LiebestragSdie in Lichtenberg . Selbstmord nach einem Schuß auf die Geliebte. Gestern abend spielte sich im Hause Mainzer Straße>4 In£ichtcnberg eine blutige£ i e b es l r a g ö d i e ab. Der ZSsöhrige Tischler Jrih Zahn vcrletzle seine Geliebte, die lSjährige Arbeikerin Elsriede K. aus der Dolziger Straße. durch zwei Schüsse lebensgefährlich und beging unmittelbar nach der Tat S e l b st m o r d. Jahn ist verheiratet, seine Frau befindet sich jedoch außerhalb Berlins . In der Mainzer Straße in Lichtenberg wohnte er zur Untermiete. Vor einiger Zeit lernte er die 18jährige Elfriede K. kennen, und zwischen beiden entwickelte sich ein Liebes- Verhältnis. Das junge Mädchen wollte das Verhältnis lösen, stieß dabei aber auf starten Widerstand ihres Freundes. Als sie thn gestern abend in seiner Behausung aufsuchte, kam es zwischen beiden zu einem heftigen Streit. Jahn geriet dabei so in Erregung, daß er plötzlich eine Pistole hervorzog und auf seine Geliebte zwei Schüsse abfeuerte, die in den Kopf und in den Rücken trafen. Blutüberströmt brach sie zusammen. Als I. sah, was er getan batte, richtet« er die Waffe gegen sich selbst und tötete sich durch einen Schuß in die Schläfe. Das Mädchen wurde nach dem Hubertuskrankenhaus gebracht. Der Zustand ist bedenklich. -» Der tragische Selbstmordversuch eines Ver- zweifelten alarmierte gestern das Haus Bamberger Straße 33. Der Mann, der später als«in 41 Jahre alter Siegbert Prinz aus der Stubenrauchstraß« 9 zu Schönebecg s.stgestellt wurde, war in dem Hause schon öfter bei einer Familie im vierten Stock als Bücherreisender gewesen und hatte seine Zeit- schriftcn angeboten. Da es ihm sichtlich recht schlecht ging, so hotte inan ihm auch wiederhost etwas abgekauft und ihn in der Küche mit Kaffee und Brot bewirtet. So auch an Sonnabend. Prinz bat, nachdem er noch ein Glas Wasser getrunken hatte, die Toilette benutzen zu dürfen. Von dort stürzt« er sich aus dem Fenster die vier Stock tief in den Hof hinab. Sein Körper schlug auf das .Eisengeländer des Kellereingangs. Mit schweren Verletzungen blieb der Mann liegen, gab aber noch schwache Lebenszeichen von sich. Man brachte ihn schnell nach dem Krankenhaus In der Achenbach- ftraße. In der Brieftasche war kein Geld, es ist also außer Zweifel. daß größte Rot Prinz zum Selbstmordversuch veranlaßt hat.
Zwei Musterschulen
H-Bahnverkehr gestört. Führenvagen am Wittenbergplah auf der Strecke entgleist. Gestern abend wurde der llnlergrundbahnbetrleb mitten in der Hauptverkehrszeit von einer empfindlichen Störung bclrossen. die stundenlang andauerte. Kurz nach 18 Uhr kündigten Plakate an den Eingängen der Stationen des gesamten Untergrund- und Hochbahnnetzes an, daß der Verkehr infolge Zugschadens zwischen den Stationen Zoo und Wittenbergplatz gestört sei. Dies« Störung wirkte sich besonders auf den Betrieb der in Richtung Nord ring und in entgegengesetzter Richtung W e st e n fahrenden Züge aus. Nur die Wilmersdorfer Strecke wurde nicht in Mitleidenschaft ge- zogen, der Verkehr tonnte hier fahrplanmäßig durchgeführt werden. Von'der Hochbahngesellschaft wird zu dem Betriebeunfall folgende« erklärt: Um 17.43 Uhr ist ein von der Station Wittenbergplatz in Richtung Zoo abfahrender Zug bei geringer Fahrtgeschwindigkett mit der 4. Achse infolge Achsenbruches entgleist. Dt« Strecke wurde stromlos gemacht und die Fahrgäste zur Station Witienbergplatz zurückgesührt. Der Verkehr, der empfindlich? Verzögerungen erlitt, wurde durch Umsetzen der Züge, d. h. Pendel- verkehr aufrechterhalten. Wie wir weiter erfahren, wurde gleich nach Bekanntwerden des Unfalls eine größere Arbeiterkolonn« mit SpezialWerkzeugen eingefetzt, um den Schaden zu beheben. Die Arbeiten, die sich in dem engen Tunnel sehr schwierig gestalleten, waren erst gegen 23 Uhr beendet, so daß der schadhafte, nun wieder«ingegleiste Wagen abgeschleppt werden konnte. Nach dem bisherigen Unter- fuchungsergebnis ist ein Materialschaden die Ursache des Achsenbruches.
Ein neuer Beweis der
Der Verwaltungsbezirk Köpenick hat zu Beginn dieses Winter- Halbjahres zwei neue Schulhäuser iu Benutzung nehmen können, die als Muster neuzeitlichen Schulbaues gellen dürfen. Das im Ort Köpenick feit längerer Zeit bestehende Dorotheen-Lyzeum hat in der nach dem Bahnhof Oberspree hin sich erstreckenden Bor- stadt auf dem Gartengrundstück an der Berliner Straße zwischen Mentzel- und Flemmingstraßo ein neues Heim erhalten, und für die Orte Rahnsdorf , Wilhelm shagcn und Hessen - winkel ist inmitten dieses Dreiecks an der Fürstcnwalder Straße eine gemeinsame B o l k s s ch u l e gebaut worden. Am Sonnabend wurden beide Schulhäuser vor geladenen Gästen— Vertretern des Bezirks Köpenick und anderer Verwaltungsbezirke, der Stadt Berlin und de« Provinzialschultöllegiuins— feierlich eingeweiht. In, Dorotheen-Lyzeum uich in der Volksschule sprachen als BürgerMeisterstellvcrtreter der Stadtrat Ehrlich, der über die Eni- stehung und Ausführung der Bauten berichtete, für die Bczirksschul- Verwaltung der Schulrat Goß, für den glückwünschenden Magistrat der Stadtschulrat Nydahl. Die Glückwünsche des Prooinzialschulkolle- gmms brachte im Dorotheen-Lyzeum die Oberschulrättn Dr. Weg- schelder, in der Volksschule der Regierungsdirektor König. Das neue Heim des Dorotheen-Lyzeum s, dessen Grundstück bis zur Spree hinabrelcht, ist ein Werk des Architekten Max Taut . Einen neuen Beweis der Leistungsfähigkeit Berlins nannte Schulrat Goß dieses Haus. Es wird ein Oberlyzeum und zugleich eine Frauenoberschule aufnehmen. DI« Weiherede des Schulleiter«, Oberstudiendirektor Schultz, gipselte in der Widmung„Der deutschen I u g e n d— der deutschen Hoffnung!" Oberschulrättn Dr. Wegscheider wies auf die erfolgreichen Bemühungen hin, in diesem aus den Bedürfnissen der Schule heraus entwickelten, durch Sachlichkeit und Schönheit ssch auszeichnenden Bau dieneueForm des Schullebens unserer Zeit künstlerisch auszudrücken. Der Volksschulbau ist nach Entwürfen der Hochbauverwaltting des Bezirks ausgeführt worden. Stadtrat Ehrlich betonte den Wunsch der Stadtverwaltung, auch in den entlegen st en
Teilen des Stadtgebiet«! das Beste zu schaffen.'Das war auch der Wunsch der Bezirtsoerwaltung Köpenick. Das unge- wöhnlich große Schulgrundstück liegt in der Nähe erfrischender Waldungen. Nie zuvor hat einer der drei beteiligten Orte für sein« Kinder eine so schöne Schule gehabt. Beide Schulhäuser tragen die Inschrift:„Erbaut im 1 0. I a h r e d e r R« p u b l i k." Es ist recht, so dem Gedanken der Republik einen sichtbaren Ausdruck zu geben. Diese schönen, zweck- mäßigen, licht- und lustdurchfluteten Schulhäuser sind würdig des Geistes, der den neuen Staat und die neue Schul« beherrscht. Arbeiterbildungsfchule. Am Dienckag. 26. November, beginnt In der Berliner Arbeilerbildungsichule ein Kursus, iu dem Dr. S. Berus« ld das Thema„Psychologie und Kullurpsychologie" behandelt. Aus der Bortragsdisposition:„Rechtfertigung des Themas, gleichzeitig als Einlsitmig. Gesteigertes Interesse der Gegenwart an Fragen der Menschenkenntnis und Menfchenbehand- lung. Unterschied zwischen der populären und der wissenschaflltchcn Psychologie. Di« Lehre von den Trieben. Unterschied zwischen den tierischen und den menschlichen Trieben. Liebe, Ehe, Sexualprobleme in der Gegenwart. Die Anschauungen der Psychoanalyse über dos Triebleben des Kindes und seine Entwicklung. Fehlentwicklung: Geisteskrankheit, Kriminalstät. Verwahrlosung. Wesen und Ent- sichung der menschlichen Sprache und des Denkens. Einig« Pro- bleme der heutigen Gesellschaft: Führer und Masse, Bildung und Begabung. Die seelischen Eigenheiten des Proletariats und des Kleinbürgertums." Der Kursus dauert zwanzig Abende. Das Hörgeld beträgt für den ganzen Kursus 3 M. und kann in Raten gezahlt werden. Der Kursus findet jeden Dienstag, 29 Uhr, in den eigenen Räumen der Arbeiterbildungsfchul«, Lindenstraße 3, 2. Hof links, 2 Tr. rechts, Zimmer 13, statt. Anmeldungen im Kursusabend.
Vorgeschriebener Ernst. (Sa bleibt bei den alten Bestimmungen für den Totensonntag. Zu der in der Abendausgabe bereits veröffentlichten Mst- teilung des Polizeipräsidenten über den Totensonntag wird folgend« ergänzende Erklärung herausgegeben: „Um Mißverständnissen vorzubeugen, weift der Polizeipräsident darauf hin, daß sür den Totensonntag neben den allgemeinen Be- stimmungen über di« Heilighastung der Sonn- und Feiertage die Vorschrijten der Polizeiverordnung vom 13. Mai 1913 gelten." Diese Bestimmungen besagen, daß in Theatarn. Lichtspielhäusern, Kabaretts usw. am Totensonntag und am vorhergehenden Sonnabend von 22.39 Uhr ab nur ernste Darbietungen jgebracht werden dürfen. Alle öffentlichen TanMstbarke'ten sind verboten. Auch nichtöffentliche Tanzlustbarketten sind verboten, wenn sie geeignet-'sind,-nach Lage der Räume oder nach Art der Veranstaltung die äußere Heilighältung der genannten Tage zu beeinträchtigen. Aus Anfrage wird dazu von der Pressestelle des Polizeipräsi- diums erklärt: Das Mißverständnis, das durch die erste Msttellung des Polizeipräsidenten verursacht worden sei. habe seinen Grund in der ungenauen Formulierung. In der Mitteilung sei vergessen worden, auf die besonderen Bestimmungen über den Totensonntag hinzuweisen. Der Polizeipräsident habe sich daher veranlaßt gesehen, die neue Erklärung herauszu- geben. Diese Polizeiverordnung werde wie in den vergangenen Jahren auch diesmal st r eng innegehalten werden.
Das wohlläligkelkssest der Berliner Feuerwehr. Es sei noch einmal daraus hingewiesen, daß das berests angekündigte Wohl- tätigteitsfest der Berliner Feuerwehr am kommenden Dienstag, den 26. Novcmber, 29 Uhr, in den Festräumen des Zoologischen Gartens
stattfinden wird.--- Der Reingewinn dieser Festveranstaltung soll da.zu dienen, den Angehörigen der Berliner Feuerwehr«in« eigene Stätte der ergänzenden Gesundheitsfürsorge zu geben. Eintritts- karten sind noch im Vorverkauf bei den Theaterkassen A. Wertheim und Filialen, Tietz Kadew«, Involidendank, Bot« u. Bock erhältliche Selbstanschlußbetrieb Wedding . In der Nacht zum 1. Dezember wird die neue Fernsprech. Vermittlungsstelle für Selbstanschlußbetrieb Wedding eröffnet. Ihr werden Teilnehmer der alten Vermittlungsstellen Moabit , Hansa, Humboldt und Norden zugeteilt. Di« Teilnehmer von Wedding werden in der Lage sein, durch Drehen der Nummern« scheide ihres Apparates alle anderen Selbstan fchluhteilnehmer luv mittelbar zu wählen. Sie erreichen einen Teilnehmer, der au eine Vermittlungsstelle ohne Selbstanschlußbetrieb angeschlossen ist, durch Wählen des Rufzeichens der in Frag« kommenden Vermittlungsstelle und durch Ansage der Nummer an die sich meldende Beamtin.— Alle Teilnehmer fparen Zett und Verdrüß.' wenn�fie- v« jedem AwKif eine» Teilnehmer« der BermitUungsftellcn Moabit , Hansa, Humboldt und Norden im Fernsprechbuch nachsehen, ob der gewünschte Teil» nehmer etwa an die neue Vermittlungsstelle herangeführt worden ist,
Totengedächtnisseiera in den Berliner Krematorien veranstaltet heute der Verband für Freidenkertum und Feuer, b e st a t t u n g E. B. Die Feiern finden statt: im Krematorium Wilmersdorf van 19 bis 11 Uhr: im Krematorium Baum- schulen weg von 13 bis 13 Uhr: im Krematorium Gericht« ftraße von 16 bis 18 Uhr. Unkostenbeitrag wird nicht erhoben. Ehemalige Kriegsgefangene. Am heutigen Sonntag findet auf dem Garnisonfriedhof in der Hosenheid« ein« Toten- Gedächtnisfeier der Arbeitsgemeinschait der Bereinigungen ehemaliger Kriegsgefangener Deutschlands E. B. statt. Treftpunkt: 13 Uhr, Grimmstraßc 1. Beginn der Feier an den Russengräbern des Ganiisoiifriedhofes 14 Uhr.
Am dritten Morgen nach jenem Sonntag trafen sich Hans und sein Vater im Gartenzimmer. „Was würdest du sagen," fing der Dater an,„wenn Irene heiraten würde?" „Gut," lobte Hans ohne Desinnen,„wenn das geschehen soll— hoffentlich noch bevor ich ins Feld rücken werde. Ueber kurz oder lansi wirst du mir ja doch deine Einwilligung geben." Er war wieder bei seinem Lieblingsthema. Der Graf gab ihm darauf keine Antwort. Er ging schweigend auf leisen Sohlen umher: er ging, als wäre eine Kranke im Haus.— Hans saß im Rohrsessel und sah ihn an. „liebrigens," fragte er.„ist es ernst? Wird Irene heiraten?" „Hm." sagte der Vater. Sie schwiegen wie vorher. „Hm." machte der Graf noch gedehnter als vorher,„was würdest du sagen, wenn es— Albert de Castro wäre?" „De Castro?" Hans war aus dem Sessel gesprungen. „Was würdest du also sagen?" „Daß ich mich schäme," schrie Hans,„mich schäme!" „Sag mir jetzt," fragte sein Vater ruhig und blieb vor '.hm stehen,„was ist eigentlich der Grund deiner Antipathie?" „Weil ich mich schäme," schrie Hans und stampfte auf. „Aber mir schien, der junge de Castro hätte in dir einen freundlichen Eindruck erweckt! „Weil ich muh schäme," schrie Hans,„das macht mich für alle Zukunft unmöglich!" „Aha," sagte der"Graf.„Aber wärest du und wären wir alle nicht ebensowohl für alle Zukunft unmöglich, wenn — dieser Antrag nicht wäre?" „So weit ist es!" rief Hans:„oh, schämt sich denn niemand? Bin ich denn der einzige, der heute noch denkt. wie tt gestern dachtet De Castro! Hat denn dieser Mensch
kein Gefühl für Distanz! Wir wären unmöglich ohne ihn? Du wolltest ihm also.— Und Irene? Was sagt sie selber dazu?" „Albert de Castro liebt sie," sagte der Graf und legte jetzt seine Hände ruhig auf die Schultern des Sohnes. „Er liebt sie! Um so unverschämter von ihm! Kein Gefühl für Distanz haben diese Leute! Und Irene— was hat sie gesagt?" „Ich habe sie noch nicht um ihre Meinung gefragt." „Du willst also—" schrie Hans. Seine Stimme über- schlug sich.„Meine Schwester—" „Er liebt sie." sagte der Graf, er sagte es hart. Hans erschrak von dem fremden Klang. Der Vater ließ seine Schultern los. „Er liebt sie, gut," fing Hans etwas ruhiger an,„aber sie liebt ihn nicht." „Wie kannst'du das wissen?" entgegnete der Graf; „danach müssen wir sie zunächst eben fragen." „Eine von Küster tut sowas nicht!" Ein schnelles Lächeln sprang über die Züge seines Vaters.„Ich habe oft." erklärte er,„eine ganz bestimmte Anschauung von der Liebe bestätigt gefunden. Für jeden Mann und für jede Frau gibt es auf der Gegenseite ein Pendant, das heißt, nicht etwa nur ein Pendant, sondern vielmehr eine ganze Art, unter Umständen sogar eine be- stimmte Reihe von Arten. Zu jedem Menschen gehören also gewisse Menschen von der geschlechtlichen Gegenpartei, die er n priori liebt. Eine wohleingerichtete und angenehme Wechselseitigkeit, wie du siehst, die ich da annehme. Wenn also ein Mensch den anderen wirklich liebt, so muß, wenn da nirgends etwas bresthaft ist—" „Das ist es ja eben." unterbrach ihn Hans,„bresthaft! da liegt der Hase im Pfeffer." „— so muß von Natur wegen der geliebte Mensch den liebenden— lieben. Daß dies nun aber nicht immer zutrifft. kann ich mir so erklären, daß der Instinkt nicht mehr die Schärfe zur wählerischen Bestimmung besitzt. Es gibt auch natürlich noch banalere Gründe dafür. Nun—" brach er ab und schlug mit der Hand durch die Luft, denn er bemerkte erst jetzt, daß Hans, in der besten Aksicht ein kluges Gesicht zu machen, ihn dennoch vollkommen verständnislos ansah. Demgemäß fiel auch seine Antwort aus. „Es wäre eine Schande," begann er. „Eine Schande," unterbrach ihn der Bater gsreizft „beina Weisheit da kommt aus Büchern her. Sem Beweg»
grund ist seine Liebe— verstehst du? Mit seinem Bater hat er wahrscheinlich einen Kampf zu bestehen gehabt, und hat ihn nur durch Beharrlichkeit überzeugt. Es ist auch wirklich nicht einzusehen, wo augenblicklich der Nutzen in einer Heirat mit der Tochter des Grafen von Küster sein sollte. Meinst du, der Name wiegt alles auf?— Nun also, welchen Vor- wurf willst du ihm machen?" Die Augen des Sohnes blitzten den Vater an.„Und doch," rief er aus," würdest du nie diesem Handel zugestimmt haben, wenn er sür dich nicht so große Bedeutung hätte. Und dagegen erhebe ich Einspruch, daß hier nicht alles nur im Interesse meiner Schwester geschieht." „Du bist dir über dich selber nicht klar," sagte der Graf. Plätzlich sprang Hans zur Tür, um die Stube zu verlassen. „Halt," rief sein Vater und hielt ihn am Arm," der erste, an dem jetzt die Reihe ist. mit Irene zu sprechen, der bin ich." Er ging an dem Sohne vorbei hinaus. Irene fand er in ihrem Zimmer allein. Er begann mit gleichgültigen Fragen, endlich kam er auf de Castro zu sprechen. „Es kann sein, daß wir in dieser Woche noch einen Besuch in der Stadt erwidern. Wäre es dir recht? Oder unangenehm?" Irene zuckte die Schultern, indem ihr Blick bei der Arbeit blieb, mit der die Hände beschäftigt waren. „Es ist mir gleichgültig," sagte sie dann. „5)m. Du hättest also nichts dagegen, mit uns zu ihnen zu gehen.— Ich frage so ausdrücklich danach, mußt du wissen, weil ich nicht weiß, ob du frei von gehässiger Ab- lebnung einer anderen Ueberzeugung bist. Wir haben eigenc- lich niemals so recht darüber gesprochen. Ich für meinen Teil, das muß ich sagen, haben durch die beiden oe Castros irgend- wie umgelernt. Verstehst du. wie ich das meine? Diese Familie de Castro gehört zu dem adligen. Stand unter den Sozialisten. Dem Albert de Castro gegenüber habe ich jeden- falls immer so eine Empfindung. Wie gefällt er denn dir?" „Ick, habe doch schon gesagt, daß mir das alles so gleich. gültig ist." „Ich kann nicht wissen, wie weit das dein Ernst ist. Wenn du mit einem Menschen von so ausgeprägtem, eigen- artigem Charakter zusammentriffst, wie mit Albert de Castro. danit ist es wobl nicht gut möglich, daß ein Mädchen wie du nicht innerlich Stellung zu ihm nehmen sollte, jo oder so.—- Ich frage dich nicht dünach, um dich zu langweilen, sanden» weil es mich interessiert."(Fortsetzung folgt.)