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(14 Fortsetzung.) Unter den Erinnerungen meines politischen Lebens wüßte ich keine, die sich mir tiefer eingeprägt hatte, als die der T a g u n g des sozial! st ischenNationalrates, die in Rom im April 1922 stattfand. Ich war soeben zum Chefredakteur desAoanti" ernannt worden. Die Lage war außerordentlich ernst. Das Proletariat halte feineoerwüsteten Provinzen*, deren Umfang von Tag zu Tag zu- nahm. Nur in den norditalie irischen Industriestädten hielt sich die Arbeiterschaft in ihren Stellungen. Die Parlamentssraktion befand sich in einer Art latenten Aufstände? gegen den Parteivorstand, was wenige Monate später, kurz vor dem Marsch auf Rom , zu einer neuen Spaltung führen sollte. Was war zu tun? Das Problem besaß eine tragische Dringlichkeit. Zwei Tag« lang prallten in einem nackten niedrigen Saal der Via del Seminario die Auffassungen und die Leidenschaften aufeinander. Modi- g l i a n i, der heute als Emigrierter in Paris lebt, trat mit glühender> Beredsamkeit für die Notwendigkeit ein, daß unsere Parlaments- fraktion mit allen Mitteln, sogar durch Eintritt in eine antifaschistische Regierung deren Zustandekommen ihm freilich selbst als sehr schwierig erschien die Wiederherstellung normaler Verhältnisse im Lande herbeiführe und die Abrüstung der faschistischen Kampfeinheiten erzwinge. S e r r a t i. der noch der Führer der allerdings erschütterten Mehrheit war, konnte sich nicht entschließen. Er erwägte das Für und Wider des Vorschlages der Parlamentsfraktion in langem und schwerem Grübeln. Er setzte keinerlei Vertrauen darauf, daß sich in diesem Parlament eine handlungsfähig« Mehrheit bilden könnte. Nach seiner Ansicht war«In Versuch in dieser Hinsicht bereits gemacht morden und war mißlungen. Von der Möglichkeit eines Eintritts von Sozialisten in die Regierung wollte er nicht? wissen. Wenn wir in eine bürgerliche Regierung eintreten, so bedeutet das das moralische Ende der Partei. Man kann auf dem Boden der Gewalt und der Macht besiegt werden. Das würde nur eine vor- übergehende Krise sein, nach der wir uns wieder erheben würden. Aber wir werden uns nie wieder erheben, wenn wir dem Feinde in prinzipiellen und ideellen Dingen weichen." Was tun? Die Vertreter derverwüsteten Provinzen" waren zugegen. Arbeifer und Bauern. Sie sprachen nichr als Politiker, sondern als Arbeiter und Opfer. Sie sprachen von ihrer Qual, ihrer Rot. dem moralischen Jammer ihrer Situation, von den Demüti- gungen ihrer Frauen und Kinder, von der wachsenden Frechheit der Arbeitgeber.Rettet uns!" Das war das Leitmotiv all ihrer Rede» Man beschloß also, die offizielle Beteiligung der Parlaments- fraktion an einem General st reit, dessen Vorbereitung dem Bund der Arbeit* anvertraut wurde, der alle Arbeiterorganisationen zur Verteidigung der politischen Rechte zusammenfaßte. XIV. D i e Jämmerlichkeit des Parlaments Am 16. Februar 1926 trat das Ministerium BonomT das vor acht Monaten die schwere Regierungserbschaft Giolittis ange- treten hatte, vor die Kammer, um ein Vertrauensvotum zu fordern. Dasselbe Ministerium war am 2. Februar auf Grund eines außer- parlamentarischen Zwischenfalles zurückgetreten, aber seder Versuch, die Krise durch Bildung eines neuen Kabinetts zu lösen, war ge- scheitert. Die katholische Volkspartei hatte gegen die Rückkehr Gio- litt!? ihr Veto eingelegt, der Kammerpräsident De Nicola war nicht imstande gewesen, die zahlreichen Gruppen und Untergruppen der Mehrheit in einem Ministerium zu vereinigen. Der frühere Ministerpräsident O rl a n d o hatte nicht mehr Glück, so daß der König Bonomi veronlaßte, wieder vor die Kammer zu treten, um «inen politischen Fingerzeig für die Lösung der Krise zu erlangen. Die Kammerdebatte spiegelte die allgemeine Verworrenheit wieder. Der Fraktionsredner der Sozialisten zeigt« die einzigen offenstehenden Wege. Man mußte entweder einen letzten Versuch zum Frieden machen, aus der Grundlage freier Entwicklung aller Kräfte des Landes, oder den Weg zur Diktatur einschlagen. Cr ver­kündete weiter, daß die sozialistische Fraktion einstimmig beschlossen habe, ein Ministerium zu unterstützen, das die Rückkehr des Landes zu Gesetzlichkeit und Ordnung ernstlich durchzuführen entschlossen war. Man hätte meinen sollen, daß unter dem Eindruck der faschisti - schen Gewalttaten die Kammer sich s« den friedlichen Weg entscheiden mußte. Sie hatte wahrhastig keine Zeit zu verlieren, wenn sie ihre Ehre und ihr Prestige retten wollte. Aus Haß gegen den Sozialismus hatte sie fest beinahe einem Jahr geduldet, daß ein« bewaffnete Fraktion sich die Befugnisse des Staates anmaßte. Jetzt galt es Ein- halt zu gebieten oder abzudanken. Die Bevölkerung wartete mit Ungeduld, wenn auch mit wenig Hoffnung auf eine Entscheidung. Sie hatte schon einmal ihr Ver» krauen auf Bonomi gesetzt, auf den früheren Sozialisten, den Erben de? Gedanken Bissolatis und hatte darauf gewartet» die Staats- autorität wieder hergestellt zu sehen. Aber dl? Regierung Bonomi mar im Opportunismus versumpft und hatte vor den bewaffneten Banden des Faschismus kapituliert, die sich in einem Telegramm an den Ministerpräsidenten anheischig machten, eine Liste der hohen Zivil, und Militärbeamten zu veröffentlichen, von denen sie.zu!hr«m Angriff auf den Sozialismus moralische und materielle Hilf« empfangen hatten. Ein Staatsmann, der in dieser entscheidenden Stuirdc, wo alle Schichten der Gesellschaft müde und erschlafft waren, dem Bürger- frisg«In End« gesetzt hätte, wäre zu einer ungeheuren Autorität gelangt. Aber keiner der parlamentarischen Führer der Mehrheit hiest seine Stunde für gekommen. Und jeder suchte sich der sofortigen Aufgab« zu entziehen. Daher keine Klarheit in der Debatte, keine Klarheit in der Entscheidung der Fraktionen. Es ging soweit, daß in derselben Abstimmung, die das Ministerium Bonomi stürzte, die Kammer, von den Faschisten bis zu den Sozialisten, einstimmig für «ine Tagesordnung eintrat, in der die Notwendigkeit geoenfeitigen Verständnisses der Klassen, der Freiheit der Arbeit, des Äoalitions- rechtes und das Recht der Arbeiterklasse betont wurde, im Staat und in der Fabrik eine ihrer sozialen Bedeutung entsprechende Stellung einzunehmen. Ein einstimmige« Botmn gegenüber einer Situation.

die gebieterisch eine Entscheidung zwischen rechts und links fordert, kann immer nur Ausdruck und Quell der Konfusion und der Zwei- deutigkeit fein. In der Tat erwies sich die nun folgende Krise als noch ver- worrener, wie die vorhergehende und stellte die moralische Jammer- lichkeit des Parlaments in grelles Licht. Feigheit, Eifersucht, Un- fähigkeit, niedrige Gesinnung, das waren die Eigenschaften und Ge- fühle, die zutage traten. Die herrsckzende Klasse Italiens war, natür- lich mit persönlichen Ausnahmen, in voller moralischer Zersetzung. Sie hatte keinerlei Bewußtsein der Gefahren, die die Nation be­drohten. In ihrer Mittelmäßigkeit vermochte sie es nicht, sich über die kläglichen persönlichen Zänkereien und Eifersüchteleien zu erheben und zu einem Ueberblick über die Krise des Landes zu kommen und über die Mittel ihrer Lösung. Das Land braucht« einen Mann als Regierungsoberhaupt. Statt dessen bot die Mehrheit einen Herrn Facta an, einen lächerlichen und grotesken alten Herrn, der geistig und körperlich eine Karrikatur der Autorität war. Vierzehn Tage Krise, vierzehn Tage hin und her von der Kammer zum Quirinal uno vom Ouirinal zur Kammer, Erklärungen und Reden, Tagesordnungen und Polemiken: vierzehn Tage lang Worte und kluge Dosierungen, um ein Ministerium zu bilden/ das nur ja in ganz genauem Verhältnis alle Fraktionen und Unterfraktionen widerspiegelte, da schon einmal jedes Programm fehlte! Leben und abwarten! Das war die Devise des Parlaments, bis auf dem Platz von Montecitorio der Schrei erschallt«: Es lebe die Diktatur. Leben und abwarten, das war der Ehrgeiz dieser Parla- mentorier, die es als höchste Geschicklichkeit erachteten, das Geschwür zu erhallen, das aufgeschnllten werden mußte. Leben und abwarten' Das war das Programm einer Mehrheit, die das Bewußtsein ihrer Aufgabe verloren hatte, keiu einziges Ideal mehr kannte und wanken- den Schrittes ihrem letzten und endgülligen Verfall entgegenging. Acht Monate später wird sich diese selbe Mehrheit von Mussolini , der durch ihr« Feigheit zum Diktator Italiens geworden ist, be- schimpfen lassen, ohne mit der Wimper zu zucken. Und wird vor dem Diktator die Haltung des Hundes einnehmen, der die Peitsche seines Herrn demütig leckt. Heute sieht sie in der-Persönlichkeit, die sie zum Ministerpräsidenten beruft, ihr eigenes Ebenbild: in Herrn Facta. Dieser Führer ist ein armes altes Männchen, das man gewallsam aus dem Dunkel hervorzieht, wo es ihm so wohl war, um es an die

Spitz« der Regierung zu stellen mit der Aufgabe, den Sitz warm zu hallen, bis es Gwlitti gefallen wird, ihn wieder einzunehmen. Dieser neue Ministerpräsident würde sogar in seinem heimatlichen Dorf keine Rolle spielen, aber man vertraut ihm die Leitung des Staates an. Er ist von Natur ein Optimist, von jenem blödsinnigen Optimis- mus, der sich grundsätzlich auf den Standpunkt stellt, daß alles im Leben sich schließlich einrenkt. In seiner Programmrede hat er die später viel verhöhnt« Formel gebraucht:Ich hege Vertrauen." Vertrauen in was? Nicht in das Volk, denn das kennt er nicht, nicht in das Heer, denn das untersteht nicht der Regierung, sondern dem König, nicht in die Monarchie, denn die fängt schon an, ein doppelles Spiel zu spielen. Also Vertrauen trotz allem, ein gegen- standsloses formloses Vertrauen... Der gute Mann redet, zappelt, reist. Er vertritt Italien auf der internationalen Konferenz in Genua . Wenn das Wetter gut ist, macht ihm feine Arbeit Freude. Er versteht, liebenswürdig zu lächeln. Cr redet Worte, die über sein Format hinausgehen und organisiert Festessen. In schwierigen Stunden hängt er sich ans Telephon, um von seinem Herrn und Meister Giolilli Belehrung zu empfangen. Den fortschreitenden Verfall des Staates und das Fieber des Landes bemerkt er nicht. Er lebt und wartet. Er wartet darauf, von Giolilli das verabredete Zeichen zu empfangen, daß er ihm den Platz freigeben soll. Aber die Zellen sind für Platzhalter nicht günstig. Seit dem Abschluß der Konferenz von Genau hat der Bürgerkrieg wieder ange- fangen, und zwar mit verdoppelter Schärfe. In Genua , in Fiume, Mailand und Parma kommt es zu heftigen Kämpfen zwischen den, Bund der Arbeit" und dem Faschismus. Gegen Ende Mai steht das Land von einem Ende zum anderen im vollen Bürgerkriege. Weder die Regierung noch das Parlament besitzen die geringst« Autorität. Es kommt zu einer neuen Miniftertrlfe, die nur von neuem die Unfähigkell der Mehrheit kundtut, sich über«in Programm zu einigen. Weder der Beschluß der sozialistischen Parlament-- fraktion, an einer Regierung zum Schutze der verfassungsmäßigen Rechte teilzunehmen, noch Filippo Turatis Besuch im Quirinal , der dem König die Forderung des Volkes, seine Rechte aufrechterhaltzn zu sehen, überbrachte, vermögen diese alte Welt der Politiker zu Würde und Selbstachtung zurückzurufen Facta bleibt in der Regie- rung, einfach, weil man sich nicht anders zu helfen weih. Das bedeutet den endgültigen Verzicht einer Kaste, die keiner lebendigen Energie mehr fähig ist. Und so liefert das Proletariat fein« letzte Schlacht, indem es am 31. Juli den General st reik proklamiert. XV. Die Verwüstung desAvant i*. Die Order zur Niederlegung der Arbeit wurde den lokalen Organisationen am Morgen des 31. Juli mllgeteilt, als die Minister- krife noch andauerte. Wenn es möglich gewesen wäre, die politische Pression der Parlamentssraktion mit dem Druck des Streits zu- sammenwirken zu lassen, wie das ein Jahr später beim Kapp-Putsch in Deutschland geschah, Hölle man vielleicht das Hinabgleiten des Landes zur Diktatur aufhalten können. Leider aber bestand keinerlei Fühlung zwischen Massen und Parlament. Di« Arbeiter leisteten dem Befehl ihrer Organisation mit Diszi­plin, wenn nicht mit Enthusiasmus Folg«. Der Streik war allge- mein und umfaßte die gesamt« Praduktion. Auch die öffentlichen Dienste wurden stillgelegt. Wer das waffenlose und auch etwas ver- stört« Proletariat war nicht mehr imstande, es mll dem Faschismus auf vim Boden der materiellen Macht aufzunehnren. Wohl kämpfte es in verschiedenen Städten mll dem Mut der Verzweiflung. Es hielt die Streikbrecher in Schach und wies all« fofchistsschen Versuche, die Arbeiter ihren Organisationen zu entfremden, mit großer Ruh« zurück. In den Großstädten waren die Faschisten Herren des Zentrums, während den Sozialisten die peripherischen Arbeiterviertel blieben.(Fortsetzung folgt.)

WMS DER TAG BRINGT. «uiiiiiuiiuimiiinnnuniimiiuiuiuniiiiu!ii',uiwminitmimiuiinnmunmniin!aniiniiiuuiiininmiiiiinunniiiiiniiiiiiiniiiimiiiiininmmuimuiiiiunnniiiunmmiiiunniii«nia

Eine Ostsee -lnsel als Naturschutzgebiet. Von der eslländischen Verwaltungsbehörde ist die Insel Abruka unwell der Insel Oesel zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Abruka ist dicht mit Wald bestanden, hat einen starken Rehbestand und viel Flugwild, darunter Fasanen. Es kommen auf Abruka außerdem Pflanzenarten vor, die sonst im Ostseegebiet nicht onzutreffen sind. Die Filsandklippen bei der Insel Dagö sind ebenfalls unter Nawr- schütz gestellt worden. Sie bilden eine Heim- und Brutstätte für Tausende von Seevögeln der verschiedenen Arten. Rückgang des Analphabetentums. In einer von der obersten Unterrichtsvcrwaltung der Vereinigten Staaten von Nordamerika soeben herausgegebenen Denkschrift ist als besonders bemerkenswert hervorgehoben worden, daß die Zahl der des Lesens und Schreibens unkundigen Personen in den Per- einigten Staaten von 1879 bis 1920 um 14 Proz. zurückgegangen ist. Während damals 20 Proz. Analphabeten im GSIet der Union lebten, waren es 1920 nur noch 6 Proz.: zahlenmäßige Nachweise über einen weiteren Rückgang sell diesem Jahre liegen noch nicht vor. Im Zusammenhang damit wird in der erwähnten Denkschrift ein Ueberblick über die Zahl der Analphabeten gegeben, die sich in den übrigen zivilisierten Ländern der Erde befinden, wobei die europäischen Länder ausscheiden, da unter deren Bewohnern ver- hällnismäßig nur wenige sind, die als völlige Analphabeten be- zeichnet werden können. Nur Rußland und die Türkei machen«ine Ausnahme, die zusammen mit China eine Dölkermasse von S90 Mit- lionen Menschen bilden. Seit dem diese drei Staaten die republi- konische Staatsform angenommen und zugleich die allgemeine Schul- Pflicht eingefübrt haben, wird auch in diesen Ländern im Laufe der Zeit die Zahl der Analphabeten ganz bedeutend zurückgehen. In China ist dies auch dadurch erleichtert, daß man dort die allen, selbst für gebildete Chinesen kaum erlernbaren Schriftzeichen der klassischen Zell durch die einfachere sogenannt« Peihuaschrift ersetzte, die es auch dem Ungebildeten in kurzer Zell ermöglicht, sich mll ihr bekannt zu machen. Wenn es erst gelungen ist, die 300 Millionen Chinesen zu? Kenntnis des Lesens und Schreibens zu bringen, so wird die Zahl der Analphabeten in der Well auf ein Drittel ihres jetzigen Bestandes gesunken fein. Auch in Japan werden jetzt 9« Proz. der heranwachsenden Jugend in Schulen unterrichtet, gegen 31 Proz. zu Beginn des Jahrhunderts, und selbst auf den Philippinen, wo Lesen und Schreiben noch immer als ein Vorrecht der besitzenden Klassen betrachtet wird, ist sell Beginn des Jahrhundert die Zahl der Analphabeten um mehr als 30 Proz. gesunken. Der Passagier im Sack. Aus Renal wird berichtet: Ein Fahrgast, der gern ein fahrender Gast des Eisenbahnffskus fein wollte, kam neulich auf den Gedanken, die Bahnstrecke von Reval nach Dorpat in einem Sock versteckt zurück- zulegen. Er klellerte auf das Gepöckbrett des Wagens, kroch in einen Sack und blieb dort unbehelligt bis zur Station Laieholm liegen. Als der Zug diese Station verlassen hatte, bemerkte der Kontrolleur

den großen Sock und fragte, wem er gehöre. Da niemand von den Reisenden ihn als sein Eigentum anerkennen wollte, beschloß der Kontrolleur, den Sack einer näheren Untersuchllng zu unterziehen. Groß war der Schreck aller Anwesenden, als das Gepäck sich plötzlich zu bewegen begann und ein Mann aus dem Sack heroorgeholl wurde. Uebrigens ist Estland «in wahrer Tummelplatz für blind« Passagiere, von denen täglich über S0 Personen ertappt werden. Die auf- erlegten Strafen betrugen im Jahre 1928, wie die Effenbahnver- wallung soeben bekannt gibt, das hübsche Sümmchen von 26 374 Kronen. Weekendkarten als Verbrecherpässe. Der Paßzwang, der in England noch ziemlich scharf gehandhabt wird, dient nach Erklärungen der englischen Regierung ausschließ. lich dazu, die internationale Verbrecherwell zu kontrollieren. Diese aber umgehen die strengen Aus- und Einreisebedingungen dadurch. daß sie sich den sogenannten Weekcndoerkehr zunutze machen, der sie von jedem Paßzwong befrell. Dies« Meekendkarten«erden noch Frankreich und Belgien in jedem Reissbureau oerkauft und d<-r Inhaber braucht sich keinen Paßformalitätea zu unterwerfen. Wie die Leitung von Scotland Pard erklärt, sind in der letzten Zeit die Weekendkarten zu wahren Verbrecherpässen geworden. Zwei Millionen gefressen. Bei der letzten Revision der Staatsbank auf den Philippinen fand man bei den Reservevorrätsn der Bant an amerikanische» Dollarnoten über zwei Millionen Dollar von Ratten zerfressen. Man kann sich nicht erklären, wie die Tier« in die Tresors hereinxe- kommen sind, man vermutet indes, daß. als bei der im vorige» Jahre stattgefunden«» Revision die Panzertüren ausstanden, sich zwei Ratten eingeschlichen haben, die sich dann bei der wertvollen Nahrung unheimlich stark vermehrt haben müssen. Eine besondere Mcrkwürdigkell bei dem Dorfall ist, daß nur die Nötenpakete an- gefressen wurden, indes die in demselben Raum lagernden Effekten- paket« nahezu unversehrt vorgefunden wurden. Die falsche Braut geheiratet. Der amtierende Pastor der Sb-Anita-Kirche in Montevideo war mit Eheschließungen außerordentlich überlastet und hatte sich eine Virtuosität in unglaublich schneller Trauung erworben. Als dieser Tage 42 Paar« des kirchlichen Segens harrten, passierte ihm eine peinliche Verwechslung. Die ausnahmslos tief verschleierten Bräu!« waren in bestimmter Reihenfolge aufgestellt, ebenso die«nffprechendc» Bräutigame. Und so wollte es der Zufall, daß in der Reihenfolge der Bräute ein« Verwirrung entstand, die bei der«inen der Trauungen bewirkt«, daß der 16. Bräutigam die 17. Braut am Altar fand, die er als solche wegen ihrer tiefen Verschleierung nicht erkannte. Die Braut ihrerseits hatte kaum Zeit,.La* undAmen" Zu sagen, al? sie es merkte, daß sie den falschen Bräutigam enmicbt halte. Darob große Bestürzung und lange Diskussionen in klerikalen Kreisen, ob die Ehe gültig sei oder die Scheidung wegen Ungültigkeit überflüssig.