f�oman von fTlax ßarfkel
(31. Fortsetzung.) Jeden Morgen kamen mit der Post viel« Brief«, in denen um Bitder oder Autogramme gebettelt wurde. In mancheri Briefen tmer war auch das tragische Gesicht unserer Zeit sichtbar. Biete Briefe waren nichts als Bekenntnisse, Ausschreie und manchmal wie Gebete. Aus dem Dunkel kamen diese Brief«, von ileinen, gequirlten Leuten, denen der Film Offenbarung und über die Offenbarung hinaus Wirklichkeit war. Sie hatten sich selbst verloren, dies« Briefschreiber, sie lMtten oll« Maßstäbe verloren und wollten nun von dem geliebteir Menschen, der als Star jaden Abend an der weißen Leinwand aufstieg, Trost und Hilfe haben. Fremde Frauen berichteten von ihrenr�zcrrütteteii Leben und von ihrer Sehnsucht, junge Männer beichteten von hoffnungsloser Liebe ober von ihrem brennenden Ehrgeiz, Sonderling« fragten nach dem»sinn des Lebens . Manchmal kamen auch Bettelbriefe oder schwärmerisch« Hymnen van Gymnasiasten oder Bachfischen. Wie arm und wie elend waren doch die Menschen, wie entfetzlich einsam waren sie! Sie flüchteten aus der Wirklichkeit und ver- trauten einem schönen, stummen Schotten ihr Leid an. Film war wieder Schöpfung geworden. Eine neue, eine bessere Zeit entstand und rollte wie auf einer goldenen Kugel über der verdunkelten Erde. Und aus Not und Sehnsucht kamen dies« Briefe und stießen nach jenem goldenen Ball vor. umschwärmten ihn wie schreiende Bögol- schwärme. Der Star, der in seinem Lichffpiel siegte, sollte auch in der Wirklichkeit helfende Schwester sein. Marianne hatte oft Angst vor jenen Briefen. Sie war nicht herztos und schickte den Einsamen und Ber- zweifetten immer ihr Bild mit freundlichen Worten. Was konnte sie, die Neunzehnjährige, anderes geben für das graue Dasein als eben ein schönes Bildnis? Ja, sie war berühmt geworden. Die Briefe der unbekannten Menschen aus der Tiefe wogen d!« Anwürfe der Arbeiterpresse tausendfach auf. Das Boll will die Träume, das Volk hungert nach Gerechtigkeit und Glück, es hungert nach Klarheit und Verklärung, nach dem Stege der Gerechtigkeit. Und in den Filmen war ja Glan. ; des Glücks, war sa Sieg der Gerechtigkeit. In den Filmen war cht die Lösung aller quälenden Fragen da. Im Film leuchtete ja im guten Ende die Erlösung. Das Laster wurde geschlagen, das Unrecht beseifigt, die Armut erlöst. Als Marianne mit ihren Gedanken so weit war, stand sie auf, halte noch einmal den„Abend" aus dem Papierkorb und studierte zum zweiten Male die lächerlichen Verse. Was wußte der fogenamtte Dichter vom Leben und vom Hunger nach Gerechtigkeit? Sie lochte und übergab die Zeitung wütend dem Feuer und wartete, bis die Flammen diese Verse sraßen. Dann klingelte dos Telephon Flora meldete sich an. Und als st« die verzagte Stimme der allen Freundin härte, wurde ihr Herz aufgeragt. Ihre Worte überstürzt«!» sich, als sie antwortete. Ja. Flora war auch eins Stimme aus dem Dunkel. Ja, Flora war auch ein Schrei aus der Einsamkeit,«in beschwörendes Bitten. „Flora, Flora, Herrgott, Flora", antwortete sie atemlos,„Flora, ich habe schon immer auf dich gewartet. Natürlich, natürlich, du sollst sofort kommen. Ja, komme doch schnell. In einer Stunde bist du da? Nimm doch ein Auto. Du hast kein Geld? Armes Tierle. warum hast du nicht früher angerufen? Für dich war ich immer, immer zu sprechen!" Sie legte den Hörer aus die blinkende Gabel. Flora, Flora, dachte sie. Die Schwärmerei der frühen Jahre stieg in ihr hoch. Der Modesalon. Das Stadttheater, die kleine Bühne in Konstanz , der junge Maler. Wo wird der junge Maler sein? Der sommerliche Bodensee mid die schimmernden Alpen . Und dann die Briefe Floras aus Nürnberg . Ihr Besuch in Berlin . Das was die Käthe Kollwitz für die Kunst, das will ich für das Theater sein. Flora ist in Berlin . Bei Herrn Hondt die vor- geschobenen Proben. Hondt, dieser Hund, war an Floras Elend schuld. Es wurde hohe Zeit, daß dieser Hund geduckt wurde! Das Mädchen kam und meldete: „Gnädige Frau, eine Dame vom Modesalon Herzfeld« wartet und bittet um eine Unterredung." Aber sie wallte jetzt nichts mit dem Modesalon zu tun haben. „Ich bin beschäftigt", sagte sie.„und ich bitte morgen um einen neuen Anruf." „Sehr wohl, gnadige Frau", antwortete das Mädchen und ging. Nach einer kleinen Weile tot es Marianne leid, daß sie die Vertreterin weggeschickt hatte. Sie rief bei dem Modesalon an imd verabredet« einen neuen Besuch am kommenden Tag. Sie war unruhig und schämt« sich ihrer Gefühle. Dann unterdrückte sie ihr Herz. Was soll und kann man mit Flora mache», dachte sie. Sie erinnerte sich kühl des Spiels bei Hondt. Lächerlich, Flora war keine Schauspielerin für den Film. Was koirnte man aber für sie tun? Flora verstand etwas von Kostümen. Vielleicht konnte man sie in der Filmgarderobe unierbringen? Die Stund « tappte mit bleischweren Sohlen. Endlich kam das Mädchen wieder und meldete: „Eine junge Dame möchte gnädige Frau sprechen Sie sagt, sie hÄte sich telephomsch angemeldet." ,�!ch laste bitten," antwortete Marianne damenhaft. Als das Madchen verschwunden war. stand sie auf und ging Fkora entgegen. An der Tür traf sie mit ihr zusammen. Flora sah elend aus. Marianne nahm sie in ihre Arme. „Flora, Flora, guten Tag, Flora! Wie geht es dir?" Flora riß sich zusammen.
Copyright 1929 by„Der Bflcherkreis Q. m. b. H." Berlin SW 61 1 „Gut, Mariann«, gut. Ich bin Tänzerin geworden!" „Ja, die kleine Gritt Eisenmann hat mir alles erzählt, Flora... Aber komm, wir wollen olles in Ruhe besprechen." Flora ging behutsam an den schon gedeckten Tisch. Ihre Füße rvaren schwach. SiV hatte Hunger und war durch die endlose Stadt gelaufen. Ihr Gesicht war eingefallen. Nur die Augen sunketten noch fanatisch. Marianne betrachtet« die aste Freundin. Sie sah in ein fremdes Gesicht. Dann klingelte sie dem Mädchen. Das Mädchen kam und brachte Tee. Flora sah sich in dem schönen Zimmer um. In ihrer Stirn standen steile Fallen. „Gut wohnst du hier, Marianne," sagte sie dann.„Dos hat wohl viel gekostet?" „Ja, es war nicht billig," antwortete sie und wurde ärgerlich. Ihr Hekz gefror. Aber dam? war sie aufmerksame Hausfrau und sagte:„Lang zu, Flora, laß dich nicht nötigen." Flora ließ sich nicht nötigen. Sie trank mit geschlossenen Augen ihren Tee. Sie nahm ein Stück Backwerk und aß gierig. Sie aß und trank schweigend. Die steilen Falten auf der Stirn oerschwanden. Die Augen wurden ruhiger. Dann aber ließ sie sich gehen und begann haltlos zu weinen. Ihr Körper schüttelte sich. „Flora! Flora!" rief Marianne. Sie schluchzte immer noch. Dann aber hob sie dos verweinte Gesicht. Aller Hochmut, aller Stolz war gewichen. Der sonst herrische Mund zuckte hilflos. Kindlich war das Gesicht und erschütternd. Mariann« ergriff Floras kalt« Hand, streichelte sie und sagte: „Nicht mehr weinen, Flora. Es wird schon alles wieder gut werden. Erzähle nun, was dich quält." Und als Flora erzählen wollte, schob ihr Marianne den gefüllten Teller zu, goß neuen Tee ein und wartete. Flora trank und oh, und mit vollem Munde begann sie zu erzählen: „Ach, Marianne, alles quätt mich. Berlin quält mich, die Tänzerei quält mich, ich quäle mich selbst... Ach, Marianne, ich will nach Haus«! Du host es gut. Du host gesiegt. Aber ich? Ich habe alles, alles verloren!" „Verloren, was hast du verloren, Flora?" fragte Marianne leise. „Alles. Den Glauben an mich habe ich verloren. Ich kam, um in Berlin die Welt auf den Kopf zu stellen. Weißt du noch, was für Sprüche ich am Anfang gettopft habe? Der Zuckmeyer hatte mir in einem seiner Stück« eine klein« Roll« verschafft, ich war stolz und glücklich, nun geht's aufwärts, nun werde ich bs-
kannt, dachte ich. Ja, aber anderen Tag wurde ich entlasten. Ich sei zu dramalisch, sagte der Regisseur. Ich war noch einmal beim Zuckmeyer, aber der konnte mir auch nicht weiter Helsen . Dann wollte ich zum Film. Wir waren auf der Börse, und als ich die vielen Mädchen sah, wurde mir Angst und Bange. Ich nahm den Kampf aus. Und ich habe auch gekämpft und hätte mich für ein Butterbrot verkauft, wenn ich Arbeit bekommen hätte. Aber kein Mensch wollte mich nehmen. Und dann waren wir auf der Börse. Da kam der Herr Hondt. Wir gingen zur Probe. Da spritzte die Gritt dazwischen. Und aus war es mit dem Spiel. Und dann bin ich noch einmal zu Herrn Handt gegongen. Ich wußte ja keinen anderen Weg. Marianne, ich habe viel gelitten, ich habe geweint und geheult, aber es hat mir nichts genutzt." „Worum bist du nicht zu mir gekommen, Flora?" „Aus Stolz und dann: ich war ja die Aeltere. Ich hätte dir helfen sollen und nicht du mir, Marianne. Du hottest ja selbst keine Arbeit, du mußtest selbst für dich sorgen.. 2lber am Abend tanzen und am Tage hungern, das ist nicht gut. Zuerst dachte ich: Tanz am Abend und Lernen am hellen Tag, das geht, und ich brauchte nicht«wig«in Girl zu sein, brauchte nicht ewig die alten, dummen Schlager zu singen und bei den Gästen bis in die späte Nacht zu sitzen. Am Tag war ich dann müde und einsam, war verzweifett. Zuerst versucht« ich zu lesen. Toller, Tolstoi, Hamsun . Aber ich verstand die Geschichten und die Gedichte nicht mehr. Die Dichter waren für mich gestorben, Marianne. Es war grauenvoll... Jetzt bin ich so müde und so elend und möchte nach Hause.. Der Kunstmaler aus Konstanz hat mir geschrieben. Ich soll für immer zu ihm kommen. Und ich will für immer zu ihm gehen. Da brauche ich wenigstens nicht jeden Abend bis in die späte Nacht hinein zu fingen und zu springen. Da habe ick) Ruhe und Frieden." „Arme Flora," sagte Marianne und seufzte,„und aus den Herrn Hondt hast du keinen Haß?" „Nein," antwortete sie,„ich habe auf Hondt keinen Haß. Ja. zuerst habe ich ihn wohl gehaßt, wenn ich die Beine warf und die dummen Texte singen mußte und meine geliebten Dichter vergoß, aber das ist vorbei. Der Hondt ist ein« all« Hyäne, weißt du. In Berlin ist viel Aas. Und um Aas sammeln sich die Hyänen. Auf Hondt habe ich keinen Haß mehr. Vielleicht bin ich zu inude dazu. Und weißt du, wenn ich Geld hätte, würde ich noch heute Abend aus dem furchtbaren Berlin fliehen. Am Bodeniee ist jetzt Wein- lese.. „Wenn du willst, kannst du noch heute Abend nach dem Boden- see fahren, Flora," sagte Marianne.„Ich muß hierbleiben. Ich bin gern in Berlin . Berlin ist schrecklich und gewaltig, schrecklich für die Unterlegenen, herrlich für die Sieger. Besuche doch auf der Reife meinen Boter, Flora, erzähle ihm von mir, er wird sich freuen. Und grüße deinen Kunstmaler schön. Und ich will schon dafür sorgen, daß Hondt kein« kleinen Mädle mehr quätt." „O Marianne!" rief Flora.„Heute kann ich nach dem Boden- se« fahren? Laß dich küssen!" Sie stand auf und küßte Marianne. „Bleibe du in Berlin, " sagte sie dann,„du hast gesiegt. Aber ich gebe auch mich noch nicht verloren. Die ganze Welt ist ja wie eine Bühne, auch m Konstanz. Und überall wird ein Schauspiel: Das Leben, aufgeführt. Wie freue ich mich auf den See! Die Gletscher der Alpen schimmern! Marianne, ich bin ja so glücklich! Und mein Maler soll es gut haben bei mir. Unser erstes Mädl« joll Marianne heißen. Aber nach Berlin darf sie nicht fahren. Und deinem Bater singe ich das Lied von Maria und ihrem Glück vor!" (Fortsetzung folgt.)
IVAS DER TAG BRINGT. wiiiaiiimmiiminiuimtiraiiiiuiiininiiiiiiiimmininnninninnminHmiiuimiimiiiiniiiinmimiiiimninimiiiiinimiiniuniuinniniuuimniiiiniiiuiiiiiuiiiiiiiiiiimiiiiiiimiiiiinii
Eine„Hexe*' ermordet. In Kalamazoo im nordamerikanischen Staate Michigan wurde eine 73 Jahre alte Insassin eines Allenheims von einem SZjährigen verheirateten Manne mit einem Bleikolben und einem Hammer niedergeschlagen, well sie seine Familie angeblich behext habe. In der Gerichtsverhandlung gab der Mörder an, er habe gefürchtet, daß die Frau mit ihrem„bösen Blick" ihn und seine Angehörigen töten werde, denn sie habe auch den Tod seiner Mutter vor zwei Jahre» und den Tod seines Vaters vor 13 Jahren verursacht. Er ver. mutete, daß die Frau ihren Blick auf seine 17 Jahre alte Tochter werfen würde. Als die Frau eines Nachmittags bei seiner Familie zu Besuch war und erklärte, daß sie warten wolle, bis die Tochter nach Hause käme, wurde ihm die Vermutung zur Gewißheit. Die Tochter kam gegen 7 Uhr abends und wurde wieder fortgeschickt, während der Mann die alt« Frau, die am Eßtisch saß, hinterrücks ermordete. Seine Frau, die bei der Bluttat zugegen war, erklärte, daß die„Hexe", ehe sie vor fünf Iahren in das Altenhcim kam, ihr gesagt habe, sie besitze die Gewalt, jede Person, wenn sie es wünsche, sterben zu lasten. Seit 25 Iahren habe sie alljährlich über 100 Menschen in den Tod gewünscht. Sie habe eine lange Liste gehabt mit den Namen der dem Tod« Geweihten sowie derjenigen, die sie bereits geopfert hatte. Ihre Tochter sei fest ellichen Wochen kränklich ge- wesen, und als die„Hexe" erklälte. daß sie bleiben wolle, bss die Tochter nach Haufe käme, habe sie sich mit ihrem Manne verständigt, daß die Frau beseitigt werden müßte, um die Tochter zu retten.. Sowjets fordern den Suff. Welchen Umfang die Alkohoiseuche heute wieder unter der russi- schen Arbeiterschaft angenommen hat, läßt ein Bericht der Mos. k a u e r„P r a w d a" vom 18. August erkennen. Nachdem gesagt worden ist, daß die Sowjetregierung auf Anraten des staatlichen Planausschusscs zur Durchführung des Fünfjahresplans keine Einschränkung der Branntweinerzeugung sestge- setzt hat, werden die Wirlungen des AUoholleufels m Arbeiterzen- treu geschildert. Di« Folge waren Kinderdemonstrationen gegen den staatlich geförderten Fuselkonsum. Die „Prawda" schildert diese Gegenkundgebung wie folgt: „Die Antialkoholbewegung der Kinder trat spontan, aber durch- weg geschlossen auf. Die ersten Stroßenkundgebungen der Kinder gegen die Trunksucht waren im Donezbecken und im Bezirk Wo. logda. Kaum drang die Kunde davon in die Zettungen, als sich auch schon ein Strom von Kundgebungen der Kinder gegen die Trunksucht der Eltern und den Wkoholismus über das Land ergoß. In kurzer Zeit wurden solche Kundgebungen in mehrals hundert Städten veranstaltet, und fett der Zeit wiederholen sie sich häusig bald hier, bald dort. Tavsendkäpsige Ansammlungen von Kindern bilden sich an den Zahltagen vor de« Fabriktoren, vor den Kneipen, vor den Kchnapsverkanfsstellen, wobei die Kinder mit aller Energie ihre Väker zu beeinslnsten versuchten. An einigen Orten kam es zu Ausschreitungen, Kinder schlugen die Fensterscheiben in den Läden der Spritzen- trale ein. In den Arbeiterzügen am 7. Siovember ISN zum Jahrestag der Oktoberrevolution konnte man fast in allen großen
Zentren einen Aufmarsch von Kindern beobachten, die Transparente mtt den Inschriften„Nieder mit dem Branntwein!", „Gegen die bctrukcnen Bäterl" usw. trugen." Ein Eisberg mit Butterblumen. Ein Fischerboot sichtete nach einem Bericht aus Kordooa in Alaska bei seiner letzten Fahrt einen Eisberg, der über und über mit blühenden Butterblumen bedeckt war. Man nimmt an, daß durch Infekten der Blumensamen gelegentlich aus den Eisberg im vorigen Sommer gebracht worden ist, wie ja auch die Schnee- stürme immer genügend Sand mttführen. Das Boot hat eine große Anzahl von diesen Eisblumen mtt in den Hafen zurückgebracht. Amerika ... Der vor einigen Tagen in San Franziska verstorbene Millionär Samuel Andrews, der als großer Hypochonder bekannt war, be- stimmte ln seinem Testament, daß alle Männer, die an seinem Be- gräbnis teilnehmen würden, einen neuen Gehrock erhalten sollten. Der Andrang war so gewallig, daß nicht nur sämtliche Schneider- firmen San Franziskas, sondern auch die der umliegenden Städte Tag und Nacht arbeiten mußten, um olle Aufträge erledigen zu können... Negeruniversität in Afrika . In der Hauptstadt des unter englischem Protektorat stehenden Uganda -Landes, in Kompato, wurde vor einigen Togen die erste afrikanische Negeruniversität eröffnet. Di« Vorlesungen werden in suahelischer Sprache, dem emgeborenen Dialekt Mittelasrikas, ob- gehalten. Die Lehrbücher sind ebenfalls in Suaheli gedruckt. Vorerst haben sich für das erste Semester über 300 Neger immatrikulieren lassen. Technisierte Bettelei. Neugierig stiert man die Litfaßsäule a», denn sie tönt. Sie tönt nicht nur, Musik dringt aus ihr, laut und rein. Und jetzt Gesang. Ein heller Sopran ist es. Man denkt augenblicks an das Erlebnis der Äindhett, das Wunder der summenden Telegraphen- stanzen. Was wußte man von der Resonanz der Drahtschwin- gungen. Eine famose Idee der Werbesäulengesellschaft, denkt man weiter, eine Sekunde oder zwei. Ein Mittel ersten Ranges, den Blick zu� fangen. Dann plötzlich sieht man dicht neben der Säule den unscheinbaren Mann, sieht den unscheinbaren Kasten zu seinen Füßen, merkt, daß dieser der Tongeber ist. Ein Radiokoffer. Gestern noch eigener Wunsch, eioener Traum. Heute im Dienste der Bettler. Tempo der Technik. Tempo in der Entwicklung des Hand- werkszeuges. Ersetzen von Handarbeit durch maschinell« Verrichtung bis zur letzten Konsequenz. Auch bei den Straßenbettlern. Bor - gestern noch primitive Drehorgel, gestern Grammophon, heute Radio mit modernstem Empfangsgerät. Gänzliche Technisierung des Straßenbettels: Auf laufendem Band eilen Geldbörsen vorüber, durch eine kleine Schattung hervorgezauberte Töne entlocken ihnen Scheidemünzen. Auf besonderen Wunsch— von 20 Pfennig an— fremdländische Sender. So geschehen in Berlin , wo sonst? Am Kurfürstendamm . Wo sonst!