Einzelbild herunterladen
 

Oer Mann sott Kinder in die Wettsehen. Ein Grazer Gericht dekretiert ZeugungSzwang. Der Chefarzt des SanotPriums der Angeftelltenkrankenkosse In Graz (Oesterreich ), Prof. chermann Schmerz, bekannter Chirurg und Sozialdemokrat, hatte an einer großen Anzahl von Männern einen fchmerzlosen, zehn Minuten dauernden operativen Eingriff vorgenommen, der sie auf länger« oder kürzere Zeit, je nachdem die Leute«s roünfehten.u n f r u ch t t> a r machte. Die Lebenskraft blieb die gleiche, die Gcichlechtsfunktioncn erlitten keine Störung, die Zeugungsfähigkeit hört« aber auf! sie konnte nach Belieben wieder hergestellt werden. Die Operation bestand in einer linterbin- dung des Samenleiters , ähnlich der seit langem praktizierten Unter- bindung des Eileiters bei der Frau. War der Patient mittellos, lo nahm Prof. Schmerz für seinen Eingriff nicht»! für wenig Be- mittelle war die Taxe 30 Schilling 18 Mark, für Bemittelte 200 Schilling 120 Mark. Selbst aus den enllegensten oberöster- reichischen Gebirgsdörsern fanden die Männer den Weg zu dem Arzt. Sie wollten oder durften keine Kinder mehr in die Well setzen. Da war z. B. einer, besten Frau sich m der L a» d e s i r r e n- a n st a l t Feldhof befand: der Arzt hott« ihm verboten, seine Frau Todeskampf der&reiheU Wir beginnen am Vonnerstag Im Romanletl desAbend" mit der Verötfentlichung eines eigenartigen Dokuments. Es sind die Auszeichnungen des italienischen Emigranten P i e l r o U e n n I. Als handelnder Zöge hat Pietro Henni den Todeskampf der Freiheit in Italien erlebt, wer ist pietro Zlenni? Dem ansmerksamen politischen Leser wird, namentlich in früheren Jahren, dieser Zlame oft begegnet sein: er war der letzt« Ehefrsdakteur des führenden Or- gans der italienischen Sozialdemokratie, des MailänderAvant i". Er Hot also In der kritischsten Zeil der Verfolgung des Sozialismus durch den Faschismus den Posten bekleidet, den nur wenige Jahre vor ihm Mussolini selbst inne hatte, bevor er plöhstch zu den Feinden der Arbeiterklaste über- ging. Venni war lange Zeit Redaktionskollege und Freund des heutigen italieuifchen Diktators. Das Bild,.dos er von ihm enlwirst, ist scharf, aber gerecht. Man wird darin manchen bisher unbekannten. zum Teil sogar nicht unsympathischen Zug erkennen. Um so wuchtiger aber ist die Anklage des Verfassers' gegen das Regime von vlut und Dreck, das der Vuce" auf dem Gewissen hat. Renais historische Schilderung er- streckt sich namentlich aus die sechs Jahre vürgerkrieg. die der italienische Faschismus brauchte, um an die Macht zu gelangen und sich einstweilen zu behaupten, heute lebt Nenni, wie viele andere feiner Kampsgenosten, als Flüchlliug in Paris , von dort aus hat er uns diese Darstellung übersandt, voll Leben und Farbe, voll Leiden- schast und Schmerz, wir geben ihm das Wort nicht nur, weil seine Erlebaiste spannend und aufrüttelnd, sondern auch weil sie politisch lehrreich sind: der Tod der Freiheit in Italien ist eine Tragödie, aber auch eine warnungl

in andere Umstände zu bringen. Der Frau eines anderen Mannes hatte der Arzt erklärt, daß sie bei der nächsten Geburl sterben«misse: da ging der Mann zu Pros. Schmerz. Ein dritter hatte schon drei uneheliche Kinder: von Berus Schaffner, glaubte er, daß sein Be- darf an Kindern nun gedeckt sei. Ein vierter hatte für einen ledigen Bruder, ein« Mutter, Frau und Kind zu sorgen und war der Ansichk. daß er ein zweites Kind nicht bekommen dürse. 700 Männer waren es, denen der Arzt auf diese Weste geholfen hotte. Einer war dar- unter, namens Zohrer. Seine lungenkranke Frau hatte ihm bereits drei Kinder geschenkt Der Arzt verbot ihr. noch mehr zu bekommen. Zöhrer ließ an sich den operativen Eingriff vornehmen, hatte aber das Unglück, in Untersuchungshaft zu geraten. Der Gesängnisarzt entdeckte zwei kleine Operationsnarben. Der Mann erklärte, der Eingriff sei auf seinen eigenen Wunsch erfolgt. Der Arzt aber, voll Entrüstung über die schwere Bedrohung der Bolkskrast, erstattete gegen Prof. Schmerz Anzeige bei der Staatsanwaltschaft: Die Operation sei gewissermaßen eine Art Ab- treibung, ehe es zur Leibesfrucht gekommen istl Der Staatsanwalt erblickt« in dem Eingriff zwar nicht einen Verstoß gegen Z 144 des österreichischen Strafgesetzbuchs(§ 218 de» deutschen Strafgesetzbuchs), jedoch eine Uebertretung laut Z 411 des OeStrD., der besagt,vorsätzliche und bei RaushäiGeln vor- kommende körperliche Beschädigungen sind dann, wenn sie... sicht- bare Merkmale und Folgen nach sich gezogen haben, als Ueber« trelung zu ahnden'. Worin der Staatsanwalt einen Raufhandel «blckte, mag dahingestellt bleiben. Das Gericht war ober ganz seiner Ansicht: es verurteilte Prof. Schmerz wegen Körperverletzung zu 15 000 Schilling od«? zu 48 Swnden Arrest. Jede Verletzung, sagten die weisen Richter, ist strafbar,«venn nicht ein medizinischer Grund vorliegt, sie zu begehen. Di« Zustimmung des Patienten ändert nichts an der Sache. Das Gericht konnte aber nur zu dem Urteil gelangen, weil der Mfdmnstche Sachverständige Pros. Dr. Reutter«n seinem Gutachten erklärte, daß eine schwere körverliche Verletzung vorliege. Zwar dauerte die Operation nur 10 Minuten,'zwar sei sie äußerst leicht und bei lokaler Anestesie schmerzlos, zwar treten nach derfelbeck günsiige Berjüngungserscheinungsn aus und kehre später der normale Zustand zurück trotzdem lieg« schwere Körperverletzung vor. Was anderes sei es, wenn es sich um«ine ähnliche Operation bei einer Frau handelt, da lieg« zzt derselben ein ernstlicher Grund vor, denn die Frau trage ja bei der Geburt ein größeres Risiko. Der Herr Prosestor hatte wobl außer acht gelösten, daß«ine Geburt nur nach vorhergegangener Zeugung zustande kommen kann, also die Zeuaung«s ist. di« dos R'Wo der Frau bei der Geburt bewirkte. Dae gra,<T Urteil dürste wobl In einer Sammlung von Gerichts- kuriai-käten nicht den letzten Platz einnehmen. Die nächste Instanz wird über die suristisch« Berechtigung dieses Urteils zu ent- sche-den b-rh«» lieber leine moralst�e Berechtioung kann es nicht zweierlei Meinung geben. Sollte der Mann wirklich m-tzt über sein« Zeiiaunnefähigkeit bestimmen dürfen, und sollte der Arzt nickt be- recktiat sein, mit Zustimmuna des Vatienien an ihm einen unschäd- l'cken Eingriff vorzunehmen? Also nicht nur Gebärzwong für die Frau Zeugungezwang für die M ä n nor! Dies ist der Weisheit letzter Schluß der Grazer Richter.

Kunst/ Th« Allgemeine Unabhängige Ausstellung. Landesausstellungspar? Alt»Moabit, 2. bis 8. November. Die Kunst Hot es heute wirklich schwer, es geht ihr fast ans Leben: das Angebot schwillt ins Riesenhafte, die Nachfrage sinkt aus den Gefrierpunkt. Den Malern aber wird zwar nicht das Leben, wohl aber dos Ausstellen leicht gemacht, wir wollen ruhig sagen, zu leicht, heute kann sich niemand mehr beschweren, daß ungerechte Juroren und Kritiker sein schöpferisches Auftreten unterdrücken. Seit Jahrzehnten gibt es die Iuryfreien Ausstellungen, Kunsthändler suchen mit Vergrößerungsgläsern nach jungen Talenten und seit vorigem Jahr wird nun schon zum ziveitennaal auf die Iufyjreie die ganzUnabhängige Ausstellung' gepfropft, auf der die Wandplätze für die Bilder ausgslcft werde». Lieblicher kann man die Empfindlidzfeil der Bilderproduzenten wohl nicht hätscheln. Es fragt sich nur zu welchem Zweck: und ob das auch der Kunst zugute kommt. Kuristwerke sind es natürlich nur in der Minderzahl. Di« Quadratmeter guter Leinwand, die Dilettantenhände da in seligem Wahn und mit unsagbarem Fleiß bemalen, die lausenden Meter stolzer Rahmenleisten, die bei solcher Gelegenheft verschwendet wer- den, sind nicht zu zählen. Man glaubt sich in ein« hoffnungslose Provinz versetzt, in der rrur dieholde Kunst' den ahnungslosen Guten einigen Trost gewährt. Es wiick auch die letzt« Hoffnung zunichte, die auf Entdeckungen abzielt, wt« sie vor dem Krieg z. B. im Großen Herbstsolon cm der Seine und in der Potsdamer Straße (imSturm") an der Tages­ordnung war für Leute mit einem Blick für Qualität. Anständig« Qualftäten find freilich da: man braucht die äußerst sparsamen Bei- träge bekannterer Künstler nicht einmal(von denen eigentlich nur Breinlinger mit seiner fabelhaftenSchweineherde" einen er- frischenden Ton-hineinbringt), unbekannte Maler tauchen aus ollen Enden Deutschlands mit ganz annehmbaren Lesttungen auf, vielfach weiblichen Geschlechts, das heute in der Kunst sich seine Position erobert wie in allen anderen Berufen: M. Dornier, Willy Hermann. Elisabeth Tapper(rühmenswert), G. Sander (liebenswürdige Landschaften), h. K o e l t tz, Elisabeth Kühn, Tanja v. Lichonin, Joe st Frida Batt, W. Repke (unsympathisch, aber ernst zu nehmen), K. Kurz. Wieviel günstiger aber würde sie sich erst in einer verständigen Nachbarschaft präsen- tieren! Dann würde man auch den weftaus Begabtesten leichter herauserkennen, Otto Riemeyer-Holstein, in dem man wohl die Entdeckung dieser Unternehmung begrüßen darf:«in pvacht- volles Talent, das rrur ein wenig fester Zügelung bedarf. Nur noch eine Bemerkung über di« Skulptur: sie hat hier er- staunlicherweise versagt. Als einzige Oase wirken(neben Judith Speer und den phantastischen Geschöpfen von S ch a b b o n) zwst oder drei der charmanten Einfälle von Susanne Daus, Por­träts mit Hilfe von auf Draht gezogenen Perlen zu verwirklichen. Aber man kannte und liebte sie schon lange vor Erfindung der wahr- hast Unabhängigen Ausstellung. D. R. Leb.

Menfchenarfenal." Ein neuer Nussenfilm imAtrium". Das Menschenarsenol Ist ein großes modernes, mit allem Rais:- nement der Bewachung ausgestattetes Zuchthaus irgendwo in einem amerikanischen Südstaate, hier werden die Arbeiter der benachbar- ten Petrolaumwerke, die wider den Stachel der Werksleitung zu lecken wagen, zur Räson gebracht. Die personifizierte Bosheft ist der Gefängnisdireltor. der mit Wasierstrahlen und Schüssen die aufbegehrenden Insassen züchtigt. Der Führer der Petroleum- sklaven, Iosö Rell, ist zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt, aber er Hot alle zehn Jahre einen freien Tag. An diesem freien Tag. der ihm durch die Gemeinheit eines ihm mitgegebenen geheimen Auf- stchtsorgans geraubt wird, erleben wir mft ihm die ganze Grausam- keit des niederträchtigen Systems. Er hat feine Station oerpaßt, muß durch eine Sandwüste wandern und erreicht f. in Haus, wo ihn Frau und Kind sehnsüchtig erwarten, zwei Stunden vor Ablauf seiner Freizeit. Aber die Petrolsumarbefter sind gerade in den Streit getreten und retten ihn vor dem Zugriff der Polizei. Dieser nach«wer Novelle von Henry Barbusse gearbeitete Film des Regisseurs A. R o o m fügt sich in die Neiksi der russischen Meisterfilme. Mes ist aus einem Guß. Mit ungeheuerlichem Ernst und unerbittlicher Sachlichkeit ist das niederdrückende Milieu gezeichnet. Drohend ragt das Petroleumrevier in die Handlung: das Zuchthaus, das um einen Riesenhof gelagert ist, erfüllt uns mit seinen Schrecken. Sogar die wüst« Landschaft muß sich dam Gesamtcharakter anpassen. B. Ferdinandow ist als Ios4 Rell erschütternd Jede Gestalt ist individuell geartet, ein besonders in- teresianter Typ ist vor allem der Geheimagent des M. Strauch. Die Massenszenen sind wie immer bei den Russen von höchster Aus- druckskrast. Leider fehlen in dem Film alle Lichtpunkte, denn der gute Schluß rst natürlich ohne Gewähr. Der Moloch Petroleum ist der unumschränkt« Gebieter, gegen besten Gewalt nicht» auskommt. D. Wintertonzert des Berliner Sängerchors. Chorpertsn nannte das Geleitwort zum Programm, da» ftt der Philharmonie verteilt wurde, die Dortragsfolge des Winter- konzertes Meist mit vollem Recht. Aber einig« Nummern hatten sich doch eingeschliehen, die nur noch historisches Interesse be­anspruchen können, so Michael haydnsWaldlied". I. Herbecks .Lied Iung-Werners", R. BeckersHochamt im Walde" und auch ThuillcsJugend". Und sie just waren es, tue den sattelfesten Chormeistcr Philipp Heid einige Lorbeerblätter aus dem sonst wohlverdienten Kranz wieder herauszupsten. Er ist kein Schul- suchser, traut seinen Sängern etwas zu, schleicht nicht minutenlang mft der Stimmpseise vor Beginn eines Chores unter ihnen einher. um den richtigen Ton oinzuhämmern. Er will frei«, ieltsttätige Sänger erziehen. Aber bei jenen etwas lauwarmen, nicht mehr voll wirkenden Chorlisdern rächt sich das große Zutrauen. Die Straftheft und meist am Anfang auch die Reinheft lasten zu wünschen übrig. Wo Philipp Heid oben seine ganze Kraft einsetzt, so bei den Klassikern der Chortfteratur, und namentlich der herrlich gelungenen EingangsnummerMusik" von Vinzenz Lachner . da bewundert man sein weises Maßhalten, sein wohlbedachtes Disponieren, den sicheren Griff, mit dem er seine großen Steige» rungen erzielt. Für guten Chorklang, musterhaste Text behandln ug und Schonung des schönen Stimmaterial» seines imposanten Chores ist er ein vorbildlicher Dirigent. Der bewährt« Orgelmeister Wolter D r w e n s k i erfreute durch ein« ganze Reihe von Orgelwerken von Händel . Bach und Mozart , von dem die liebliche Phantast« für eine Orgelwal�" besonders lebhaften Anklang bei den zahl- reichen Zuhörern fand. kl. Ick.

ater/ Film. Höchst �Seltsames Zwischenspiel. Uraufführung im Deutschen Künstlertheater. Wenn ez nach der Fülle des Gebotenen ginge, dann wäre das amerikanische SchauspielSeltsames Zwischenspiel" des irischen Schauspielers Eugen O'N e i l l eine wertvolle Bereicherung der deutschen Bühne. Das Publikum bekommt ungefähr dreimal soviel wie on einem gewöhnlichen Theaterabend zu sehen. Neun Akte hat das Stück, es wandelt Schicksale ganzer Generationen ab. Als Graiiszugabe erhält man einen szenischen Trick, amerikanisches Patent: die Figuren reden nicht nur. was sie sogen, sie sprechen auch das, was sie denken. Es ist nicht leicht, die komplizierten Zulammenhönge ausein­anderzusetzen, die Nina, die Hauptperson des Stückes zu ihrem eigenartigen heucheln treiben. Sie hat sich ihrem Verlobten entsagt, als er in den Krieg ging, und empfindet das als schwere Schuld. Denn er ist gefallen. Was sie damals versäumt hat, holt sie so gründlich nach, daß sie in den Ruf einer hure kommt. In einem Lazarett gibt sie sich zu Krüppeln geschostenen Soldaten hin; dos soll ihre Sühne sein. Der Lazarett arzt hält ihre Gedankengänge für krankhaft und sorgt dafür, daß sie sich mft einem ungeliebten Manne verheiratet, der sie seinerseits vergöttert. Das scheint auch gut zu gehen. Neues tragisches Moment: als sie bereits van ihm schwanger ist, erfährt sie, daß sie das Kind nicht bekommen darf. Ihr Mann ist erblich belastet, sein« ganze Familie ist im Wahnsinn geendet. Zu seiner völligen Gesundung und zur Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches. Mutter zu werden, ist aber unbedingt ein Kind nötig. Dazu schenkt sie sich wieder einem scheinbar ungeliebten Mann, dies- mal dem Lazarettdoktor. Natürlich kommt, was kommen muß. Weiteres tragisches Mmsient zwischen beiden entbrennt die große Liebe, die nie in Erfüllung gehen darf, damft das gefährdete Gehirn ihres Mannes keinen Schaden leidet. Dieses tragische hin und her führt der Autor durch, bis Nina alt und eine Witwe und der im vierten Akt noch nicht vorhanden gewesene Sohn Bräutigam wird. Da findet sie sich zurück. Die schrecklichen 25 Jahre betrachtet sie als seltsames Zwischenspiel. Es ist nicht zu leugnen, daß der Autor interessante psychologische Ausschnitte bringt und ein Frauenschicksal beinahe gestastet. Nur sind Ninas Gedankengänge überspitzt, der ausgeklügelten Spinti- siercrei fehlt die Allgemeingültigkeit. Trotz der Feinheit einzelner Szenen ist dos Ganze Gartenlcmben-Romantik in Potenz. Die Neuerung, die der Autor hier anbringt, indem die Dar- fteller dem Publikum ihr« Gedanken verraten, ist keine Neuerung. Unsere toten Dramatiker nannten dasBeiseitesprechen", und wir sind froh, daß diese bequeme Zuflucht längst aufgegeben ist. Eine psychologische Verfeinerung ist der Trick teinessalls. Das Publikum steht sich die neun Akte ohne Widerspruch an, weil die Bergner und Rudolf Forster da sind. Die B e r g n« r hat die schwere Aufgabe, Ninas Wandlungen vom Backfisch bis zur alten Frau zu zeigen' Es gibt keine Künstlerin, die wie sie Mit namen- loser Zartheit gestallet, die Worte beseell und einen Duft von An- mut verbrestet. So überspannt die Rolle auch ist, wir glauben Nina, weil sie die Bergner spiel). Ebenso bezwingend und saszi- nierend F o r st e r als ihr hoffnungsloser Geliebter. Seine nüchterne Tachlichkeft und verhaltene Bestlmnüheft halten das Publikum in atemloser Spannung. Mathias W i e m a n n, Theodor Laos, Erwin F a b e r und Helene F e h d m« r fügen sich ihren großen Partnern wunderbar ein. Wieder einmal adeln Schauspielerleistungen ein dürftiges litera­risches Werk. Fünf Stunden Hot die Aufführung gedauert. cigr.

Oer Günstling von Schönbrunn ." Eapitol. Dolksgemurmel,«in paar Geräusche und synchronisierte Musik machen noch keinen Tonfilm. Diese Bezeichnung paßt also aus Den Günstling von Schönbrunn" überhaupt nicht. Es ist ein Spielfilm in historischem Kostüm. Aber der Begriff des Tonfilms hat di« Regisieurgemüter verwirrt, und Erich Waschnek zählt zu den Opieni. Er stellt nämlich Szenen, die nach dem Wort verlangen, das dann auch programmäßig als Texteinlag« erscheint. Ferner läßt«r die Schauspieler unentwegt mit dem Mund klappern, Dinge, die man früher als unfilmisch ablehnte und die heute ebenso unfilmisch wirken. Der Szenenausbau wird breiter zum Schaden des Ganzen, und das Tempo erscheint übcrflüssigerweife verlangsamt. Der Ton- film verträgt noch dies« Einstellung eher als ein stummer Film, der unter falscher Flagge segelt. Neben die Irrtümer des Regisseurs treten die Fehler des Manuskripts. Man soll uns endlich mit historischen Atwppen in Ruhe lasten. Die Liebesspielereien der Maria Theresia interessieren kaum noch, vor ollem nicht, da Lil Dagover diesmal nur kalte Koketterie und Routine entfallet, vielleiiÄ, weil sie Reifrock und Perücke tragen muß. Sie gibt zuviel an Grazie. Allerdings ge- lingen ihr und Ivan Petrovich ein paar sehr gute Szenen, und Waschnek schafft stellenweise einen dekorativen Rahmen, der historisch echt wirkt und auch zum Spiegel der Stimmung wird. Zu einem Lustspiel ist der FUm zu schwer, und dem Ganzen glaubt man nicht den Geist des Rokokos, und so entsteht auch in dieser Beziehung ein Kompromiß, der nicht befriedigt. 5ck. Bei der Musik sie stammt von Giuseppe Becce kam und kommt es auf die produktive Arbeit des Komponisten, die instrumentale Aueführung und vor allem auf die Wiedergabe und dabei auf die Apparatur des Theaters an. Wir haben Tonfilm- Musik schon besser herauskommen hören als gestern im Kapftoi. Immerhin war auch diesmal die Wiedergabe der Misik befriedigen- der als jene de, gesprochenen Wortes; und alles in allem immerhin so, daß die Werte der musikalischen Arbeit durchaus zur Geltung kamen. Daß der erfahrene, gewandte Filmmusik-Prottiker Beere sich rasch und mühelos in die neuartigen Verhaliniste gefunden hat, überrascht uns nicht. Der schon typischenRosentavalier"-Atmo- sphäre weicht er nicht ohne Erfolg aus, vor allem durch bawußtc Anlehnung an den musikalischen Zeitstil, und er findet auch in manchem intim untermalenden Detail persönlichere Töne. Seine diskrete Zurückhaltung ist vor allem in stillen Szenen der Stimmung de« Zuschauers förderlich. Der Musiker hat ohne Zw-ifel die Wir- kung dieses Tonfilms zum Guten gelenkt. K. P.

V«r plaulft Bilii Apel beawnt beule abend 8 Uhr im Groiian.Steinweg- Saal mit leinen Einführungikonzerten in daS Gesamtschaffen Johann Sebastian Bach «. vi« Zastrumenlensommluoq der Oochichule für Musik(Fftanemir. U. bat die Instrumente eine« vollständiqen javanischen Schlaazeuaarchesiei» < Kamelan) erworben. Sie iil Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag von 111 Uhr geöffnet.