Oer Kall Leow . Auch die Linkskommunisien enthüllen. In dem LnkstommllnMschen„Volks willen" lesen wir: „Es geht das Gerüchl unter Parteigenossen, daß Willi Leo w, der koj: r u m p i e rte R A B.- F u h r e r. sich wieder einnwl das Leben nehinen will. Wir. die wir Willi Lew» kennen, sind natürlich der Meinung, daß dieses Gerücht ans keinen Fall stimmt. Der kor- rumpiert« Leow ist viel zu ferge, als daß er Selbstmord bs° gehen künnt«. Außerdem weiß er doch aus Erfahrung, daß Kor- ruption im großen in der KPD. gedeckt werden kann. Und schließlich wird er sich darauf verlassen, daß man s i ch nicht an ihn heranwogt, weil er ja dann seine Drohung wahrmochen könne, daß nämlich bei seinem Fall min- dsstens 20 Prominente mit fallen müssen. Und zu guter Letzt wird«r sein Vertrauen auf die chöhe solcher Leute setzen, die ihn schon einmal retteten, als er mit Selbstmordgedanken um. 511° gehen vorgab. Das war, als er orn der Jnferaten-Expe- dition die 8000 Mark in Empfang nahm. Selbstverständlich bekam er diese Summ« nicht ohne Gegenleistung. Diese Geoenle'stung aber hat auch lediglich den Roten Frontkämpferhund geschädigt, denn schließlich ist ja die Beteiligung van 30 Prozent an Stelle 33K Prozent bei einer Summe, die in die Hunderttausende geht, kein Pappenstiel. Zum„Glück" für den Kontrahenten Leows hat dieser sein Wissen über die Vorgänge in Saarbrücken , auf die wir gelegentlich zurückkoimnen noch nicht ausnutzen können. Auf jeden Fall decken die„Rote Fahne " und die KPD . Leow immer noch. obgleich festgestellt ist, daß 1. Leow O r g a n i s a t i 0 n s g e l d e r »e rlo s fe n hat, 2. er üb erhaupt die Kasse des RFB. als fein Priocieigentum betrachtet«, 3. er Unter- stützungsgelder falsch verrechnet hat, und 4. er 5000 M. imlerschlüg und dafür einer. Vertrag zuungunsten des RFB. um nur 3l-3 Pro, zerrt ändert«. Für die KPD ist Leow ein ehrenwerter Mann, denn er kann ja schließlich„20 weitere Promi- nente mit in den Abgrund ziehen."
Kort von der KpO.! Wieder ein llebertritt. vffenbach a. IN.. 1. November.(Eigenbericht.) Der bisherige kommunistische Stadtverordnete Paul Bernhardt in Ofsenbach a. M. hat an den dortigen Oberbürgermeister folgendes Schreiben gerichtet: „Erlaube mir, ergebenst mitzuteilen, daß ich mit dem heutigen lag aus der Kommunistischen Partei ausgetreten bin und damit zugleich au» der Stodtfraktion der Kommunistischen Partei. Ferner bitte ich Sie, Kenntms zu nehmen, daß ich nunmehr der Sozialdemokratischen Partei angehöre. Mein Mandat als Stodtoatsmitglied werde ich weiter ausüben."
Kolgen der Nowdypoliiik. 45 Polizeibeamte in Hamburg verlcht. Hamburg , 1. November. (Eigenbericht.) In Hamburg sind seit dem I. September nicht weniger als 45 Beamte der Ordnungspolrzei im Dien st e vsr- letzt worden, davon vier so schwer, daß sie lang« Zeit keine Tätigkeit ausüben können. Die Hamburger Polizeibehörde führt diese Berletzungen auf. die Hetz« der komwunift.is chen „Hamburger Bolkszeitung" zurück.
ZoNwaffenstitlsiand. Oer Dorrniwurf des Dölkerbvndausschusses. Da» Ständige Wirtschaftskomitee des Völker- b u n d« s Hot den von ihm aufgestellten Borentwurf über«inen mehrjährigen Zollwosfenstillstond veröffentlichen lassen. Der Eni- wurf umfaßt 22 Artikel und soll sofort allen Staaten, Mitgliedern und Nichtnritgliedern des Völkerbundes, zugestellt werden, damit noch vor Jahresends dem Völkerbundssekretariat die Bereitschaft mitgeteilt wird, auf der Grundlage des Entwurfs an der für Fe- b r u a r nächsten Jahres geplanten diplomatischen Kons«- r« n z teilzunehmen. Die vorgeschlagenen Verpflichtungen werden vom Wirtschafts- komitee dahin charakterisiert, daß sie in ihrer Gesamtheit dazu dienen sollen, grundsätzlich ohne Abänderung das gegenwärtig zwischen den Staaten geltende Dcrtragsregime aufrechtzuerhalten. Der all- gemeine Grundsatz des Zollwaffenstillstandes fei die Konsolidierung der bestehenden Verträge und«ine Verpflichtung der Staaten, im Rahmen des Möglichen nicht die Initiative zur Kündigung ihrer Handelsoerträg« zu ergreifen. Das Prinzip von Ausnahme» fällen ist aber grundsätzlich angenommen, um«in« einheitlich« Aktion der Staaten und Völker sicherzustellen. Ueber Beginn und Dauer des Zollwaffcnstillstandes, über fein« rückwirkend« Kraft wie auch über das spätere Arbeitsprogramm werden keine Vorschläge gemocht, um auch in diesen Fragen der Konferenz nicht vorzugreifen. Der Zollwaffenstillstand hängt also nunmehr vollständig von den Beschlüssen der geplanten Konserenz selbst ab. die der Völker- bundsrat bei günstigem Ausfall der Antworten der einzelnen Negierungen in seiner Jonuartagung einberufen wird.
Erregung in polen . Sejm -Etöffnvng am 4. November. Warschau , l. November.(Eigenbericht.) Der s'Ingste Zwischenfall im polnischen Parlament hat in Polen große Erregung ausgelöst. Die gesamte Presse verösfenlUcht seitenlange Berichte über den Verll-us der Vorgänge. Die Recht»- presse versucht da» gewaltsame Eindringen der Offiziere al» ein« »ollkommen„harmlose" Ovation für Pilsvdstt hinzu- stelle», vnd da» angeblich ängstliche Verholten der Abgeordneten und des S-jmmarschalls Um Lächerliche zu Ziehen. ' Der Regierung»block faßlc inzwischen«inen Beschluß. in dem daraus hingewiesen wird, daß die Furcht Daszynski , vor den Ossizieren durch nicht» begründet gewesen sei und eine rein demagogische Zradeuz gehabt habe. Der Klub werde da- her einen Mißlrauensavlrag gegen den Sejmmarschall einbringen. Die sozialistische Sejwsraklion erklärt sich dagegen mit der Hallung de» Sesmmarschall« solidarisch. Einen ähnlichen Be- schluß sohlen die rechts oppositionellen Nationaldemokralen. Die Eröffnung der Sesmfession ist nunmehr für Montag, den 4. November, angesetzt. Die polnischen So- ziallfie» haben ihr- Mvlieder inzwischen ausgefordert. sich am Montag zurzeit der Eröffnung de» Sestn in den Parteilokalen zv
Vornehme Geschäste. Die-San? für Deutsche Beamte, die ihr« Schalter schloß, hat IVj Millionen an einen Prinzen Hohenlohe veriore«.
,In früherer Zeit, da hätten sich so'n paar kleine Beamte geehrt gefühlt, einem Prinzen Hohenlohe ihr Geld leihen zu dürfen.''
Pari». 1. November.(Eigenbericht.) Das vorläufig noch ungeborene Kabinett Tardieu wird schon jetzt das„M inisterium Allerheiligen" genannt. Die traurig« Ironie, die sich aus dem chronologischen Anlaß ergibt, ist unverkennbar. Es hieße sich selbst belügen, wollte man verbergen, daß die zehntägig« französische Regierungskrise mit einem unleugbaren Presligeoerlusl der Linke« und einem, weder der wahren politischen Schichtung, noch den Regeln des parlamentarischen Kampfes entsprechenden Sieg der Reaktion geendet Hot, mit einem Sieg jener reaktionären Kombination, die unter dem frommen Deckmäntelchen der„republikanischen Union" segelt. So nimmt denn auch das Sieges- gefchrei der Rechten kein Ende.„Der alten Mehrheit Pom- rares", so schreibt der„Intrausigeairt",.Hat die Dummheit der Radikalen jetzt zu einem Führer verholfen. der der direkt« und logische Nachfolger Potncarös ist, den dieser schon vor einem Jahr« als seinen gegebenen Nachfolger empfohlen hat." Tardieu, der neue Mann, der, seitdem er am 1. August das Vaterland vor der„roten Gefahr" gerettet hat, mchr denn je das
Macdonald wieder in London . Große Ovationen. London . 1. November.(Eigenbericht.) Macdonald war am Freitag bei seiner Rückkehr aus Amerika Gegenstand lebhafter Ovationen von feiten einer riesigen Menschenmenge, di« vor dem Bahnhof Aufstellung genommen hatte. Der Ministerpräsident begab sich so- fort nach seiner Ankunft zur Downing-Street , wo«ine Kobineiis- sitzung stattfand, die sich u. a. auch mit den Fragen des Koh- lenbergbaues b«schäftigte. Tory-Znterpellation wegen SowjeKRußland. London . 1. November. Die konservativen Führer B a l d w! n, Austen Chamber- l a i n und Locker Lampson geben bekannt, sie würden im Unterhaus am koimnerrden Dienstag zu der Regierungsresolution, wonach die diplomatischen Beziehungen mit Rußland wieder ausgenommen werden sollen, folgenden Antrag einbringen: Da» hau» bedauers den Fehler der Regierung Seiner wajesläi. di« Bedingungen nicht aufrechtzuerhollen. die der Premierminister und der Slaaissekretär de» Auswärtigen für die Wiederaufnahme der diplomatischen vezlehnngen mit Rußland ausgestellt haben, und e» verurteilt die Wiederaufnahme derartiger Beziehungen, solange nicht zufriedenstellende Bedingungen vorliegen. Indiendebatte im Unterhaus. London . 1. November.(Eigenbericht.) Di« Erklärung des indischen Vizelönigs über di' nächsten Schritte zur Lösung des indischen Problems hat in poli- tischen Kreisen der Opposition ein« starke Wirkung ausgeübt und zu allerlei Gerüchten über«inen offenen Konslitt zwischen dem Dizekönig bzw. der Regierung und der Derfassungskommission für Indien geführt. Gerüchte, die sich in allen möglichen Schattierungen in der Morgenpresse spiegelten. Die„Daily Mail" hatte die Ge>
„Oes Kaisers Soldaten." Schiller-Tbeater. Ein Schauspiel von Hermann Essig , welche? Hans Rehmann , Renate Müller , Veit Karlon. Zllexander Granach und andere Pro, minente beschäftigte. Di« Regie Jürgen Fehlings und d>« Leistungen der Darsteller waren sehr gut. aber das Stück selbst vollkommen tot, ein Schreibtischstück ohne Blut und Leben. 2. dl.
Alfred S. Anger: Menschen wie du und ich. OeutfcheS Dolkstheater. Ein vieraktiges Voiksschousp:«i, das die Leiden der armen und hnmattojen Leute zeigt, fand ein« sehr freundliche AufiMhiw. Der Dichter hat für sein Werk zwei große Preise erhalten, die zu- sammen die stattliche Summe von 15 000 Mark ausmachen. Trotz- dem besitzt er nur das Talent eines Nachahmers, der olles schön Dagewesene vergröbert und übertreibt. M. H.
verwöhnte Kind der Reaktion geworden ist, geht im allgemeinen Siegesjubel in mutiger Weise voran. Mit einem Hochmut, der peinlich von dem sonst unter französischen Politikern üblichen Umgangston absticht, erklärt« er. er werde sein Kabinett innerhalb 24 Stunden fertig haben, es am nächsten Donnerstag der Kammer vorführen und der bisherigen Politik des Zögerns und der Kulissenmanöver durch entschlossenes Handeln«in für allemal ein Ende machen. Auf außenpolitischem Gebiet dürste von der neuen Rechts» regierung Frankreichs keine neu« Enttäuschung zu erwarten sein: Briand , der die Geschäft« des Außenmini- steriums weiterführen wird, dürfte genügend Gewähr dasür bieten, daß die reaktionären Tendenzen des neuen Kabinetts auf internationalem Gebiet unschädlich gemacht und di« Politik der Liquidierung des Krieges ungestört zu Ende geführt wird. Doch was Briand außenpolitisch seinen Kollegen abzwingt, wird di« I n n« n go l i t i k zu bezahlen haben. Di« wieder an die Wacht gc- langte Reaktion wirb, wie der Leitartikler de»„Intransigeant" e» so schön ausdrückt,„die Gelegenheit, di« nicht zum zweitenmal wiederkehrt, beim Zipfel zu fassen wissen."
legenheit überdies zu einem Schlag gegen den Führer der Svnler« vatioen und ehemaligen Ministerpräsidenten Baldwin benutzt und behauptet, daß Baldwin hinter dem Rücken seiner Kollegen die konservative Partei auf«ine Zustimmung zu den Plänen der Regierung während der Parlamentsferien festgelegt hätte. Diese aus durchsichtigen Gründen künstlich genährte Verwirrung spiegelt« sich bei der Eröffnung der Unterhaussitzung am Freitag in den Anfragen des liberalen Führer» Lloyd George an di« Regierung wider, ob die Verfassungskommission über die Ansicht des Dizekönigs befragt worden sei, und ob die Erklärung Lord Irwins als ein Abweichen von der Jnbienpslitik der bis» lzerigen Regierung betrachtet werden müsse. Der Minister für Indien Venn erklärt« zunächst, daß die Simon-Kommissinn über den Inhalt der Erklärungen des Vizekönigs nicht befragt worden sei. Auf den zweiten Punkt der Frag« Lloyd Georges übergehend erklärte der Minister, angesickits der Zweifel über den Sinn der Erklärungen von 1917 fei der Lizekönig zur Feststellung ermächtigt ward«», daß nach der Auffassung der Regierung die Er- tlärung von 1917 die verfassungsmäßig« Entwickln ngIndiens zu einem Dominion als Ziel im Auge gehabt hat. All« endgültigen Entscheidungen über eine grundsätzlich« Aenderung der britischen Jndienpolstik oder eine zeitlich« Beschleunigung der Reformen müßten zurückgesetzt werden bis der Bericht der Kom- Mission vorliege sowie Besprechungen zwischen London und der Re- gierung von Indien sowie zwischen London und den Führern der indischen politischen Parteien stattgefunden hätten. Im weiteren Verlauf der Debatte wand'« sich der frühere Ministerpräsident Baldwin gegen die Behauptung der„Daily Mail" über seine Zustimmung zu dem Projekt der Regierung und erklärte, daß die Darstellung der Zeitung inhaltlich und in allen ihren Schlußfolgerungen völlig aus derLnft gegriffen sei.
Kabinett Liaptscheff erfchütteri. Offensive der Zankoff-Gruppe. Sofia , 1. November. (Eigenbericht.) Dos KabinettLiaptscheffi st erschüttert. Die bisher unge sühnten mazedonischen Attentate haben ihm innerhalb der Ro- gierungsparteien das letzt« Prestige genommen. Dte Zank off- Gruppe kündigt bereits eine offeneAttock« gegen die Regierung an, falls nicht sofort«ine Umbildung de» Kabinetts erfolgen sollt«. In diesem Zusammenhang wird der Rücktritt des Kamwerpräst- deuten Jankost angekündigt. Die Sarolyi» dürfen nach Amerika . Das Staatsdepartement gab bekannt, daß auf Grund der erneuten Prüfung beschlossen worden fei. die 1925 ergangene Ablehnung der Einreifeerlaubnls für den Grafen und di« Gräfin Karolyi aufzuheben und den kürzlich von Paris aus gestellten Airtrag auf Visumserteilung zu genehmigen. Neuer Präsident der Reichsdisziplinarkammer. Der Reichs- Präsident Hot an Stelle des Landgerichtsdirekior, Dr. Westerkamp. der iirtolge Beendigung der Amtszeit ausgefKieden ist. den Land- g e r i ch ts d i re k t o r Mafur vom Landgericht l Berlin zum Präsidenten der Reichsdisziplinarkammer in Potsdam ernannt. Di« Stockerauer Arbeiter, die da» Zustammenarbeiten mit Fa- schiften einstimmig ablehnten, sollen heute ausgesperrt werden.