Die Männer ohne Schlaf!
Sie arbeiten in Schlafwagen.
Für das gewerbliche Personal der Mitropa ", dazu gehören auch die Schlafwagenschaffner, ist mit Birkung ab 1. April ein neuer Tarif abgeschlossen worden. Der Schlichtungsausschuß Groß- Berlin, unter Borsiz des Gewerberats Körner, führte hier auf Veranlassung der Mitropa - Direktion und der christlichen Ge= werkschaft deutscher Eisenbahner unter schärfstem Widerstand der am Tarif beteiligten Gewerkschaften Zentralverband" und ,, Deutscher Verkehrsbund" zum erstenmal den Bereitschaftsdienst ein.
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Bei den Schaffnern wirkt sich dieser Bereitschaftsdienst" oder die 2½ stündige, Ruhe", wie man ihn nennt, geradezu katastrophal aus! Auf einzelnen Bahnhöfen wird seit Einführung des neuen Tarifes gerechnet, daß ein Teil der Schaffner, einschließlich der Pausen, Bor
genau 50 Proz. mehr Dienst geleistet als vorher. Man hat aus
und Nacharbeiten( letztere werden uns nicht als Arbeitszeit angerechnet, zu ihrer Leistung aber werden wir gezwungen) 350 bis 400 Stunden Dienst im Monat machen. Es klingt phantastisch und doch ist es der Fall. Wie lange noch soll dieser Zustand dauern? Es ist einfach unmöglich, was die Direktion von den Schaffnern verlangt.
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Laut Tarif werden pro Nacht 2½ Stunden als Dienst nicht angerechnet. Der Schaffner hat Bause". Wie sieht es nun in Wirklichkeit aus? Der Schaffner, welcher in seiner Pause" auch schlafen könnte er weiß nur nicht wo; denn meistens sind die Wagen voll besetzt, und schließlich kann kein Mensch auf Kommando schlafen empfängt Reisende, läßt andere aussteigen und macht seinen Dienst genau so wie in der übrigen Zeit. Eine sogenannte Bereitschaft ist eben im fahrenden D- 3ug unmöglich. Wenn nun wirklich mal ein Schaffner beim„, Dösen" angetroffen wird, so hat er noch lange nicht geschlafen. Das Bewußtsein und die Verantwortung lassen einen festen Schlaf nicht aufkommen.
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Man: sehe sich heute unsere Schlafwagenschaffner an. Wie sehen sie aus? Entnervte, überreizte Menschen! Uebermüdet, mit entzündeten Augenlidern laufen sie herum. Nirgends Ruhe, nirgends Rast. Nur eine Sehnsucht hat der Schaffner sein Bett! Während er früher acht bis neun Reisen im Monat machte( früher war er auch billig; denn er war hauptsächlich auf Trinkgelder angewiesen), muß er jegt 11 bis 13 Reisen, das sind 22 bis 26 Nächte im
Banfenfusion und Reichsarbeitsministerium. |
Wie der Allgemeine Verband der deutschen Bankangestellten mitteilt, wurden im Verfolg der gemeinsamen Intervention der Angestelltenverbände im Reichsarbeitsministerium Verhandlungen zwischen dem Reichsarbeitsministerium und den Bankleitungen ge= pflogen
Nachdem die Bantleitungen nunmehr ihre Stellungnahme zu dem bekannten Abwehrprogramm der Angestelltenorganisationen schriftlich festgelegt haben, ist am Donnerstag, dem 31. Oktober, im Reichsarbeitsministerium eine gemeinsame Konferenz der beteiligten Organisationen, um zu der neuen Situation Stellung zu nehmen und den Versuch zu machen, zwischen den beteiligten Kontrahenten ein Einvernehmen herbeizuführen.
Die Tatsache, daß die Banken das Reichsarbeitsministerium ersucht haben, die Antwort der Banten den Angestelltenorganisationen vorher nicht bekanntzugeben, wird vom Allgemeinen Verband als ungünstiges Omen betrachtet. Könnten die
Theater, Lichtspiele usw.
Montag, 28. 10. Staats- Oper
Unter d. Linden
A.-V. 233 1912 Uhr
Maskenball
Staats- Oper
Am Pl.d.Republ. Vorst. 172
20 Uhr
Montag, 28. 10. Städt. Oper
Bismarckstr. 19 Uhr
Geschlossene Vorstellung
Staatl. Schausph.
am Gendarmenmarkt R.-S. 55
20 Uhr
Die heimliche Musik
Ebe
20 Uhr
Monat Dienst leisten. Also nur vier bis sechs Nächte bleiben ihm im Monat, die er zu Hause im Bett verbringen fann.
Unterwegs, a m Tage, fann nur sehr wenig geschlafen werden. Die meisten Mitropa - Quartiere liegen so ungünstig, d. h. es herrscht ein derartiger Lärm, daß nur noch ein Mensch mit eisernen Nerven dort Ruhe findet. Auch wird es den meistern Schaffnern unmöglich sein, in wenigen Stunden, die ihnen am Tage bleiben, ungestört zu Hause zu schlafen.
An ein geregeltes Familienleben ist überhaupt nicht zu denken. Es ist ein ewiges Herumzigeunern! So manche gute Ehe geht dabei in die Brüche. Für Familienfeiern oder kulturelle Bedürfnisse bleibt überhaupt feine Zeit. Der Schaffner ist ein Stfave seines Berufes. Einen festen Fahrplan oder Turnus gibt es nicht. Einen freien Tag, d. h. einen ganzen freien Tag, kennen die Schaffner seit fünf Monaten nicht mehr.
Die Krantenfasse der Mitropa " hat es sicher schon zu spüren bekommen und wird es im tommenden Winter noch mehr merken, daß die Schaffner jetzt einfach zuschanden gefahren werden. Das kann doch unmöglich im Sinne der Mitropa - Direktion liegen. Das schlimmste ist, daß jeßt, nachdem durch Einführung der Pausen, die den Schaffnern pro Nacht 2% Stunden seiner Arbeitszeit rauben, von der Direktion verlangt wird, die Schaffner follen noch Ueberstunden machen. Diese Ueberstunden sind nämlich sehr billig. sie werden mit 24 bis 26 Pf. bezahlt. Den einzelnen Abteilungen sind genau ausgerechnete Arbeitspläne für die Schaffner zugeteilt worden, Bei Krankheits- oder Urlaubsfällen, beim Einlegen von Verstärkungsoder Sonderwagen muß, weil nicht genügend Personal vorhanden ist, mehr gefahren werden.
Der Schaffner ist heute, nach Einführung des festen Lohnes, teurer als früher und wird deshalb von der Firma bis zum äußersten ausgenutzt, trotzdem er nicht im entferntesten seinen Leistungen entsprechend bezahlt wird.
Insbesondere foll der Familienfchus der Krantenversiche rung durch verschiedene Maßnahmen( Krankenhilfe für Familien angehörige, Familienzulagen zum Kranken- und Hausgeld) vers bessert werden.
Der zweite Teil der Erörterungen wird sich mit dem Aufbau der Krankenversicherung befassen. Bei der Neuzinrichtung von Krankenkassen soll der Wille der beteiligten Berfiche r ten und ihrer Arbeitgeber mehr als bisher zur Geltung fommen.
Eine Stärkung der Selbstverwaltung versprechen sich die Grundsätze durch neuartige Gemeinschaftseinrichtungen. Für das ganze Reich soll ein Hauptausschuß für Krankenversiche rung gebildet werden, in dem die wirtschaftlichen Vereinigungen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, die Verbände der Kranfenfassen, die Aerzteverbände und die soziale Medizin vertreten sind. Der Hauptausschuß soll für die Durchführung der Kranken versicherung Richtlinien aufstellen. Für die Verbindung zwischen der Krankenversicherung und der Invaliden- und Angestelltenversicherung auf dem Gebiete der Krankheitsverhütung und sozialen Hygiene sollen bezirfliche Krantentassenverbände sorgen. Auch die Spizenverbände der Krankenkassen sollen öffentlich- rechtliche Aufgaben erhalten, insbesondere den neuen Hauptausschuß unterstützen.
FUNK UND
AM ABEND
Montag, 28. Oktober.
Mikrophon: Dr. Hans Grundel.)
16.30 1. Beethoven : Sorate pathétique, op. 13.( Ivan Engel, Flügel.) 2. Lieder. 3. Bartók : a) Sonatina; b) Allegro barbaro( Ivan Engel). 4. Lieder. 17.30,, Der Tanz ins Durkel". Roman von Leo Lania . Bruchstücke, gelesen vom Antor.
18.00 Unterhaltungsmusik.
18.45,.Stationen" V.: Nach der Einschulung.
19.15 Dr. Anton Meyer: Der Wein und seine Landschaft. 19.35 Hans Horbat, Gewerkschaftsbund der Angestellten: Die soziale Lage der Angestellten.
Zurzeit laufen verschiedene vom Zentralverband der Hotel-, Restaurant- und Café- Angestellten angestrengte Prozesse, um dieje menschenunwürdigen Zustände zu beseitigen. In Güte ist bei der heutigen Einstellung der Direktion nichts zu erreichen. An den Schaffnern aber liegt es, der Direktion zu zeigen, daß sie nicht länger 20.00 Prof. D. Dr. Becker, preuß. Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksals Sklaven leben wollen. Deshalb: hinein in den Zentralverband der Hotel-, Restaurant- und Café- Angestellten!
bildung: Die geistige Krise der Gegenwart.
20.53 Goethe. ( Am Mikrophon: Leontine Sagan .)
21.05 L. van Beethoven . Quartett Nr. 8, B- Dur, op. 130. 22.30 Funk- Tanzunterricht.
Anschließend bis 0.30 Tanzmusik. Während der Pause: Bildfunk. Königswusterhausen.
Borschläge der Bankleitungen sich sehen lassen, so würden die fationen über die Absichten der Banken einstweilen im Dunkeln zu Banken jedenfalls feine Veranlassung haben, die Angestelltenorgani- 17.30 Dr. Max Tau , Wolfgang von Einsiedel: Lebendige Bücher. laffen.
Ausbau der Krankenversicherung .
Ihre Modernisierung geplant.
Im Reichsarbeitsministerium findet demnächst eine Besprechung über den Ausbau der Krankenversicherung statt. Dafür sind in einem Referentenentwurf Grundsäge aufgestellt, die der Besprechung als Unterlage dienen sollen.( Ein Gesezentwurf liegt noch nicht vor.)
Es soll geprüft werden, inwieweit der Kreis der Ver. sicherten und das Ausmaß der Leistungen den sozialen Bedürfnissen besser angepaßt, veraltete und unzweckmäßige Vorschriften beseitigt und Erfahrungen der Praris für die Gesetzgebung verwertet werden können.
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Renaissance- Theater
Täglich 8 Uhr
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Schauspiel von Duschinsky. Regie: Gust. Hartung. Steinplatz 1, 00 01 u. 2583/84,
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Komödienhaus Täglich 81, Uhr
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