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Die schottischen Rebellen.

Zum ersten Male spricht man von Spaltungsgefahr.

London , 8. Dezember. ( Eigenbericht.) Mehr als einmal ist in den letzten Wochen während der De batten der Arbeitslosenversicherung bill von den rückwärtigen Bänken der Arbeiterpartei her Murren laut ge­worden. Fäuste wurden gegen die Führer der eigenen Partei, gegen Macdonald, Snowden und Thomas geballt. Abgeordnete der Arbeiterpartei, Kollegen der regierenden Minister haben versucht, Anträge im Parlament einzubringen, die auf Mißtrauensvoten hinaustamen; sozialistische Abgeordnete haben in ihren Wahlkreisen öffentlich die Regierung des Bruchs von Wahlversprechen, der poli­tischen Ehrlosigkeit geziehen. Was ist geschehen? Befindet sich ein Flügel der Partei in offenem Aufstand? Ist die Zersplitte­rung der Partei- von den Gegnern immer und immer wieder prophezeit zur Wahrheit geworden?

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Die Vorgänge der jüngsten Wochen mit kontinentalen Maßstäben messen, hieße sie mißverstehen. In Deutschland , in Desterreich, in Skandinavien , und der Schweiz mit ihrer strengen Bartei. und vielfach noch strengeren Fraktionsdisziplin würde ein Bruchteil dessen, was sich hier in England unter unseren Augen abspielte, genügt haben, um einen inneren Bruch nach Außen an­zuzeigen, das Vorspiel für disziplinarisches Vorgehen, für den Aus­schluß der betreffenden Abgeordneten zu bilden. Hier, in Eng. land, wo die Freiheit von Zwang und Disziplin seit jeher größer war ,, wo in jeder Partei eine Gruppe existiert, die in den De­batten gegen die Führer der Partei aufsteht, wo beinahe jeder Ab­geordnete das eine oder andere Mal mit dem politischen Gegner und gegen seine eigene Bartei gesprochen und gestimmt hat, tann eine Disziplin nicht gebrochen werden, die es nicht gibt. An und für sich bedeutet also die Rebellion der Abgeorneten von der Clyde noch nichts. Aber in den letzten Wochen sind gewisse Momente deutlich geworden, die eine ernst ere Beurteilung als in der Vergangenheit nötig machen. Die Demonstrationen der Stür­mer und Dränger von der Clyde haben sich quantitativ so ge­steigert, daß sich das Gesicht dieser betonten Revolte verändert hat. Man bekommt mehr und mehr den Eindruck, daß sie

mehr und mehr zur bewußten, wohlvorbereiteten Opposition wird, und daß dahinter der be you Bte 23i11e steht, die Führer der Partei vor den Massen bloszustellen. Dieser Eindruck wird durch den systematischen Charakter der Angriffe, die Ge­fchloffenheit des Borgehens, die Wahllosigkeit des Ausdrucks, die Heftigkeit der Sprache noch verstärkt.

General dieser Gruppe ist James Marton, Präsident der Unabhängigen Arbeiterpartei, ein Fanatiker. Ein Fana tifer mit Humor allerdings, darum im Unterhaus auf allen Seiten geschätzt und selbst bei Liberalen und Konservativen persönlich b>= ( liebt. Schlant, mit bunflem Teint, dunklen Augen und einer drohend ins Gesicht gefämmten Verschwörerlocke ist Marton einer der marfantesten Gestalten des Unterhauses. Ein Redner großen Formats, aber fein Denker. Er ist der General und wie viele Generale nur das Aushängeschild für seinen Stabs­chef, Werkzeug seiner Strategie. Dieser Chef vom Stab der Gruppe Marton ist der Sehr Ehrenwerte" John Wheatley , ehe­maliges Mitglied des Kabinetts Macdonald von 1924, Mitglied des Geheimen Rates Seiner Majestät Rönig Georg V. , Großfauf mann in Glasgow und fanatischer Katholik. Wheatley ist der

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wird warm

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Drahtzieher, der Minenleger. Mar, messerscharf in seiner Logit, als Redner eiskalt und überlegen, dirigiert er, aus dem Hintergrund, in den er sich freiwillig zu begeben pflegt, die Clade Gruppe. Tritt er selbst hervor, so macht er durch seine Logif, seine schneidende Sachlichkeit im Unfachlichen Eindruck. Aber niemand es ist als ob eine Maschine abrollte, nicht ein warmer Mensch spräche. Er ist der Intellekt: John Buchanan die Trompete, der hochwürdige Campbell Stephen, ein Geist­licher, der Schriftführer und Davie" Kirkwood, wie jemand unlängst festgestellt hat, der Clown der Gruppe. Rund um sie herum ranfen sich mehrere andere, ihnen bisher nur von Fall zu Fall zugefellt: die junge Jenny Lee, der das Elend ihrer schottischen Heimat auf der Seele brennt und die Langsamkeit der parlamentarischen Maschine als ein Berrat an ihren Wählern ar­scheint, Fenner Brodway, der frühere Herausgabe der Zeit­schrift ,, New Leader", seinem Temperament nach stets bei den An­greifern, seinem Herzen nach bei den Kühnsten, seinem Berstand nach bei denen, die sich selbst nicht zu helfen vermögen.

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Noch ift der Rubikon nicht überschritten.

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Noch sind sie Mitglieder der Fraktion, dem ,, Einpeitscher" der Frat­tion unterstellt. Noch ist nichts geschehen, was sie unversöhnlich außerhalb die Partei gestellt hätte. Die englische Partei liebt nicht bas Reger- Richtertum und wünscht auch jetzt noch, trotz der Bera antwortungen der Regierung, die freie Aeußerung der Meinung nicht zu unterbinden. Aber dennoch tönt, zum ersten Male­trogbem es nicht das erstemat ist, daß Marton eine Rebellion führt die bange Frage, wie lange diese Revolte noch möglich ist, ohne die Massen zu verwirren und die Regierung im eigenen Rücken zu schwächen. Die Mehrheiten Macdonalds und der Seinigen im Unterhaus sind schwach wie tönnte es auch bei einer Minderheiten- Regierung anders sein? Es kommt auf den letzten Mann in den eigenen Reihen an. Wie, wenn durch die Schuld Marton- Wheatleys die Regierung in einer ernsten Frage in die Minderheit geriete? Die Frage wird überall gestellt, wo Anhänger der Labour Party zusammen find, in den Ortsgruppen, im Parlament. Niemand will es auf der Seite der Mehrheit zum Bruch mit Männern, wie Magton, Rirdwood, Buchanan und Campbell Stephen treiben, deren Ehrlichkeit über allem | 3weifel steht und die in ihrem Typus und in ihrem religiös gefärbten Fanatismus einen Teil der ältesten schottischen Garde der britischen Arbeiterbewegung widerspiegeln; niemand will einen Wheatley vor die Tür setzen, der als Minister der ersten Arbeiterregierung sich durch sein Hausbaugesez unvergängliche Ber­dienste geschaffen und, vielleicht mehr als irgend jemand, die Ehre der ersten sozialistischen Regierung des britischen Reiches gerettet hat.

Niemand will eine übereilte Entscheidung erzwingen. Aber alle fühlen, daß diese Kritik in ihrer agitatorischen Maßlosigkeit, in ihrer Mißachtung aller realen Tatsachen zu einem Stachel ge­worden ist, der nichts als unnötig verwundet. Noch sind die Würfel nicht gefallen, aber man beginnt sich zu fragen, ob morgen oder übermorgen oder vieleicht erst in Monaten oder Jahren nicht doch die schmerzliche Trennung von Freunden notwendig sein wird, ihre Führer in der Zeit der Not aus edelsten Motiven, die im Stiche gelaffen haben.

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Egon Wertheimer.

Die Anklagen gegen den Diktator.

Der Kampf der linken Kuomingtang gegen Tschiangfaischet.

führen und die drei Boltsprinzipien, die leider nicht in ihrer Drei­Einheit von allen Richtungen der Kuomingtang aufrechterhalten werden, in die Tat umzusehen. Der rechte Flügel, in dem Kapita­liften und Großgrundbefizer stark vertreten sind, greift lediglich das nationale Programm der Lehre Dr. Suns heraus. Daß ein neuer

Ein neuer Kampf in China hat begonnen. Alle diejenigen, die| glaubten, nach den schweren Kämpfen der letzten Jahre nun mit einer ruhigen und steten Aufwärtsentwicklung Chinas rechnen zu können, sehen sich enttäuscht. Und doch war dieser Kampf, wie wir längst voraussahen, unabwendbar geworden durch die nicht zu über­brückende Kluft zwischen den diktatorischen Maßnahmen Tschiang- Kampf in China zwischen dem linken und rechten Flügel der taischets und den Lehren Dr. Suns, auf die sich das Programin der Kuomingtang stützt, und deren Verwirklichung das Ziel der chine­

fischen Revolution ist.

Die Lehre Dr. Suns stellt drei unauflösbar miteinander ver­bundene Prinzipien auf, die drei sogenannten Volksprinzipien: Volksselbständigteit( Nationale Freiheit), Boltsherrschaft( Demokratie), Bolts wohlstand( Sozialismus).

Die Kuomingtang erstrebt durch den ,, Nationalismus" die Unab­hängigkeit des chinesischen Volkes vom westlichen Imperialismus und Gleichstellung after Völker der Welt, die Gleichberechtigung aller Bevölkerungstreise und ihre Befreiung von Militarismus und Bureaukratismus durch die Demokratie, und die wirtschaftliche Gleichstellung aller Chinesen durch den Sozialismus. Dabei ist sich die linke Kuomingtang darüber klar, daß eine Verwirt lichung des Sozialismus erst nach einem Uebergangsstadium möglich sein wird. Die chinesische Revolution ist also nicht nur eine politische, sondern auch eine soziale.

Sie fonnte daher nicht beendet sein mit dem Sturz des Kaiser. tums, der Militärmacht und der alten Regierung,

fie mußte weitergeführt werden als ein Kampf gegen den über­tommenen Feudalismus des Großgrundbesitzes und den neu erstehenden Rapitalismus. Die linte Ruomingtang hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Revolution in diesem Sinne weiterzu

Kuomingtang entbrennen mußte, wenn der linke entschlossen war, das Programm Dr. Suns in seinem vollen Umfange durchzusetzen, wird dem diesen Dingen fernstehenden Europäer am besten begreiflich merden durch einen Ueberblick über die wichtigsten Punkte des von der linken Kuomingtang und zwölf ihr angeschlossenen Generälen herausgegebenen Manifestes. In diesem wird Tschiangkaischet angeklagt:

Tichiangtaischet verhinderte eine sagungsgemäße Bahl der Vertreter der einzelnen Provinzen zum dritten Parteitag; unter Aufbietung von Militär schloß er den linken Flügel der Partei aus. Er baute Schlösser für seinen und seiner Familie Brinat gebrauch und übergab einen erheblichen Prozentjazz der Summe einer amerikanischen Bant, um das Geld dem Zugriff seiner Lands: Leute zu entziehen. Nachdem er durch Machtmittel nicht wie durch Wahl des Volkes oder des Gesamtzentralfomitees der Partei, die Wahl des Volkes oder des Gesamtzentralfomitees der Partei, die übrigens nur einen Vorsitzenden, nicht aber einen Präsidenten seine Herrschaft aufgerichtet hatte, veränderte er das Zentralregierungskomitee in der Weise, daß er es nur mit ihm unbedingt ergebenen Persönlichkeiten besetzte, In alle wichtigen leitenden Stellungen setzte Tschiangtaischet Berwandte oder Freunde.

tennt

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So ernannte er

drei seiner Schwäger zu Eisenbahn -, Wirtschafts- und Finanz­ministern,

befezte das Außenministerium durch einen engen Freund seiner Heimat Ling Bo und ließ ein anderes Ministertum durch

einen ehemaligen Geschäftsfreund aus der Seit feiner Börsen tätigteit in Shanghai verwalten. Alle sonstigen wichtigen Posten erhielten ehemalige Betingsche Beamte. Eine solche Zusammen­fegung der Regierung mußte einer umfangreichen Korruption Tür und Tor öffnen. Um seine militärische Stellung General Feng gegenüber zu verbessern, forderte er Japan auf,

die Räumung Schantungs hinauszuziehen, eine Tatsache, die einerseits in weitesten Bevölkerungskreisen berech tigte Empörung hervorrief, andererseits China im Auslande lächer lich machen mußte. Unter seiner Regierung wurden nicht nur die Steuern beträchtlich erhöht, sondern auch Anleihen im Umfange von 400 Millionen Dollar aufgenommen, die eigentlich der Verkleine­rung des Heeres und Ueberführung der zu entlassenden Soldaten in bürgerliche Berufe und dem wirtschaftlichen Aufbau des Landes dienen sollten, in Wirklichkeit jedoch zum Ausbau der Militär= macht Tschiangtaischefs und zu seiner persönlichen Bereicherung vermendet wurden. Er löfte die Organisationen der Bauern, Arbeiter, Studenten und fleinen Kaufleute auf, er führte eine strenge Presse,

Papierhandlung im Poftamt.

Im Poftamt Geisbergstraße in Berlin wurde eine Papier­handlung eröffnet. Es ist dies die erfte in einem Poftamt zugelaffene Papierhandlung. Wenn sich die Einrichtung bewährt, dürfte sie bald flachahmung finden.

Literatur- und Briefzenfur ein und verbot Demonstrationen jeglicher Art.

Daß es Pflicht aller wahren Berfechter der Lehre Dr. Suns und damit Aufgabe der linken Kuomingtang sein muß, eine solche Militär­dittatur mit allen Mitteln zu bekämpfen, wird jedem selbstverständlich sein, der die drei Boltsprinzipien den Anklagepunkten des Manifestes gegenüberstellt.

Immer wieder verwechself man die Anhänger der linken Kuomingfang mit den Kommunisten.

Die linfe Ruomingtang stüßt sich jedoch hauptsächlich auf die Bauern, die Arbeiter und den kleinen Mittelstand und ist damit Verfechter des Klassenkampfes. Als demokratische Partei muß sie aber eine Zusammenarbeit mit den Kommunisten ablehnen. Während jedoch die rechte Ruomingtang die fommunistische Partei durch Berhaf­tungen und Hinrichtungen ihrer Anhänger bekämpft, will die linke Kuomingtang den Rommunisten durch die Anziehungskraft ihrer eigenen geistigen Massenbewegung den Boden entziehen. Die linke Kyomingtang erstrebt die Befreiung vom westlichen Imperialis­mus durch eine Boltsbewegung, die ihre Stüge in einer straffen Organisation der Arbeiter, Bauern und des Kleinbürgertums hat. Außenpolitisch tritt die linke Kuomingtang für Anbahnung und Auf­rechterhaltung freundschaftlicher Verbindungen zu allen Völkern, die China nicht ausbeuten, ein. Sie will auch die diploma­tischen Beziehungen zu Sowjetrußland wieder aufnehmen unter der Bedingung, daß die Sowjetregierung es unterläßt, die chinesischen Kommunisten in China zum Terror aufzurufen. Wie die letzten Nachrichten aus China besagen, haben die Truppen von General Tsangfamei Kanton besetzt und Tschiangtaischef ist zurückgetreten. Somit ist eine neue linke Regierung in Südchina begründet.

Siau Shu- Yu.

Eine fommunistische Blüte.

Ein vorbildlicher Arbeitgeber" ist der tommunistijde Strumpffabrikant Arthur Hahn in Thalheim im Erzgebirge . Er hat dieser Tage in seinem Betrieb durch Anschlag befanntgegeben, daß im Interesse der Weiterbeschäftigung eine neufestlegung verschiedener Dugendpreise notwendig sei, die ab 16. Dezember in Kraft trete. Wer mit dem Lohn­abbau nicht einverstanden sei, habe sich mit dem 14. Dezember als entlassen zu betrachten. In dem Anschlag mird betont, daß die Löhne anderweit selten höher sein dürften, und daß es sich bei dieser Maßnahme nicht nur um eine Erhöhung des Profits" handelt. Dieser Anschlag, der eine bedeutende Lohnfentung porsieht, unterscheidet sich in nichts von den Me­thoden der übrigen Scharfmacher im Lager der Textilindustrie. Der Rommunismus treibt sonderbare Blüten.

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Wieder Bankpleite. In Oberbayern ( Dachau ) ist das Bank Mindestens 130 000 m. fehlen. Auch Depotunterschlagungen sollen geschäft Reiher zusammengebrochen. Der Inhaber ist geflütt t. vorliegen.

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