2. Beilage zum„, Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Ur. 52.
Abgeordnetenhaus.
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Minister Boffe: Ich danke dem Vorredner dafür, daß er den Ausdruck, Schlendrian im Kultusministerium" zurückgenommen hat. Wenn er nun aber verlangt, ich soll den Ausdruck fanatische Krankenschwestern" meinerseits zurückziehen, so fann ich ihm nur erwidern: ich habe, wenn ich den Ausdruck brauchte, nur den fanatischen Polonismus gemeint. Wenn ich aber damit die Krankenschwestern verlegt haben sollte, will ich den Ausdruck ihnen gegenüber gerne zurückziehen.
Sonntag, den 1. März 1896.
13. Jahrg.
niederen und höheren Grades, einschließlich der Fortbildungs Volksschulwesen Frankreichs . Deffentliche Volksschulen, anstalten wurden 1886/87 in Frankreich und Algerien 67 517, 1891/92: 67 262, Privatschulen 13 613 bezw. 15 271 gezählt. Jm einzelnen gab es:
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1886/87
1891/92
25 412
24 621
23 454
23 261
18 651
19 380
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58 362 9 155
60 554 6 708
öffentliche Knabenfchulen. Mädchenschulen gemischte Schulen Laienschulen tongreganistische Schulen Das Verhältniß der weltlichen zu den kongreganistischen öffent lichen Volksschulen war 1891/92= 90 zu 10 pt., bei ben Privatanstalten dagegen 22,6 zu 77,4.
schulen 89 061 Klaffen. In 89 668 öffentlichen Boltsschultlaffen. Die öffentlichen Knabenschulen zählten 41 671, die Mädchens wurden bis 50 Schüler unterrichtet. Von einklassigen Anstalten hatten bis 60 Schüler 2877, bis 70: 1148, bis 80: 394, darüber 224, von mehrtlasfigen 4895 bis 60, 1193 bis 70, 822 bis 80, 94 über 80 Schüler.
fete, daß katholische Beamte in erster Linie die Interessen des Papstes im Auge hätten. Er rathe Herrn v. Heydebrand, die Soziale Meberlicht. 31. Sigung vom 29. Februar, 11 Uhr. grünen Blätter" der„ Germania" zu lesen, in denen jenes Echulgesetz als ein erster Schritt zur Zurückführung der Pro- fie nun auch den Neunst und entag einführt, der von vielen Nachgehinkt kommt die Wiener Staatsbruckerei, indem Am Ministertische Dr. Bosse und Kommissarien. testanten zum Ratholizismus bezeichnet wurde. Bielleicht gebe Brivatdruckereien, gemäß der Vorschrift des zwischen den BuchDie Berathung des Kultusetats wird fortgesetzt. das Herrn v. Heydebrand zu denken!( Beifall links.) Abg. Dr. Bachem( 3.): Ich bin bereit, den Vorwurf des Abg. Rickert beginnt damit, es sei doch wohl genug, wenn bruckereibefizern und Buchdruckergehilfen Desterreichs vereinbarten Schlendrians gegen das Ministerium zurückzunehmen, wenn die Bevölkerung nach wirthschaftlichen Rücksichten geschieden sei, Normaltarifs schon eingeführt ist. der Herr Minister sich zur Zurücknahme des Ausdruckes man solle nicht auch noch tonfessionellen Zant entfesseln. Das fanatisch" im Zusammenhange mit dem Begriffe fa- wäre die Zerstörung des Staats in letter Konsequenz. Das tholisch" bereit erklärt. Ich wünsche weder eine mecha: Schulgeset habe einen ungemein gefährlichen Zündstoff unter nische noch eine falkulatorische Parität, aber meine uns gebracht, und nimmermehr dürfe durch dessen Wieder: Darlegungen, daß in einer Reihe von Beamtenkategorien die einbringung neuer Hader entfesselt werden. Katholiken übergangen werden, hat der Minister nicht wider- tenne an, daß der damalige Minister Graf 3edlig ritterlich Auch er er legt. Daß für Konsistorialgebäude bedeutende Summen, für für das Gesetz eingetreten sei, und es sei zu bedauern, bischöfliche Gebäude aber nichts ausgegeben worden ist, wird daß er an diesem Geset zu grunde gehen dadurch nicht widerlegt, daß gelegentlich einmal eine Ausgabe, mußte. Preußens Schulwesen sei zurückgegangen so sehr wie die ins Ordinarium gehörte, ins Extraordinarium auf: in feinem anderen Lande. Die Schule sei eine Veranstaltung genommen ist oder umgekehrt. Daß in Münster ein Katholik nicht der Kirche, sondern des Staates, und so müsse es bleiben. zum Ober Regierungsrath ernannt ist, begrüße ich als Ein gut Theil von dem, was das Zedlib'sche Schulgesch habe einen Schritt zur Besserung. Bei den Kreis Schulinspektoren festlegen wollen, sei gar leider auch schon auf dem Berwaltungsist das Ueberwiegen der evangelischen selbst in katholischen wege durchgeführt worden. Redner erklärt sich weiter gegen den Gegenden auffällig, während in evangelischen Bezirken fatholische Standpunkt des Ministers in der Dissidentenfrage. Selbst Inspekteren gar nicht vorkommen oder selten sind. Besser wäre Herr v. Mühler habe sich seinerzeit hierzu freundlicher gestellt. Was es, katholische Beamte, z. B. Ober- Regierungsräthe, nicht die Schulaufsichtsfrage betreffe, so sei die Stellung des Lehrers nach evangelischen Gegenden zu senden, 100 fie bei gegenüber dem Geistlichen seit Jahren immer mehr herabgesetzt der evangelischen Bevölkerung leicht Erbitterung erregen worden. Es bestehe leider die Tendens, die Geistlichen fönnten( Oho! Widerspruch), sondern in katholische Gegenden. immer mehr in Schulinspettions Stellen hinein Wir sind nicht dagegen gesichert, daß nicht der Staat doch zubringen. Die Frage der Schulaufsicht sei in Wirklichkeit keine Von den Unterhaltungskosten der Elementarschulen im Be einmal, wenn auch nicht unter diefem, so doch unter einem spätern Frage der Partei. Bekannte und hochangesehene Geistliche, auch trage von 121 333 545 Fr. i.. 1889 brachten die Gemeinden Minister in den katholischen dogmatischen Religionsunterricht orthodoxe, theilten diese Anschauung, also die Anschauung, daß die 30 274 982, der Staat 86 016 881, die Departements 5 041 682 eingreift. Schule Anspruch habe auf eigene Leiter und nicht von den Geistlichen auf. Infolge des Finanzgesetzes vom 19. Juli 1889 fielen lettere nebenamtlich beaufsichtigt werden sollte. Genau dahin habe sich gänzlich fort, und zu den Gesammtausgaben von 148 200 673 Fr. die Kreissynode in Mülheim a. Ruhr ausgesprochen, in welcher im Jahre 1892 trugen die Gemeinden nur noch 23 336 920, der 40 Geistliche fäßen. Weg also mit der Lokal- Schulinspektion, und nur Staat aber 124 863 753 bei. Für Herstellung von Schulgebäuden eine Kreis- Schulinspektion im Hauptamt! Herr Bachem habe( Bauten und Ausstattungen) wurden seit Erlaß des Gesetzes vom auch die Freiheit der Wissenschaft angefochten.( Buruf aus dem 20. Juni 1885 bis Ende 1887: 70 507 890 Fr., von da bis Ende Zentrum.) Jawohl, und Sie wollen dann das Urtheil darüber 1893: 102 229 940 aufgewendet. In leyterwähnter Periode haben!( Heiterkeit.) Welches ist denn das christliche Banner, betrug die Anzahl der hergerichteten Schulanstalten nebst das Herr v. Heydebrand, wie er gestern sagte, in der Schule Zubehör 8712, die Zahl der 1878-85 eingerichteten Schulen aufrichten will? Etwa das Christenthum der Regulative, an 22 697. Jm letzten Zeitraume foftete eine neue Primärschule deren Schule ein Hödel aufgewachsen ist? Sie werden den Kampf durchschnittlich 24 837 Fr.( Seine- Departement 122 914, Lozère um die Schule nicht erfolgreich führen, Sie werden die Staats: 7290), 1885-90/ 91: 19 752 Fr. Für Herstellung von Normal schule nicht zertrümmern. Und wenn Sie das merken, werden schulen wurden 1879-93 vom Staate 19 590 033, von den De Sie einsehen, daß Sie die Religion von der Schule trennen partements 30 458 657, von den betreffenden Städten 1649912 Fr. Abg. Danzenberg( 3.): Die Ausschreitungen unserer Presse müssen, wie das schon Schleiermacher gewollt hat. Und sollte verausgabt. Davon wurden gebaut oder reparirt 105, erweitert mißbilligen, insoweit solche vorkommen, auch wir. Sehr erfreut diese Trennung dem Staate etwas fosten, wir hier werden und ausgestattet 55 Anstalten. baben uns die warmen Worte, mit denen gestern Herr von dazu die Mittel gerne bewilligen. Aber die Staatsschule lassen Heydebrand für das Schulgeset eintrat. Das Zentrum wird wir uns nicht nehmen!( Beifall.) ftets bereit sein, in solchen idealen Fragen mit den Konservativen Ministerial- Direktor Kügler widerspricht aus praktischen zusammenzugehen. Ritterlich war es vom Grafen Bedliß, daß er Gründen der vom Vorredner angeregten Trennung der Neben- Bei den Refruten der Landmacht waren 1886 vom Hundert damals zurüdtrat. Dasselbe hätte das ganze Staatsministerium fonds, für evangelische und katholische Zwecke, und wendet sich 11,7, 1891: 7,4, bei dem Marineersage am letzten Termine 10,3 thun müssen. Es war unflug, daß das nicht geschah. Das ganze dann noch gegen verschiedentliche Imparitäts- Behauptungen ohne Schulbildung. Land hat ja auch bei den darauf folgenden Wahlen die Antwort Bachem's. Dem Abg. Rickert erwidert Redner ferner, gegeben. Die Parteien, die für das Schulgeset waren, kehrten daß die Praxis der Unterrichts Verwaltung in größerer Anzahl hierher zurück. Der Staat ist in bezug auf gegenüber den Dissidenten vom KammerErtheilung des Religionsunterrichts abfolut unbefähigt und ab. gericht gebilligt sei und daß die Zahl der nebenamtlich folut unberechtigt.( Lebhafter Beifall.) Darum ist der Faltsche beaufsichtigten Schulen fich in konftanter Praxis verringere. arbeiter hatte am 24. Februar eine Versammlung anberaumt, Der Verein zur Wahrung der Jutereffen der StockErlaß ganz unhaltbar. Redner verbreitet sich dann noch weiter Frrig sei auch die Auffassung, daß der Minister die Stellung in der Genosse Schulz in einem beifällig aufgenommenen über den Religionsunterricht in den Volksschulen, über die Pari- der Lehrer herabgedrückt habe. In dem Moment, wo Redner Vortrag über die Dichtkunst vor und während der achtundvierziger tätsfrage. sich kurz refümiren will und bemerkt:„ Ich komme zum Schluß", Revolution sprach. Bei Besprechung der Werkstattangelegen Minister Boffe: Ich habe schon so oft erklärt, daß die ertönt von der Rechten lebhaftes Bravorufen, auf welches als beiten schilderten mehrere Redner die Uebelstände in einzelnen Regierung an Eingriffe in das innere Leben der katholischen bald, nachdem Redner geschlossen, ebenfalls mit lebhaften Bravos Werkstätten, besonders die bei der Firma Remmert und Philipp Kirche nicht denkt. Man mag unsere politische Haltung von links geantwortet wird. fritisiren so viel man will, wir werden das zu tragen wiffen. Aber ich spreche dem Herrn das Recht ab, dem sei die Zeit dafür so günstig gewesen. Eine bloße Staats- aufmerksam, das vom Verein am 21. März arrangirt wird. Abg. Stöcker spricht sich für ein Schulgesetz aus; niemals. Co. Zum Schluß machte der Vorsitzende auf das Vergnügen Ministerium nachzusagen, daß es ehrenvoll nicht im Amte ge- institution dürfe die Schule niemals sein, da bei ihr auch das blieben sei. Recht der Eltern und Gottes in betracht komme. Dem Minister lege er die Frage ans Herz, ob das Schulgesetz nicht doch möglich sei. Redner plädirt ferner für konfessionelle Gymnasien. Nachdem sodann noch Abg. Porsch mit Lebhaftigkeit den Aeußerungen v Eynern's entgegengetreten, vertagt sich das Haus. Montag 11 Uhr Fortsehung. Schluß 42 Uhr.
Abg. Krause: Wie kommt Herr Bachem zu seinem Verlangen nach einem katholischen Gymnasium? Wir haben doch überhaupt nur paritätische Gymnasien, und unseren katholischen Mitbürgern in Berlin selber ist es noch gar nicht eingefallen, eine solche Forderung zu erheben.
er
Vizepräsident v. Heereman erklärt, er habe die betr. Worte des Abg. Danzenberg nicht verstanden, weil derselbe nicht laut genug gesprochen. Jene Worte halte allerdings auch er für unparlamentarisch und unzulässig, er rufe daher den Abg. Danzenberg nachträglich zur Ordnung.
Nach längerer Geschäftsordnungs- Debatte über den Ordnungsruf erhält das Wort Abg. v. Eynern: Ein Wunder sei es angesichts ge= wiffer Borkommnisse nicht, wenn im Volte sich der Glaube sest
Sonntagsplandevei.
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Die Gesammtausgaben für einen Elementarschüler einschl. ber écoles maternelles( Kleinkinderschulen) betrugen 1887: 34,29 Fr., 1892: 39,26 Fr.
Versammlungen.
Die Glafer hielten am 25. Februar eine öffentliche Verfammlung ab. Nach einem beifällig aufgenommenen Vortrag des Genossen Kämpf über die Presse und ihre Bedeutung gab der Vertrauensmann Echulz den Bericht über seine Geschäftsführung. Sodann übertrug die Versammlung für die nächste Zeit dem Glaser Meitmann, Urbanftr. 84, das Amt des Vertrauensmannes und wählte zum Delegirten für die Gewerkschaftskommission den Glaser Otto Fromm. Hierauf verhandelte man sehr eingehend über die im Herbst geplante Lohnbewegung. Brochnow empfiehlt behufs Ansammlung eines Streitfonds Marken zu verausgaben. Echulz will zunächst, daß eine Statistik über die Lohn- und
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Selbst in der lächerlichen Tartüfferie dieses Mannes liegt große geistige Einbuße; so pflegmatisch ist es geworden durch eine Verbeugung vor dem Werth, den man in geistig regsamen den Mangel an intensivem geistigen Kampf. Aber es ist im stande, Kreisen dem Wirken in der Deffentlichkeit beimißt. Die Be- um ein Nebensächliches sich in leidenschaftliche Erbitterung zu theiligung an öffentlichen Angelegenheiten ist nicht nur eine stürzen, die etwas schildbürgerliches an sich hat. Da ist ein Vorstadts Die verfolgte Unschuld! Der gute Frig Friedmann! Nun rechtliche Nothwendigkeit; sie erweitert den geistigen Horizont der Theater in Wien , das Raimund- Theater. Sein Direktor hat der Gefangene von Bordeauxr sein politisches Herz entdeckt. Menschen; wo das Interesse sich sonst lediglich am Kleinlichen wurde vom geschäftsführenden Ausschuß seines Amtes entBei aller formal- juristischen Spitfindigkeit, die ihn auszeichnet, festklammert, wo um des Kleinlichen willen Leidenschaften hoben. Ob ihm Recht, ob ihm Unrecht geschehen, ist bei all' seinen lebemännischen Eigenschaften war sein Gesichtskreis und Aufregungen entstehen, die lächerlich wirken, erhebt bier von untergeordnetem Interesse. Genug, ganz dennoch so philiftrös beengt, daß ihm niemals die Neigung bei- sie über das blos Triviale, das blos Kleinliche. Das Wien ", das heißt Wiens Bourgeoisie lebt seit Wochen fiel, am öffentlichen Leben wärmere Theilnahme zu beweisen. müßte heutzutage als Alltagswahrheit gelten, an die man in erregter Spannung um das Direktorium des RaimundAls wenig nachdenkliche Frohnatur pflegte er selber sich zu be- nicht mehr erinnern müßte. Und dennoch das begierige Theaters. Ganz Wien " verschlingt feitenlange Berichte über die zeichnen; und nun verfällt dieser Fuchs in der Klemme Verlangen, und nicht blos in Sachsen , die Betheiligung am öffent Entwicklung des Raimund Theaters, als hinge das Wohl der auf die groteske Jdee, sich als politischen Märtyrer lichen Leben einzudämmen, einen starken Bruchtheil des Volkes Welt, oder mindestens das Wohl deutscher Kunst davon ab. zu geberden. Er, deffen Denken und Sinnen auf dem um allgemein geistige Interessen zu verkürzen, wenn es angeht! Ganz Wien " wird in einem fieberhaften Rausch erhalten um Spieltisch, das leichte Theater und willfährige Frauenart Die Massenintelligenz herabzudrücken, ohne Rücksicht auf die der Krise im Naimund Theater willen, und dies große Abdera fich konzentrirte, sobald das Geschäft im Gerichtssaal ab uralte Erfahrung, daß im geistig verödenden Lande auch die merkt es nicht einmal, wie unfreiwillig tomisch seine überhizte gethan war, nennt sich allen Eruftes einen verfolgten Sozialisten! Herrschenden von geistiger Dürftigkeit befallen werden. Wie Fehde um ein gleichgiltiges Komödienhaus und um einen Alle Achtung vor dieser Bauernschlauheit. Das politische weit das reicht, das Bürgerthum im heutigen Wien beweist es, gleichgiltigen Theaterdirektor ist. Welcher Aufwand an SMäntelchen, das ein im Grunde kleiner Schelm angelegt hat, in Wien , der Großstadt, einem alten Kulturzentrum. Wie Parteihaß!„ Ganz Wien " ist in zwei Lager getheilt, wird ja auf die Dauer Friedmann's Dürftigkeit nicht verhüllen werden da die großen, bewegenden Fragen verfümmert! hieß es in einer Zeitungsphrase. Es ist kein Wunder, wenn bei können. Für's erste aber hat Friedmann einige Verwirrung an Wie furzsichtig haften sich wilde Leidenschaften an Sleines fo tiefer geistiger Verarming Abdera- Stücklein möglich werden, gerichtet! Die Franzosen empfinden eminent politisch. Die und Winziges! Verschroben eben und verzwergt ist der wie das von dem geachteten Wiener Bürger und Mitglied im Herren, die Friedmann's Sachen zu untersuchen haben, ließen öffentliche Geist in dieser Gemeinschaft, die es duldet, Aufsichtsrath des Raimund- Theaters. Als ein Zeitungsschreiber sich durch Friedmann's Unverfrorenheit ein wenig verblüffen; daß ein beträchtlicher Theil von ihr politisch entrechtet ist. Die mit Namen F. Schiller um Freikarten zum Besuch von Schiller's und in der That fing man an, zu spekuliren, was an dem fortdauernde Entmündigung der Menge hat sich gerächt. Auch Fiesco " bettelte, da meinte der weise Thebaner in seiner Eigens Politiker und Revolutionär Friedmann" echt, was erheuchelt der geistige Horizont der Bourgeoiste wurde nothwendig verengt; fchaft als Aufsichtsrath: Wozu diesem Schiller noch Freikarten sei; und sonderbar verschob sich bei einzelnen der Herren in und während anderswo mächtige soziale Bewegungen reifen, da geben, denn sein Stück bringt eh nix." Und dieses klassische Bordeaux das Bild des flüchtigen Abenteurers. Es entstand eine flammert sich das geängftete Kleinbürgerthum Wiens, wie in Muster eines blödsinnigen Wiener Bürgers, dem ein Schiller eine förmliche Mythenbildung und ihr Kern war: Am Ende ist dieser mystischer Verzückung, an das bischen Antisemitismus, wie an unbekannte Größe geblieben, nahm gewiß oft den Mund voll Friedmann doch einfrevoltirender Geist, einer jener revolutionären ein welterlösendes Aüheilmittel. von deutscher Kunst und deutschem Wissen. Typen, die anfänglich gerne leidenschaftlich provoziren und später Noch sonderbarere Blüthen treibt der erbitterte Kampf Ich bin ficherlich weit entfernt davon, dem Spektakel um sich aus dem Staube machen, wenn es ernsthafte Ueberzeugung um Kleinlichkeiten bei gesellschaftlichen Erscheinungen, die das Raimund- Theater in Wien irgend welchen Werth beizulegen. Ich außerhalb des eigentlich politischen Gebietes liegen; und ein hätte die Albernheit nicht mit einer Silbe erwähnt, wenn Als einer psychologischen Seltenheit sei dieser Seite des Vorkommniß der jüngsten Woche fordert geradezu zu satirischer sie ihrer ganzen Art nach nicht so fymptomatisch wäre für Falles Friedmann gedacht. Mit schlauen Instinkten bringt Betrachtung heraus. Wie verkrüppelt entwickeln sich doch die Verkümmerung geistiger Interessen, in die man bei gewaltFriedmann eine grobe, fauftdicke Lüge vor; er weckt Bedenken, die Dinge, wie erschlafft und wie stumpf werden die geistigen fam beschränkter Deffentlichkeit geräth. Ein Stück Kriminals Zweifel; aber bei der politischen Empfänglichkeit derer, Interessen selbst der Besitzenden, wenn es feine weite allgemeine geschichte, etwas Komödianterei wird, je tiefer das Niveau auf die er einzuwirken trachtet, erreicht er zum Schluß Oeffentlichkeit giebt! Die alte deutsche Kulturstätte an der allgemein- geistiger Interessen sinkt, zu ungeheuerlicher Wichtigkeit dennoch seinen bestimmten Zweck: der Uninteressante wird inter Donau hat an freigeistigen Einflüssen in den letzten Jahrzehnten aufgebauscht. Der Blick für Wesentliches und Unwesentliches effanter. Friedmann empfand gang richtig: Bor politisch bedauerliche Einbuße erlitten. Ihre heimischen Wänner der geht verloren, wenn das öffentliche Dasein sich nicht in großen sensiblen Naturen mußte er sich als Mann der Oeffentlichkeit Wissenschaft, ihre besten Lehrkräfte wenden sich nach Deutschland , Bügen freifluthend entfalten darf. Die heute in Sachsen wider aufspielen, wollte er vor ihnen einige Bedeutung gewinnen. Das wenn sie Hervorragendes und Originelles zu leisten im ftande die reaktionäre Gewalt protestiren, die proletarischen Schaaren friminal- juristische Intereffe, das sich an die Frage feiner Aus- sind. Ihre bildende Kunst ist heute ein wenig bewegtes und in Wien , die erst um den Erwerb des allgemeinen Wahlrechts lieferung Enüpft, toute eine zeitlang eine gewiffe neugierige bewegliches, ein tampflofes Joyl gegenüber der aufschwellenden, harte Kämpfe führen müssen, sie streiten nicht blos um ein Spannung hervorrufen; aber die Abenteurer- Eitelkeit Fried- lebensvollen, leidenschaftlichen Kraft Münchens . Erit jüngst hat politisches Recht, um ihre eigenen Stlasseninteressen. Sie fechten, mann's wäre dadurch nicht befriedigt worden. Sie brauchte ein einer ihrer tüchtigsten Universitätslehrer diese Zustände beklagt. mag der einzelne sich dessen auch nicht bewußt sein, gleichsam besonderes Relief; und so schuf sich der leichtlebige Berliner Ihre herrschende Presse verschließt sich, so gut fie taun, vor dem um eine erhöhte geistige Sebenshaltung aller, selbst wenn man Advokat rasch fertig eine eigene Legende, die vom Politiker Eingang moderner Ideen. Und nun sehe man sich um, wohin diesen Begriff auf die feinsten Bethätigungen menschlichen Ins Frig Friedmann, das Wiener Bürgerthum gelangt ist. Kaum begreift es feine tellekts ausdehnt. Alpha.
ernsthaft zu vertreten gilt.
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