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3abrana 191. Beilage des Vorwärts

Nr. 513 46. Jahrgang

46. Jahrgang

Freitag, 1. November 1929

Skandalaffäre bei Deutschnationalen  .

Der Fall Lettow- Wege vor der Stadtverordnetenversammlung.

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Zu den Kommunalwahlen glaubt der deutschnationale| sation gelangen und dort explosible Gemische bilden, die schon zu Stadtverordnete Major a. D. Merckel für seine Partei werben Beschädigungen der Anlagen geführt haben und Menschenleben ge­zu können, indem er in Berlin   umherreist und in Versammlungen fährden fönnen. Deutsch nationale und Volkspar über den Sklaret- Skandal und die rote Kommunalwirt| teiler lehnten die Vorlage ab, weil- man sagte das nicht di­schaft" schimpft. In der Stadtverordnetenversammlung wurde ihm rekt den Fabrik- und Grundbesizern dadurch Kosten entstehen gestern zu seinem Verzeichnis kommunaler Skandale ein Beitrag dürften. Genosse Amberg   trat lebhaft für die Vorlage ein. Der gestiftet, über den er gar nicht erfreut zu sein schien. Die Zustände Schuh der Menschen und der städtischen Anlagen ständen höher, bei der ehemals von der Organisation Berliner   Hausbefizer be­als die Geldinteressen der Unternehmer. Die Demokraten wollten triebenen und dann an die Stadt übergegangenen Berliner   nochmalige Ausschußberatung haben. Diese ganze zahme An­Müllabfuhrattiengesellschaft wurden aus Anlaß einer gelegenheit benutzte Herr Stadtverordneter Dr.- Ing. Klinghardt von der Deutschen Volkspartei   dazu, eine kleine den Magistrat um Aufklärung ersuchenden Anfrage der so= zialdemokratischen Fraktion unter die Lupe genommen, und dabei erfuhr man dann über die Verdienste" des Direktors Lettom und des im Aufsichtsrat sizenden deutschnationalen Stadt­rats Wege erbauliche Dinge. Sehr hübsch war die Bemerkung des Auskunft gebenden Bürgermeisters Scholz, daß Stadtrat Wege nicht als Magistratsmitglied, sondern als Vertreter privater Inter­essen dem Aufsichtsrat angehörte. Ueber Stadtrat Reuter, der nach seinem Eintritt in das Magistratskollegium den bei der Bemag Dorgefundenen Zuständen ein Ende machte, sagte der Bürgermeister, daß Reuter dabei die Inter­essen der Stadt zu wahren sich bemüht habe und daß ihm das gelungen sei. Man vergleiche hiermit die frechen Versuche der tommunistischen Presse, unseren Genossen Reuter als ,, Mitschuldigen" hinzustellen! In einer sehr wirksamen Rede gab Genosse Riese den Deutschnationalen noch ein genaueres Kon­terfei ihres Parteifreundes Wege, der es verstanden habe, sich reimliche

verschaffen. Er erinnerte sie daran, wie sie sonst so tapfer schmäten fonnten". Diesmal fonnten sie es nicht. Diesmal bemühte ihr Redner fich, den Deutschnationalen Wege zu verteidigen. Daß auch Direktor Lettor deutschnational ist, sei nebenbei erwähnt. Herr Wege, der jetzt nicht mehr Stadtrat ist, ist für die Kommunal­wahlen als Stadtverordnetentandidat aufgestellt, und zwar an günstigster Stelle, damit er sicher wieder in das Rathaus hinein­tommt.

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Die Rückkehr des Oberbürgermeisters Böß aus Amerika   und Jein vermutliches Erscheinen in der Stadtverordnetenversammlung batte zur Folge gehabt, daß Zuhörertribüne und Presseestrade über­füllt waren. Aber die Gekommenen wurden enttäuscht, die Sensationen und die Anregungen für große, fette Ueberschriften in den Standalblättern blieben aus. Der Mißtrauensantrag der Kom­munisten gegen Böß er soll ohne Pension entlassen werden! wird erst in der nächsten Sizung am Donnerstag, dem 7. November, 16 Uhr, behandelt. In der Angelegenheit der Mitglieder des Kre­ditausschusses Bunge( Dnat.) Mühlmann( Soz.) und Rosen­thal( Dem.) wurde der Dringlichteitsvorlage des Ma­gistrats zugestimmt, nach der in einem gemildyten Ausschuß die An­gelegenheit untersucht werden soll. Die Deutschnationalen hatten beantragt, das Verlangen des Oberpräsidenten nach Abberufung der Genannten zurückzuweisen. Das war alles, was von den großen Ankündigungen der Sensationszeitungen übrig blieb!

In einer Vorlage fordert der Magistrat ein Ortsgesetz über die Beseitigung von Leichtflüffigkeiten

auf den Grundstücken der Autogaragen, Wäschereien, Färbereien, Druckereien und ähnlicher Betriebe. Der Magistrat betont, daß Del; Benzin und andere Flüssigkeiten in die Abwässer der Kanali­

Johann Komáromi:

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He, Koraken!

Caus dem Ungarischen

von Cllexander von Sacher Maroch Copyright by Büchergilde Gutenberg, Berlin  . ,, Jawohl, Fräulein Emmi, ich werde ihr Ritter sein," sagte ich und schämte mich dabei.

Darüber lachte fie mun sehr, aber auch ihr Lachen tat mir gut. Denn ich wußte, daß Fräulein Emmi mich gern hatte. Manchmal ging sie die Flucht der Zimmer entlang oder über die Gartenwege und ich sah ihr beglückt nach. Ich war glücklich, wenn ich sie sah. Sie beugte sich hier und dort über ein Blumenbeet und ich vernahm wieder ihre füße Stimme: ,, Hänschen, tomm her. Ich geb dir eine Blume." Ich lief ihr nach. Sie steckte mir die Blume auf den Hut und streichelte mit ihrer fleinen Hand mein Gesicht. Ich er­rötete und senkte den Kopf. Dann fniete sie vor mir nieder, nahm mein Gesicht in beide Hände und ich mußte ihr in die Augen sehen. Ich erinnere mich, o, ich erinnere mich, als Iniete sie auch jetzt vor mir und streichelte mich still mit ihren weichen Händchen. Ihr eines Auge war schwarz, das andere bläulich. Und sie hielt mich folange in ihren Händen, bis auf ihren langen Wimpern Tränen glizerten. ,, Hänschen, hast du mich lieb?"

,, Ich habe Sie sehr lieb, Fräulein Emmi." Sie tat mir leid. Denn sie mochte irgendeinen geheimen Kummer haben, wie der Oberfosat. Aber ich verstand das damals noch nicht.

Dann nahm fie mich bei der Hand und führte mich durch die versteckten Winkel des Gartens oder zum Schlosse, in welchem sie wohnte.

Sie stehen noch heute, diefe Gärten und jene Schlösser! Ihre Türme sind rot, Efeu schlingt sich um ihre Mauern, blut­rote Rojen leuchten an den Glaswänden ihrer Terrassen und diese blutroten Aufgänge brennen durch eine der Lichtungen des Gartens, lodend bis in die neblige Ferne. Pappeln und Birken bewachen diese Schlösser gleich überirdischen Grena dieren, und wenn der November da ist, raschelt der Wind, mit den Blättern an den Ecken der Schlösser oder in den ver­laffenen Irrwegen ihrer Gärten. Melancholie liegt in den Verstecken der Gärten und auf ihren schiefen Steinmauern hoden Gespenster, wenn die bleiche Mondfichel schon nieder­fällt am Himmel. Und inmitten dieser raschelnden Blätter, auf den vielverschlungenen Wegen geht in ihrer stillen, trauri­

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Bombe à la Nachtausgabe" und Rote Fahne" loszulassen. Er fragte, ob zwischen den Ankündigungen einer Leichtflüssigkeitsabscheiderfabrik im Hause des Stadtrates Busch und der Magistratsvorlage ein Zusammenhang beſtehe? Kleine Korruptionsaffäre gefällig?!- Stadtrat Genoffe Reuter fonnte dem neugierigen Herrn Klinghardt gleich die ver­langte Antwort geben: Die Anregung zu dem Ortsgesetz sei von der Baupolizei ausgegangen. Allerdings, sagte dann Stadtbaurat Hahn weiter, ist der Magistrat der Anregung um so lieber gefolgt, als verschiedene Explosionen in den Abwässerkanälen auf Leichtflüssigkeitrückstände zurückzuführen seien. Diese Explo­fionen hätten über 300 000 m. Reparaturkosten verursacht. Herrn Klinghardts Wissensdrang war befriedigt, die Vorlage wurde an­genommen. Bei der Begründung einer Anfrage wegen der Kosten der Verfassungsfeier in Berlin   machte der einzige kommu­nistische Fraktionsredner Herr Lange wieder seine gewohnten Clown­späße. So befamen die Tribünenbesucher doch noch etwas ,, Er­außerordentlichen" Pressevertreter traten mit Monokel und dicken Hornbrillen bewaffnet wieder an und freuten sich ebenfalls beschei­den der Wizzeleien Langes. Das war alles!

( Deutschnationaler Korruptionssumps!

Die sozialdemokratische Fraktion hatte eine Anfrage wegen der gegen Aufsichtsmitglieder der Berliner  Müllabfuhrgesellschaft erhobenen Borwürfe folgenden Inhalts eingebracht:

Der frühere Direktor der Müllabfuhr- Gesellschaft. Herr Fried­ rich Wilhelm Krüger  , hat in einem Briefe an die Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung behauptet, daß der Stadtrat a. D. Wege( Dnat.) zusammen mit anderen Mitgliedern des Aufsichtsrats dieser Gesellschaft, duntle Ge ichäfte getätigt habe in der alleinigen Abficht, sich einen Vermögensvorteil zu beschaffen". Herr Krüger be­hauptet weiter, daß der städtische Dezernent, Stadtrat Reu­ter( Soz.), es für angebracht gehalten habe, diese traurigen, auf betrügerischer Handlung beruhenden Machenschaften mit dem Mantel der Liebe zuzudecken". Wir fragen an: Entsprechen diese Behauptungen der Wahrheit und was hat der Magistrats­dezernent getan, um die Interessen der Stadt in der Bemag wahr­zunehmen?

Genosse Riefe verlangte Auskunft vom Magistrat, die dann auch Bürgermeister Scholh sofort gab. Scho! gab eine eingehende Darstellung der Entstehungsgeschichte der Müllabfuhrgesellschaft und ihrer ehemaligen Tochtergesellschaften. An einer dieser Gesellschaften war der deutsch nationale Stadtrat Wege hervor= ragend als Vertreter privater Wirtschaftsver= bände vertreten, obwohl er gleichzeitig Magistrats= mitglied war.( Stürmisches Hört! hört! bei den Soz.)

Als

gen Weise, während die Speicher des Wirtschaftshofes im Mondlicht glänzen, vielleicht heute noch Fräulein Emmi auf und ab. Ihr großes Töchterchen vielleicht... Was weiß ich davon? Ich schaue nach fünfundzwanzig Jahren auf diese alten Schlösser zurück... Mein Gott, ich werde sie niemals sehen!

Es war Frühling... Ruhe lag über der Gegend Aber auch diese Ruhe nahm ein unerwartetes Ende. Denn eines Tages tauchten die Kosaken auf.

Sie tamen mit unbändigem Gesang und weit ausholen­den Gebärden. Sie brachten viel Geld mit und saßen daher zurüdgelehnt, gebläht vor Stolz auf ihren Wagen, während sie mit ihren wagemutigen Liedern und großem Rädergeraffel in das Dorf rollten.

Sie näherten sich aus der Richtung des Szärnyeger Berges in einer großen Staubwolte. Ich stand gerade auf der Seite des Szentivany- Muggels zwischen fleinen Birken. Mein Großvater, der Zimmermann, stand weiter oben auf dem Hügel und schaute über die Gegend. So selbstbewußt wie ein König. Oder nicht mal ein König.

Gegenüber, in größerer Entfernung, stand, auf dem Muggel von Hardics, Brugos. Er hielt die Handfläche über die Augen, denn die Vormittagssonne fiel grell. Der Ver walter jah lange in die Richtung nach Süden. Er wurde auf eine ferne Staubwolte aufmerksam.

Und aus der Staubwolfe, die sich mit Windeseile dem Dorfe näherte, scholl auf einmal Rädergeraffel und darauf ein friegsgefangähnliches Lied. Mein Großvater seufzte auf: Sie fommen

Brugos stand unbeweglich auf dem anderen Hügel und lauschte auf das Lind, das sich gegen das Dorf entfernte. Der Staub, den die Kosaten aufwirbelten, stieg bereits über die Höhe der Pappeln hinaus. Mein Großvater nahm den Hut ab und faltete die Hände. Als betete er.

5.

Kaum waren die Rosaten von ihrer aroßen Unter nehmung zurück, eilten sie schon wieder fort. In alle Wind­richtungen. Aber jetzt gingen fie in kleineren Gruppen Los. Georg Bajda zog in die Wälder von Lazony mit dem Bemerken, daß er sich einige Wochen nicht zeigen werde. Auch mein Vater eilte heim. Die übrigen übernahmen eine schwere Arbeit bei der Bahn. andere verteilten sich auf ihre kleinen Aecker. Gott  weiß wohin.

Immer arbeiteten sie. Und obgleich sie, dem Gerücht zu folge, lejthin geldbeladen angefommen waren, verschwanden fie wieder nach zwei, dreitägiger Raft. Sie waren immer in Eile, um etwas zu sparen. Es war, als hetzte sie die Furcht

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Stadtrat Genosse Reuter die Müllabfuhrgesellschaft übernahm, ver­langte er, daß die drei Herren Krüger, Letow die gleichzeitig Direktoren der Müllabfuhr- Gesellschaft waren und Stadtrat Wege ihre Anteile an einer der Tochtergesellschaften, der Güterabfuhr­Gesellschaft", abgeben sollten, damit die Müllabfuhr diese Gesell­schaft völlig übernehmen konnte, um sie später zu liquidieren. Stadt­rat Reuter habe sich, so betonte der Bürgermeister, nur die Intereffen der Stadt angelegen sein lassen und der Magistrat billige seine Maßnahmen vollkommen. Genosse Reuter Der deutschnationale Di= ergänzte diese Ausführungen. rettor Lettom habe es verstanden, sich auf ein Grundstück der Vittoriapark- Gesellschaft, das die Müllabfuhr ankaufen wollte, 150 000 m. Vorschuß zahlen zu lassen, weil er Haupt­aktionär der Biftoriapark- Gesellschaft, ebenfalls so einer Tochter­geefllschaft mar. Für Materiallieferungen hat Herr Lettow Vorauszahlungen bis zu 300 000 m. geleistet, ehe fie geliefert waren. Den Bemühungen Reuters   ist es gelungen, diese Summen sicherzustellen, so daß Schädigungen der Stadt nicht eintreten. Herrn Liigner von der Wirtschaftspartei, feines Zeichens Fuhrunternehmer, der wieder einen Don- Quichotte- Ritt gegen die Gemeinwirtschaft reiten wollte, nahm sich Genosse Riese

vor.

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Wie könne man von Gemeinwirtschaft reden, wo die Stadt nur 25 Prozent der Aktien der Müllabfuhrgesellschaft hatte. An dieser Gesellschaft machten sich privatfapitalistische Unternehmer so gesund wie es nur ging. Der Gesellschaft wurden von den Fuhr­unternehmern sehr hohe Fuhrkosten von den, die Pferde stellenden Fuhrunternehmern berechnet, jedenfalls höhere Kosten, als ter Stadtfuhrpark jeht berechnet:( hört! hört! bei den Soz.) Die Güterabfuhrgesellschaft hat von der Müllabfuhr hohe Kredite er­

halten.

Man bedente: Die Müllabfuhr ist zu 75 Prozent privatfapita­liffifch, die Fuhrunternehmer find beteiligt, daneben die Direk­toren wieder an den Tochtergesellschaften!

Alles arbeitete sich schön in die Hände und Stadtrat Wege mar mit von der Partie! Herr Stadtrat Wege 30g feine Tane tie me von der Müllabfuhr und von den Tochtergesell­schaften zog der Stadtrat Aufwandsgelder und Tantiemen in einer jährlichen Höhe, die das ganze Aktienkapital start überstieg. Für feine Tantieme ließ sich Herr Wege wieder Aktien geben. Aller­dings zahlte er nur den halben Preis,

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um fie dann für doppeltes Geld an die Stadt weiterzuverkaufen. ( Stürmisches Hört! hört! bei den Soz.- Und der Mann mird wieder Stadtverordneter!) In diversen anderen Gesellschaften ( Pfandbriefamt, Stadtschaftsbant, Baugesellschaften) bezog Herr Stadtrat   Wege hohe Tantiemen, wobei seine Eigenschaft, als Ber Immer Stadtrat nicht ganz ohne Einfluß auf seine Wahl war. Seinen weiteren Tatendrang stillfe Wege bei den Gründungen mehrerer anderer Müllabfuhrgesellschaften. Noch etwas Intereffantes. von Herrn Wege: Bei Streitigkeiten zwischen Müllabfuhrgesellschaft und der Stadt sollte ein Schiedsgericht Recht sprechen. Ein solches Schiedsgericht tagte und

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Magistratsvertreter darin war auch Stadtrat Wege, der, als Interessent der Müllabfuhr- Gesellschaft, diesmal hier die Inter­effen der Stadt vertrat fürwahr ein vielseitiger Mann! ( Stürmisches Hört! hört! bei den Soz.) Meine Herren, wandte sich Genosse Riese an die Deutschnationalen, beseitigen sie auch diese Korruption; vielleicht betätigt sich Herr Major" Merkel auch ein­

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und Sorge, daß sie auf ihre alten Tage Not leiden müßten. Nur der Oberfosat blieb daheim. Aber auch er fand keine Ruhe. Er stampfte zornig um das Haus oder machte sich im Stalle zu schaffen und brummte. Er war nie zufrieden und darum murrte er ohne Unterlaß. Möglich, daß er mit seiner raftlosen Beweglichkeit nur seine unruhigen Leidenschaften verdecken wollte. Oder er sprang aufs Pferd und ritt zur Er verbrachte Herde hinaus, dann blieb er tagelang dort. seine Nächte auf der Ebene von Mezpest, während er sich rück­lings auf seinem Belz ausstreckte, die Arme hinter dem Kopfe verschränkend. Er konnte so bis zum frühen Morgen die Sterne beobachten.

Aber an den Samstagabenden tauchte er immer auf, denn dann kamen die Kosaken von der möchentlichen Arbeit heim. Unser Borderhaus war auch jetzt ihr Hauptlager. Aber von jetzt an zahlte der Oberkosat seine Leute persönlich aus, sich selbst den doppelten Lohn zurückbehaltend. Danach tranten die Kosaten.

Aber sie gebärdeten sich schon ruhiger. Vielleicht, meil sie vor der Abficht des Oberkosaken erschrafen, oder aber, weil sie schon auf alles gefaßt waren.

Ich beobachtete sie aus dem Bett.

Draußen lag die Nacht von Dämmerungen durchweht und von den Erddämpfen zogen Schatten über das Dorf hinweg in gespenstischem Schweben. Die Rosalen sprachen leije, mit großen Bausen. Sie flagten nicht und drohten nicht mehr. Dafür erwähnten sie das große Unglück des Antal Turbis, der um diese Zeit bereits im Hospital lag, ein lebendiger Toter. Denn seine Frau hatte ihm so lange heimgesucht, bis e er gegen Ende des Frühlings den Verstand verlor. Obgleich er nie die Absicht hatte, ein neues Weib zu nehmen, und die beiden Waisen sehr, sehr betreute. Und doch mußte man ihn eines Tages mit einem Wagen fortschaffen, und die zwei Kinder nahmen die Kosaten zu sich. Denn sie waren spar­same Leute, die Armen, solange sie auf dieser Erde lebten, aber sie hatten viel Liebe im Herzen. Und da der Oberkojat ihnen immer Einigkeit predigte, verließen sie einander nicht im Unglück. Sie sprachen über das armselige Schicksal Antals an diesen Samstagabenden, und der Oberkosat erzählte mit viel Bitterkeit, daß es mit dem armen Teufel nunmehr zu Ende gehe. Er war legthin in die Stadt geritten und hatte ihn im Hospital besucht, und Antal Turbis flagte ihm flüsternd, daß er sich nur vor den Nächten fürchte, denn dann tanzten viele Teufel unter den Fenstern des Krantenhauses. und während sie mit eingerollten Schweifen in einem Knäuel hüpften, riefen sie ihm immer zu: komm doch! komm doch!... Aber dieses entfekliche Locken vernähme im ganzen Kranken­haus nur Antal Turbis und sonst niemand.

( Fortsetzung folgt.)