zu können. Dieser Glauben war ein Aberglauben, doch ist man inzwischen von dem ganzen Plan schon wieder abgefommen. Denn in denselben Kreisen, die Herrn Schacht als Finanzdiktator auf den Schild zu erheben gesonnen waren, herrscht heute Entfezen über sein Vorgehen. Man sagt sich refigniert, daß dieser Mann in wichtigen Situationen wohl oft einen scharfen Blick bewiesen habe, daß er aber immer, wenn es
darauf anfomme, im Gebrauch der politischen
Mittel verjage.
In der Tat, Herrn Schachts Husarenritt ist nur zu verstehen, wenn er die Absicht gehabt hat, selber der Finanzdiktator Deutschlands zu werden. Da aber politisches Augen maß nie feine Stärfe war, wird er darauf verzichten müssen. Seine nächsten Freunde fönnen ihm das nicht mehr wünschen. Aber Herr Schacht macht Rolitif. Er macht sie, wie er glaubt, im Interesse der deutschen Wirtschaft, und er sieht nicht, daß die deutsche Wirtschaft etwas anderes viel notmendiger brauchte, nämlich einen tüchtigen, zuverlässigen und die Wirtschaftsfituation wirklich meisternden Leiter der Deutschen Reichsbant. Das ist nämlich das eigentliche Amt des Herrn Dottor Schacht, was man in Deutschland in der Tat allmählich vergessen fönnte. Während Herr Schacht nämlich Politit macht, braucht die deutsche Wirtschaft nichts notwendiger als eine Hilfe, die die Deutsche Reichsbank ihr geben fönnte. Gegenüber den Banken herrscht heute im ganzen Lande eine ausgesprochene Bertrauenstrije. Jeden Tag finden Runs auf Banten statt. Jeden Tag brechen von neuem Banten zusammen. Der Sparstrumpf und die zinslose Aufhäufung von Banknoten in Safes sind wieder zu Ehren gelommen. Die wirtschaftliche Aufwärtsentwidlung ist längst ins Stocken geraten. Wegen der Unsicherheit auf den Geld und Kapitalmärkten bereitet sich auch hier eine Bertrauenskrise vor, die feineswegs in der Kaffenlage des Reiches etwa ihre Ursache hat. Die Bertrauenstrife gegenüber den Banken und der Bessimismus in der Wirtschaft führt immer mehr zur Kapitalflucht. Und alles das wird durch die Politik des Herrn Schacht gefördert.
Sflaret vor dem Ausschuß.
Brandes und Brolat im Verhör.
Ausschusses wurde zunächst Obermagistratsrat Brandes ver In der Freitag- Sigung des Stlaret- Untersuchungsnommen, der im Auftrage des Magistrats Mitte September den Stlaref- Kredit bei der Stadtbank nachgeprüft und dabei die falschen Kreditunterlagen festgestellt hat. Er soll aussagen über den Besuch. den ihm Stadtverordneter Brolat im Laufe dieser Brüfung gemacht hat.
Obermagistratsrat Brandes: Brolat tam, ich glaube am 19. September zu mir und sprach mit mir über das Erholungsheim der Brennstoff- Gesellschaft. Nach dieser Einleitung begann er von der Revision des Staref Kredites. Ich bin nicht in der Lage, den Wortlaut seiner Aeußerungen wiederzugeben. Ungefähr erzählte er mir, daß die Sklarets in der Aderstraße großgeworden seien, daß ihr Bater Sattler gewesen wäre, daß sie Chriſtinnen geheiratet hätten und daß fie reiche Mittel für die Unterstützung von Partei und Reichsbanner zur Berfügung stellten. Er lud mich dann ein, mit ihm zu den Sklareks herüber zu gehen. Das lehnte ich ab, und damit hatten sich auch Gäbel und Obermagistratsrat Clemenz bei mir an. war dieser Teil der Unterhaltung zu Ende. Ungefähr zur gleichen Zeit gemeldet. Ich habe sie aber nicht gesprochen. Ich habe die Sache nicht dramatisch genommen, meil ich ja als alter Beamter durch folches Gespräch nicht aus dem Text tomme. Aber als ich nachher durch Stadtamtmann Satoloffti erfuhr, daß Leo Sflaret unten auf Brolat gewartet hatte, überfam mich die Wut. Wäre ich zufällig mit Brolat mitgegangen, dann hätten mich die beiden wohl gleich eingewickelt. Auch Sakolofffi ist ja von Leo Stlaret gefragt worden, was bei meiner Revision herausgekommen wäre.
Zeuge Brolat: Ich verwahre mich gegen die Aussage von Brandes und verweise auf meine früheren Ausfagen. Borf. Schwent( Komm.): Sie müssen Herr" Brandes sagen! Brolat: Mein BeMan spricht von mir ja auch nur als„ Brolat". such bei Brandes war am 20. September vormittags 11 Uhr. Ich habe hier darüber die Eintragung. Um 12 Uhr war ich mit einigen Mitgliedern meines Aufsichtsrates zur gemeinsamen Fahrt nach dem Ferienheim der BBG. Brunshaupten verabredet. Es ist deshalb ebenso unmöglich wie es unwahr ist, daß ich tommen. Bon Partei und Reichsbanner habe ich mit Herrn Brandes Herrn Brandes aufgefordert hätte, mit mir zu den Stfarefs zu nicht gesprochen, und von der Anwesenheit Leo Stlarets erst durch Oberregierungsrat Tapoliti erfahren.
Der Präsident der Reichsbant aber wäre schon seit langem in der Lage gewesen er hätte es spätestens unmittelbar nach dem Novemberende manchen fönnen, den Diskontsag der Reichsbant herabzusehen. Diese Herabsetzung des Diskontsages hätte eine Kreditverbilli gung im ganzen Lande herbeigeführt. Sie hätte das Ber. frauen nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch gegenüber den Banken erhöht, sie wäre dem Ausland gegenüber ein Zeichen der Zuversicht in die deutsche Wirtschaftslage gewesen, einer Zuversicht, die durchaus gerechtfertigt ist. An diese Kreditverbilligung hat Herr Dr. Schacht, der Politifer, natürlich nicht gedacht. Es war für ihn wichtiger, eine große politische Aktion zu unternehmen zur Befriedigung eines fragwürdigen politischen Ehrgeizes, eine Attion, mit der er Zeuge Brolat: Das ist richtig. Ich habe sie durch Schüning fennengelernt und ihnen insgesamt für 37 000 m. Brennstoff verin der Wirtschaft wie in der deutschen Staatspolitik viel Portauft. Wir haben uns dann abends oft getroffen. Im Hause der zellan zerschlagen hat. Sflarets bin ich selten gewesen, weil ich Gesellschaften nicht
Abg. Obuch( Komm.): Zeuge Brolat, Sie sollen mit den Stlarets persönlich sehr intim gewesen sein. Sie haben sich mit ihnen gebuzt und sind mit ihnen viel zusammen gewesen?
In Deutschland hat es so manchen tüchtigen Wirtschafts- liebe und auch Jagden nicht mitmache. Hingegen gebe ich zu, daß ich führer gegeben, der als Polititer ein fläglicher Dilettant war. Daraus folgt aber noch nicht, daß jeder, der schlechte Bolitit damals in der BVG. vielen Merger hatte, denn eine solche wider macht, ein tüchtiger Wirtschaftsführer sein murg. Ein Reichs- linnigteit und einen solchen Blödsinn, wie ihn bort der hantpräsident, der nichts anderes fann, als schlechte Bolitizommunistische Betriebsrat angestellt hat, habe ich über hantpräfident, der nichts anderes fann, als schlechte Politi? haupt noch in feinem Betrieb gesehen; ba hatte ich manchmal das machen, ist eine öffentliche Gefahr! Bedürfnis, mir richtig einen anzusaufen.( Seiterfeit.) Die Quittung dafür, daß ich im Interesse der Bevölkerung Berlins in der BBG. Ordnung gefchaffen habe, habe ich in den Angriffen des Banditenblatts, der ,, Roten Fahne" erhalten.
DD: Bank und Beamtenzentralbant. Goil die Privatwirtschaft die Gewerkschaftsbant schluden? Es wird gemeldet, bag bie Beamtenzentralbant 2. G., Berlin , die Bant des Deutschen Beamten wirtschaftsbundes, in Bethandlungen mit der Deutschen Bant und Distonto gesellschaft sieht, um sich an diese anzulehnen. Die Deutsche Bant und Disfontogesellschaft foll babei mehr als die Hälfte Jes Attienfapitals übernehmen.
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Dieser Bersuch der Zusammenarbeit einer Art Gewerkschaftsbant mit einer Großbant ist sehr gefährlich. Der überwiegende Einfluß einer privattapita listischen Großbant auf eine Gewertschaftsbant, wie die Beamtenzentralbant eine ist, bedeutet Gefährdung der gemertschaftlichen Unabhängig. teit, was sich der ,, Deutsche Beamtenwirtschaftsbund" und die ihm nahestehenden Organisationen zehnmal überlegen sollten. Es ist Deshalb auch sehr verständlich, daß die hinter der Zentralbant stehenden Berbände noch teineswegs entschlossen sind, die Anlehnung an die Deutsche Bank und Diskontogesellschaft mitzumachen. Es wäre auch ein sehr großer Unfug, in Berlin , nachtem schon die ,, Bant für Deutsche Beamte" von der„ Dresdner Bant" aufgefogen. wurde, noch ein Unheil durch die Hereinziehung ciner zweiten Großbant in die Beamtengeldwirtschaft anzurichten. Wir hören außerdem, daß bereits ein Kreditangebot von der Zentrale des Beamtengenossenschaftsverbandes und den mit ihr zujanamenarbeitenden Stellen vorliegt. Das rechtfertigt die Betesten, in der Beamtenzentralbant mit den Beschlüssen nicht gar But etiig zu fein.
Ja und nein!
Unsere Landesväter, wie sie gingen und wo sie blieben. Ein wirtschaftsparteilicher Landtagsabgeordneter wies in einer Leinen Anfrage auf eine Mitteilung der Herner Zeitung" hin, in der es hieß, daß an sämtliche Polizeidienststellen Eremplare des Buches ,, Unsere Landesväter, wie fie gingen und mo fie blieben" tostenlos mit der Bestimmung verteilt worden seien, sie in die Büchereien aufzunehmen und dort zu inventarisieren. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, wird die Frage, ob diese Mitteilung den Tatsachen entspreche, Dom preußischen Minister des Innern bejaht, desgleichen die Frage, ob die Verteilung des Buches mit Zustimmung des Ministers geschehe. Ferner stellt der Minister fest, daß die Bücher aus Mitteln des Staatshaushalts bezahlt worden seien. Die letzte Frage, ob der Minister des Innern es für richtig halte, daß sich staatliche Instanzen... an der Verunglimpfung unserer staatlichen Bergangenheit beteiligen", wird vom Minister mit einem ein" beantwortet.
Hoffentlich ist der neugierige Fragesteller jetzt befriedigt!
Münchmeyers Schweineftall". Der frühere Pfarrer Münch mener aus Borfum wurde vom Schöffengericht Emben wegen eines Bergehens gegen das Gefeß zum Sauze der Republik zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Der Staatsanwalt hatte sechs Monate beantragt. Münchmener hatte auf Borfum in einer Bersammlung öffentlich die republikanische Staatsform des Reiches dadurch beschimpft, daß er u. a. erklärte, das heutige Barlamen: fei ein Schmeinestall. Wir feien ein Bolt in Not, durch dis Recerung ausgefogen und ausgeplündert. Nieder mit dem Staat!" Arbeiterumzug beschossen. In der Warschauer Judenstadt wurde ein Zug von etwa 300 jüdischen Sozialisten beschossen. Eine Berson wurde getötet, zwei verletzt. Der Polizei ist es nicht gelungen, der Täter habhaft zu werden.
bg. Obuch( Stomm.): Sie sollen auch mit Degner befreundet gewesen sein? du
Zeuge Brolat: Auch Degner hat mit uns beim Bier zu fammengesessen. 3oh habe Degner auch einige Male im Betrieb der BG. getroffen. Im übrigen hatte ich von den Beziehungen zwischen Degner und Sflaref natürlich feine Ahnung.
Abg. Obuch: Ihre Frau soll mit Frau Sflare? eine Babereise gemacht haben?
Zeuge Brolat: Das ist unwahr.
Abg. Obuch: Wie war es mit dem Pelz?
Zeuge Brolat: Ich hatte vor Weihnachten Willi Stlare? erzählt, daß ich meiner Frau einen Belz schenken wollte und er hatte mir den Namen des Pelzhändlers Gohlide genannt. Ich habe ihm als Höchstpreis 2000 m. angegeben und habe dann meine Frau zu Goblide geschickt. Der Pelz ist Weihnachten geliefert worden, mert. würdigerweise ohne Quittung. Ich habe dann Willi Sflaret nach der Quittung gefragt, worauf er behauptete, sie hätten bei Gohlice Kredit. Am 23. März habe ich mir 2000 m. aus der Kasse der BBG. zahlen lassen, bin zu den Stlarets gefahren und habe bezahlt. zu der Eile veranlaßte mich eine Bemerkung von Leo Sklaret über den schlechten Geschäftsgang und die Tatsache, daß ich) Dezernent für den Kleidereinkauf bei der BBG. werden sollte, die seit 1925 mit den Ellarets in Geschäftsverbindung stand. Da wollte ich diese Sache bereinigt haben. Ich habe die Stlarets um eine Quittung gebeten, und es ist mir erst nach ihrer Berhaftung wieder eingefallen, daß ich sie nicht bekommen habe. Für die Anzüge, die ich mir seit 1927 bei Stlaret habe machen lassen, habe ich
alle Quiffungen im Besitz.
Ich bin dann nachträglich bei Gohlide gewesen und habe dort fest zustellen gesucht, wie es fam, daß ich nicht direkt die Rechnung erhalten habe. Der Inhaber der Firma fagte mir, er hätte Willi Sflaref angerufen, um die Hausnummer meiner Wohnung zu erfahren; dabei hätte ihm dieser gesagt, er solle die Rechnung an ihn schicken. Er hat mir aber aus seinen Büchern gezeigt, daß
meine Bestellung auf meinen Namen eingetragen war, während alle Pelze, die Sklaret sonst an Bekannte geliefert hat, nur den Bermert trugen: im Auftrage von Stlaref. Er hat mir auch gezeigt, daß die Sflarets am 11 Februar die 2000 Mart Durch Dreimonatswechsel bezahlt haben. Ich habe an die Sflarefs also früher gezahlt, als sie an Es entspinnen sich dann lange Erörterungen darüber, ob Brolat Renntnis hatte. om 20. September von der Repiston des Kontos Stlaret überhaupt
Goblide.
Obermagistratsrat Brandes ist überzeugt, daß die Stadtbanf direktoren die Stlarets über die Recision informiert haben. Er habe auch angenommen, daß Brolat davon wisse, denn wozu hätte er fonft ihm fopiel von den Sflarets erzählt. Solchen Quatsch macht man doch nicht umsonst." Brolat bleibt demgegenüber dabei, daß er weder die Revision, noch überhaupt den Kredit tannte. Auf die Sklarets sei das Gespräch gekommen, weil Brandes eine
abschäßige Bemerkung über das Anschaffungsamt gemacht hätte. Eine meitere Erörterung dreht sich darum, ob Brolat bei Brandes von Zuwendungen der Stlarets an die Partei und das Reichsbanner gesprochen habe. Brolat bleibt dabei, daß er davon nicht gesprochen haben tönne, weil er Brandes als redis. nicht gesprochen haben tönne, weil er Brandes als redis stehenden Beamten gefannt hätte. Außerdem habe er ge wußt, daß Partei und Reichsbanner von den Eflarets so gut wie I nichts bekommen hätten.
I
Obermagistratsrat Brandes entsinnt sich dieser Bemerkung ganz genau.
nur
DD m
Abg. Heilmann( Soz.) macht darauf aufmerksam, daß nach den Angaben Lapolitis Obermagistratsrat Brandes Reichsbanner gesprochen hätte. Er fragt den Zeugen, ob er sich heut genau entfinne, daß auch von der Sozialdemokratischen Partei die Rede war.
Obermagistratsrat Brandes: Brolat hat
von den politischen Parteien in der Mehrzahl gefprochen. Zeuge Brplat: Auch das bestreite ich auf das entschiedenste. Berichterstatter Koennede( Dnat.): 3euge Brolat, Sie haben in ihrer ersten Bernehmung gefagt, Obermagistratsrat Brandes genöffe auch bei Magistratsmitgliedern der Ruf, Tag und Nacht darauf zu lauern, wie er einem republifanischen Beamten ein Bein stellen fönne. Deshalb tönnten Sie mit ihm vom Reichsbanner nicht gesprochen haben. Von welchen Magistratsmitgliedern wissen Sie das über Brandes?
Zeuge Brolak: Darüber gebe ich feine Auskunft. Vorsitzender Schwenf: Sie haben kein Recht, darüber das Seugnis zu verweigern.
Zeuge Brolat: Heute beantworte ich diese Frage' bestimmt nicht. Ich behalte mir eine Erflärung vor, ob und warm id fie beantworte. Hierauf wird
Bürgermeister Dr. Scholz
bernommen. Er sagt, daß er immer ein Gegner der Monopolverträge und ein Gegner der Stlaret- Berträge gewesen sei; das gehe auch aus den Aften hervor. In der Angelegenheit des 300 000- Mart- Kredites sei er ebenso wie der Kämmerer überſtimmt worden. Bei der Fülle der Arbeit sei ihm diese Reinigkeit aber wieder entfallen.
In der Nachmittagssigung soll zunächst der Zeuge Lehmann, Prokurist der Firma Sflaret, vernommen werden. Er erklärt, ohne Bücher und Unterlagen nichts aussagen zu fönnen. Auf einzelne vorgelegte Fragen erwidert er, er müsse über die Beauf einzelne vorgelegte Fragen erwidert er, er müsse über die Beantwortung erst mit seinem Verteidiger Rücksprache nehmen.
Es wird dann
Willi Sklaret
aufgerufen, der mit großem Nachdruck seine vötige Unschuld versichert. Es sei traurig, daß fein Mensch mehr den Mut habe, die Wahrheit zu sagen. Die Sflaret- Verträge seien fein Geheimnis gemefen. Alle hätten darum gewußt, der Oberbürgermeister, der Bürgermeister Dr. Scholz dieser ganz besonders der Stadttämmerer Lange, alle Stadträte und die meisten Stadtverordneten. Affe hätten gewußt, daß die Berträge Sheinverträge waren. Alle hätten gewußt, daß die Firma Stlaref die Reinigungs stelle der Stadt Berlin gewesen sei. Bei allem was man auf fie abgeschoben hätte, hätte man ihnen versprochen, sie später zu ent schädigen. Sie hätten, bis die Geschäfte mit dem Magiftrat an fingen, feine Schulden und ein ansehnliches Vermögen beseffen. Die Stadt Berlin habe ihnen die KBB. aufgehängt, einen„ miftigen, bredigen Saustall", an deffen Waren fie Hunderttausende verloren und in den fie Hunderttaufende hineingesteckt hätten. Mit vollem Recht habe Schallbach gesagt, man habe ihnen Attrappen statt Baren gegeben. Kein Bezirksamt habe ihnen das Zeug ab genommen, es fiege noch jetzt in der Kommandantenstraße, Sie hätten dann immer wieder versucht, den Schaden durch neue Ber träge abzugelten Reinen der Berträge habe die Stadt gehalten. Trogbem märe niemand aus den Krebiten ein Schaden erwadifen, wenn man sie nicht in den Konturs getrieben mb afle Werke für den zehnten Teil verschleudert hätte.
Jetzt wolle niemand etwas gewußt haben, und alle metteiferten im Lügen. Sogar Herr Stadtrat Neuendorff fpiele fich als Reiniger auf, nachdem er ihn zweimal zu sich in die Wohnung bestellt hätte, um mit ihm zu bereden, wie er an den Grundstücksfäufen in der Kommandantenstraße etwas verdienen tönnte, mach dem er ihn um Finanzierung seiner Patente gebeten hätte ufm.
Berichterstatter Roennede hält dem Zeugen aus den ver fchiedenen Berirägen vor, daß die Stlarets felbft bei Bewährung neuer Borteile auf die Geltendmachung des angeblichen alten Scho dens verzichtet hätten.
Willi Sklaret bleibt dabei, daß das alles Scheinverträge ge wesen seien und daß daneben weitgehende mündliche Suficherungen des Magistrats gingen.
Berichterstatter: Barum haben Sie fich bas ats tich tiger Kaufmann nicht schriftlich geben lassen?
Willi Sflaret: Man ist leicht geneigt, dem Magiftrat der Stadt Berlin zu glauben, bis man durch die Ereignisse eines Besseren
belehrt wird.
Berichterstatter Koennede: Wer war der Magiftrat? Wollen Sie uns nicht die Namen der Herren nennen?
Willi Sflaret: Die hebe ich mir für die Hauptverhandlung auf. Oberjuftizrat Dahm vom preußischen Justizministerium bittet, die Bernehmung abzubrechen, da ihre Fortführung den Fortgang
der Strafuntersuchung gefährde.
In geheimer Sigung wird beschlossen, diesem Antrag stattzu geben und auf die weitere Vernehmung der Brüder Sflaret zu ver zichten. Diese geheime Sigung war wieder einmal ein
Musterbeispiel fommunistischer Demagogie und Unehrlichkeit. Die Sozialdemokraten wünschten an Willi Stlaret noch ein paar Fragen zu stellen, die sich auf die Angaben Brolats über seine Beziehungen zu den Stlarets bezogen; sie erklärten sich aber bereit, darauf zu verzichten, obwohl dieses Thema mit der strafrechtlichen Verfolgung gar nichts zu tun hat, weil der Ausschuß offenbar nicht geneigt war, noch einmal in diese Erörterungen einzutreten, die schließlich bloß für eine gewisse Sensationspresse von besonderer Bedeutung sind. In diesem Augenblick schlug der kommunistische Abgeordnete Obu dh, der als erstes Mitglied des Ausschusses den Borschlag gemacht hatte, Willi Sflaret nicht weiter zu hören, vor, trotzdem Leo und Mat Stlaret zu vernehmen, weil man vielleicht von ihnen noch etwas Nügliches erfahren fönnte. 3med der Uebung war so deutlich, daß ihn ein Blinder mit dem Stock fühlen fonnte. Die Sozialdemokraten erklärten daher, daß sie für den gänzlich sinnlosen Antrag Obuch slimmen würden; fie hällen es faft, sich grundlos beschimpfen zu lassen.
De: Antrag Obuch wirde dann gegen die Stimmen von Kom. munisten und Sozialdemokrater abgelehnt. Es gibt offenbar außer dem Stadtrat Neuendorff noch manche merkwürdige Be. fämpfer ber Rorruption!
rufungsinstanz gegen den Schriftsteller und Berieger Dr. Stadtler. Kuhfladen- Stadtler. Die Straffammer. Salle verhandelte als Be. ber gelegentlich einer Landbundverfamneng in Delizich die Staats ordnung mit einem Kuhfladen verglichen hat und deshalb zu 300 m. Geldstrafe verurteilt wurde. Das Gericht hielt das Urteil der Bor instanz aufredyt.