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Freitag

15. November 1929

Unterhaltung und Wissen

O'Neills Entwicklungsgang

O'Neill hat die besten Aussichten, einmal der Nachfolger Shaws| In allen seinen frühen Stüden spielt nicht ein Mensch die Haupt­als der Welt betanntester Dramatiter zu werden. Heute, wo er rolle, sondern ,, the old Devil Sea". taum 40 Jahre alt ist, hat sein Nome in allen Kulturländern bereits guten Klang.

Dabei sind die besten feiner Stücke wahrscheinlich noch unge­schrieben. Denn bisher war ihm jedes feiner Werte ein Experiment mit der dramatischen Form, vom Einmanndroma Kaiser Jones" bis zu dem wahrhaft selsamen Strange Interlude  ". Mit einer genialen Unbekümmertheit setzt er seine dramatischen Kinder in die Welt, ihm ist es gleich, ob fie sterben oder bleiben; sie sollen selbst zeigen, ob fie lebensfähig find oder nicht. An seinen Freund, den Kritiker George Jean Nathan   schreibt er am 20. Juni 1920: Es wird einige Zeit dauern, bis man über den Juckreiz hinwegtommt, alles, was einem durch den Kopf schießt, zu Papier zu bringen", und nennt die Ergebnisse folchen Judreizes" eine sich mitteilende Art der Erholung, wenn man nicht untätig bleiben fann".

Wenn so seine Stüde   untereinander in der Art und im Bert völlig verschieden scheinen, immer find fie doch unmittelbare Aus flüffe feiner Dichterpersönlichkeit, so daß allen ein geheimes, fich durch alle Berwandlungen gleichbleibendes Wesen innewohnt: das Wesen des Menschen O'Neill  .

Am 16. Ottober 1888 wurde Eugene Gladstone O'Neill   in New Dort geboren. Sein Bater James O'Neill war Schauspieler; er war befannt und um die Jahrhundertwende jogar berühmt. Den weitaus größeren Einfluß auf den Dichter aber hatte die Mutter, die vor ihrer Verheiratung Lehrerin gewesen war. Wie der Vater, war auch fie irischer Abfunft; und so ist das geistige Erbe O'Neills nicht nur der weltfrohe und freibeulerische Lebensfinn seiner Heimat Amerika  , sondern auch das grübelnde, bohrende und mystifierende Denten und Dichten der Grünen Insel.

So war in ihm eine Kraft, die bejahte, und eine, die zweifelte; eine, die Wirklichkeiten wollte, und eine, die nach Phantastit strebte. Der junge O'Neill verlangte nach beiben: er wollte phantastische Birtliteiten, er wollte Erfahrungen, die wie feltene, bunte Träume waren.

Mit 19 Jahren fan er von der Schule und trat zunächst noch durchaus bürgerlich und vernünftig als Anfänger in ein als Anfänger in ein Großes Boftverfandhaus in New Yort ein. Aber es hielt ihn hier nur furze Zeit. Mit einem ihm bekannten Hütteningenieur zog er fort. Blöglich, unvermittelt. Sie gingen gemeinsam nach Spanisch Honduras, um Gold gu graben. Gotb, Gefd wollte zu er haben; doch nicht in grauen Stuben mit Schweiß ergeizen, nein, mie im Traum sollte der Reichtum zu ihm tommen.

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Doch der erste Traum zerbrach jäh und häßlich. Er fand fein Gold; nur Menschen in Elend, Laster und Fieber. Und dann wurde er frank; die Malaria befam ihn zu fassen. Ohne einen Dollar fam er zerschlagen zurück zu seinen Eltern. Damals glaubte er, alles verloren und nichts gewonnen zu haben.

Aber schon bot fich eine neue phantastische Wirklichkeit. Es war eine Frau. Er wollte sie glücklich machen, eine Familie grünben. 1909 heiratete er Kathleen Jenfins. Noch hatte er teine Existenz, doch er wollte dafür arbeiten und sich darauf vorbereiten. Bunächst galt es, zu lernen und das College zu absolvieren. 1910 war er auf der Universität Princeton. Bald jedoch sah er, daß hier nicht der rechte Beg für ihn lag. Also schloß er sich einem Wander­theater an, mit dem er durch den Fernen Westen zog. Seine Che surde nicht das, was er von ihr erhofft hatte. Es gab Entfrem dung, wohl auch Streit. 1912 mar O'Neill geschieden. Wieder gerbrach ein Traum.

Noch bevor feine Che gelöst war, hatte für O'Neill ein neues Abenteuer begonnen. Als Matrofe fuhr er auf einem Segler von Boston   nach Buenos Aires.   lleber zwei Monate dauerte diese Fahrt, während der er zum ersten Male die Macht und den Zauber Ser See fühlen lernte. So ward dies Erlebnis zu einem der tiefften eines Lebens. Das zeigte fich später, als er zu schreiben begann.

In Buenos Aires   arbeitete er als Zeichner und als Arbeiter. Dann wieder fuhr er auf See: diesmal auf einem Biehdampfer nach Afrika  . Nach seiner Rückkehr nach Buenos Aires   zeigte ihm das Abenteuer feine Krallen. Nur gelegentlich noch fand er Arbeit; Hunger und Armut lernte er kennen; bis ihn schließlich ein Tramp­dampfer als Leichtmatrose mit nach New Yort nahm.

Sein Vater half ihm. Er hatte Victor Hugos   ,, Graf von Monte Christo" dramatisiert und damit einen riesigen Rassenerfolg in New York   erzielt. Er selbst spielte die Hauptrolle. Nun sollte auch die Provinz bereift werden. Eugene O'Neill   erhielt eine fleinere Rolle und fam so zum zweiten Male zum Theater. Das erstemal war er zweiter Inspizient gewesen, jest war er schon Schauspieler. Aber noch dachte er nicht daran, fich irgendwie ernsthaft mit bem Theater abzugeben.

Dagegen wurde ihm das ewige Tourneedasein mit dem unend­lichen Bieterholen immer desselben Blödsinns bald über. Er fattelte nochmals um, wurde Reporter. Das war beim Nem London Telegraph" in Connecticut  . Und wer weiß, wie oft er noch umgefattelt hätte.

Doch O'Neill wurde frant. Ernstlich frant. Schon auf seinem Goldfuchertrip nach Honduras   hatte er sich den Keim zu einer Bungenkrankheit geholt. Doch erft jegt, nach drei Jahren voll wilden Lebens und Erlebens, zeigte es sich, daß seine Lungen wirftlich angegriffen waren. Er mußte für ein halbes Jahr in ein Sanatorium gehen.

Das war das Ende seiner Jugend. Mit einem Schlage wandelte sich die Richtung seiner Persönlichkeit; er war zum Mann geworden. Das Gefühl, todgeweiht zu sein, verließ ihn von nun ab feinen Augenblid mehr und zwang ihn, das Resultat seines Lebens zu suchen. Er erkannte, daß er bis zu diesem Puntte nichts geleistet hatte, daß fein Wesen auf der Erbe an ihn denten mußte, wenn er verging.

Er suchte nach neuen Zielen. Dod) noch war sein innerftes Wesen das gleiche; noch immer wollte er phantastische Wirklich teiten. Aber er jah jetzt, wo er sie allein finden fonnte: in der Kunst. Dort war Realität, und dort war Traum. Und so wie er fie damals jah, waren fie eins. Am meisten eins im Drama, das O'Neill für sich erwählte.

Mit 24 Jahren schrieb er sein erstes Stück: The Web". Es wurde weber gedrudt noch aufgeführt; es war das Bert eines blutigen Anfängers. O'Neill sah ein, daß er auch hier erst arbeiten müsse, ehe er zum Meister werden fönne. Er wurde nochmals Student, diesmal in Harvard   bei Professor Bater.

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Als O'Neill   1914 dorthin fam, war Baters Workshop 47" bereits eine amerikanische   Berühmtheit. Schon 1907 hatte Profeffor Bater seine dramaturgischen Kurse eingerichtet, in denen nichts Beringeres angestrebt wurde als die Schaffung einer hochwertigen, nationalen Dramatitergeneration. Zuerst lächelte man auch in den Bereinigten Staaten( mie noch heute bei uns) über dieje Brutanstalt für dramatische Küken. Doch die Zeit hat Prof. Bater recht gegeben. Eeine Kurse sind von größter Wichtigkeit für die Ent widtung des amerikanischen   Theaters geworden.

O'Neill nahm ein Jahr lang an ihnen teil; schrieb Stücke inzwischen, schrieb sie wieder um, vernichtete fie und fchrieb neue. Immer schrieb er. Doch noch wurde er nicht gespielt. Da machte er im Sommer 1916, als er fich zur Erholung in Provincetown  ( Massachussets  ) an der Stüfte des Atlantit aufhielt, die Bekanntschaft einer Truppe von Amateurschauspielern, die dort auf einem alten Fischerdock Theater spielten. Sie hatten das schon im Sommer 1915 begonnen und hatten sich als Ziel gefeßt, nur amerikanische Dichter aufzuführen. Sie sahen in O'Neill eine Möglichkeit, und O'Neill fah in ihnen eine Möglichkeit. So famen sie zusammen, und mit Hilfe dieser Truppe, die dann nach New Yort übersiedelte und ein eigenes Theater gründete, hat O'Neill seine ersten Triumphe in Harry Bergholz. Amerifa erfämpft.

Richard Gerlach  : Die letzte Instanz

Sabieliti hatte seinen Feldwebel mit dem Rolben über den Kopf gehauen, vor dem Feinde. Sie wollten ihn auf der Stelle wegen menterei erschießen. Aber ein plöglicher Angriff der Fran 30sen verhinderte es. Jeder Mann wurde notwendig gebraudyt, Eie nahmen Sabielifi die Beffeln ab, gaben ihm ein Gewehr und riffen ihn mit. Dem halb und halb zum Tobe Beruvieilten wurde in Handgemenge von einem Zuaven den Bauch aufgejdit. In hoffnungslosem Zustande wurde er zum Verbandplay getragen und gelangte mit der grausamen Wunde nach einigen Wochen in ein Rejerpelazarett, ständig in Lebensgefahr. Inzwischen hatte ihn bas Kriegsgericht in Abwesenheit zu zwei Jahren Gefängnis ver urteilt. Den Feldwebel hatten sie als nervenleidend nach Hause geschickt.

Sabieliti war mein Nebenmann im Lazarett. Bon Beruf war er Lokomotivheizer, hatte Frau und Kind. Seine ganze Zukunft wäre vernichtet, jammerte er.

,, Wenn die Eisenbahndirettion Kenntnis von meiner Strafe betommmt.

Er verstedte erbärmlich, fomnie fann ein weides Ei herunter schlucken und war gallengrün im Gesicht. Aber Tag und Nacht grübelte er, was er mur machen sollte, um seine Eristenz zu retten. Sähzorn ließ ihm die Zügel schießen. Wenn ihn ein Gedanke gepackt hatte, stenente er sich zum Sigen auf, obgleich er es nicht Surfte. Ich vermied forgfältig, ihm Urfache zur Erregung zu geben, aber in feiner Erbitterung schimpfte er oft über nichts, über gar nichts. Die Kameraden und die Schwestern fürchteten ihn. Raum einer hätte thn mißtrauisch angesehen, weil er Straf gefangener mar. Denn die Männer, die hier lagen, hatten alle niel mitgemacht. Jeder fpürte aber, daß dieser Mensch gewalttätig und hemmungslos aus allen Schrenten brechen fonnte; borum hatten fie eine Scheu nor thm. Ich konnte ihm richt ausweichen, denu er lag rechts neben mir.

,, Was hat dir der Feldwebel eigentlich getan?"

Er war ein Schweinehund. Er hat uns getriezt und Kaniert wie Retruten, mir mor er besonders auffage et

emen Dredpoften wußte, da hieß es: Sabielski. Er kam frisch aus der Schreibstube eines Garnisonfommandos. Wir waren drei Jahre im Feld. Warte, dachte ich, dich friegen wir schon. Da liegen mir einmal in Ruhe, Appell, er fifcht mich raus: Natürlich, Sabielfti, ein rostiges Gewehrschloß. Nachererzieren. Hetzt mich ganz allein auf einem Grasader herum. Sprung auf, maridh marsch! Hinlegen! Rennen wir. Eine ganze Stunde schleift er mich, und damn befiehlt er: Bräsentiert das Gewehr! Und dann: Legt an! Und läßt mich so stehen, läßt mich einfach stehen mit der Knarre an der Bade, spaziert auf und ab, die Hände auf dem Rücken, grinst... Ich hab mich beherrschen wollen, ich fann es schwören, ich dachte, bei der nächsten Gelegenheit sprechen wir uns wieder, Freundchen, wenn wir vorn in der Schokolade liegen, pfeift es aus einem anderen Loch. Da bleibt der Satan vor mir stehen, jo recht höhnisch, und blickt mir pfeilgrabe in die Augen. Das ist doch selbstverständlich, jeßt zuden meine Arme, und schwapp hat er den Kolben auf dem Dez.. lind dann gehe ich zum Leutnant und erstatte Meldung. Abführen! Gleichzeitig tam der Alarm. Eintreten! Der Leutnant ruft: Sabielsti! Und nun Halt! liege ich hier." Das war Sabieliti, großschnauzig und wehleidig. Aber wie tonnte er in seiner Verfassung anders sein? Er tat mir leid. Weißt du, wir fönnten ja ein Begnadigungsgesuch abfaffen." Bom Gericht wollte er nichts wissen. Endlich hatte er ge­funden, was ihm helfen konnte: ein Gesuch an den Kaiser. Er erklärte mir, wie er es sich dachte.

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,, Ein Soldat, ben die Schwarzen halb abgeschlachtet haben, sollte nicht entehrt werden.

So geht bas nicht. Du mußt hübsch bescheiden mit Unter iänigft anfangen, und versichern, daß du in Verwirrung und plög­licher Ummachung gehandelt hajt, aber willens bist, weiterhin nach Strästen up. Oder schreib, du tönnest nicht eher ruhig sterben, als bis der Oberste Kriegsherr dir verziehen hätte."

Der ganze Saal beteiligte sich an dem Wortlaut des Gejuches. Ein Brief bireft an Seine Majestät... Schließlich hatten wir

Beilage des Vorwärts

ein Klagelied fertig, das einen Stein hätte erweichen müssen. Die Aerzte schrieben ein Attest, Sabielsti sei kaum noch vier Wochen am Leben zu erhalten. Wir waren alle aufs höchste gespannt, wie es ausgehen würde.

Aber noch ehe Antwort tommen tonnte, starb Sabielsti. Er

starb schnell und ohne Widerworte. Sanft und friedlich jah er im Tode aus. Der versiegelte Brief der Kabinettchefs, der später ein­traf, hatte nichts mehr auf sich.

Landwirtschaftliche Verfuche

Dicht vor den Toren Berlins  , in Dahlem   draußen, wo um den Botanischen Garten sich die vielen Versuchsinstitute unserer Univer­fität befinden, die sich mit Forschungen auf naturwissenschaftlichem Gebiete befassen, ist fürzlich eine neue Anstalt für Düngeversuche vom Verein der Thomasmehlerzeuger errichtet worden.

Es ist ein fast vergnüglicher Betrieb, den man erst bei näherer Betrachtung den wissenschaftlichen Ernst ansieht, dem er dient. In fauberen weißen Kitteln, wie Säuglingsschwestern angetan, laufen die wissenschaftlichen Assistentinnen durch die Reihen von Hafer­Hunderte von fleinen Kästchen hat man geschaffen, Blumentöpfe, ftauben, Gerstenbüscheln, Weizen- und Roggenhalmen. winzige fleine Aeder von etwa einem halben Meter im Quadrat. Aus allen Gegenden Deutschlands   hat man Bodenproben herbei­geholt vom besten bis zum schlechtesten, vom leichtesten bis zum schwersten. In jede solche Bodenprobe werden mun die verschiedenen Getreidearten gefät, und zwar gleich in mehrere Töpfe mit gleichen Bodenarten, denn die einzenten Töpfe erhalten einen verschieden artigen Zusatz von Thomasmehl, und zur Kontrolle des normalen Wachstums auch gar feinen. Nun beginnt die Schwierigkeit, allen Pflanzen nach Möglichkeit die gleichen Lebensbedingungen zu schaffen. Keine darf günftiger, keine schlechter daran sein. Keine darf mehr Sonne, teine andere mehr Regen erhalten. Deshalb stehen alle winzig fleinen Neder auf fleinen Eisenbahnwagen, so daß sie hin und her geschoben werden können. Landwirtschaft und Eisenbahnschienen! Bei normalem Wetter stehen sie draußen im Freien, über sich lediglich ein Drahtneß, das sie vor dem Zugriff allzu neugieriger Spaßen und hungriger Stare und Schwarzdrosseln schützt. Es darf ja auch fein einziger Korn der Mehre verloren gehen, wenn nicht die wissenschaftlichen Ergebnisse bereits ungenau werden sollen. Beginnt es nun zu regnen, so stürzen all die Pflanzensäuglingsschwestern herbei und schieben schleunigst ihre Zöglinge aus den Drahtballen in Glashallen, denn feines darf ja mehr Regen erhalten als das andere. Alle werden auf den Kubila gentimeter genau mit Wasser versorgt, das erfordert so die eratte wissenschaftliche Methode, und troß dieser ungewohnten Behandlung wachsen Weizen, Roggen, Gerste und Hafer zu stattlichen Halmen mit noch stattlicheren Aehren heran. Ist dann die Zeit der Reife und Ernte gekommen, so werden die geschnittenen Halme samt den ehren auf einer Apothekerwaage genau gewogen, und später noch einmal die forgsam gesammelten Rörner jedes fleinen Zwergenaders. Die sorgsam gebuchten Ergebnisse zeigen dann die Bedeutung der Phosphordüngung für die einzelnen Bodenarten, geben wichtige Aufschlüsse über den notwendigen Grab der Feuchtigkeit. Ueber die Menge der Düngung, turzum über die Lebensbedingungen unserer Getreidepflanzen.

Aber da ist noch ein fleines, geheimnisvolles Glashäuslein mit Scheiben aus rotem Glas. Auch hier wachsen unsere Getreide pflanzen genau fo, als feien fie draußen im hellen Sonnenlicht. Nur von 3eit zu Zeit blißt es in regelmäßigen Abständen auf, große Jupiterlampen leuchten auf, und nun entdecken wir auch die photo­graphischen Apparate, die noch genauer als das menschliche Auge das Wachstum jeder einzelnen Pflanze fontrollieren. Hier wird der für die Landwirtschaft so wichtige Film, der das Wachstum der Getreidepflanze behandelt, hergestellt und aus all diesen Einzel Adolf Köbel. aufnahmen später zusammengesetzt.

Enträtselte Steinzeit

Bei Ausgrabungen, die der englische Forscher Leslie Armstrong mit Unterstützung der British Association" in Rhodesia   ausführte, glüdte es, in einer Höhle bemerkenswerte Bilder aufzufinden, die feiner festen Ueberzeugung nach den Beweis erbringen, daß zwischen den frühesten Kulturen Afritas und Europas   ein Zusammenhang besteht. Die Höhle, die in Bamata liegt," erklärte der Forscher bei feiner Ankunft in England einem Berichterstatter, gleicht in nichts den bisherigen Funden in diesem Bezirk. Ihr Boden ist fandtroden und an den Wänden zieht sich ringsum ein Fries in Höhe von etwa drei Metern. Biele große Elefanten, die dort in blaßgelber Farbe gemalt sind, sind so alt, daß die Farben so gut wie ganz verblichen find. Ueber ihnen aber befinden sich jüngere Bilder in roter Farbe, die Nashörner, Giraffen, Strauße, Paviane und Antilopen dar­stellen. Bilder noch jüngeren Ursprungs find in einem abweichenden roten Ton gemalt, und schließlich sieht man große Gruppen mensch­ficher Figuren, die Speere, Bogen und lange, trompetenähnliche In strumente tragen. Insgesamt entdeckten wir über 200 Bilder. Alle die dargestellten Männer sind hochgewachsen und schlant, und es scheint ganz ausgeschlossen, daß sie etwas mit den zwerghaften Busch­männern zu tun haben, in denen man früher die Ureinwohner von Rhodesia   zu sehen vermeinte. Ich bin vielmehr fest überzeugt, daß die älteren Bilder die Arbeit von Künstlern der paläolithischen Raffe barstellen, die Büffel und andere Tiere an die Wände spanischer Höhlen malten."

In dieser Ansicht sah sich Armstrong beim Ausgraben der Sohle der Höhle bis zu einer Tiefe von sechs Metern bestärkt. Unter den gefundenen Geräten aus der Altsteinzeit befanden sich auch Grab­stichel, von denen man bisher glaubte, daß es sie in Südafrika   nicht gäbe. Diese Grabstichel erbringen nach Armstrongs Erklärungen den Beweis, daß ein Verbindungsglied mit der sogenannten Kultur ber europäischen Aurignac  - Raffe vorliegt, jener Raffe aus der Altstein­zeit, die ihren Namen von einer in Aurignac   in Frankreich   ent­deckten Höhle herleitet. Wir haben allen Grund zur Annahme," führte Armstrong weiter aus, daß diese Periode mindestens so groß, menn nicht größer als jene der Steinzeit der Europäer   ist." Nach Armstrongs Theorie ist der Ursprung des Menschentyps ber Aurignaczeit in der Sahara   zu suchen, die in der Eiszeit ein frucht bares Lanb mar, das eine große Bevölkerung zu ernähren vermochte. Als es dort zu heiß wurde, mag ein Teil der Rasse nach Norden, nach Spanien   und Frankreich  , vorgedrungen fein, ein anderer Teil zog dagegen füdlich über Kenya   nach Rhodesia  , wo Tausende von Steingeräten aus der Aurignaczeit während der letzten zwölf Monate gefunden wurden.