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Die Wahlen in Bayern . Der Untersuchungsrichter versagte.

( Fortsetzung von der 1. Seite.)

ten berloren dagegen eins von ihren bisherigen drei Mandaten, so daß die frühere linke Stadtverordneten­mehrheit nicht mehr besteht. Hitler steigerte seine Man­datsziffer von 6 auf 8, während die Deutschnationalen zwei Drittel der bisherigen Stimmenzahl verloren. In Koburg vermochten die Nationelsozialisten tros ihrer monatelangen Bankrottherrschaft ihre ab­solute Mehrheit zu behaupten. Auch hier hatten die Deutschnationalen und die Kommunisten Einbußen zu verzeichnen. In Pirmasens wurden die Nationalsozia­listen mit 9 Mandaten die stärkste Partei. In anderen Städten und Dörfern vermochten sie ihren bisherigen Besitzstand mit Mühe und Not zu behaupten. Vielfach Best stand mit Mühe und Not zu behaupten. Vielfach gelang es ihnen nicht, ihre frühere Mandatsziffer zu erreichen.

Auf dem Lande hat die Sozialdemokratie ihre bis­herigen Mandats- und Stimmziffern stellenweise um das drei bis vierfache überschritten..

Einzelmeldungen.

München , 9. Dezember. ( Eigenbericht.) Ju der bayerischen Hauptstadt München gewann die Sozialdemokratie bei den geftrigen Gemeindewahlen vier Mandate und fteigerte damit ihren bisherigen Befihstand von 13 auf 17. Die Bayerische Bolkspartei verlor ein Mandat und behauptete 12. Die Deutschnationalen gingen von 6 auf 3 3urüd, während die Nationalfozialften von 3 auf 8 stiegen. Die freie bürgerliche Lifte, die bisher im Stadtparlament nicht verfteten war, brachte es auf 3 Mandale. Der Gewerkschaftsring erhielt ein Mandat und der Bayerische Mittelstand, der im Stadtparlament bisher ebenfalls nicht vertreten war, erhielt einen Sitz. Die kom­muniffen verloren von ihren 5 Mandaten 2. Der Haus­besitz erhielt zwei Sihe statt bisher ein Mandat.

Aus den übrigen bayerischen Städten sind folgende Ergebnisse 3 verzeichnen: Nürnberg : So3 . 21( 22), Nat.- E03. 8( 5), Dem. 2( 3), Bayerische Bolkspartei 5( 4), Dnat. 2, DVp. 1, Christlicher Volksdienst 3, Mittelstandspartei 5( 4), Schwarzweißrot 1, Komm. 2( 1).

Augsburg : Soz. 14( 17), Dnat. 3( 4), Nat.- Soz. 3( 1), Komm. 4 ( 3), Bayerische Bolfspartei 17( 14), Dem. 2( 2), Wirtschaftsp. 3 ( 4), Mieterliste 2( 4), Liste der Arbeiter, Angestellten und Be­amten 2( 1).

Bamberg : So3 . 6( 7), Dnat. 1( 2), DBp. 0( 0), Dem. 0( 1), Bayerische Bolfspartei 12( 9), Wirtschaftsp. 2( 0), Nat.- S03. 5( 2), Haus- und Grundbesizer 2( 3), Wirtschaftliche Vergg. 2( 5). Bayreuth : Soz. 13, Mieterliste 0, Nat.- S03. 9( 1), Bayerische Bolkspartei 1, Komm. 0, Bürgerlicher Wirtschaftsblock 3, Neutrale Lifte 2, Freie Bürgerliche Vereinigung 2.

Hof: Soz, 13( 13), Romm. 0( 0), Bayerische Bolkspartei 4( 4), Nat- Soz. 5( 3), Haus- und Grundbesitzer 1( 0), Beamten und An­gestellten 3( 4), Ordnungsblock 8( 10).

Kempten ( Allgäu): 503. 6( 4), Bayerische Volkspartei 5( 5), Nat.- Soz. 2( 1). Weiter bisher 2 Dnat., 1 Dem. und 2 Beamte und Angestellte, Bürgerliche Einheitslifte 4, Haus- und Grundbefizer

1( 0).

4( 4), Bürgerlicher Block 5( 6).

Landshut : Soz. 9( 9), Bayerische Volkspartei 12( 11), Nat.- S03. Ludwigshafen : So3 . 14, 3entrum 8, Wirtschaftsp. 3, DBp. 4, Dem. 2, Komm. 3, Linte Komm. 1, Nat.- Soz. 3, Christlicher Volks­dienst 1.

2.

Neustadt a Haardt: Soz. 6, Bayerische Bollspartei und Zen­trum 5, Gewerbebund 2, Wirtschaftsp. 3, Mieterverein 1, Komm. 2, Dem. 1, Protestantischer Bürgerblcd 3, DBp. 2, Nat.- Soz. 4. Pirmasens : So3 . 5, Nat.- 503. 10, Bayerische Bolkspartei und Zentrum 4, Komm. 5, Bürgerliche Mitte 3, DBp. 3, Dnat. 0. Speyer : Soz. 9, Zentrum und Bayerische Bolfspartei 9, DBp. 5, Komm. 2, Dem. 1, Wirtschaftsp. 2, Nat.- Soz. 2.

3n Danzig nichts geändert.

Danzig , 9. Dezember. ( Eigenbericht.)

Die am Sonntag in 37 Gemeinden der Freien Stadt Danzig vorgenommenen Wahlen brachten im allgemeinen in dem Besigstand der Parteien feine Beränderungen. Die bürgerlichen und fozialdemokratischen Mehrheiten wurden fast durchweg behauptet. Es ist bemerkenswert, daß in der neu gebildeten Gemeinde Hofter­busch im Kreise Großes Werder überhaupt teine Stimmen ab­gegeben wurden. Die Polen erlitten allgemein Verluste.

Die Kommunalwahlen in Oft- Oberschlesien. kattowih, 9. Dezember.

Nach dem in der Polska Zachodnia" veröffentlichten Bericht über das Ergebnis der gestrigen Kommunalwahlen in den oftober­schlesischen Landgemeinden entfallen auf die deutsche cifte ( Deutsche Wahlgemeinschaft) im Kreise Kaltowih 9 Mandate gegen 13 im Jahre 1926, im Kreis Tarnowitz 9( 25), Lublinik 11( 78), Schwientochlowit 63( 111), Plej 68( 92), in Rybniť 37( rund hundert Mandate weniger). Die deutsche Sozialdemokratie hat im allgemeinen ihre Mandate behalten, bzw. in Orten, in denen sie erit. 1928 festen Fuß faßte, und bis dahin überhaupt noch nicht be­fland, fogar acht Mandate gewonnen, jo in Rydultal und Schoppi­nit. Die Korfanty - Partei hat verhältnismäßig starke Ver­fuffe zu verzeichnen, ebenso die Nationalpolnische Arbeiterpartei und die polnischen Sozialdemokraten. Endgültige Rejulfate liegen noch

nicht vor.

Vorwürfe des Oberstaatsanwalts in Hirschberg.

L. R. Hirschberg. 9. Dezember.( Eigenbericht.) Die heutige Verhandlung dürfte wohl die interessanteste und spannendste merden: Wie verhielt sich der Angeklagte während feines achttägigen hartnäckigen Leugnens und später bei seinem Ge­ständnis. Als ersten hört man darüber den Untersuchungsrichter, Land­gerichtsrat Dr. Thomas. Ein eigenartiger Herr, dieser Beuge: Er mißt wichtige Befundungen des Angeklagten feine Bedeutung bei und unterläßt ihre Protokollierung, und schließlich läßt ihn auch im Gerichtssaal des Gedächtnis vollkommen im Stich. Es geht um die Frage: Hat der Angeklagte von einem böjen auch die Tat? Der Oberstaatsanwalt führte zur Unterstützung feiner Geist des Hauses gesprochen, dem er alles zutraue, also Behauptung, daß diese Worte gefallen feien, so viele Einzelheiten an, daß an ihrer Richtigkeit nicht mehr gezweifelt werden tamm. Das von dem bösen Geist hat er auf Grund seiner Notizen mit zur Grundlage seiner Anflage gemacht. Der Untersuchungsrichter hat aber diese Aeußerung nicht zu Protofoll genommen und tann sich im Augenblid ihrer nicht mehr entsinnen. Im übrigen meinte er, er würde diesen Aeußerungen, sofern fie gefallen wären, wohl feine Bedeutung beigemessen haben, da er der Darstellung des Angeklagten vollen Glauben geschenkt habe. Es mag ftrafprozessual nicht haltbar sein, daß der Staatsanwalt der Bernehmung des Angeklagten beigewohnt hat auch das Ein­verständnis des Beschuldigten entbindet nicht von der Pflicht, die Forderungen des Strafprozesses einzuhalten, Tatsache bleibt doch, daß eine so schwerwiegende Aeußerung aus dem Munde des An­geflagten gefallen ist. Tatsache bleibt, daß er später nach der Bei­geklagten gefallen ist. Tatsache bleibt, daß er später nach der Bei­fegung des Baters den Namen Wabnih, den ihm der Untersuchungs richter in den Mund legte, aufgegriffen hat, wohl um denjenigen, den er anfangs gemeint hat, zu decken. Also ein Stein mehr für das Fundament zur Anklage wegen Vatermordes. Die Frage, die bei dem unbefangenen Zuhörer im Gerichtssaal bereits am ersten Tage auffam, tritt immer dringender in den Vordergrund: Ist überhaupt noch das Schöffengericht zuständig? Darf es nach dieser Beweisaufnahme, wenn sie überhaupt noch ernst genommen werden soll, zu einem Urteil fommen oder ist das Gericht verpflichtet, die Sache dem Schwurgericht zu übergeben? Die Befundungen der Breslauer Kriminalbeamten verstärken nur den allgemeinen Eindruck, daß so wie bis jetzt nicht weiter ver­fahren werden darf.

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Der Untersuchungsrichter fagt aus.

Am heutigen dritten Berhandlungstag ist der Angeklagte wieder frischer als am Sonnabend, nachdem er sich gestern in ärztliche Behandlung begeben hatte. In Gerichtssaal herrscht allgemeine große Spannung, da es heißt, daß die Verteidigung heute einen großen Vorstoß unternehmen und evtl. beantragen will, die Ber­handlung gegen Chriftian Stolberg dem Schwurgericht zu über­

weisen.

Als erster Zeuge wurde der Untersuchungsrichter, Landgerichts­rat Thomas, vernommen, der von Anfang an den Angeklagten verhört hat. Er schilderte alle Einzelheiten der Aussagen des Grafen Christian, da dem Vorsitzenden daran lag, nachzuprüfen, ob sich der Angeschuldigte schon bei seiner ersten Befundung in ibersprüche verwidelt habe. Borf: Herr Zeuge, ist es richtig, daß Sie dem Angeklagten sagten: Wenn Sie die Tat be­gangen haben, so gestehen Sie ruhig, das Fideikommiß verlieren Sie deshalb nicht. 3euge: Nein, ich habe das nicht gesagt, das war, glaube ich, der Oberstaatsanwalt. Bors.: Haben Sie ihm war, glaube ich, der Oberstaatsanwalt. Bors.: Haben Sie ihm die zivilrechtlichen oder strafrechtlichen Folgen einer Fahrlässigkeit auseinandergesetzt? 3euge: Meines Wissens tat das der Herr Oberstaatsanwalt. Oberstaatsanwalt: Die Untersuchung hatte großes öffentliches Interesse, und ich mußte dem Ministerium berichten. So ging ich abends zwischen 7 und 8 Uhr zum Unter­suchungsrichter. Dieser meinte, ich fönnte, wenn der Angeklagte einverstanden sei, der Protokollierung der Aussage beiwohnen. Bors: Können Sie, Herr Zeuge, unter Eid sagen, daß, als der Oberstaatsanwalt tam, die Vernehmung bereits beendet war? 3euge: Meines Wissens ja. Der Oberstaatsanwalt verlas dar auf den Bericht, den er über diese erste Bernehmung dem Mini­sterium am anderen Tage übersandt hat und in dem steht, daß Chriffian St. einen Mann tenne, dem er alles zufraue, den er aber nicht nennen wolle, um nicht Geheimnisse seiner Familie preiszugeben.

Maffenerkrankungen in einer Fabrik. 30 Plätterinnen durch Kohlenoxydgase betäubt. In der Wäschefabrik von G. in der Mühlen straße 53/58 wurden heute vormittag durch aus­strömende Kohlenoxydgase dreißig Plätterinnen betäubt.

Die Feuerwehr und das Städtische Rettungsamt waren mit mehreren Aerzten und Sanitätern zur Stelle, um die Erkrankten, von denen einige besonders schwer mitgenommen waren, mit Sauerstoff zu behandeln. Fünf Frauen, bei denen die Vergiftungserscheinungen besonders start hervortraten, mußten in das Kran tenhaus am Friedrichshain gebracht wer­den. Die Plätterei, in der sich das Unglück zutrug, liegt

Eine ausführliche Darstellung der politischen Lage in Oftober im 4. Stockwerk des ersten Fabrikquergebäudes. Offen schlesien veröffentlichen wir in der Beilage.

Pacelli macht Abschiedsbesuch.

Rückkehr des Nuntius nach Rom .

Am Montag vormittag überreichte Seine Exzellenz der

apoftolische Nuntius, Dr. Eugen Pacelli, Erzbischof von Sardes ",

dem Reichspräsidenten sein Abberufungsschreiben.

Sardes mar die Hauptstadt des Reiches der Lyder in Klein­

afien, später eine blühenbe Stadt im Römischen Reich, Siz eines Erzbischofs. Jetzt find mur einige Trümmer erhalten und der Titel Erzbischof".

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Der Amsterdamer Konjul der Dominikanischen Republik ist unter der Beschuldigung verhaftet worden, unfitifiche Handlungen an Minderjährigen vorgenommen zu haben.

bar ist das Unglück durch falsche Bedienung eines Gas­apparates verursacht worden. Von den Städtischen Gas­werken wurde an Ort und Stelle sofort eine Untersuchung vorgenommen und dabei festgestellt, daß sämtliche Gas­leitungen in Ordnung waren.

Der China - Diktator bleibt. Zschiangtaifchet denkt nicht an Rücktritt.

Manting, 9. Dezember. Präsident Tschiangtaifchet erklärte am Sonntag, daß, wenn er im Augenblid feinen Poften aufgeben würde, diefes gegenwätfig nur den Reaktionären und kommunisten in die Hände arbeiten würde. Kommunisten und Militaristen würden das Cand nur noch in größere Verwirrung stürzen. Ischiangtaischek sprach die Ueber­zeugung aus, daß es ihm auch diesmal gelingen werde, die Aufstände

Bors: Hat der Angeklagte nicht gefagt, die Tat fei non dem bösen Geist" des Hauses oder der Familie ausgeführt? 3euge: Nein. Oberstaatsanwalt: Der Angeflagte hat auf die Frage, ob er den fremden Täter tenne, gesagt: Ich will keinen fremden Menschen bezichtigen, aber ich kenne einen, dem ich alles zutraue. Vorf.: Diese Aeußerung, Herr Landgerichtsrat, mußte Ihnen doch auffallen, da der Oberstaatsanwalt sie doch zur Grundlage seiner Anklage gemacht hat. Da mußten doch eigentlich noch andere Spuren verfolgt werden. 3euge: Von einem bösen Geist hat der Angeklagte wohl nichts gesagt, glaube ich. Bors.: Berdächtigung eines Fremden, des Försters Bapnik, die der Das steht aber mörtlich auf Seite 24 der Antlage. Die so wichtige Oberstaatsanwalt sofort verfolgte, haben Sie im Protokoll nicht festgehalten. 3euge: Ich fann nur wiederholen, ich glaube selbst heute nicht, daß die Aeußerung vom bösen Geist ge­fallen ist. Oberstaatsanwalt: Es ist nach meiner Meinung unzweifelhaft, daß der Angeklagte das Wort böser Gelst" gebraucht hat. Bors: Herr Zeuge, ftand vielleicht am 23. März etma ichon fest, daß der Angeklagte der Täter war? 3euge: Im Gegenteil, ich habe keine vorgefaßte Meinung gehabt. Borf.: Nun, schon in der Tatnacht waren der Güterdirektor Gombert und Sanitätsrat Panig von dem Verdacht überzeugt, daß Graf Christian den Bater erschossen hat. 3euge: Dentbar wäre ja schließlich, daß ich bei der ersten Bernehmung zu müde war, um alle Aussagen des Angeschuldigten ins Protokoll zu bringen.

Landgerichtsrat Thomas schilderte dann die weitere Ber­nehmung Christians auch durch die Berliner Kriminal­tommiffare, die am 23. März eingetroffen seien. Am 24. habe man einen Lofaltermin in Jannowitz abgehalten und am 25. den Angeklagten vernommen. Am 27. mollten Dr. Rusche, der Ver­teidiger, Rechtsanwalt Reier und Oberlandesgerichtsrat Renner den Angeklagten sprechen. Ich gab den Herren die Sprecherlaubnis und ging zur Kontrolle mit in die Sprechzelle. Nach der Unterredung zwischen den drei Herren und Christian verließen wir die Sprech­zelle. Dabei sagte Christian: Kann ich Sie heute noch einmal sprechen? Ich lehnte ab und sagte, er werde zuerst von den Berliner Herren vernommen werden. Vors: Erinnern Sie sich, Herr 3euge, daß der Angeklagte bei der Unterredung fagte: Ich werde tein Gewehr mehr nach diesem Vorfall in die Hand nehmen. Ich Lege fogar großen Wert darauf, daß die Jagd verpachtet wird. Zeuge: Nein, daran erinnere ich mich nicht mehr. Borf.: Es war doch aber sehr wichtig, da der Angeklagte bisher immer be­stritten hatte, ein Gewehr am 18. März in der Hand gehabt zu haben. 3euge: Ich fann mich nicht mehr entsinnen. Borf.: Herr Zeuge, der Oberlandesgerichtsrat Renner hat uns gesagt, der Angeklagte haben Ihnen gesagt: Herr Untersuchungsrichter, ich möchte Sie heute noch sprechen, ich habe Bertrauen zu Ihnen ge­monnen, aber ich möchte das nicht den Berliner Kriminalbeamten fagen. 3euge: Das glaube ich nicht. Borf: Herr Landes­gerichtsrat Renner hat diese Aeußerung beschworen. Er fuhr sogar nach der Unterredung beruhigt fort mit dem Gefühl: Nun hat Graf Christian gestanden. Der Herr Oberlandesgerichtsrat erklärt uns, er sei empört gewesen, als er später hörte. Sie hätten den Ange­flagten nicht mehr gesprochen. Beuge: 3ch hatte nicht das Ge­fühl, daß Christian gestehen wollte.( Große Bewegung.) Herr Kriminalrat Hoppe hatte mich zudem gebeten, den Angeklagten nicht mehr zu vernehmen, bis er ihn selbst gehört hatte, denn psychologisch ist es einem Angeklagten leichter, einem Mann etwas zu gestehen, demgegenüber er sich noch nicht festgelegt hat. Bors.: Tatsächlich hat aber der Angeklagte Ihnen gesagt, er wolle Ihnen etwas mitteilen, was er den Berliner Beamten nicht sagen wolle. 3euge: Ja, ich weiß nicht...

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Oberstaatsanwalt: Herr Landgerichtsrat, tatsächlich ist es doch so gewesen, daß der Angeklagte Sie fo eingewidelt hat, daß Sie ihm alles geglaubt haben.( Große Bewegung.) 3euge: Am Anfang habe ich dem Graf Christian geglaubt. Angefl.: Ich fann nur sagen, daß ich am liebsten Herrn Land­gerichtsrat Thomas mein ganzes Herz nach dem Besuch des Herrn Oberlandesgerichtsrat Renner ausschütten wollte. Mich trifft jedoch die Schuld. Ich hättle offen fagen müssen, daß ich jetzt ein Ge­ständnis ablegen wollte.

Da sich der Angeklagte wieder nicht wohl fühlte, der Bor­fizende eine kleine Pause eintreten.

zu unterdrüden, gab aber zu, daß der Uebertritt der beiden bedeutenden Heerführer Shih Bu und Tang mit ihrem großen Gefolge an Unterführern zu den Aufständischen der Nanfinger Regierung unerwartet gekommen sei. Von Hantau aus find inzwischen

neun Truppentransportdampfer nach Ranking abgegangen.

Hugenbergs Auflösung.

Die Arbeiter fehren sich ab.- Das Landvolt auch.

Der Deutsch nationale Arbeiterbund, der die zur Deutschnationalen Partei gehörigen Teile der christlichen Gewerk. schaften umfaßt, hat nach dem Austritt feiner Reichstagsabgeord neten Hartwig und Hülfer einen Beschluß gefaßt, der praktisch die

Trennung von der Deutschnationalen Bolfspartei bedeutet. Die Bundessaßungen, die bisher die Zugehörigkeit des Bundes zur DNVP. aussprachen, sollen so umgestaltet werden, daß es jedem Mitglied freisteht, ob es fich zur DNBP. rechnen will oder nicht. Hugenbergs Montagsorgan tröstet sich damit, daß dieser Beschluß gegen den Protest vieler" gefaßt worden sei, aber wie viele werden das noch sein?

Der Auflösungsprozeß der Deutschnationalen Bolkspartei wird vielleicht am deutlichsten dadurch charakterisiert, daß in Thüringen gegenüber den anderen Rechtsparteien die Hugenberg - Partei zur fleinsten, man fann sagen

zur Splitterpartei herabgefunken

ist. Das Stärteperhältnis der Rechtsparteien fieh: in Thüringen folgendermaßen aus: Christlich nationale Bauern und Landooltpartei 131 688 Stimmen, Nationalsozialisten 90 236 Stimmen, Wirtschaftspartei 76 217 Stimmen, Deutsche Bolts partei 70 413 Stimmen, Deutschnatio. Boltspartei nale Partei 31 618 Stimmen! Die Landvolkpartei hat also mehr als das Bierfache, die Nationalsozialisten das Dreifache, Wirt­schaftspartei und Boltspartei jede mehr als das Doppelte der deutsch nationalen Stimmne erhalten.

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