Sonnabend 14. Dezember 4929
Unterhaltung unö
Beilage des Vorwärts
Wenry£an>fon: Sitt S OtüliSZ Ton der„Italstfahri" durch den auHraliSchen Sfrujch
iort sind zwei Kerl«, und dl« fechten«nlteinand«? einen Strauh nusl Hallo, schaun wir uns die Hetz an.'' Es schiien ein merkwürdiger Ort für einen Zweikampf zu fein — diese giühheiße. öde Baumwollstaudenebene. Nicht ganz«in« tr-itw Meile davor schienen zwei Männer zu stechen, die auf d«r Landstraße miteinander einen Zweikampf austrugen. Die drei Reisenden stellten ihr Rauchen ein und eilten noch vorwärts. Sie waren natürlich Schafsjcherer— ein kleiner Mann, ein großer Mann, der unter dem Namen, Sonnlicht' oder auch „Makarius' bekannt war, und«in hochaufgofchosiener, junger Grün» schnabel, den sie„Milchgesicht' nannten. „Tich möchte doch gerne wissen, wohin der andere Maim hin- gesprungen isi. ich sehe ihn ja gar nicht vor mir,' mein« Sonnlicht. „Er muß im Busch drin versteckt sein,' antwortet« Makarius. „Aber jetzt gehn sie die Sache scharf an, jetzt machen sie Ernst. Bor- wärts, Hungens! Macht euch auf die Bein«, damit wir uns den Spaß ansehen können!' Sie eilten also nach vorwärts. „Das ist«in sonderbar komisch aussehender Bursche, der ander« Kerl,' keuchte das Milchgesicht atemlos.»Er scheint überhaupt kem«n Kops zu besitzen. Da schau Herl Er liegt jetzt unten— nein, beide Kerl« sind jetzt auf der Erdel Sie müssen am Boden ausgeglitten sein. Nein! Sie stehen schon wieder aus den Beinen.... Was sst denn, beim Herrgott noch einmal?! Ich denk«, der andere ist«in Weib!" „Meiner Treu, es ist wahrhaftig so!' brüllte Sonnlicht. Da schau her! Di« Bestie hat den andern tatsächlich wieder glatt hi» gelegt! Und jetzt bearbeitet er ihn sogar mit den Füßen. Vorwärts, Burschen, vorwärts, oder die ljöll« wird selber eingreisen I' . Sie warfen ihr« Rückenpäcke, ihre Wasierschläuche und alles, was sie sonst hatten, auf die Erde und stürmten noch vorwärts. Aber plötzlich verlangsamte Sonnlicht, der die schärfsten Augen besaß, sein« Schritte und blieb ein wenig hinter den andern zurück. Seine Kameraden starrten nach rückwärts, in sein Gesicht, st« nahmen«inen ganz besonderen Ausdruck darin wahr, dann schauten sie wieder nach vorwärts, bis sie endlich ihren Schritt aus einen gewöhnlichen Spazierschritt verlangsamten. Endlich also erreichten sie die Schreckensszene, und hier ge- wahrten sie einen dürren alten Mann auf der Straße, der die Arm« dicht unter feine«, Kim, gefaltet hielt. Sein« Hauptkleidung bestand aus Flecken Kalltos,«in halbes Dutzend Kortstopsel. die an Spagat- stücken van der KrSmp« seine» Hutes herunterhingen, baumelten vor feinen triefenden Augen hin und her, um die Fliegen zu ver- scheuchen. Er starrte unausgesetzt und finster auf einen dicken, angefüllten Rucksack, der auf der Mtte der Landstraße lag. »Nun, alte Ratte, was ist denn eigentlich mit dir los?" fragt« Sonnlicht. ,X), nicht», absolut nicht»,' antwortete der all« Mann, ohne sich »rmzudrehen.„5ch habe mich da mit einem Rucksack übenvorfen, das ist alles. Er hat mich zu Boden geschlagen, aber ich Hab' ihm dafür heimgeleuchtet.' »Aber hör mal,' meint« Sonnlicht, indem er seine Kameraden heranwinkt«,»wir sahen, wie du auf ihn sprangst, wie er gerade am Boden lag, das ist doch nicht ritterlich.' Darm habt ihr nicht alles mitangesehen,' schrie Rats, der mit alte .Matte' angesprochene Mann,„er hat mich zuerst zu Boden ge- morsen! Und da schaut mal an. ich werbe mich noch einmal mit ihm auseinandersetzen und ihr werdet dann sehen, wie ich mich in dem Kampf ritterlich benehme.' Sie redeten noch eine Weile hin und her: dann machte Sonnlicht den Vorschlag, dem Rucksack zu sekundieren, während fein Kamerad der Sekundant des alten Mannes sein wollte, und nach einigem Meinungswechsel war Milchgesicht der Hetz wegen einverstanden, als Schiedsrichter zu fungieren mid die Gänge zu kontrollieren. Die„Ratte' begriff, worum es ging: er entblößt« sich bis zur Hüfte, und während er sich fertig machte, taten die Reisenden so, als ob sie auf den Ausgang des Jweikainpfes ein« Wette eingingen.
Makarius zählte sich hinter dem Alten auf und Sonnlicht hob den Rucksack von der Erde auf. Die.Matte' fetzte sich m Position und tanzte um ihn herum: dann nahm er einen Anlauf, focht, duckte sich, sprang zurück, stürzt« nochmals vor, und dann stürzt« er mit einem Mal« wie von einer Kugel getroffen, rücklings hin. Kein Schauspieler hätte es bester gemacht: er brach von diesen fingierten Schlage zusammen, als ob ihn eine Kanonenkugel gerade mitten in die Stirne getroffen hall«. Milchgesicht nannte die Gänge, der alt« Mann erhob sich jetzt, wankend und schwankend. Kim oder holt« er zu einem furchtbaren Schlag« aus und schleuderte damit seinen Rucksack nach rückwärt, in den Busch. Es folgten ein paar andere Runden mit wechselndem Erfolge. Dl« Männer stellten sich jetzt, als ob sie innner mehr und mehr aufgeregt wären und schlössen wieder Wetten ab: und die..Statt«' tat, was sie konnte. Aber schließlich wurden ss« auch diesen Spaß müde, Somilicht ließ den Rucksack Rucksack sein, nachdem Milch- gestcht den Gang als beendigt erklärte und der Grünschnabel sprach der»Ratte' den Sieg zu. Nun mimten st» nach die Uebergobe eines Geldpreise« an den Sieger, holten dann ihre Rucksäcke von hinten, während der Alt« sein Hemd anzog. Dann wurde er ruhig, trug seinen Rucksack aus die«in« Seit« der Landstrahe, setzte sich auf ihm nieder, und begann oernünstig «ine Zeillang über verschiedene Angelegenhellen, die im australischen Busch aktuell waren, zu plaudern. Dach mit einem Male ver» stummt« er, begann seine Muskeln zu betasten und lächelte blöd- sinnig vor sich hin. „Könnt ihr mir ein Stück Fleisch leihen?' meint« er plötzlich. Sie gaben ihm«in halbe» Pfund. Doch sagt« er. daß er nicht soviel benötige, er schnitt sich ungefähr ein« Unze ab, die er oben auf seinen Rucksack hinlegte. Dann nahm er den Deckel seines Tee- kessels herunter und bracht«. eine Angelschnur zum Vorschein. Er setzte den Köder auf, warf die Angelrute quer über die Landstraße und wartet««In Weilchen zu. Bald schien sein ganges Interesse auf die Angel konzentriert, er warf sie ein- oder zweimal mit einem Rucke aus, und zog st« wieder schnell zurück. Der Köder hatte sich im Grase verloren. Der alte Mann starrte den Köder mit Widerwillen an. „Da schaut mal her!' schrie er.»Ich hatte ihn, nur daß ich es zu eilig tat. Ich hätte mit dem Fische mehr spielen sollen!' Das nächstemal war er schon«in wenig vorsichtiger, er zog die Angelschnur behutsam heraus, riß«inen imaginären Fisch her- unter und legt« ihn neben sich ins Gras. Sonnlicht und Komp. waren die ganze Zell über an dem Spaße aufs lebhafteste interefstert. »Wie denkt ihr über diesen Fang?' erkundigte sich setzt die alte „Ratte". Wenn er überhaupt etwas wiegt, dann wiegt er gewiß seine dreißig Pfund. Wie denkt ihr über diesen Kabeljau? Sitzt der Köder halbwegs in seinen Kiemen?' Er fing noch eine Reihe Kabeljau» und Brassen, während st« dort beisammen waren, dann lud er st««in, hier ihr Lager auf- zuschlagen und mit ihm zusammen Tee zu trinken. Dach sie hatten die Wsicht, eine bestimmte Hütt« am folgenden Tage zu erreichen, so ging? also weller, der alt« Mann enllich sich nach und nach etwa ein Pfund Fleisch zusammen für Köder aus— dann brachen sie auf und ließen die„Ratte" zufrieden weiterfischen. Doch vorerst längte Sonlicht in seine Tasche, holt« eine halb« englische Krone hervor, die er dem Allen mit ein bißchen Proviant schenkte.„Es wird besser für euch fein, alt« Kameraden, rveun ihr bereits vor der Dunkelheit zum Wasser kommt,' sagt« er freundlich. Als sie sich im Weiterwandern zurückwandten, sahen sie, daß die alte„Ratte' beständig noch mit dem Angeln boschäftigt war. Doch als st« zum letztenmal zurückblickten, bevor sie das Gehölz betraten. da hatte«l bereits einen neuen Zweikampf mit seinem Rucksacke begonnen.>. Sonnlicht war der Ansicht, daß zwischen den beiden ein Streit darüber ausgebrochen war, weil der Rucksack wahrscheinlich eine Lüge aufgetischt hatte, daß er den größeren Fisch gefangen hätte. tBercchtlgte llebersciun« von I. 95 c i s rn a n n.)
JoSef SHiche;
Springflut an der
Seit den frühen Morgenstunden heulte der Sturm. In grau- geballten Wolkengeschwadern schnob er vom Meer« her. Er fegte durch die Bauerngärten, entwurzelt« die Obstbäume und zerriß die Hecken und Stauden des herbstlichen Strauchwerks. Mll Möwenschrei hatte es angefangen. Die zahlreichen weiß- gefiederten Tierchen hatten gegen Mitternacht ihre Nistplätze aus den Sandbänken und Wattbuhnen verlassen und waren zu Tausenden in die GeHöste der Menschen gekommen. Schutz suchend. Zum wild- brausenden Sturmwind gesellte sich in den frühen Morgenstunden und am Vormittag ein Regengeriesel. Wen nicht dringend« Pflicht nach draußen trieb, der blieb in seiner Behausung, hörte das immer unheimlicher werdend««sausen und suchte in seinen Erinnerungen nach einem ähnlichen Tage. Damals, als man mit Ziegen und Schafen auf den Dachboden gekrochen war, um sich der Wassernot zu entziehen. Seitdem war solches nicht mehr eingetreten. Die neu- zeitlichen Kanalisotionsmethoden und Deichbautcn boten den stets auf der Lauer liegenden Wassermassen einen Halt. Durchs Dorf mühte sich der Knecht des Gemeindeältesten. Es sei Gefahr im Verzuge. Die Deichposten müßten auf ihre Plätze. Aus einzelnen Häusern bewegten sich Gestallen nach dem langgestreckten, schützenden Deich. Zwei Stunden waren hingegangen, da begann die Sirene des nahen Leuchtturms zu heule«. In' kurzen, scharfen Tönen. Der Kirchturm fing die Warraingszeichen auf. und bald rief, laut jammernd, die Noiglocke dazwischen. Das Vieh war in Gefahr. Die Rinder und Schafe, die zu Hunderten jenseits des Deiches auf den weiten Grodenwiesen weideten. Ohne jede Aufsicht: so wie es immer gewesen. Das Vieh, das Hab und Gut der Marschbauern! In den Bauernstuben führen die Männer in die langen Wasser- stiefel oder krempelten sich die Hosen auf. Dann hinaus. Mit Stricken und Knütteln in den Händen über den Deich. Hier bot sich ihnen ein schlimmer Anblick. Meterhoch drangen in regelmäßiger Reihenfolge die grauen Springwellen über den breiten Schlickbezirk. Ihr« spritzenden ÄuÄäufer aber plätscherten und gurgelten über den angrenzenden Wiesengroden. Es schien, als wollte sich die ganz« Nords« In da, Jadebust» ergießen. Fast der gesamte Groden stand
unter Wasser. Bis an die Knie stapften und stolperten' die Rinder in der grauen Flut. Dazwischen Schafe und Schweine, hier und dort ein Huhn, ein Hase, mit dem vom Wind gepeitschten Wasser kämpfend. Und alles schreiend, blökend, brüllend. Die Not ist groß. Entschlossen waten die Männer hinaus, suchen sich des Viehs zu bemächtigen. Zuweilen rutscht einer bis über die Hüsten ins Wasser. Sind doch die Wiesen mit unzähligen ver« schlämmten Gräben durchzogen. Fallen, die die alles verdeckende und gleichmachende Flut dem Auge verbirgt. Dazu heult der Sturm, peitscht der Regen, brüllen die Tiere in Todesangst. Ins einer Verzweiflung lesstet dos Getier allerlei Widerstand. Hier sst es nicht von der Stelle zu bringen, dort laufen einzeln« Stücke seewärts. Grad ins Verderben. Ein Schimpfen und Fluchen, ein Schlagen mit dicken Knüppeln. Nur widerborstig läßt es sich überwinden, an Stricken fesseln und landwärts treiben. Wo eins in einen Schlammgraben tritt, kostet es unsäglich« Mühe, es wieder herauszubringen. Am meisten gefährdet sind die Schafe. Gerät eins von diesen m eine Vertiefung, so sst es meist verloren. Das dicke Wollfell saugt sich derart voll Wasser, daß es Zentnergewicht b«. kommt und das Tier nicht mehr hoch läßt. Den ganzen Vormittag arbellen die Männer. Hier und dort sind ihnen die Frauen zu Hilf« gekommen, während die größeren Kircher vom Deich das wahrhaft nicht alltäglich« Schauspiel neugierig— ängstlich bestaunen. Ehe die Dunkelheit hereinbricht, ist das schwere Werk getan. Bis auf ein« Anzahl Schafe und zwei Kühe, die ertrunken sind, sst alles geborgen. Erst anderen Tages wird die Sichtung, der Aus- tausch vorgenommen. Don Hof zu Hof, von Dorf zu Dorf. Spät nach Mitternacht war Ebbe eingetreten. Der Sturm flaut« ab, der Deich war unbeschädigt geblieben. Wer heute über den noch mit schlammigen Pfützen bedeckten Groden geht, der sieht hier und dort ein totes Schaf, an dem die Krähen herumpicken, ein er- trunkene» Huhn, einen verendeten Hasen. Und dazu unzähliges totes Gewürm, das sich nicht retten konnte. Springflut an der Nordsee .
'Der lebende Teddybär Der Teddybär, das beliebte Spielzeug bei groß und klein, hat ein lebendes Urbild: das Original lebt in Australien . Erst jetzt hm man dort wieder ein Gesetz zu seinem Schutz erlassen, das jegliche Jagd auf den Teddybären verbietet. Im Leben heißt er Koala , mistralischer Bär, und er wird nicht höher, als das Spielzeug ihn enscheinen läßt, nämlich höchstens 30 Zentimeter. Er kommt in nennenswerten Mengen im Südosten Australiens vor, aber eben nur dort: überall, wo man ihn sonst in Zoologischen Gärten zu züchten versucht, ist er sehr bald eingegangen, weil die nötigen Lebensbedingungen fehlten. Der Koala sst ein Fruchtfresser, und zwar frißt er nur die Blüten und Früchte des Gummibaums und auch nicht jedes Gummibaums, sondern nur die des„weißen Gummi- bamns' imi) des.Smnpfgummibaums'. Er gedeiht nur auf diesen beiden, die sich besonders im Südosten Australiens finden. Sonst ist der Gummibaum mtt seiner gewaltigen Höhe(bis 14l1 Meter) und seinem Stimmumfang(bis zu 30 Meter) der charakteristsschste Baum Australiens und Tasmaniens . Die beiden Arten, auf denen der Koala lebt, sind im allgemeinen nicht so hoch. Da« Tier ist ziemlich dumm und sehr träge. Es lebt viele Tage auf demselben Baum und hockt auf demselben Platz, ganz teil- nvhmlos für sein« Umgebung: nur wenn es Hunger bekommt. kletter es langsam nach einer Knospe oder Frucht weiter. Doch ist der Koala ein zwar langsamer, doch sicherer Kletterer: die scharfen langen, gekrümmten Nägel, an den Zehen der Border- und Hinter- füße geben ihm dies« Sicherheit. Seine Langsamkeit aber ermöglicht es den Eingeborenen, ihm auf dem Baum nachzuklettern und leicht zu erfassen. Sie erschlagen ihn dann, um sein wohlschmeckendes Fleisch zu essen und seinen Pelz zu verkaufen, oder nehmen ihn mit nach Hause und zähmen Ihn sehr leicht: denn der Bär ist harmlos, folgsam und treu wie ein Hund. Von seiney sehr scharfen Zähnen macht er nur Gebrauch, wenn er zu sehr geärgert wird, oder zur Zell der Brunst. Dann ist er überhaupt am interessantesten. Der ver» liebte Bär wird lebendig und klettert dem Weibchen bis auf die höchste Spitze des Gummibaums nach. Dort obm stimmt er eine Art Gesang an, schrille, lang hingezogene Tön«, die sich vielfach wiederholen, doch im Klang wechseln. Sobald er sein Lied cmge- stimmt hat, läßt sich auf dem nächsten Boumgipfel sofort ein Neben- buhler hören, die Konkurrenten auf dem dritten und vierten fallen ein, und diese Gesänge enden erst, wenn ein Glücklicher Erhönmg gefunden hat. Die Koalabärin wirft nur ein einziges Junges, das sie sehr sorgsam hütet: sie legt e« sofort nach der Geburt auf ihren Rücken, wo sich da? Kleine mit seinen Krallen festhält.
Xeuchiende Hebel im SlernfißUem Nur ein Teil der wägbaren Masse in der Welt Ist in den Ge- stirnen und ihren Atmosphären vereinigt. Ein Tell ist lose im Weltraum zerstreut. Die Meteoriten, das Tierkreislicht und die Ko- metenfchweife, ja auch Sonnenkorona und Nordlichter beweisen es uns schon im Vereich der Sonne. Di« genannten Erscheinungen zwingen zu dem Schluß, daß es im freien Weltraum vereinzelte feste Körper von größten Blöcken bis zu feinstem Staub gibt, dazu Mole- tüle, wie in Gasen, nur dünner verteilt, und freie Elektronen. Alle diese Teilchen bilden gleichsam ewe im Raum überallhin ausgebreitete kosmische Wolke, freilich von unvorstellbar geringer Dichte. Die Kometen und Meteorring« können wir als Uebergangsformen zwischen den Gestirnen und der allgemeinen Wolke betrachten. Die Annahme liegt nahe, daß hier und da im weiten Raum die Wolke dichter sst als durchschnittlich. Besonders in der näheren Umgebung von Sternen und vor allem von Sternhaufen wird man das er- warten. Daß die Fixsterne uns Im allgemeinen keine Spur einer einhüllenden„Wolke' zeigen, widerspricht dem nicht. Man muß bedenken, wie schwach vergleichsweise schon die Korona der Sonne und wieviel zarter noch unser Tiertxeislicht ist. Dann erkennt man ohne weiteres, daß nur ganz ungewöhnlich dichte Wolken in der Nachbarschaft von Sternen sichtbar werden können. Soweit von der„kosmischen Wolke' Licht ausgeht, mag uns die Himmelsphatagraphie von ihrem Dasein Kunde geben. Sie -bringt ja durch lang« Beleuchtung feinste Strahlung nach und nach immer stärker zur Erscheinung. Dem Auge unmittelbar kann kein Fernrohr ähnlichen Dienst leisten. Es kann wohl Lichtsend er, deren Bild praktisch punktförmig ist, dem Auge je nach Oeffnung und Lichtstärke des Instruments Heller erscheinen lassen, aber die Inten- sttät leuchtender Flächen kann das Fernrohr nicht verstärken. So kommt es, daß unser Wissen um die„kosmischen Nebel'— wie man diese Gebilde nennt— im wesentlichen erst mit der Himmels« Photographie entstanden ist. Einen schwachen Lichtdunst erkennt das unbewaffnete Auge in der Sterngruppe der Plejaden . Hier ist die„Wolke', die den Sternhaufen einhüllt, dicht genug, lim bei sthr langer Belichtungsdauer schließlich die photographische Platte voll- ständig zu schwärzen, so daß kein Kontrast in ihr mehr möglich ist und die Sterne nicht mehr unterschieden werden können. Eine elf- stündige Aufnahme zeigt den überwältigenden Sternreichtum de» Hintergrundes, die Plejadensterne aber sind im Nebel verhüllt. Ein Außennebei schwebt wie«in Rauchfähnchen begleitend neben der durch den Raum dahinziehenden Stcrngruppe. Wir haben es mit einer Staubwolke zu tun, die das Licht der eingebetteten Sterne reflektiert. Die Wolke hat zwar äußerst germg« Dichte, schirmt aber doch etwa« vom Licht der jenseits liegenden Stern« ab. Ihr Durch- messer beträgt ja einig« Dutzend Lichtjahre!
Der dreifache Sirius. Bis jetzt wurde der Sirius immer als Doppelstern angesehen. Nun hat man kürzlich auf der Sternwarte Johannesburg in dem System«inen dritten Stern 12. Größe ent- deckt, der mll dem bekamiten Siriusbegleiter einen engen Doppel.- stern bildet; der Abstand beträgt nur IX bis 2 Bogensen kungen und die Umlauftszeit zwei Jahre. Fingerabdrucke durch Rundfunk. Der Etat des französischen Innenministeriums für 1930 bringt eine interessante Neuerung, näm. lich die systematische Ausnutzung des Radios durch die Polizei. Dieler drahtlos« Polizeidienst soll rasch- Mitteilungen zwischen den ein- zelnen Polizeipräsidien und den Provinzen vermitteln. Der Haupt- sender ist der Eiffelturm, der zu einer bestimmten Tageszeit ge- wisse Nachrichten an dl« Aufnahmestcllen der Polizeistationen weitergibt. Di« llebcrinittlung von dem Hauptquartier im Pariser Polizeipräsidium erfolgt auf automatischem Wege direkt nach dem Turm. Nicht nur Mitteilungen, sondern auch Photographien und Fingerabdrücke sollen gefunkt werden. Diese werden durch d'e S1 Empsangestationen an den Mittelpunkten des Polizeidienstes oul- genommen und dann möglichst rasch an die Grenzstationen und Hafenplätz« welter gegeben.