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Tlr. 337* 46. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Freitag, 13. November 1929

Lchie StadiverordneienWimg ausgeflogen! Kommunisten provozieren. Lange bewaffnet sich, stürmische Auftritte.

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Cäucözm Unganschsn vo�CUexan�\�S6u�eryMajX)Cn. Copyright by Büdiergilde Gutenberg, Berlin . Der Oberkosak stieß mit dem Finger an die Hutkrempe. Brugos blieb im Hof stehen: der Alte stand droben in der Vorhalle. Er stand da und sah den Verwalter miß- trauisch an. Aber er schien es sich zu überlegen, denn er fragte:Wünschen Sie etwas, gnädiger Herr?" Der Verwalter war traurig. Ich komme zu Ihnen. Michael, weil man nächste Woche mit der Ernte beginnen müßte. Es ist schon zu spät, nach dm Slowaken nach Hranyica zu schicken, aber ich habe über- Haupt daran gedacht, daß wir diese Frage auch jetzt so er- ledigen sollen wie in früheren Jahren. Uebernehmen S'.e's mit Ihren ficulen... Der Oberkosak stand reglos droben in der Vorhalle und hörte sich jedes Wort ruhig an. Er antwortete nicht gleich. Als brausten zehn lange Jahre in ihm auf während dieser wenigen Augenblicke. Er sah in die �erne... Dann kam er herunter, trat vor den Verwalter hin:Montag beginnen wir. gnädiger Herr." ..Es ist gut, Michael, es ist gut", sagte der Verwalter mild und gab ihm die Hand. Noch am gleichen Nachmittag ging der Oberkosak zu Ur- großoaler hinüber und blieb lange bei ihm. Ihre Meinungen mochten sehr auseinandergehen, denn als er abends heimkam, sagte er zu meiner Großmutter:Er hat eine häßliche Natur, dieser aste Mann. Er sagte mir ins Gesicht, daß ich ein verräterischer, feiger Hund seil" Inzwischen begannen sich die Kosaken zu versammeln. Sie kamen vereinzelt aus allen Windrichtungen. Und sie redeten wen'g. als schämten sie sich, daß sie den Ober- tosakm im entscheidenden Moment so verlassen hatten. Der erwähnte nichts über die Angelegenheit. Mit ein- fachen Worten gab er ihnen die Weisung, daß sie am nächsten Montag auf den gräflichen Feldern mit der Ernte beginnen würden, wie immer um diese Zeit. Die Kosaken begriffen auch aus diesem Wenigen, daß der Alte sich mst Brugos end- gültig versöhnt hatte. Sie ahnten daher, daß sie die Ebene von Nezpest auch im kommenden Jahre behalten würden. Der Oberkosak entließ sie. Als sie fort waren, seufzte «r tief auf. Cr war nicht mehr der alle Oberkosak, der mll

Auch die letzte Stadtverordnetensitzung, di« vor den Kommunalwahlen noch möglich geworden war, ist nun i m Tumult ausgeslogen. Es zum Tumult kommen zu sehen, ist sonst ein Hauptoergnügen der Kommuni st en. Daß sie sich dabei manchmal in ihr eigenes Fleisch schneiden, müssen sie in den Kcrus nehmen. Unser Genosse Flatau hielt ihnen das gestern vor. Au dem Fall Böh hatten sie am vorigen Donnerstag die Vorwegnahme und sofortige Verhandlung gefordert. Nachdem dann ihr Redner Lange wegen seines provozierenden Auftretens von unserem alten Genosien Tempel geohrfeigt worden war, mußte die Sitzung aufgehoben werden. Gestern paßte es den Kommu- nisten wieder anders. Diesmal wollten sie die Sitzung nicht mit der Fortsetzung des abgebrochenen Schlußwones ihres Lange zum Fall Büß, sondern aus agitatorischen Giünden mst den Erwerbslosen- antragen beginnen. Als sie das nicht durchsetzten und der Fall B ö ß herangenommen wurde, mußt« ihr Redner Lange den Rest seines Schlußwortes vortragen. Sein« Red« trieb dl« sozial- demokratische Fraktion zu allerschärf st em Pro- test, weil Lange die Beschimpfungen aus der vorigen Sitzung nicht zurücknahm. Der Schimpsbold diang jetzt nicht mehr durch, so daß der Dorsteher die Sitzung abbrechen mußte. « Au Beginn der gestrigen Stadtverordnetenversammlung brachte der Vorsteher, Genosse Haß, eine ganze Anzahl DrngichkeUs- antrage der verschiedensten Parteien zur Kenntnis. Die Kommu- nisten hasten u. a. in einem Dringlicbkeitsantrog di« Besierstellung der Erwerbslosen verlangt und die Forderung begründet, daß die Lage der Erwerbslosen zur Zeit sehr schlecht sei und daß gegen die angedrohten Versihlechterungen ihrer Bezüge schon mehrere tausend No.standsarbeiter im Streik ständen. In einem weiteren Antrag forderten die Kommunisten vom Magistrat, daß er vom Aussich'srat der Berliner Berkehrs-A.-G. die so'ortig« Entlastung des Direktor» Vrolat fordere und daß die Anordnungen Brolats rückgängig ge- macht würden. Die Kommunisten haben diesen Antrag gegenüber der Veröffentlichung in derRoten Fahne" vom Sonnabend ge- ändert. In derRoten Fahne" verlangten sie in der Hitze des Gefechts neben der Entlastung Brolats die sofortige Wstderein- st<llung der entlassenen kommunistischen Betriebsratsmitglieder Deter und Krüger. Die Feststellung desAbend", daß die Kommunisten mit diesem Anl'-ag den mähren Zweck ihres Vorgehens gegen Vrolal ent- hüllt hätten, scheint einiaermaßen ernüchternd in der APD.» Zentrale gewirkt zu haben. Diese kommunistischen Anträge wie auch noch einige andere fanden den Widerspruch des Hauses, so daß sie geschäfteorbnuvg»' mäßig in einer der nächsten Sitzungen behandelt werden W der- spruch erfuhr auch ein Antrag der Deu t s ch n a ti o na l e», .in dem Oberbürgermeister Bäh aufgefordert w'rd, sein Amt nieder- 'zulegen./ Die kommunistischen Anträge mr Erwerbslosenfürsorge nahm Stadtverordneter W i s n e w s k i(Komm.) zum Anlaß zur Ge- schäfteordnung die sofortig« Behandlung zu beantragen. Es sei die letzte Sitzung der Stadtverordneten Genosse Flatau mußte dem Herrn erwidern, daß es die Kommunisten und die Deutschnationalen waren, die seinerzeit im Aeltestenrat verlangt hatten, daß die An- träge, die sich mit dem Oberbürgermeister Büß beschäftigen, bevor- zugt behandelt werden sollten. Das ist wunschgemäß geschehen. man habe jetzt aber offenbar kein Intereste mehr an diesen An- trägen. Die Erwerbsloscnant'chge könnten schon längst erledigt sein, wenn Kommunisten und Deutschnationale ihre Agit stionelust nicht in der Böß-Debatt« befriedigt hätten. Im übrigen sei festzu-

stellen, daß im Erwerbslosen-Ausschuß niemand von den Kommu- nisten eine Begründung zu den Erwerbslosenanträgen gegeben habe. (Stürmisches Hört, bört! im Hause.) Es Ist hier also wieder ein- mal bewiesen, daß es den Kommunisten gar nicht auf die Hilfe für die Erwerbslosen onkommt, sondern daß sie bezwecken Im Plenum Reden zum Fenst«' hinaus zu halten Der Kommunist WisnewsH sprach dann noch einmal für die bevorzugt« Behandlung der An- träge: man könne das sehr gut vor dem Schlußwort seine» Partei- freundes Lange-Neukölln zur Böh-Debatte erledigen.(Lebhaftes Aha" bei den Soz.) Der Stadtverordnete Schmidt(Z.) nagelte das unerhörte Vorgehen der Kommunisten in Sachen der Erwerbslosen fest. Die sofortige Behandlung der kommunistischen Erwerbslosen- anträge wurde daraufhin gegen di« Antragsteller abgelehnt. W'.e unangenehm der kommunistischen Fraktion der Verlauf der Ober- bürgermeister-Debatte vom setzten Donnerstag war, bewies ihre gestern eingeschlagene Taktik. Kaum war die erste Geschäftsord- nungsdebatte erledigt, ging schon wieder Schwenk von den Kommunisten auf die Tribüne und verlangte die sofortig« Behrnd- lung anderer konnnunistischer Anträge. Schwenk mußte sich vom Borsteher sehr oft zu« Sache ermahnen lassen. Allerding» gab ge- rad» er den Fraktionsmitgliedern der Sozialdemokraten überreich- i lich« Gelegenbeit zu Zwis-benrufen. Als der Redner erklärte, daß sich sein« Fraktion d»n Ausführungen de» Lange-Neukölln J vom letzten Donnerstag(die Sozialdemokraten se en alle Betrügerl)' vollinhaltlich anschließe, kamen aus den Reihen der Sozialdemo- kraten sehr lebhaste Zurufe. Man verlangte, daß Schwenk die veleidigungen Lange» zurück- nehme. Genoste Flatau:Ich stell« fest, daß die Kommunisten bei den letzten Sklarek-vebatten stet» gegen die Beschränkung der Redezeit gewesen sind. Hätten sie ihrem Redebedürfni» Maß und Ziel auf- erlegt, so könnten die Erwerbslosenanträge längst verabschiedet sein. Es handelt sich hier also nur um«ine kommunistische Demon- strotion, zu der selbstverständlich die Sozialdemokraten die Hand nicht bieten können. vi« sozialdemokratische Fraktion wird die Kommunisten an ihrer eigenen Dummheil scheitern lasten. (Bravo ! bei den Soz.) Die bevorzugte Behandlung der Anträge wurde abermals abgelehnt. Die Fortsetzung des Schlußwortes zu dem kommunistischen Mißtrouensantrag gegen ß gestaltete sich äußerst dra- matisch. Lange, dem In der letzten Sitzung wegen seiner maßlosen Beleidigungen, die er gegen di« Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei ausgestoßen hatte, von unserem Parteiveteran Tempel eine kräsltge Obrfeige verabfolgt worden war, wollte gestern das Schluß- wort fortsetzen. E» war selbstverständllch, daß unsere Varleigenosten di« Zurück- nähme der veschlmpfungen verlangten, aber ebenso selbslver- ständlich war es bei einem Lange und bei seinen Fraktion»- genosten, daß sie diese» Mindestmaß von persönlicher und polt- li scher Anständigkeit nicht aufbrachten. Lange wurde durch die ziemlich stürmischen Zurück­nahme-Rufe unserer Genosten völlig am Reden ver- hindert. Wohl konnte sich der Vorsteher, Genoste haß, verständ- lich machen, wenn er für den Redner um Ruhe bat: sobald aber Lange reden wollte, wurde er von unseren Genossen daran gehindert. Lange beschränkte sich dann darauf, einzelne Wort« in den Saal zu schleudern. So rief er das eine Mal:Panzerkreuzersozialisten",

dann wieder:Konkordat", dannAbbau der Erwerbslofenversiche- rung" und schließlich:Streikbrecher Urich": Aber«r drang nicht durch. Als unsere Varliiaenossen immer stürmischer die Zurücknahme der Beleidigung soroerten, schloß schließlich der Vorsteher kurzer- Hand die Sitzung. Diese letzte Sitzunz der Stadtverordneten vor den Wahlen hat im ganzen SS Minuten gedauert. Das Verhalten der K o m m u n i st e n, die im trauten Verein mit den Deutschnationalen die politische Ausbeutung der Betrügereien der Gebrüder Sklarek für wichtiger hielten als die Erledigung dringender Anträge und Vorlagen, haben den vorzeitigen Abbruch der Sitzung veranlaßt. Ihnen kam es feit dem Bekanntwerden der Assäre Sklarek nur noch darauf an. politische Geschäfte zu machen. Was aus der Stadt Berlin , was mit den Erwerbslosen wird, das war ihnen alles gleichgültig. Lange drohi mit Waffen. Während der Red« des Kommunisten Lange hatten sich feine Parteifreunde in seiner unmittelbaren Nähe gruppiert. Als wäh- rend.einer Redepause unsere Genossen den Lange recht heftig mit Zurusen bedachten, faßte Lange in sein« rechte Hosen­tasche und wies eine blank« Waffe vor, die von den dicht neben ihm sitzenden Stadträten als ein Schlagring erkannt wurde. Mit einem Taschenspielergriff ließ Lange den Schlag ing wieder verschwinden und er bolte ebenso schnell ein Schlüssel- b u n d aus der Tasche. Dieser Vorgang zeigt ebenlo den Hckden Lange wie auch seine Aufforderung an die umherstehenden Mit- glieder der kommunistischen Fraktion:bei ihm zu bleiben, denn e» wäre bester so"!_______ $r(m Vankdirektor muß ins Gefängnis. Oer alte Dater schuldlos im Irrenhaus. vor dem erweiterlen Schöffengericht in P o t» d a m fand der Prozeß gegen die beiden Töchter de» SOfährigen Ober- amlmannes a. D. Steinbarlh au« Werder wegen Frei hei lsbenrnbung statt. Di« beiden Angeklagten, Frau Kaspohl und Frau Klei» s i n g« r, hatten mit Hilfe eines ärztlichen Attestes die Uebe» führung ihres Vaters in ein« Irrenanstalt veranlaßt, da er nach ihren Behauptungen ste fest Iahren maßlos gequält Hab«, hoch- gradig erregt fei lind aus geringfügigen Anlässen zu Gewalthand- langen schreite. Der Hausarzt des Obcramtmannes sagte aus, daß von Geistesverwirrung keine Rede sein könne. Auf sein Eingreifen hin sei Steinbarth aus der Anstalt sofort wieder ent- lassen worden. Die Angeklagte, Frau Bankdirektor K l e l s i n g e r, wurde wegen vorsätzlicher Freiheiteberaubung ihres Vaters zu 1 Monat Gefängnis ohne Bewährungs- f r i st verurteilt. Ihre Mitangeklagte, Frau Major Kaspohl, wurde freigesprochen. Nach der Urteilsverkündung brachte eine größere Menschenmenge dem alten Oberamtmann Steinbarth vor dem Gerichtsgebäude eine Ovation.

Verkehrsunglück in Verlin W. Acht Leicht«, zwei Schwerverletzte. Ja der Potsdamer Straße fuhr ein Straßenbahnzug an einer Haltestelle auf einen zweiten Straßenbahnzug auf. Bei dem Zusammenstoß wurden acht Personen verletzt, von denen zwei in ein Krankenhaus über- geführt werden mußten. Die Straßenbahnwagen wnr- de« stark beschädigt und aus dem Verkehr gezogen«

einem einzigen Schlachtruf seine Leute gegen Slowaken, Ungarn und Gendarmen führte. Als hätte ihn irgendein Ruck aus seiner bisherigen- Bahn geworfen. Von da ab strich er schweigend um das Haus. Und nachts seufzte er auf feinem Pelz vor der Ofenbank. Am Montag Morgen begannen sie mit ihren blitzenden Sensen die Arbeit. Der Oberkosak führte die Reihe. Er schwang die Sense mit dem Schwung beider Arme, die Saat sank vor ihm nieder und die Kosaken bsieben weit hinter ihm zurück. Dann kehrte er am drüberen Ende der un- geheuren Tafel wieder um und flog in solchem Tempo zurück, daß seine Gestalt augenfällig größer und größer wurde. Die Kosaken schnauften angestrengt hinter ihm her. So hatten sie noch nie geschafft, wie in diesem Sommer. Der Oberkosak keuchte mit rabrnschwarzen Armen und ver- schwitzte? Mähne vorn, als zitterte fein ganzer zurückge- dämmter Zorn im Sen'engriff. Furchtbar« Hitze setzte ein. Die Fata Morgan« koch « über der Ebene von Nezpest. Die Tage zogen sich unendlich in die Länge über der glühenden Gegend, und die kranken Sterns der allzu hellen Nächte glimmten kaum. Unsere Prüfungen waren lang vorbei: die Hundstage kamen. Im Wirtfchastshof und auf den Huben ringsum de- gannen die gräflicken Dreschmaschinen zu b-ummen. Wochen vergingen, heiße Wochen. Die Kosaken arbeiteten noch immer, in verbissener Wut. Die Sonne tarnte sprühend über der Gegend, der Elevator spie das Stroh von sich� und der Obsrkosak stand mit van Kleie durchsetzten Haaren auf der Maschine oben und streute die Garben in die Trommel. Mädchen und Frauen wechselten neben ihm ab im Zubringen Der Oberkosak streute unerlchütterl'ch weiter. Es war schon im August, als sie endlich zu Atem kam-r.. Ernte. Dreschen. Einräumen war zu Ende. Am Abend die'es Tages kamen alle Kosaken beim Wen zusammen, um mit- einander zu verrechnen. Sie waren schwarz wie Teufel. Am oberen Tischende saß wie gewöhnlich der Oberkosak, mein Vater und der bärenkräftige Gsorg Vasva führten mst lauter St'mme Verrechnung: J'-dem das Seine. Der Qualm war groß, der Scstnavs ging von Hand zu Hand. Dort saßen sie auf den Stühlen und Bänken, und anfangs schwie- gen sie. als sckämten sie sich ein wenig vor dem Oberkosaken. Der Alte saß. versunken in>e'ne eigen-n Gedanken, da. Große Bitterkeit fraß in>e!n?r Brust. Aber wie die Nacht allmählich weiter vorrückte, kamen neue Schnäpse zum Bor- sthein, und auch die Kosaken fanden ihre Stimme wieder. Die Haut spannte sich über ihre Backenknochen, jemand veriuckste es neben der Tür mit einer Ziehharmonika, und die Kosaken verrieten große Unruhe. Und mit einem Mal begannen ste

> zu singen: wilde, aufpeitschend« Gesänge. Und plötzlich ! sprangen sie auf, schwangen ihre bleiernen Stöcke über den j Köpfen, hieben in den Rauch hinein und begannen im Kreise zu tanzen. Die Augen des Oberkosaken blitzten auf und die Kosaken johlten dröhnend:Nieder mit den Herren! Tod den Herren!" Das ganze Haus dröhnte... Kosaken , Kosaken! Ich sehe euch an, fast aus der Ferne eines Menschenalters. Und Wehmut und Rührung fällt in mein Herz, während ich zu euch zurückkehre, die ihr mir schon aus den Nebeln einer anderen Welt zuwinkt. Ich sehe euch in Armut, in fürchterlichem Kampf um das magere Leben, im glühenden Sommer und in den Schneestürmen des Winters. Ich sehe euch nach Einberufung als Soldaten auf fremder Erde kämpfend oder in großem Kummer am Neu- jahrstag Abschied nehmen, über die Landstraßen streifen, dem Hcrbststurm entgegenwandernd, mit Wölfen raufen, die Erde der großen Herren pflügen, und sehe euch, wie ihr mit ver- brauchten Gliedern hilflos neben den Pflügen der Herren niederfallt, und sehe euch in der Ackerfurche sterben ohne «inen Laut... Auch eure Lieder höre ich noch, Kosaken! Aus der Ferne des Todes such« ich euch auf und höre immer« fort euren traurigen Chorgesang. Im Brausen des Herbst- ftzirmes, in den harten Winternächten klingen diese herz- vrreißenden Lieder mir zu, denn ich bin Blut aus eurem Blute, Kosaken... Jahre, ach. welche Jahre mich von euch trennen, die ihr seither au? dieser Welt gegangen seid. nackend: genau nackend, wie ihr einst diese Welt betratet. Ihr seid fort und untergetaucht in den überirdischen Nebeln.. trüben Augen sehe ich euch nach. Manch- mal dreht i:ch noch ein oder oas andere Gesicht nach mir um, und e-. ist mir. als würde ich es erkennen. Vielleicht war es der arme Antal Turbis, vielleicht der überlegene Oberkosak. Auch mit der Hand winkte er mir zu, und sein Gesicht war sehr weiß... Mein Herz preßt sich zusammen, denn ich weiß, daß ihr mich ruft. Ein kurzes Leben noch; dann laste auch cch aus meiner müden Hand die Feder fallen. mein Nacken knickt ein und ich mache mich mit unsicheren Schritten auf den Weg. in den Ungewissen Nebel hinein. Und nach me'ner schwankenden Gestalt blickt vielleicht genau so mein Sohn oder mein Enkel, und ich wende me'n Gesicht um und sehe sie mit zerquälter Miene an. Nackend gehe ich von hier fort, so nackend, wie ich einst diese Welt betrat. Nur unser Ruf wird bleiben. Ko'aken! ... Die Kosaken tanzten noch immer, mit bebenden Stöcken, stampfenden Füßen, und sie fluchten laut auf die Herren. Auch der Oberkosak hatte sich bereits vom Tisch er- hoben: er reckte die Brust heraus und klatschte mit den Handtellern zum Tanz«.(Fortsetzung folgt.)