Nr. S«»» 46. Iahrgailg Ntifft»»«�, 2Z. JJowmSer 1929
Tragödie eines Vaters. Die Tochter von einem Arzt verführt.
Mof der Anklagebank ein mlglückllcher Vater. Ihm gfgraab« der Kläger , Akademiker und Arzt. Er ist beleidigt. Der voter hatte ihn„Wüstling� und„Schuft" genannt, hatte erklärt, die Tochter habe unter feinem hypnotischen Einslich gestanden, hatte ihm zugeschrien:„Zeht kann er ja leben, dieser Lump, er hat mein ZNSdcl nül 18 Zohren oerfghrl. jetzt hat er es unter die Erde gebrocht!" hakte gedroht, ihn unmöglich zu machen. Im Juli 1927 lernte der Arzt in seiner Sprechstunde die Achi- zehnjährig« kennen. Am 11. Nonember 1928 oergiftet« sie sich mit Strychnin, das sie dem Bibliothek sschrank des Arztes entnommen hatte. Wohl hatte er versucht, das Gift zurückzubekommen: er Hot es dem Mädchen aber schließlich doch gelassen, obgleich sie einmal in seiner Gegenwart ins Wasser gesprungen war und ein anderes Mal mit Selbstmord gedroht hatte.— Als der Voter von dem Verhältnis des 15 Jahre älteren verheirateten Arztes mit seiner Tochter erfuhr, bat er den Mann, von dem Mädchen zu lassen. Der Arzt erklärt«, er könne nicht von dem Mädchen lasten, könne nicht ohne sie leben, sei aber aus finanziellen Gründen außer- stand«, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Es sei doch nichts dabei, wenn sie miteinander leben würden. Der Bater verbot dem Arztdaschaus. Dieser aber mietete das junge Mädchen in einer Pension in der Augsburger Straße ein. Die Ellern waren drei Wochen von ihrer Tochter ohne Nachricht. Der Arzt nahm das Mädchen aus seiner Stellung und erwarb für sie einen Mode- salon. Da er«ine Rate nicht bezahlte, fiel dos Geschäft wieder dem Eigentümer zu. Das Mädchen kehrte ins Elternhaus zurück, ver- sprach, das Verhältnis zu lösen, konnte aber von dem Arzt nicht lassen. Die guten Beziehungen der Tochter zu den Eltern gingen in die Brüche. Das Verhältnis zu ihrem Geliebten wurde schwankend, sein Einfluß auf sie unheilvoll.„Aber Du." schrieb dieser Arzt ihr, ..Du mußt doch auch kein Herrenmensch sein, wenn Du lieber für 89 Mark Dein« Zeit und Deine Kraft, den einzigen wahren Besitz, den wir hob«n, der Körper und S«ele zugleich ist. o n den ?uden verkaufen und verschleudern möchtest." In Wirklichkeit verdiente sie aber auf ihrer neuen Stelle 218 Mark »nanotlich. Als aber der Arzt die 15 Jahre Jünger« veranlasste, fast eine Woche long unter einem Vor wand ihre Stellung zu ver- vachlässigen und sie krank schrieb, kam die Entlassung: im Geschäft mußt« man, daß es der Geliebte war, der als Arzt die Krankheit bescheinigt hott«. Am 19. November erhielt das junge Mädchen die Kündigung. Den Abend des 11. November verbrachte es bis 11 Uhr zusammen mit dem Geliebten. Um 1418 Uhr nahm es im Haus« der Eltern ii>"iichmn. In ewigem Hader mit sich selbst, in dem Zerwürfnis mit den Eltern, zu dem nun noch die Kündigung hinzugekommen war, hotte das bedauernswerte jung« Mädchen den Kopf verloren. Als der Arzt einige Tage später durch eine Kallegin der Pen- storbenen nach dem Ring fragte, den er seiner Geliebten geschenkt - bc-tle,- n a n n t«-tvev-V a-ter-i h» ein e n Lumpen. Und als der Vater den Verführer der Tochter frisch und gesund in«in Auto steigen sah, erinnert« er sich seines Ausspruches, daß er ohne feine Geliebte nicht leben könnt« und rief ihm zu:„Jetzt kann er ja leben, jetzt hat er das Mädel unter di« Erde gebracht." Das ärztliche Ehrengericht sprach diesen Arzt frei. Der Staatsanwalt stellte das Verfahren wegen fahrlässiger Tätung ein. Da» Schöffengericht Berlin-Schöneberg verurteilte den unglücklichen Vater wegen Beleidigung zu 59 Mark Geldstrafe. Als der Arzt am Todestage seiner Geliebten den Eltern Blumen schickte, brachte der Bater sie ihm wieder und sagte zu dem Hausmädchen:„Geben Sie dem Mörder mein er Tochter die Blumen zurück!" War
„Aber du sagtest, du Nebst ihn!"' ,�Za, ich weiß nicht, ja.. nein. Sie war hilflos nervös.„Ich kann das nicht tun. nein, das kann ich nicht. nein" , Was sagt denn die innere Stimme in dir?" "„Du quälst mich, Mutter, du quälst mich so. Ich möchte zu ihm, und es hält mich zurück. Eine Stimme ruft: ja: die andere: nein."„. m � „Und du traust unüberlegt, ohne Zeit.zum Bedenken. einer Einflüsterung, der du selbst wideriprichst? Das ist das alte Vorurteil, ein alter Aberglaube, Kind. Mmm dir Zeit zum Bedenken.",.. „Ich weiß nicht, ich weiß nicht, und wenn es so wäre. st�eß Irene gereizt hervor,„das Vorurteil und den Aoer- glauben habt ihr alle vor kurzem noch mit mir geteilt. Oder nicht?— Ich frage mich nun feit Togen und Nächten, was ich will und soll. Ich denke an Vater, an Hohenau , ich denke an uns und dann denke ich wieder an mich, nur an mich, an mich selbst. Mitunter mein« ich, es wäre alles im reinen, und mir ist glücklich und leicht, mein Herz klopft vor Freude. Und dann— dann muß ich plötzlich erjchrecken. vor m'r selber schrecken— dann schäme ich mich.— Und dann wieder— Sie brach ab. Ihr Kopf beugte sich tiefer, sie saß auf dem Bettrand, die Hände näherten sich dem Gesicht. Sie begann wie ein Kind hell und krampfhaft zu weinen. Da fühlte die Gräfin sich wieder als Mutter, die bandelt ohne zu fragen. Sie verließ leise das Zimmer, um mit dem (Zrasen zu sprechen, der sorgenvoll vor dem Schreibtisch saß. Und so wie ein Maler die Landschaft von einem bestimmten Punkt aus darstellt, nämlich von dem, den er für den günstig- sten hält, so zeigte sie ihm d-n inneren Zustand der Tochter in solcher Ansicht, daß der Gras sich entschloß, die zerrissene Verbindung noch einmal aufzunehmen. Noch hatte die Zeit die Teile so weit nicht entfernt, daß es schwer fallen sollte, sie! «och einmal einander sich näher» zu lassen.
denn der Arzt schließlich nicht für den Tod des jungen Mädchens verantwortlich? Hatte nicht er das Mädchen veranlaßt, die Arbeit zu vernachlässigen und die gut bezahlte Stellung auszugeben? Hatte rächt er der Geliebten das Gift gelassen, mit dem sie sich das Leben nahm? Für ihn war das kleine Lehrmädchen wohl letzten Endes nicht mehr als ein Spielzeug der Lust— mag er auch geglaubt haben, sie erusthost zu lieben. Dos hatte der Vater erkannt. Er hat seine Tochter nicht mehr retten können. Nun schrie er dem. der das Mädchen, die Freude und den Stolz seines Allers oerführt hatte, seinen Schmerz und seine Empörung ins Gesicht. Und wurde dafür bestrast!
Gchalldach suspendiert. Gr soll falsche Aescheimguagen ausgestellt hoben. Der oberpröfidevk hat durch Beschluß vom 25. Bo- vember IgZg gegen den Obermagiftratsrai Otto S ch al l d a ch. der der Deutschen Volk-partei angehört, die Einleitung ein«, Disziplinarversahrens und di« Amt,. s u, p c n s i o n versügi. Zu diesem Beschluß des Oberpräsidenten meldet die B. S.« Korvefpondenz: Wie wir erfahren, wird Schalldoch, der als voiksparteilicher Stadtverordneter dem Stadt- Parlament angehört, vorgeworfen, daß er falsche Bescheinigungen ausgestellt habe, denen zusolge die Gebrüder S k l a r« k größer« Ansprüche, als tatsächlich zu Recht bestanden, an das Berliner An- schoffungsamt zu machen hätten. Der Angeschuldigt« wurde zu diesem Punkte bereits in der vorigen Woche von Staotscmwattfchaftsrat Dr. Weißenberg gehört und soll dabei die Tatsache, daß er zum mindesten einmal ein« derartige unrichtige Beschei- n i g u n g ausgestellt habe, nicht abgestritten Hab en. Scholldach hatte ober betont, doß die Ausstellung dieser schriftlichen Be- stätigung von vernreintlichcn Ansprüchen a» das Zlnschoffungsamt zuerst durch den Aufsichtsratsvorsitzenden dieser Gesellschaft, nämlich den Stadtrat Eoebel, erfolgt sei, obwohl dieser hierzu gar nicht berechtigt gewesen sei. Di« Gebrüder Sklorek Höllen nun mit der von Gaebel unterzeichneten Bescheinigung bei der Ostdonk die Gc- Währung eines Kredites beantragt, dach hob« die genannte Bank. die sich ofisnbar über die entsprechende Zuständigkeit der leitenden Beamten näher erkundigt hatte, die alleinig« Unterschrift des k o in- m u n i st t s ch« n Stadtrots bemängelt und auf Grund der Vorschriften Gegen�ichwmg eines Vorstandsmitgliedes verlangt. Ilm Stadtrat Gaebel zu decken, will Schalldoch seinen Namen ebenfalls unter die betreffende Bescheinigung gesetzt haben.
Oer Tod der drei Zahnärzie. Als welchen aus dem Rhein geborgea. Zn her Rheivprovivz. die durch die noch Immer unaufgeklärten Düsseldorfer Mordtaten auf» äußerste beunruhigt und erregt ist. hatte das geheimnisvolle spurlos« Verschwinden dreier Zahnärzte aus Koblenz neue Erregung hervor- gerusen. Nunmehr wurden, wie aus Mainz gemeldet wird, bei Frel'weinheim unweit der Landungsfielle der Köln. Düsseldorfer Schisjahrt die Leichen der drei vermißten Koblenzer Zahnärzte aus dem Rhein geborgen. Zur Austindung der Leichen der vermißien drei Zahnärzte werden noch folgend« Einzelheiten bekannt: Das systematische Ab- suchen des Rheins noch dem Kraftwagen mit den seit einigen Tagen
vermißten Koblenzer Zahnärzten Dr. Solomon und Dr. Karl M« y e r, sowie der Zahnärztin Dr. Elfriede Heinzmann hatte am Dienstag Erfolg. Zwei Schiffer, die zwischen ihren Motor- booten Ketten gespannt hatten, die sie im Wasser treiben ließe», fuhren di« Rheinstrecke zwischen Mainz und Bingen ab. Am Diens- tag nachmittag gegen 5 Uhr blieben si« mit der Kette an einem Hindernis im Fluß hängen. Es stellte sich heraus, daß es sich um den Kraftwogen mit den B«t mißten hondelle. Der Wagen lag tief im Schlamm und war von Steinen und Geröll um- geben. Die Insassen lagen völlig zusammengekauert im Wageninneren. Sie haben, wie aus einer Besichtigung des Kraftwagens hervorgeht, äußerste Anstrengungen gemacht,»m aus dem Wageninneren zu entkommen. In ihren Händen hatten sie noch die Werkzeuge, mit denen sie arbeiteten.
Oer Keuerkampf mit den Ausbrechern. Wichert ist der Erschossen«. Zu dem Feuerkampf zwischen dem Oberlandiäger und Förster und den Räubern aus Wocklum teilen wir ergänzend noch folgen- des mit: Unser« im„2Ibcub" bereits ousgesprachene Vermutung, daß es sich bei dem im Kampfe Erschossenen um den Helfershelfer Heinrich Wichert handelt, wird jetzt bestätigt. Er ist an den Folgen eines schweren Bauchschusses gestorben. Mit einem Kniesteckschuß brach Georg Garde zusammen, während der dritte, L i c s c g a n g. unverletzt blieb und sich frei- willig ergab. Bei jedem der Räuber fand man zwei Para- b e l l u m p i st o l c n, sie hotten sich bis auf die letzte Patrone ver- schössen. Die Vernehmungen sind sehr schwierig, weil sowohl Garde wie Liesegang jede Auskunft verweigern. Sie müssen zum Aeußsrften entschlossen gewesen sein, demi der Feuerkampf mit den Verfolgern dauerte eine ganze Stunde.
Oas Ende einer Flugzeug-Trauung. Wenn wildgewordene Amerikaner Hochzeit machen. Roofevell Jield(Long Zsland). 26. November. In einem Flugzeug, das in einer Höhe von 899 Metern mit ein«r Geschwindigkeit von 175 Stundenkilometern dahinflog, fand gestern eine Trauung statt, die mit dem Fallschirm absprung des Brautpaares und der 12 Hochzeitsgäft« ihren Abschluß finden sollte. Die junge Frau, die zuerst absprang, konnt� den Fallschirm nicht rechtzeitig aufreißen und stürzte auseinerHöhc von 599 Metern tödlich ob. Auch bei dem Bräutigam mißglückte der Absprung, so daß er t o t liegen blieb Nachdem der nächste, der absprang, beinahe in einen Zementmischer gefallen wäre, verzichteten die übrigen Hochzeftsgäste auf den Absprung.
Die Düsseldorfer Morduntersuchung. I Düsseldorf, 26, November. Wie die Prell estekle des Polizeipräsidiums mitteilt, lassen sich die in der Mordaffäre gegen Stelze? erhobenen Verdachtsgründ? nicht a u f r e ch t e r1> a l t c N. Stelzer, der als Täter für die Düsseldorfer Morde also nicht mehr in Betracht kommt, wurde der Mettmonner Polizeiverwallung Überwiesen, die ihn durch den Kreisarzt untersuchen ließ. Dieser ordnet« die Ueberfiihrung Stelzers in«ine Heilanstalt an, wo er auf seinen Geisteszustand bc- n b a ch t c t werden soll.
Glückwünsche des RIagistrois. Bürgermeister S ch o l tz übermittelte am Montag dem Soziolhygieniker der Berliner Universität, Prosessor Dr. Alfred G r o t s o h n. zu seinem 60. Geburts - tage die Glückwünsche des Magistrats. Am Dienstag überfandt..' Bürgermeister Scholz dem Rcichsnivdsunkkonimissor Staatssekretär a. D. Vr.-In«. e. b. Hans Bredow zum 5V. Geburtstage ein Glückwunschtelegramm.
3. Dem Lehrer Tannenbaum widerfuhr großes Glück: Als er länger als ein Jahr im Kriege gewesen war, wurde es ihm plötzlich bunt vor den Augen, und dann geschah es. daß er da lag und olles ihm gleich war. Aber nicht das war sein großes Glück. Nein, erst als er die Fahrt im Transportzug hinter sich hatte und einige Zeit schon im städtischen Irrenhaus« der kleinen Stadt, in der er Lehrer gewesen war, lag, erfuhr er, auf welche vielgestaltige Weise das Leben die Menschen durch Unglück glücklich macht. Esther Rubin war Pflegerin an dem in ein Lazarett für Soldaten umgewandelten Irrenhaus. Sie war dem Beispiel ihrer Freundin Christine gefolgt, deren Tonte inzwischen gestorben war. Nach beendetem Dienst saßen sie oft beieinander, in jener Eintracht, die dem Lehrer Tannenbaum von jeher mißfallen hatte, weil sie Esthers Ohren in Anspruch nahm und seinen Worten entzog. Mit- unter auch, wenn eine von beiden Nachtwache hatte, lösten sie einander ob. Und sie taten gern ihren Dienst. Subjektiv war das Glück des Soldaten Tannenbaum voll- kommen. Aber die Leute wußten ihn nur zu bedauern. Dabei hotte er nichts Ausfälliges als die Idee, er wäre ein General, der„General von Lothringen" nämlich. Er strich sich den Schnurrbort und meinte, als General dürfe er sich wohl nun die Freiheit nehmen, um Esther Rubin ganz offen zu werben. Sie behandelte ihn mit unbeirrbarer Milde, sie nickte ihm zu. „Ja?" rief er,„ja!" und nannte sie von nun an„meine Frau". Es kanten immer mehr kranke Soldaten in Lazarettzügcn zurück, und die Pflegerinnen hatten zu tun. Esthers Schwester, Magda Rubin, war noel) Berlin gefahren, es war nicht so schwer, dort in Stellung zu kommen. Sie wollte eigentlich nur von Hause fort, und der Anlaß war der: Ein in der kleinen Stadt als ein wohlanständiger Bürger bekannter jüdischer Fischhändler hatte um ihre Hand gebeten. Die Eltern Rubin sagten von Hemen„Ja", und auch Magda mar gar nicht abgeneigt, obgleich de? Fischhändler ein Witwer war und die Vierzig schon überschritten hatte. Sie dachte vielleicht on die Geschichte vom Fischreiher, der so stolz war. daß für ihn nur die Gründlinge übrig blieben: so wollte sie es sich wohl nicht ergehen lasten. Aber an einem Sonnabend be- merkte sie an dem Fischhändler, was sie vorher noch nie beob- ochte� hott«: Ihm rnudsten aus den Ohren Haare heraus. Als der Fischhändler am Montag wiederkam, waren sie zwar ver- schwunden— denn er pfleatc sie regelmäßig am Sonntag zu schneiden—. ober der Eindruck, den Magda von ihrem Ver- lobten empfangen hatte, genügte fürs Leben. So sagte sie jedenfalls. Die Poesie sei dahin. Ob vielleicht der Fischhändler
ihr nur eben nicht fein genug, oder ob sonst irgendein Grund noch vorhanden war, konnte niemand von ihr mehr erfahren, denn kurze Zeit später reiste sie ab, nach Berlin . Da packte die stille Rosine zu, von der alle Leute die Meinung hatten, sie bekäme im Leben nie einen Mann. Und auch dem Fischhändler war so am besten geholfen. Der Voter Rubin erinnerte ihn an die Ehe Jakobs mit Rahel und Lea, von der er behauptete, sie wäre ein ähnlicher Fall gewesen, Dos war nicht einmal ein treffendes Beispiel! Aber der Fisch- Händler— ob er es nun nicht besser wußte oder nur nicht besser wissen wollte— sagte: gut, und gab sich mit Rosine zu- frieden, Dann fuhr auch Esther, im Winter, als Pflegerin nach Berlin : und nun war es der„General van Lothringen ", den das Leid, aber ungleich tiefer als den Fischhändler, traf. Als er sie wieder eines Morgens nicht mehr iah noch fand, ver- langte und rief er unaufhörlich nach ihr. Man sagte ihm, sie wäre krank: so wollte er an ihr Bett— sie wäre seine Frau, ob man das etwa nicht wüßte. Der General von Lothringen , ach, wie wütet« er und niemand wollte begreifen, wer er war. Höchstens Christine, der gleichfalls die Trennung van Escher zu Hsrzen ging, gab ihm manchmal, in ihrem barschen Tonfall zur Antwort daß Esther weit fort sei und wohl erst mit dem Ende des Krieges zurückkehren würde.„Oh, der Krieg, der Krie�!" rief der General. Die Verwaltcrsleute vom nahen Hohenau , die nicht selten in die kleine Stadt hinüberkamen, hatten der scheidenden Escher Bestellungen für den Grasen und die Gräfin, die für den Winter gewohnheitsgemäß wieder nach Berlin gereist waren, mitgegeben. Sic suchte in der Hauptstadt zunächst ihre Schwester auf. die über die Miinneirlecre in den großen großen Lokalen klagte. Dann ♦rat Esther ihre Stellung im Lazarett on. Sie erhielt eine neue, kleidsame Tracht, und in der ersten Freizeit, die sich ihr bot, fuhr sie in den Stadtteil, wo Gras von Küster wohnt?, um sich ihres Auftrages zu entledigen. Es war dasselbe Haus, in dem Albert de Castro jene Unterredung mit Irene gehabt hatte, die wie ein letztes trennendes Wort erschienen mar, ohne es am Ende zu sein. Das nächste Gespräch hatte sie endgültig vereint. Irene de Castro lebte noch bei ihren Eltern, um dort dos Ende des Krieges abzuwarten. Von Zeit zu Zeit besuchte der Bankier de Castro die Familie, und sie entwickelten im Gespräch Ge- danken, um Albert— der sich im Kriege befand und gewöhn- lich im-lbstand von wenchm Tagen Briest sandte—, bei seiner Rückkehr mit reisen Plänen zu überraschen. (Fortsetzung folgt.)