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Zwei Millionen Sireik-(Schadenersatz. forderte die Norddeutsche Wollkämmerei. Vi« Rolle, die die Nordwestliche Gruppe ia der Eisen- und Stahl­industrie spielt, sucht der Norddeutsche Wollkämmerei, und Kamin- gornspinnerei-Konjern in der Textilindustrie on Scharsmachcrei gegen die Arbeilnehmerschast zu überbieten. Dieser Konzern brachte es sertig, gegen den Geschäftsführer der Filiale Leipzig   des Deutschen Textilarbeiter-Verbandes eine Schadenersohtlage in höhe von zwei Millionen Mark anzustrengen, weil Mitglieder de» Verbandes die Arbeit niederlegten. Am. April 1027 ist in der Abteilung Ring- und Selsaktor. spinnerei der Klägerin in Leipzig   ein Streik ausgebrochen, ohne daß die Arbeitnehmer vorher gekündigt hätten oder der Klägerin eine Mitteilung über den Ausbruch des Streiks gemocht oder ihr irgendwelche Forderung der Arbeitnehmer unterbreitet worden wären. Der Streik sei von dem Beklagten   herbeigeführt und unter- stüßi worden. Der Beklagi« habe sich damit eines Tarifbruchs und einer unerlaubten Handlung schuldig gemocht. Bei Fortsetzung des Streiks sei noch ein größerer Schaden zu befürchten. DieNorddeutsche" hatte am 2. Mai 1927 ein« einstweilige Oer- sügung erwirkt, durch die dem Beklagten verboten wurde, den Streik in irgendeiner Weise zu unterstützen oder noch andere als die bereits bei ihr streikenden Arbeitnehmer zur Arbeitsniederlegung auf- zufordern oder zu ermuntern. Der Beklagte hat eingewendet, daß die Klägerin auch Betriebe in Delmenhorst  , Eiscnach und Langensalza   habe. In diesen Betrieben seien die Arbeit- nehmer In den Streik getreten, weil die konzernsirmen nicht den tar'fmähigen Lohn zahlten. Am 29. Mai 1927 hatdasLandgcrichtin Leipzig   die einst. rvstlige Verfügung aufgehoben. Gegen dieses Urteil hatte die Klägerin Derusung beim Oberlondesgericht in Dresden  eingelegt. Am 27. September 1927 wurde die Berufung der Klägerin als unbegründet zurückgewiesen. Den Entscheidungsgründen ist zu entnehmen: Der Deklagte habe sich keine» Tarisbruchcs schuldig gemacht. Eine Verletzung der Friedcnspflicht lieg« nicht vor, wenn der Streik zur Unterstützung der streikenden Arbeitnehmer in Delmenhorst  , Eisenach   und Langensalza   hat dienen sollen. Die Betriebe in diesen S übten gehören dem Berbande der Arbeitgeber der Sächsischen  Textilindustne nicht an. Deshalb konnte der Deutsche   Textilarbeiter-Verband durch seine Beeinträchtigung dem Kläger gegenüber nicht tarifbrüchig werden. Auch haben weder die Streitenden noch der beklagte Geschäftsführcr durch ihr Verhallen bei dem Streik gegen die guten Sitten verstoßen. Aus oll diesen Gründen könnte der Deutsche Textilarbeiter-Derband und auch der beklagte Geschöstsführer Panzer, für den Streitschaden, der der Klägerin entstanden sei, nicht verantwortlich ge» macht werden. Mit dieser Entscheidung gaben sich die Textilbaronc nicht zu- irieden, denn sie wallten erreichen, daß die freien Gewerkschoslen für jeden Streik veraatwortlich und schadenersatzpflichtig gewacht werden. Sie legten gegen dieses Urteil Revision beim Reichsgericht ein. Der S. Zivilsenat des Reichsgerichts wies die Revision als völlig unbegründet zurück. Statt der zwei Millionen Mark, die der Kläger als Schodenersatz von der Beklagten   verlangre, muß er jetzt noch die nicht unerheblichen Kosten des Rechts- f reits zahlen. Der Konzern hat damit wiederum eine schwere Schlappe «"'itten. Die bisherigen kostspieligen Erfahrungen mit seiner schneit»- r-n Rechtsberatung dürsten ihn zu der späten Erkenntnis führen, daß allzu scharf schartig macht. Für die deutsche   Textilorbelterschaft ober müssen die " ampshoften Anstrengungen des Scharsmocherkonzerns eine neue "!?hnung sein, sich eng an ihr« Organisation anzuschließen, dem Deutschen   Textilarbeiter-Derband.
Oer große Unbekannte. Wechselfälschungen bei der Ziaiffeisen-Bonk AS. Li«?. Große Strafkammer de» Landgericht»! hatte sich heute mit w e ch s« l s S l s ch u n g e n zu befassen, die im Ge- schäslsbetrieb der Deutschen   Roisseisen-Lank AG- aufgetaucht waren. Weyen sortgcsehter schwerer Urkunden- sälschung war der Oberbuchhalter Paul havemann vom Schöffengericht Mitte zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt worden. Gegen diese, Urteil war Berufung eingelegt worden. Der Angeklagte behauptet, daß er unschuldig sei und den Sündenbock sürondere in der Raisseisen-Aank abgeben solle. Haoemann bearbeitet« in der Wechselbuchhaltung der Raiffeisen- Bant Wechselabrechnungen und Wechseleintösungen. insbesondere Wechsel, die bei den Filialen der Raiffeisen-Dank zahlbar waren. Ende vorigen Jahres beanstandeten mehrere ausländische Filialen, »ß st« von der Berliner   Zentrale mit Wechsel belastet worden seien, mit denen sie nichts zu tun hällen. Bei den Nachsorschungen stellte sich heraus, daß inzwischen sämtliche reklamierten Wechsel mit allen Unterlagen verschwunden waren. Aus Abschriften und Kopien tonnt« man die Borgänge aber soweit rekonstruieren, daß die Feststellung gelang, daß Oberbuchhalter Haoemann sämtliche be­anstandeten und verschwundenen Wechsel zuletz, in Händen gehabt hat. Weiterhin stellte sich überraschenderweise heraus, daß die Wechsel zur Gutschrift auf zwei KontenGeduhn" bei anderen Banken zur Zahlung angewiesen worden waren. Der Inhaber der KontenG-duhn" entpuppte sich aber als der Schwager des Angeklagten, ein Tapezierermeister, der von den Vorgängen k-ine Ahnung hatte. Der Angeklagte behauptete nun. daß er un- schuldig sei. Man wolle ihm etwas in die Schuhe schieben, um ihn zu verilichten. Aus den Borhalt des Vorsitzenden, ob er ernstlich behaupten wolle, bah jemand in der Ralffeljen-Bank«in Interesse gehabt habe, dl« Unterlagen zu beseitigen, bloß um ihn, den An- geklagten, hineinzulegen, erwiderte der Angeklagte, daß er das u i ch t b e w e i s e n k ö n n e. Di« Beweise für seine Behauptungen tönne er nicht beschaffen, aber die Buchungen müßten richtig sein. Er berief sich aus einen Dr. Freund, von dem er die Wechsel erhalten habe. Näh«?«» über diesen Dr. Freund oermochte der Angeklagte aber nicht anzugeben. Die Anklage steht auch auf dem Standpunkt, daß e» sich bei dem mysteriösen Dr. Freund um den -xrickisbekanntenGroßen Unbekannten", also«in« fingiert« Per- sönlickkeit handle. Zu der Derhondlung sind zahlreiche Zeugen nu- dem Geschäftsbetrieb der Raiffeisen-Bank geladen. Verständigung im polnischen Verabau? Warschau  , ZI. Oktober. W«e die Morgcnpresse he'ichtfi, ist es gelungen, eine vertländi. gang zwischen den polnischen vergwerksbesihern und den ArbeUern zu erzielen. Dl« zugestandene Lohnerhöhung beträgt durch. schuMNch S proz.
Theater/ Z Theater am Schiffbauerdamm. Pennäler" von Peter Martin Lompel. Als Nachtvorstellung sahen wir'gestern Lampel» neues Stück unter Hans Hinrichs   Regie. Eh« wir über den Verlauf der Vorstellung abschließend urteilen können, müssen wir einen Gesichts- Punkt festhalten: Die scharfe Trennung zwischen dem Manuskript einerseits und Darstellung und Regie andererseits, Regie und Dar- stellung überwuchern hier da, Wort und trogen die Wirkung rekord- hast, weit über jenes Maß hinaus, dos beim Lesen des Stückes als Maximum empfunden wurde. Peter Martin L a m p e l sP e n n a l« r" ist eine dramo- lisch« Reportage. Sie berichtet in einzelnen, aufeinanderfolgenden Bildern über die engen, niedergehaltenen Jahr« tn der Mittelschule, deren Atem uns von der Bühne furchtbar vertraut anweht und deren Gift die meisten von uns noch heute in den Knochen trogen. Eine Klaffe, die Prima«in«s Gymnasiums, wird hier gezeigt, vom unerbittlichen, grausam brutalen Professorentyp de? Studienrats Schaffer geleitet, der nichts durchgehen läßt und Partei und Klaffen- kämpf in seine Erziehungsmethode hineinbringt. Hier ist noch der Studienrof Freundlich, der immer zu spät kommt, der kurzsichtig ist, d«r sich immer irrt, und dessen Güte von so«rdenserner Art ist. daß sie die Wirklichkeit dieser jungen Hitzköpfe, seiner Schüler, nicht durchdringen kann. Natürlich wird«r verspottet und verlacht. Ein wahlwollend-menschlicher Studiendirektor schwebt üb«r dem ganzen. bemüht, dem Alter der ihm Anvertrauten und dem Wellengang einer neuen Zeit gerecht zu werden. Ein junger Studienreferendar, Dr. Fritz, vertritt das Revolutionär« im Lehrkörper. Cr predigt die neue Zeit. Freunde sollen die Lehrer den Schülern sein, nicht Sklaven- Halter. Mitgehen, selbst jung werden, ist sein« Parole. Der Schüler Friedmund Semler ist au» der Masse herausgegriffen und wird. getrieben von der Angst, ungerecht versetzt zu werden, und von bor  - niertem Ehrgeiz ein«? spießbürgerlichen Vaters zum tragischen Helden. Durch einen Irrtum werden er und der junge Studien- referendar des homosexuellen Verkehrs verdächtigt. Immer schon wurde Herbert, der jüngere, unbeschwerter« Bruder, daheim bevor- zugt, und jetzt ist Friedmund in den Augen des Daters nichts mehr als ein Tier, das gezüchtigt werden muh. Doktor Fcitz leugnet, befragt, nicht, daß er homoerotisch sei, erklärt jedoch den gewalligcn Unterschied, der zwischen dem Liebenden und dem gemeinen Lüst­ling besteht. Friedmund macht zw«! Selbstmordversuche, die zur Folge haben, daß die tief erschütterte Klaff« Einblick in sein ge- quälte» Herz erholt und jetzt fest zu ihm steht in Freundschaft. Ein offensichtlicher Mißgriff in diesem Stück ist dos in den Vvrdergrundftellcn homosexueller Problem« bei der Schilderung einer allgemein menschlichen Entwicklungsstufe. Das gibt es auch. Aber nicht in dieser Ueberzahl. Vielleicht ist nur die Regie sckzuld an jenem Sindruck von der Aufführung, der mich zwingt,Pennäler" eine dramatische Repor- tage zu nennen. Im Drama, da? an die Menschheit gerichtet ist, soll ollgemein Menschliches, Typisches gesetzgebend geformt sein. Diese Bildersolge zeigt oft geimg Unwahrscheinliches und durch die Seltenheit seines Vorkommens nur dichterisch Interessantes. Aber das Ganze folgt Schlag' auf Schlag, wie Einzelaufnahmen aus einem Lebensfilm, wenn auch nur au? dem Leben eines ganz Be- stimmten. Untypischen. Mitreihend und inteveffani. Ernst Ginsbcrg gestaltet Friedmund Semler mit jeder Faser, mit einer Art genialer Gewissenhaftigkeit. Dieses hostige, nervös«, reflektierende und dabei doch so kräftig« Spiel letzte uns schon bei WedekindsFrühlings Erwachen" in angenehmes Er- staunen. Hans Schweikart  » Studienreferendar geholten, sparsam, und dennoch glaubhaft jung. Hermann S p« e l m a n s' Postsekretär Semler so urwüchsig, protzenhaft, brutal, borniert und komisch, daß es eine Lust war! Tony Tetzlaffs Witwe Platz ein« Vermieterin, zusammengesetzt aus Gewinnsucht, Unterwürfig- kest und Frechheit, herzerfreu�nd echt. Martin Koßlecks Unterprimaner Leo war etwas fahrig und unausgeprägt. Er sollte sparsamer mit seiner Stimme umgehen. Eine herrliche, sein durch- gearbeitete Leistung bat Erwin Kaiser? Studiendirektor. Paul Kemp   war als Studienrat Freundlich sehr tomisch. Da» Publikum applaudiert« ungewöhnlich stark und anhaltend. Wolfgang Böttchers Bühnenbilder sind scharf realistisch und wesentlich für den Erfolg. .Mexsnäer von Sacher-M«»ocK
Weibergeschichten des(kapiain Lash. Universum. Den rauhen, ober biederen Ton, der unter Heizern und In Hafenkneipen herrscht, hat die amerikanische Filmindustrie in Händol- sucht verwandelt. So kennt auch der unter dem Spitznamen Gaptain Lach be­kannte vbecheizer nur zwei Freuden:«ine gehörige Keilerei und Weiber. Mit den letzteren hat er nicht allzuviel Glück, zumal er an ein« Hochstaplerin gerät. Sie fällt der Polizei in die Hände und er Bd)y, seinem Mädel in Singapur  , in die Arme. John B l y st o n e, der Regiffeur. ist ein humorvoller Mann. der diesen Film gewollt harmlos herausbrachte. Seine Vergleiche zwischen der Hölle in der Maschine und den, Paradies auf dem LuxuSdeck werden kein Protest, sie regen das Filmpub likum� kaum zum Nachdenken an, sie sind nur ein optische Spielerei. Glänz eitb versteht er es, eine echte Männerfreundschast zu schildern. Tlyde Cook, ein Komiker, der durchaus urwüchsig wirkt, ist ein lieber Kamerad auf Knuff und Puff und Victor M c. L a g l e n wirkt' echt als ein Kraftmensch kindlichen Gemüt». Völlig farblos ist Elair« Windfor. Dieser Firlm fordert den Vergleich mitDie Docks von New Park" heraus. Das ist sehr zu seinem Nachteil.«- b.
Oer iänzensche Blick. Von Mary Wigman  . Viele Merkmale weist der seinem lebendigen Instrument oer- haftet« tänzerische Mensch auf, die ihn eindeutig als Tänzer kenn- zeichnen. Das untrügeriichste Zeichen seiner Tänzerschaft ober ist ha» Auge, dessen Biick sich mit der«insetzenden Konzentration auf den tänzerischen Vorgang verwandelt und den Tanzenden stigmatisiert Dieser jedem Tänzer eigentümliche Blick ist ein Sehen ohne wahrzunehmen, ist ein die dingliche Umwelt durchdringendes Schau«» in die Weite, in den Raum, in» Nichts. Der Tanzend« löscht die Welt der Rcalitäten um sich aus und beschwört in sich da» Bild seiner inneren Schau. Der starre Glanz des tänzerischen Auge» ist nicht leblos, denn er ist Spiegel jener geheimnisvollen Kräfte, die gestaltschaffender Antrieb sind. Die jeweilige Tanz-
i(m/ Tanz. gestalrung bestinunt auch den Blick des Tänzers. Der tanzen,..,. Blick ist visionäres Schauen. Dieser Blick, der den inneren Vorgong nach außen projiziert, ist auch das eigentliche Verständigungsmittel der echten Tänzer unter- einander. Im Banne dieses sich gegenseitig durchdringenden Blickes vermögen st« miteinander zu tanzen. Immer find es die Augen, die sich begegnen, noch ehe die Körper voneinander wissen. Es ist, als ob das Auge die innere Schwingung dem sichtboren Bewegungs- Vorgang vorausschickt und so eine Verständigungsmöglichkeit schafft. die durch äußere Ausgleichung der Jormoorgängr niemals zu er- reichen ist. Und nur dort, wo die Bewegung durch den ekstatisch gerichteten Blick empfangen und weitergegeben wird, verbinden sich die Instrumenten in reinem Zusammenklang. Hier liegt auch das Geheimnis des überzeugenden und sich selbst tragenden Gruppen- tanzes. Der Tanzbegleiter, soiern er etwas vom Wesen des Tanzes versteht, liest Einsatz und Tempo von den Augen des Tänzers und nicht von Händen oder Füßen ab. ?luch der sür Tanz empfängliche Zuschauer wird im Augenblick wirklicher Hingeriffenheit, ohne es zu wissen, seinen Blick auf das Aug« de» Tänzers konzentrieren, denn nur von diesem Punkt aus ist es möglich, den Gesamtvorgoiig einheitlich in sich aufzunehmen. Folgt sein Blick einer Einzelbewegung, so verliert er den Zu- sammenhang mit dem Ganzen. Das Auge ist der Brennpunkt de? tänzerischen Geschehens. Wer den tänzerischen Blick nicht hat, ist kein Tänzer. tAu, der soclxin erschienenen 0kiedirnun>m«r der Vi«rt»I>«dr»schriftS i e Tan»«ev,«inschast" d»rau»«raeden nen. sselir Smmel und <«. ll. IZischer-Nlomt, Vortragsabend der Volksbühne. Willi Buschhoff liest aus'Dostojewskis Werken. Willi B u s ch h o s s ist ein Sprecher von dramatischer Wucht. Das Podium wird bei ihm zur Szene. Der große MonologDie Sanfte", in dem Dostojewski   eine unglückliche Eh« zerpflückt, bot Buschhoff Gelegenheit, sein« starke Gestaltungskrost zu zeigen. Diese beiden Eheleute, die sich aneinander bis zur buchstäblichen Selbst- Vernichtung des einen aufreiben, find typisch russische Menschen und nur als solche zu verstehen: Bnschhoff zwang die Hörer in diesem Selbstgespräch, dos der Mann an der Bahre seiner toten Frau hält, all« Details dieser Seelenkämpfe erschüttert mitzuerleben. Eins störte an diesem Abend: der hell erleuchtete Saal. Es war doch früher bei den ernsten Vortragsabenden der Volksbühne im Berliner   Rot haus Sitte, nur das Podium durch eine Leselampe zu erhellen. Di« Dramatik des Vortrags oertnig nicht die grelle Beteuchtung eines qesellschottsmäßig und korrekt gekleideten Rezitators. i«. Ringförmige Sonnenfmfterms. Morgen, am 1. November, können wir in Berlin   gegen Mittag da» fetten« Schauspiel einer teilweisen Verfinsterung der Sonn« beobachten. Wenn Neumond ist, der Mond also zwischen Erde und Sonn« steht, verdeckt er diese für diejenigen Orte, sür welch.« er. gerode am Himmel steht, allerdings unsichtbar, weil er ihnen feine unbeleuchtete Seite zukehrt. Daß das nicht an joden, Neumond statt- findet, liegt daran, daß die Ebene seiner Bahn nicht mit derjenigen der Erdbahn oder scheinbaren Sonnenbahn genau übereinstimmt, fo daß er bald nördlich, bald südlich an der Sonne vorbeizieht. .Diesmal aber ist das nicht der Fall und für diejenigen Orte, die sich in gerader Linie mit den Mittelpunkten des Monde« und der Sonn« befinden, Ist die Finsternis zentral. Die scheinbare Größe des Moiches übertrifft die der Sonne meist noch um«in geringes, und daher ist eine Finsternis im allgemeinen zugleich eine totale. die stets einen ganz überwältigenden Eindruck macht. Aber die scheinbaren Größen von Sanne und Mond wechseln mit ihrer Ent- fernung von der Erde, die ja im Laus« eines Jahres bei der Sonne, eines Monats beim Mond« veränderlich sind. Diesmal haben wir Sonnennähe und für den Mond Erdfern  «, daher kann die Mond  - scheid« die Sonn« nicht ganz verdecken, und in der Zentralitätssonne bleibt noch ein kleiner Ring der Sonne sichtbar, die Finsternis ist ringförmig, ein sehr seltener und merkwürdiger Anblick. Die Zentralitätszon« zieht sich vom indischen Ozean quer durch Afrika   ungefähr dem Aequolor entlang, dann nordwestlich durch den Atlantischen Ozean  , bis nach Nordamerika  . Deutschiand wird nicht von ihr berührt, hier werden wir nur ein« partielle oder teilweise Svnnensinsterm» haben. Bei uns in Berlin   wird, vorausgesetzt, daß uns der bewölkte Himmel nicht einen Strich durch die Rechnung macht, neun Minuten von 12 Uhr«ine klein« Einkerbung am Sonnenronde beginnen, etwa in der Mitte zwischen dem am weitesten nach Westen(rechts) gelegenen und dem tiefsten Punkte der Scheibe. Di« Einkerbung wird allmählich größer und aulffallonder, bis sie nach einer halben Stunde den Höhepunkt erreicht, bei welchem noch nicht«in Zehntel des Sonnendurchmessers bedeckt ist. Der Mond wandert dann rasch weiter nach Osten, wobei der verdunkelte Teil der Sonn« kleiner und kleiner wird, nach einer weiteren halben Stund«, also neu» Minuten vor 1? Uhr, ist das selten« Ereignis am Himmel, das diesmal freilich bei un» keinen besonderen Eindruck hervorrufen kann, vorüber. Es sei noch sür jeden, der das Schauspiel verfolgen will, be- merkt, daß er nicht ohne Augenschutz in die Mittagssonne blicken darf, sondern mit farbigen oder berußten Gläsern das grell« Sonnen- licht abblenden muß, sollen nicht ernstliche Gefahren für sein« Singen eitstehen. Ht. Eine schnurrige Erfindung. Auf wa» für sagen wir einmal drollig« Ideen manche söge- nannten Erfinder verfallen, erkennt man, wenn man einmal Patent- schristcn durchsieht. Vor uns liegt da»' deutsche Reichspatent Nr. 362 864 auf«in besonders gestaltetes Damenftrunepsband. Die Besonderheit besteht darin, daß das Strumpfbaich mit einer Rosette perscheu ist, in der eine klein« farbige Glühlampe steckt. Dies« ist mit einer kleinen Batterie verbunden und kann von der Trägerin durch Berührung eines Kontaktes nach Belieben zum Aufleuchten gebracht werden. Es ist uns nicht Mannt, ob viele Damen im Ballsaal und beim Tanz durch solche Lampen auf ihr« schönen Knie aufmerksam gemacht haben. Sollte«s noch nicht geschehen sein, so dürste der Erfinder  " kaum noch auf seine Kosten kommen, da ja für Abend- gesellschaften die kurzen kniefreien Röcke jetzt verschwinden sollen. Doch ist es keineswegs ausgeschloffen, daß sie bald einmal wieder- kehren und dann auch dies« Modetorheit ihre Liebhaber oder viel- mehr Liebhaberinnen findet. dt. Jrof. Werburg, der Begründer der Kulturiviisenjchastüch»« ididliothe' urgS, ist im 63. LebenSsahre gestorben.