Beilage
Mittwoch, 4. Dezember 1929
Der Abend
Spalausgabe des Vorwärs
2. Der franzöfifche Mensch als Arbeiler. Frankreichs ökonomischen Verhältnisse haben ohne Zweifel nicht die Reife wie die der hochentwickelten Industriestaaten Amerika . England und Deutschland . Das patriarchalische System liegt dort noch nicht so weit zurück und es sind noch beachtliche Reste davon vorhanden. Und es ist ein anderer Umstand, der die enorm große Einwanderung, die nach der Meinung vieler zu einer Gefahr für den Bestand der Nation werden kann. Man rechnet bei ungefähr 40 Millionen Gesamtbevölkerung gegen 3 Millionen Ausländer, in steigendem Maße auch Italiener und Spanier im Süden. Und es bleibt nicht aus, daß in den großen Industriegebieten, besonders im nordfranzöfifchen Rohlengebiet, eine zusammengewürfelte Maffe entsteht, die diesen Gebieten einen ähnlich undurchsichtigen Charakter verleiht, wie ihn früher das Ruhrgebiet hatte. Da ist es freilich sehr schwer, eine Arbeiter: bewegung zu organisieren und ihr ein bestimmtes Strombett zu fchaffen.
Freilich wirkt der Zwang der Verhältnisse auf der anderen Seite immer stärker und so mehren sich die Anzeichen, daß das Bewußtsein für die Kollektivlage des Arbeiters wächst. Die Gewerkschaften haben seit der Vorkriegszeit ihre Mitgliederschaft etwa verdoppelt, und. zwar auf gegen 700 000. Die sozialistische Partei hat höchstens 100 000 Mitglieder, sie ist mehr eine Rahmenpartei, was bei der Abneigung des Franzosen gegen Organisation verständlich ist. Aber bei Wahlen bringt sie leicht mehr als doppelt so viel Stimmen auf, wie es Gewerkschaftsmitglieder gibt. Man darf nun nicht vergessen, daß es auch tom= munistische Gemertschaften gibt, deren Mitgliederzahi man auf höchstens 250 000 fchägen fann, die aber sicher augenblid lich bei Anwendung einer scharfen Klassenkampsparole und unter heimlicher Unterstützung vieler kommunistischer Intellektueller noch wachsen werden.
Die kulturelle Mission
In gleichem Maße wie das Bewußtsein der Klassenlage wächst aber bei der französischen Arbeiterschaft das Bewußtsein der fulturellen Mission. Von Jahr zu Jahr werden die Schwächen jener bürgerlichen Schandkultur mehr aufgedeckt, die zwar nach außen hin glänzende Erfolge zu erzielen meiß, aber das wichtigste Gegenwartsproblem, also das der Arbeit und der Arbeitsfreude, nicht einmal anzupacken, geschweige denn zu lösen weiß. Ich hatte die Freude, die Einweihung des neuen sozia fistischen Parteihauses( Rue Victor Massé 9) beizuwohnen, die sich zu einem großen Feste in einem der größten Säle im 11. Bezirk gestaltete, der eine Hochburg der organisierten Arbeiter: schaft ist. Der liegt, wie alle Proletarierviertel der großen europäischen Städte, im Osten. Freilich hat sich das französische Citoyenbewußtsein erzwungen, daß dieser Osten doch durch breite Boulevards und Parks gepflegter aussieht als der Osten in Berlin oder London . Jene Feier mun zeigte, daß die Arbeiterschaft sich die wachsende Volkschorbewegung, an der die ersten musikaItschen Fachleute des Landes, wie Professor Ra di guer, mitwirken, zunuze macht. Man knüpft dabei an alte Traditionen an; die französische Revolution zeitigte eine Anzahl träftiger und anfeuernder Volksgesänge, und es gibt einen Meister, Gossec , auf den die Bolkschorbewegung jeẞt start zurückgreift. Und es geschieht das mit Bewußtsein. Als der belgische, weit bekannte sozialistische Abgeordnete Piérard auf die Bedeutung der Musik, dieser internationalen Sprache ,, par excellence" für die Verwirklichung einer sozialistischen Kultur hinwies, nahmen das die mehrere tausend Zuhörer begeistert auf. Aber nicht nur die Musit wird als Kulturelement gewertet, sondern auch auf den praktischeren und viel gefährlicheren Gebieten wie dem des Militarismus zeigt sich, daß die Arbeiterschaft an der Spitze marschiert. So konnte ein Verwandlungskünstler auf dem gleichen Feste in der Maste eines alten französischen Soldaten ohne Schwierigkeit die Worte wagen: Frankreich wird groß durch die Wissenschaft und nicht durch die Anzahl seiner Soldaten." Man darf natürlich nicht vergessen, daß weite bürgerliche Kreise in Frankreich auch so denken; der Stand des Offiziers gilt zum Beispiel im öffentlichen Bewußtsein durchaus nicht als höherwertig gegenüber den anderen Berufen, wie im alten Deutschland , eher umgekehrt. Aber das Bewußtsein all dieser Dinge und der Mut, fie öffentlich zu vertreten, ist eben bei der Arbeiterschaft am meisten entwickelt.
Die wirkliche Lage
Wie ist mun die wirtliche Lage des französischen arbeiterden Menschen? Da wird man sich von zwei Seiten her vor einer falschen Beurteilung dessen, was man sieht, hüten müssen. Zunächst fällt auf, daß die äußere Lebenshaltung oft übermäßig einfach ist, und man ist sicher, daß der deutsche Arbeiter sich nicht damit zufriedengeben würde. Aber der französische Mensch ist ja an sich besonders anspruchslos, und auch der Mittelstand wohnt oft in Löchern, die nicht wert find, Wohnungen zu heißen. Die Wohnungsfrage ist sehr schwierig dort drüben. Die Wohnungszwangswirtschaft wird von Jahr zu Jahr gemildert, und zwar hat das Gesetz ein bestimmtes Schema dafür im Jahre 1926 aufgestellt. Danach hört die Zwangswirtschaft auf am 1. Juli 1927 für Wohnungen, die am 1. August 1914 mehr als 12000 Franken gekostet haben, am 1. Juli 1928 für die über 9000, 1929. für die über 6000, 1930 für die über 3000, und am 1. April 1931 für alle übrigen. Man sieht also, daß die eigentliche Krise 1931 droht, und die Sozialisten werden es als ihre Aufgabe betrachten, sie so weit wie eben möglich zu vermeiden. Aber schon in diesem Jahre beginnt, wie die Fachleute versichern, die Krise sich unangenehm bemerkbar zu machen. Die Mittel gegen die Krise sind natürlich verschiedener Art, sie hängen von der Auffassung in sozialen Dingen zusammen. Es ist aber bezeichnend, daß auch die französische Privat wirtschaft den Baumarkt nicht in Ordnung bringen kann. So gab es 1906 bei einem zehn stündigen Arbeitstag 970 597 Bauarbeiter, die letzte Zählung 1921 aber wies bei einem achtstündigen Arbeitstag mur 995 886 Bauarbeiter auf. Und auch jetzt noch ist die Bautätigkeit um etwa 17 Proz. hinter der der Vorkriegszeit zurück. Die zweite Gefahr einer falschen Beurteilung besteht bei der Frage der Arbeitslosigkeit Es ist richtig, daß es in
Das konfessionelle Problem
Frantreich feine Arbeitslosigkeit gibt und daß das Land daher Frankreich feine Arbeitslosigkeit gibt und daß das Land daher| Härte entstehen, wozu noch die Ungerechtigkeit. tommt, daß der wanderung hat sich denn auch in letzter Zeit sehr gesteigert. Wer vielen als Paradies erscheint. Die deutsche und österreichische Ein Unternehmer gleichwohl wie den anderen 50 Proz. des Beitrages vom Lohn abhalten darf( obwohl sie also den Vorteil der Versiche= arbeiten will, bekommt heute noch Arbeit. Aber es sprechen doch gewichtige Gründe dagegen, daß das so bleibt. Einmal wächst mit rung nicht genießen). der Einwanderung die Zahl der Angehörigen des fünften Standes und damit, da manche doch als Gelegenheitsarbeiter in Frage kommen, die industrielle Reservearmee. Und je mehr sich auch die französische Industrie rationell umstellen muß, um so mehr wird diese Reservearmee wachsen. Das ist also nur eine Frage der Zeit. Dabei wollen wir die welt und reparationspolitischen Pro bleme noch nicht einmal aufrollen; das würde eine eingehende gesonderte Betrachtung erfordern. Man spürt auch deutlich in franzöfifchen sozialistischen Kreisen, daß das Bewußtsein der sich verschärfenden Krise zunimmt. Bon da aus tann man sich auch die recht starken bolschewistischen Tendenzen erklären.
Die Sozialgejelze
Wenn man heute ein Urteil über die Lage des arbeitenden Standes in einem bestimmten Lande erstrebt, so wird man die Entwidlung der Versicherungs- und Schußbestim. mungen nicht vergessen dürfen. Es gibt eine befannte Borstellung, als ob der Charakter des Franzosen wesentlich auf Lebenssicherung ausgehe. Das einst nicht unrichtige Urteil, daß der Durch schnittsfranzose das Kleinrentnerideal des Mannes, der sich mit 50 Jahren zur Ruhe setzt, pflege, ist durch die Inflation weitgehend erschüttert worden. Die Kauftraft des Bermögens bzm. der Zinsen ist real etwa auf den fünften Teil gesunken, und die breiten Massen der mittleren und handarbeitenden Klassen ver bienen nicht genug, um sich so schnell genügend zu sparen. 3war ist der Reallohn etwa der der Vorfriegszeit, aber die schlim men Jahre machen wie bei uns viele Neuanschaffungen nötig. Und der Sparsinn hat natürlich unter dem Inflationserlebnis nach gelassen, ähnlich wie bei uns. So führt die allgemeine Unsicherheit zu einem verstärkten Druck der gesamten Gewerkschaften, um die vom Bürgertum immer wieder verschobene Sozialversicherung zu erzwingen.
Für die einzelnen Gebiete der Sozialversicherung sieht die Sache so aus. Durch die übermenschliche Anstrengung der Gewerkschaften und Sozialisten( wie ein sozialistischer Führer fagt) gelang es am 7. Juli 1927 das große Sozialversicherungsgesetz durchzubringen, das am 5. Februar 1930 in Kraft treten soll. Dabei war es aber nicht möglich, eine Arbeitslosenversicherung mit ins Gesetz aufzunehmen. Hier wird erst die Zwangslage der Wirtlichkeit weiterhelfen.
Ein weiterer Mangel ist der, daß der Arbeiter, der die Invaliden- oder Altersrente bekommt, aus der Krankenversicherung ausscheidet. Das kann natürlich bei den verhältnismäßig geringen Renten zu großen Härten führen.
Die Altersversicherung soll mur für die gelten, die bis zu 15 000 Franken im Jahr verdienen( 2500 bis 3000 Mart Realwert) und die noch keine 60 Jahre alt sind. Auch hier wird manche
Ehen in aller Welt
Diefes französische Bersicherungssystem ist, wie man aus allen Dokumenten entnehmen muß, nicht so einheitlich und staatlichzentralistisch aufgezogen wie das unsrige. Bielmehr wird es so tommen, daß die Gewerkschaften( Syndikate) die Kassen organisieren, daß aber auch die großen tonfeffionellen Ber bände dasselbe Recht haben. Da bricht dann also ein scharfer Kampf zwischen den Klerifalen und den Gewerkschaften aus und große Teile der Arbeiter und Kleinbauernschaft fürchten, daß man bei den ,, tleritalen" Raffen alle Bestimmungen möglichst zu ihren Ungunsten auslegen wird. Wie weit diese Furcht sich als berechtigt herausstellen wird, tann ma im Augenblick noch nicht sagen.
Jedenfalls wirken bei diesen Befürchtungen die Erfahrungen, die das französische Bolt mit einer früher ganz unsozialen Kirche gemacht haben, start nach um so mehr, als sich diese durch die Trennungsgesetze wirtschaftlich geschwächte Kirche sichtbar erholt und nicht nur ihren Bestand erhält, sondern weitere Kreise zurückgewinnt. Ein Beispiel: in Le Puy , einem mittelfranzösischen Städtchen, geht regelmäßig die gesamte Bevölkerung zur Kirche. und so ist es in vielen Drten. Und unter der einst so freidenkenden Studentenschaft, die doch den weltlichen( laizistischen Staat geschaffen haf) macht sich seit dem Kriege eine starke Tendenz geltend, wieder die kirchlichen Pflichten zu erfüllen( man nennt das praktizieren). Ausgetreten war man ja sowieso nicht, da es dort teine Kirchensteuern in unserem Sinne gibt. Jegt praktizieren an einigen Universitäten und auffallenderweise auch technischen Hochschulen wieder ein Drittel bis drei Viertel aller Studenten( gegenüber einem verschwindenden Bruchteil vor dem Kriege). Wenn die Kirche sich nicht grundsätzlich auf den Sozialismus umstellt und davon ist in Frankreich ebensowenig zu merken wie bei uns dann tut die französische Arbeiterschaft recht daran, diese Entwicklung mit Vorsicht zu verfolgen.
Schließlich sei noch ein Puntt berührt, der in allen Ländern mehr und mehr ein Kennzeichen der wirklichen sozialen Lage wird, nämlich alles, was mit dem Schuß der Neugeborenen zufammenhängt( also Mutterschaftsversicherung, Wöchnerinnenfürsorge usw.). Da hat man am 24. Oftober 1919 für die Versicherten ein Stillgeld eingeführt. Seit 1913 gibt es bereits zuschüsse für kinderreiche Familien, die durch Gesetz vom 22. Juli 1923 erhöht wurden. Bei mehr als drei Kindern kann man für jedes Kind 360 Franken und das ist, auch nach dem Urteil bürgerlicher jährlich bekommen
Soziologen, zu wenig.
lleberblicken wir das Ganze, so sehen wir: den französischen Boltsmassen geht es nicht besser als den deutschen , und das wird uns in dem Bewußtsein bestärken, daß überall in der Welt die arbeitenden Menschen noch einen großen Kampf um das Recht, die Würde und den angemessenen Ertrag ihrer Arbeit zu führen haben.
und im Wandel der Zeiten
Gerade in unserer Zeit, in der so viel vom ,, B anterottber] Ehe" gesprochen wird, ohne daß sich die Diskutierenden immer dar über flar sind, wie eng oder wie weit sie nun den Begriff ,, Che" fassen wollen, kommt ein Buch Heinrich Eunos sehr zur rechten Zeit: ,, Liebe und Ehe im Leben der Völker." Es ist im Bücher: freis" erschienen.
Das Buch hat vor allem das Verdienst, die wirtschaftlichen Wurzeln jeder Cheform aufzuzeigen: Bon der„ Ehe" der Eingeborenen Australiens bis zu der Cheform, in der wir jetzt noch leben. Und es ist überall dasselbe Bild: Es sind die wirtschaftlichen Bedürfnisse, die die Eheform bestimmen- und auch der Frau ihren Rang und Wert in der Familie wie in der Gesellschaft anweisen.
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Der nomadische Jäger im Innern Australiens lebt in Einehe: einer Einehe freilich, die nicht durch irgendein ,, ethisches Prinzip" gerechtfertigt, sondern nur durch den Zwang der wirtschaftlichen Umstände diftiert wird, denn zumeist ist es ihm unmöglich, sich mehr als ein Weib zu beschaffen und er braucht auch nur eins. Er ist Jäger, ein Jäger, der keinen festen Wohnsitz fennt und auch die Jagd im Umherschweifen ausübt; weitreichende Waffen fennt er noch nicht, er jagt mit Wurfipeer, Spieß und Keule. Ist seine Habe auch noch so gering, so kann er doch, mit ihr bepackt, nicht nahe genug das wild beschleichen, und so braucht er ein Wesen, das seine Habe trägt. Er findet es in der Frau; die ist nun zu gleicher Zeit Transporttier, Geschlechtspartnerin, Mutter und versucht, neben diesen Verpflichtungen noch durch Kleintierjagd zur Ernährung der Familie beizutragen. Die Frau wird getauscht, d. h. von einer Nachbarhorden gegen irgendeine Verwandte des Chefandidaten ein gehandelt. Nebenher gibt es bei diesen Stämmen dann noch die Ehegenossenschaft", die sich ein junger Jäger dadurch erwerben kann, daß er seine Beute zum Unterhalt der Familie beisteuert. Dann trägt nicht nur die Frau des älteren Bruders oder Freundes seine Habe, sondern steht ihm auch geschlechtlich gelegentlich zur Verfügung. Heiratet er später, so erwartet freilich der Freund mindestens in geschlechtlicher Beziehung dasselbe Entgegenkommen von der neuzugekommenen Frau.
Gespräch der Männer. Ja, wenn die Feldarbeit drängt, hat der Mann die Wartung der Kinder zu übernehmen. Wird der Ackerban die Hauptertragsquelle, so steigert das den Wert der Frau derart, daß für die Eheschließung ein Kaufpreis gezahlt werden muß. Die Frau wird dadurch zwar Eigentum des Mannes; aber ihr hoher Breis wie ihre wirtschaftliche Untentbehrlichkeit sichern ihr trotzdem eine verhältnismäßig gute Stellung. Am marfantesten zeigt sich die Entwicklung bei den Eingeborenen der Belauinseln, wo neben dent männlichen Familienoberhaupt der Großfamilie( die aus Eltern, Kindern und Kindestindern besteht und eine wirtschaftliche Einheit bildet) ein weibliches Oberhaupt steht, dem die Aufsicht über den weiblichen Teil der Familie, über den Ackerbau, Dorf- und Feldwege zusteht.
Indem Cuno so die Wandlungen der Ehe und die Wandlungen in der Stellung der Ehefrau durch alle Natur- und Kulturvölker verfolgt, führt er den Nachweis, daß die Wertschäzung der Frau und ihre Rechte innerhalb des Familienverbandes dem Wert ihrer Arbeit für die Erhaltung der Familie( auch des Mannes) und für die Allgemeinwirtschaft entspricht. Ist der Arbeitswert der Frau so weit gejunten, daß ihre Aufnahme in den Familienverband eine Be= laſtung bedeutet, so ergibt sich daraus eine gewisse Rechtlosigkeit, die sich schon in der Mitgift" ausdrückt: statt des für die Frau gezahlten Kaufpreises erhält der Mann sozusagen eine Ent. schädigung dafür, daß er die weitere Versorgung des in seiner Familie entbehrlichen und überflüffigen Mädchens übernimmt. Auf dieser Entwidlungsstufe steht man auch heute noch bei uns: das Bürgerliche Gesehbuch legt neben der Aussteuerpflicht der Eltern gegen die Tochter auch das Verwaltungs- und Rugnießungsrecht des Ehemannes am Bermögen der Ehefrau fest, der es untersagt ist, ein Bankkonto oder ein Sparkassenguthaben ohne die Zustimmung des Ehemannes einzurichten. Wir bewegen uns damit, sagt Cuno, in der Gesetzgebung wie in den bürgerlichen Ghebegriffen noch ganz in spätmittelalterlichen Gedankengängen.
Aber schon beginnt eine große Umschichtung: Wie der Jagdertrag des Bainingjägers schließlich zu flein wurde, um die Famille zu ernähren, so ist heute das Einkommen des Mannes meist nicht mehr groß genug, um die einzige Cristenzbasis der Familie zu fein. Für die Familie wie für die Bolkswirtschaft wird die Ermerbs.
Mertwürdig wandelt sich nun das Verhältnis und die Stellung der Frau in dem Augenblick, wo die Jagd nicht mehr eitrag reich genug ist, um die einzige Eristenzbasis der Familie zu bilden. Das Beispiel ist hier aus dem Leben der Eingeborenen Neutätigkeit der Frau ebenso wertnoll wie die des Mannes. Das bePommerns genommen. Hier ist der Anbau des noch fleinen Feldes, das Bergen und Konservieren der geernteten Früchte durch weg Sache der Frauen, und Frau und Mann, der hier Jäger bleibt, tragen ungefähr in gleicher Weise zum Lebensunterhalt bei. Das hat eine wesentliche Besserung in der Stellung der Frau zur Folge: sie ist gemeinsam mit dem Mann und mischt sich in das
deutet schon in der Bragis eine Befreiung der Frau aus den Banden eines Familienrechts, das auf eine wesentlich andere Wirtschaftsform zugeschnitten war, und es kann nicht lange mehr dauern, bis die Frau auch de jure( der Gefeßgebung nach) so frei ist, wie sie es als erwerbstätige Ehefrau schon heute in der Pragis ist.
Rose Ewald.