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Rr. 513 46. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Fleischteuerung- Schlechtes Brot.

Die Pläne der Agrarier. Wie das Roggenproblem zu lösen ist.

Freitag, 1. November 1929

Bermahlungszwang des Weizens ähnlichen Beimischungszwang für Roggen einzuführen.

An dieser Stelle murde bereits wiederholt die unsinnige Ein­führung des Bermahlungszwanges für Weizen, die nur unnüge Spazierfahrten für Getreide in Deutschland zur Folge hat, scharf fritifiert. Ein Roggenbeimischungszwang, der so gedacht ist, daß zum Weizenmehl und zum Weizenbrot zwangs= aber ein nody piel größerer wirtschaftlicher Unsinn. Er würde die fich langsam bessernde Ernährung der Massen verschlechtern.

Auch das Zentrum hat sich gestern beim Reichs. I finden, um die großen, im Weften verfütterten Gersten: und Mais- weise 15 Pro3. Roggen beigemischt werden, wäre ernährungsminister Dr. Dietrich für die Erhöhung des mengen teilweise durch deutschen Roggen zu ersehen. Gerstenzolls und einen Beimischungszwang für Roggen ein­gesetzt Vertreter der Grünen" Front haben ihre For­derungen beim Reichspräsidenten vorgetragen.

Auf zwei schlechte Roggenernten in den Jahren 1926 und 1927 find in Deutschland zwei gute Roggenernten gefolgt. Die Roggen preise, die bei dem knappen Angebot 1926 und 1927 zeitweise sogar die Weizenpreise überflettert haben, lagen im letzten Jahr und zur­zeit mehr in der Nähe der Futtergetreidepreise, da bei dem hohen Roggenangebot ein sehr großer Teil der deutschen Roggen­ernte verfüttert werden muß. Obwohl die schlechten Roggen: preise durch mehrertrag und gesteigertem Bertauf weitgehend aus­geglichen sind, werden von der deutschen Landwirtschaft täglich neue Forderungen zur Hebung der Roggenpreise erhoben. Der allernainste Vorschlag dieser Richtung wurde vor menigen Tagen von Dr. Mield in der Deutschen Getreidezeitung" gemacht. Mield schlägt zur Hebung der Roggenpreise einfach eine weitere Erhöhung der Roggen zölle und vor allem der Roggeneinfuhrscheine vor. Die Einfuhrscheine werden bekanntlich in Höhe des Zolles( 6 M. pro Doppelzeniner) bei Ausfuhr von Roggen aus Deutschland gewährt. Mit den Einfuhrscheinen, die ein starkes Exportdumping im Auslande ermöglichen, fann dann bei der Einfuhr anderer Getreidearten der Zoll bezahlt werden.

- teures Schweinefleisch.

Höhere Zölle für Juffergerfle leures Sch

Ein abfolut ungeeignetes und sowohl die nordwestdeutsche bäuer fiche Landwirtschaft wie auch die Berbraucherschaft außerordentlich schwer schädigendes Mittel zur Erreichung dieses Zieles wäre die Erhöhung der Futtergerstenzölle von 2 auf 5 M. pro Doppelzentner, wie sie gegenwärtig vom ertremen, großagrar: schen Teil der Grünen Front" gefordert wird. Nicht nur würde eine solche Maßnahme die Intereffen der nordwestdeutschen bäuer lichen Landwirtschaft um mindestens 70 bis 100 Millionen Mark im nächste Jahr, das ohnehin schlechte Schweinepreise bringen wird, schädigen, sondern auf die Dauer müßte aus einer solchen Zoll­erhöhung auch ein allgemeines Steigen der Schweinepreise um den Betrag der neuen Futterzollbelastung und damit eine Berteuerung des Schweinefleisches für die Konsumenten um 300 bis 400 millionen Mart befürchtet werden. Bauern­fchaft und Verbraucherschaft haben daher allen Anlaß, mit allen Mitteln gegen die geforderte Erhöhung des Futtergerſtenzolles an Mitteln gegen die geforderte Erhöhung des Futtergerſtenzolles an zufämpfen.

Die nordwestdeutsche bäuerliche Landwirtschaft hat auch bereits energisch gegen die Erhöhung des Futtergerstenzolles protestiert. Allerdings vermischt sich bei diesen Protesten mit vernünftigen volts wirtschaftlichen Erwägungen fleinlich ste Interessen politit. Wenn z. B. der demokratische Reichstagsabgeordnete Bereits im Jahre 1928 sind durch Einfuhrscheine 60 Millionen Mart Langen gegen die Futtergerstenzollerhöhung nur protestiert, weil Zölle bezahlt worden. In diesem Jahre dürfte sich der Berluft es vielen Bauern unbequem ist, von ihren alteingefahrenen Ge der Reichstasse aus den Einfuhrscheinen auf rund 100 Mil- wohnheiten, Gerste an die Schweine zu verfüttern, abzugehen und lionen Mart belaufen. Die Einfuhrscheine sind gerade beim fich auf teilweise Roggenverfütterung umzustellen, so kann dieje Roggen nichts anderes als eine Verbilligung des deutschen Roggens merkwürdige Einstellung objeftiver Kritif feineswegs standhalten. im Ausland auf Kosten der deutschen Steuerzahler, gegen die fich nach zahlreichen Fütterungsversuchen in den verschiedensten missen­übrigens auch die ausländische, insbesondere die englische Landwirtschaftlichen Instituten und in der Bragis ist es ohne Schwierigkeiten schaft immer schärfer wendet.

Jebe erneute Roggenerportförderung ist wirtschaftlicher Unsinn, denn wir haben ja in Deutschland keineswegs eine absolute Roggenüberproduktion, sondern der Roggen Pann mir infolge der deutschen Preisverhältnisse bisher bei großen Ernten nicht in vollem Umfange in Deutschland verwertet werden, meil eine Berfütterung des Roggens in den westdeutschen Futtergetreidezuschußgebieten unwirtschaftlich ist. Große Mengen deutschen Roggens werden daher bisher mit hohen Exportverlusten für das Reich ins Ausland exportiert und dort verfüttert; als Ersatz bes aus Ostdeutschland. exportierten Roggens wird dann im Westen Deutschlands Futtergerste für die Schweinemast eingeführt. Es dürfte nicht schwer sein, wirtschaftspolitische Maßnahmen zu

und ohne Beeinträchtigung der Gesundheit der Schweine und der Fleischqualität möglich, 20 bis 40 Braz. der verfütterten Gerste durch Roggen zu ersetzen.

Beimischung von Roggen zum Weizen schlechtes Brot.

Ebenso durchsichtig sind die Interessentenwünsche, menn die Futtermittelimporteure mit absolut leeren Argumenten gegen die Verfütterung von Roggen Stellung nehmen und anstatt dessen, mit ähnlich durchsichtigen Zielen wie Tanzen, eine Erhöhung des menschlichen Roggenverbrauchs durch einen Roggenbei mischungszwang vorschlagen. Heiliger St. Florian, schen mein Haus, zünd' andre au!" fann man dazu nur bemerfen. Auch von agrarischer Seite wird neuerdings vorgeschlagen, einen dem

an

Es ist ein Irrtum zu glauben, daß ein Roggenbeimischungs­amang eine erhöhte Nachfrage nach deutschem Getreide nach sich ziehen würde. Bei Roggenbeimischung zu Wiezenbrot würde in erster Linie die Nachfrage nach deutschem Weizen zurückgehen, da bei zwangsweiser Roggenbeimischung die Beimahlung von ausländi­fdem Qualitätsweizen in erhöhtem Umfange notwendig wird. Der Mehrverbrauch Roggen würde also einen minderverbrauch an deutschem Weizen nach sich ziehen. Im ganzen würde die Qualitätsverschlechterung des Brotes sicherlich einen verstärkten Rüdgang des Brotkonsums und damit das Gegenteil des erwünschten Zieles zur Folge haben. Es muß doch sehr merkwürdig erscheinen, daß man einen Roggen­überschuß mit ähnlichen Mitteln, nämlich Berschlechterung der Lebenshaltung befämpfen will wie im Kriege den Getreide­mangel. Bernünftigerweise muß eine steigende Erzeugung nicht eine Ernährungsverschlechterung, sondern eine Verbesserung und Hebung des Lebensstandards zur Folge haben.

Die mögliche Lösung.

Die Absatzschwierigkeiten für Roggen fönnen nur durch ver startte Roggen verfütterung an Stelle von Gerste- und Maisverfütterung gelöst werden. Reineswegs ist hierzu eine Er höhung der Gerstenzölle notwendig, wohl aber sollte zur Einführung einer verstärkten Roggenverfütterung eine gewiffe Staats. beihilfe ermogen werden. Das Roggenproblem muß in einer Weise gelöst werden, die sowohl eine Schädigung der Verbraucher­fchoft als auch der bäuerlichen Landwirtschaft ausschließt.

Zinssenfung in London .

Disfontfah von 6% auf 6 Proz. gefenft.

Die Bank von England , die erst am 26. September in­folge starter Goldverluste gezwungen war, ihren Diskont von auf 6% Prozent heraufzuseßen, hat gestern ihren Diskont fatz auf 6 Prozent ermäßigt.

Diese Maßnahme der Bank von England ist für den euro­ päischen Geldmarkt von größter Bedeutung. Sie steht in engent Zusammenhang mit den Kurseinbrüchen an der New- Yorker Börſe , die einen sehr starten Geld abfluß nach Europa zur Folge gehabt haben. Das Zurückströmen englischer Gelder nach London hat zu einer Steigerung des Pfundkurses von 4,847, auf 4,88 Dollar

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