hochbejahrt ist gestern Frau Mathilde v. Hofstetten aus dam Qtbm geschieden. Ihr Name ruft viel« Erinnerungen wach, namentlich auck) von ihrem Ehegatten, in dem wir eine der tragischsten Gestalten in der sozialistischen Bewegung sehen. Einer oliadligen bayerischen Familie entsprossen, Kavallerie- lcurnant und mit König Maximilian II. persönlich befreundet. 'wischendurch auch als Schauspieler sich versuchend, wurde Johann Baptist v. Hofstetten von L a s s e l l e s Auf- treten mächtig gepackt. Er schloß sich ihm in ehrlicher Begeisterung on. führte auch bei ihm den Dr. v. Schweitzer ein, der nach !.'assolles Tod der cigcnllichc Leiter des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins wurde. Auf sein Zureden opferte Hofstetten oll- mählich den größten Teil seines Vermögens für das Organ des B e r« i n s, den in Berlin erscheinenden„Sozialdemokrat". Er wurde aber später von Schweitzer unter nichtigen Vorwänden aus der Redaktion ausgeschlossen und fristete fortan mühsam als Reporter sein Dasein. In der schweren Zeit des Sozialistengesetzes hotte er viel Rot zu leiden. Seine erste Ehe mit einer Gräfin Strachwitz war sehr unglücklich und wurde geschieden. Zur -weiten Gattin erkor er Mathilde Schulz, die, am 12. Juli 1*47 in Berlin geboren, in bescheidenen Derhäftnissen aufgewachsen war und sich als Weißnäherin ihr Brat verdiente. Hofstetten fand an ihr«ine treue Lebensgefährtin, die auch für seine politisch« Tätigkeit volles und«armes DerstSndnis bekundete.
Als im Anfange der achtziger Jahr« unsere Bewegung in Berlin in den neu gegründeten Gewerkschaften unter Ferdinand Ewalds Führung wieder einen lebhaften Aufschwung nahm, waren beide Hasstetten in hohem Grade dabei tätig, und die neuerwachtc Frauenbewegung gab auch Frau v. Hofstetten Gelegenheit. sich agitatorisch zu bewähren. Die schweren Schläge, welche der Minister v. Puttkmner mittels der Ausnahmebestimmungen gegen die Gewerkschaften führte, brachte wieder viel Unheil über unsere Genossen. Da brach auch Hofstetten zusammen und endete 1887 in der Charit« in geistiger Umnachtung seine Tage. Sein Begräb- nis aus dem Friedhof der Freien Gemeinde in der Pappelallee ge- jaltet« sich.zu einer imposanten Kundgebung. Ein schöner Denk- stein schmückie bald sein Grab. Sein« Witwe hielt nach wie vor treu.zur Partei, evlebt« den Fall des Schandgesetzes und war in der wieder gewaltig erstarken- len Bewegung ein« wackere Mitkämpferin. Namentlich in Frauen- rrreinigungen trat sie oft als Rednerin auf. Sie wurde auch auf '.'oistandspösten berufen. Seit einer Reihe von Iahren wohnte sie in der Langc-Schucke-Stiftung im Norden Berlins , beteiligte sich aber weiter lebhaft an der Tagespolitik, auch als sie von einem Augenleiden so schwer heimgesucht wurde, daß sie sich den „Vorwärts" und sonstige Parteiliteratur von anderen vorlesen lassen mußte. An ihrem 75. und ihrem 8ll. Geburtstage wurden ibr von der Partei wohlverdiente Ehrungen erwiesen. Noch im letzten Jahr« sehen wir sie auf den Zahlabenden und in den Mt gliederoersamnllungen der 20. Abteilung erscheinen und häufig das Wort ergreifen, konnte dabei ihre große geistige Klarheit und Frische bewundern. Bor ungefähr vierzehn Tagen wurde sie von einem Schlagansall betroffen. Im Dirchow-KraNkcnhaus ist sie jetzt ge- starben. Wir wissen ihr Andenken zu ehren. dlzx Schütte. „Abdulla." Kommunistische«�ozialfoschist-n? Ein«„Arbeiterinnen-Korrespondenz" erzählt in der„Roten Fahne", vor drei Wochen seien in der Zigarettenfabrik Abdulla aushilfsweise 15 Pockerinnen eingestellt worden,„darunter eine von den gemaßregelten Funktionärmnen des 1. Mai aus dem Betriebe Iofetti". Well nun diese Funktionärin ihren Arbeitsplatz neben den einer Vetriebswnkttonärin bekam, glaubt« sie, dies sei deshalb ge- fchehen, um ihr irgendwelche Propaganda zu unterbinden: denn diese Betriebsleiterin arbeitete mit der Abteilungsleitung Hand in Hand. Aber die(nach dem l. Mai. D. Red.) Gemohregelte hott« trotzdem die Sympathie der Kollegen und wäre bei der neuen Betriebsrats wähl als Kandidatin aufgestellt worden,„da das Vertrauen der Kollegen zu den jetzigen Betrlebsfunktionören völlig erschüttert ist". Nun kommt das Malheur! Di« aushilfsweise eingestellte KPD - Funktionärin wurde wieder entlassen mit der Begründung, daß ihre Aushilfe beendet sei, trotzdem täglich Ueberstunden geschoben würden. Die derart verhinderte Betriebsfunktionärin fordert« daher auf, bei ter nächsten Wahl dafür zu sorgen, daß diese Sorte von sozial- faschistischen Betriebsfunktionären verschwindet und rote revolutionäre Funktionäre gewählt werden. Dazu sei bemerkt, daß zwei dieser kommunistischen„Sozial- faschisten" bei Abdulla al, Delegierte zu dem kommunistischen Ge- werkschoflskongreß gewählt wurden. Wenn die rote revolutionäre Packerin in der Au-Hilfsstclle bei Abdulla ordentlich wann geworden wäre, hätte sie sicherlich diesen sozialfaschistischen KPD. -Delegierten ibre Anträge auf Beseitigung der Ueberstundenschieberej und sonstiger Mängel bei Abdulla zum revolutionären Gewerkschaftskongreß mit. gegeben. Sie hat aber„den wahren Charakter dieser sozial- saschisllscheu Vetriebzsvnktiouäre". die bei Abdulla oll« kommu- nistisch find, rechtzeitig erkannt. Wir haben gegen ihr« Aufforderung:„Sorgt dafür, daß bei der aächfieu Wahl diese Sorte von der ZZIldfläche verschwindet". nichts einzuwenden. Vi« Anfalle der englischen Luflstreltkräste. Im Unterhaus er. klärte der Unterstaatssekretär für das Lustfahrtwesen, daß in diesem Jahre sich bei den Luftstreitkräften 29 tödlühe Unfälle er- eignet haben, bei denen 39 Personen ums Leben kamen. Weller für LerUo und Umgegend: Mildes, wolkiges Wetter, mit sinzÄnen leichten Regenfällen.— Für Dculschlaod: Ueberall mW und veränderlich.
Kammermusik Konzertrundschau/ Kammermusik— das Wort hat in unserem Musikleben, in der Oessentlichkeit unserer Konzerte, nicht nur in der räumlichen Weite des tpischen Konzertsaales, längst seine ursprüngliche Bedeutung verloren. Soweit Kammermusik nicht in privaten Zirkeln als gesell- schostlich intimste Forin des Musizierens kultiviert wird, ist sie zur Hälfte der nur noch historische Name einer Gattung van Tonwerken geworden, denen quantitative Begrenztheit der Darstellungsmittel gemeinsam ist, im Grunde eine technische Ressortangelegenheit der Komponisten und Jnstrumentaliste», zur Hälfte, als Gegenstand des Konzertgeschästes, ein wirtschaftlicher Begriff. Die Entwicklung, die dahin geführt hat, reicht weit zurück ins 19. Jahrhundert, sie läuft der bürgerlichen Demokratisierung der gesamten Niusikpflege parallel, einem geschichtlichen Vorgang also, der sich zunächst nur innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft vollzogen hat, doch einem Vorgang der Demokratisierung immerhin, an den die Arbeitermusikbewegung der Gegenwart mit Nutzen anzuknüpfen vermag. Aber in einem anderen Sinn Hai das erste Nachkriegsjahrzehnt eine Art von Erneuerung der Kammermusik gebracht: in fast allen europäischen Ländern eine jähe Bewegung der Produktion nach einer Periode ihrer Vernachlässigung und Geringschätzung durch Schassende. Voraussetzung für diesen Aufschwung wurde, zuni Teil wohl auch durch ökonomische Ursachen bedingt, ihre Abkehr von der orchestralen Symphonlk. Orchester oder Stroichquartett, Symphonie oder Sa- natc— in solchen Alternativen, vor die der Musiker, bevor er on die Schaffung eines neuen Werkes geht, sich gestellt sehen mag, wirkt sich ein wirres Gefüge von ökonomischen, gesellschaftlichen und— vielleicht in dritter Linie erst— formol -ästhetischen Fragen. Merk- würdig aber, je n>ehr die Komponisten sich heute für die kanuner- mustkalische Lösung entscheiden, um so mehr weiten und verschieben sich die Grenzen der Kammermusik, siedelt diese sich in Bezirken der Musik on, von denen sie früher unerbittlich geschieden war.. Der Name ihrer Gattung schien verpflichtend: von den Klassikern her kennzeichnete er die höchste, geistig lauterste, strengste— sozusagen die ollerseriösest« Form instrumentalen Musizierens. Solchen An- spruch hegt sie heute nicht mehr:„Gebrauchsmusik" und„Unter- Hallungsmusik" heißen die neuen Schlagworte, nach denen sie sich orientiert. Und das moderne Kommerorchester, Produkt der Gegenwart und der kammermusikalischen Strömungen, die sie bc- herrschen, bildet zwischen den«inst getrennten Wellen des Orchesters und der Kammermusik den fließendsten Uebergang, solcherart, daß es jenem so gut wie dieser als Spiel- oder Abart zugerechnet werden kann. In den„Kammerkonzerten Michael Taube" treten die Merkmale der neyen Situation deutlich in Erscheinung. Dos zweit« bringt noch einer Haydn-Symphonie(in der das gut diszi- plimerte„Kammerorchester" gewissermaßen als normales, nur eben «in bißchen schwach besetztes„Orchester" fungiert) eine Reihe von lieuen Werken zur ersten Aufführung. Als letztes eine„Bunte Suite" von Ernst Tach, wie ihr Name besagt, eine bunte Folge kleiner Stücke, mit überlegener Hand wichtig und wirkungssichcr gemacht und mit dem lustigen Wirbel des Schlußsatzes„Karussel" von unbestreitbarer llnterhallsajnkeit, um deren gleichen auch Karol Rathaus in seiner Suite für Violine und kleines Orchester mit Erfolg sich bemüht. Doch solchen Zweck, der heute gewiß nicht ohne Seitenblick auf die Möglichkellen und Ausgaben des Rundfunks oerfolgt wird, werden die Komponisten noch besser entsprechen können, wenn erst
und Orchester. Von Klaus Vringshe>m. die letzten Bindungen an die Dogmatik einer sachte verbiossenoen Modernität gelöst sind. Wilhelm Groß , wendig und gewandt, gib! seinem Kammerorchester schrekerischcn Borkriegsklang. und den Liedern, die er so farbensroh untermalt, liegen gar Gedicht« von Eichendorff zugrunde: sie hören sich freilich nicht an wie von Schumann komponiert. Aber Rase Fuchs-Fayer singt sie mit souvc- räner Musikalität, und der Dirigent Michael Taube gibt eben dem ganzen Abend das Siqnalemxnt seiner suggestiven Musizicrfreudig- keit Kammermusik des hohen klassischen Stils bieten die Abonne- mentszyklen des Busch-, Rose- und Klingler-Quar- t e t t s: diese Konzerte finden in der Singakademi» ihr« Berliner . Gemeinde. Drei Kllnslleroereinigungen, deren Namen höchsten Rang des Gebotenen verbürgen: unnötig, ihre Leistungen einzeln zu registrieren. Doch zu gedenken ist eines Konzerts, in dem das „S ch u b c r t- Q u a r t e t t"— ein ungewohntes Bild: vier must- zierende Frauen auf dem Podium— als Novität ein Streichquartett in C-Moll von Gerhart v. Westerman spielt, mit schönem Elan, wenn auch nicht immer tonrchn, ein Wert nicht von jener„unter- haltenden" Art, die zeitgemäß ist, ernst in der Gnindhallung und keineswegs unzeitgemäß im Ausdruck. So zahlreich die Möglichkeiten instrumentalen Zujammenfplels und Ausammcnklanges, so zahlreich beinahe sind die Kombinationen konzertierender Künstler. Zu einem Konzert besonderer Art, das auch in der Programmgestaltung vom Herkommen abweicht, haben sich eine Reihe jüngerer Musiker zusammengetan. Pergolesis „Stabat mater" für Sopran, Alt, Streichorchester und Orgel steht in der Mitte, für Berlin eine Erstaufführung nach 200 Iahren, von Walter Gmeindl geleitet, mit nicht durchaus zureichenden Kräften zum Teil, immerhin eine wertvolle, dankenswerte Darbietung: vor- her und nachher sitzen Franz Osborn und Hans Erich Riebensahin, ausgezeichnete Pianisten und Musiker all« beide, am Flügel, das beißt an zwei Flügeln, und vor allem Bufanis„Fantasia contra- punctisfica", eins der bedeutendsten Werk« der neuen Klavierlite- ralur, erfährt eine ungewöhnlich eindringliche Wiedergabe. Eine fortschreitende und fortschrittliche Veränderung des typischen Symphoniekonzertprogrammes haben wir öfters in de» Klemperer-Konzerien wahrgenommen. Von einer Wandlmig des Zeitgeschmacks zeugen auch die Programme der P h i l h a r- monis che» Konzerte: mehr, wie es scheint, nach dem Ge- schmack des Publikums, als nach dem des Dirigenten, der auf jenes Rücksicht nimmt, zugeschnllten. Für seine Pevson und Persönlichkeit ist Furtwängler frei von fahriger Nervosität: aber es ist, als spiegelte sich das ewige Unruhebedürfnis des heutigen Großstädters in der Buntheit eines Konzertprogrammes, wie er es für das dritte Philharmonische Konzert aufgestellt hat, und in ihrem Akkord klingt leise«ine amcrikanisch-mondäne Note. Ein« Haydn-Symphonie macht den Anfang, in der Mitte steht als interessante Neuheit, die lebhaften Beifall findet, Rezniceks virtuos gcarbellefe„Tanz- symphanie", am Schluß Liszts symphonisch« Dichtung.Les Pre- ludes". Dazwischen die Namen Rameau , Debussy , Saint Sains, Namen der Kompaniften, die Maria Ivogün , Solistin des Abends, singt. Dank den, einzigartigen Zauber ihrer Stimme und dieser seltensten Bereinigung von Kunst, Natur und Seele wird ihr Singen zum Ereignis des Abends.
„Broadway." Llfa-Theaier Kurfürstendamm . Broadway— das ist für die Mass« des amerikanischen Publikums die abends in unerhörtestem Lichter glänz erstrahlende Luxusstraße der Metropolis, die mit ihren Bergnügungspalösten alles anlockt, der Mllteipunkt des Glanzes, aber auch des Lasters und Bcrbrechens. In eins dieser luxuriösen Lokal«, in ein Revue- theater, läßt uns der Film hineinschauen. Die Pracht der Aus- stattung, die Eleganz der Kostüm«, die Schönheit und der Schmiß der Tänzerinnen werden hier vor Augen geführt. Aber wir schauen auch hinter die Kulissen, sehen, wie das Menschenmaterial ausgepumpt wird, wie protzige Alkoholschmuggler im Dinnerjackett sich die lebende Ware kaufen und aus Konkurrenzgründen gegenseitig ab- killen. Auf dem Hintergrunde des Luxusbetriebes entwickelt sich eine Kriminalgeschicht« mit dem üblichen Detektiv. Eine Tänzerin, die mit dem Erschossenen verlobt war, nimmt Rache für ihn und schießt den widerwärtigen Typ des amüsierwütigen, m'll den, Leben seiner Mitmenschen spielenden Gentlemanalkoholschmugglers ins Herz. Zwischen dem Glanz und dem Derbrechen geht das anständige Paar, der Tanzmeister und die Tänzerin, seinen geraden Weg zum Aufstieg, und so ist für das Publikum das sympathische Objekt vorhanden. Paul F e j o s hat in diesem Fitm uns lange nicht so gut gefallen wie in seinem Erstlingswerk„Zwei junge Herzen", obwohl er jetzt mit ungeheuer viel mehr Kosten und Raffinement arbeiten konnte. Gewiß, es gibt wundervolle Bilder, zum Schluß sogar iarbig«: aber dieses Milieu gewalttätiger und verbrecherischer Alkoholschmuggler interessiert uns wirklich nicht, und das Verbrechen selbst und seine Ahndung ist doch gar zu naiv arrangiert. Die photographische Leistung ist auf außerordentlicher Höhe. Robert E l l i s und Evelyn B re nt sind das interessante Paar, der Der- brecher im Frack, der immer verbindlich zu lächeln weih, und die wirklich schöne Geliebte seines Opfers, die schwarze Paiuheriatze, die mft ungeheurer Ruhe ihre Rache nimmt. Beides innerhalb der Rolle glänzende Gestaltungen. Das sympathische Paar wird von Myrna Kennedy und Glenn Tryon präsentiert. Tryon ist der Typ des Braven, Tüchtigen, der auch für Humor sorgt. Eine Gallerte von schweren Jungen muß den Alkohol diskreditieren. r.
„Das Mädel mii der peiisthe." Atrium Der Regisseur Carl Lamac schuf nach einer Komödie von Hans H. Zerlett einen amüsanten Film, der bei feiner II rauf- führung Lachstürme entfesselt«. Carl Lamac hat toll« Einfälle, ist unbeschwert fröhlich und versteht es aus dem ff, seine'Zuschauer lachen zu machen. Anny Oudra darf alle Register spielen lassen, wenn sie sich von der Schießbudenfigur zum Magazmtyp entwickelt. Der ernst«, arbeitende Mensch kann, nebenbes bemerkt, weder mft dem«wen noch mit dem anderen Typ etwas anfangen. Aber durch diesen Film will man nur aus lustig« Weis« unterhalten sein. Das kann Anny Ondra , denn sie ist drollig, lleberdies hat sie Figur und Anmut. Siegfried Arno ist weder derartig ulkig, daß er malen feiner verkrampft lustigen Komikerkvllegen zum Borbild
werben sollte. Gaston Jaquct ist der tadellos« teuische Professor und Werner Fütterer der filmüblich liebenswürdige junge Mann. Lamac gehört zu den Regisseuren, die nicht alles aus dem Optischen herausholen, sondern die unbedingt auf gute Zwischen- texte angewiesen sind. Di« schrieb ihm Röllinghosf, derbe- kanntlich stets famos ist, wenn er alle Wotan- und Storchgläubigen aufs Korn nimmt. e. b. Theater am Gchiffbauerdamm. Neubesetzung Lampels„Pennäler". Um abschließende Kritik üben zu können, war« es erforderlich, nicht nur die Premieren zu besuchen. Da wird mit Anspannung aller Kräfte, in einer möglichst guten Rallenbesetzung,„auf Glanz" gearbeitet. Wenn mqn dann in die zehnte, zwanzigste Borstellung geht, sieht man, daß die Feststellungen der Kritik nicht mehr der Wahrheit entsprechen: gute Schauspieler wurden durch weniger ge- eignete ersetzt, der Text— nur unter dem Gesichtspunkte, Zeit zu sparen— gekürzt, die Spannung hat nachgelassen und jeder macht, was er will. Die Premier« war ein Erfolg, das Haus ist voll, man braucht sich daher nicht mehr anzustrengen. Im Zweisclsfalle be- ruft man sich auf die— allerdings nur für die Premiere gültig gewesene— Kritik. In Lampels„Pennälern" wurde gestern die Hauptrolle Friedmund Temmler umbesetzt. An Ernst Ginsbergs Stelle trat Wolfgang Z i l z e r. Auch hat Heinrich Streichungen vorgenommen. Dennoch ist die Aufführung besser geworden. Es wird hier nnmer noch mit der gleichen Gewissenhaftigkeit gespielt und ein« kräftige Hand hält das Ganze zusammen. Die Kürzungen wurden gut über- legt und konzentrieren die Wirkung der dramatischen Reportage „Pennäler". Ernst Giiisberg spielte den Fried hastig, nervös, fast erdrückt von der bleiernen Schwere des Schicksais. Damals dachten wir, so sei es am besten. Aber man kann auch anders. Gestern sahen wir einen Friedmund Semmler, blond, eckig, hoch aufgeschossen, mit» großen erschrockenen Augen. Ein Kind, schwankend wie ein Rohr im Sturm der Ereignisse. Ererbte und eingeprügelte Furcht überwindend, ein unpathetischer, gequälter Held. Ginsbergs vor- schlössen«, in der Brust eingekerkert« Qual war unheimlich, Zilzer wirkte menschlicher. Die Aufführung ist besser gewprden. Peter Martin Lampel wohnt« der gestrigen Aufführung un- erkannt bei. v. S.-M. Ende der kyrillischen Schrift in Rußland ? Die von der Sowjet- regierung bereits vor längerer Zeit reorganisierte Rechtschreibung fall jetzt noch weiter umgestaltet werden. Es wurden drei Korn- Missionen gebildet, von denen zwei sich mit der weiteren Reorgani- satürn der RecWhreibung befassen werden, während die dritte sich mft der Eirrführungsmöglichk eil des lateinischen Alphabets ftir das russische Schrifttum befassen wird und entsprechend« Dorschläg« aus-
Der verlioer Srk-Zugevdchor gibt am 1. Dezember, 1«y, Uhr. im Beethoven-Saal sein 1. Winterkonzert.