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Morgenausgabe D171119ain sic

Nr. 533

A 268

46.Jahrgang

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Mittwoch

13 November 1929

ilmas Groß- Berlin 10 Pf.

Vorwärts

Berliner Volksblatt

aid nonst L

Auswärts 15 Pf.co

ttg. Ronpareillezetts

80 Biennig. Reflamezeile 5.- Reichs mart Kleine Anzeigen das lettge druckte Bort 25 Pfennig zuiding met jettgedruckte Morte), jedes weitere Wort 12 Bfennig. Stellengefuche das erite Bort 15 Bfennig, jebes weitere Bort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben gablen für gme: Borte Arbeitsmarkt Beile 60 Pfennig. Famillenanzeigen Zeile 40 Pfennig. Anzeigenannahme im Haupt refchäft Lindenstraße 8, wochentäglic von 8 bis 17 Uhr.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

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Die russische Bauernkatastrophe. in Wort an die Beamten.

Beratungen des Reichskabinetts.- Russische Erpreffungen an den Elenden.

Das Reichskabinett wird sich am Donnerstag mit der Frage befassen, wie den vor Moskau lagernden und in großer Not befindlichen fibirischen Deutschen ge holfen werden kann.

Geschäft aus der Rot.

Die Sowjetregierung hat inzwischen mit der Registrierung der

por Mostau lagernden Flüchtlinge begonnen. Die Melitionare, mie die mit der Registrierung beauftragten Dorfrä'e genannt wer den, haben den Flüchtlingen u. a. mitgeteilt, daß ab 1. November

für jede Person, die das 16. Lebensjahr vollendet hat, eine Baß

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gebühr von 200 Rubel zuzüglich einer Abgabe von 20 Rubel für das Rote Kreuz bezahlt werden muß. Das gleiche soll auch für die Arm- Bauern und die Arbeiter gelten, die bisher nur 50 bzm. 5 Rubel bezahlt haben. Wer die geforderte Gebühr nicht zahlen tann, darf Rußland nicht verlassen. Der fann elend zugrunde gehen und verhungern. Diese Bratis scheint darauf hinauszulaufen, von den flüchtigen und fast im Elend dahinstechenden Menjhen nach ihrem wirtschaftlichen Ruin auch noch die letzten in ihrem Besitz befindlichen Rubel zu erpressen. Teilweise wird diese Erpressung darauf zurückgeführt, daß mehrere Mennoniten in der vergangenen Woche mit eigenen oder

geborgten Mittein in der Verwaltungsabteilung des Moskauer Gebiets für sich Ginzelpaffe erlangt haben. Angeblich sind dafür ins­gesamt 170 000 Rubel eingezahlt worden. Man hofft von den anderen Flüchtlingen den gleichen Preis ergattern zu fönnen. So ist man bestrebt, aus der Not Tausender und aber Tausender von Menschen noch ein großes Geschäft zu machen.

gehört, werden den neuantommenden Flüchtlingen bereits seit In dem Bezirk Busch tinow, zu dem u. a. der Ort Klajajima über 14 Tagen, feine Brotfarten mehr ausge 14

händigt. Viele Familien leben deshalb nur noch von den Almojen nonitische Familien in zwei Räumen einer früheren aus den Handen ihrer Leidensgenossen. In Barlowla sind 40 men Teewirtschaft untergebracht.

Das beut

Aufruf zur Hilfe.

3

Das deutsche Rote Kreuz, der Zentralausschuß für die innere Mission, der deutsche Caritasverband, der fünfte Wohlfahrtsverband, der Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt, der Zentralwohlfahrts ausschuß der christlichen Arbeiterschaft und die Zentralwohlfahrts stelle der deutschen Juden veröffentlichen einen Aufruf, der zu Sammlungen für die Notleidenden auffordert. Spenden nehmen die Großbanken entgegen.

Baldige Haager Schlußkonferenz?

Young- Plan soll vor Jahresende unter Dach und Fach sein.

Barts, 12. November. ( Eigenbericht.)

Entgegen den polemischen Darstellungen gewiffer Pariser Blätter dürfte die zweite Haager& onferenz schon für Ende November oder Anfang Dezember eluberufen werden. Der gute Wille zur möglichen Beschleunigung der Arbeiten iff bei allen intereffierten Regierungen zweifellos vorhanden, und in den beteiligten Kreisen scheint man die begründete Hoffnung zu hegen, daß die zwelte Haager Konferenz, und damit der Young­plan, bis Weihnachten oder bis spätestens Jahresende unter Dach und Fach gebracht werden kann.

3n der Unterredung, die Briand inzwischen mit dem deut­fchen Botschafter von Hoesch hatte, ist man sich a a. darüber einig geworden, daß zur Einberufung der zweilen Haager Konferenz nur noch der Abschluß der Arbeiten in den verschiedenen Rommiffionen abgewartet werden foll. Die Kommiffionen follen durch den belgischen Ministerpräsidenten Jaspar in feiner Eigen­schaft als Borsigenden der Regierungskonferenz nochmals ersucht werden, ihre Verhandlungen nunmehr endgültig zu Ende zu bringen. Die Kommiffion für die Ofireparationen wird mit einem negativen Ergebnis enden und daher die ihr übertragenen Aufgaben an die betreffenden Regierungen direkt zurückgeben müssen, die darüber hinaus noch über einige andere Fragen, über die in mehreren der Ausschüsse eine Berständigung nicht erzielt werden fann, zu entschelden haben. Die Kommissionsergebnisse werden dann einem besonderen Juristenausschuß überwiesen, der fie 3u elaem formellen Bertrag zufammenfaffen soll. Um feine Zeit zu verlieren, soll dieser Juristenausschuß gleichzeitig mit der zweiten Haager Konferenz arbeiten.

Es ist jedenfalls unrichtig, wenn, der Matin" am Dienstag glaubt mitteilen zu können, daß Briand mit Rücksicht auf den noch ausstehenden Bolfsentscheid eine Bertagunng der Haager Berhandlungen empfohlen habe. Nicht minder falsch ist es, menu der emps" am Dienstag erflärt, daß, wenn die zweite Haager Konferenz gleichzeitig während der Vorbereitung zur Boltsabstimmung tage, thr Ergebnis vielleicht die deutschnationale Propaganda nähren fönnte. Jedermann weiß, daß den Deutsch nationalen ein voller Mißerfolg bevorsteht. Die Reichs­

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Rüdführung in den ftaatlichen Befiß Preußens und Bayerns die gesamte Saarbevölkerung einmütig den allergrößten Wert legt und ohne deren Sicherung fie in eine Rüdgliederung vor 1936 micht einmilligen wird.

Warum müssen die Beamten sozialdemokratisch wählen? Von Albert Falkenberg , M. d. R.

Wie immer, wenn Wahlen vor der Tür stehen, versucht die Reaktion, den Beamten vor der Sozialdemokratie grau­lich zu machen. Das geschieht in der zielsicheren Absicht, die Republikanisierung und Demokratisierung der Gemeindever­waltung und des Gemeindewesens zu sabotieren, mindestens aber zu hemmen. Ueberall, wo die sozialdemokratische Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung auf Grund Gegner der Sozialdemokratie vom roten Diktaturbestreben" ihrer Mandatsziffer Einfluß auszuüben vermag, reden die und davon, daß die Sozialdemokratie die Gemeindepolitik lediglich als ihre parteipolitische Domäne" betrachte. Diese Gemeindepolitik beteiligt sind, der Geist des Fortschritts in Einstellung ist an sich nicht im geringsten verwunderlich; tritt doch fast überall, wo Sozialdemokraten an der Führung der Einrichtungen und Bauten in die Erscheinung. Die Beamten aber werden feststellen müssen, daß dort, wo Sozialdemo­fraten mit den alten Zuständen aufräumen, wo dank ihrer Tätigkeit das Stadtbild ein neues, freundlicheres Gesicht zeigt, durchweg auch die Beamten politik herausstrebt aus den in muffigen Amtsstuben beschlossenen Bahnen einer vorkriegszeitlichen Gemeindepolitik.

Es ist schon fo: wo schlechte Arbeiter und An­gestellten politit gemacht wird, fönnen nicht ausge­rechnet die Beamten die Erfüllung ihrer Forderungen Don denen erhoffen, die für soziale und wirtschaftliche Entrechtung der Arbeitnehmer alles, aber für ihren Aufstieg nichts tun. Die Beamten glauben nicht mehr daran, daß die gleichen Kreise, die im Reich und in den Ländern arbeitnehmerfeind liche Bolitit treiben, sich für eine fortschrittliche Gemeinde­politik entscheiden könnten.

Schon die Personalpolitit der Gemeinden cich s zeigt die Richtung des politischen Kurses an. Zum Beispiel in Berlin . Bon zwölf befoldeten Magistratsmitgliedern find fechs Sozialdemokraten, während, vier Sozialdemokraten als unbesoldete Magistratsmitglieder amtieren. Die sozialdmo­fratische Fraktion der Berliner Stadtverordnetenversamm­lung zählt 73 Mitglieder von 225 insgesamt. Trotzdem also feineswegs eine sozialistische Mehrheit vorhanden war, hat die SPD. in der eben abgelaufenen Periode die Führung gehabt. geblichen Verwaltungsgebieten mit republikanisch und sozial eingestellten Persönlichkeiten besetzt werden, die außerordent­liche Fachkenntnisse besigen und hervorragende Leistungen aufzuweisen haben. Jeder Beamte weiß, daß allein mit fort­schrittlicher Personalpolitik die Demokratisierung der Verwaltung zu erreichen ift.

Kammerpräsident Bouiffon für geistige Annäherung Ihr ist es zu danken, daß die leitenden Bosten auf den maß­

Paris, 12. November.

Der sozialistische Kommerpräsident Bouiffon hielt anläßlich der Waffenstillstandsfeier in Charleville eine Festrede. die von dem Gefühl für einen dauernden Frieden und für eine englisch - französische Berständigung tief durchdrungen war. Bouiffon erinnerte an die Worte Briands in der Kammer, morin er dem Bursche Ausdruck gab, daß die französischen Truppen das besetzte Gebiet mit Vertrauen und mit herzlichkeit gegenüber der Bevölkerung verlassen möchten. Um einen dauerhaften Frieden zu gern, müßten sich zwischen Frankreich und seinem öftlichen Nach barn gute Beziehungen anfnüpfen, nicht nur zwischen den ver­fchiedenen wirtschaftlichen Gruppen, sondern auch in di viduelle von Mensch zu Mensch. Die französischen Schüler und Studenten würden heute regelmäßig in Deutschland empfangen und umgelehrt. Frankreich begrüße die deutschen Gelehrten, wie es erst jetzt Dr. Einstein begrüßt habe. Nech vor wenigen Monaten sei ein Wagner- Zyklus des Bayreuther Theaters mit Begeisterung in Paris aufgenommen worden, und täglich erschienen Bücher deutscher Schriftsteller in französischer Uebersetzung auf dem Markt. Besonders die deutschen Kriegsbücher hätten Frankreich besser verftäntlich gemacht, wie man in Deutschland die vier Kriegsjahre gelebt habe und wie man an der deutschen Front lebte. Dieſe Bücher müſſe man neben den eigenen Erzeugnissen und denen der verbündeten Mächte lesen, um auch aus ihnen zu schöpfen. Die lebendige Einbildungskraft der neuen Generation müsse man durch folche Werke zum Besten belehren, um auf diese Weise den Friedensgeift in ihr großzuziehen, denn Friede jei die Grundlage allen Fortschritts.

biete der Beamtenbesoldung geleistet hat, fann fich Was Berlin in der abgelaufenen Periode auf dem Ge gleichfalls sehen lassen. Die großen Gesichtspunkte, nach denen die Beamten die Besoldungspolitik des Reiches und der

Länder orientiert wissen wollen: Berücksichtigung der schlecht besoldeten Angehörigen der unteren Gruppen, Herabsehung der Gruppenziffer, Berbesserung der Bestimmungen über die Festsetzung des Besoldungsdienstalters, feine Benachteiligung der nichtplanmäßigen Beamten usw.. haben bei der Beratung der neuen Besoldungsordnung 1927/28 den Inhalt der damals wie heute maßgeblichen Richtlinien der SPD - Fraktion ge bildet. Aber die Flügelparteien von rechts und links ver­fagten. Sie stellten zwar, ohne Rücksicht auf die Finanzlage der Stadt zu nehmen, Agitationsanträge, aber die Er­schließung der notwendigen Einnahmequellen überließen sie der SPD . Wie im Reich, wie in den Ländern Demagogie. Fast stets unter Führung der SPD . wurden Berbefferungen erzielt, zum Beispiel bei der Beratung des Stellenplans für 1929, bei dem Ausbau der Stellung der Feuermehrmänner usw. Das bedeutet gewiß noch nicht, daß nun feine Besoldungswünsche mehr übrig geblieben find, aber die Abhängigkeit der Gemeinden von Reich und Ländern wird auch in nächster Zeit teine restlose Erfüllung der Be­amtenwünsche bringen können. Ge­

Darauf allein tommt es ja aber auch nicht an.

trübfte

regierung hat von Anfang an den Standpunkt vertreten, daß die Wählerversammlungen meindepolitik kann auch von den Beamten nur als Teilgebiet

Boltsabstimmung eine rein innerdeutsche Angelegenheit ist, die auf die kommenden internationalen Berhandlungen teinen Ein­

fluß haben kann. Jede andere Beurteilung der Volksabstimmung Heute: Kreuzberg , Mitte, Wedding , Tempelhof , Tegel , würde darauf hinauslaufen, von Deutschland die Ratifizierung eines internationalen Bertrages zu verlangen, bevor dieser Ver­trag überhaupt endgültig abgeschlossen ist.

Saar und Reich.

Saarbrüden, 11. November.( Eigenbericht.) Die Bertreter der politischen Parteien und der Wirtschaft des Saargebietes, die als beratende Sachverständige des Saarvotts ber deutschen Saardelegation für Patts beigeordnet find, haben telegraphisch an die Reichsregierung tie Bitte gerichtet, mit ihnen, den Bertretern des Reidges, der zuständigen Länderkabinette und der Saardelegation unverzüglich eine Sigung ab zuhalten. Es soll sich dabei in der Hauptsache um eine neue Festlegung hinsichtlich der Saargrube n handein, auf deren

Morgen:

der großen Politit beurteilt und gewertet werden. Einer der im Augenblick besonders aktuellen beamtenpolitischen Barolen Erhaltung des Berufsbeamtentums" wird zwar Rosenthal und Staaken . auch von den bürgerlichen Barteien bis hinein in die Reaktion Britz - Buckow , Köpenick , Charlottenburg , zugestimmt, aber legten Endes doch nur in dem Sinne des Friedrichsf: lde. Neu- Lichtenberg , Adlershof praktische Boiitik jener Kreise zeigt durchaus keine Neigung, berüchtigten Reichstanzlermortes: ,, wie ich sie auffasse". Die Schmargend rf, Niederschöneweide , Bohnsdorf , ben 103ialen und wirtschaftlichen Inhalt dieses Alt- Glienicke, Marienfelde , Lankwitz Rudow ,| Berufsbeamtentums zu erhalten, geschweige denn zu ver­Lichtenrade Lichterfelde, Dahlem , Reinickendorf bessern. Ihre Zoll- und Steuergesetzgebung. das merken nach­und Tegel Außerdem eine Beamtenversammlung gerade auch die Beamten, verrät das Bestreben der des Kreises Wedding in d n Pharussälen. Kriegslastenabwälzung auf die meniger tragfähigen Näheres im Innern des Blattes. Schultern der Maffen, zu denen die breiten Schichten der Beamten des unteren und mittleren Dienstes zählen. Um

Frauen und Männer Berlins , kämpft mit uns für die Ziele des Sozialismus!

diefe Bestrebungen zu verschleiern, werden reaktionäre Be­amtenfreise mobilisiert. So verjandie in den letzten Wochen ber Bund Deutscher Reichsbahninspektoren