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Nr. 509+46. Jahrgang 2. Beilage des Vorwärts

Riesenbank und Angestelltenlos.

Zur Verschmelzung der Deutschen Bank mit der Disconto- Gesellschaft. Die Generalversammlungen der Aktionäre der Deutschen Bank| Deutschland mögliche Bankgeschäft im Vergleich zur Borkriegszeit und der Disconto- Gesellschaft haben die Verschmelzung diese: start übersetzt ist. Gesteht so Herr Wassermann das eigene beiden größten deutschen Privatbanken gestern auch formell be- Berschulden der deutschen Bantführer ein, so ist es schlossen. Praktisch ist es so, wenn der Name auch weiterlebt, daß um so merkwürdiger, daß Herr Wassermann die in der öffent die 80 Jahre alt gewordene Disconto- Gesellschaft verschwindet. lichen Verwaltung nach seiner Meinung unterlassene Das kommt auch darin zum Ausdruck, daß die bekanntesten Führer Rationalisierung für die heute notwendige Zusammenfassung im Zuſammenja der Disconto- Gesellschaft, die Herren Salomonsohn , Urbig und Bankwesen verantwortlich machen will. Russell, in den neuen Vorstand der Vereinigten Banken nicht über­gehen werden. Die Verschmelzung soll ein großzügiger Aft einer allzu lang hinausgeschobenen Vereinheitlichung im deutschen Bankwesen sein. Die Zukunft muß freilich erst erweisen, was daran Wahres ist; denn bisher war im großen und ganzen alle Rationalisierung in Deutschland nicht geleitet von volkswirtschaft lichen Gesichtspunkten, sondern von dem Gesichtspunkt des privaten Profits und des persönlichen Vorteils derer, die sich Wirtschafts­führer nennen.

Sicher aber ist, und das ist ebenfalls eine allgemeine Er scheinung in der bisherigen Rationalisierung, daß auch bei dieser Verschmelzung die Hauptlast zunächst von Tausenden Don Angestellten getragen werden muß, die ihr ganzes Leben lang den Instituten gedient haben, und die mit ihren Familien jetzt dem nur durch Wohlfahrtsakte gemilderten Nichts gegenübergestellt werden. Es ist deshalb gar kein Zufall, daß die beiden Generalversammlungen der verschmolzenen Großbanken beherrscht waren von Angestelltendebatten. Es ist das nur ein Zeichen dafür, daß sich auch die Kapitalisten der ungeheuren Ver­antwortung nicht entziehen können, die mit einer Rationalisierung verknüpft ist, bei denen volkswirtschaftliche und soziale Gefichts punkte erſt berücksichtigt werden, wenn ihnen die Berücksichtigung aufgezwungen wird.

Herr Wassermann von der Deutschen Bank sprach rückhaltslos aus, daß eine Rationalisierung im Bantwesen im volkswirtschaftlichen Sinne bisher noch nicht erfolgt sei. Die Notwendigkeit der Zusammenfassung illustrierte er privatwirtschaftlich durch die Feststellung, daß im Jahre 1913 das Angestelltendurchschnittsgehalt von 3408 Mart der Deutschen Bank einen Gewinn von 4984 Marf gebracht habe; das sind 146 Proz. des Beamteneinkommens gegenüber nur 40 Proz., die im Jahre 1928 erzielt worden sind. Wenn hier auch zu Unrecht immer noch die Direktoren und Prokuristengehälter mit eingerechnet sind. so läßt in der Tat, die Gleichheit der Vergleichsgrundlage voraus­gesetzt, Wassermanns Feststellung erkennen, daß das heute in

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Herr Wassermann warnte vor dem Optimismus, daß die Bildung der Riesenbank, das dieser Akt in der Rationali­fierung im deutschen Bankwesen zu einer Berbilligung der Kredite führen könne. Herr Waffermann hätte fagen fönnen, daß in der Tat durch die gedankenarme langjährige Hinaus­schiebung der Vereinheitlichung im deutschen Bankwesen bisher fchon eine Kreditverbilligung durch Verringerung der Zinsspanne unmöglich gemacht worden ist in einer Zeit, in der die Volkswirt schaft nichts so dringend notwendig gehabt hätte, wie eine möglichst kleine Zinsspanne und möglichst geringe Verwaltungs- und Apparatkosten in der Bankwirtschaft.

Herr Waffermann erklärte es ehrlich als das Hauptziel der Verschmelzung, an Personalgehältern zu sparen. Diese Personalersparnis sei eine der größten und greifbarsten Vor­teile der Fusion. Mehr Menschen in einem Betriebe zu be­schäftigen als das Geschäft erfordere, sei eine verschleierte foziale Steuer. Leider aber hat man es auch in der Deutschen Bank und besonders in der Disconto- Gesellschaft bisher schon nicht anders verstanden, als daß man so wenig Personal als möglich beschäftigte, dafür aber die schon Jahre hindurch die Angestellten in dauernder Verzweiflung haltende Abbau angst dazu benutzt, Ueberstunden auf Ueberstunden aus den Angestellten herauszupreffen.

Herr Wassermann gab das Versprechen, daß auch bis zur höchsten Spize hinauf gespart werden solle. Man hörte die tonfrete Angabe, daß statt bisher 30 Borstandsmitgliedern in beiden Banken der neue Vorstand nur 12 Mitglieder haben solle. Es sollen 156 Direktoren und 167 Profuristen abgebaut werden. Aber wir vermuten mit einigem Recht, daß die stellvertretenden Vorstandsmitglieder nicht mitgezählt find, und daß es sich bei den abzubauenden Oberbeamten um Filialleiter handelt, deren Filialen geschlossen werden. Aus Gerechtigkeitsgründen hätte Herr Wasser­mann der Deffentlichkeit und den Angestellten sagen follen, wie hoch die Abfehrgelder und Abfindungen find, die

Mittwoch, 30. Oftober 1929

nicht nur die Direktoren und Prokuristen, sondern vor allem auch die ausscheidenden Borstandsmitglieder erhalten werden.

Die Angestelltengewerkschaften kämpfen für ihre Mit­

glieder.

Sowohl in der Deutschen Bant als in der Disconto- Gesellschaft fämpften die Vertreter der Angestelltengewerkschaften, besonders des

freien Allgemeinen Verbandes der Bankangestellten, um das Gehör der Generalversammlung und der Deffentlichkeit für das Schicksal der 5000 bis 7000 abzubauenden Angestellten, hinter denen weitere 15 000 bis 20 000 Familienangehörige stehen. Die Genossen der 5000 bis 7000 abzubauenden Angestellten, hinter denen weitere monts und Marr führten den Nachweis, daß die Personal­tosten für die behauptete ungenügende Rentabilität im Bankgeschäft nicht verantwortlich gemacht werden können.

Noch heute verdienen rund 10 Prozent der Bankangestellten weniger als 100 Mart im Monat, 34 Prozent verdienen bis 200 Mart, 25 Prozent 200 bis 300 Mart und 15 Prozent 300 bis 400 Mart im Monat.

Die Bankverwaltungen felber fönnen nicht bestreiten, daß das Gros der Bankangestellten heute noch nicht die Realgehälter der Borkriegszeit bezicht.

Die Versammlung der Aktionäre und die Bertreter der Presse fonnten sich den Schilderungen der drohenden Not der zu entlassen­den Angestellten nicht entziehen. Gerade die ältesten und besten Kräfte werden möglicherweise jeßt abgebaut, weil sie die teuersten find, Arbeitskräfte, die in der Vorfriegszeit ausgebildet wurden, im Kriege Doppelarbeit geleistet haben, während der Inflation über­lastet wurden, und jetzt bei der Umstellung seit 1924 die schwerste Arbeitslaft zu tragen hatten. In erster Linie müssen jene Doppel­verdiener abgebaut werden, die als pensionierte Offiziere und Staatsbeamte vielfach bei den Zentralen und den Filialen Unterschlupf gesucht und gefunden haben, teilweise aus Gründen, die feineswegs geschäftlicher Natur waren. Das Ueberstunden­ystem wurde gebrandmarkt, das nur durch die Angst vor dem Abbau möglich war, und es wurde an die Notwendigkeit des Siebenstundentages angesichts des heutigen Hezbetriebes er­innert, nachdem der Siebenstundentag selbst schon in der Vor­friegszeit für notwendig gehalten wurde.

In der Generalversammlung der Deutschen Bant stellte Genosse Marg vom Allgemeinen Verband zu der vorgesehenen Statutenänderung Anträge von allgemeiner Bedeutung. Er be­antragte die Begrenzung der Vorstandsbezüge auf bestimmte Summen, ebenso derjenigen der Aufsichtsratsmitglieder. Für die Betriebsräte verlangte er, daß fie auch an den Ausschüssen teilzunehmen haben, die von den Aufsichtsräten gebildet werden und in denen man nach Möglichkeit alles den Betriebsräten verschweigt, was diese nach Gesetz und Recht wissen müßten. Er forderte weiter. daß die Bankbilanz von einer unabhängigen Revisionsgesellschaft zu

Mittwof Kindertag.

Können Sie sich vorstellen, wie das stolze ,, Herrchen" abends am Stamm­tisch seinen Freunden die jüngste Heldentat seines Männe erzählt?

Aber die noch klügere war die Mut­ter, die den Mittwoch wahrnahm, um ihren Kindern schöne, warme, moderne Kleidung bei uns zu kaufen

Und die über die unsagbar

niedrigen Preise

zu denen sie es tun konnte, so ent­zückt heimkam, daß auch Männe zur Belohnung einen Leckerbissen bekam.

Vater, Mutter,

Alle waren froh die Kinder und Männe.

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