Einzelbild herunterladen
 
wung ist außerordentlich bedenklich, da in der Praxis ingute Sitten" alles mögliche hineimnterpretirt und z. B. Frauen- vereinen die Erlangung der Rechtsfähigkeit unmöglich gemacht werden kann. Daß schließlich vom ordentlichen Richter(dem Landgericht) über die Versagung einer Eintragung zu entscheiden ist, bietet wenig Garantien gegen mißbräuchliche Anwendungen. Was Richter aus den Begriffengute Sitten" und Sittlich- keil heraus und in dieselben hineindenken können, geht aus der jahrzehntelangen Praxis sächsischer Gerichte genugsam hervor. Immerhin liefert diese Bestimmung die Vereine nicht so schranken- los, wie es der Entwurf that, der Polizei auch nach der privatrechtlichen Seite hin aus. Ausgeschlossen von der Erlangung der Rechtsfähigkeit sollen nach dem Beschluß der Kommission solche Vereine sein, deren Zweck auf einen wirthschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist. Den wesentlichsten dieser Art Vereine(Aktiengesellschaften. verschiedene Erwerbs- und Wirthschafts- Genossenschaften, ein- geschriebene Hilfskafsen) ist ja durch Spezialgesetze Rechtsfähigkeit verliehen. Es giebl inpeß noch ähnliche Vereine, bei denen dies nicht der Fall ist. z. B. bei Sterbekasicn. Ganz verfehlt erscheint der von der Kommission gebilligte Weg, diesen Vereinen nur durch staatliche Verleihung Rechtsfähigkeit zukommen zu lassen und der Verwaltung zu gestatten, die Rechtsfähigkeit diesen Vereinen auch wieder zu nehmen. Lieber keine, als eine von königlich-polizeilicher Genehmigung abhängige. Es bleibt abzuwarten, ob trotz der Drohung der Re- gierungen, von denen selbst die Vorschläge als unannehmbar be- zeichnet wurden, es in der zweiten Lesung der Kommission oder im Plenum gelingen wird, dem klaren, zweifelsfreien und allein für politisch Mündige würdigen Satz Anerkennung zu verschaffen: jeder Verein ist ohne jede Weiterung rechtsfähig. polikifche MebevMzk. Berlin  , 28. Februar. Michel aufgepaßt! Für dieuserlosenFlotten- pläne" beginnt jetzt die Reklame im großen Stil. Phantastische Bilder werden verbreitet undweltpolitische" Artikel in die Presse lancirt. Man lese nur dieKreuz- Zeitung  " und andere Blätter. Es handelt sich um zunächst hunderte und schließlich um tau sende von Millionen, die, ohne dengeringstenNutzenfürdasdeutsche Volk buchstäblich ins Wasser geworfen werden sollen. Also Taschen zu! DaS Herrenhans trat am Donnerstag und Freitag nach mehrwöchentlicher Rubepause wieder zusammen. Am Donnerstag wurden zunächst die Gesetzentwürfe betreffend eine Ermäßigung der Gebühren bei der ersten An- legung der Register für Binnenschiffer und be- treffend die Dauer der Wahlperiode für die weit- lichen Mitglieder der Propsteisynoden der evangelisch-lutherischen Kreise vonSchleswig- Holstein debattelos angenommen. Den wichtigsten Gegenstand der Tagesordnungen beider Sitzungen bildete die zweite Lesung der Vorlage betr. das Anerben recht bei Renten- und Anfiedelungsgüteru. Es handelt sich hier um eins der kleinen Mittel" zur Hebung der Landwirthschast, das aber auch nicht viel helfen wird. Während das bisherige Anerbenrecht nur für solche Güter galt, welche zu diesem Zwecke von den Besitzern besonders in die Höferolle eingetragen wurden, soll jetzt das Anerbenrecht als Intestaterbrecht auf die nach Maßgabe der Rentengüter-Gesetze und des Anstedelungsgesetzes für die polnischen Landestheile gebildeten Güter gelten. Die Junker, die im Herrenhause das große Wort führen, sind natürlich voller Freude über die Vorlage, von der sie in gewohnter Bescheidenheit nicht für sich, sondern für die Bauern Vorlheile prophezeien, die hierdurch in ihrer Lage gebessert, dem Ansturm der Sozialdemo- traten Widerstand leisten würden. Widerspruch gegen die Vorlage erhoben nur die Oberbürgermeister Westerburg   aus Kassel  und Bender aus Breslau  , die darauf hinwiesen, daß durch die Einführung eines ungleichen Erbrechts Unzufrieden- heit bei den Abfindlingen erzeugt würde, die nun das Proletariat vermehren würden. Die Vertheidigung des Entwurfs hatte, wie bei der ersten Lesung, so auch heute, Finanzminister Dr. M i q u e l übernommen, der alles aufzubieten scheint, um nicht bei den Agrariern in Ungnade zu fallen. Nach zweitägiger Debatte stimmte das Hans nicht nur der Vorlage in der Fassung der Kommission unter Ablehnung einer größeren Reihe von Abänderungsanträgen des Oberbürgermeisters Struckmann zu, sondern nahm auch eine RefoluNon an, worin die Regierung ersucht wird, durch weitere Gesetzentwürfe für Landgüter unter Berücksichtigung der verschiedenen Verhältnisse der einzelnen Landestheile das Anerben- recht einzuführen. Nach Erledigung dieses Punktes wurde am Freitag noch der Gesetzentwurs betr. die Errichtung einer Generalkommission für die Provinz Ost- p r e n ß e n, der im vorigen Jahre vom Hause abgelehnt und in diesem Jahre unverändert wieder eingereicht war, nach unwesentlicher Debatte in namentlicher Abstimmung mit 77 gegen 57 Stimmen angenommen. Am Sonnabend steht außer kleineren Vorlagen der Entwurf betr. die Aushebung der Taxordnungen für Aerzte und Zahnärzte aus der Tagesordnung. Das preußische Abgeordnetenhaus begann am Donners- tag die zweite Berathung des K u l t u s e t a t s. Die Debatte, die auch heute fortgesetzt wurde und für die noch die ganze nächste Woche in Aussicht genommen ist. bot bisher wenig be- merkenswerthes. Bei denEinnahmen" gab Geheimrath L e h n e r t im Namen des Finanz- und des Kultus- Ministeriums die Erklärung ab, daß das Komptabili- t ä t s- G e s e tz im Stadium der Vorberalhung begriffen sei und wenn nicht mehr in dieser, so doch voraussichtlich in einer der nächsten Sessionen erscheinen werde. Eine solche Vorlage, welche die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben gesetzlich regelt, ist dem Haufe schon seit Jahrzehnten, zuletzt anläßlich der Ver- Handlungen über den Erlaß des Fideikommiß-Stempels an den Freiherrn   v. Lucius versprochen worden, aber bisher nicht zu- gegangen. Wir werden abzuwarten haben, ob nicht in der Nächsten Session von neuem eine dilatorische Erklärung gegeben wird. Bei dem Ausgabetilel ,M inistergehalt" gab es wieder die üblichen konfessionellen Zänkereien zwischen dem Zentrum und den Nationalliberalen, die allmählich anfangen, langweilig zu werden, da kaum noch etwas Neues vorgebracht wird. Der Kultusminister Dr. Bosse äußerte sich nicht mehr zu dieser Frage, wohl aber ließ er den Polen  , als dies« sich über die Erlheilung des Religionsunterrichts in deutscher Sprache an polnische Kinder beschwerten, eine überaus scharfe Abfertigung zu theil werden, die von der Rechten mit großem Beifall auf- genommen wurde. Die Frage der rechtlichen Stellung der Privatdozenten, die in letzter Zeit aus Anlaß der Fälle Jastrow und Arons zu so lebhaften Debatten in der Prefle geführt hatte, wurde von Prof. B irch o w kurz gestreift. Leider ver- fiel Virchow in seinen alten Fehler: er sprach so leise, daß selbst der Kultusminister ihn nicht verstand und infolge deffen seine Ant- wort bis nach dem Erscheinen des amtlichen Stenogramms auf­schieben wird. Auch am Freitag bewegte sich die Debatte auf einem ziemlich niedrigen Niveau. Abg. Dr. Langerhans (srs. Vp.) machte zwar den schwachen Versuch, die Frage des Religionsunterrichts an Dissidenten linder zur Sprache zu bringen, durch den ein großer Gewissenszwang ausgeübt werde; man müsse sich auf einen konfessionslosen Religionsunterricht in der Volksschule einigen, damit endlich der Kampf in dieser Frage aushöre. Der Kultusminister nahm in seiner Antwort besonders auf die freireligiöse Gemeinde in Berlin  bezog; den dort gelehrten Unterricht könne er nicht als Religions- Unterricht betrachten, weil darin nichts von Gott   enthalten sei. Im übrigen würde es den Kindern der Dissidenten nichts schaden, wenn sie in der Schule die Anschauungen ihrer Nebenmenschen über Gott   kennen lernten. Eine Debatte entspann sich nicht, da das Hans, wie gewöhnlich, nicht geneigt war, auf eine Frage, die die eigenen Interessen derVolksvertreter" nicht schädigt, einzugehen. Am Sonnabend wird die Berathung des Kultus- etats fortgesetzt. Die sächsischen Wahlrechts-Attentäter sind auf ein ganz unerwartetes Hiuderniß gestoßen. Nämlich in bürger- lichen Geschäftskreisen ist man dahinter gekommen, daß es für die 100 150 VW   Kleingewerbtreibeude, die nach der famosen Gesetzesvorlage in die 3. Klasse gesteckt werden, von sehr großem Eeschästsnachtheile sein kann, wenn auf diese Weise ihre Vermögensverhältnisse aller Welt blos gelegt werden. Daß das auf den Kredit vieler von nachtheiligem Einfluß sein kann, bedarf keiner näheren Auseinandersetzung. DasLeip- ziger Tageblatt" giebt sich heute große Mühe, die Besorg- nisse der kleinen Geschäftsleute zu zerstreuen, fängt dies aber sehr ungeschickt an. Es stützt sich nämlich auf die Ersah- rungen, die in Preußen mit dem Dreiklassen-Wahlsystem gemacht worden seien. Es sei nicht bekannt geworden, daß der Kredit der preußischen Geschäftsleute darunter gelitten habe. Das ist nun falsch. Im Gegentheil hat man sich in Preußen vielfach über diesen Mißstand beschwert. Und außerdem haben die sächsischen Wahlrechts-Attentäter sich ja bisher die erdenklichste Mühe gegeben, den Nachweis zu führen, daß das geplante sächsische Gesetz sich von dem preußischen gerade dadurch unterscheide, daß es nicht wie dieses die kleinen Leute zu gunsten der Reichen benachtheilige und in ihren politischen und wirthschaftlichen Rechten schädige. Als Kuriosität sei noch erwähnt, daß dasLeipziger Tageblatt  " den Vertretern der dritten Klasse im Landtag   dreifache Diäten verspricht. Natürlich kann ein solch plumper Bestechungsversuch nur erbittern. Jedenfalls ist die Unzufriedenheit mit dem Regierungs- Gesetzentwurf auch in bürgerlichen Kreisen fortwährend im Steigen begrisien. Tie Einberufung der sächsischen Landeskonferenz ist von der gesummten Partei in Sachsen   mit Genugthuung begrüßt worden. Auch in Leipzig  , wo ein Theil der Ge- nossen für früheren Zusammentritt der Landesvcrsammlung war, denkt man nichr daran, um einer solchen Lappalie willen die Einheitlichkeit der Protestbewegung zu stören. Ja, wenn es aus ein paar Tage ankäme! Aber bis die endgiltige Annahme der Regierungsvorlage und deren Unter- Zeichnung durch den Monarchen erfolgt ist, vergeht immerhin noch einige Zeit, und sollte die Landesversammlung schon einer vollendeten Thatsache gegenüberstehen, so ist, wie wir gestern schon auseinandersetzten, eine Mandatsniederlegung auf der Landesversammlung und im Austrage der gesummten Partei im Lande sicherlich doch zum mindesten ebenso imposant, als eine Mandatsniederlegung in der Kammer. Was unter allen Umständen uoth thut, das ist, daß die Landesversammlung sich ausspricht. Die Stärke der deutschen   Sozialdemokratie besteht wesentlich darin, daß die Unterordnung des Individuums unter die Gesammt- heit, des Einzelwillens unter den Parteiwillen durch lang- jährige Gewohnheit unverbrüchliches Parteigesetz ge- worden ist. In einem Punkt irrten wir gestern: es herrscht nicht völlige Einstimmigkeit in bezug auf die Mandat- niederlegung. Wir urtheilten nach Gesprächen mit Mit- gliedern der Landtagsfraktion, die sämmtlich für die Niedcrlegung waren. Seitdem haben sich aber innerhalb der Partei abweichende Meinungen vernehmen lassen. In- deß das scheint doch nur eine Minderheit zu sein. Und bis zur Landesversammlung wird die Klärung soweit gediehen sein, daß der Wille der Partei dort zu e i n h e i t- lichem Ausdruck kommen wird. Militarismus und Kultur. Buckle in seinerGe- schichte der Zivilisation" weist nach, daß die Kultur der Völker im umgekehrten Verhältniß zu ihrer Freude am Krieg und Kriegsdienst stehe. Die wenigst kultivirten Völker sind auch die kriegerischsten. Und der sogenannte militärische Geist" setzt einen sehr tiefen Kulturzustand voraus. Das mag gewissen Leuten nicht angenehm sein, ist aber zum Glück unumstößliche Wahrheit. Diese Wahrheit findet jetzt Bestätigung in einem Land, wo man es garnicht erwartet hätte, nämlich in China  . Dort sind gegenwärtig preußische Drillmeister an der Arbeit, um den Söhnen des Orgiualreiches der Mitte militärischen Geist einzuflößen. Es geht jedoch nicht, und ein Mitarbeiter der Frankfurter Zeitung  " schreibt darüber aus Nanking  ; Ter Gehorsam ist den Chinesen gewiß nicht fremd, aber den blinden Gehorsam kennen sie nicht, der die Voraussetzung einer europäisch disziplinirten Truppe bildet. So erlebt man es jeden Tag auf der Straße. Man mag dem Kuli die schwerste Last, die verwickeltste mechanische Operation ausznführen geben. Er geht frisch ans Werk und leistet Wunder. Aber das darf man von ihm nicht verlangen, daß er dabei einen besonderen Anstand, eineschöne Geste" zeigt oder in devoter Stille verharrt. Das Was vollführt er nach Befehl. Das Wie muß man ihm überlasten, so häßlich und turbulent es auch sein mag. Aber gerade auf das schöne Wie kommt es beim militärischen Drill so sehr an. Hier jedoch versagt dem Kuli das Verständniß für die Geheimniffe der militärischen Disziplin. Es ist ihm z. B. nicht begreiflich, warum, wenn Stillestehen geboten wird, er nicht aus einer mit- gebrachten und von einem hinter der Linie rastenden Händler ausgeliehenen Tabakspfeife rauchen soll dürfen; es ist ihm nicht begreiflich, warum er in solchen unthätigen Momenten nicht niit seinem Nachbar sprechen, sich nicht räuspern, sich nicht schneuzen oder nicht spucken soll dürfen, warum er vollends den Kopf und die Glieder marmorsteis halten soll. Das ist ein ewiges Wackeln mit den Köpfen, Schief-, Krummstehen, Sprechen, Schneuzen jc., das dem wackeren preußischen Militär, der Stille stehen kommandirt hat, förmlich zur Verzweiflung bringen könnte. Aehnlich geht's auch bei allen anderen Exerzitien. Wie die Uniform, so der Mann. Bei uns sind die Uniformen ähnlich, aber noch mehr als unsere bürgerlichen Kleider, geradlinig und knapp. Der Chinese faßt es gar nicht, wie man es in einem solchen Panzer aushalten kann. Die Uniform des chinesischen Soldaten ist seinem bürgerlichen Kleid entsprechend, weit, bequem, faltig, bauschig. Dazu noch die asiatische Langsamkeit. Ich glaube, selbst im Paradeschritt leisten die chinesisch-europäischen Rekruten nicht mehr als vielleicht 80 Schritte rn der Minute. Das bringt die ganze Geschichte um ihren eigentlichen Reiz. Die Chinese« sind eine mehrtausendjährige literarische Nation, welche über den Barbaris- mus des Waffenhandwerks schon längst hinaus- gekon, menist. Diesen gelehrten Zug zeigt. ,vie komisch das auch scheinen mag, selbst der letzte Kuli. Wenn er auch alle militärischen Exerzitien mit äffen- artiger Genauigkeit nachahmt, so nimmt er doch den ganzen Militärdienst im Frieden im Grund seiner Seele gar nicht ernst. Nach seiner ganzen Gesammtaufsaffung der Sache kann man es dem chinesischen Rekruten kaum mehr verargen, daß er bei regnerischem Wetter vom Exerzierplatz ausbleibt. Wenn ein langer Marsch sich gar zu sad anläßt, verschmäht der chinesische   Unteroffizier es nicht, mit seinen Leuten gemeinsam Ulk zu treiben. Qudls horreur. Gegen all' das ließe sich vielleicht mit scharfen Strafen er- folgreich ankämpfen, wie sie ja auch bei unserem Militär ge- bräuchlich sind. Davon ist aber für die europäischen   Militär- instruktoren in China   keine Rede. Sie gehören nicht eigentlich der Truppe an, haben kein Kommando, keine Strafgewalt und ihre Mannschaft besteht auch gar nicht aus Soldaten, sondern aus Schülern, die. allerdings der Absicht nach, später, wenn sie einmal ausgelernt haben, in die Armee eingestellt werden sollen. Anschreien, wie zu Hanse, hilft hier in China   auch nichts. Denn erstens versteht der preußische Jnstruktor höchstens sovielchinesisch. um die Kommandoworte ohne Dolmetsch ausgeben zu können, aber doch nie soviel, um ordentlich schimpfen zu können, und zweitens ist ein Mensch, der wüthet und schreit, dem sanften Sohne der literarischen Nation nur ein Gegenstand mitleidigen Lächelns wie irgend ein anderer Tobsüchtiger auch. Mit einem Wort gesagt: d e m Chinesen fehlt der- sogenannte militärische G eji st. Vom bürgerlichen Gesichtspunkt aus mag es dem Beobachter imponiren, für die Erfolge der preußi- scheu Drillmeister in China   kann es fatal werden. Also die Chinesen sind zu kultivirt für den militärischen Geist. Wie wär's, wenn unser scherzliebender Herr Kriegs- minister nach China   ginge? Apropos, das Wortliterarisch", das von den Chinesen gebraucht wird, soll besagen, daß sie allesammt in der Literatur ihres Landes gebildet sind. Die Chinesen haben nämlich unter anderen demmilitärischen Geist" zuwider- laufenden Vorurtheilen auch das: daß sie den Staat für verpflichtet halten, jedem Staatsangehörigen eine gute Schulbildung zu theil werden zu lassen. Frankreich  . Die Freude der Checkleute über die Niederlage" der Regierung in der Budgetkommission war ebenso kurzlebig wie ihre Freude über dieNiederlagen" der Regierung im Senat. Das Kabinet Bourgeois hat be- schloffen, geradenwegs aufs Ziel los zu gehen, den Gesetzes- Vorschlag betreffend die Einkommensteuer gleich mit dem Budget zur Berathung zu stellen und einen verneinenden Beschluß sofort mit der Auflösung der Kammer zu beantworten. Das sind herrliche Aussichten für unsere Genossen in Frankreich  . Wir beneiden sie. Einstweilen räumt die Regierung tüchtig unter den Beamten auf, und entfernt alle Panamisten und alle Gegner der Republik.   Die egyptische Frage ist unzweifelhaft im Ernst auf die Tagesordnung gebracht, obgleich die englische   Regierung sich noch in geheimnißvolles Schweigen hüllt. Lacherlich ist es, wenn die Times" meinen, die deutsche Diplomatie habe die Sache eingefädelt. Eingefädelt ist sie von Rußland  , das freilich feit einem Jahr bei der deutschen   Diplo- matte sehr große Dienstsertigkeit gesunden hat. Wenn dieTimes" an die Klugheit der deuffchen Politik appelliren, die doch nicht darauf hinarbeiten könne, in der egyptischen Frage das ei»zige Hinderniß einer sranzöstsch-englischen Allianz aus dem Weg zu räumen, so vergißt sie, daß dieselbe deutsche Politik ja durch die Annexion von Elsaß-Lothringen   die französische   Politik zu einer für Deutschland   dauernd bedrohlichen gemacht hat. Im übrigen würden wir eine französisch-englische Allianz für ein Glück halten, denn sie würde Frankreich   von Rußland   entfernen und durch Zurückdrängung des russische» Einflusses den Frieden sichern. »» « Deutsches Reich  . I n H a l l e hat sich der Wahlverein der Liberalen für die Wiederaufstellung des Abgeordneten Dr. Alexander Meyer als Reichstags-Kandidaten erklärt für den Fall der Ungiltigkeits- erklärung des Mandats, an der von keiner Seite aus gezweifelt wird. In Nr. 47 desVorwärts" wurden übrigens in der politischen Uebersicht der Mandatkleber A. Meyer, sowie sein amtlicher Begünstiger aus der schönen Zeit des unlauteren Wahlwettbewerbs vom Jahre 1693 in gebührender Weise er» wähnt. Allein unrichtig ist es. daß der Landrath und Wahl- beeinflusser des Saalekreifcs v. Wedell heißt; der Name des Edlen ist vielmehr v. Werder. Zu der gestrigen Berichtigung des Bundes der Landwirthe" schreibt uns unser Gewährs- mann: Daß es statt 700 000 Mark 700 000 Zentner heißen muß, hat seine Richtigkeit. Die unrichtige Angabe ist die Folge eines Schreibfehlers. Wäre dem Verfasser desVorwärts"-Artikels mehr Zeit zur Verfügung geständen, so hätte er sich, wie er es sich auch thatsächlich vorgenommen hatte, auch die Frage erlaubt, warum der Herr Direktor Suchsland gerade bei den durch den Bund vermittelten Düngemitteln wohl das Gewicht nicht aber den Werth angegeben habe. Und er hätte die Frage beantwortet mit der Vermuthnng, daß hier ein Kniff zu gründe liegen müßte. 700 000 Zentner sind ein schöner Patzen. Es fragt sich aber, wie viel Guano, Chilesalpeter darunter ist und wie viel Zentner billige Kalisalze. Das Wochenblatt des Bundes erhält jedes Mitglied, das 2 Mark Jahresbeitrag zahlt. Nach der Berichtigung des Bundes gäbe es nun rund 30 000 Bundesmitglieder, die weniger als 2 Mark Beitrag leisten. Von einer besonderen Glaubensstärke und Zuversicht, daß der Bund mit seinen Bestrebungen Erfolg haben werde, zeigt das gerade nicht, die Herren gehören doch zu den Besitzenden. Trotzdem beschämt ste jeder organisirte Tagarbeiter durch Opferfreudigkeit. Im Busch- Zirkus wurde übrigens, so viel ich hören konnte. nur von den 2 Mark-Männern gesprochen; ihre Zahl betrüge rund 75 pCt. der gesammten Mitgliedschaft. 23 pCl. zahlen von 2 bis 20 M. und 2 pCt. 20 M. und darüber. In demVorwärts"- Artikel wurde die relativ niedrige Auflage des Bundes-Wochen- blattes als Beweis dafür angezogen, daß es mit dem Wachsthnm des Bundes nicht mehr recht vorwärts gehen wolle. Ueber diesen Punkt hat sich die Berichtigung wohlweislich ans- geschwiegen. Denn sofort wäre die Antivort erfolgt. 1694/95 betrugen die Ausgaben des Bundes 493 000 M., 1895/96 nur tausend Mark mehr, also 494 000 M. und das trotz großer außerordentlicher Einnahmen" und obwohl die mit dem Bunde zusammenhängendeMüdlendammerei", das Verhäckler- und Vermittlerwesen eine große Ausdehnung erfahren hatte. Am 15. Februar 1894 gab dasBundes- Wochenblatt" seine Auslage auf 171 000 Stück an- am 16. Februar 1896 betrug die Auflage» Ziffer nach Dr. Suchsland 160 000. Zeugt diese Tbalsache etwa von stetigem Wachsthum und blühendem Gedeihen? Weimar  , 26. Februar.(Eig. Ber.) Die in Nr. 46 gebrachte Notiz,daß der sozialdemokratische Antrag, das Wahlrecht von, 21. Lebensjahre ab zu gewähren, nicht genehmigt sei", ist falsch. Gen. Baudert hat den Antrag anders und zwar in der Weise gestellt: Jeder Staatsbürger vom 21. Lebensjahre ab bat das Wahlrecht-c." Für unseren Vertreter kam nur in betracht, daß die von der Re- gierung und dem Ausschuß im betreffenden Antrag enthalten« Verschärfung, daß jeder Staatsbürger, welcher sich an der Wahl betheiligen will, das Bürgerrecht in einer Gemeinde des Großherzoglhums haben muß, in Wegfall komme. Bau- derl's Antrag wurde nalürlich abgelehnt, ebenso heute der von sieben Abgeordneten gestellte Antrag, wenigstens die Wahlen der 2. Klaffe(allgemeine Wahle») direkt stattfinden zu laffen. Bezeichnend ist es jedenfalls, daß ein heute gestelller Antrag, die betreffenden Abstimmung«» namentlich stattfinden zu lassen, nicht unterstützt wurde.