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Morgenausgabe

Nr. 505

A 254

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46.Jahrgang

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Vorwärts

Beeliner Boltsblatt

Sonntag

27. Oftober 1929

Groß- Berlin 15 Pf. Auswärts 20 Pf.

Dte

tnipaitte Ronpare Herefte 80 Pfennig. Reflamezeile 5.- Reis start. Aleine Anzeigen das iesige brudte Wort 25 Bfennig( zuläffig wet fettgedruckte Borte), jedes weitere Bort 12 Bfennig. Stellengefuche das erite Bort 15 Pfennig, tebes mettere Bor 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben sählen für met Borte. Arbeitsmar Belle 60 Pfennig. Familienanzeigen Zeils 40 Pfennig. Anzeigenannahme imhaupt eschäft Bindenstraße 3, wochentägli von 8 bis 17 11br.

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Wieder Rückgang in Berlin   Bitter frist Sugenberg.

Die Eintragungen für das Inflationsbegehren.

Soweit Zahlen für die Eintragungen am Sonnabend vorliegen, J geigen fte erheblichen Rüdgang. Es zeichneten sich ein:

Kreuzberg  

Reutölln

Friedrichshain

Lichtenberg

9

26. 10.

25. 10.

674

1016

366

403

427

559

265

392

Die bisherigen Eintragungen.

Bis Freitag abend sind in Orten mit 11 700 000 Stimmberechtigten also in etwas mehr als einem Biertel des Gesamtgebiets 730 000 Eintragungen gezählt worden.

Agrarierterror in Ostpreußen  . Sie wollen unter allen Umständen zum Ziel fommen. Königsberg  , 26. Oktober.( Eigenbericht.)

Der Kreislandwirtschaftsverband Insterburg hat den Mit gliedern seiner Organisation folgendes Rundschreiben über mittelt, in dem offen zum Terror aufgefordert wird:

um

Wir müssen nunmehr alle Mittel anwenden, Das Boltsbegehren, das Borbedingung für unsere wirtschaftliche­Cristenz ist, und den späteren Boltsentscheid durchzudrücken. Dazu gehört, daß unsere Bertrauensleute fich überzeugen, mer in den Gemeinden noch nicht eingetragen ist. In deir meisten Fällen wird es möglich sein, von den Gemeinde­porstehern hierüber Auskunft zu erhalten. Wenn einzelne Güter vom Gemeindeamt zu weit entfernt liegen, ist der Gemeindevorsteher zu bitten, zu den einzelnen Gütern mit der Eintragungsliste herauszutommen, das

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mit die Arbeiter zwecks Eintragung nicht zu weit zu laufen brauchen. Diese Maßnahme ist gefeßlich zulässig, weil es den Gemeindevorstehern vorbehalten bleibt, wo fie die Listen aus Legen, und ermöglicht eine Kontrolle der Arbeiter Ichaft. stado apples their dis

Dem Arbeiter ift vor Augen zu halten, daß feine wirtschaft­liche Cage fich weiter verschlechtert, ja ihm sogar die Arbeits­stelle verloren geht,

menn er nicht für das Boltsbegehren stimmt. Es bleibt dem Ge­schid der einzelnen Herren Arbeitgeber vorbehalten, unter allen Umständen zum 3iele zu gelangen."

Der Landrat des Kreises Insterburg   hat gegen den Ur­heber dieses Terrorbriefes fofort Strafanzeige erstattet.

Saboteure in Berlin  .

Bürgermeister Berndt und Bürgermeister Doflein. Ebenso wie der Bezirksbürgermeister Berndt von Schöneberg hat sich Bezirksbürgermeister Doflein vom Bezirk Tiergarten geweigert, der Anordnung des Magistrats zu folgen, wonach er die Erklärung des preußischen Staatsministeriums über das Verhalten Don Beamten zum Hugenberg- Begehren an die Beamten meiter­zugeben hatte,

Auch Bürgermeister Doflein hat diese Weigerung schriftlich begründer. Sein Schreiben hat denselben Wortlaut wie das Schreiben des Herrn Berndt. Es handelt sich also um eine Berabredung zur Sabotage, um eine organisierte ronde gegen dienstliche Anweisungen der vorgesetzten Behörde. Wir erwarten, daß gegen die Saboteure sofort dienstlich vorgegangen wird, und daß die beiden Bürgermeister fofort vom Amt suspendiert werden.

Das Angebot an die Sozialisten.

Gewinner und Berlierer des Bolksbegehrens."

Hugenberg und seine Leute kämpfen um die 4,1 Mil­lionen Einzeichnungen, die sie brauchen, um ihr sogenanntes Boltsbegehren bis zur Volts abstimmung zu bringen. Aber, sie tun es nur noch mit halber Kraft. Manche von der widerwillig hinterdreintrabenden Gefolgschaft hegen im ver­schlossenen Busen den stillen Wunsch, es möge beim Begehren sein Bewenden haben und am Dienstag alles zu Ende sein. Ich wollt, es wäre Schlafenszeit und alles wär' vorbei!" Kann man es ihnen übelnehmen? Nichts Schlimmeres fann einem paffieren, als für eine Sache fämpfen zu müssen, die man verloren weiß. Die Sache dieses Boltsbegehrens ist verloren, was für sie noch aufgebracht werden kann, reicht nicht einmal zu einem Achtungserfolg. Sollte es doch noch gelingen, bis zum Dienstag die notwendige Unterschriften­zahl für eine Boltsabstimmung zu erreichen, so stehen den Deutschnationalen Monate einer Propaganda bevor, die ihnen feine Erfolge, sondern nur noch mehr 3errüttung und 3erseßung bringen können. Die Voltsabstimmung könnte erst vorgenommen werden, nachdem der Reichstag   zu dem Antrag Stellung genommen hat. Der Reichstag wird das aber faum tun, bevor die Verhandlungen über den Young­Plan abgeschlossen sind und die Ausführungsgejeze der Re­gierung ihm vorliegen. Selbst wenn er sich entschlösse, das jogenannte Volksbegehren gesondert zu behandeln, könnte die Boltsabstimmung- wenn man sie nicht unmittelbar vor Weih­ nachten   steigen lassen will erst im nächsten Jahre. vorgenommen werden. Bersteht man, daß den Deutschnatio­nalen vor solchen Aussichten graut und daß der Defaitis­mus in ihren Reihen rasende Fortschritte macht?

Boltsbegehren einfache Blamage! Boltsbegehren und Boltsabstimmung doppelte Blamage! Hugenbergs glor­reiche Strategie hat es dahin gebracht, daß die Deutschnatio nale Partei nur noch vor der Wahl steht, sich einmal oder doppelt schlagen zu lassen. Ihre Hoffnung fann nur noch eine Niederlage beim Boltsbegehren selbst sein, die sie enthebt der Notwendigkeit weiteren Kampfes.

Ganz, ganz anders steht die Rechnung der National sozialisten  . Je trübsinniger es rund um Hugenberg aus­sieht, desto vergnügter wird es um Hitler  . Der Münchener  Butschapostel verzeichnet seinen ersten wirklichen Erfolg. Was er vor 1923 mit der Bayerischen Volkspartei   versucht hatte, das ist ihm jezt mit der Deutschnationalen Volkspartei  glänzend gelungen. Er hat sie vor seinen Wagen gespannt und kutschiert den schwarzweißroten Wagen peitschenknallend seinen weiteren Zielen zu.

Böllige Parität mit den Radikalen.- Montag Entscheidung des Nationalrats. bestimmt und besonders den Zuchthaus paragraphen

Paris  , 26. Oktober.  ( Eigenbericht.) Der Präsident der radikalen Partei Daladier   hat dem Präsidenten der Republik am Sonnabend nachmittag mitgeteilt, daß er den Auftrag zur Neubildung des Kabinetts annehme. Nach der Unterredung, die nur kurze Zeit dauerte, besuchte Daladier die Präsidenten des Senates und der französischen   Kammer. Dann nahm er die Verhandlungen mit den Führern der sozialistischaft verlangt werden. Dieses Programm der Verwirklichung, schen Partei Frankreichs   auf.

Daladier hat, wie wir erfahren, den Sozialisten böllige Parität mit den Radikalen an geboten. Eine endgültige Antwort der Sozialistischen Partei ist jedoch nicht vor Montag zu erwarten, da der Partei ist jedoch nicht vor Montag zu erwarten, da der außerordentliche Delegiertentag wegen der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht früher zusammentreten fann. Die Mehrheit der Kammerfraktion ist für die Teilnahme an der Regierung.

Formell wird der außerordentliche Dele giertentag, von dessen Entscheidung die weitere Ent wicklung der französischen   Regierungskrise zum größten Teil abhängt, vor allem die Entschließung des Pariser Kongresses vom Jahre 1928 zum Gegenstand seiner Be­ratungen machen. Die damals gefaßte Entschließung macht vorderhand jede Beteiligung der Sozialisten an einer von der bürgerlichen Linken gebildeten Regierung unmöglich. Der Delegiertentag wird daher entscheiden müssen, ob die damaligen Beschlüsse auch für die heutige Situation gelten, oder ob die außerordent liche innenpolitische Situation eine Abänderung der Beschlüsse erfordert.

Daladiers Schreiben an Blum.

Die Nationalsozialisten haben den Blan dieses Volks­begehrens ausgeheckt. Sie haben seinen Inhalt maßgebend durchgesetzt. Sie haben zur Verzweiflung der Deutschnatio­trauensvolle und entschloffene Mitarbeit zu unter- nalen diesen Paragraphen dahin erläutert, daß er nicht nur breiten. Mein Ziel ist, eine Regierung zu bilden, die die Orga- den seither verstorbenen Stresemann und die übrigen nisierung des Friedens fördert, den Abbau der Steuer- Minister treffe, sondern auch den Reichspräsidenten  , lasten vornimmt, die sofortige Ergreifung von Maßnahmen zur der die Verbrechen Stresemanns deckte". Der Einspruch des Behebung der Krise in der Landwirtschaft und die Verwirt sonst so mächtigen Reichslandbundes gegen diesen ausgefochten lichung jener fozialen Reformen durchführt, die von Irrfinn drang nicht durch. Zu spät erkannten die Deutsch­den demokratischen Parteien und den Organisationen der Arbeiter- nationalen, in welche Falle sie gegangen waren: Ließen sie den Zuchthausparagraphen fallen, dann schwenkten die von den Demokraten seit langem gefordert, müßte nach meiner Nationalsozialisten ab, und sie standen allein auf weiter Flur. Ansicht eine ausreichende Basis für den Zusammenschluß hielten sie ihn aufrecht, so riskierten sie einen Macht­einer republikanischen Mehrheit bilden. Ich glaube, daß die Mit- tampf, in dem sie unterliegen mußten. gemeinsamen Wertes, durch die effettive Teilnahme an der wirtung der sozialistischen   Fraktion an der Verwirklichung dieses Berantwortung durch Eintritt in die Regierung gesichert werden fann. Ich habe die Ueberzeugung, durch dieses Angebot den wahren Gefühlen des republikanischen Frankreich   und seinem ehrlichen Wunsch nach dem Frieden Ausdrud gegeben zu haben." Daladier ersucht zum Saluß seines Briefes um eine baldige Uebermittlung der Antwort.

Borläufige Antwort der Sozialisten.

Paris  , 26. Oftober.

Die sozialistische kammerfrattion hat heute abend über das Angebot der Radikalen, fich an der Regierung zu be­teiligen, beraten und mit allen gegen eine Stimme folgende Entschließung angenommen: Die sozialistische Kammer­ftaftion beauftragt ihren Borstand, Daladier zu bitten, die Be­dingungen seines Angebots zur Beteiligung an der Regierung zu präzisieren.

Die Fraktion wird morgen nachmittag, 4 Uhr, zu einer Sizung zusammentreten, um den Bericht ihres Borstandes über die Be­Sprechung mit Daladier   entgegenzunehmen. Ein Beschluß, den Paris  , 26. Oktober.  ( Eigenbericht.) Nationalrat der Partei einzuberufen, wurde nicht gefaßt. Erst Dalabier richtete am Sonnabend an den Vorsigenden nach der morgigen Besprechung wird diese Frage erörtert werden Der Sozialistischen Bartel Leon Blum   folgendestönnen. Wie in den Wandelgängen der Kammer nerlautet, sollen Schreiben: die Sozialisten die Absicht haben, im Falle einer Beteiligung an Mein lieber Präsident. Bom Bräfidenten der Republit mit der Regierung, zu fordern, daß zwei der vier michtigsten ber Bildung des neuen Rabinetts beauftragt, ridhte ich das Ersuchen Ministerposten( als das Aeußeres, Inneres, Krieg und Finanzen an Sie, der sozialistischen   Frattion meine Bitte um Ihre ver- l angesehen werden) mit Sozialisten besetzt werden.

Die Geschichte des Zuchthausparagraphen, der miẞglückte Versuch, ihn so abzuändern, daß der Reichspräsident aus dem Spiel blieb, schließlich der eige Rückzug, bei dem erklärt wurde, dieser Paragraph trehe auch nicht die gegenwärtig amtierenden Minister, ist ein ganz besonderes Kapitel aus der Geschichte menschlicher Erbärmlichkeit.

Hohnlachend konnten die Nationalsozialisten zusehen, wie die Partei Hugenbergs immer tiefer in die Tinte geriet.

Für die Nationalsozialisten ist der Mißerfolg des Volks­begehrens teine Niederlage! Sie, die bei den Reichstags­wahlen von 1928 nicht viel mehr als 800 000 Stimmen musterten, fönnen mit Recht sagen, daß sie nicht nur ihren legten Mann herangebracht, sondern auch beträchtliche Reserven auf die Beine gestellt haben. Sie sind sichtlich im Aufstieg.

Die Deutschnationalen aber hatten im Jahre 1924 eine Stimmenzahl von 5,7 Millionen erreicht, und im Jahre 1928 waren es immerhin noch 4,4. Rechnet man die National­sozialisten und die kleineren Splitter dazu, mit denen Hunen­ berg   seine Partei zum ,, nationalen Block" zusammenkleisterte, so waren es immerhin rund 7 Millionen Männer und Frauen, mit denen der Feldherr als mit seiner Kerntruppe rechnen fonnte.

Die Zählung der Unterschriften wird ergeben, wieviel davon übrig geblieben ist. Was daran fehlt, wird restlos auf das Verlustkonto der Deutschnationalen zu buchen fein. Noch viel größer als der materielle ist der moralische Berluft. Bisher mar die deutschnationale Partei in ben