Völkerbund und ZWchtlingselend.
Gr muß den Oeutschrusteu helfen.
1822 ehrte das Kollegimn der Nabalstiftung F r i t h j o f Nansens unschätzbare Verdienste um das FtuchLingswerk durch die Vertschung des Friedenspreises. Für Hundert- tausende drangsalierter und gehetzter Menschen wurde der Name des norwegischen Forschers und Staatsmannes zu einem Symbol tatkräftiger Nächstenliebe. Als Beauftragter des Völkerbundes leitete Nansen 1921 die Heimbeförderung der deutschen Kriegsgefangenen aus Sibirien . Ein Jahr später stellte er sich an die Spitz« der großzügigen Hilfsaktion für die Opfer der Mißernten im Wolg'a gebiet. Das Heer der russischen Emigranten verdankt Nansens aufopfern- der Arbstt die Erlösung vom trostlosen Wanderdasein. Seiner hingebenden Werbung gelang die Wicdereinordmmg Tausender Verstoßenen in das europäische Wirtschaftsleben. Der Nanfen-Paß ist eins der schönsten Dokumente mter- nationaler Hilfsbereitschaft. Die griechischen, die bulgarischen. die armenischen Flüchtlinge— überall, wo Not und Elend Taten forderten, erklang der Appell an Nansen, und niemals vergebens. Der Völkerbund , das Internationale Arbeitsamt, das Internationale Rote Kreuz , übertrugen ihm ihre huma- nitären Aktionen, für die kein Sachwalter zu finden ist, als der gütig-tluge Norweger . Jetzt, wo die Oeffentltchkeit durch das grausige Schicksal der deutschen Flüchtlinge erregt wird, lenkt die Erinnerung wieder auf das internationale Hilfswerk Nansens . Die Probleme, die durch die Maffenflucht der deutsch -russischen Bauern aufgerührt werden, sind nicht weniger ernst als die oben aufgeführten Fälle. Die großen politischen Parteien Deutschlands haben sich mit erfreulicher Einmütigkeit für die Rettungsaktion der Reichsregierung eingesetzt, und es ist zu hoffen, daß es den Anstrengungen von Staat und Wohlfahrts- verbänden gelingt, die nötigen Mittel aufzubringen. Selbst- verständNch muß Deutschland alles aufbieten, um seinen Stammesbrüdern die Treue, die sie ihm durch Jahrhunderte bielten, zu vergelten. Aber Deutschland muß eine gefährliche Ueberschätzung seiner Kräfte vermeiden. Die Leidtragenden würden schließlich die Flüchtlinge selbst sein.„Reichsmittel zum Abtransport und zum vorübergehenden Aufenthalt in Deutschland "' hieß die wohlbedachte Formel, unter der das Reichskabinett die Hilfsaktion beschloß. Das Reich mst seiner Milliardsnlast an Reparationsschulden, seinem Mil- lionenheer an Arbeitslosen, hat Mühe lfenug. seiner eigenen Bevölkerung die Existenz zu sichern. Niemand kann abschätzen, welche Scharen hinter den ersten in Moskau ein- getroffenen Vortrupps deutscher Bauern schon aufbruchsbereit harren. Vielleicht sind es Hunderttausende, die nur auf ein Losungswort warten, um den russischen Machchabern zu entrinnen. Es wäre ein Verbrechen, das Signal zu einer Völkerwanderung zu geben, wenn das deutsche Mutterland den flüchtenden Stammesgenossen außer seinem guten Willen nichts zu bieten vermag. Wenn nicht andere Staaten sich dem Hilfswerk anschließen, muß. die Aktion für die deutschen Bauern Stück- werk bleiben. Deutschland allein kann einige Hundert, viel- leicht einige Tausend dieser Aennsten aufnehmen, aber wirkliche Rettung kann nur durch eine internationale Aktion kommen, die diesen fleißigen Bauern Geld und Land zur Gründung einer neuen Existenz gibt. In seiner Friedenspreisrede hat Frithjof Nansen 1322 in Oslo der Welt mit aufrüttelnden Worten die Schmach dieses Flüchtlings- elends vor Augen geführt. Er geißelte die durch Gewalt und Hunger erzwungene Abwanderung ganzer Stämme au» ihren Heimatsgebieten als einen Rückweg indie Barbarei. „Was die Menschheit heute braucht", rief er den Völkern zu, „ist Opferwilligkeit, tätige Menschenliebe, die nicht nur fähig ist zu geben, sondern auch zu entsagen. Das Bertrauen wird wiederkehren, wenn jedermann dazu imstande ist. Aber das klingt vielleicht utopisch. Und wenn ich um mich blicke, um Mittel zur Erreichung dieses Zieles zu finden, muß ich ge- stehen, ich sehe nirgends Hoffnung, die Situation zu retten, außer durch den V ö l k e r b u n d. Er allein gibt uns Grund zur Hoffnung." Der Völkerbund darf diese Hoffnung nicht enttäuschen. Sein Beauftragter wird sich gewiß auch diesem Ruf nicht ver- sagen. Oer Hilfspla« des Reichskommissars. Schneldemühl, 23. November. Reichskommissar Abg. Stücklen hat das hiesige Flüchtlings- lager besichtigt und mit den maßgebenden Stellen über die Unter- brmgung der deutsch -russischen Auswanderer vechondelt Er sagt« dem Vertreter des WTB. zunächst, daß gegenwärtig etwa lZ 000 deutsch -
russische EmtzLvanten bei Moskau lagern. Weiterer Zugang von Aus- Wanderern iH'ch dem Moskauer Konzentrationslager ist jetzt von den Russen gesperrt. Di« Sowjetbehörden lassen niemand mehr her-, aus. Auswanderer, die unterwegs nach Moskau find, werden au» fcn Zügen herausgeholt und zurück bchärderl. doch geht unter, dey deutschstämmigen Tanern die Tendenz dahin, so ball» wie mögli� Sowjetrußland zu verlassen. Das Deutsche Reich ist b« r« i t. die �3 000 bei Moskau lagernden Auswaiiderer zu über- nehmen und sie i»ach Kanada . Brasilien oder Argentinien weüerzu- leiten. Da die Auswanderer völlig mittellos sind, müssen die Kosten für die Uebersahrti nach Uebersee aus öffentlichen Mitteln beschafft werden. Gegcnwckjuig oerhandeln Reichsregierung und Sowjet- «gierung um die Vusreifeerlaubnis. Die endgültig« Entscheidung wird am 25. Noveinh'er fallen. Der Plan des Reichskommissars geht dahin, diejenigen, diia ohne Deutschland zu berühren, von russischen Häfen aus die UeberReereis« antreten, sosern es möglich ist. sogleich nach Kanada zu befö�ery; soweit dies nicht möglich ist, werden die Emigranten auf dem llUndwege von Moskau zunächst an die lettisch« Grenz« befördert, wo fte vom Lettischen Roten Kreuz übernommen und über Riga bis zur sttauischen Grenze weitergeleitet werden. Von dort werden sie an die deutsche Grenz« nach Eydtkuhncn geschasft, wo sich das Deutsche Rot« Ahreuz ihrer annimmt Von CydtkUhnim erfolgt dann die Abbesördcwunz nach dem Lager in Hammerstein, das 3000—3500 Personen au fti ahmen kann. Die übrigen Auswanderer, die auf dem Seeweg« nach Deutsch - land kommen, werden in Qsternothasen bei Swinemünde aus- geschifft und ärztlich untersucht und von dort aus in die Lager, ent- weder nach Hammerstein, oher nach Mölln (Holste'n), wo ebenfalls 1000— 2000 untergebracht werden können, geleitet. Dem Reichs- kommissar stehen weitere Lager zur Verfügung(Nordholz bei Bremen ), so daß im äußersten Notfalle etwaöO 00 Flüchtlinge In Deutschland untergebracht werden können. Das Ziel des Reichskommi>ars ist, die Auswanderer sobald wie möglich noch Uebersee abzubesördern, doch meinte er. daß ein Teil der Auswanderer m Deutschland bleaben wird. Ein anderer Ausweg als der der Ansiedlung ist in diesem Falle nicht denkbar. Ueber die Frage der Ansiedlung äußert« sich der Reichskommissar jedoch sehr zurückhaltend. Es wird erwartet, daß die Reichsregierung und alle Parteien im Reichstag (mit Ausnahme der Kommunisten) das Hilfswerk unterstützen, schon weil es sich um Abkömmlinge von Deutschen handelt, die man aus rein menschlichen Gründen nicht dem Elend preisgeben kann. Im Schneidemühler Lager müßten die großen Hallen, die in Privat- besitz sind, erst für die Unterbringung hergerichtet werden. Die Ver- waltung des Lagers in Hammerstein ist dem Major o. D. Fuchs übertragen worden, der die großen Flüchtlingslager in Preußisch. Holland , Heilsberg und Eydtkuhnen verwaltet hat. Der Lebens- mittelbedarf für zwei Wochen rollt bereit» an, der weitere Bedarf wird aus der Gegend von Hammerstein gedeckt. Man rechnet damit, daß die ersten Auswanderer End« November im Hammerstein« Lager eintreffen werden. Wenn am 25. November in Moskau die Entscheidung über dte Auererf» der bei Moskau lagernden 13 000 Deutsch -Nussen gefällt fein. wird, sollen alle fünf Tag« je 500 Auswanderer«ach Hammarsteiu abbefördert werden. «Sa peadelzug der Reichsbahn zwischen Riga und Hammerfiei» ist für die Auswanderer bereit. Die Wagen sind bereit» m Riga . Das Lager in Hammerstein ist ab Dienstag mssnahinebereit. Di« Arbeiten sind bereits aufgenommen. Für die sanitären Erfordernisse ist ausreichend gesorgt, der Ausbreitung von ansteckenden Krankheiten vorgebeugt. Ein höherer Beamter des Reichsfinanzministerbum« ist in Hammerstein, um das nötige Geld herbeizuschaffen. Für die Hilfsaktion stehen sechs Millionen Reichsmark zur Verfügung. Dem Reichstag wird an, Montag ein« Borlag« der Reichsregierung zugehen, die 6 Millionen für die Deutsch-Russen-HIlf« fordert Es ist jedoch sehr zweifelhaft, ob angesichts der außerordent». lichenNotlage der Auswanderer dieser Betrag ausreichen wirb. Zurück ins Elend? Moskau . 23. Rckoember. während zwischen der deutschen Bolschaft und den Vertretern der Sowjelregierung die Verhandlungen über die Erteilung der Ausreiseerlaubnis für dl« denlschstämmigeu Solouisten weiter- gehen, hoben die Rücktrausport« von Solonlsteu in die von ihnen verlassenen Heimatsgebiele. die während einiger Tage unterbrochen worden waren, feit der letzte» Nacht wteder ein- gesetzt.
nicht zu aller Beifall beantwortet werden könnte. Wahrfchoin- lich würde man dabei entdecken, daß der kommunistische Marxismus sehr stark mit b l a n q u i st i s ch e n und b a k u- n i n i st i s ch e n Elementen vermischt ist, während der sozialdemokratische Marxismus einen starken Einschlag von Lassalleanismus erhasten haN Aus alledem geht herr-on Der Marxismus ist eine sehr ernjte Angelegenheit der Wissenschaft-- aber er ist kein politischer Begriff. Sozialdemokratische Po- lstik ist etwas, was mit Marxismus in Zusammenhang steht, aber diese? Zusammenhang ist stark umstritten und nur als Gegenstand gelehrter Untersuchungen erfaßbar. „In Politik und Wirtschaft hat der Marxismus unser Volk an den Rand des Abgrundes geführt."—„Wichtig ist die Schaffung einer großen christlichen Kulturfront, an der sich die Wogen des Marxismus brechen." Was haben solche Sätze und ähnliches Geschwätz, das auf dem deutschnationalen Parteitag oerzapft wurde, zu be- deuten? Was sollen sich die Unglücklichen, auf die diese Phrasen losgelassen werden, darunter vorstellen? Republik , Demokratie, Verständigungspolitik— alles Marxismus! Sozialdemokraten, Kommunisten— alles Marxisten� Nicht genug damit: auch den Demokraten, dem Zentrum, ja selbst der braven Lolkspartei wird nachgesagt, sie seien auch schon „marxistisch verseucht". Weiter und weiter! Die„Nationalsozialisten" haben sich bei einem Teil ihrer deutschnationalen Bundes- genossen unbeliebt gemacht. Flugs geht die„Deutsche Tages- zeitung" hin und schreibt von den„National m a r x i st e n". Run haben die auch ihr Schandzettelchen hinten hängen. Mögen sie sehen, wie sie es wieder loswerden!— Kurz und gut: Was man nicht verknusen kann, Sieht man als Marxismus an. Marxismus hier, Marxismus dort! Zu niedrige Zolle— Marxismus! Verlorener Krieg— Marxismus! Republik » schutzgefetz— Marxismus! Lohnerhöhuna, Arbeiterschutz, Besitzsteuern— Marxismus, Marxismus , Marxismus ! Dieses Wort in deutschnationalem Munde hat— von wissenschaftlichem Sinn gar nicht zu reden— auch si�on keinen politischen Sinn mehr. Es ist nur noch ein lang- gezogenes Jrrfinnsgeheul. Wenn nun heute die Ewiggestrigen. Rückwärtfer, Dil- taturapostel und Profitanbeter für alles, was ihnen nicht paßt, Karl Marx und seine Lehre verantwortlich machen, so ist das eigentlich für den„Marxismus " ein ungeheures Kompliment. Allerdings eines, auf das er keinen Anspruch erhebt. Denn er hat die Dinge, die jenen Herrschaften so verzweifell unangenehm sind, nicht erfunden. Er hat nur erklärt. warum sie sind und sein müssen. Herr ijugenberg macht mit fernem hysterischen Marxis- rnusgeschrel nicht nur sich selber und seine Partei lächerlich, sondern er zieht den politischen Kampf auf ein Niveau hinab, das für die ganze Nation eine Schande ist. Die Gebildeten ohne Unterschied der Partei sollten sich gegen dieses Volks- verblödende Treiben zur Llbwehr zusammenfinden— das wäre wirklich eine„nationale Befreiungstat".
Oer Zusammentritt der Parlamente. Veginn der parlamentarischen Wintersesfioo. In der nächsten Woche nehmen die beiden großen Berliner Parlanrerlte ihre Tätigkeit wieder auf. Der Reichstag tritt am Mittwoch, dem 2 7. November, wteder zusammen. Der Auswärtig« Ausschuh des Reichstags ist auf Dienstag, dem 26.. ein. derufen worden. Der Haushaltsausschuß des Reichstags und der Bolkswirtschastliche Ausschuß versammeln sich bereits am Montag. Der Preußische Landtag , der am Dienstag zusammen- tritt, wird voraussichtlich zunächst nur bis zum 30. November Plenar- sitzungen abholten. Es soll dann eine Pause bis zum 10. Dezember ringelegt werden. An diesem Tag« soll die erst« Beratung des Haushalls beginnen, der sodann der Ausschußberatung überwiesen werden soll. Am 15. Dezember wird der Landtag veraussichtlich in die Meibnachtsferien gehen.
Braunschweigs Oberbürgermeister. Genosse Döhme gewählt. Braunschwelg. 23. November. In der heutigen Stadtverordneteitoersammlung wurde Stadtrat Böhme aus Magdeburg mit 22 gegen 13 Stimmen zum Oberbürgermeister der Stadt Draunschweig gewählt. Der Kandidat dar Bürgerlichen, Bürgermeister Dr. Eolditz, Gleiwitz , erhielt neben den 12 Stimmen der bürgerlichen Parteien auch die Stimm« des Nationalsozialisten. Oberbürgermeister Bölnne ist Sozialdemokrat. Er wurde am 23. Januar 1M2 in Magdeburg geboren, studierte in Göllingen , München , Berlin und Holle Rechts-, Staatswisienschaften und Volks- Wirtschaft. Ende 1922 bestand er das Assessorexamen. wurde am 27. Februar 1963 als Assessor in der Magdeburg « Stadtverwaltung angestellt und im November 1923 zum Magistratsrat befördert. vi« Stadwerordnetensitzung vom 3. Juni 1926 wählte vberbürgsr- meist«? Böhm« zum besoldeten Stadtrat.
Landesverrat. Gin hartes Arteil gegen R-gi-rungsbavmeifier Qidwig. cespzig. 23. November. Der vierte Strafsenat des Reichsgerichts hat am Soirnabend das Urrell in dem großen Landesverratsprozeß gegen Ludwig und Genossen gefölll, der über zwei Wochen unter Ausschluß der OefsenllichkeU verhandett wurde. Es Handelle sich um Verrat von g eh eimz ichallenden Aonstruttions- und anderen Plänen aus dem Flugzeugbau. Die Anklage lautete auf Verrat militärssch« und industriell« Geheimnisse. Durch den von Seiiatspräsident Lorenz bekanntgegebenen Spruch werden verurteilt: wegen eines gemeinschaftlich fortgesetzten Ver» brechen? nach jj 1 des Gesetzes gegen den Verrat militärischer Ge- beimnisse vom Z. Juni 1914 und wegen Vergehens gegen§ ZZ1 des dsmschsn Strafgesetzbuches der Reglerungsbaumeister Eduard Ludwig au» Stullgart zu ZIahrcnZuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust, der Techniker Eduard Scheibe lettischer Staats» ongehöriger zutzIahrenZuchthaus und 5 Jahren Ehroerlust und der Photograph Ernst Huttinger au» Basel , badischer Staatsangehörig«. zuZIahrenZuchthaus und 5 Jahren Ehr- nerlust. Der Senat ist über den Antrag des Reichsamvalls hinaus- gegangen.
Deutsche Volkspartei für Bazifte? Erweiterung des Aürgerblocks ia Württemberg . Stuttgart 23. November.(Eigenbericht.) Die„Schwäbische Tygwacht " teilt am Sonnabend mit« daß schon demnächst eine Erweiterung der wü'ttember- gischen Regierungskoalttton durch Hinzuziehung der DeutschenVolkspartei erfolgen werde. Das Blatt berichtet. daß nach Rerhandlungen zwischen dem Staatspräsidenten und dem volksparteilichen Abgeordneten Rath der zuständige Ausschuß der Deutschen Volkspartei am 20. Rovemb-r den Eintritt feiner Partei in die Regierung beschlossen habe. Die Bedenken gegen Bazille als Kultusminister seien fallengelassen worden. Die Deutsch « Dollepartqi weide das zurzeit unbesetzte Mlrtschaftsminifterium übernehmen. Die AerösfentUchung über dieses Abkommen sei jedoch erst für die Zell nach dem 2 2. Dezembor. dem Tag« de? Volksentscheid?, in Aussicht genommen worden. Die Meldung der„Schwabischen Tagwacht" findet ihre Bestäti- gung in einer Aeußerung de? Leitung der Deutschen Volks Partei im „Schwäbischen Merkur". Darin wird zwar bestrillen, daß irgend- welch« Verhandlungen zwischen dem Staatspräsidenten und einem Mitglied der Deutschen Bokkspartet geführt worden wären. Es wird jedoch zügegeben, daß der Ausschuß der Deutschen Voltspartei am 20. November getagt und beschlossen hat, den Eintritt in die Regle» rung zu empfehlen, wenn eine Reihe von maßgebenden' Sicherungen personeller und sachlicher Art eindeutig gewährleistet werden könne. Ferner wurde einmütig gefordert, die Verhandlungen möchten auf der Grundlag« eine» gemeinsamen Lorgehen» beider liberalen Parteien erfolgen.
Kein Ausweg für Ltdrzal. ZSürgerblock, Soziolifienregleruag oder Sramtenkabinett in Erwägung. Prag . 23. November.(Eigenbericht.) D« mü der Regierungsbildung beauftragt« bisherige Ministen» präfchent Udrzal plante zuletzt die BiDung eines Konzentra. tionskabinetts, in dem die bisher in der Regierung ver- treten«, deutschen Parteien gemeinsam einen Minister stellen soll» ten. die deutsche Sozialdemokratie aber auch«inen Mi» nister ohne Portefeuille. Di« deutsche Sozialdemokratie hat dieses Angebot mtt Zustimmung der tschechischen Soziqldcmo- kratie abgelehnt. Es wird erwartet, daß Udrzal nun dem Staatspräsidenten die Bildung einer Bürgerblockregierung auf der allen Basis vorschlagen wird. Falls, wie man glaubt. Masaryk dies ablehnen sollt«, dürste der tschechische Sozialdemo. krot H a m p l mit der Regierungbildung beauftragt werden. Im anderen Falle rechnet man mit einer— Beomtenrcgierung.
Brüsseler Tagung der SAL. Die faschistische Gefahr. Brüssel, 23. November. Da, Bureau der Soziakistischen Arbesterinternationale hiesi heut« hier«in« Sitzung unter dem Vorsitz Danderveldes ab, in der die Frag« des Faschismus in Italien , Polen und Bulgarien erörtert wurde. Deutschland war durch d«n Genossen Otto Wels , vertrete». Am Sonntag tritt die Exekutive zusammen.