der NlrzNch erfolgten Revision der Kasse deZ SparvereinSfür Konfirmanden im Bezirke der Prenzlauer Vorstadtstellte sich heraus, daß der Rendant, BuchbindereibesitzerE. Le Coutre, Metzerstr. 3, das gesammte Vereinsvermögenin Höhe von etwa 14 000 M. unterschlagen und wahrscheinlichfür sich im Geschäft verbraucht hat. Der Verein wurdenamentlich von verheiratheten Arbeitern und armen Wittwenbenutzt, um in ihm groschenweise bei Zeiten denBetrag zu ersparen, der für die Konsormation der Kinder von-Nöthen ist. Die Betrügereien müssen schon jahrelang von LeCoutre verübt worden sein und haben bislang nur infolge einerhöchst mangelhaften Revision der Oeffentlichkeit verborgen bleibenkönnen. Die Aufdeckung der Schwindeleien ist wesentlich derEnergie des Lehrers Häuseler zu danken, der bei der letztenRevision Verdacht gegen den ungetreuen Rendanten schöpfte.Der Vorfall wird weitere Kreise in Mitleidenschaft ziehe», dalaut statutarischer Bestimmung die Vorstandsmitglieder desVereins haftbar für die ersparten Gelder sind. Das Buchbinder-Geschäft ist seit einigen Tagen geschlossen, doch soll der.Inhaberselber sich noch aus freien Fußen befinden. Le Coutre hatteaußerdem Rendantenposten noch eine ganze Anzahl Ehrenämterzu verwalten.In das Moabiter Untersnchuugsgefänguist wurde heuteder Polizeiwachtnieister P ö s ch l a aus Spandau eingeliefert,dessen gestern erfolgte Verhaftung Aufsehen i» ganz Spandau er-regt hat. Derselbe ist wegen Vergehens im Amte und wegenwissentlichen Meineides angeklagt. Eines Abends ersuchte einGastwirth de» Beamten, einen Arbeiter festzunehmen, der ihm mitder Zeche durchgegangen war. Der Beamte verfolgte den Arbeiter,holte denselben ein und nun kam es zu einem Handgemenge zwischenbeiden. Sie stürzten dabei zu Boden und bei dieser Gelegenheitsoll der Polizist den Arbeiter blutig geschlagen haben. Dies er-eignete sich unler den Fenstern des Rechtsanwalt L., dessen Frausah den Vorfall mit an und machte darüber eine abfällige Be-nierkung. Der Arbeiter wurde wegen Widerstandes gegen dieStaatsgewalt angeklagt und in dem gegen ihn an-gestrengten Strafversahren hat der Wachtmeister Pöschla be«schworen, daß er den Arbeiter nicht geschlagen habe, während mehrereandere Zeugen eidlich erhärteten, daß sie das Schlagen gesehenhätten. Rechtsanwalt L. hat das angebliche Vergehe» im Amtezur Anzeige gebracht, ist aber seinerseits von Pöschla wegen Be-leidigung angezeigt worden. Das Beleidigungsverfahren wurdejedoch ausgesetzt, bis die Sache gegen Pöschla zum Austrag ge-bracht sein wird. Es wird nun angenommen, daß der Eid desPöschla ein wissentlich falscher war. Darauf lautet die bereitserhobene Anklage. Bis gestern befand sich Pöschla auf freiemFuße, nunmehr ist gerichtsseitig die Verhaftung angeordnet worden.Mit der Ermordung des Knaben Bnrr wird eine amDienstag in Spandan erfolgte Verhaftung in Verbindung ge-bracht. Seit Anfang Februar hält sich in Spandau der Schuh-wacher Oskar Schliebitz auf, der früher in Rixdorf gewohnt hat.Er logirle vom 2. zum 3. Februar in der Herberge von Kern inder Jüdenstraße und nahm sodann Arbeit an. Er arbeitete aberstets nur wenige Tage hintereinander; dann unterbrach er seineBeschäftigung und fuhr nach Berlin oder Rixdorf. Auch am12. Februar, dem Tage des Knabenmordes, ist er nicht in Spandaugewesen. Ter Verdacht, daß er vielleicht der Mörder sei, wurdevon der Herbergswirthin aus ihn gelenkt. Er hat auch nachträglichdie Herberge häufig besucht; der Frau fiel die Aehnlichkeit des Gastesmit der Persönlichkeit auf, von der die Blätter eine Beschreibunggeliefert haben. Das Alter, Mitte der dreißiger Jahre, das Haar,der Schnurrbart, die Größe und auch die gebogene Nasestimmen mit dem Signalement des muthmaßlichen Mördersüderein. Sehr verdächtig hat sich Schliebitz auch noch dadurchgemacht, daß er sich auffällig an den neunjährigen Sohn desHerbergswirthes herandrängte; er liebkoste ihn, gab ihm Geld,obwohl er selbst wenig besaß und sagte oft, er könne ihn gutleiden. Sehr eifrig las er die Berliner Zeitungen. Schliebitz,der sich in Spandau auch eines kleinen Diebstahls schuldig ge-macht hat, ist am Dienstag verhaftet worden. Die BerlinerKriminalpolizei wurde sofort in Kenutniß gesetzt und es werdennunmehr der Bruder des Ermordete» und der Schlächtermeister,bei dem der muthmaßliche Thäter Wurst gekauft hat, mit Schliebitzkonsrontirt. Der Verhaftete leugnet energisch, das ihm zur Lastgelegte furchtbare Verbrechen begangen zu haben.„Schuster-Ede" verhaftet.„Schuster-Ede" ist der Spitzname eines Mannes, der ein warmes Herz für die Aermsten derArmen und Elenden im Busen trug und es verstand, auch nochaus diesen einen Verdienst herauszuschlagen. In der Wärme-halle, in den Asylen für Obdachlose und ähnlichen Stättenmenschlichen Elends war er anzutreffen und trieb einen schwung-haften Handel mit.amtlichen Legitimati onspapieren", welche be.stimmt waren, so manchem armen Teufel aus der Verlegenheitzu helfen. Natürlich waren diese Dingerchen nur„Talmi",d. h. von ihm selbst angefertigt und zwar der-gestalt, daß er auf einen leeren Bogen Papier eine»Stempel einer auswärtigen Polizeiverwaltung druckte und esdem Reflektanten überließ, den leeren Raum nach Bedarf undBelieben auszufüllen. Für diese Mühewaltung ließ er sich vonseine» Kunde» je nach deren Vermögenslage honoriren. DasTreiben„Echuster-Ede's" blieb indessen dem forschenden Augeder Kriminalpolizei nicht verborgen. Ein findiger Kriminal-beamter besuchte uuter der Maske eines Obdachlosen die Asyle:c.und legte dem findigen Fabrikanten amtlicher Legitimations«papiere das Handwerk, indem er ihn verhastete.Auf zwei Schwindler» von denen der eine sich als Chef.der ander« als dessen Buchhalter ausgiebt, wird von der Kriminal-Polizei aufmerksam gemacht. Sie fragen auf der Straße Personen,deren Aeußeres und Gebahren daraus schließen lassen, daß sieohne Arbeit und erst kürzere Zeit in Berlin sind, ob sie eineStelle annehmen wollen, geben ihnen dann einen Auftrag. Geldeinzuziehen, und lasten sich als Sicherheit eine Kaution stellen,die meist so hoch gegriffen ist, daß das Opfer nicht nur seineBaarschafl. sondern auch noch die Uhr hergeben muß. Indem zuletzt zur Anzeige gebrachten Falle hatten sie denangenommenen Arbeiter unter Uebergabe eines PacketS, das eineKasselte enthalten und bei deren Abgabe der Ueberbringer 32 M.einziehen sollte, um 10 M. und eine auf Ackermann lautendeJnvalidenkarte betrogen. Bei Oeffnung des Packeis fand der Be-trogen« statt einer Kassette drei Preßkohlen vor. Der angeblicheChef ist etwa 3b Jahre alt, 1,7b Meter groß, hat schwarzenSchnauzbart und war mit modefarbenem Beinkleid, grauemPelerinenmantel und schwarzem Zylinderhut bekleidet. SeinBuchhalter ist jünger, kleiner als der Chef, hat hellblonde Haare,keinen Bart und trug«in braunes Beinkleid, schwarzes Jacketund kleinen schwarzen steifen Hut.Ein interessanter Zirkns-Konflikt hat soeben seine Er-ledigung gesunden. Direktor Busch war mit einer von ihmengagirten sranzäsischen Schulreilerin in Differenzen gerathenund gab seiner üblen Laune in der Weise Ausdruck, daß er diedrei sehr werthvollen Reitpferde der Französin nicht bei denübrigen Pferden im Zirkus, sondern in einem Stalle außerhalbdes Zirkus placirte. Dort standen die edlen Pferde in Gesell-schaft von Ochsen, Eseln. Schweinen und anderen vierfüßigenKünstlern niederer Ordnung. Ueber dem Stalle befindet sich dasHeu- und Strohlager des Zirkus, so daß eine etwaige Feuers-gesahr keineswegs außer dem Bereiche der Möglichkeil liegt.Diese Stallirung ihres werthvollsten Gutes war keineswegs nachdem Geschmack der Künstlerin, sie rief daher die Hilfe desGerichts an. Ihre Rechtsanwälte machten vor dem Amts«gericht geltend, daß die Unterbringung der werthvollen Pferdeder Klägerin in jenem Stalle weder eine angemessene, nocheine feuersichere sei und erwirkten damit den Erlaßeiner einstweiligen Verfügung, durch welche dem Direktor Buschausgegeben wurde, die Pferde der Klägerin unverzüglich in an-gemessener Weise im Zirkus selbst unterzubringen. Für die nichtunverzügliche Aussührnng dieser einstweiligen Verfügung wurdeeine Strafe von 1000 M. festgesetzt und für den Fall der be-harrlichen Weigerung wurde der Klägerin anheimgestellt, erneuteAnträge zu stellen. Am 23. d. M. wurde die Verfügung er-lassen, am 24. wurde sie dem Beklagten zugestellt. DirektorBusch hat die erste Strafe mit 1000 M. verwirkt; denn errespektirte die Verfügung nicht„unverzüglich". Indessen muß erwohl andern Sinnes geworden sein; denn in der vergangenenNacht um 12 Uhr ließ er die Pferde der Französin in die ergent-lichen Zirkusställe überführen.Von Fritz Friedmann. Aus Bordeaux berichtet. W.T.B.":Dr. Friedman» hatte am Mittwoch eine neue Zusammenkunftmit dem Vorsteher der Advokatenschaft. Friedmann behauptet.seine Auslieferung sei unmöglich, da er keinen Vertrauensbruchbegangen habe, mit welchem das Verlangen der Auslieferungbegründet werden könnte.Auf dem Wansec-Bahnhof wurde in der vergangenenNacht gegen 1 Uhr der 30 Jahre alte Tischler Hermann Liebsky,der ans Namslau gebürtig ist, vom Tode ereilt. Der Mannbrach plötzlich, ohne daß man ihm vorher etwas angesehm hätte.zusammen und war eine Leiche. Vermuthlich hat ihn ein Herz-schlag getroffen.Gegen Herrn Anaust Scherl als Herausgeber des„Neuen Adreßbuchs" ist, wie uns die Firma W. und S. Loewen-thal mittheilt, von den Verlegern des„Berliner Adreßbuch"wegen Nachdruck ihres Ober Adreßbuches Strafantrag bei derStaatsanwaltschaft I gestellt worden. Angeblich soll das vor-läufige, aus nur einigen Buchstaben und Theilen zusammen-gestellte Beweismaterial über 3000 Nachdrucksbeweise repräsentiren,darunter Druckfehler, Adressen von Personen, die bereits gegenEnde 1894 oder Anfang 1893 verstorben, verzogen«. sind, dieaber das„Nene Adreßbuch" mit dem Wortlaut des BerlinerAdreßbuch 1895 nachgedruckt hat.Schwer verunglückt ist gestern Morgen gegen 9 Uhr der40 jährige Arbeiter Karl Kagelow aus der Luckenwalderstr. 8.Der Mann wurde auf dem Gelände der Hamburger Bahn ander Torfstraße von einem schwer beladenen Fuhrwerk überfahrenund an den Füßen so bedeutend sverletzt, daß man ihn sofort inein Krankenhaus bringen mußte.Eine reiche Nachernte halten gegenwärtig die Eiswerkeund die Brauereien. Aus den stehenden Gewässern der Um-gegend von Berlin hat die Eisdecke bereits wieder ein Stärkevon 3 bis 4 Zoll erreicht.Der Stellmacher Emil Zander, der sich auf seiner tollenSpazierfahrt nach Treptow in den Unterleib schoß, ist noch amLeben; es geht ihm verhältnißmäßig gut. Das Geschoß hat ausder Wunde noch nicht entfernt werden können.Die Personen, welche am Dienstag, den 11. Februar. Zeugender Szene waren, welche sich gelegentlich einer Flugblattverthei-lung in und vor dem Hause Naunynstr. 91 zwischen dem SchlächterHartwig und dem Schneider Otto Schulze abspielte, werdengebeten, ihre Adresse in der Wohnung des letztere», Brandenburg-straße 7 bei Frau Wernicke abzugeben.Witterungsüberficht vom 27. Februar 1896.Wetter-Prognose für Freitag, den 28. Februar 1896.Etwas wärmeres, zeitweise heiteres, vielfach wolkiges Wettermit geringen Niederschlägen und mäßigen südwestlichen Winden.Berliner Wetterdnreau.Dumfl und Missenschnfk.Schillerthcatcr. In der Mittwochsvorstellung von Zobeltitz'Schauspiel„Ohne Geläut" waren zwei wesentliche Rollen neu-besetzt worden. Fräulein Grete Meyer, eine bisher wenig zumVorschein gekommene junge Künstlerin, hatte die Rolle der Annaübernommen und mit gutem Gelingen durchgeführt. Die Damezeigte, daß sie etwas gelernt hatte, daß ihr an schauspielerischerRoutine im besseren Sinne des Wortes kaum etwas abging.Nachzuholen hat Fräulein Meyer gewiß noch vieles, was aller-dings einer Künstlerin erst mit de» Jahren vollauf zueigen werden kann. Das eigentliche Seelenleben offen-bnrte sich in ihr mehr mit äußerlicher Gewandtheit als mitwahrem, inneren Empfinden. Doch das ist ein Mangel, der, soschwer er auch ins Gewicht fällt, dem strebenden Bemühen aufdie Dauer keinen Widerstand leisten kann. Bei vorsichtiger undgewissenhafter Ausbildung ihres Talents läßt sich von Frl. Meyermanches Gute erhoffen.Die Rolle des Pastors, die bislang Herr Patry gespielt hatte.war Herrn Winterstein, einem der bekannteren Künstler desSchillerlheater-Ensembles, übertragen worden. Herr Wintersteinentfernte sich merklich von der gesalbten Redeweise, zu der dieseRolle gar zu leicht verführt und der auch Herr Patry sich, wenn auchin erträglichen Schranken, bedient hatte. Im Spiel wie in derMaske erschien Herr Winterstein mehr als Liebhaber denn alsSeelenhirt und Ralhgeber; seine jugendliche Figur und derwarme, natürliche Ton im Dialog mit der Schulzentochter er-innerten lebhaft an jene Stürmer, die gegenwärtig im Banne desChristenthums und der heutige» Gesellschaftsordnung die sozialenWellübel kuriren möchten. Eine Frage bleibt es allerdings, obder Künstler seine Rolle mit der erforderlichen Glaubhaftigkeitdurchgeführt hat. Sein Pastor ließ unseres Erachtens immer derBefürchtung Raum, als ob er die im Feuereifer vollführte That,eine„Gefallene" zu Heirathen, in der kommenden Nüchternheitdes Ehestandes bereuen und dann der Geliebten ein ähnlichesSchicksal bereiten würde, wie das, vor dem er sie soeben ge-rettet hatte.Die Nationalgallcric hat eine Reihe neuer Erwerbungenzu verzeichnen: Zunächst zwei Gemälde, eine Parklandschaft vonE. Schindler und ein Porträt des Oberbauraths Langhans vonF. Keil. Hierzu kommen von Handzeichnungen 10 Blatt figür-liche Studien und ein Entwurf„Die Akademie der Wissenschaften"von L. Gey, 9 Blatt Kostümfiguren in Wassersarben von I.Lulves, 10 Blatt Landschaflsstudien in Blei und Kreide vomGrafen Stanislaus von Kalkreuth, endlich 10 Blatt Ansichtenaus Nürnberg und Bamberg in Wasserfarben von A. Hann. Dergesammle Aufwand dafür betrug 7145 Mark. Als Geschenk desReichsgerichtsraths a. D. Schwarz erhielt die Sammlung das inKreide ausgeführte Bildniß des verstorbenen Referendars A.Schwarz von G. A. Bönisch.Eine werthvolle Erwerbung hat die e g y p t i s ch e A b-�Heilung des Museums zu verzeichnen. Sie besteht ineinem 3 Meter hohen Obelisken aus schwarzem Granit, der ineinem Hause zu Kairo verbaut gefunden worden ist. Ramses II.(um 1300 v. Chr.) hat ihn im Tempel von Athribis im Deilageweiht. Sein Sohn Merenplah und einer von dessen Nach-folgern, Delhos U., haben ebenfalls ihren Namen daraus gesetzt.Bon Frithjof Nansen. Die russische Telegraphen-Agentu«in Petersburg erhielt am 26. Februar von ihrem Kor-respondenten in Jrkutsk ein Telegramm, daß der Gouverneurgestern von Jrkutsk eine Antwort auf die durch Staffette nachJakutsk gesandte Botschaft betreffs Nansen's in etwa 9 Tagenerwarte, wenn die Nachricht von der Rückkehr der Polar-expedition sich bestätigen sollte. Ein Vertrauensmann werde als-dann von dem Korrespondenten von Jakutsk nach Ustyank ge-schickt werden.Der Vertreter der„Russischen Telegraphen-Agentur" inJrkutsk meldet: Am 26. Februar(14. Februar a. St.) isthier aus Jakutsk eine mir bekannte Persönlichkeit angekommen,welche bestätigt, daß der Kaufmann Kuchnarew thatsächlich dasSchreiben aus Ustjansk mit der Nachricht über Nansen er-halten hat. Es wird jetzt die Rückkehr des Eilboten de?Gouverneurs erwartet.In Paris ist der Schriftsteller Arsens Haussaye amAbend des 26. Februar gestorben.Vermifchkes-Grubenunglück. Aus Köln wird vom Donnerstag tele-graphirt: In der Zeche Hugo, Schacht I, fanden gestern dreiBergleute den Tod durch hereinbrechende Erdmassen.Ein englischer„Majcstätsbeleidigcr" hat dieser Tageaus dem Lande der 5knechrseligkeit fliehen müssen. Der„Köln.Ztg." wird aus Kiel berichtet: Der englische Sprachlehrer ander hiesigen Marineschule, Mr. Rankilor, der wegen einerMajestätsbeleidigung angeklagt war, die er in einem Wirthshauseam Kaisersgeburtstage begangen haben soll, als Angehörige derMarine die Nationalhymne sangen, ist nach England geflohen.Hinrichtung. Ter 32 Jahre alte Arbeiter Karl Henningaus Rengerslage, der im Juni 1895 vom Stendaler Schwur-gericht zum Tode verurtheilt wurde, weil er in der Nacht zum17. November 1894 seine Ehefrau ermordete, wurde gestern frühdurch den Scharsrichter Reindel- Magdeburg in Stendal hin-gerichtet.Ein snrchtbares Braudnnglück hat sich Donnerstag frühin Gnesen ereignet. Bei dem früh 6 Uhr ausgebrochenenBrande in einem Hanse der Wilhelmstraße verbrannteneine Frau und vier Kinder. Eine Frau verletzte sichdurch Abspringen tödtlich, andere Personen erlitten theilsschwere, theils geringere Verletzungen. Der Kaufmann Otomanskiist als vermuthlicher Brandstifter auf der Brandstelle verhastetworden.Das Unwetter im Süden und Südosten Europa's dauertan, wie folgende Depeschen melden: Trieft, 27. Februar. Dasgestrige Unwetter war das furchtbarste, welches hier seitJahrenbeobachtet morden ist. Glatteis und«ine mit einerGewalt von 95 Kilometern heranbrausende Bora hatten«ineunheimliche Verödung der Stadt bewirkt.— Belgrad,27. Februar. Der nach Kragujewatz abgegangene Eisenbahnzugist nachts bei der Station Milutinowatz durch den Sturmaus dem Geleise geschleudert worden. Die Lokomotive, der Tenderund sechs Waggons wurden zertrümmert; ein Theil des Zug-Personals und sechs Passagiere wurden schwer verletzt. DieBahnstrecke ist vorläufig unfahrbar.— Venedig. 27. Februar.Das Kriegsschiff„Provana", welches gestern nach Afrika ab-gehen sollie, mußte wegen heftigen Sturmes in den Hafen zurück-kehren. Ebenso mußten die Lloyd- Schiffe ihre Abreise ver»schieben.— B u d a p e st. 26. Februar. Aus mehreren Gegendendes Landes werden Schneeverwehungen mit theilweisen Störungendes Bahnverkehrs gemeldet.Die Millcnninnis-AuSstellnng in Pest wird am 2. Maimit mächtigem Pomp eröffnet werden.Eisenbahnunglück. Aus Przemysl wird berichtet: Am2S. Februar wurden nahe der Station Sadowa- Wisznia durcheinen Schnellzug infolge eigener Unvorsichtigkeit zwei Bahn-arbeiter getödiel, zwei andere schwer verletzt. Der Maschinen-führer, den keine Verschuldung traf, warf sich später vor denSchnellzug und wurde getödtet.Ei» Vulkan zu verkaufen. Personen, welche einen sener-speienden Berg zu kaufen wünschen, werden durch LondonerBlätter benachrichtigt, daß sie sich dieses Vergnügen eigener Artzu Beginn des nächsten Monats in dem großen Versteigerungs-Hause in London leisten können. Dort wird„an den Meist-bietenden gegen gleich baare Bezahlung" die zu den LiparischenInseln gehörende Insel Volcano mit ihrem berühniten Kraterverkauft werden.Ans Baranqnilla wird vom Mittwoch berichtet: DieLadung aus dem gestrandeten Hamburger Dampfer„Marko-mannia" ist fast ganz unbeschädigt geborgen. Die Havarie desDampfers erweist sich als geringfügig und seine Abbrrngung mitHilfe des stündlich hier erwarteten Bergungs-Dampfers erscheintziemlich gesichert.Eine Bergmannötragödie. Als man einenverlassenen Schachtin einemKohlenbergwerk beiWheeling inWest-Virginien(Nord-Am.)untersuchte, fand man die Leichen von vier Bergleuten. Einerfaß fast aufrecht gegen die Felsen gelehnt. Am Boden fand maneine Flasche und in dieser einen Zettel mit den folgenden Auf»zeichnungen:„2. November 1863. Sollte dieser Zettel jemals da?Licht der Welt erblicken, so möge diese wissen, daß wir hier gefangensitzen, weil der Schacht eingestürzt ist. Wir haben nichts zu essen undzu trinken. Seit acht Tagen sitzen wir hier.— 4. November. Ewingund Ackelson haben Ayres getödtet und essen ihn. Ich habeschon einen Stiefelschast gegessen. Das Oel in unserer Lampewird immer weniger und die Lust ist schlecht.--- 6. November.Ewing hat Ackelson getödtet und hat leine Füße abgeschnitten,welche er jetzt ißt. Er tanzt wie ein Irrsinniger mit gezücktemMesser herum.— 7. November. Ich bin jetzt allein mit demTobten. Ich hatte zur Selbstvertheidigung Ewing zu tödten.Ich habe grade den anderen Stieselschaft gegessen. Ich steckediese Aufzeichnungen in die Flasche, daniit mein Schicksal, wennes möglich ist, bekannt wird.— Josef Olney.— Alte Bewohnerhaben das räthselhafte Verschwinden der vier Bergleute nochnicht vergessen. Zwei von ihnen waren Engländer. Der britischeKonsul stellte damals alle möglichen Untersuchungen an, abervergebens._Briefkasten der Redaktion.Wir bitten bei jeder Anfrori« eine«thiftre l,w-i Buchstaden oder«ine Saht)anzugeben, unter der die Antwort erthetlt werden toll.Die juristische Sprechstunde findet am Montag,D i e n st ag. Freitag und S o n n a b e.n d, abends von6-7 Uhr statt.Scheibe!. Wir haben Ihre Beschwerde zur Untersnchungübergeben.Paul Grieger. Ihr Eingesandt werden wir gelegentlichbenützen.Grüstmacher. Die Angelegenheit ist ja bereits am 8. Fe»bruar von uns richtig gestellt worden. Eine nochmalige Erörte-rung der Sache wäre zwecklos.Hln. K. Sie meinen, wir thäten den_„Anarchisten" unrecht, und wüßten nicht, was sie wollen. Wissen Sie es viel»leicht? Mit Ausnahme der Herren Jhring-Mahlow und Kon-sorten haben wir bis jetzt noch keinen gesunden, der gewußthätte, was er will.Havnan. Ob in Berlin eine Zahlstelle der HaynauerSterdekasse bestehr, haben wir nicht erfahren können. Vielleichtweiß es einer unserer Leser.Zwei Wettende R.«. Z.„Proletarier aller Länder ver-einigt Euch" ist der Satz, mit dem das von Karl Marx undFriedrich Engels verfaßte Kommunistische Manifest schließt. Vonwelchem von beiden der Satz herrührt, können wir nicht soft-stellen.