten sich nicht zu dem zwed gerüstet, um einen Butsch zu unternehmen; wenn aus einzelnen Aeußerungen ein solcher Eindruck entstehe, so habe es sich um eine Entgleisung gehandelt, mie sie ja auch auf anderer Seite vorgekommen feien.

( Die Gesinnungsfreiheit der Arbeiter wird in den Werken der Alpinen Montangesellschaft auf das schändlichste zugunsten der Heimwehr pergewaltigt; daß von einem roten Terror teine Rede sein tann, beweist das Bestehen nicht unbeträchtlicher christlichsozialer und deutschnationaler Gewerkschaften. Red. d. ,, B.") Die Angst der Sparer.

Wien , 23. Oftober.( Eigenbericht.) Die Abhebungen bei den Banten und Sparkassen ist am Mitt. woch noch stärker gewesen als an den voraufgegangenen Tagen. Bei einzelnen Banken mußten die Schalter zeitweise geschlo

wo Arbeiter und Bürger sich gegen die Ranonen und Gewehre der fen werden, weil erft Bargeld geholt werden mußte.