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Pietro Nengi
ane der
Wir
( 1. Fortsetzung.) ..Attentate," sagte Mussolini , find die Berufsunfälle der Könige. Weiter warf er Bissolati feine 3uftimmung zum Kolonialfrieg vor: 3hr bürgerlicher Patriotismus führt Sie irré. haben fein Baterland, solange die Bourgeoisie ant Ruber ift." Auch gegen die Reformpolitif wendete sich der junge Mann, meil fie ben Staffentampf auswattiert. Biffolati wurde aus der Partei ausge= schlossen und wenige Monate später saß sein Anfläger als Chef:| redakteur am Redaktionstisch des„ Avanti".
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Dann kam der Krieg. Biffolati trat als erftet für den Eintritt Italiens an der Seite Frankreichs ein, und nahm selbst obwohl über 60 Jahre alt- am Kriege feil.
Als dann aber der Faschismus über die Arbeitermassen herfiel, war Bissolati natürlich auf der Seite der Arbeiter.
Im Jahre 1920 war der vanti" nicht nur um feiner politi schen Bedeutung willen die erste Zeitung in Italien , sondern nahm es auch der Verbreitung nach mit den führenden Organen der bürger lichen Informationspresse auf. An seinem Redaktionstisch war auf Bissolati Enrico Ferri gefolgt mit seinem formalen Revolutionarismus und feiner Histrionen- Eitelkeit. Dann Claudio Ireves, der heute als Flüchtling in Paris lebt, schließlich Muffd lini, der zum Feind überging.
geworden.
Aus dem kleinen Blatt vom Jahre 1895 war eine große Zeitung In Jahre 1898 hatte der„ Avanti" der Reaktion stand gehalten unter Ausnahmegesehen und Belagerungszustand. Unter der Leitung Serratis hatte er perzweifelt gegen den Krieg ge tämpft, in hartnädigem, zähem Widerstand gegen die liebermacht. Seine Auflage stieg mit jedem Tage. An freiwilligen Spenden floß ihm in einem Jahre eine Million Lire zu Mit großer Feierlichkeit wurde der Grundstein zu einem Haus des„ Avanti" gelegt. Bissolatt war damals schon ein Sterbender. Das Mailänder Proletariat fonnte ihm noch ein letztes Mal danten, und er soll geweint haben, als man ihm die Kunde der ergreifenden Demonstration brachte. mit der man den Namen des ersten Chefredakteurs des„ Avanti" ehrte.
Mussolini war abwesend. Er hatte seine Sache verraten und bereitete fich darauf vor, das zu zerstören, woran der italienische Sozialismus arbeitete und baute, bau
An jenem Morgen es war der 16. Ottober 1911= mar ich im Gefängnis in Forli in der denkbar schlechtesten Laune aufgewacht. Es war das mein erstes Grwachen in einer Gefängnisselle. Wohl hatte ich schon gelegentlich ein paar Tage in Polizeihaft verbracht, aber diesmal galt es, eine größere Rechnung zu begleichen und ich wußte, daß ich sobald nicht die Freiheit wiedersehen würde. Mit Kummer dachte ich an die Meinen zu Hause. In der Nacht hatten mich die Wanzen nicht schlafen lassen und auch der Lärm der Auf seher bei ihrem Rundgang.
Aber in meinem Alter läßt man den Mut nicht finken. Ein Zwanzigjähriger gewöhnt sich an alles und braucht auch im Gefängnis nicht viel Zeit, fich zu attlimatisieren. Mit ein paar guten Büchern, etwas Philofophie, einiger Phantasie und guter Laune tann man aus der Gefängniszelle einen Palast machen.
Als ich hinausgeführt wurde, um frische Luft zu schöpfen, deutete mir ein Mitgefangener durch Zeichent an, daß es etwas Neues gäbe; aus seinem Mienenspiel verstand ich, daß in der Nacht neue Benfionäre" eingetroffen waren. So benutzte ich einen Augenblid der Inaufmerksamkeit meines Bächters, um mich an der Mauer
Avanti!
Il nostro giornale
WL
Frakert
gung. Bis dahin waren die Landleute den Priestern unterworfen, pie erflärte Feinde der italienischen Einheit waren. Der Sozialismus vereinigte Industriearbeiter und Landvolk, Nord und Süd, die einander bisher im Namen ihrer Sonderinteressen entgegengetreten waren. Er erschloß den Massen neue Ausblicke. Sie wurden nicht nur der Safristet entrissen, sondern auch dem Wirtshaus; man gab ihnen Schule und Bücher als Ersatz.
So fam allmählich einem Teil der Bourgeoisie die Erkenntnis, daß der Teufel gar nicht so schlimm war, wie man ihn geschildert hatte, und daß sich mit dem Sozialismus ganz leidlich auskommen fieß. Gleichzeitig entwickelte sich die sozialistische Bewegung im Sinne des parlamentarischen Reformismus. Dagegen schien jeder Tag zu beweisen, daß man auf dem Wege des Kompromisses zwar langsam, aber beständig vorwärts kommen konnte. In jenem Jahre 1911 vollführte Giolitti noch ein Meisterstück politischer Schlauheit. Während er einerseits das Land in den Kolonialfrieg um Tripolis. verwidelte, bot er der Demokratie und dem Sozialismus ein wertvolles Geschenk: das allgemeine Stimmrecht,
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Das war ein gefährliches Geschenk. Im allgemeinen sind Reformen wertlos, die nicht durch schweren Kampf errungen we: 0 n. Sie bleiben auf dem Papier. Sie können in den Gesetzbüchern stehen, aber sie leben nicht im Bewußtsein des Boltes. Dabei virlieren die Parteien an Einfluß und das Parlament auch. An Stelle des Kampfes tritt das Kompromiß, an Stelle der Organisation lie Klüngelwirtschaft. Selbst das geistige Leben einer Nation wird so mit Ohnmacht geschlagen. Obwohl sich die Regierung auf formell demokratische Institutionen stügt, übt sie eine wirkliche Diktatur aus oder wenigstens eine paternalistische Herrschaft, wobei sie sich selbst die Aufgaben anmaßt, die in einer Demokratie der Initiative des Bolles überlassen sein sollten.
Ordnung und gegen den Staat eingetragen hatten, aber sie waren Anzeichen einer Geistesverfassung, die sich nicht an jenes Gleich gewicht anzupassen mußte, das Giolitti, der seit 1901 fast ohne Unterbrechung Ministerpräsident war, im Parlament und im Lande herbeigeführt hatte. Dan tönnte den Stoliitismus definieren als einen Biberalismus ohne freiheitlichen Geist oder als eine Demo fratie ohne den Geist der Selbstbestimmung. Ich meine damit, baß Giolitti por teiner, auch der radikalsten politischen Reform, zurüd schreckte, daß ihm aber jeder Glaube an den Wert der Freiheit fehlte.heitlichen Staat nicht anerkannt hatte, organisierte jetzt die Massen im Bor allen Dingen war er ein Meister der Korruption.
Im Jahre 1900, als eben die Kämpfe der äußersten Linten gegen Crispi und die militärische Reaktion vorüber waren und Die Konservativen die Leiche König Humberts I.. ber in Monza von dem Anarchisten Bresci ermordet worden war, wie eine Fahne im Kampf gegen den Liberalismus verwerten wollten, hatte Giolitti es gewagt, den Arbeitern das Koalitionsrecht und das Recht, zu streifen, offen zuzusprechen. Er hatte den Sozialismus als eint großes politisches und soziales Problem bezeichnet und den Verfuch abgelehnt, ihn als Polizeiangelegenheit auszutragen. Erste Folge dieser Bolitik war das Ausbrechen zahlreicher Streits, die ein wahres Jammergeschrei der Bourgeoisie auslöften. Italien sollte am Rande eines Abgrundes stehen, dem Untergange geweiht fein, wenn die Regierung nicht Ginhalt gebot. Statt des Sturzes in den Abgrund erfolgte das Gegenteil: unter dem Druck der organisierten Massen nahm das wirtschaftliche Leben des Landes einen gewaltigen Aufschwung.
Der Sozialismus schickte sich an, die Bevölkerung moralisch und physisch umzugestalten. Aus einem hungrigen verkommenen Böbel machte er Arbeiter, die das Bewußtsein ihrer Rechte hatten. Wie in allen Ländern mit großen sozialen und geographischen Verschieben helten wirtie der Sozialismus in Italien als ein Glement der Gini
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Dies war die Lage in Italien um 1910 und 1911. Der politifchen und parlamentarischen macht Giolittis entsprach die org:= nische Schwäche der Parteien und Organisationen, einschließlich ter fozialistischen Bartel. Die katholische Kirche , die bis dahin den ein
Staat und für die Eroberung des Staates. Nach dem Genera ftrcit bon 1905 hatte Pius X. bas„ Non expedit", das Verbot der Be: teiligung an den Parlamentswahlen für die Katholiken, aufgehoben. Die Zeit nahte, in der Giofilii vor einem Bündnis mit der Safriflet nicht mehr zurückschrecken würde.
All diese Ereignisse bewegten und ergriffen den jungen Nachwuchs. Der Geist der Opposition gegen den Giolittismus nahm in Italien verschiedene Formen an.
Auf rein intellektuellem Gebiet bildete sich in Florenz , im Bannfreis der Zeitschrift a Boce", eine antipofitivistische Lewegung, die einen bedeutenden Einfluß auf die studierende Jugend ausübte. Der heute geachtete Gaetano Salvemini scharle um seine Zeitschrift unita" eine geistige Elite, die tiefe Verachtung für den Giolittismus zur Schaut trug.
In der Gewerkschaftsbewegung faßten die antireformistischen Strömungen im Geiste Sorels Fuß. Auch die sozialistische Par et entging der Strife nicht und erfuhr eine Verschiebung ihres Schwer punktes nach links.
Gleichzeitig begann fich eine nationalistische und imperialist'fte Bewegung au bilden, die sich sowohl gegen den Sozialismus und Liberalismus als gegen Giolitti wendete.( Fortfegung folgt.)
WAS DER TAG
Konkurrenz drückt die Preise.
Ich mußte, nachdem ich ein paar Tage auf der griechischen Infet Ainas verbracht hatte, nach Athen , beziehungsweise nach dem Piraus zurückfahren: eine Affäre von 4 bis 5 Stunden und 150 Drachmen oder zwei Dollar. if dem Wege zur Pier schlossen fich mir zwei Herren an, die Vertreter zweier rivalisierenden Schiffahrtslinien; ber eine ging redhis, der andere fints von mir den gangen, gut einen Kilometer langen Weg hinab, und beide waren bestrebt, mich als Passagier für ihre Linie zu gewinnen. Der Rechtsfeitige wollte mich für 150 Drachmen mitnehmen, aber fein Rivale unterbot ihn, und sein Preis lautete 125 Drachmen und teine Lepta mehr. Dies hörend, mollte der lintsfeitige Agent[ chier zerspringen, beherrschte fich aber noch und feite feinen Breis mit Todesverachtung auf hundert Drachmen herab, einfach rund hundert. Jezt bekam der rechtsseitige Agent einen Tobsuchtsanfall. Er rief die Götter des Olymps zu Hilfe und schwör bei ihnen, daß er fich ruinieren werde: Lotal zugrunde richten molle er sich und gebe bent Passageschein für 50 Drachmen her, bitte schön fünf- 319 Drachment, hat man je so etwas gehört? Der finte Agent gute zu fammen, er fpie aus und sollte fürchterlich seine Augen. Dann bot er mir die Fahrt für eine Schachtel Marouli Spezialzigaretten an im Werte von 14 Drachment oder 85 Pfennigen.
Ich hatte jetzt nachgerade Mitleid mit dem rechten Agenten, so erbest schien er über das rivalisierende Schleuderangebot zu feit. Die Welt und alles darin schienen ihn mit souveräner Verachtung
RUNDFUNK
AM ABEND
Freitag,& November.
Beriin.
16.05 Dr. Samson: Zum 50. Geburtstag der elektrischen Glühbirne,
schaft.
Die erste Nummer des„ Avanti", die am 25. Dezember 1896 18.80 Violinvortrage. Nardini, Boccherini , Locatelli, Popper( Beatrice Reichert,
hochzuziehen, die meinen of bom ebenhof trennte. Da sah ich einen am Boden tauernden Mann, bet sich aus einem Topf Waffer auf seinen völlig glattrafierten Kopf fchüttete.
Violine: am Flügel: Seidler- Winkler).
18.55 Das neue Buch.
19.06 Volkslieder.
19.30 Prof. Dr. Georg Wegener: Grundzüge der Geopolitik.
BRINGT.
INT
zu erfüllen. Ein Schiffsbillett? Gut, er schenkte mit eines. Da: ich soll es umsonst haben.
Als dies der linte Agent vernahm, tnirschte er mit den 3ähnen, daß mit angst und bange wurde. Schließlich erhob cr nochmal feine Stimme und fagte mit föniglicher Geste: Ich gebe Sie mit mir fahren. Ich fuhr mit ihm, denn der griechische Kaffeenoch etwas dazu. Sie sollen einen Kaffee an Bord haben, wenn Sie mit mir fahren. Ich fuhr mit ihm, denn der griechische Kaffee-- muß man wissen ist der befte der Welt. Ein Serum gegen Verbluten?
he he.
fchaft, Jean Painlevé , einen erfolgreichen Versuch mit einem Serumt In Paris soll der vielseitige Bertreter der medizinischen Wissengemacht haben, das bestimmt ist, nach schweren Blutberluften die erloschene Bebenstätigteit wieder zu erweden, ohne daß man zur Transfusion feine Zuflucht zu nehmen braucht. Das Experiment wurde an einem Hunde ausgeführt, der durch einen Einschnitt in den Magen entblutet worden war. Als das Tier die üblichen Synpiome des eingetretenen Todes zeigte, wurde ihm nach dem Berbinden der Wunde das Sarum unter die Hut gespritzt. Wenige Gefunden nach der Einsprigung sprang der Sund auf, tranf dus einem napf Waffer und tief lustig um den Operationstisch. Der Entbeder des Serums ift eint Arzt, der zurzeit am Pasteur Inftitut in Hanoi tätig ist. Einer seiner in der französischen Armee dienenden affiftenten hatte eine Quantität des Serums erhalten und das Berfahren mit ausgezeichnetem Erfolg an einem Motorradfahrer erprobt, der bei einem Unfall an die zwei Liter Blut verloren hatte. Was eine Schwalbe verzehrt.
Ein Schwalbenpaar ift täglich 16 Stunden auf der Insektenjagd. Jede Schwalbe trägt in einer Stunde den Jungen etwa 20 Schnabel voll Mahrung zu. Dabei erscheinen Männchen und Weibchen fund 640mat täglich im Neft. Jedes der beiden Tiere schleppt jedesmal an die zehn Insekten mit. Das Paar vernichtet Semnach täglich 6400 Injetten, die für die Versorgung des Nestgeleges verwendet werden, zum eigenen Unterhalt verbraucht Eas Schwalbenpaar baneben rund 6000 3njeften, so daß die Schwalbenfamille täglich liber 12 000 3nfetten vertilgt.
Verbrecherstatistik aus Schweden .
Die Zahl der in Schwebent inhaftierten Personen vermindert sich von Jahr zu Jahr und betrug Ende Juli d. 3. im ganzen Westküste zählt in den legten beiden Jahren durchschnittlich nur Lande mur 2000. Das Gefängnis in Barberg an der schwedischen 2 bis 3 Insassen. In diesem Jahre fogar bloß einen. Auch das Gefängnis in Engelholm beherbergte im vorigen Jahre nur einent einzigen Gefangenen, wozu zwei wärter angestellt find. Das Ges Man plant nunmehr die Gefängnisse zusammenzulegen und di Gebäude müglicheren Zweden dienstbat zu machen. Um eine Tasse Tee..
20.00 Nordische Tänze und Lieder( Bernhard Svensson, and Evert Sahlberg, fängnis in Visby und das in Haparanda hatten je brei Insassen. Violine).
Er hob das Haupt. Donerwetter!( 5m sluchen mar er groß.) 20.30 8. 6. 5. taó, tao Foya." Krassin rettet ,, Itatia".
Keine Ahnung, daß du hier marſt."
Sind noch Genoffen hier?"
Ich denke, wir sind unserer zehn."
,, Da wird man tüchtig mit uns abrechnen."
Nach den Abendmeldungen bis 0.50 Tanzmusik.
Königswast& rhausen.
16.00 Fadrus: Das österreichische Schulwesen. 16.30 Konzert von Leipzig .
17.30 Dr. Franz Mayer: Chomie im täglichen Leben,
Und diese Feiglinge, die nicht den Generalftreif proflamieren!" 18.00 Gen.- Rat Demuth: Zugabewesen und Reklame. Die Feiglinge waren unsere Genossen
Die Aufseher waren aufmerfiam geworden, so daß ich die vor: teilhafte Stellung, in der ich war, schleunigst räumen mußte.
Es waren nicht besonders schwerwiegende Ereigniffe, die Mussofini und mir die Anflage wegen Verbrechens gegen die öffentliche
18.30 Englisch für Fortgeschrittene.
18.55 Hagemann: Das Textilgewerbe,
19.20 Wissenschaftlicher Vortrag für Zahnärzic.
In den legten Tagen wurde in dem zwischen London und Manchester verfehrenden D- 3ug die Notbremse gezogen. Als die Beamten nachforschten, ergab sich, daß eine ältere Dame die Notbremse gezogen hatte, und auf Borhaltungen erflärte fie gorns bebend, daß fie bereits über eine halbe Stunde auf ihren Ice warte, den sie im Speisewagen bestellt hälte. Diesen Grund fan
20:00 Philharmonie: Lieder( Richard Crooks, Tenor: am Flugel: Michaei den die Beamten fo wenig einleuchtend, baß die Dame wegen
Raucheisen).
Anschließend Central- Hotel: Unterhaltungsmusik.
öffentlichen Unfugs mit einer Strafe von 15 Pfund Sterling be legt wurde.