Dienstag
5. November 1929
Unterhaltung und Wissen
Henry Hellffen: Die Juwelengräber
Bei den letzten Rämpfen in Nordchina haben die Soldaten die Gräber der Mandschu- Kaiser in der Nähe von Beling geplündert. Der Wächter der Gräber, selbst ein Mandsau, Dulin, ließ alles im Stich und flüchtete nach Dalmy. Ungeheure Schäße waren im Lauf der Jahrhunderte mit den toten Herrschern, ihren Frauen und Nebenfrauen aufgehäuft worden. Nun vermeldet ein bisher un bekannter Li Ding- chou, dessen Großontel Li Lien- ying, der Lieblingseunuch der alten Buddha, der Kaisermitwe Tze si gewefen war, daß sich in ihrem Sarge allein Juwelen in einem Werte von niedrig gerechnet 50 Millionen Taels befunden hätten.
Lien- ning hatte am Raiserhofe innerhalb der Mauern der Berbotenen Stadt mehr macht als irgendein anderer im ganzen Reiche. Die Bizetönige der Provinzen, die Zensoren, die Kabinetts minister... alle mußten sie zu dem alten häßlichen Eunuchen mit dem faltigen Geficht und der Kinderstimme gehen, wenn sie etwas durchsetzen wollten. Er führte sorgfältig Tagebuch über alle Bor tommnisse, und als seine Herrscherin zu Grabe getragen wurde, verzeichnete er genau jeden einzelnen Schmud, den sie mit auf die Reise in die Unterwelt erhielt, und fügte eine Bewertung hinzu. Wenige verstanden sich so auf Juwelen und ihren Preis wie der Lieblingseumuch. Sein eigenes Vermögen, aus Bestechungen herstammend, war fürstlich. Li Ding- chou veröffentlicht jetzt im Chao Bao, einer chinesischen Zeitung Betings, den Abschnitt aus dem Tagebuch des Großonfels, der von der Beerdigung der alten Buddha handelt. Sie starb vor genau zwanzig Jahren.
Der Lieblingseunuch erzählt, daß Tze si auf eine Matrage aus Golddraht mit eingewebten Perlen, fieben Soll did, gelegt murde. Ueber das Seidenlafen murde eine Schicht Perlen gestreut, insgesamt 2400, jede einzelne fehlerfrei und ganz, rund. Ihr Haupt ruhte auf Lotusblättern aus grünem Jade, ihre Füße auf einer Lotosblume, die aus einem märchenhaft großen Smaragd geschnitten war. Sie war buchstäblich in gesponnenes Gold und Berlen gekleidet, und eine Perlenschmur mand sich neunmal um ihren Körper. Auf ihren Armen lagen achtzehn Perlen- Buddhas und an jeder Seite ihrer Füße maren Schmuckstüde angebracht in Form von Pfirsichen, Birnen, Aprifosen, Dattein, sowie zwei Zuckermelonen mit Fleisch aus gelbem Jade und zwei Wassermelonen mit Schale aus grünem Jade, Fleisch aus rotem Jade und Kernen aus meißem Jade . Diese Wassermelonen wurden von Li Lien- ying als die wertvollsten unter allen Kostbarkeiten der Kaiserin betrachtet. Der Eunuch schäßt sie auf mehr als auf 2 Millionen Taels, und man glaubt, daß es den Grabräubern gelungen ist, sie aus China hinauszuschmuggeln: sie sollen bereits nach Japan gebracht worden sein, um von dort aus auf den internationalen Markt geworfen zu werden. An Tze Hsis finfer Hüfte lag ein Schmud in Form einer Lotuswurzel mit Erdklumpen daran: die Wurzel trieb Blüten und Blätter und alles mar in verschiedenfarbigem Jade verarbeitet. An Tze his rechter Hüfte lag ein Korallenbaum mit roten Kirschen und einem kleinen Kolibri aus schimmernden Edelsteinen auf einem Zweige. Es gab da auch zwei
Karl
Kehltöpfe aus Jade und in den Herzblättern faßen Grillen und Wespen aus gelben Diamanten. Achtundvierzig kleine Buddha figuren waren aus einem milchartigen Jade geschnitten, hatten aber alle gelbe Schuhe. Prinzen, Balastdamen und hohe Würdenträger am Mandschuhofe entleerten ihre Juwelenschreine in den offenen Sarg. Mehrere tausend loser Saphire ließ man über die Tote rieseln, und noch im letzten Augenblic, als man den innersten Deckel auflegen wollte, fam eine Mandschuprinzessin und legte eine Kette aus acht galoppierenden Pferden auf den Leichnam.
All diese Schäße sind also nun zerstreut. Eine Untersuchung ung man ti ist eingeleitet, und man richtet seine Aufmerksamkeit besonders auf die Antiquitätenhändler, die ihre Kunden in den mondänen Hotels Don Beting fuchen. Es wird behauptet, daß nicht nur gemeine Soldaten, sondern auch hochstehende Beamte an der Blünderung der Mandschugräber beteiligt gewesen seien, und Chinesen in den nördlichen Provinzen werfen, wenn sie einander begegnen, einen haftigen Blick auf die Hände des anderen. Sind die Handflächen schwarz, so verraten sie, daß der Betreffende an einer Leichen räuberei beteiligt gewesen ist! Man spricht in China von der ,, Bande der schwarzen Hände.. darunter versteht man die Leichenräuber, und ihrer sind viele, denn die Toten schwagen nicht, und es ist ein erheblich fleineres Risito mit dieser Branche des Berbrechergewerbes verbunden, als mit verschiedenen anderen, die lebendige Menschen zum Gegenstande haben. Selbst Leute von ganz durchschnittlichem Wohlstand nehmen oft Schmud im Wert von etwa zehntausend Taels mit sich in das Grab. Das sehen die Kulis, die zum Ankleiden der Leiche gemietet werden, und die Verfuchung, fie des Nachts wieder zu entkleiden, ist unbezwinglich. Ein paar Landarbeiter waren einmal im Begriff, die Leiche eines reichen Chinesen zu entkleiden, als plötzlich der Blitz niederschlug
Beilage des Vorwärts
Haffe Zetterström: Fragen
Manche Leute fragen viel und dumm. Ich selber frage fast nie. Man braucht ja so wenig zu wissen. Und wenn man etwas nicht weiß, dann orientiert man sich darüber, ohne zu fragen. Viele Leute führen aber ihre Unterhaltung durch Fragen. Dieser Gattung antworte ich stets mit Lügen und Unrichtigkeiten. Teils soll sie bestraft werden, teils will ich mich amüsieren.
Diese sinnlosen, albernen Fragen sind etwa so:
Ich size im Restaurant und effe Mittag. Da kommt jemand ,. lächelt blöde und fragt:
,, Ach, du ißt hier Mittag?"
Wenn ich erwidere: ,, Nein, ich spiele Billard im Stadthotel in Trelleborg " oder sonst was Gutes, dann sagt der Frager nur: ,, Du alter Wigbold! Hahaha!"
Und wenn ich in irgendeine Provinzstadt tomme und einen Bekannten auf dem Marktplatz treffe, dann sagt er: ,, Nanu, du bist hier?"
Ich antworte: ,, Nein, ich bin auf dem Lande bei einer after Tante."
,, Alter Wizbold!"
Vor ein paar Tagen habe ich aber einen Frager gezüchtigt. Ich komme ruhig dahergegangen. Un einer Ede steht ein bin Menschenschwarm der mich nichts angeht, denn ich bin nicht neugierig. Ich gehe also vorbei und weiß von nichts, als ein Herr, den ich nicht kenne und den ich nie zuvor gesehen habe, auf mich zutommt, auf den Menschenschwarm zeigt und fragt: ,, Was ist denn da los?"
Ich wiederhole nochmals: ich hatte den Mann nie gesehen, ich fannte ihn nicht, ich hatte keine Ahnung, wer er war mit welchem Recht überfiel er mich also mit einer so dummen und blödsinnigen Frage?
Ich blieb mitten auf der Straße stehen, streckte die Arme in die Luft und schrie aus Leibeskräften:
,, Schuhmann!!! Schuhmann!!!"
Der Menschenschwarm von der Ede tam sofort zu mir herüber, und zwei Schuhleute famen angestürmt, mit gezüdtem Gummi
,, Was ist denn los? Was ist denn los?"
und einem von ihnen die Hände verbrannte. Nur er empfand Schmerz, doch als der Tag anbrach, zeigte sich, daß sie alle schwarze Handflächen bekommen hatten, und seitdem sind die Leichenräuber unerklärlicherweise mit schwarzer Haut auf der Innenhand geknüppel. Man drängte sich um mich herum, und alle fragten: zeichnet. Man suchte eine praktische Erklärung, und ein durch triebener Fachmann machte geltend, daß der Tote selbstverständlich die Götter um Hilfe angerufen hatte. Das flang sehr wahrschein die Götter um Hilfe angerufen hatte. Das flang sehr wahrschein lich, und nun nehmen die Leute, die auf Leichenraub ausgehen, immer eine große, lodere Semmel mit sich. Sobald sie den Sarg dedel abgenommen haben, steden fie dem Toten die Semmel in den Mund, um ihn daran zu hindern, die Götter anzurufen.
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Es sind in den Gräbern der chinesischen Herrscher immer noch Schäße verborgen, die wenn sie ans Tageslicht gebracht und ver äußert würden sämtliche Kosten des Weltkrieges bezahlen könnten. Allein in den Särgen der jegt geplünderten Mandschuraiser waren genug Jumelen, um mit Leichtigkeit Chinas Schulden an das Aus land zu decken. Die Juwelen find fort, piele davon pielleicht in den Händen von Leuten, die feine Ahnung von ihrem Wert haben, und in ihrem leeren Sarfophag liegt die alte Buddha, stumm, mit einer Gemmel im Munde ( Aus dem Dänischen überfekt von.. C.)
Raer Das Ende der Pariser Straßenfänger
Reber:
Bor hundert Jahren schrieb Heinrich Heine : Ohne die Straßenfänger wäre Paris nicht Paris ."
Was wird also jest mit Paris geschehen? Das Polizeipräsidium hat den Verkauf von Liedern auf öffentlichen Straßen und Plazen verboten. Angeblich wird durch das Stehenbleiben der Zuhörer der Berkehr gestört. Und so muß eine der schönsten und ältesten Traditionen von Paris , die noch von den Troubadours her stammt, dem modernen Berlehr Platz machen.
Man darf die Straßenfänger nicht mit den Hofmufifanten ver medhseln, die es in jedem Land gibt. Der Hofmufitant spielt irgend ein altes oder neues Lied und geht dann absammeln. Der Straßenfänger arbeitete ganz anders. Raum hat irgend ein Lied oder Couplet auf den Boulevardsbühnen Erfolg gehabt, bemächtigten fich seiner die Straßenfänger. Manche unter ihnen haben ein außerordentliches Talent, den Melodien einen populären, oft auf attuelle politische Ereignisse anspielenden Text unterzulegen. Das so neu hergerichtete Lied ließen sie auf eigene Kosten bruden und fangen es auf belebten Straßen und Blägen, um die Zeit, wenn Medinetten, Arbeiter und Angestellte aus den Werkstätten, Ge schäften und Bureaus strömten und sich der größte Berfehr abspielte. Die Pariser sind stets zum Gaffen und Herumstehen geneigt und rasch bildete sich ein Kreis um den Sänger, der das Lied einigemal hintereinander fang und spielte. Dann perteilte er den Text und forderte die Zuhörer auf, mitzufingen. Zum Schluß fauften natür. lich alle das Blatt und bald sang ganz Paris den gleichen Refrain, bis wieder etwas Neues auftauchte.
Bor dem Krieg nährte das Gewerbe des Straßenfängers reichlich seinen Mann. Er verfaufte jedes Lied für 10 Centimes. Das Drucken toftete ihn 15 bis 20 Franken pro Taufend. Die Straßenfänger hatten ihren Generalstab" in einem fleinen irts Haus in der Rue Notre Dame de Nazareth. Dort versammelten sie sich regelmäßig, hielten ihre Besprechungen ab und teilten Paris in Settoren auf, um sich nicht gegenseitig ins Gehege zu kommen Doch schon vor ihrer endgültigen Abschaffung erlitten die Straßenfänger einen schweren Schlag. Die Musikverleger beschlossen eines Tages, die von Straßenmufitanten gedichteten Terte nicht hehr zu verlegen. Die Sänger waren also gezwungen, ihr Material beim Verleger teuer zu taufen, und dementsprechend auch wieder teuer zu verfaufen, zu einem Breis, den ihr übliches Publikum nicht zahlen fonnte. Die Zahl der Straßenfänger nahm ab, und die Berleger fahen ein, daß sie nicht das erreicht hatten, was sie eigentlich wollten. Da versuchten fie, billige Lieder durch Kolportage auf den Straßen zu vertreiben. Doch das Pariser Bolt ist konservativ und kaufte diese stummen" Lieder nicht. Schließlich fand man die wahren Straßenfänger nur vereinzelt vor, hauptsächlich auf Bolksfesten und auf den Märkten der Pariser Vororte.
Doch gab es unter den Straßenfängern einige, die mit Leib und Seele an ihrem Beruf und an ihrem Publikum hingen und sich dem Gesez der Berleger nicht unterwerfen, moliten. Da die Berleger nicht mehr erfaubien, daß man auf ihre Mufif einen neuen Tert mache, befchloffen die treuen Sänger, fich ihre Mufit auch selbst
zu machen. In zwei minzigen Caféhäusern der Rue Bert- Bois, in der Bar Bolta und im ,, Petit chez soi" versammelten sie sich. Der Befizer der beiden Lofale und Meister dieses sonderbaren ,, Konser vatoriums" mar ein alter Auvergnate. Ihm spielten die Musikanten jeden Abend ihre ,, Werfe" vor, und er bestimmte, mas guf und was schlecht sei. Ich kenne den Gefchmad des Publikums und irre mich. nie," pflegte er zu sagen. Gefiel ihm ein Lied, ließ er es sofort druden, verteilte es an seine Truppen, die damit in Paris , in den Provinzstädten und sogar in Belgien herumzogen..
Manche Typen unter den Straßenfängern find charakteristische Gestalten von Baris geworden und man erzählt sich von ihnen die fonderbarsten Geschichten. So ist der kleine buclige. Sänger Lagardère im Bolt befannt, der durch seine Zusammenstöße mit Lagardère im Bolt bekannt, der durch seine Zusammenstöße" mit der Polizei populär geworden ist. Fast täglich spielte sich die gleiche Szene ab: Begen irgend eines geringfügigen Bergehens schritt ein Polizist auf ihn zu. Largardère schlüpfte sofort hinter feine riesige Gitarre, die ihn ganz verdeckte. Doch sah er, daß es sein Feind ernst meinte, schwenkte er drohend sein Instrument und fchrie: Komm mir nicht zu nahe, sonst geschieht ein Unglüd!" Doch der Polizist pflegte furzen Prozeß zu machen, nahm den Zwerg einfach unter den Arm und schleifte ihn so, unter dem Gejohl der Menge, auf die nächste Wachstube.
Eine andere befannte Gestalt unter den Straßenfängern war Philogène, berühmt durch seine sonderbaren Einfälle. Er erfand zum Beispiel ein geniales System, sich Geld zu sparen. Kam er abends nach Hause, griff er in die Tasche und warf alle Münzen, die er tagsüber verdient hatte, in die Luft und ließ sie auf den Boden fallen. Die Münzen, die in der Mitte des Zimmers liegen blieben, hob er wieder auf, die aber unter die Möbel gerollt maren, ließ er ruhig dort liegen: fie bildeten seine Ersparnisse. Bar er in Geldnot, so begann er feine Stube gründlich auszukehren. Sogar der Tod von Philogène ging nicht auf normale Beise vor fich. Eines Abends hatte er die Idee, so zu tun wie Jesus Christus , und auf den Wellen zu wandeln. Ruhig stieg er ins Wasser und fant natürlich sofort unter. 3wei Tage nachher wurde seine Leiche aus der Seine gezogen.
So ging allmählich eines der ältesten und poetischsten Ge merbe von Baris zugrunde, bis ihm die Polizei vor einigen Tagen endgültig den Todesstoß versetzt hat. endgültig den Todesstoß versetzt hat.
Bon mem werden jetzt die fangestuftigen Pariser ihre Lieder lernen?
Schwebende Heilige. In das seltsame Kapitel des religiösen Aberglaubens gehört eine noch im 19. Jahrhundert in Italien verbreitete Borstellung, daß ein Mensch, der ein Heiliger sei, frei über dem Boden in der Luft schweben fönne. 1826 wallfahrtete man zu
einem Mönch in Albano, den Frauen der ersten Kreise gesehen haben wollten, wie er in seiner Belle drei Fuß hoch schwebte und bann verschwand. Bon einem Mönch in Monte Cane wurde im 16. Jahrhundert das gleiche behauptet, und es wurden ihm die wunderbarsten prophetischen Gaben nachgerühmt.
,, Was los ist? Ich komme hier die Straße entlang und weiß von nichts, als ein fremder Herr, den ich noch nie gesehen habe, der, der hier steht, auf mich zustürzt und mich wahrscheinlich berauben will. Er hat mit einer finnlosen Idiotenfrage angefangen, aber man weiß ja, wie schlau und gerissen Verbrecher sind. Ich bin überzeugt, daß er mir die Uhr stehlen wollte!"
,, Er sieht auch ganz heimtückisch aus!" sagte jemand in der Menge.
,, Mitten am hellichten Tage!" sagte ein anderer. ,, Es ist schon Schlimmeres passiert," sagte ein dritter, aber die Polizei müßte ihn festnehmen."
Ja," sagte ich, die Zeiten werden immer unsicherer für e.nen Menschen, der pünktlich seine Steuern bezahlt. Wo soll denn das hin? Ich frage, wo soll das hin? Das einzige, worauf man fich verlassen fann, ist die Sicherheitspolizei, eine aufgeklärte und ener gisch arbeitende Sicherheitspolizei."
Hier schritten die Schußleute ein. Sie, padten den fremden Mann bei den Armen und führten ihn mit Hilfe der Volksmenge unter heftigem Widerstand auf die Bache.
Er wurde trok hartnäckigen Leugnens wegen Raubversuchs auf offener Straße zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.
Ich glaube, er wäre glimpflicher davongekommen, wenn er eingestanden hätte.
( Aus dem Gdywedischen von Age Avenstrup und Elisabeth Treitel.)
Hallo! Ein Mensch!
Am 14. Oftober ging ein fleiner Drahtbericht durch die Zeitungen: 3 wischenfall am elettrischen Stuhl: Bei der Hinrichtung des 21jährigen Carl Hord auf dem elektrischen Stuhl des Staatsgefängnisses in Eddville( Kentucky ) ereignete sich ein 3wischenfall. Nachdem man einen Strom von 2000 Volt durch den Körper des Verurteilten gejagt hatte, richtete Hord sich auf und sagte ruhig: Ich bin nicht tot, Jungens!" mit zwei weiteren elettrischen Ladungen wurde hord schließ lich getötet."
Am 19. Oktober tam das Telegramm aus Innsbrud: ,, Halsmann zu vier Jahren schweren Kerfers verurteilt, verschärft durch einen Fasttag jährlich."
Am 20. Oftober murde das Buch Flammende Tage" von Karin Michaelis ( Cart Reißners Verlag, Dresden ) verfandt, das all das enthält, was man empfindet, wenn man diese beiden Telegrammnachrichten begriffen hat: Entfeßen, Berzweiflung, Mitleid, Wut und Willen zum Umsturz, Willen zur Revolutionie rung der Geister, Willen, die Herzensträgheit aufzupeitschen. Daß es anders werde, daß es besser werde, daß es gut werde.
In diesen Auffäßen zur Gemeinschaft der Geschlechter" wird alles, was fauf und schief ist, aufgedeckt und zur Antlage gebracht. Die Frauen und Kinder in Polen , in Serbien , in Amerita, eine Wienerin und dänische Mädchen in Not" werden gezeigt. Frau Che Kind: das Recht jeder Frau auf Mutterschaft und das Recht auf Fruchtverhütung; das Erwachen, das Werden der Kinderseele alles wird lebendig gemacht. Das steht in Säßen, die für den Philosophen zu einfach sind, die dem Denken eines schlichten, jedem nahen Menschen entstammen, sehr überzeugende Worte. In dem Teil des Buches, der Kämpfe und Kämpfer" heißt, wird von der amerikanischen Justiz, von den Fällen Bertman, Sacco und Baita zetti, Moonen gesprochen und von serbischen Gefängnissen, unterirdischen Räumen, durch deren Wände Wasser geleitet wird, das auf die Gefangenen tropft, und von russischen Methoden, Feinde" zu. bessern".
Karin Michaelis padt alles fest an. Sie zeigt Unrecht jeder Art und die Kämpfe und die Kämpfer um das Gute. Dieses Buch, das eine so starte Anklage ist, ist das positivste seit langem. Daß da ,, unter der großen Herde der Menschen ein Wesen ist, das mit leidet". Daß eine Seele das Spiegelbild der leidenden, bangen, verarbeiteten Kreatur mit sich schleppt" das macht das Buch
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so einzigartig und wert, neben allem, was von gelehrten Parteimenschen gesagt werden kann.
Flammente Toge" flammender Protest Bille Gruß und Handschlag, Karin Michaelis !
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flammender Gerda Weyl.