Einzelbild herunterladen
 

Morgenausgaben omida on Q

Rr. 519

A 261

46.Jahrgang

identi 85 B1. monetid 8,00 R bm poraus zahlbar. Boftbezug 4.32 R. einschließlich 60 Bfg. Boftzeitungs- und 72 Bfg. Boftbeftellgebühren. Auslands abonnement 6,- M. pro Monat,

Der Berwaris ericheint sochentag Bich zweimal, Sonntags und Montegs einmal, bie Abenbausgaben für Berlin  and im Handel mit dem Titel Der Abend luftrierte Beilagen Boll and Zeit und Rinderfreund". Ferner Unterhaltung und Biffen". Frauen­Rimme". Technif. Blid in die Bücherwelt und Jugend- Borwärts*

Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

Dienstag

5. November 1929

Groß Berlin   10 Pf Auswärts 15 Pf.

Die etapeittee Ronpareillezetts 80 Bfennig. Reflamezeile 5.- Reichs mart Kleine Anzeigen" das fetige brudte Bort 25 Pfennig zuläffig bet Bettgebrudte Borte), jebes weitere Bort 12 Bfennig. Stellengefuche bas erste Bort 15 Bfennig, jebes, mettere Bori 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben. äblen für amet Borte. Arbeitsmart Beile 60 Pfennig. Familienanzeigen Zeile 40 Pfennig. Anzeigenannahme imhaupt Ficha Lindenstraße 3, wochentäglic son 8 bis 17 Ubr.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Redaktion und Berlag: Berlin   SW 68, Lindenstraße 3 Vorwärts Verlag G. m. b. H.

Fernsprecher: Dönhoff 292-297. Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin  .

London   ermahnt Wien  .

Eine Erklärung des Außenministers.

London  , 4. November.  ( Eigenbericht.)

Abg. Lathan, Mitglied des Parteivorstandes der Arbeiter­partei, lentte im Unterhaus die Aufmerksamkeit der Regierung beson ders auf die Heimwehr  - Ertlärung vom 30. Oftober, die mit einem bewaffneten Borgehen zum Zwecke der Durchfegung gewisser Aenderungen in der deutsch  - österreichischen Verfassung droht. Be absichtigt die britische Regierung, so fragt Latsan, irgendwelche Vor­stellungen bei der österreichischen   Regierung zum Zwecke des Schutzes britischer Interessen und der Aufrechterhaltung des Friedens in Zentraleuropa   zu unternehmen.

Außenminister Henderson

Bostscheckkonto: Berlin   37 536.- Bankkonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Wallstr. 65. Dt. B. u. Disc.- Ges., Depositenkasse Lindenstr. 3.

Zentrum, wohin?

Berschiebung der Fronten.

Von Georg Decker  .

Es wird in der letzten Zeit sehr viel von der Umgruppie rung der bürgerlichen Parteien gesprochen. Man will wissen von den bevorstehenden oder sogar schon vollzogenen Grün­Stresemann und die fatastrophale politische Pleite von Hugen­berg, haben diesen Spekulationen eine besonders reiche Nah­beiden Tatsachen die Situation geschaffen haben, die eine rung gegeben, und es muß zugegeben werden, daß diese Umgruppierung der bürgerlichen Barteien wahrscheinlicher denn je erscheinen läßt.

Botschaftertonferenz vom 23. Mai 1929 bezüglich der Richtabdungen der neuen Parteien. Zwei Tatsachen: der Tod von rüstung Desterreichs noch nicht geprüft. Henderson verneinte auch die Frage, ob die Regierung Desterreichs der britischen Regie rung versichert habe, daß die dem Schreiben der Botschafterkonferenz rung verfichert habe, daß die dem Schreiben der Botschafterkonferenz zufolge im Befih von Waffen befindlichen Verbände in Desterreich sofort entwaffnet und aufgelöst werden sollen.

Ungarn   bewaffnet die Heimwehr.

In der vorigen Woche sind aus dem ungarischen Grenzort Güns  , wo eine Garnison der ungarischen Armee und eine starte Gruppe der Refervearmee Levente" ist, mehrere Maschinen gemehre nach Bodenhaus im Burgenland   ge­bracht und dort von einem Funktionär der Heimwehr  , dem riftlichsozialen Landtagsabg. Hollenthannen, übernommen worden. Der Transport wurde aber von der österreichischen Zoll­behörde entdeckt. Er läßt enge Beziehungen zwischen der öster­reichischen Heimwehr und der ungarischen Armee vermuten. Professor hetzt Hafenfreuzler schlagen zu!

-

Wien  , 4. November.

antwortete wörtlich: Beide Parteigruppen erörtern gegenwärtig die Verfassungsfrage in der durch die parlamentarischen Einrichtungen gegebenen Weise und in einem diesen Institutionen entsprechenden Geiste. Die britische Regierung hofft auf das Nachdrüd fich ste, daß die republikanischen Institutionen das Land in den Stand sehen werden, mit großer Beschleunigung zu nor= malen Berhältnissen zurückzukehren und die halbmilitärischen Orga An der Technischen Hochschule forderte der Professor nifationen zu entwaffnen, die den Fortschritt in Desterreich und Dr. Turba in seiner Vorlesung die Studenten auf, Die Arbeit des Bandes hemmen. Jeder Zusammenbruch des parf seinen Bortrag über die Kriegsschuldlüge zu be: mentarischen Regimes in Desterreich und jeder Versuch, die schweben- des Professors über die schmachvolle saltung suchen. Dieser Aufforderung folgten dann einige Worte ben Probleme auf andere Weise zu lösen, müßten die eines bestimmten Zeils des deutschen   Vol. britische   Regierung mit fchwerer Besorgnis erfüllen, dates. Darauf fielen die sakenkreuzler über die jüdischen damit die internationale Stabilisierung auf ernste Weise ge und die sozialistischen   Studenten her, die ver fährdet würde." prügelt wurden. Der Rektor verfügte den Legitima tionszwang. Einige Personen, die nicht nachweisen konn­tionszwang. Einige Personen, die nicht nachweisen konn ten, daß sie technische Hochschüler sind, wurden verhaftet.

In Erwiderung von Anfragen des Abg. Charles Burton er flärte Henderson, der Völkerbundrat habe das Schreiben der

Heute Parlament in Warschau  .

In äußerst gespannter Situation.

Warschau  , 4. November.  ( Eigenbericht.)

Die ablehnende Haltung des Gejmpräsidenten Daszynski, einer Einladung des Staatspräsidenten Mosciski Folge zu leisten, wenn auch Pilsudski   fomme, hatte einen Brief­wechsel zwischen dem Staatspräsidenten und Daszynski   zur Folge. Der Staatspräsident hat anscheinend unter dem Drud Pilsudstis an Daszynski   einen Brief gerichtet, in dem er dessen Ablehnung trop der Sonnabendunterhaltung dahin, auslegte, daß der Sejmmarschall an der Aufklärung der Borgänge im Sejm   fein Interesse habe!

Darauf hat Daszynski   erwidert, daß Pilsudski   einen Aus gleich der beiderseitigen Differenzen unmöglich gemacht habe, weil Pilsudski ihn beschimpft hat. Bereits in der am Sonntag im Schloß geführten Auseinandersetzung mit dem Staatspräsidenten habe er( Daszynski) darauf hingewiesen, daß das Land um jeden Preis Ruhe und innere Ordnung haben müsse; er habe den Staats­präsidenten daher mit Rücksicht auf die innerpolitische Lage ge­beten, entweder den Sejm aufzulösen oder die Regierung abzu berufen.

Wahlbilanz der Tschechoslowakei  . Udrzal foll wieder die Regierung bilden.

Prag  , 4. November. Die Zentralwahlfommission führte heute den zweiten und dritten Bahigang für das Abgeordnetenhaus durch. Danach stellt sich der Stand der Mandate der einzelnen Parteien wie folgt:

Von den deutschen   Parteien erhalten die Deutsche Wahl­gemeinschaft( Bund der Landwirte und Deutsche   Arbeits- und Wirt fchaftsgemeinschaft) 16 Mandate gegen 24 im Jahre 1925. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, daß bei den letzten Wahlen auf die Ge­werbepartei und die Ungarische Nationalpartei, die in Listenverbin dung mit der Deutschen Wahlgemeinschaft standen, acht Mandate entfielen. Von den jetzt erlangten 16 Mandaten erhielt der Bund ber Landwirte 13 Mandate, während drei Mandate auf die Arbeits­und Wirtschaftsgemeinschaft entfallen.

Die Deutschen   Sozialdemokraten erhalten 21 Man bate( Gewinn 4), die Deutschnationalen 7( Verlust 3), die Christlich  

Unmöglich fei der Zuffand, den Sejm weiterbestehen zu laffen und ihn gleichzeitig fortgesetzt zu schmähen. weder die Würde der Abgeordneten, noch die des Boltes würde ein derartiges Schauspiel ertragen. Mit Marschall Pilsudski werde er ( Daszynski) außerhalb des Sejm   nicht spredjen, und auf die Be­schimpfungen werde er mit Berachtung antworten. Er freue fich, mitteilen zu können, daß millionen treuer Polen   jo wie er über die Beschimpfungen Pilsudsfis denken.

In dieser äußerst zugespitzten Situation soll am Dienstag mittag 12 Uhr der Sejm zufammentreten. Auf Anordnung des Sejmmarschalls wird der Haupteingang des Parlaments geschlossen bleiben.

Ein Extrablatt bes Robotnit" mit dem Wortlaut des Briefes des Staatspräsidenten und der Antwort des Sejmmarschalls ohne auch nur ein Wort des Kommentars ist non der Bolizei beschlag­nahmt worden, obgleidh weder der Brief des Staatspräsidenten noch die Erklärung des Sejmmarschalls nach der Verfassung beschlag nahmt werden dürfen!

minn 1).

Sozialen 14( Gewinn 1), die Deutschen Nationalsozialisten 8( Ge­Bon den großen tschechischen Parteien gewannen die So. zialdemokraten bei 39 Mandaten 10, die Nationalfozialen bei 32 Mandaten 4, die Nationaldemokraten bei 15 Mandaten 2, die Großagrarier bei 46 Mandaten ein Mandat.

Es verloren die Gewerbepariet bei 12 Mandaren ein Man dat, die Klerikalen bei 25 Mandaten 6, die Slowakischen   Volkspar­teiler bei 19 Mandaten 4, die Kommunisten bei 30 Mandaten 11. Dem Gesamtergebnis zufolge erhielt die bürgerliche Koalition 147 von 300 Mandaten, sie hat neun Manbate rerloren. Der Präsident der Republik   hat den bisherigen Ministerpräsi denten udrzal( Tschech  . Agr.) mit der Kabinettsbildung betraut. Die bisherigen Regierungsparteien lassen durch ihre Presse er­femmen, daß sie um jeden Breis wieder eine Bürgerregie: rung bilden möchten. Diese Hoffnungen dürften fich jedoch kaum erfüllen. Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß es zu einer Regierung mit den Sozialisten beider Nationen fommt.

Trotzdem ist allen sensationellen Meldungen über die neuen Parteigründungen gegenüber eine Mahnung zur Bor­ficht am Blaze. Die bestehenden Parteien befizen in ihren organisatorischen Apparaten, in ihrer Führerschaft und in ihren Fraftionen eine tonservative Kraft, die unter Um­ständen diese oder jene Partei, aller Logik der politischen Entwicklung zum Troß, in ihrem durch die Entwicklung offenbar völlig überholten Zustand noch weiter erhalten

fann.

"

rung, deren Bedeutung nicht unterschäzt werden darf, auch in Dennoch müssen wir mit einer politischen Umgruppie­dem Falle rechnen, wenn feine neue Parteibildung zustande tommt. Wir tennen schon im deutschen   politischen Leben Erscheinungen, die der Bildung von Blods" aus den Bertretern der gleichen Interessengruppen in den beiden großen Parteien in Amerika   ähnlich sind. Bei uns entstehen wenigstens verschiedene Fronten". Gelegentlich kommt die Einheitsfront der Gewerkschaften aller Richtungen zustande; es besteht eine. ,, Grüne Front", in welcher sich der Zentrums­sehr wohl fühlt; um den Reichsverband der Deutschen In­mann Hermes in Gemeinschaft mit den Deutschnationalen dustrie bildet sich eine Front der Industriellen und Bankieute verschiedener politischer Richtungen; weniger ernst zu nehmen, aber von ähnlicher Art, ist die Front der mehr lärmenden als denkenden Geschäftsleute im Hansa- Bund. Borbereitung zu sein, die für unsere Politit eine dauerhafte Nun scheint jezt noch eine Front" von anderer Art in und ernsthafte Bedeutung bekommen fann: eine, wenn wir fie mit einer Formel bezeichnen wollen ,,, christlich- fon fervativ foziale" Front, deren Grundlage eine vielleicht organisatorisch sehr lodere, aber faktisch doch fest zusammengebundene Arbeitsgemeinschaft gewisser Kreise des Zentrums und der Deutschnationalen werden dürfte. Für die Zentrumspolitiker würde es eine Anknüpfung an die alte Tradition ihrer Partei bedeuten, und es ist gewiß fein 3u­fall, daß der Prälat Dr. Kaas in seiner Kölner   Rede in einigen dazugehörenden Redewendungen an Windthorst und andere alte Zentrumsführer erinnern ließ. War doch diese Rede nichts anderes als ein Abflang der Erklärungen von Windthorst, als er am 9. Juli 1879 im Reichstag auf ,, das ständige Hinweisen auf das angeblich verdächtige Zusammen­gehen des Zentrums mit den Konservativen" zu sprechen fam.

Ich bedaure," führte Windthorst aus, daß in diesem Augen­blid... ein dauerndes Zusammengehen dieser Art schwer sein wird, denn so lange der Kulturkampf" dauert..., bleibt unsere Stellung unverändert. Ist dieser beseitigt und tönnen wir dann mit den Konservativen gehen, so wird uns das eine herzliche Freude sein, wollen, wohl aber zu einer Revision einer ganzen Reihe von Ge nicht zu einer Reaktion zwar, welche auch die Konservativen nicht fezzen... Ich bin der Meinung, daß nach dem Bauf der Dinge ber Bendel der großen politischen Uhr, welcher bisher fehr start nach lints schlug, jeht mehr nach rechts schlägt, und ich will hoffen, daß er nun das richtige Gleichmaß hält, damit nicht demnächst wieder ein Schlag nach links erfolgt."

Wenn man in diesen Aeußerungen von Windthorst den Kulturkampf" durch den Kampf um den Young- Plan" ersetzt, so werden sie sehr aktuell flingen!

In diesem Zusammenyang gewinnt noch eine Erschei­nung ein besonderes Interesse und muß sehr aufmerksam ver­folgt werden. Wir meinen die Beziehungen zwischen ge= missen 3entrumstreifen und den österreichi­fchen Chriftlich- Sozialen und die Beeinflussungs­versuche, die von der letzteren Seite fommen. Im Juli dieses Jahres erschien der ftreitbare Prälat" Dr. Seipel in Tübingen  , um die Heimwehren als die Träger der wahren Demokratie" zu preisen. Jetzt erscheint in einer so repräsen­tativen fatholischen Monatsschrift wie Abendland" ( Oftober 1929) ein Artikel über die Heimwehrbewe gung in Desterreich, der politisch und nur politisch bewertet werden muß. Der genannten Monatsschrift konnte man bisher ein anständiges Niveau nicht abstreiten. Dieser Artikel, von Heinrich Prinz Schwarzenberg ge= fchrieben, hat das Niveau des ,, Wiener Journals", welchem bei uns ungefähr das Niveau der Hugenberg- Bresse entspricht. Prinz Schwarzenberg schreibt einen Werbeartikel für die Heimwehren, er versucht, das deutsche Zentrum für die Heimwehrbewegung zu gewinnen. Die Heimwehrbewegung sei in den Zentrumskreisen völlig mis­