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(22. Fortsetzung.) Am Abend desselben 12. Juni war die Polizei in der Lage, den ganzen Hergang aufzudecken, da der Portier, der sich die Nummer des Autos notiert hatte, seine Anzeige erstattete. So wußte die Polizei die Namen der materiellen Vollzieher und ließ deren Führer, D u m i n i, in dem Augenblick verhaften, als er Rom oerlassen wollte. Indem sie den Faden der Verantwortlichkeit weiter oerfolgte, stieß dann die Polizei auf«inen faschistischen Journalisten, den Biedermann F i l i p p e l l i, den Chefredakteur desCorriere Jtaliano",«inen Freund Mussolinis, der das Auto geliefert hatte. Weiter auf den Pressechef des Minsster- Präsidenten, R o s s i, auf den administrativen Generalsekretär der Faschistischen Partei, Marinelli. Der Faden führte ganz direkt zum Viminal, dem Sitz des Ministe- riums des Innern, und von da in das Vorzimmer Mussolinis. Ms hierhin verfolgte ihn die Polizei, um dann stehen zu bleiben, als vor einer Schwelle, die ihr profaner Fuß nicht berühren durfte... Um dieselbe Zeit erklärte Mussolini im Parlament: Wenn jemand in dieser Aula ist, der das Recht hat, vor ollen ergriffen und entrüstet zu sein, so bin ich es. Nur einer meiner

vor IWuiupbotor Feinde hat dieses Verbrechen begehen können, das uns mit Ent- setzen erfüllt und uns einen Schrei der Entrüstung entlockt." Und indem er ein Wort Talleyrands über die Ermordung des Herzogs von Enghien paraphrasiert«, fügt er hinzu: Mehr als grauenhaft, ist dieses Derbrechen von geradezu demütigender Dummheit." Und doch war es in den Räumen der Regierung selbst aus» geheckt und vorbereitet worden! Durch eine faschistische Tscheka, deren Organisation Mussolini selbst gefordert hatte, und der er Dumini zum Führer bestellt, den Mann, der sich rühmte, zwölf Mord» auf dem Gewissen zu haben, und Mithelfer zur Seite ge- geben, wie B o l p i, den Mörder unseres alten Genossen Jnver- setti in Mailand ! Aber die heuchlerischen Worte vermochten nicht mehr, das Regime zu retten. Eine ungeheure Bewegung erschüttert« das ganze Land, eine Welle, die aus den tiefsten Tiefen zu tommen schien. Die unter den Schlägen ihre Köpfe gebeugt hatten, hoben sie jetzt empor. Die Helfershelfer des Faschismus fragten sich, wohin dieses Regime der Schande und des Blutes das Land noch führen werde. Viele Faschisten nahmen das Parteiabzeichen aus dem Knopfloch Selbst aus der Mitte der Parlamentemehrheit wurde drohendes Murren hörbar, und das Verlangen nach einem eisernen Besen, der den Unrat aus der Faschistischen Partei aus» kehrte. Angst packte die Führer und die Truppen. Als man die Mobili- sierung der Miliz befahl, leistete nur ein ganz geringer Prozentsatz dem Befehl Folg«. Angesichts dieser Menge, die nach Aufklärung und Gereckstig- keit schrie, zögerte Mussolini nicht länger, seine Mitarbeiter preis- zugeben. Einen nach dem anderen warf er sie über Bord. Rr ließ Cesa re Ro ssi oerhaften, dann seinen Prioatsekretär Fasciolo, den Generalsekretär der Faschistischen Partei, Marinelli. Er zwang den Unterstatssekretär des Innern, F i n z i, zu demissio» nieren, und auch den Generaldirektor der Polizei, General de Bon o. Er überließ die Schergen und den Chefredakteur des Corriere Jtaliano" der Justiz. Er ging so weil, feierlich zu oer- sichern, er werde die völlige Aufhellung der Tat durchsetzen und schlug sogar die Anwendung der Lynchjustiz vor. Unseligerweise sollte ein Teil des Landes in die ihm gestellte Falle gehen und sich durch verlogen- Versprechungen von Gesetzlich. keit und Gerechtigkeit zum Narren halten lassen, während ein anderer Teil wohl die lügnerische Komödie der Regierung durch- schaute, aber sich auf die Unabhängigkeit der Richter und aus die Rechtschoffenhest des Königs verließ. So wurde in diesem einzigen nie wiederkehrenden Augenblick, wo man an die Straße, an den Aufstand appellieren mußte, von der Opposition die Taktik des gesetzlichen Kampfes auf dem gerichd. lichen und parlamentarischen Boden eingeschlagen. Mir ist. ein« Zusammenkunft in Mailand am Abend des >3. Juni im Gedächtnis geblieben, wo ich�den Eindruck hatte, daß in dieser Atmosphäre ein feuriger Appell zum Handeln geboten war, und wo wir uns einer Aufforderung fügen mußten, die aus Rom an uns erging, wir möchten nicht durch gewaltsames Vor- gehen den Ausgang einer Schlacht aufs Spiel setzen, die man schon für gewonnen ansah! Und weiter erinnere ich mich an Rom , am 27. Juni, dem Tage der öffentlichen Ehrung und der Gedenkfeier für Matteotti . In der Hauptstadt war der Aufftand zum Sprung« bereit. Er war in den Geistern. Ein nichtiger Anlaß konnte ihn zum Aus-

bruch bringen. Die parlamentarische Opposition hatte die Sezession aus der Kammer beschlossen. Filippo T«rati sprach von dem Ermordeten vor den 12S Abgeordneten des Volkes. Er sprach Worte, die der Ewigkeit würdig sind. Wer durch die Straßen Roms ging, der sah in jedem Blick die Erwartung einer ent- scheidenden Tat. Alle Straßen, die zum Tiber führten, wimmelten von Menschen. Das Volk erwartete, daß die Abgeordneten der Opposition alle zusammen das Parlament oerließen, um an den Kai Arnaldo da Brescia zu gehen, an die Stelle, wo Matteotti überwältigt worden war, und wo eine fromme Hand ein Kreuz an der Mauer gezeichnet hatte, vor dem seit vierzehn Tagen Andacht gehalten wurde. Bauern, Arbeiter, Frauen und Kinder bedeckten mit Blumen und Tränen diese symbolische Grabstätte... Aber die Parlamentarier waren der Ansicht, daß die Kraft der Opposition in der Gesetzlichkeit läge, in jener Gesetzlichkeit, die die Regierung mit Füßen trat. Und so fing die Schlacht an, eine dramatisch« Schlacht, in der die Gerechtigkeit besiegt wurde durch die Gewalt. XXIV. Der moralische Aufstand des Landes. Sechs Monate hindurch beherrschte die Affäre Matteotti das ganz« Leben der Nation. Die Straße hatte sich der Sache be- mächtigt, und es war nicht leicht, ihrer Meister zu werden. Wenn die Bevölkerung nicht durch die große Illusion genarrt worden wäre, die darin bestand, von der Monarchie etwas anderes zu er- warten als den Schutz der Reaktion, wäre die Diktatur nieder- geworfen worden. Vom 12. Juni 1321 bis Januar 192S war wohl zehnmal die Lage derart, daß der Ausgang durch«in Nichts, durch eine Geste, durch ein Wort, bestimmt werden konnte. Jede Partei der Opposstion sammelte ihr« Truppen wieder, jede Zeitung ihre Leser. Eine wahre Lawine von Depeschen forderte denAvant!" auf, seine Auflage zu vermehren. In den Provinzen, wo die Zeitung seit fast einem Jahr verboten war, fanden wir massenhaft Leser. Extraausgaben brachten jeden Tag der ekwartenden gierigen Masse Nachrichten, die das Vorspiel des Endes anzukündigen schienen. Die Schleier, die die Diktatur verhüllt hatten, fielen einer nach dem anderen, und hinter dem Bilde der Ruhe und Ordnung erschien die widerwärtige Fratze der Korruption und der Gewalt. Jedesmal, wenn die Gefängnistür hinter einem der Hierachen zuschlug, herrschte helle Freude. Lesen Sie denAvanti!" Filippelli'st verhaftet worden!" Cesare Rossi ist geflohen." Der Unterstaatssekretär Finzi hat demissioniert!"

Die Menge riß sich um die noch feuchten Zeitungen. Man steckte die Köpfe zusammen und kommentierte. Die Piazza Colonna in Rom und die Galerie in Mailand waren zum Schauplatz be- ständiger Versammlungen geworden. *Der Rücktritt des Generaldirektors der Polizei!" Mussolini verläßt das Minssterium des Innern. Federzoni wird sein Nachfolger!" S Man flüsterte sich noch andere sensationelle Nachrichten ins Ohr. Es hieß, der König hätte die Absicht, Mussolini loszuwerden. Ach! es ist so leicht, anderen die Last zuzuschieben für Ent- scheidungen, die man selbst fassen müßte! Vom ersten Tage an ging das Gerücht, daß die Angeklagten und die Verdächtigten sich verteidigten, indem sie ihrerseits Musso- lim anklagten. Nach der Entscheidung der Opposition, nicht mehr an den parlamentarischen Arbeiten teilzunehmen und sich auf den Aventin zurückzuziehen, galt der öffentlichen Meinung die verfassungs- mäßige und gesetzliche Ordnung als aufgchoben. Immer mehr stimmte sie mit der Parole desAvanti" überein:Rück- tritt der Regierung, Auflösung der Miliz. Neu- wähle n." Nun begann ein Versteckenspielen zwischen Mussolini , der parla- mentarischen Opposition und dem König. Mussolini wollt« nichts anderes, als Zeit gewinnen und sich inzwischen an die Macht klammern und wußte sehr wohl, daß zwischen dem Palast Ehigi und den Gefängnissen von Regina Coeli sein Schicksal entschieden wurde. Die Opposition oersuchte, die Konservativen in der Kammer und im Senat für ihre Sache zu gewinnen und die öffentliche Meinung auf ihrer Seite zu behalten. Was den König betrifft, so spielte er«in doppeltes Spiel, wie das einer alten Ueberlieferung -seiner Familie entsprach. Ein konstitutioneller König, ließ er durch seine Leute kolpor- tieren, kann nur eingreifen, wenn eine Ministerkrise vorliegt. Erst Sie, meine Herren Abgeordneten! Erst Sie, meine Herren Sena- toren! Mein« Rolle kommt erst nach der Ihren! Ein konstitutioneller König, antworteten die Monarchisten der Opposition, greift jedesmal ein, wenn«ine offenkundige Verletzung der Verfassung und der öffentlichen Rechte gegeben ist. Warten Sie ob! Und man wartete ab. Aber schon am 24. Juni hatte der Senat Mussolini ein Der- trauensvotum gegeben, so daß dieser jetzt auf dem formellen Boden der Verfassung leichtes Spiel hatte. Ich. habe das Parlament auf meiner Seit«. Aber Sie haben das ganze Land gegen sich.(Forts, folgt.)

Mittwocb, 4. Dezember. Berlin . 16.05 Ferdinand TOnnies :Zum Andenken an Thomas Hobbes "(se&t. 4. 12. 1679). 16.30 I. Beethoven: Rondo Q-Dur, od. 51. Nr. 2(Birger Hammer, Flügel). 2. Gesänge(Max Raymer). 3. Beethoven-d'Albert: Eeeossaisen(Birger Hammer). 4. Gesänge(Max Raymer). 5. a) Backer-QrSndahl: Serenade op. 15; b) Sinding : Am Spinett(Birger Hammer). 17.30Der Geizige" von Moliire. 18.30 Unterhaltungsmnsik. 20.00 Wovon man spricht. 20.30 Rosi-Onartett. I. Mozart: Streichquartett K.-V. 428. 2. Reger; Streichquartett Es-Dur, op. 109. 21.30 Harry Kahn liest eigene Novellen. Nach den Abendmcidungen bis 0.30: Tanzmusik. Während einer Pause Bildfunk. Königsvnsterhausen. 16.00 Stud.-Direktorin Dr. Susanne Engelmann: Staatsbürgerliche Erziehung der Mädchen. 16.30 Nachmittagskonzert von Hamburg . 17.30 Pelber: Die Musik im Aberglauben der Völker. 18.00 Dr. Ludwig Herz: Von Barbusse bis Remarqne. 18.30 Spanisch für Anfänger. 18.55 Dr. Jahnke: Gutes Deutsch für jedermann. 19.20 Reichenbacb: Denken und Anschauung. 20.30 Sendespiel:IV�ordaffäre Duppler".

Rätsel- Ecke desAbend". uiiiiiiiuimuiiiiiuuuuuuuiuuuimiiiiiiiiiiiuiiiiiiuiuiiiiiiiiiiiiiuiiiuuiiiuiiiiiHiuiiiiiumiuiniiiuuiiuuimuuiuniuiiummmiiuiiuiiimüuiimnmmuiunninnninuiuiiiimiiigi

Kreuzworträtsel.

Senkrecht: 1. germ. Gott; 2. Fremdwort für Umwandlung: 3. Farbe; ö. Geigenbauer: 6. Fußsteig: 3. griech. Nymphe: 11. be» pflanzte Straße:\4. männl. Vorname: 16. Körperteil: 17. Stadt in Serbien : 13. Stadt in Lioland Waagerecht: 4. röm. Kleidungs­stück: 6. Tierwohnung:.7. Insekt: 8. weibl. Vorname: 13. Verwal- wngsbezirk; 12. chemik. Begriff; 13. Geftqlt aus Faust: 12. Acker- blume: 16. männl. Vorname(gekürzt): 18. Waffe: 23. weibl. Vor- name: 21. Wild: 22. Berg in den Alpen,(ph, fch und st gleich ern Buchstabe.) Z. Worträtsel. In den Wörtern Pater. Eber. Tasso, Motto, Base, Ader, Dam«, Drau , Hingabe. Slller, Tadel, Regen, Ullrich. Tonne, Amme, Bohle, Hegel, Farm. Egel. Angel. Land, Osel, Habe. Hort sind die Anfangs- buchstaben durch neue zu ersetzen. Die richtiggefunvenen Buchstaben

ergeben aneinandergereiht ein Zitat von Schiller.

--kr.

Füllrätsel.

Die Buchstaben a s 2 z z aaaabbbccccdd ddddeeeeeeece egggghhhh ikkk ItllTlmmnnnnnn nnooooprrrrrr ssttuuuwww sind in obenstehende Figur einzusehen Die Wörter bedeuten: 1 Heer- sührer im Weltkrieg: 2. Wert- zeichen; 3 Kunstschrifistelleri 4. deutsche Stadt: S. Bureau- artikel: 6. Stadt am Rhein : 7 Bruchige Niederung in der Niederlausitz : 8. Vorort von Berlin : g. Insel in der Nord- see. Sind die Wörter richtig geraten, so ergibt die schräg punktierte Linie den Namen eines englischen Staatsmannes.-kr» (Auflösung der Rätsel nächsten Sonnabend.)

Auflösung der Rätsel aus voriger Nummer. K reuzworträtsel. Senkrecht: 1. Ger ; 2. Sudan : 3. Heine: 4.(Big; 5. Tee: 6. Ellen; 7. Wiesbaden ; 9. Liverpool; 13. Hamster: 14.«aul: 13. Alb; 16. Opal: 18. Spa: 21. Homer : 22. Seher; 24. Ideal; 27. Ute; 28. die: 33. Eta. Waagerecht: 1. Gas; 3. Hage­butte: 7. Wesir: 8. Duell; 11. Eli: 12. Enz: 13. Hans; 16. Ase; 17. Agnes: 19. Opossum; 23. Bahia: 22. Spa; 23. Lied: 26. Leo; 26. Emu; 29. Netze; 33. Eifel: 31. Redakteur; 32. Lea. Spiralenräts«!. Waagerecht: 2. Tod: 3. Tara; 6. Salat: 6. Tomate; 8. Beduine: 9. Suderode; 11. Normandie : 12. Normal- zeit: 14. Drechslersi; 16. Natterzunge. Senkrecht: 1. Du; 2. Tai; 4. Thea; 5. Salut: 7. Emilie: 8. Brandes; 13. Erdbeere: 11. Nor- mannen: 13. Ingolstadt ; 14. Dardanellen. Geographisches Silbenrätsel: 1. wanne' 2. Lille : 3. Aberdeen ; 4. Dardanellen: 6. Zller; 6. Walch« nfee; 7. vberndorf; 8. Sachalin ; 9. Tanger ; 13. Odessa ; 11. Katalonien. Wladiwostok . >Königszug: Der Dienst der Freiheit ist ein strenger Dienst, Er trägt nicht Gold, er trägt niiyt Furstengunst, Er bringt Verbannung, Hunger. Schmach und Tod. lind doch ist dieser Dienst der höchste Dienst,(UhlandI'