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(4. Forts�tzuna.) Wozu Volksversainmlungen in den äußeren Stadtvierteln? Da? Zentrum, dieGalleria" müssen wir erobern und in den bürgerlichen Stadtteilen demonstrieren. Will man un, das ver- bieten, so werden mir es trotz des Verbots tun." Auf dem Parteitag von Ancona  , nach zweijährigem Wirken als Chefredakteur desAoanti". war er Herr und Meister in der Partei. Die juntzen Leute beteten ihn an, während die Reformisten ihm seinen Blanquismus und seine Propaganda des Ausstands vorwarfen. Zwischen ihnen und Mussolini   bestanden tatsächlich unversöhnlich« Gegensätze. Bei den seltenen Besuchen, die ich Mussolini   in Mai- land machte, platzte bei seden, Wort sein Haß gegen den Resormis- nius heraus:Du wirst sehen, wir werden es zu gar n i ch ts bringen, ehe wir nicht Turatis Salon in die Luft gesprengt haben." Jetzt verschärste er auch seine Offensive gegen den Freimaurer  - orden und gegen die Freimaurer  , die er auf dem Parteitag von Ancona   aus der Partei hatte ausschließen lassen. Ihm erschienen die Logen als Werkstätten d«r Korruption und der Vermischung bürgerlicher und sozialistischer Ideen. Mit jedem Tage wurde er radikaler. Gegen Ende des Jahres 1913 hatte er in Florenz   eine Rede gehalten, die in vielen Punkten dem leninschen Bolschewismus an die Seite gestellt werden kann. Aber er war kein' Doktrinär. All sein Ringen nach einem Lehrgebäude wurde vereitelt durch seinen Willen zur Tat. Sein System war es, kein System zu haben. Aktion. Aktion, Aktion, das war seine Lehre. Um die Milte des Jahres 1914 gab eine später alsdie rot« Wache" bezeichnetes Ereignis einen Begriff von dem Grad der Er- regung und Gespanntheit im ganzen Lande. Am 7. Juni waren in einem Zusammenstoß mit der Polizei drei Arbeiter bei Ancona   ge- tötet worden. Daher Generalstreik in der Stadt, der dann auf die Romagna   übergriff, auf Umbrien   und schließlich das ganze Land erfaßte. Da die Eisenbahner der Bewegung beitraten, war«s ein Generalstreik im vollsten Sinne des Wortes. In mehreren Städten, namentlich In Ancona  , Florenz   und Neapel  , wurde er zum Auf- stand, dem die Polizei nicht gewachsen war. Ein« kurze Zeit über hatte man den Eindruck, mitten in der Revolution zu stehen. Die Bürger trugen rote Kokarden. In Ravenna   hatten die Streik«». den einen General oerhaftet. In mehreren kleinen Städten war unter Glockenläuten die Republik   prokiamkrt worden. In Rom  hatte es Mühe gekostet, eine gegen das königlich« Palais genchtete Demonstration mit Hilfe der Truppen zu zerstreuen. In Ancona  lag es mir ob, Gutscheine für die Getrelderequisition auszustellen. Die öffentliche Gewalt lag hier ausschließlich in den Händen der Arbeiterkammer   und der Stadtverwaltung. Die Regierung hatte ein Kriegsschiff nach Ancona   geschickt. Als die Mannschaft ausgeschifft wurde, empfing sie eine einzigartige Demonstration: Frauen und junge Mädchen gingen ihnen entgegen mit Blumen in den Händen und Tüten mit Nahrungsmitteln. Das hieß die pnlitärischs Disziplin auf eine schwere Probe stellen. In Fabriano   wurde«in Zug Borsaglieri auf diese Weise entwaffnet und mußte schmunzelnd der ProNamierung der Republik  beiwohnen. Kirchen gingen in Flammen auf. Rote Fahnen wehten von den öffentlichen Gebäuden. Mussolini   sandte uns flammende Aufforderungen zur Fort- setzung des Widerstandes. �Hundert Tote in Ancona   und ganz Italien   in Brand" sagte er. Aber die Bewegung war schon im Abflauen. Die Generalkommission der Arbeit hatte da« Ende des Stroits angeordnet. Nach siebentägiger Bewegung kapitulierte auch Ancona   und die übrige Romagna  . Wie das in solchen Fällen immer geschieht, folgte der Illusion und dem Enthusiasmus eine schwere Ernüchterung. Die Polizei nahm Hundert« von Verhaftungen vor. Malatesta. auf den sie besonders fahndeten, entkam nach London  . Ich bekam Gelegen- Keit, sieben Monate im Gefängnis in mich zu gehen, bis mich«ine Amnestie befreUo. Zwei Monate nach dieser roten Wache donnerten schon die Kanonen an der serbischen Grenze, Der Krieg war da und mit ihm eine neue Phase der Weltgeschichte. »* * Die Tatsache des Krieges gab dem Zorn der Massen und dem Eifer der Führer«ine ander« Richtung. Auf die Parteien der äußersten Linken lauerte die Spaltung, wie sie der Konflikt zwischen Verfechtern und Gegnern des Krieges bringen mußt:. Zu allererst nahmen die Republikaner   Stellung zugunsten des Eingreifens Italiens   in den Weltkrieg, um Trlent und Trieft von österreichischer Herrschaft zu befreien. Auch die Syndikalisten zögerten nicht, sich iür den Krieg zu erklären, de» man als revolutionäres Ereignis betrachtete. Vereinzelte Sozialisten und Anarchisten, Eingänger, wie Blssolati und Salvemini, bildeten den ersten Kern der Inter  - nentisten. Auch für die sozialistische Partei gab es kein Zögern: von der ersten Minute an nahm sie gegen den Krieg Stellung. Freilich er- iuhr der Internationalistische Mystizismus einen schweren Stoß �urch die Krise der Internotioiialc. die den Krieg nicht hatte ver- hindern können und die nun Ihre«igenen Scttionen im Kamps» gegenetnandec sehen mußte Aber dl, Sachlage war in Italien   an- der« als in den übrigen Ländern, dl» ganz plötzlich in den Wirbel- stürm des Krieges gerissen worden waren und bei denen man dsn Glauben erweckt halt«, es gälte, eine felndsiche Invasion zurückzu- weisen. Kein Feind bedrohte Italien  . Man versprach vialm.hr Dank und Lohn für die Neutralität, die die Regierung proklamiert hatte, wodurch sie verspätet senen Dreibund löste, der für dt» Mon- archi« nichts anderes bedeutet hatte als eins Versicherung gegen d!« Revolution. Di« einzige Diskussion, die in der sozialistischen   Partei statt- fand, drehte sich um die Formel, um das Ausmaß der Neutralität. Mussolini   forderte eine absolute Neutralkiöt allen Kriegktihrenden Gegenüber, während die Rechte für ein« relatio» eintrat. Auch die Bourgeoisie war in hohem Maße Uneinig gegenüber den Problemen des Konflikts. Die Nationalisten wollten den Krieg,
ohne noch zu wissen, ob sie dem Dreibund Treue halten oder dem englisch  -franzäsischen Bündnis beitreten sollten. Die Großindustrie war unentschieden, denn ihre Geschäfte konnten sowohl beim Ein- greifen In den Krieg wie bei der Neutralität aus ihre Rechnung kommen. Die giolittische Bourgeoisie erstrebte eine auf Abmachun- gen beruhende Neutralität, die dem Lande Vorteile bringen solllc, ohne es dem Risiko des Krieges auszusetzen. Ihrer Methode des Abwarren» treu, ohne Vertrauen auf die Opferfähigkeit und Aus- douer des Volkes, suchte sie den Weg des kleinsten Kraftaufwandes. Dagegen waren die intellektuellen Schichten des Büraertums und die akademische Jugend mit aller Leidenschaft für den Krieg, den sofortigen Krieg, den Krieg um jeden Preis.
Nuesollnls Vaterhaus
Dom August 1914 bis zum Mm 1915. bem Zeitp Unkst ta fem Italien   den Krieg erklärte, haben beständige Konflikte zwischen den Gegnern und den Beriechtern des Krieges gewütet. In den Der- sammlungen prallten sie aufeinander, in der Presse beschimpften sie sich. Erst im September 1914 bekehrt- sich Mussolini  , na-f)b-m er soeben im..Avanti" das Plebiszit gegen den Krieg organisiert hatte. plötzlich zum Interoentismus. Im Laufe von zwei Monaten krem- pelt« er seine ganze Politik um, und am 14. November erschien die erste Nummer seines KampfblallesPopolo d'Italia" unter dem furchtbaren magischen Wort«: Krieg Inzwischen war ein gewaltiger moralischer Einfluß auf ihn ausgeübt worden. B a i i i st i. der dann in Trient   gehängt werden sollte, Marcel Cachin  . Jules Desires und andere hatten versucht, ihn umzustimmen. Aus Frankreich   war ihm Geld ver- spräche» worden, um die Zeitung zu gründen. Der Teufel des Verrats war in ihm. Dieser Mann, der ein revolutionärer Massen- sührer gewesen war, der aus dem Volke stammte, den sein Instinkt aus die äußerste Linke getrieben hatte, empfand auf einmal einen anderen Ehrgeiz. Der Luxus, den er bisher verachtet hatte, lockte ihn. Dazu brauchte er Geld Aus Frankreich   bot man es ihm an warum es zurückweisen? So sing der Verfall an. Von Stufe zu Stufe sollte er herab- steigen, bis zur tiefsten Erniedrigung. Nur einen Moment des Zögerns hat er gehabt. Schon stand ihm der Vorstand seiner Par­tei als Ankläger gegenüber. Wie würden sich die Massen verhalten? Er hegte keinerlei Illusionen. Cr wußte, daß die sozialistische Par- tei chm nicht hörig sein würde, ihm nie auf dem Wege folgen konnte, den er zu gehen bereit war. Vor dem Parieivorstand in Bologna   war seine Haltung jämmerlich. Nur eine ganz kleine Minorität hatte sich ihm angeschlossen. Sein Ausschluß aus der Mailänder   Parteisektion stand bevor. Jene Versammlung entbehrte nicht einer gewissen Großartigkeit. Eon- stontino Lazzari begründete den Ausschluß. Mussolini   ver- ieidigie sich kaum. Da es ihm nicht gelang, sich Gehör zu ver- schaffen, packte ihn die Wut, so daß er das Glas auf dem Tisch zerbrach: Ich haßt mich, well ihr mich noch liebt." Und als der Lärm nicht nachließ, rief er laut:Ihr glaubt, mich aus dem politischen Leben ausschließen zu können, aber ihr irrt euch. ' 1'-">> Ich werde weiter vor euch stehen, lebendig und /j»nbeuysam." i Unter ein ein Sturm der Mißbilligung verließ er den Saal. Seitdem war offener Krieg. Ohne II ebergang, von heut« auf morgen, wurde Mussolini   zum Ankläger und Verleumder seiner bisherigen Genossen, bis er imstande war, ihr Ver- ivlger zu werden. Das ist bezeichnend für diesen Menschen: nichts existiert für ihn außer seinem Egoismus. Er hätte den Fuß auf die Leiche seines Vaters gesetzt, wenn es ihm für seinen Erfolg nutzlich erschienen wäre. 6. Im Zeichen des Krieges. Arn 24. Mai 1915 war die Sonne noch nicht aufgegangen, als schon die eherne Stimme der Kanone die Bewohner der adriatischen Küste jäh erweckt«. Die österreichische Flotte bombardierte Ancona  . Italien   warf sich in die Feuersbrunst. Erst im November 1918 sollte sie ihr entrinne», noch 47 Kriegsmonaten, nachdem das Land in 599999 Toten und 1% Millionen Verwundeten dem Kriege seinen Tribut eiu- richtet hatte. Die italienische Trikolore weist jetzt an der geschichtlichen und geographischen Grenze Italiens  . Die Niederlage von Karfellh war ver- gessen, der lange Kraftaufwand gekrönt. Das österreichische Kaiserreich brach zusammen wie die Kulissen eines Theaters. In Berlin   und Wien  triumphiert« die Revolution. Im Osten reckten die russischen Proletarier die Fahue des revolmio nären Kommunismus hoch empor. Die alte Welt war in ihren trefsten Tiefen erschüttert. (Fortsetzung folgt.)
WAS DER TAG BRINGT. wtntiniinunjiininiinuunitniiiiiiiiiu]uniiiiiiiiiiitfiDUi>uamiiunuuiiiiiiiiiiiUiiiiiiiiiiuuiuiiiiiuuiuiiiiumi(iii]iiitiniiiuiiiiiiiiiiuiuimiiiuiiiiiiiiuiiiuiniimninnniininiiiiunuw
Leute mit und ohne. Beim Aufräumen fällt mir ein vires Notizbuch in die Hände. Ich blättere darin und was finde ich? Nachschriften aus der Instruktionestunde beim Oftizlorsausbiwungskuffus im Lockstedter Lager... Ach, mein Gott, ich wurde der Beförderung nicht für würdig befunden und verließ den Kursus als Unteroffizier, wie ich ge- kommen warl Was fft das hier?Verhallen bei Beleidigungen"... Ehrengericht"... und ich lese:PrivaterVerkehrmitnicht satissattionsfähtgen Personen ist Offizieren verboten." Bitte noch einmal zu lesen: hier ist«in Fundamental- satz mit sellener Prägnanz formuliert hier ist klipp und klar etwas ausgesprochen, was nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt war eine Indiskretion, die ein grelle» Schlaglicht wirft. Sie kennen diesen famosen Begriffsatisfaktionzfähig?" Ja, was heißt er denn? und was liegt nicht alles darin? Fähig also, Satisfaktion zu geben, fähig, Genugtuung mit der Waffe für eine zugesügt« Beleidigung zu leistin, gut genug, mit einem Offizier wegen einer Ehrverletzung zum Duell anzutreten, vornehm genug, dieselbe leichtempfindliche Ehr« wie«in Offizier zu besitze», die kein bürgerliches Gericht gut genug ist zu beschützen, die nur mit Blut gesühnt werden kann, wenn si» angetastet ist. Dies« Ehre, die gewisse Leuteeben haben" und anderseben nicht haben"(wodurch sich ihr« Einteilung in Menschen erster und Menschen zweiter Klasserechtfertigt") ist das Idol eines Standes, der in de m Deutschland  , das mit Hurra in de» Krieg rannte, die erste Roll« gespielt hat, und der auch heute nach allem, was sich inzwischen ereignet hat noch unentwegt herabblickt aus die Leute, die nicht zu chm gehören, mit denenman nicht verkehren kann", die unter einem stehen und keine Ehre haben herabblickt aus all das Pack, da» nichtsatisfalt ionsfähig" ist. F. L i n d e m a N n. Ist das Erdinnere test? Im allgemeinen hat man bisher angenommen, daß sich das Erdinnere In slüsflgom oder gasförmigem Zustande beslnde. Man darf aber daran zweifeln. Man hat nämlich bei Erdbeben die Fort- Pflanzung der Erschlltterungswellen gemessen und gesunden, daß deren Bewegung so erfolgt, als ob die Erde ein starrer Körper wäre. Ferner hat man erkannt, daß bei dem Druck von etwa. 2 Millionen Atmosphären, der auf dem Innern der Erde lastet,«ine ganz über- mäßig hohe Temperatur dort herrschen müßte, wenn di, Stoffe flüssig oder gasig sein sollten. Es empfiehlt sich darum zu ver-
muten, daß dort ein«faßbare" Temperatur herrscht und daß d«r Druck alles zu einem dichten, starren Körper gemacht habe. Daß sich Gase durch Drucke hohen Grades kristallisieren lassen, hat Pro- fessor Sinwn-Berlin jüngst an verschiedenen Körpern ausführlich nachgewiesen. So gelang es ihm, Helium bei einer durchaus nie- deren Temperatur unter einem Druck von ö999 Atmosphären in den festen Zustand überzuführen. Die Tragödie einer Mutter. Vor einigen Tagen erschoß in Marseille   ein Mädchen aus Eifersucht ihre» Bräutigam, worauf dessen Mutter in höchster Ber- zweislung zur nächsten Polizeiwache stürzte. Auf dem Wege dort- hin begegnete sie einem gesesselten. von zwei Polizisten geführten Verbrecher. In höchster Verzweislung brach sie zusammen, denn des Verbrecher war ihr anderer Sohn, der seinerseits eine Frau erstochen hatte. Die Mutter wurde wahnsinnig und muhte einer Anstalt überwiesen werden. Das Recht am Namen. Der junge Münchener Dichter Ernst Pentzoldt hat in einer kütz- lich erschienene» NovelleEtienne und Luise" einen Turnlehrer Loch dargestellt, durch den sich ein Herr gleichen Namens in Erlangen  betroffen fühlt, obwohl der Verfasser versichert, nie an ihn gedacht zu habe», und obwohl die Fabel der Geschichte nicht das Mindeste mit dem Erlanger   Turnlehrer zu tun hat. Dennoch hat das Nürn- berger Landgericht eine einstweilige Vcrsügung gegen das Buch er- lassen. Die demnächst stattfindend« Verhandlung wird die grund­sätzliche Frag« klären, wie w«lt ein Schriftsteller in der Wahl seiner Personen und ihter Namen gebunden ist. Ein Nachruf, Am Schlüsse seines neuesten Katalog««Vom Barock bis zur Nomantik" oeröffentlichi der Leipziger   Antiquar Friedrich M yer folgende Anzeige mit Trauerrand: Hiermit erfülle ich die Pflicht, die Empfänger dieses Kata- loges von dem Ableben des in meinem Haufe seit 33 Iahren tälig gewesenen �odit geziemenö in Senmnis zu setzen. Die säumigen Zahler haben d«n Tod dies«« Herrn leider veranlaßt. Leipzig  , November 1929. Friedrich Meyer, Aniiquar."