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Nachruf auf Bruhn.

Gein   Pech mit den anständigen Juden.

,, Bahrheit"-Bruhn hat seine Stellung bei den Deutschnationalen aufgegeben, beileibe nicht sein Reichstagsmandat. Er hat schon manchen antisemitischen Parteien und Parteichen angehört. Barten mir ab, welche als nächste ihm Unterschlupf gewähren wird.

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Was ist schon gewesen? Ein fleines Malheur. Der große Judenfresser hat mit den Sklarets verkehrt, weil er so steht es wörtlich in der Wahrheit" sie für anständige Juden ge­halten" hat. Aus Freundschaft haben ihn seine anständigen Juden auch das steht in der Wahrheit" besonders reichlich mit Inse­raten bedacht.

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Wir können das alles nur bestätigen. Herr Bruhn hat seit jeher eine Schwäche für die anständigen Juden gehabt. Nur sein Maßstab für Anständigkeit war ein eigener. Für Herrn Bruhn war der An­stand eines Juden damit bewiesen, wenn dieser über erhebliche Mittel, über ein gutgehendes Geschäft, ein Kaufhaus, eine Fabrik verfügte. Begen die unanständigen, das heiß ärmeren Juden tobte Herr Bruhn dagegen seinen zügellosen Haß aus.

Orchester und Solistenkonzerte.

Konzertrundschau/ Bon Klaus Pringsheim  .

Furtwängler in der Philharmonie.

Seit Jahrzehnten bilden die Philharmonischen Konzerte einen der höchsten Werte des Berliner   Musiklebens. Sie sind es heute mie je; als höchsten Wert hat das Philharmonische Orchester sie in die G. m. b. 5). eingebracht, in die es nun also unter der Führung von Stadt und Reich umgewandelt ist. Den Segen dieser Sanie­rung und Stabilisierung wird Berlin  , so hoffen und erwarten wir, in vielen Dingen zu spüren bekommen; nicht zuletzt in der Beschäfti­gung des Orchesters, das nicht von neuem der Notwendigkeit preis­gegeben werden darf, ohne Wahl und Widerstand jeden Konzert­Antrag oder Auftrag von privater Sette anzunehmen. Hier aber, in den Philharmonischen, fonnte und sollte nichts anders werben. Ihr fünstlerisches mie auch ihr gesellschaftliches Bild steht einstweilen unerschütterlich fest, unerschütterlich, solange und soweit es die Ge­Den anständigen, das heißt mit Gütern gesegneten Juden aber fellschaft ist, aus der die Hörerschaft hervorgeht. Berändert, zum war Herr Bruhn ein Schuhengel, ein Sittenwächter, eine Goufellschaft ist, aus der die Hörerschaft hervorgeht. Verändert, zum Nachteil, ist allein das Bild des Konzertsaales. Aus Schönheits vernante! Selbstlos verfolgte er ihren Weg auf die Renn: ader Sicherheits- oder 3medmäßigkeitsgründen ist der große Saal pläge, in die Spielfäle, zu den fleinen Rototten. Mit der Philharmonie während der Sommermonate gründlich renoviert Argusaugen ließ Herr Bruhn seine lieben, anständigen Juden worden. Für das ästhetisch- kritische Auge war am Anblick dieses bewachen, daß sie nicht vom Pfad der Tugend etwa abirrten. Und geschah dies doch, dann tat Herr Bruhn seinen seelischen Kummer Raumes, der nie für Konzertzwede geschaffen war, wohl nicht viel über solche Entgleisungen in den Spalten der Wahrheit" fund, zu retten. Daß durch seine neue Anordnung und Einteilung für die Sicherheit der Besucher etwa bei Feueralarm oder sonst einem aus denen Kreditgeber, Kundschaft und Familie des Anlaß zur Panit gar etwas gewonnen sei, scheint nicht glaub­Betreffenden erfuhren, daß Herr X. mit der kleinen Sowieso ein haft, trotz den rigorosen Formen, in denen der Verkehr geregelt Berhältnis habe, auf Rennplägen viel Geld verwette und auch in einem feudalen Spielklub fein Unbekannter sei. und das Publikum erzogen", in Wahrheit mehr beunruhigt als Doch Herr Bruhn war nicht nur füitlicher Hüter der anständigen zur Ordnung angehalten wird. Die Saalfrage wird für die Berliner Juden, er wies ihnen auch den Weg der tätigen Reu e. Selbst- Konzertperhältnisse immer dringender; sie empfiehlt sich von selbst los stellte Herr Bruhn für Bußübungen der Gefnickten seinen der Aufmerksamkeit aller öffentlichen Stellen, deren Initiative zur Gründung der neuen G. m. b. 5. geführt hat. Inseratenteil zur Verfügung.

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War ein anständiger Jude reumütig, so zeigte sich Bruhn in seiner ganzen väterlichen Barmherzigkeit und Großmut. Er ließ den Betreffenden sogar in Zukunft weiter fündigen, ohne irgendwie von ihm fürder Notiz zu nehmen. Nur die kleinen, die häßlichen, die miesen, die poweren Juden, deren Unanständigkeit sich schon aus ihrem Mangel an baren Mitteln klar erwies, die nicht in vornehmen Lokalen, sondern höchstens in Stehbierhallen sündigen fonnten, die verfolgte der unerbittliche 3orn des Semitenfressers.

So hat sich die Zweiteilung der Juden in anständige und un­anständige glänzend bewährt. Und wäre nicht der Fall Stlaret gewesen, so hätte das Märchen als echtes Märchen geendet: er lebte heute noch!

Aber mer weiß? Was hier steht, haben jahrzehntelang in Berlin   die Spaßen von den Dächern gepfiffen. Alle haben es ge­wußt. Nur die Deutsch nationale Partei, die Herrn Bruhn, den Beichtvater der anständigen Juden. zu ihrem Reichstagsabgeordneten machte, sie hat nichts gewußt.

Gar nichts!

Es wird sich schon wieder eine Partei finden, die nichts weiß. Jonathan.

Wählerversammlung im Wedding  . Die Politif unserer Gegner im Stadtparlament.

In einer überfüllten sozialdemokratijchen öffentlichen Wählerversammlung im Bezirk Wedding sprach Stadt­verordnetenvorsteher 5aß über Die Politit unserer Gegner im Stadtparlament". Der starte Besuch der Ber­jammlung zeigte, daß die Sozialdemokratie auch im Wedding   auf dem Vormarsch ist und daß sich die Arbeiterschaft in einem immer Stärkeren Maße von dem verantwortungslosen Treiben der Kom­munisten abfehrt. In ausgezeichneterweise verstand es der Redner, die Politik der Rathausfrattion darzulegen. Nach den Stadt­verordnetenwahlen im Oftcber 1925, die eine sozialistisch- fommu­nistische Mehrheit von wenigen Stimmen brachten, ist von uns aus versucht wurden, de Etat mit dieser, wenn auch nur schwachen Linksmehrheit zu verabschieden. Die Kommunisten haben sich bei den entscheidenden Abstimmungen diesen Bestrebungen versagt, und so maren wir gezwungen, mit der bürgerlichen Mitte zusammen zugehen und eine Mehrheit zu suchen. Die Kommunisten sind Schuld daran, wenn die im Rathaus vorhandene Linksmehrheit prattisch faum in Erscheinung tritt. Die Phrase der KPD. vom ,, Geldjad etat" der Stadt Berlin   ist leicht zu widerlegen: 50 Prozent aller Ausgaben der Stadt Berlin   find solche für joziale und tulturelle 3 mede. Wir werden dafür sorgen, daß unser Einfluß im roten Hause am 17. november noch stärker wird, als er bisher war.

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Der Bersammlungsleiter tonnte die erfreuliche Mitteilung machen, daß in den letzten Tagen über 50 Neuaufnahmen innerhalb der Abteilung gemacht wurden, Am Schluß der mit einem begeisterten Hoch auf die Sozialdemokratie ge­schlossenen Bersammlung erklärten eine ganze Anzahl neuer Mit­streiter ihren Beitritt zur Partei.

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Furtwängler steht am Bult, erster Dirigent unseres ersten Konzertorchesters; hier ganz in seiner Welt und an feinem Platz, groß, überlegen, unangreifbar. Ein großes, schweres Programm: Bruckners Achtz, die folossalste seiner Symphonien; und ein Riesen werk nach der Pause, das B- Dur- Klavierkonzert von Brahms  . Kein Philharmonisches Konzert ohne großen Solisten; diesmal ist es Wladimir Horowit, fast tnabenhaft jung und schon weltberühmt, dessen wunderbare Pianistenleistung mit Recht stürmisch gefeiert wird. Wie Furtwängler ein Werk wie diese Brudner- Symphonie aus der Liefe seiner inneren Anschauung und Ueberzeugung in wahrhaft überwältigender Großartigkeit gestaltet, wie er auch in der Begleitung das Orchester führt, wie dies Orchester unter folcher Führung sich in die Höhe seiner Leistungsfähigkeit emporgeriffen fühlt: das sind, summarisch zusamemngefaßt, wertvollste Grundtat fachen des Berliner   Mufitlebens.

Interessante Konzerte.

Pacific 231  " von Arthur Honegger  , Orchesterkonzert von Paul Hindemith  , Drchestersuite von Igor Stravinsky  ," Macbeth" von Richard Strauß  , ein modernes, ein interessantes Programm in der Tat, mit dem Max Rudolf  , Operntapellmeister aus Prag  , sich als Konzertdirigent sehr porteilhaft einführt. So interessant, daß die Interessierten in Scharen in die Philharmonie drängen? Daß Hunderte, die feinen Einlaß finden, zurückgewiesen werden müssen? So schien es. Aber dann erfuhr man, daß diesmal nur ein bißchen zuviel des Guten( oder Schlimmen) geschehen war, das Bild so all

,, Madame Colibri."

U.T. Kurfürstendamm  .

Nach dem Drama Madam Colibri" von Henry Bataille   haben Joe May   und Hans Szekely   raffiniert das Manuskript für einen sogenannten Publikumsfilm geschrieben. Natürlich können sie durch ihr Blendwerf arbeitenden und bewußt lebenden Menschen feinen Filminhalt vortäuschen. Bei der Madame Colibri" steni immer die Lebensgier vor der Pflicht.

fann, doch ist ihre Ehe liebeleer. Sie hat zwei Kinder, aber sie Sie ist eine reiche Frau, die sich jeden Lugus erlauben find ihr fein Lebensinhalt, weil sie sehr begehrlich nach Bewunderung ihrer Frauenschönheit trachtet. Auf einer Redoute lernt sie einen jungen Menschen kennen und lieben. Trotzdem sie später entdecken muß, daß es der Freund ihres Sohnes ijt, geht sie, nach heftiger Familienszene, mit dem jungen Leutnant auf und davon. Als sie dann als Geliebte erledigt ist, weil die Jugend ihr Recht verlangt, dann als Geliebte erledigt ist, weil die Jugend ihr Recht verlangt, fehrt sie nach Hause zurück. An der Wiege des Enfelfindes findet sich das Großelternpaår.

Für die Zuschauer ist es sehr erfreulich, daß der junge Offizier, mit dem Madame durchbrennt, in Afrika   in Garnison   steht. Auf diese Weise bekommt man doch recht schöne Landschaftsbilder und interessante Volkstypen zu sehen. Der Regisseur Julien Duvi­ vier   ist ein Betoner finnlicher Lebensfreude. Seine Wohnungs­einrichtungen sehen aus, als ob sie für Möbelläger Reklame machen sollen. sollen. Der Maria Jacobini   und das ist für diese Schau spielerin außerordentlich wichtig spielerin außerordentlich wichtig ist er ein vorzüglicher Regiffeur. Sie hatte daher recht gute Momente. Jean Dag schwankt zwischen verspätetem Theater und verfrühtem Tonfilm. Dieser Darsteller

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e. b.

Bei einer sozialdemokratischen Werbeversammlung in Lichten berg machte Reichstagsabgeordneter Dr. Löwenstein aus gezeichnete Ausführungen über die Entwidlung des Ge fundheitswesens im Bezirt Lichtenberg". Er fonme auf einige Institutionen hinweisen, die als vorbildlich bezeich­net werden können und die weit über die Grenzen Berlins   all- fann nicht spielen, ohne zu sprechen. gemeine Anerkennung gefunden haben: das neue Volksbad Das Premierenpublikum ging seufzend und voller Anteilnahme und das Fluß bad! Lichtenberg   hat außer den Fürsorge mit durch alle Stationen der Liebe. stellen für Säuglinge, Schwangefe usw., wie sie auch in den anderen Bezirken vorhanden sind, die Errichtung von einigen Spezialfürsorgestellen in den letzten 4 Jahren durch­führen können. Der Redner erinnerte u. a. an die Fürsorgestelle für Nasenverstümmelte, an die für Irrenhausentlaffene, an die Pilz­beratungsstelle, an die sportärztliche Beratungsstelle, an die soziale Krankenhausfürsorge und an die Haustrantenpflege um einen Be­griff zu geben was unter sozialdemokratischer Führung geschaffen werden konnte. Er schloß mit dem Wunsch, daß zum Wohle der gesamten Bevölkerung der 17. November der Sozialdemokratie einen burchschlagenden Erfolg bringt. Die vorgeführten Lichtbilder trugen dazu bei, die Anschaulichkeit der Ausführungen bestens zu unter­

ftügen.

Auf Arons Spuren?

Die Berbreitung der Lichtbilder und der Personalbeschreibung des flüchtigen Notars Aron und seiner Frau hat gestern zu einer ersten Spur geführt. Es traf die Nachricht ein, daß man Aron und seine Frau im Zuge Prag  - Lundenburg  - Wien  gesehen habe. Von Berlin   und Prag   aus wurden Bien und andere Stationen sofort benachrichtigt, damit man die Flüchtigen, wo sie auftauchen, anhält. 3ft Aron mit seiner Frau im Zuge geblieben, so müßte er um 6 1hr 40 Minuten in Wien   angekommen sein. Eine Benachrichtigung über seine Festnahme ist in Berlin   aber noch nicht eingegangen. Möglich ist auch, daß das Paar den Zug unterwegs auf einer Zwischenstation verlassen hat.

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Die Nacht nach dem Berrat." Capitol.

Er

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nun ja,

gemeiner Interessiertheit, ein Bild der Ausverkauftheit Die unternehmenbe dem arglosen Beobachter vorzutäuschen. Konzertdirektion hatte Gutscheine in großer 3ahl ausgesandt, Sie zum Besuch dieses Konzerts berechtigten; doch als die also Beglück­daß ein Mäcen des jungen Konzertgebers unerwarteterweise einen ten an der Abendkasse ihre Scheine einlösen wollten, erwies sich, großen Posten Eintrittstarten angetauft hatte, um auf die nicht minder bewährte Art den Saal zu füllen. Schlechte Regie! Darum aber fein Wort gegen den Dirigenten; es mufiziert sich nun einmal nicht gut vor Leuten, die nicht da sind.

H

Ein interessantes Konzert, interessant ohne den Reiz so ent hüllerischer Nebenumstände, danken wir der Internationalen Gesellschaft für Neue Musir". Das ausgezeichnete Pro Arte Quartett aus Brüssel  , bekannt in der Musikwelt, neu Drei Erit für Berlin  , spielt hier Werte jüngster Kammermufit. aufführungen, und von vier Streichquartetten sind drei den Künst lern gewidmet, die sie uns vorführen, Zeichen des hohen Ver trauens, daß sie mit gutem Grund in den Kreisen der schaffenden Musiker genießen. Als bei weitem stärkster Eindruck haftet das 1929 vollendete vierte Quartett von Bela Bartof, ein urmüchfiges starkes Werk und gewiß eines der bedeutendsten Erzeugnisse der neueren Kammermusik. Auch der Geiger Joseph Szigeti   jezi fich für Neues ein; auch er vermag mit persönlichen Widmungen aufzuwarten, darunter wiederum als wertvollstes Stück eine Rhap fodie feines Landsmannes Bela Bartof. Daß Szigeti unter den großen Biolinisten der Gegenwart zu den vornehmsten, fünstlerisch ernstesten Erscheinungen zählt, bestätigt sich an diesem Abend von neuem. Viele von diesen Großen" haben sich in legter 3ait hören laffen: der junge Meister Yehudi Menuhin  , der reife Meister Henri Marteau  , der virtuosisch blendende Franz v. Becsen: das Interesse gilt in solchen Konzerten allemal mehr dem Spieler als der Mufit. Aber in den Höhen der Musif, der Kammermusit, sind wir bei Arthur Schnabel  , Karl Flesch   und Gregor Pia= tigorsky, die sich zu einem Trio verbunden haben und schon an ihrem ersten Abend im Beethoven- Saal die kunstempfänglichste Gemeinschaft versammelt finden.

Festfonzert.

Der Meinetesche Männerchor Berlin   1900, Mitglied des DAS., veranstaltet im Konzertsaal der Staatlichen Hochschule für Musik ein Festkonzert aus Anlaß des 25jährigen Chormeister­jubiläums feines Dirigenten P. 2. Joseph. Der zweite Teil des Programms zeigt den Chormeister als Komponisten. Lambinon und seine Quartettgenossen, deren Verdienste um die Förderung und Erschließung der neueren Kammermusik unvergessen bleiben, Der bringen ein Streichquartett in C- Moll zur Uraufführung. Komponist, einst Humperdincks Meisterschüler, beweist sich darin als Musiker von sehr solidem Können und musikantischer Frische und Ursprünglichkeit. Es stünde gut, nämlich noch besser, um die Ar­beiterfängerbemegung, wenn alle Chormeister solche Musiker­qualitäten befäßen. Jedenfalls erkennt man hier ben ausgezeichne ten Führer an den Leistungen der von ihm Geführten. Dieser Chor fingt mit einer rhythmischen Präzision, Sauberteit der Intonation, Sorgfalt und Feinheit der dynamischen Stufungen, daß es eine herzliche Freude war, ihm zuzuhören.

aber noch in eine Kirche flüchten und dort vor seinem Tode die Berzeihung von der Mutter seines Opfers erlangen.

Die Spannungs- und Sensationsmomente weiß der Regisseur Artur Robison   wirkungsvoll herauszuarbeiten. Die Darstellung unterstützt ihn aufs beste dabei. Lars Hanson   weiß aus dem Gypo eine interessante Figur zu gestalten; sein Augenspiel ist her­vorragend. Warwick Ward   zeigt seine ganze falte Ueberlegen­heit, und auch Lya de Putti   ist hier viel besser als in ihren letzten Filmen, so absonderlich diese Rolle der Verschwörerin und Bielgeliebten auch ist. Aber lohnt der ganze Aufwand?

Tänze.

Else Adami tanzte im Sch wechtensaal. Keine seelischen Offenbarungen. Vieles mit dem Verstand tonstruiert, nicht aus dem Herzen kommend. Leichtes, aber fünstlerisch vornehmes Genre. Technisch gut gekennt. Am stärksten in strammen, scharf abgesetzten Rhythmen( Auftakt") in großen, schwimmenden Schwüngen( An­dante"), in kraftvollen Spannungen und auftrumpfenden Sprüngen ( Rote Melodie"), im flotten Marschtempo( ,, Die Fahne"), in einem schmissigen, elegant produzierten Blad Bottom". Eindrudslos in der Balse Lente", der das Wertvollste, Letzte der Stimmung, die lyrische Bartheit, das Träumerische, Einlullende, Einwiegende ver­jagt blieb. Alles in allem: die Stärke der Adami liegt in Kraft- und Schwungentfaltung, im jugendlich Draufgängerischen. Aus der Pflege diefer Eigenart fann, wenn sie sich vor gewollter Kraftmeierei hütet, ein persönlicher fünstlerischer Stil erwachsen.

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Im Phöbus Balast lernten wir die Tanzgruppe Hans Weidt fennen, die aus Hamburg   nach Berlin   übersiedelt ist. Durchweg ernstes Wollen, hochgesteckte Ziele, soziale Tendenzen. Zuweilen originelle, wirksame choreographische Ideen. So in dem Gruppentanz- Bir marschieren, wenn auch dumpf und schwer"- und in dem Solo ,, Eine Frau". Wertvolle Elemente einer betont proletarischen Ausdrucksbewegung. Diese findet aber noch nicht den einheitlich zielsicheren Stil. Schwankt auf der Grenze zwischen natu­ralistischen und phantastischen Formen( ,, Tanz der alten Leute"). Ermüdet durch Monotonie( Gruppentanz Schritte im Hof", Solo Bariationen über ein Kampfthema"). Berpufft ihre Wirkung durch das Fortissimo überhegter Bertrampfungen, denen Gliederung und Staffelung mangelt( Solo ,, Tod des Andreas Kragler"). Immerhin: ein sympathisches Streben nach neuen Ufern, ein energisches Wollen, eine Hoffnung.

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J.S.

Ein angeblicher Leonardo, und zwar ein Frauenporträt, das unter einem Heiligenbilde steckte, soll in Wien   entdeckt sein. Die ganze Sache flingt sehr mysteriös. Mit echten" Leonardos ist sehr viel Schwindel getrieben worden, ist doch selbst ein Kenner wie Bode mit der Florabüste( auch angeblich von Leonardo) hinein­

Alle Schauer und Schrecken einer geheimnisvollen Kriminal. geschichte sind in diesem englischen Film losgelassen, an dem deutsche Künstler erheblich beteiligt sind. Ein Roman von dem bekannten O'Flaherty   hat als Vorbild gedient, aber so technisch vollkommen, so wundervoll in der Photographie, die alle Töne des Düfteren, Berschleierten und Schummerigen meisterhaft beherrscht, der Film geraten ist, dieser Stoff zieht nicht mehr. Ein Mitglied einer irischen Geheimorganisation, Francis, hat einen Bolizeichef erschossen. soll nach Amerika   fliehen; zuvor aber entbrennt eine heftige Eifer sucht in feinem Kameraden Gypo Nolan, der das gleiche Mädchen liebt. Er begeht Berrat an die Polizei; Francis wird erschossen, als er vor der Polizeistreife über die Dächer flüchtet. Der Bergelegt worden. räter wird von der geheimen Feme   zum Tode verurteilt. Aufregend werden feine Verfolgung, seine Flucht, seine Wiederkehr zur Ge­liebten geschildert. Diese begeht gleichfalls Berrat an ihm, da man ihr einen Zwischenfall mit einem unglücklichen Mädchen, die Francis mit Hilfe des Judaslohnes befreit hat, als Untreue dargestellt hat. 3u spät erfährt sie den Sachverhalt. Gypo wird auf der Treppe von dem Führer der Organisation, nachdem er alle anderen durch seinen hypnotisierenden Blick eingeschüchtert hat, erschossen. Er kann

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Vorträge. Dr. Friedrich Bolf, der Verfasser des Chantali spricht Freitag, 8 Uhr. im Stadtbans, Berlin  , Slofterstraße über Das neue Gefchlecht-, Sonnabend, 8 Uhr. Lichtspielhaus Neukölln über Dein Recht auf Gesundheit", Sonntag, 6 Uhr, Herrenhaus über Das Geheimnis der Gesundheit.

Die kleift- Preise für 1929. Wilhelm von Scholz  , der diesjährige Ber trauensmann der Kleist Stiftung  , hat 2 Breife und 3 ebrende Erwähnungen erteilt. Die Preise sind Eduard Reinacher   und Alfred Brust  , die ehrenden Erwähnungen Beter Flamm, Erich Kästner   und dem rumänisch- deutschen Erzähler Dslar Balter Ciset zugefallen.