Gasunglück im Tanzsaal. 20 Personen durch GaSeinatmung vergistel. Ein schweres Gasungluck, verursacht durch einen schadhaften Gasofen, rief gestern unter Vereins- gasten in den Gcrmauiafälen eine Panik hervor. 2 0 Personen, die bewuhllog geworden waren, muhten ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. ' Am Sonntag abend veranstaltete der Verein Landsmann- schast Ziesar in den Germaniasälen in der Chausseestrahe«m Tanzvergnügen. Einige Festteilnehmer bemerkten plötzlich Gas- geruch. ohne daß es zunächst gelang, die Ursache zu klären. Etwas später sanken mehrere Personen bewuhtlos zu Loden, andere klagten über starkes 11 ebelsein. Das Rettungsamt irnd die Feuerwehr wurden daraufhin sofort alarmiert. Die Erkrankten wurden in einen Nebensoal gebracht und dort von Zlerzten und Samaritern mit Sauerstoff behandelt. Dle Mehrzahl der Gas- vergisleien erHolle sich schnell wieder. Fünf Personen dagegen, eine Frau Charlotte Linke aus Oranienburg , Berliner Strohe 33, die Schülerin Thea L ä r w a l d aus Neukölln. Weichsel- platz 2, Paul Kunze aus der Weserstroh« 35 in Neukölln, Frau Minna Linke aus der Rödernstrah« 48 in Lichtenberg und Kurt Kops«ms der Flvroftraß« 35 in Mohlsdorf , deren Zustand sich als ernst erwies, wurden ins Virchow-Krairkenhaus gebracht. Von der Feuerwehr wurde sofort eine Untersuchung eingeleitet. Dabei stellt« sich heraus, dah der Hahn eines Gasofens halb gc- ösfnel war und so im Lauf« des Abends erhebliche Gasmengen im- rehindert ausströmen konnten. Die von der Polizei eingeleitete Untersuchung Hot ergeben, dah der in der Mitte des Saales befindliche Gasofen gar nicht in Betrieb war, und daß durch bisher nicht geklärt« Ursache sicherlich versehentlich von unbekannter Hand der Hahn aufgedreht worden ist. Da infolg« von Renovierungsarbelten das Abzugsrohr vorübergehend abgenommen worden war, strömt« dos Gas in den Saal. Wie der leitende Arzt des Virchow-Krankenhauses den Gas- merken heute morgen mitgeteilt hat, Handell es sich bei allen fünf in das Krankenhaus eingelieferten Personen nur um leichte Gasvergiftungen, so dah die Möglichkeit besteht, einzelne der Erkrankten heute wieder zu entlassen.
(Selbfimord des Konkursverwaliers. Oefroudant Lohn hat sich in Töplitz erschossen. Lrcslau, 28. Oktober. Der flüchtige Konkursverwalter Cohn hat nach Meldungen, die auch bei der Breslauer Kriminalpolizei vorliegen, in civem Sanatorium bei Tcplih- Schönau Selbstmord durch Erschießen verübt. Cohn befand sich in Begleitung seines Schwiegersohnes auf der Reis« von Prag nach Breslau , nachdem ihm bekanntlich die Brcslauer Staatsanwallsthaft freies Geleit zugesichert hatte. Ein Breslouer Kriminalkommissar ist zur Festcstlli'.ng der Persönlichkeit des Toten nach Teplitz-Schönau abgereist. Wie dazu bekannt wird, ist inzwischen auch Frau Cohn am Sonntag nachmittag im jüdischen Krankenhaus Breslau a n d e n Folgen eines Selb st Mordversuchs ge starben.
Hastbefehl gegen Giadtinfpektor. Sin Deutschnationaler feines Amtes enthoben. Gegen den 35 Jahre allen Stadtinspektor Joseph Stöcke! aus Köpenick war Haftbefehl wegen Unterschlagung im Amte und llr- künde nfälschung erlassen worden. Stöckel, der berells seit einiger Zeit gesucht wurde, wurde am Sonntag von Kriminalbeamten in der Reichenberger Straße ermittelt und festgenommen. Er wird der Staatsanwaltschaft zugeführt werden. * Der deutfchnationo!« Direktor Lettow der Berliner Müllabfuhr ist seines Amtes wegen Unregelmäßigkeiten im Dienste enthoben worden. Lettow hat rerschieden« Finanzierungen durchgeführt, zu denen er nicht berechtigt war. U. a. gewährte er einem Betrieb ein Dorlchn von 1,1 Millionen Mark, ohne die Genehmigung des Aus- sichtsrales eingeholt zu haben. Gegen Lettow schweben bereits feit längerer Zell wegen anderer Dargänge bei der Staatsanwaltschaft I in Berlin Ermittelungen, die bisher noch nicht abgeschlossen sind. • Stadtrat Dezner vom Bezirk Prenzlauer Berg und Stadtrat Gäbel haben am Sonnabend bei Bürgermeister Scholtz die Er- ösfnung des Disziplinarverfahrens gegen sich beantragt. Dieses Per- fahren soll ihnen Gelegenhell gedeih sich gegen die Vorwürfe, die gegen sie erhoben wanden sind, zu rechtfertigen. Bürgermeister Scholtz hat die beiden Gesuche an den Oberpräfidenten der Provinz Brandenburg und vvn Berlin weitergeleitet.
Sinowjew von Leningrad nach Moskau gerufen und aufgefordert worden, sich in Gegenwart Tschitfcherins zu äußern. Sinowjew habe eine sehr besorgte Miene ausgeletzt. den Brief lang« studiert und dann erklärt, daß er sich nicht erinnere ein derartiges Schriftstück diktiert zu hoben. Doch habe er hinzugefügt, daß das Dokument so geschickt abgefaßt sei und so genau den allgemeinen Richllinien der Dritten International« für England entspreche, dah er es. wenn man es ihm vorgelegt hätte, unterzeichnet haben würde. Tschitscherin und besonders der(verstorbene) Leiter der Tscheka , D s e r j i n s k i, hätten versucht, �mehr Aufklärung zu erhalten. Sinowjew habe es ober abgelehnt, weitere Erklärun- gen abzugeben. Damals sei er die einsluhreichste Persönlichkell des Politbureaus gewesen, und er habe die Unterredung brüst abge- brachen mtt der Erklärung:„Ich habe nichts unterzeichnet. Punktum."' Trotzdem Habs die Tscheka drei Sekretäre der Dritten Internationale, darunter die PrivatsekretSrin des Vorsitzenden, die den beanstandeten Brief Sinowjew ? zur Unterschrift vorgelegr habe, erschießen lassen. Sinowjew sei nicht«inge- schrttten, um sie zu retten. Hinrichtungen in Kautasien. Moskau , 2«. Oktober.(Sowjetogentur.) Die staatliche politische Verwaltung hat im Nordtaukasus eine große monarchistische Organisation entdeckt, die ihre Ziele unter der Maske einer religiösen Sekte versteckte. Die Organ.sotion bereitete einen bewaffneten Aufstand vor und wirkte den Regierungsmaß- nahmen aktiv entgegen. Sie vereinigte die Ueberrest« weiß-
gardistischer Banden und besaß eine geheime Zentralstelle, Rat der Zwölf genannt, die sich in einem einsamen Dorf im Bezirk Sotschi an dem zentralen kaukasischen Gebirgszug befand, sowie ein Netz von Zweigstellen. Die Führer der Organisation, die Brüder G r i g o r o w i t s ch, in der Zarenarmee Oberst bzw. Stobprittmeister, sowie die Mitglieder des Rates der Zwölf wurden zum Tode oer> urteilt, die übrigen Teilnehmer zur Internierung in einem Kon- zentrationslager auf fünf bis zu zehn Iahren. Die Todesurteile sind bereits vollstreckt.
Türkischer Terror. Blutjustiz gegen jede Opposition. Staurbul. LS. Oktober.(Eigenbericht.) Ei» junger Mann von nicht einmal 18 Jahre», der kürzlich unter dem Verdacht, sozialistische Flugschriften z« besitzen, verhaftet worden war, ist jetzt„wegen versuchte« Umsturzes der Verfassung" zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Sin Geistlicher, der wegen etner Kritik an der Religionspolitik der Regierung zwei Jahre Gefängnis' erhalte« hatte, wurde von der Berufungsinstanz in Angora zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt. Ein Geistlicher, der einem Kollegen eine verbotene ägyptisch,- Zeitung zum Lesen übermittelt hatte, wird sich dies?- Tage in Gmyrna ebenfalls wegen Hochverrats- verantworten habe»!
Künf Tote bei einem Autounglück. Vom Schnellzug erfaßt. Zürich , 28. Oktober. Beim Bahnhof St. L e o n h a r d t bei Sitten ereignete sich ein schweres Autoukiglück. Infolg« nicht geschlossener Schranke wurde«In vollbesetztes Auto vonbemSchnellzugLausanne- Mailand erfaßt und vollständig zertrümmert. Die fünf Insassen, die von einer Taus« kamen, wurden mit dem Täufling auf der Stelle getötet._ Roß am 31 Oktober in R emerbaven. Oberbürgermeister Dr. B ö ß trifft am 31. d. M. in Bremer- Häven ein. Dort wird ihm das amtl'che Mctei'ol über die Be- stechungsaffären in der Stadtverwaltung zu? stellt werden. Wie bereits mitgeteilt, wind sich der Oberbürgermeister in der am 7. Ro- vember stattfindenden Stadtverordnetenversammlung zu der Sklarek-Affäre äußern._ Todesopfer des Gmowjew-Briefes. Ein Bericht Ressedowflys. Paris . 26. Oktober. Der ehemalig« Sowjetdiplomal Dessedowsky setzt im..Matin" sein« Enthüllungen fort. Er beschäftigt sich heut« mit dem S-nowjew- Brief, der seinerzell so große Folgen in England gehabt hat. Es habe damals der Plan bestanden, die revoluttonär« Propaganda zu verstärken und eine Kampagne einzuleiten, die auf die Z e r s e tz u n g der englischen Arbeiterparte! abzielte. In diesem Augenblick Hab« sich der Zwischenfall mit dem Emowjew-Prief ereignet. I» Moskau sei die Erregung groß gewesen. Do» Polit- bureau sei auf Ersuchen Tschitschertns zusammenberufen.
Bülow gestorben. Oer Ausklang des Kaisertums.
Ter ehemalige deutsche Reichskanzler Fürst von BLlow ist heute morgen im Rom im Alter von 81 Jahren gestorben. Mit BernhardBülowist einer der Sterne aus dem Zeitalter Wilhelms II. still versunken. Einst mit Ehren und Auszeichnungen überhäuft, vom„niederen Adel" in Den Grafenstand„erhoben" und schließlich gar zum Fürsten mit dem Titel Durchlaucht gemacht, kennzeichnet Bülow in seiner diplomatischen und politischen Laufbahn wie kaum ein anderer das System, in dem er wirkte, seine Erfolge errang und sein plötzliches Versinken von der Schaubühne der Oeftentlichkeit still ertragen mußte. Von den vielen Kanzlern und Ministern, die unter Wilhelm durch eine geheime, unkontrollierte Stelle plötzlich ans Licht gezogen und ebenso plötzlich beseftigt wurden, war Bülow zweifellos einer der Fähiasten, vor allem in der Kunst der Anpassung. Als er 1897, damals Botschafter in Rom , nach Berlin berufen wurde, um die Leitung des Aus-
wältigen Amtes zu übernehmen, war auswärtige Politik für die Mehrheft des deutschen Volkes und seiner Vertreter im Reichstag noch ein Geheimbuch mit sieben Siegeln. Rur wenige der Parlamentarier befaßten sich mft den Fragen der sogenannten hohen Politik. Aber auch ihnen war ein tieferes Eindrinsien in die Dinge erschwert durch die Geheimnis- krämerei, die das amtliche System beherrschte. In dieser Zeit konnte der schwertklirrende Chauvinismus sich in Reinkultur entwickeln, die„schimmernde Wehr" funkelte in allen offi- ziellen Kundgebungen und die Alldeutschen hatten gute Tage. Für solche Zeit war Bülow als Außenminister wie ge- schaffen. Durch seine römische Tätigkeit daran gewöhnt, auch andere als nur amlliche Meinungen zu hören, erschien er in der Berliner Umgebung fast wie ein Modernist, während er doch nur die andere Nummer emes alten Fadens darstellte. So weltmännisch er sich zu geben pflegte, so zynisch witzelnd er die schwierigsten Dinge zu meisten, suchte, so wenig kazn er innerlich los von den Vorstellungen der preußischen Herren- käste, der zu dienen seine Lebensaufgabe geworden war. Besonders als er nach des alten Hohenlohe Abgang das Reichskanzleramt übernahm und sich nunmehr auch mit der Innenpoliük beschäftigen mußte, kehrte er öfter, als ihm seines Rufes wegen lieb sein mochte, den Pferdefuß preußi- scher Rückständigkeft heraus. Geflügelt wurde fein gehässiges Wort über die russischen Revolutionäre, die vor der Ver- folgung des Zarenwms zeftweilige Zuflucht in Deutschland suchten und hier nun hilflos den Schikanen einer einseitig dressierten Polizei ausgeliefert waren, das infame Wort von den„Schnorrern und Verschwörern, den Mandelstamm und Silberfarb", das den antisemftischen Ohren der konservativen Edelinge noch lange wie Glockenton nachklang. Indessen stand Bülow in einer Zeitenwende. Auch gegen seine Absicht und Neigung war er genötigt, Kon- Zessionen an neue Strömungen im Volke zu machen, mit anderswerdenden Verhältnissen zu rechnen und so den Uebergang vom halbabsolutistischen zum parlamentarischen System vorzubereiten. Für die Geschichte der deutschen Politik ist es nicht ohne Interesse, daß dieser langjährige Günstling Wilhelms H. der Kanzler wurde, der zum ersten Male nach parlamentarischen Mehrheiten Umschau halten mußte, um sein ferneres Regieren zu ermöglichen. Wirklich gelang es ihm bei den Hottentotten-Wahlen von 1997, unter gekaufter Assistenz des
berüchtigten Reichslügenverbandes gegen die Sozialdemokrane sich eine Mehrheft zu schaffen, die als der„B ü l o w- B l o ck" bekannt geworden ist. Sie band die Konservativen und Nationalliberalen mft den Freisinnigen zusammen. Die be- sondere Art dieser sonderbaren Koalition hat der alte Frei- sinnige Albert Träger treffend umschrieben als die„P a a- rung von Kaninchen und Karpfen". Aber mochte auch Bülow so wenig wie die Konservativen an die Tragweite dieser Blockbildung denken: tatsächlich war sie die Einleitung einer neuen parlamentarischen Praxis, die so oder so zum parlamentarischen System führen mußte. An der Parlamentsecke oder vielmehr an seiner Stellung zum und im Reichstag ist Bülow schließlich gescheitert. Der Kaiser, dessen erklärter Liebling der lächelnde Kanzler lange Zeit gewesen, hat ihn plötzlich in Ungnade sinken und in dieser Ungnade ihn auch scheiden lassen. Wichelms Selbst- Herrlichkeit konnte ein parlamentarisches Feigenblatt nicht er- tragen. Und da Bülow zeitwellig so tat, als wolle er dies Requisit parlamentarischer Gepflogenheiten vor den kaiser - lichen Mmid binden, so mutzte er abtreten und seinen Lebensabend fern von der Stadt seiner Triumphe vertrauern. Es war im Jahre 1908, als Wilhelm II. durch Veröffent- lichung seines bekannten„Interviews" im englischen„Daily Telegraph " das amtliche und nichtamtliche Deutschland plötz- lich aufschrecken ließ. Als in der Presse wie im Reichstag eilt Sturm der Empörung gegen den schwätzenden Zollern losbrach, wie er in solcher Einmütigkeft kaum je erlebt worden war. Damals tat Bülow, was ihm Wilhelm nie verzieh: Er redete dem Kaiser zu, sich in Zukunft mehr zurückzuhalten und erklärte dem Reichstag , der Kaiser habe es ihm in die Hand versprochen! Selbst die Konservativen hatten durch Heyde- brand ihre schweren Sorgen um die Redelust ihres Königs vortragen und bitten lassen, daß der Kaiser sich an die Kan- dare feines Kanzlers nehmen lasse. Aber es war noch kein Jahr verflossen, als Wilhelm be- reits wieder flott darauf los redete. Und Bülow, Konservative und Nationalliberale fanden das alles ganz in der Ordnung. Trotzdem waren Bülows Tage gezähll: Die Paarung von Kaninchen und Karpfen ging an der Finanzvorlaae von 1909 in die Brüche: an ihre Stelle trat der„schwarzblaue Block", denn das Zentrum hatte sich geschickt an die Seite der Kon- servatioen geschoben und die Freisinnigen verdrängt. Bülow mußte noch dies Steuerbündel mft feinem Namen decken, dann aber war seines Bleibens nicht länger. Bon Wilhelm gemieden, im Bolk ohne Stütze, im Reichstag erledigt, trat er 1909 in den Ruhestand, den er abwechselnd in Klein-Flott- deck bei Hamburg und in seiner römischen„Villa Malta" verbrachte. Rur einmal trat er noch wieder amtlich hervor. Als 1915 auch Italien , der Dreibundpartner, sich anschickte, in den Krieg gegen seine früheren Verbündeten zu treten, wurde Bülow als außerordentlicher Botschafter nach Rom geschickt, um durch Verhandlungen diese Gefahr abzubiegen. Wie be- kannt, ist diese Mission Bülows gescheitert. So blieb Bülow trotz gewisser Begabungen für die Politik des kaiserlichen Deutschlands verloren. Als wäh- rend des Krieges sein Name einmal als Kanzlerkandidat wieder auftauchte, wurde er abgelehnt. Gegen Ende des Krieges suchte er gar die Sozialdemokratie für s i ch' z u interessieren. Durch seine Bertreter ließ er versichern, daß er der gepriesene Mann fiir die Friedensverhandlungen sein würde dank seiner Beziehungen und seiner diplomatisch-technischen Kenntnisse. Jedoch blieb dieser Liebe Müh umsonst. Die neue Zeit erforderte neue Personen und neue Zielsetzungen. Zwanzig Jahre hat das umstrfttene Talent dieses Mannes aus der Kaiserzeit brachgelegen. Das persönliche Regi- m e n t konnte es nicht mehr verwerten, nachdem es einmal, selbst wider Willen, an den Grundlagen dieses Regiments zu rütteln gewagt hatte. In einem parlamentarischen Staate wäre ein Mann von der Art Pulows nicht endgüllig abgetreten, sondern hätte als Abgeordneter gesucht, im Volk und im Parlament neue Mehrheiten zu bilden und so seine Ansichten im Staate wieder geltend zu machen. Die Tradition der Kaiserzeit kannte nur einen Aufstieg und ein Versinken. So wurde Bülow in mehr als einer Hinsicht Symbol des Ausklangs der Kaiserzeit. Er leitete den Uebergang zum parlamentarischen System ein, aber er selbst konnte dies neue System der Selbstbestimmung nicht mehr aktiv mitgestalten. In anderer Umgebung und unter anderen Borzeichen wäre er vielleicht bis in fem hohes Alter ein wertvolles Rad im politischen Getriebe geblieben. So aber starb er als trauernder Rest endgültig vergangener Zeiten.