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Fazit der Kommunalwahlen. 1919 Was ist Arbeitermusik?

Kein Fortschritt seit den Reichstagswahlen.

Die ersten Ergebnisse der Kommunalwahlen haben in fast allen Provinzen den Eindrud gemacht, daß der 17. No­vember ein Siegestag gewesen ist. Wir haben in der Tat faft überall in den Gemeinden eine wesentlich höhere Zahl von Bertretern erkämpft als im Mai 1924. Aber das ist nicht das Entscheidende. Den wirklichen Stand der Dinge enthüllt nur der Bergleich mit den letzten Reichstagswahlen. Nach einer im Freien Wort", dem Diskussionsorgan der Partci, neröffentlichten Uebersicht wurden am 17. November abgegeben an fozialdemokratischen Stimmen: Prov.- Landtag 1929 Broz. 238 068 26,1 444 145 34,9 258 242 30,5 17,7

Ostpreußen  . Brandenburg

Pommern

Grenzmart.

9

Niederschlesien  

.

Reichstag   1928 Broz. 26,9 35,2

268 308

.

.

472 972

271 475

30,2

30 996

19,5

27 750

596 751

37,8

528 415

35,1

Oberschlesien  

70 961

12,6

65 191

12,1

Sachsen  .

550 354

32,4

517315

32,1

268 808

35,1

228 503

33,1

Hannover  

575 301

36,2

519 673

34,3

Westfalen

601 380

26,1

470 748

Rheinland  

595 652

17,5

446 289

Reg.- Bez. Wiesbaden   193 148 Reg.- Bez. Kaffel.

30,2

168 174

186 263

35,6

175 589

2669

9,3

2308

816 196 33,3

22,4 14,3 26,2 32,8 8,1 651 735 28,4

Schleswig- Holstein  

Hohenzollern  .

Stadt Berlin  

Die Provinz Pommern ist die einzige, die bei den jüngsten Wahlen das Resultat der Reichstagswahl noch übertroffen hat.

Das neue Kinderhaus an der Simplonftraße in Lichtenberg  .

Im übrigen hat sich der Often außer Breslau   gut geschlagen. Hingegen weisen Berlin  , Westfalen   und Rheinland   schwere Rüd. schläge auf.

Führt man die Zusammenstellung für die übrigen Parteien in der gleichen Weise durch, dann läßt sich errechnen, daß von ihren bei den legten Reichstagswahlen erzielten Stimmenzahlen ver loren haben die Demokraten über 25 Proz., die Deutsche Volks­partei 20 Prog., die Kommunisten 15 Broz., die Sozialdemo= fraten 14 Proz. und die Deutschnationalen 10 Broz., mobei den Deutschnationalen allerdings eine Menge Liften zugerechnet sind, die nicht deutschnational firmieren und wohl auch einigen 3umachs aus anderen Parteien mitgeschleppt haben. Gewonnen hat über seine Stimmenzahl vom legten Reichstagswahlkampf das Zentrum 8 Broz., die Wirtschaftspartei 18 Proz. und die Nationalsozialisten

160 Proz.

In diesen Zahlen zeigt sich der hilflose Rückgang der Kommu­nisten trog aller Demagogie und die aussichtslose Schwäche der Mittelparteien. Bei der Sozialdemokratie wirkt sich der Stlaret­Standal aus. Aber von ihm abgesehen hat offenbar die Partei die Werbekraft, die vom Mai 1924 bis zur letzten Reichstagswahl mirt­jam war, nicht mehr ausgeübt. Die steigende Arbeitslosig keit und die alte Erfahrungstatsache, daß die proletarischen Massen bei den Kommunalwahlen im allgemeinen lässiger sind als bei den großen politischen Wahlen, sind nicht zu übersehen. Aber ent­scheidend bleibt doch wohl, daß unsere bisherige Regierungs beteiligung im Reich und ihre Erfolge feinen fuggeftiven Ein­drud auf die Massen der Wähler auszuüben vermögen. Der Erfolg auf außenpolitischem Gebiet, Haager   Konferenz und Young- Plan, entfaltet sich nur äußerst langsam. Der verhinderte Abbau der Ar­beitslosenversicherung war zweifellos eine gewaltige politische Leistung, aber ein reiner Defensiverfolg. Offenbar wird die bevorstehende Finanzreform ein entscheidender Wendepunkt sein. Bon ihr wird es abhängen, ob wir mieder, mie in der Zeit von 1919 bis 1924, in eine rüdläufige Bewegung geraten oder ob die Partei die Kraft zu weiterem Borbringen behält. Dabei wird nicht nur der Inhalt der neuen Steuergesetze entscheidend sein, sondern noch viel mehr die Art, wie diese Reichsfinanzreform von vornherein dem Bolte dargestellt und wie sie durchgeführt wird. Unsere Genoffen im Reichstabinett, insbesondere der Reichsfinanzminister, tragen eine große Berantwortung. Aber Verantwortung nicht nur für das Reich, sondern auch für die Partei.

Gemeindewahlen in Bayern  .

Der Aufmarsch der Parteien.

München  , 5. Dezember.  ( Eigenbericht.) 8. Dezember neue Gemeinde= Bayern   wählt am parlamente. Im Vordergrund der außerordentlich scharfen Wahl­agitation fämpfen die großen politischen Parteien, die Sozialdemo fratie und die Bayerische Volkspartei  , zu denen sich als nicht minder rührig und ausgestattet mit großen Geldmitteln die Hitler  - Partei gesellt. Sie alle führen den Wahlkampf im großen und ganzen selbständig. Immerhin hat sich die Bayerische Volkspartei  vereinzelt mit den Deutschnationalen und da und dort sogar mit den Nationalsozialisten zusammengetan. Hoffnungs los bliden die Kommunisten in die Zukunft. Sie find in Bayern  schon seit Monaten sehr fleinlaut.

Im Jahre 1924 erhielt die Sozialdemokratie bei den Gemeinde­wahlen alles in allem 514 000 Stimmen oder rund 24 Proz. von den 2,9 millionen abgegebenen Stimmen. Das praktische Ergebnis bestand in der Wahl von 274 Bürgermeistern und besoldeten Stadt­räten 822 ehrenamtlichen Stadträten und 2895 Gemeinderäten, ins­gesamt also 3991 fozialdemokratischen Gemeindevertretern. Die Kommunisten musterten nicht einmal den zehnten Teil an Gemeinde­vertretern und die Bölkischen beider Richtungen spielten bisher mit ihren 243 Mandaten in der Gemeindepolitik Bayerns so gut wie feine Rolle.

Neue Orchesterwerfe.

Frage und Antwort.

Neue Orchesterwerfe" lautet das Programm der nächsten Morgenfeier in der Volksbühne; die Idee des Programms, in einem Wort zusammengefaßt, heißt: Arbeitermusik. Die Frage, was nicht beantwortet werden, denn Arbeitermusik sei, soll damit zum mindesten ist klar, daß sie sich nicht einmalig und engdültig beantworten läßt; sie soll zur Diskussion gestellt werden, es gilt, Das war auch eines der einen entstehenden Begriff zu klären. Ziele, die der Sozialistische Kulturbund im Auge hatte, als er vor einem Jahr etwa sein Mufit- Preisausschreiben veranstaltete. 3wei Werke, die durch einen Preis ausgezeichnet und vom Prüfungsaus schuß zur Aufführung besonders empfohlen wurden, sollen sich Sonntag vor dem Publikum der Volksbühne bemähren: die Ar­beitersymphonie Hammerwerk" von Hermann Wunsch und ein Divertimento  " für einen Sprecher, Klavier und Kammerorchester, von K. H. Billneŋ.

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Arbeitermusik in dem Namen drängt sich ein Romplex nicht nur fünftiger Möglichkeiten, sondern auch schon realer Begeben heiten. Musik als Realität besteht für uns nicht nur darin, daß fie tomponiert" ist, sondern darin vor allem auch, daß fie ausge führt und, fügen wir hinzu, daß sie vor Hörern ausgeführt wird, für die sie bestimmt sind. Es war erst das Dritte, daß man daran ging, Chorstücke für Arbeiterchöre zu schreiben und schreiben zu laffen; das Erste und Zweite ist, daß die Arbeiterchöre da maren, und daß die Arbeiterhörerschaft da war, als Publikum, für das fie singen. Auf diesem Boden entsteht eine neue proletarische Chor­literatur. Aber es ist natürlich, daß das Musikbedürfnis der Ar­beiterschaft sich nicht in den Grenzen der Bokalmufit halten läßt und mählich in die Bezirke der Instrumentalmusif, der großen Orchesterkunst, vordringt; das Bedürfnis der Arbeiterschaft als Bublikum einstweilen nur: denn so weit sind wir noch nicht, daß fie auch schon ihren eigenen Instrumentalapparat hervorgebracht hätte; wir haben Arbeiterchöre, doch noch nicht Arbeiterorchester von entsprechender Leiftungsfähigkeit. Das hat seine Gründe, die sich im Rahmen dieser kurzen Betrachtung nicht ausführen lassen. Jedenfalls, die Entwicklung verläuft hier anders als auf dem Gebiet des Chorwesens. Wir haben die Arbeitersymphonie" früher als das Arbeiterorchester"; aber wie das neue Arbeiterlied ent­steht die instrumentale Arbeitermufit auf dem gesellschaftlichen Boden, der durch den Arbeiterchor bereitet ist.

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Arbeitermusik der Begriff läßt sich nicht ästhetisch, sondern mur soziologisch definieren. Es gilt nicht, neue Formprinzipien, neue Regeln etwa der Harmonie oder der Instrumentation aufzu stellen. Für die zu schaffenden Werke," hieß es in den Bestim mungen des Preisausschreibens, ist ein Stil anzustreben, der ver­möge der Durchsichtigkeit und Faßlichkeit der Tonsprache, der flaren und überzeugenden Gestaltung des Melodischen und Rhythmischen, unmittelbare Wirkung auch auf breite Massen musikalisch nicht vor gebildeter Hörer erwarten läßt." Mehr und anderes fann nicht gefordert werden; Sache des schaffenden Musikers mußte und muß es immer bleiben, die rechte Einstellung zu der gedachten Hörer: schaft und aus dieser Einstellung den rechten Ton zu finden, Arbeitermusik ist eine Klaffenangelegenheit. Das heißt nicht,

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Winnetou, der rote Gentleman."

Theater in der Königgräher Straße.

Ein Sechsjähriger protestiert lebhaft: Das tenne ich schon." Andere jetzen ihren erwachsenen Begleitern in der Pause ausein ander, in welchen Werken des unsterblichen Karl We an die Personen beheimatet find. Manche wissen sogar die Seite der einzelnen Bücher anzugeben. Sonst herrscht allgemeiner Jubel bei den jugendlichen Zuschauern dieser weihnachtlichen Kindervorstellung, ein Zeichen also, daß Karl May   in den bürgerlichen Kreisen noch immer nicht ver­gessen ist.

Und vielleicht kann er auch nicht so leicht aus dem Gedächtnis der Menschen ausgewischt werden, denn er umgibt seine Gestalten mit einem romantischen Schimmer, er stilisiert sie auf Heldentum in Reinfultur, auf Edelmut, auf eine entschiedene Trennung von Schwarz und Weiß. Aber immer mehr mertt man den Abstand, den Erwachsene von ihm nehmen. Man erwartet heute von einer Aben­teurerdichtung mehr. Vielleicht ist der Amerikaner Zane Gren die moderne Erfüllung.

Hermann Dimmler   und Ludwig Körner   haben aus den brei Bänden ,, Winnetou" und der einbändigen Beihnacht" dieses Stück für findliche Gemüter zurechtgemacht. Schmetternde Tyraden, füßliebliche Kantilenen, drohende Männerfäufte, gezückte Revolver und Bomymesser bilden den Inhalt. Es ist taum glaublich, aber tat­sächlich benehmen sich hier die Leute noch edler oder schurtenhafter als im Original.

Man mag zu Karl Man stehen wie man will. Immerhin find Dramatisierungen seiner Reiseerzählungen für große und fleine Kinder noch besser als das ewige Einerlei von dem märchenhaften Königssohn, der sich um sein Schneewittchen oder Dornröschen be­müht. Die Form eines neuen Weihnachtsmärchens ist noch zu finden. Der Bereich der Technik bietet soviel Wunder, daß man sie, phantastisch gesteigert, in einem Märchen unterbringen fann.

Gespielt wird unter der Regie Ludwig Körners sehr edel und sehr grotest. Amüsant, daß der Schauspieler Kurt Bois  , der fonft in dem Stüd überhaupt nichts zu tun hat, als weißblonder Indianer ein paarmal über die Szene geistert, gerade dann, wenn das Pathos siedet, brauset und zischt. Fr. Sch.

Der Südpol und seine Geheimnisse.

Anläßlich der Ueberfliegung des Südpols durch den Amerikaner Byrd bringen wir mit Erlaubnis des Verlages F. A. Brockhaus, Leipzig  , eine Darstellung der besonderen Probleme der Südpol­forschung aus der Feder des Fliegers zum Abdruck, die er in seinem Buche, immel märts" veröffentlichte.

Der Südpol liegt inmitten eines fältestarrenden Erdteils von der Größe Australiens  . Ganz bestimmt missen wir allerdings noch nicht, ob die bekannten Grenzen einen zusammenhängenden Erdteil einschließen. Der Bol ist auf einer 3000 Meter betragenden Hochfläche unter gewaltigen Gletschern begraben, die an die Eiszeit gemahnen. Oberflächenbildung, Entfernungen und Wetter sind im tiefen Süden ganz anders als im hohen Norden. Im allgemeinen fann man sagen, daß das Südeisgebiet während des größeren Teiles des Jahres falt und stürmisch ist. Hier wie dort wechselt der lange Tag mit der langen Nacht ab. Hier wie dort segen Kälte und Eis der menschlichen Tätigkeit die schwersten Hindernisse entgegen. Aber im übrigen unterscheiden sich die beiden Enden der Erdkugel doch sehr Doneinander. Das für den Flieger so ausschlaggebende Wetter ift im

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daß sie eine Sache des betonten Klaffengegensatzes sein müsse. Aber fie fönnte es werden, auch eine Sache des Klassenfampfes vielleicht einmal. Denn alle Kunst hat ihre Funktion im Leben, oder sie hat fein Lebensrecht. Und alle Arbeiterkunst muß ihre Funktion im Leben der Arbeiterschaft haben. Wenn die Parole Kampf" heißt, dann gerade heißt es für fie, all ihre Kräfte zusammenzunehmen. Alle Kräfte: die Musik wird unter ihnen nicht fehlen.

Neue Arbeitergefänge.

Konzert des Berliner   Schubert Chors im Konzert­faal der Staatlichen Hochschule für Mufit; ein gutes, interessantes Programm, vorbildlich nicht nur in der Wahrung hohen fünftle­rischen Niveaus. Männerchor wechselt mit gemischtem Chor, Altes mit Neuem. Auf volkstümliche Chorlieder des 16. Jahrhunderts folgen drei slowakische Volkslieder in der Bearbeitung von Bela Bartof; wir sind halb in der proletarischen Gegenwart, der und deren Schaffen dann, unmittelbarer, die zweite Programmhälfte gemibmet ist. Zwischen der ersten und zweiten, als Intermezzo, moderne Songs" von Lotte Lenja  , mit Begleitung der Lemis. Ruth- Band vorgetragen, ein Zwischenspiel, das viel Beifall findet, zugleich, richtig verstanden, Vorspiel und Auftakt zu den neuen Chorstücken von Kurt Weill   und Hanns Eisler  .

"

Drei­

Auch im heutigen Song, wie ihn der Komponist der groschenoper" und wie er diesen populär gemacht hat, sind ohne Zweifel Elemente einer zeitgemäßen Volkstümlichkeit enthalten; der Ton, der darin angeschlagen wird, flingt in den Gesängen wie­der, mit denen Kurt Weill   sich zum ersten Male auf das Gebiet des Arbeiterchorliedes begibt. Ein guter, verheißungsvoller An­fang: Die Legende vom toten Soldaten". In bewußtem Berzicht auf alle Möglichkeiten der linearen Polyphonie" mehr auf Defla mation als auf das Singen gestellt, der gemischte Sängerchor mird gewiffermaßen zum singenden Sprechchor, nur eben, daß der Musiker ihm die Melodie des Sprechens, ihren Rhythmus und ihre Harmonie gegeben hat. Ein neuer Stil der Chorballade ist mit Glück versucht, der Eindruck ist start und unmittelbar, freilich wird er nicht zulegt durch das Wort erzeugt, durch die Verse Bert Brechts, von dem auch hier wieder der Komponist fruchtbare Anregung empfing. Elementarer als Weill, der wohl ein wenig auf intellef­tuellen Wegen in die Sphäre des Arbeiterliedes tommt, wirft Hanns Eisler  ; weniger reich allerdings an Nuancen der Ton­sprache, obgleich weniger primitiv im Chorjaz. Auch bei Eisler  geht die Wirkung nicht so von der Mufit aus wie von ihrer Ber bindung mit dem Wort; die Tegtmahl wird entscheidend. So vor allem in der Ballade vom Streitbrecher, deren grimmig ironischen Ton der Mufifer wirkungssicher steigert. Starfe Momente enthält das kurze Stück An Stelle einer Grabrede". Aber dann kommt noch, zum Schluß des Abends und als Höhepunkt, ein proletarisches Rampflied" Auf den Straßen zu fingen", eine Komposition von un­erhörter Kraft des Ausdruds, elementar, von unwiderstehlicher Gewalt. Vielleicht sollte man es in der Tat auf den Straßen fingen". Der Schubert Chor singt es mit dem mitreißenden Fana tismus, der als suggestive Kraft von seinem Führer, Karl Rante, ausgeht, und er bewährt den ganzen Abend die schönste Berbindung von Bollen, Können und Gesinnung. Klaus Pringsheim  .

Süden zweifellos viel schlechter als im Norden. Dafür ist wohl in erster Linie die ungeheure schildförmige und in der Mitte hoch auf­gewölbte Eistappe verantwortlich. Die am Aequator   aufsteigende heiße Luft fließt den Polen   zu, wo sie sich abfühlt und niederfinkt Bom Gipfel des Südlandes, dem Bol, rinnt sie in wachsender Ge­schwindigkeit allseits den umliegenden Meeren zu. Dieser im Grund einfache Vorgang verwickelt sich durch Winde, die in den südüchen Beltmeeren entspringen. Dennoch gibt dieser Bergwind" dem Süd­polwetter den großen Bug, der sich in ewigen, den Eisrand durch­heulenden Stürmen äußert.

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Oft fragt man mich: ,, Wie fommt es, daß im Südpol noch so viel unerforschtes Land liegt?" Andere begreifen nicht, was dort zu holen ist. Mir selber liegt die Antwort nahe, obgleich es nicht leicht ist, sie in überzeugende Worte zu kleiden. Die Bissenschaft erscheint mir unvollständig, solange es noch etwas zu erforschen gibt. Es fehlen ihr dann noch wichtige Züge des Gesamtbildes. Da denke ich vor allem an flaffende Lücken in der Klima- und Wetterkunde. Das Weltwetter beruht, furz gejagt, auf dem Luftaustausch zwischen den Polen   und dem Aequator  , und bei dieser Wechselwirkung fällt das Südland bei weitem schwerer ins Gewicht als das nördliche Eismeer. Der bisher erkundete geringe Bruchteil der Südpolgegenden bleibt auch während des antarktischen Sommers mit Eis und Schnee be dedi. Es liegt aber durchaus im Bereich des Möglichen, daß aus gedehnte Flächen infolge der langen Sonnenbestrahlung im Laufe des Sommers schneefrei werden. Schneefreies Land läßt unter anderem aber auch neue Pflanzen und Tiere erwarten. Ferner würde man etwas über den geologischen Bau erfahren und vielleicht auch Ber­steinerungen entdecken. Bom Flugzeug aus fann man auch die nackten Steilflanken der Berge photographieren und auf diese Weise viel genauere Aufrisse erlangen, als sie dem Fußwanderer jemals ver­gönnt wären. Mineralsunde sind nicht ausgeschlossen.

Ein Boltsliederbuch für die Jugend. Von der Kommission für das Volksliederbuch wird in Fortführung der weit verbreiteten Bolksliederbücher für Männerchor und gemischten Chor demnächst ein Volksliederbuch für die Jugend im Berlage von C. F. Peters in Leipzig   herausgegeben werden. Das insgesamt 764 Bolkslieder um. fassende Wert erscheint nur partiturmäßig in 14 Heften von durch­schnittlich 115 Seiten zum Preise von je 1,50 m.

Die Herstellung synthetischen Gummis gelungen. Einer Mel­dung aus New York   zufolge wurde am Mittwoch offiziell von dem Edison- Laboratorium in Bestorange befanntgegeben, daß es nach den jahrelangen Versuchen nunmehr gelungen sei, synthetischen Gummi aus Goldrute zu machen, einer in großen Mengen vorkom­menden Unkrautart. Die Pflanze enthält soviel Gummi, daß dessen Produktion zu einem Preise von 65 Pfennig das Pfund möglich ist.

Thomas Mann   wird am 7. Dezember in der Hochschule für Musik die Novelle Maria und der Zauberer" vorlesen.

Arno- Holt- Gedentfeier der Boltsbühne& V. Auch die Voltsbühne, die eine Zeitlang Arno Holz   zu ihren Mitarbeitern zählen fonnte, beabsichtigt. ben verstorbenen Dichter in einer Erinnerungsfeier zu ehren. Sie wird Anfang Januar stattfinden.

Eine Kundgebung für das Mannheimer Nationaltheater  . Die Urts. gruppe Mannheim der Deutschen Bühnengenossenschaft bat für Sonntag eine große Sundgebung anberaumt, in der die Strife des Nationaltheaters besprochen und die fulturellen Folgen eines Berluftes des Nationaltheaters dargelegt werden sollen. In diefer Rundgebung wird der Präsident ber Bühnengenossenschaft, Karl Wallauer  , die allgemeine Lage des Theaters be­fprechen und Vorschläge zur Lösung der Krise unterbreiten.

Ueberrefte der Römerzeit in Köln  . Bei Ausschachtungsarbeiten auf dem Reumarkt stieß man auf mehrere Reste, die nach Ansicht von Sachverstän bigen zu einem römischen Stadthaus gehört haben, bas an dieser Stelle um bas Jahr 100 nach Chrifti erbaut worden ist.