Nr. 547 46. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts 22.
dus nolen
i Freitag, 22. November 1929
Friedhof in Stahnsdorf wurden nicht weniger als 12 500 Besucher gezählt. Aehnliche Zahlen wiesen die anderen großen Begräbnisplätze auf. Die Berliner Berfehrsgesellschaft sowie die Stadtund Ringbahn hatten durch Einstellung zahlreicher Sonderwagen für den An- und Abtransport der Friedhofsbesucher gesorgt. Auch
Der Düsseldorfer Polizeipräsident wendet sich gegen die Sensationspresse die vielen fliegenden Blumen und Grabschmuckhändler dürften auf
In einer Besprechung mit Vertretern der Presse wies| hem d, welches einen kleinen Blutflecken aufwies, und ein alter der Düsseldorfer Polizeipräsident Langels darauf hin, daß in der Presse verschiedentlich Nachrichten über die Düffeldorfer Mordangelegenheit verbreitet werden, die nicht den Tatsachen entsprechen und nur zu einer Beunruhigung der Bevölkerung beitragen. Es ist nicht wahr, daß an der Fabrik von Haniel ein blutiges Tuch und ein Gummischlauch gefunden wurden.
Strumpf weisen auf feinen Mord hin. Es dürfte sich hierbei um einen rohen Scherz handeln. Die Frau, welche der Albermann und einem fleinen Knaben Geld gab, damit sie sich Bonbons faufen sollten, hat sich bei der Kriminalpolizei gemeldet. Auch dieser Fall hat eine harmlose Aufklärung gefunden. Festgenommen wurde ein Desterreich er, der aus einer Anstalt in Vorarlberg entwichen mar. Es wurde festgestellt, daß er unter falschem Namen bei der Erwerbslosenfürsorge Unterstüßung bezogen hat. Darüber, ob er für die Morde als Täter in Frage kommt, schweben noch Ermittlungen.
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Aus alledem geht deutlich hervor, daß das gesamte ungeheuerlich aufgebauschte Nachrichtenmaterial über den Düsseldorfer Mord, mit dem die Berliner Sensationspresse seit Wochen ihre Spalten füllte, auf dagen Vermutungen, gerade heraus gesagt, auf
Schwindel beruht.
Das Tuch sollte einem angeblichen Polizeispitzel Kod gehören, was nicht den Tatsachen entspricht. Es ist wohl ein gewisser Koch verhaftet worden, der aber wieder freigelassen wurde, da besonders belastendes Material gegen ihn nicht vorlag. Koch hat seine Dienste der Kriminalpolizei in der Mordsache angeboten, auf die aber verzichtet wurde. Vie bereits früher mitgeteilt, wurden in einer Laube ein alter Gummischlauch und ein Lappen mit roter Farbe gefunden, die mit der Mordsache nichts zu tun haben. Die von einem Berliner Blatt gebrachte Notiz, wonach ein gespanntes Verhältnis zwischen der Düsseldorfer Kriminalpolizei und der Schutz- Großes Aufsehen erregte gestern auf der Arenastraße eine Frau, polizei besteht, ist vollkommen aus der Luft gegriffen. die in der Mitte des Fahrdamms laut zu schreien begann und rief: Es besteht zwischen beiden Polizeiabteilungen ein durchaus follegiales Hier ist der Düsseldorfer Mörder! Er steckt in FrauenZusammenarbeiten. Die von einigen Blättern veröffentlichte ,, neue Frauengestalt. Dem herbeigeeilten Bolizisten erzählte die aufgeregte fleidern. Ergreift ihn! Dabei zeigte sie auf eine in der Nähe stehende Spur", wonach ein Rektor einer Mädchenschule aus dem Bergischen Frau, sie sei von der betreffenden Person in deutscher Sprache ange Lande, der angeblich vor mehreren Jahren ein schweres Notzuchtversprochen und gebeten worden, einen Spaziergang in das nahe Stadtbrechen begangen haben soll, aber nicht zur Anzeige kam, der Düssel - wäldchen zu unternehmen. Der Polizeibeamte und die Menschendorfer Mörder sei, hat sich als eine Ra che att herausgestellt. Der menge, die sich sofort angesammelt hatte, nahmen die Verfolgung auf Rettor hat mit dem Morde nichts zu tun. Die in der und holten die ihnen bezeichnete Frau auch bald ein. Der Polizist Nähe der Grabstelle der Marie Hahn bei Bapendell gefundene gelyncht wurde. Auf der Wache stellte sich dann heraus, daß es fich fonnte mur mit großer Mühe verhindern. daß sie nicht auf der Stelle Schaufel dürfte von dem Täter faum benutzt worden sein Der in der Nähe des Fundortes der Albermann gefundene Hammer tatsächlich um einen Mann, und zwar um einen geiftestranten tommt als Mordinstrument nicht in Betracht, Blutspuren sind fleider anzulegen und Frauen anzusprechen. Wiener Kaufmann handelte, dessen Gewohnheit es ist. Frauen Der Geistestrante an ihm nicht gefunden worden. Das gefundene Kinder- wurde der Obhut seiner Verwandten anvertraut.
Flucht über die Strickleiter. Zwei Räuber aus Buch entwichen/ Ein Pfleger angeschoffen Die anscheinend wohl vorbereitete Flucht zweier Zuchthäusler aus dem„ festen Haus in Buch versetzte gestern die Anstalt in große Aufregung. Ein Wärter wurde bei der Berfolgung von einem der Flüchtenden angeschossen. Abgetrennt von den Gebäuden, in denen die Privatpatienten untergebracht sind, befindet sich in der Anstalt Buch ein sogenanntes festes Haus, das von einer hohen Mauer umgeben ist und Strafgefangene beherbergt. Im September dieses Jahres wurde dorthin ein am 1. Juni 1895 in Unterhausen im Kreise Hersfeld geborener Georg Garde eingeliefert, der in seiner Heimat wegen schweren Raubes mit Todeserfolg zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt worden war. Er mar an Haftpfychose erkrankt. Der zweite Insasse, der erst am 13. November dieses Jahres nach Buch gebracht wurde und ebenfalls an Haftpsychose litt, ist ein Walter Liesegang, der am 18. Ottober 1896 in Berlin geboren ist. Auch er ist wegen schwerer Raubüberfälle mit tödlichem Ausgang zu einer 15jährigen Zuchthausstrafe verurteilt worden, von der er bereits 7 Jahre verbüßt hat. Am Donnerstag normittag gegen 9 Uhr war ein Privatpatient damit beschäftigt, Geflügel zu füttern, als plöglich ein fremder Mann sich als Maurer ausgab und eine Leiter verlangte. Der ahnungslose Patient holte sie herbei, und der vermeintliche Maurer legte sie an die Mauer, bie bas fefte Haus umgrenzt. Dann fletterte er hinauf, setzte sich rittlings auf die Mauerfante und stieß einen Pfiff aus. 3ur
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Damals
Roman von
wanHeilbut
Der Graf von Küfter, dessen Gut Hohenau in der Nähe der fleinen Stadt lag, verlor durch den Kriegsausbruch sein ohnehin gefährdetes Vermögen, er fah feinen Weg mehr offen, das verschuldete Gut zu retten. Sein Haus, das am Eingang des Partes stand, war ein in zarten Linien er richtetes Schloß, und der Bart war von solcher edlen Gepflegtheit, daß er, auf Bitten des Kreisvorstehers, auch frem den Besuchern geöffnet wurde, die in den Anlagen unvergeßliche Wunder erlebten.
sein Haus hereinbrach, 30g Graf Küfter mit seiner Familie Als das Unwetter über die Welt und das Unglück über zunächst nach Berlin . Sie pflegten dort sonst nur die Winter zu verbringen. Es war seine Absicht, an Ort und Stelle das nötige Rapital aufzutreiben, das ihm Rettung aus seinen schwierigen Verhältnissen gewährleistet hätte. Seine Frau ertrug nicht ohne Klagen die Veränderungen, welchen plötzlich die Lebenshaltung der ganzen Familie unterworfen war. Wenn sie aber einer Freundin bedurfte, um die Tränen offen ausbrechen zu lassen, so fand sie diese in ihrer Tochter Irene. Irene war damals zwanzig Jahre. Sie ist Brunhild und hat ihren Siegfried noch nicht gefunden," pflegte ihr Vater zu sagen. Er hatte einen einzigen Sohn. Und der bestürmte mit Bitten und Drängen sein Ohr: Hans wollte, dem Beispiel der Kameraden folgend, zur Fahne. Er war siebenzehn Jahre alt und ein flinker Junge. Aber die Unterschrift seines Vaters blieb ihm in dieser Sache versagt. Der Vater wollte zu den Sorgen, die seine Frau und ihn selber quölten, nicht die nagendste noch, um das Leben des Kindes, ohne Not hinzutun. Und er fand von feiten seiner Frau natürlicherweise nur Unterstügung. Aber Hans lag in ununterbrodjenem Streit mit den Seinen. Er befämpfte sie mit Worten, die sie ihn felber gelehrt hatten: Baterlandsliebe" und" Opferbereit fchaft". Sie schwiegen dazu und fenkten die Köpfe. Unterschrift gab ihm der Bater nicht.
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Die
gleichen Zeit warf er nach der Anstaltsseite eine mitgebrachte Stridleiter ab. Auf dem Hofe des festen Hauses gingen gerade die Insassen, unter ihnen auch Garde und Liesegang, spazieren; der Pfleger Otto Horn führte die Aufsicht. Kaum war das Pfeifsignal ertönt, als sich Garde und Liesegang auf die Stridleiter stürzten und über die Mauer verschwanden. Der Pfleger eilte ihnen nach und versuchte sie herunterzuziehen, erhielt aber von dem Manne, der auf der Mauer saß, Feuer. Horn wurde durch eine Kugel
am linten Arm verlegt.
beiden Flüchtlinge mit ihrem Helfer über die Mauer verschwunden. Ehe noch Alarmsignale gegeben werden konnten, waren die Sie sollen, wie Zeugen erklären, in Richtung Malchow- Weißensee geflohen sein. Beide trugen die blaue Anstaltskleidung, doch werden die Helfer wohl inzwischen für unauffällige Zivilkleidung Sorge getragen haben.
Friedhofsverkehr am Bußtag.
Der Bußtag, der vom schönsten Spätherbstwetter begünstigt war, hatte einen ganz außergewöhnlich starken Berkehr nach den Friedhöfen aufzuweisen. Hunderttausende mögen mohl unterwegs gewesen sein, um die Gräber ihrer Lieben zu schmüden. Der Andrang war fast überall außerordentlich start, so daß zeitweise polizeilicher Schuh für die Berkehrsregehung eingesetzt werden mußte. In manchen Gegenden, namentlich in den nördlichen Außenbezirken, mußte der gesamte Fuhr- und Autoverkehr auf einige Zeit im Interesse der Sicherheit der Fußgänger umgelegt werden. Straßen und Bürgersteige, namentlich in den Nachmittagsstunden, waren ein einziger Menschenstrom. Auf dem
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Mit dem heftigsten Nachdruck begann der Graf die Aktion zur Gesundung seiner Verhältnisse. Aber alles, was er versuchte, mißlang, jede Absicht schlug fehl. Am Ende saß der Graf, unfähig zu irgendeinem Troft für die Seinen, denn er hatte feinen für sich selber mehr am Schreibtisch vor der vernichtenden Korrespondenz; und als seine Tochter Irene die eigenwillig spielende Hand ihres Vaters im Schubfach lange genug beobachtet hatte, öffnete sie mit einem Ruck die Lade vollkommen, um ihr rasch die Waffe zu entnehmen. Der Vater, beschämt und verzweifelt, blieb allein zurück.
Aber indem er noch einmal die oft erwogenen und verworfenen Pläne durchdachte, wurde Besuch für den Grafen gemeldet, der Bantier de Castro mit seinem Sohn. Es war faum eine Woche her, daß die Verhandlungen mit dem alten de Castro auf dem toten Gleise geendigt hatten, denn der Graf, vor der Wahl, Forderungen zu unterschreiben, die er unmöglich erfüllen fonnte, oder auf seinen Besitz als eigener Herr zu verzichten, hatte damals abbrechen müffen. Nun, da er den Vater de Castro und Sohn auch mit diesem war er auch mit diesem war er wohl bekannt ins Zimmer eintreten jah, wagte er Atem Male, wurde aber bald durch das Frühstück unterbrochen, an zu schöpfen. Die Unterhandlung begann wie beim vorigen welchem- mit Ausnahme von Hans, die übrige Familie mit Ausnahme von Hans, die übrige Familie und die Gäste teilnahmen.
Sie hatten einen Namen von Klang, die de Castros; ihn verdankten sie einem Bruder des Alten, der im Laufe der Jahre ein bedeutender Publizist geworden war. Dieser Onkel des jungen de Castro mar Sozialist aus reinster Gesinnung, er jegte übrigens damit die Tradition seines Vaters fort; gleich diesem griff er in sozialen Gejekgebungsfragen die Regierung scharf und erfolgreich an. Und so, als Führer in Reden, Schriften und Taten, war jein Name gleichsam ein Symbol geworden in Hohenau selbstverständlich ein solches Symbol, das man, aus Gründen der überlieferten Gesinnung, die Kinder bereits ablehnen lehrte. Es tonnte wohl sein, daß Hans seine Gründe hatte, als er kurz vor dem Frühstück das Haus verließ, um, wie die Gräfin erflärte, Truppen aus maridhieren zu sehen.
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Der Sohn des Bankiers, Albert de Caftro, saß der Tochter des Grafen am Tisch gegenüber. Während sein Bater mit ühr anz andere Din als über et fprach, war 2lberts Blick auf Irene gerichtet. Und so lang. anhaltend, gleichsam unfähig sich loszureißend mar dieser Blid, daß Irene langsam und ruhig die Augen hob, um ihm fest und fühl zu begegnen.
ihre Roften gefommen sein.
Die„ Hellseher" Familie.
Das Ge sterhaus in der Tauroggener Straße.
Ob die„ Sput"-Erscheinungen, von denen die 12jährige Tochter Lucie der Eheleute Regulski aus dem Hause Tauroggener Straße 42 phantasierte, echt waren oder nicht, sollte gestern in einer Räumungsflage, die der Hauswirt Ritter gegen das Ehepaar angestrengt hat, vor dem Amtsgericht Charlottenburg entschieden werden.
Vor einiger Zeit starb der Onkel des Kindes und seitdem ,, sputte". der Geist des verstorbenen Onkel Hans in der Wohnung herum. Der cuswirt strengte gegen das Ehepaar, nachdem die Sputerscheinungen in der Deffentlichkeit viel besprochen wurden, Räumungstlage an, da er befürchtete, daß sein Haus in den Berruf eines Geisterhauses kommen würde, wenn die Familie nicht ausziehe. Zu Beginn der heutigen Verhandlung war das Kind nicht erschienen. Die kurzen Vergleichsverhandlungen wurden bald abgebrochen, da der Hauswirt die Feststellung verlangte, daß niemals ein Sput ſtattfüllen konnten, wurde in die Verhandlung eingetreten. Der Vertreter gefunden hätte. Da die Beklagien diese Forderung nicht erdes Hauswirts führte aus, daß das Gericht in diesem Falle zu entscheiden hätte, ob es Spuferscheinungen gäbe oder nicht. Durch Beitungsveröffentlichungen würde der Wert des Hauses verringert, da die Umwohner des Hauses abergläubisch wären und ein Geisterraffinierte Machenschaften zurückzuführen. haus meiden. Die Sputerscheinungen der Beklagten feien auf Es wäre wissenschaftlich festgestellt worden, deß es derartige Erscheinungen nicht gäbe. Die Familie Regulsti, bei der schon Vorfahren mit 3 meiten Gesichten und Hellseherei von sich reden gemacht hätten, habe alle diese Erscheinungen vorfäßlich herbeigeführt. Demgegenüber führten die Vertreter der Familie Regulffi aus, daß die Geistererscheinungen in mehreren ärztlichen Sigungn als echt fonstatiert worden wären. Die ärztliche Gesellschaft für parapsychologische Forschung hätte wiederholt Kommissionen zu der Meinen Lucie geschickt und den sogenannten Sput untersuchen lassen. Die Erscheinungen wären in wissenschaftlichen Aussäzen beschrieben worden, es stände demnach fest, daß ein offulter Geist dort herrsche, so daß die beklagten Eheleute, denen jedes vorsätzliche Handeln fernläge, nicht dafür verantwortlich gemacht werden könnten.
Die Verhandlung wurde gegen Mittag vertagt. Zum nächsten gestanden hätte, und ob es sich an ihn um Abhilfe gewandt hätte. Termin soll der Pfarrer Hildebrand darüber gehört werden, ob das Ehepaar den Sputerscheinungen gutgläubig gegenüber Geheime Wahl
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Man schreibt uns: Es gibt Orte vor den Toren Berlins , die die einfachsten Wahlvorschriften nicht beachten. Oder sollte man sie nicht beachtet haben, um gegen die Wahl Einspruch zu erheben? Fast möchte es den Anschein haben. Also, geheime Wah!' Man tommt in einen für Kleinstadtverhältnisse großen Saal, schlängelt sich an den Kartothekhaltern vorbei und erhält seinen Zettel für die Gemeindewahl nebst dem dazugehörigen Umschlag. Der Wahlraum ist nicht etwa abgegrenzt, nein, 2 Tische, von denen der eine auf den anderen, verfehrt herum, hinaufgefeßt ist, ohne irgendeinen Abschlag, bilden den Wahlraum. Einem Manne geschicht das Unglück, daß ihm der Zettel, der bereits mit dem Kreuz versehen ist, aus der Hand an die Erde fällt Andere Leute bemerken, daß dieser„ Herr" für die Sozialdemokratie gestimmt hat und können sich abfälliger Bemerkungen nicht enthalten.
Die Gräfin hatte diesen Zusammenprall bemerkt. Sie beendete, nach einigen peinlich langen Sekunden, das Schweigen durch eine Frage an ihren Gast. Auch er war wieder vollkommen Herr seiner selbst, er antwortete ohne Befangenheit und führte spielend die Unterhaltung; und während auf seiner Stirn ein klares und heiteres Lächeln war, beschrieb er mit seinen langen, weißen, aber kräftigen Händen Bewegungen, die in irgendeinem, fast musikalischem Zusammenhang mit dem Sinn seiner Worte waren. hatte vor furzer Zeit sein Staatseramen abgelegt und war damit Doktor der Medizin. Von seinen Studien und Zufunftsplänen sollte er nun der Gräfin erzählen. Hierbei stellte er offen seine Gedanken zu dem eben neu anbrechenden Kapitel der Weltgeschichte dar. Es war viel mehr als eine politische Meinung- eine Weltanschauung, ein Glaubensbekenntnis.
Er
Irene, in diesen Tagen nervöser denn je zum Kampf für die von Kindestagen an vertraute Tradition gereizt, fand bei sich als Urteil und Urteilsbegründung für Albert dies umfassende Wort: Er ist ein de Castro.
auf die berühmten Namen in seiner Familie; er war eigengewachsen wie diese, und er würde werden wie sie.
Ja, er war ein de Castro. Er berief sich nicht einmal,
Während so seine Worte an ihre Mutter gerichtet blieben, fah Irene ihn fortwährend an.
Sein Körper, von ausgeglichenem Wuchs, schien voll durchgebildeter Kraft zu sein, und das paar fluger, irgendwie heiterer und gleichzeitig ein flein wenig müder und trauriger Augen schien inmerwährend das Leben zu prüfen,
Sie brach, nachdem sie ihn eine Weile beobachtet hatte, ihre Gedanken oder Empfindungen, oder was es sonst immer war, das sich in ihr regte, ab, und gleich darauf war auch das Frühstück zu Ende.
Die Herren zogen sich in das Unterhandlungszimmer zurüd, in dem am Fenster der Schreibtisch stand.
Aber der Graf hatte sich getäuscht. Sein Besucher war nicht gekommen, um ihm neue Vorschläge zu unterbreiten, sondern um die alten zu wiederholen. Er hoffte also, die inzwischen hingegangene Zeit hätte ihn mürbe gemacht. Aber was sie von ihm verlangten, ließ im einen Fall seine Ehre und im anderen die Liebe zum alten Stammgut nicht zu. Er wünschte Bedenkzeit, wenige Tage. ( Fortsetzung folgt.)