Beilage
Dienstag, 26. November 1929
Der Abend
Shalausgabe des Vorwanes
Internationale Sozialversicherung
Erfolge der Internationalen Arbeitsorganisation
Vor zehn Jahren wurde die Internationale Arbeits organisation als zwischenstaatlicher Verband errichtet. Ihre wichtigste Aufgabe besteht darin, für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu wirken und die Angleichung der sozialen Geſetzgebung von Staat zu Staat zu betreiben, damit nicht die Bemühungen der auf Berbesserung des Loses der Arbeiter bedachten Nationen durch die Rückständigkeit anderer gehemmt werden.
Im Verfolg dieses Grundsatzes haben die Konferenzen der Internationalen Arbeitsorganisation bereits eine Reihe von arbeits rechtlichen Beschlüssen gefaßt, welche die Angleichung der Gesetzgebung über die Entschädigung der Betriebsunfälle und über die Krankenversicherung bezwecken. Richtlineien für die internationale Ausgestaltung der übrigen Zweige der Sozialversicherung sollen später aufgestellt werden.
Ein Uebereinkommen über Entschädigung von Be triebsunfällen besteht seit 1925. Bisher find ihm aber erst elf Staaten beigetreten, darunter zwar einige wirtschaftlich wichtige Kleine und Mittelstaaten, aber noch fein Großfta at Europas . Das Uebereinkommen gilt für Arbeiter, Angestellte und Lehrlinge aller Wirtschaftszweige mit Ausnahme der Landwirtschaft, der Seeschiffahrt und Fischerei. Es enthält mir Verpflichtungen selbstverständlicher Art, von welchen die wichtigsten folgende sind: Den Verletzten oder ihren Hinterbliebenen ist Ent schädigung zu zahlen. Bei dauernder Erwerbsunfähigkeit oder Tod ist in der Regel eine Rente zu zahlen, die aber unter bestimmten Voraussetzungen ganz oder teilweise durch eine Abfindung abgelöſt werden kann. Hilflos gewordene Berlegte haben Anspruch auf Busahentschädigung. Für den Fall der Zahlungsunfähigkeit des Arbeitgebers oder Versicherungsträgers ist die Zahlung der Entschädigung anderweitig durch die Gesetzgebung sicherzustellen. Den Berlegten ist Anspruch auf Arzthilfe, Arznei, Körpererfagstüde ufm. zu gewähren.
Zur Ergänzung des Uebereinkommens murden zwei Vorschläge für die Gefeßgebung aufgestellt, die sich auf die Höhe der Ent. schädigung und die Spruchbehörden in Entschädigungssachen beziehen.
Es ist zu bemerken, daß mit den Uebereinkommen in Form und Inhalt übereinstimmendes internationales Bertragsrecht geschaffen werden solle. Die Vorschläge" dagegen wollen nicht formell gleichartiges aber doch fachlich übereinstimmendes Arbeitsrecht anbahnen; sie bedürfen nicht der Ratifitation.
Mehr Erfolg hatte ein Uebereinkommen, melches die ihm beitretenden Staaten verpflichtet, gewisse Berufskrankheiten hinsichtlich der Entschädigung den Betriebsunfällen gleich zustellen. Bisher haben 18 Staaten dieses Uebereintommen ratifiziert; unter ihnen befinden sich Deutschland , Dester reich, die Schweiz , Großbritannien , Japan und Indien .
Ein weiteres Uebereinkommen fieht vor, daß die ihm beitretenden Staaten verpflichtet sind, Angehörigen anderer Mitgliedstaaten der Internationalen Arbeitsorganisation , die ebenfalls ratifiziert haben, wenn ihnen auf ihrem Gebiete ein Betriebsunfall zuftößt, hinsichtlich der Unfallentschädigung die gleiche Behandlung zuteil merden zu lassen wie ihren eigenen Staatsangehörigen.. Diese Gleichbehandlung ist ohne Rücksicht auf den Wohnsitz zu gewähren. Ratifiziert haben das lebereinkommen bereits 25 Staaten, darunter faft alle Staaten Europas .
Schon die Arbeitskonferenz von 1921 verhandelte über die Frage der Ausdehnung der Unfallversicherung auf die Landwirtschaft und beschloß ein lebereinkommen, deffen michtigste Bestimmung lautet, daß jeder ratifizierende Mitgliedstaat feine Gesetze und Vorschriften über die Entschädigung der Arbeiter für Betriebsunfälle auf alle landwirtschaftlichen Lohnarbeiter auszudehnen hat. Dieſem llebereinkommensentwurf sind bisher zwölf Staaten beigetreten.
Im Jahre 1927 beschloß die Internationale Arbeitskonferenz zwei Uebereinkommen über die obligatorische Krankenver ficherung der gemerblichen Arbeiter und Haus gehilfen, sowie der landwirtschaftlichen Arbeiter. Sie wurden bisher erst von menigen Staaten ratifiziert. Beiden Uebereinkommen find beigetreten: Deutschland , Desterreich, Luremburg und die Tschechoslowakei . Das llebereinkommen betreffend die gemerbliche Krankenversicherung allein haben Ungarn , Rumänien und Jugo flamien ratifiziert. Bis auf die Umschreibung des Geltungsbereiches find beide Uebereinkommen gleichlautend. Sie beſtimmen, daß Anspruch auf Krankengeld, Arztbehandlung und Heilmittel mindestens während der ersten 26 Wochen der Arbeitsunfähigkeit bestehen soll; daß die Durchführung der Bersicherung durch selbstverwaltende Organe zu erfolgen hat, an denen die Versicherten nach Maßgabe der Landesgesetze mitwirken; daß die Kosten durch die Versicherten und ihre Arbeitgeber zu tragen sind; Zuschüsse aus öffentlichen Wittein zu gewähren, bleibt den Ländern überlassen. Einschränkungen und Ausnahmen sind bei den meisten Punkten vorgesehen.
Die Gesetzgebung über die Krankenversicherung ist tatsächlich erft in menigen Ländern so weit vorgeschritten, daß sie mit den Bestimmungen des Uebereinkommens völlig in Einklang steht. Irgendeine obligatorische Versicherung gegen Krankheit gibt es gegenwärtig in 23 Ländern. In manchen davon ist ihr Anwendungs bereich noch sehr beschränkt. In 18 Ländern erstreckt sie sich auf sämtliche Arbeitnehmer der Industrie und des Handels, in 11 Ländern unterstehen ihr auch die landwirtschaftlichen Arbeiter. Es wird wohl noch Jahre dauern, ehe die Gesetzgebung auch mir in den euro päischen Staaten allgemein den ohnehin bescheidenen Grundsägen Des internationalen Uebereinkommens angepaßt sein wird.
Ueber die Angleichung der Krantenversicherung der Seeleute hat die 13. Tagung der Arbeitskonferenz im laufenden Sahre beschlossen, darauf bezügliche Fragen an die Regierungen der Mitgliedstaaten zu richten. Die endgültige Entscheidung wird später erjplgen.
Einige arbeitsrechtliche Beschlüsse betreffend die ArbeitsIofenversicherung wurden ebenfalls bereits gefaßt Ein Sorschlag der ersten Internationalen Arbeitskonferenz( 1919) empfiehlt unter anderem den Staaten die Einführung einer mirf samen Arbeislofenversicherung, sei es in Form einer staatlichen Einrichtung oder durch Förderung der Arbeitslosentasjen von Berbänden. Die Arbeitslosenversicherung der Seeleute hat ein
Haben Sie Grippe?
Einige Verhaltungsmassregeln
Regelmäßig mit Eintreten der falten Jahreszeit haben wir in den letzten Jahren ein Ansteigen aller Erkältungsfrankheiten und insbesondere der Grippe beobachtet. Im Dezember poriund insbesondere der Grippe beobachtet. Im Dezember vorigen Jahres sezte die Erkrankungswelle so schnell und intensiv ein, daß die Krankenhäuser nicht ausreichten und die sachgemäße Unterbringung aller Kranken nicht mehr möglich war. Die Grippe, die seit etwa 10 Jahren von Zeit zu Zeit epidemisch bei uns auf tritt, ist keine neue Erscheinung, sie hat nur einen neuen Namen bekommen; es ist die von altersher bekannte Influenza. Die Krankheit beginnt mit mehr oder weniger hohem Fieber, allgemeiner Mattigkeit und meist heftigen fatarrhalischen Erscheinungen. Bekannt sind die bösen Folgen einer verschleppten Grippe. Aus dem Katarrh kann eine Lungenentzündung entstehen, die Krankheit fann sich auch auf die Hirnhaut erstrecken, die soge nannte Kopfgrippe und eine ganze Reihe anderer Komplitationen tann hinzutreten. Hat ein Kranker sich nicht genügend geschont, so fann er das Glück haben, daß trotzdem die Krankheit ausheilt, aber regelmäßig bleibt, oft für lange Zeit, ein Schwächezustand bestehen, der nur schwer überwunden wird. Die Grippe fann also alle Erscheinungsformen haben, von einem leichten, faum fieberhaften Katarrh bis zu einer schweren, häufig tödlich verlaufenden Allgemeinerfrantung.
In einer Grippezeit"
sich vor Anstedung zu schüßen
ist außerordentlich schwer. Diese Erfahrung haben wohl zahlreiche Borsichtige gemacht, die die Merkblätter über Grippebefämpfung mit größter Aufmerkſamfiet gelesen und auch die Ratschläge be folgt haben und trotzdem nicht von einer Grippe verschont blieben. Das darf aber fein Grund sein, dem Schicksal seinen Lauf zu lassen, wenn man sich auch nicht mit Sicherheit schüßen fanm, so kann Iman doch viel tun, um der Anstedung zu entgehen.
Die Uebertragung erfolgt von Mensch zu Mensch. Krante Menschen, die husten, niesen, sprechen, verstreuen die KrankheitsDa die Grippeerreger zu den kleinsten und leichtesten Bazillen geerreger in ungeheuren Mengen in den dabei versprengten Tröpfchen. hören, wirbeln sie durch ziemlich große Entfernungen und lange
Zeit in der Luft herum.
Daraus ergibt sich das erste Gebot, sich gegen Anstedung zu fungen fern, auf alle Fälle vermeide nahe Berührung mit Menschen. schützen: Halte dich in Grippezeiten möglichst von Menschenanfamm Die allgemeinen hygienischen Regeln müssen in solchen ungesunden Die allgemeinen hygienischen Regeln müssen in solchen ungesunden Zeiten besonders genau befolgt werden. Man muß und kann sich
davor hüten, fich anhusten oder sich etwas in die Ohren tuscheln zu lassen. Besonders in der Familie muß man darauf achten, daß Eßgeschirr, Trinkbecher oder gar Taschentücher nicht gemeinsam benutzt werden. Küssen ist mährend der Grippezeit eine unsoziale Sandlung! Genau wie jeder einzelne fich nach Möglichkeit vor Ansteckung schützt, muß er es auch vermeiden, andere anzusteden. Das ist nicht nur eine selbstverständliche Anstands. pflicht, es ist auch das einzige Mittel für die Allgemeinheit, die Ausbreitung der Epidemie einzudämmen.
Die Vorsichtsmaßnahmen
sind nicht nur geboten, wenn man schon erfältet ist und sich frauf fühlt, auch ganz gesunde Menschen können Krankheitserreger haben, ohne selbst zu erkranten, können sie die Grippe auf andere Menschen übertragen. Grundsätzlich muß man beim Husten das Taschentuch vor den Mund halten und es vermeiden, andere Menschen mit seinem Atem zu streifen. Das auf den Boden spuden ist eine Rückfichtslosigkeit gegen die Allgemeinheit, nicht nur, weil es im höchsten Grade unappetitlich ist, sondern auch, weil die Gesundheit eines großen Personenfreises gefährdet werden kann! Ueberfüllte und schlecht gelüftete Räume, Kinos usw. sind in der Grippezeit immer gefährlich und zu meiden. Auch im Hause ist gute Lüftung und peinliche Sauberkeit unbedingt erforderlich. Besen und Klopser sind an sich schlechte Hausgeräte, weil sie ja in erster Linie den Staub
aufwirbeln. Fußböden müssen feucht gemischt werden, möglich mit einer desinfizierenden Flüssigkeit. Der Staubsauger ist nicht nur bequem, er ist auch vom hygienischen Standpunkt ein entschiedener Fortschritt in der Hauswirtschaft. Um so bedauerlicher ist es, daß in Berlin noch fast die Hälfte der Wohnungen ohne elektrische Anlage ist und daß trotz der von den städtischen Elek trizitätsmerten ermöglichten Ratenzahlung der Anschaffungspreis noch so hoch ist, daß er für weite Kreise nicht in Betracht kommt.
Man erfranft nicht zu allen Zeiten gleich leicht an Grippe, eine große Rolle spielt die Empfänglichkeit Jede Erkältung bereitet den Boden für eine Grippeertranfung vor. So sehr man fich im Interesse der Allgemeinheit davor hüten soll, in der Grippe zeit jeden Schnupfen als Grippe zu bezeichnen, so ist es doch notwendig, jede Leichte Erkältung vorsichtiger zu behandeln und vor allem fich vor Erkältung zu schützen. Erfahrungsgemäß haben wir in scharfer Kälte, wenn die Menschen sich warm anziehen, weniger unter Krankheiten zu leiden, als im Uebergang, wo viele Leute sich in bezug auf Kleidung noch nicht vom Sommer trennen wollen. Die kurze Jade, auch wenn sie oben gut warm hält, der kurze Rod, mit dünnen Strümpfen und flachen Schuhen sind bei einer Temperatur von wenigen Graden über Null eine denkbar ungeeignete Kleidung.
Wer sich nicht erfälten will, muß vor allen Dingen Füße und Leib warmhalfen!
Die arbeitende Bevölkerung, die sich im Erkrankungsfalle nie genug schonen tann, muß törichte und gesundheitsschädliche Moden einfach ablehnen! Zu Abhärtungsversuchen ist diese Jahreszeit nicht ge= eignet, damit beginne man, wenn es warm wird! Sehr zu be grüßen ist das Wiederauferstehen des alten Gummischuhes, denn noch gefährlicher als talte Füße sind naße Füße!
Die scharfe Luft darf man nicht mit offenem Mund eine atmen, besonders nicht, wenn man aus einem warmen Raume tommt! Wenn man durch die Nase atmet, wird die Luft vorge. wärmt, bevor sie in die Lunge strömt, darum bitte auf der Straße hübsch den Mund halten, auch wenn es manchmal schwer fällt. Kommt man durchnäßt und durchfroren nach Hause, dann ist ein heißes Getränk sehr nützlich.
Alkohol ist kein Schuhmittel gegen Grippe und auch kein Heilmittel.
Alle Wunder, die ein steifer Grog schafft, bringt ein heißer Tee auch fertig. Fühlt man, daß man sich erfältet hat, dann macht man
in der ungefunden Zeit vernünftigerweise teine Kraftprobe, sondern man legt sich ins Bett und sobald sich Fieber einstellt, begibt man fich in ärztliche Behandlung! Rechtzeitig zwei Tage Bettruhe spart oft ein langes Krantenlager! Auch dem Betriebe tut man einen besseren Dienst, wenn man ein paar Tage fernbleibt, als wenn man hustend und niesend erscheint und die Stollegen ansteckt.
Sehr wichtig ist in dieser Zeit eine geeignete Hausfrantenpflege. Viele Menschen verschleppen ihre Erfältung, meil sie zu Hause feine Möglichtfeit haben, eine einfache Sch wit= padung zu machen. Die Krankenhäuser werden aber durch die große Zahl der Leichtkranken so belastet, daß es dann für schmere Fälle, die wirklich die Einrichtungen des Krankenhauses brauchen, an Play fehlt,
Leider ist die von den Sozialdemokraten so oft geforderte Hausfrankenpflege in Berlin noch nicht durchorganisiert. Die Bezirke haben aber die Möglichkeit, geeignete Kräfte einzustellen, um die Kranken im Haufe zu verforgen und die Krankenhäuser zu enflaften.
Zur Abwehr der Grippe muß die städtische Gesundheitsverwal tung alle Borkehrungen treffen. Aber auch die Bevölkerung muß von sich aus dazu beitragen, die eigene Gesundheit und die Gesundheit der Mitmenschen zu schützen. Dr. Käte Frankenthal .
Borschlag der Arbeitskonferenz von 1920 zum Gegenstand. Ein| Schleimhäute die elektrischen Einflüsse am leichtesten auf. Uebereinkommensentwurf derselben Konferenz bestimmt, daß bei nehmen. Auch die Kolloidchemie hat uns neue Erkenntnisse über Verlust eines Schiffes durch Schiffbruch der Reeder das Verhalten unseres Körpers im elektrischen Strom gebracht. oder derjenige, mit dem der Seemann einen Vertrag über seine Be- Das Blut ist 3. B. eine sogenannte folloidale Lösung. d. h., schäftigung an Bord des Schiffes abgeschlossen hat, jedem auf diesem es besteht aus mikroskopisch kleinen Teilchen die in der BlutflüssigSchiffe beschäftigten Seemann eine Entschädigung für die Arbeitsfeit fein verteilt sind. Unter dem Einfluß elettrischer Ströme ballen losigkeit zu leisten hat, die infolge des Verlustes des Schiffes ent- sich diese Teilchen zusammen, man fönnte fagen, das Blut verdickt steht. Diesem Uebereinkommen sind bisher 14 Staaten beigetreten. fich; eine ähnliche Erscheinung tritt übrigens bei Gewitter bekanntlich in der Milch ein, die zuerst flodig, dann fauer" wird.
H. F.
Der Körper als Akkumulator Nerpöse Menschen, Verletzte und Krante leiden bekanntlich unter Witterungswedsel manchmal ganz auffallend. Bisher schob man diese seltsame Abhängigkeit vom Wetter auf den Wechsel des Luftdrucs und der Feuchtigkeit; es läßt sich aber beweisen, daß die Feuchtigkeit nur relativ wenig, der Luftdrud fast gar feinen Einfluß auf diese Erscheinungen hat, da sie gar nicht parallel auf treten. Nach einem Gewitter 3. B. verschwindet die Nervosität momentan, während der Luftdruck sich nur langfam ändert, und umgekehrt treten die Depressionserscheinungen, das Stechen in den Narben, die Aengstlichkeit usw. meist lange vor Eintritt des Witterungsumschlages auf. Nach den neueren Untersuchungen, besonders von Profeffor Dorno, find es vielmehr die Schwantungen ber elektrischen Ladung in der Luft, welche den Körper und besonders das Nervensystem beeinflussen.
Der Körper muß von Strömen durchflossen sein, weil die elektromagnetischen Kraftlinien in der Nähe des Kopfes zahlreicher auftreten als an den Füßen, so daß eine Spannungsdifferenz entsteht, die zum Strom führt. Außer diesen senkrechten Strömen wirken auch sogenannte Konvektionsströme auf den menschlichen Körper, deren Träger die elektrisch geladenen Staub und Rauchteilchen oder die gleichfalls geladenen Kondensationsprobufte Regen und Schnee fund. Professor Dorno nimmt an, daß die Schleimhaut be fonders große elettrische Leitfähigkeit beftzt, und daß deswegen die
Die Gewitterangst, welche so viele Menschen haben, bedeutet also wahrscheinlich nichts anderes, als daß sie unter dem Einfluß der großen elektrischen Spannungen stehen, welche das Wesen des Gemitters ausmachen. Die Spannungsdifferenz zwischen Erd- und Luftelektrizität beträgt dabei ost Hunderttausende von Bolt. Auch bei anderen Naturerscheinungen, z. B. Bulfanausbrüchen usw., treten vorher elektrische Spannungen auf, melche sich bei Tier und Mensch bemerkbar machen. Tagelang vor dem letzten großen Ausbruch des Mt. Pelée flüchteten Hunderte von Tieren, während die dort anwesenden Bulfanologen einen Ausbruch noch für un wahrscheinlich hielten.
Durch Messungen läßt sich zeigen, wie der Körper fich gegen die Elettrizität verhält: die Oberhaut hat eine andere elektrische Ladung als die Kopfhaut und das Schuhwert wiederum eine andere als die Oberhaut. Die Haare find entgegengefeßt elektrisch geladen als die Haut. Das ist auch der Grund, weshalb sich die Haare infolge ihrer elettrischen Ladung nicht sträuben. Beim Laufen und Arbeiten wird die negative Elektrizität durch die Haut zur Erde abgeleitet.
Unser Körper gleicht also einem Attumulator, der seine Badung auf die verschiedenste Weise empfängt. Der durch seine Versuche über Höhenstrahlung befannt gewordene Dr. Kohlhörster fonnte zeigen, daß allein schon durch das Reiben der Stiefelsohle auf Linoleum der Organismus um viele Hundert Bolt aufgeladen wird. Auch hier ist es also wieder das Wunder der Elektrizität, das jo manche bisher rätselhafte Erscheinung erklärt. Dr. L. Albert.