Soviel für heute über Naporra. Wir glauben, daß unsere Genossen in Danzig , sowohl die polnischen als auch die deutschen , den Genannten von jetzt ab meiden werden. — Der Steuertarif der geplanten braun« schweigischen Landes-Einkommensteuer lautet: „Der Einheitssatz der Einkommensteuer beträgt bei einem Einkommen ES steigt bei höherem Einkommen von mehr als bis einschließlich in Stufen von um je Mark: Mark: Mark: Mark: 10500 30500 1000 15 80500 32000 1500 30 32000 78000 2000 40 78000 100000 2000 50 Bei Einkommen von mehr als 100 000 M. bis einschließlich 105 000 M. beträgt der Steuereinsatz 2000 M. und steigt bei höherem Einkommen in Stufen von je 5000 M. um je 100 M. Magdeburg , 3. März.(„Volksstimme".) Von dem Verkau des ertrunkenen Rehwilds aus dem Jagdrevier des Herrn Amtsl raths v. Dietze zu Barby ist jetzt die gesammte Tagespreste unter richtet. Der„Volksstimnie" haben diese Blätter die Gerichts Verhandlung nachgedruckt. Die Unterdrückung des Prozesses seitens der gesammten Magdeburger Presse hat also nichts genutzt.— Bonn , 4. März. Der Weihbischof Professor Weber ist zum Bischof der Altkatholiken gewählt worden.— — EineLüge. In Berliner und Dresdener Zeitungen wurde gestern am 2. März das Gerücht verbreitet, daß der sozialdemokratische Bäckermeister Petzold aus Löbtau unter Hinterlassung einer großen Schuldenlast verschwunden sei. Dem gegenüber wird uns von zuverlässiger Seite mitgetheilt, dab Petzold noch am 3. März, abends VeO Uhr, in Löbtau anwesend war und bei bekannten Parteigenosten verkehrte. Ferner wird uns versichert, daß man in Parteikreisen keine Kenntniß davon habe, daß P. verschuldet sei.— — Die mecklenburgische Rechtspartei theilt in ihrem Organ, den„Meckl. Blättern", mit. daß ihrem Vorstand das Gesuch um Genehmigung der Konstituirung der Rechtsparlei als eines politischen Vereins von den beiden Regierungen in Schwerin und Strelitz abschlägig deschieden ist. Das Schweriner Ministerium begründet seine Entscheidung mit folgendem Satze „Die überreichten„Güstrower Grundsätze", welche die statutenmäßige Norm für die Wirksamkeit des zu begründen� den Vereins abgeben sollen, bekunden nach diesseitigem Dafürhalten ungeachtet des ausdrücklichen Anerkenntnisses der Rechtsbeständigkeit der bestehenden Reichsverfastung und des den Reichsgesetzen geschuldeten Gehorsams eine in dem Maße ausge prägte gegnerische Stellung zu den gegenwärtigen staatsrecht lichen Grundlagen des Reiches, daß es mit den Pflichten einer Bundesregierung nicht vereinbar erscheint, bei einer Ent- fchließung, die zu ihrem Ermessen steht, jenen Grundsätzen gegenüber«ine andere als abweichende Stellung einzunehmen." Hiernach wird also die politische Gefährlichkeit der mecklen burgischen Rechtspartei vom Schweriner Ministerium ebenso hoch eingeschätzt wie die der Sozialdemokratie. Die„Mecklenburgische Volkszeitung", der wir diese Notiz entnehmen, bemerkt tressend dazu: „Die Vorkämpfer der Reaktion in Mecklenburg waren die Junker und die Pfaffen, und unter dtn Junkern vor- nehmlich der Theil des Adels, welcher politisch ungefähr gerade so stand, wie heute die Rechtspartei stehen will. So er- leben wir also das heitere Schauspiel, daß sich der eigentliche Kern unserer mecklenburgischen Junker, nämlich diejenigen, welche von einem„Verpreußen" Mecklenburgs nichts wissen wollen, i» die eigens vom Junkerthum gegen seine politischen Gegner aus gestellten Netze des mecklenburgischen Vereinswesens verstrickt! unsere Nechtsritter nach dieser neuesten Erfahrung in das Ob Lob der„Erbweisheit", welche in unserer heimischen Gesetzgebung einen so hervorragenden Platz einnehmen soll, wohl ebenso be geistert einstimmen werden, wie gewisse konservative Mecklenburger im Reichstag?"— — Sergeant Josef Zech, der Held der Münchner Sylvesterfeier, wurde zum Train- Bataillon nach Ingolstadt versetzt. — Soldatenselbstmords find in letzter Zelt wieder mehrfach vorgekommen. In Stuttgart erschoß sich eine Schildwache am Pulverthurm mit ihrem Dienstgewehr. Motiv ist unbekannt. Am gleichen Tage erschoß sich in Ludwigsburg ein Unteroffizier des Infanterieregiments Nr. 121, Motiv ebenfalls unbekannt.— Aus Ulm wirb folgender haarsträubende Fall gemeldet: Vor einiger Zeit mußten einige Mann der 9. Kompagnie des Infanterieregiments Nr. 123 wegen schlechten Schießens nachexerzieren, wobei der Vizefeldwebel, welcher dasselbe leitete, sich äußerte: Ich schlauche Euch, daß Ihr Euch wie derWurm krümmt u. s. w. Als die Mannschaft abtreten konnte, legte sich ein Rekrut namens Baumann, welcher schon Tags vorher nachexerziren und„Gewehr- pumpen" mußte, sogleich vor Ueberanstrengung und Ermattung in voller Ausrüstung auf die Pritsche, wurde ohnmächtig und st a r b nach einigen Stunden. Bei der Sezirung wurde Gehirn- haut- Entzündung konstatirt. Gerichtliche Untersuchung wurde eingeleitet. Wie ferner verlautet, soll der Gesundheitszustand der Garnison Ulm kein günstiger sein, es sollen Fälle von Typhus , Genickkrampf, Hirnhaut-Entzündung:c. vorgekommen sein, die Soldaten muhten die Zimmer und Jnventarstücke mit Karbol reinigen� und theilweise Strohsäckes verbrennen, es wäre daher zu wünschen, daß hierüber bald Klarheit in der Oeffentlichkeit geschaffen würde. Straffburg i. Elf., 3. März. In der heutigen Sitzung des Landesausschusses wurde die Frage der Einführung des Reichsgesetzes betreffend den Unterstütz'ungswohnsitz in Elsaß-Lothringen eingehend erörtert. Von sämmtlichen Rednern des Hauses wurde erklärt, es müßte der Einführung der obligatorischen Armenpflege mit aller Kraft entgegengearbeitet werden. Das bestehende System habe sich allgemein bewährt. Durch die Einführung des Uüter- slützungswohnsitzes werde Elsaß-Lothringen gegenüber den an- deren Bundesstaaten schwer belastet werden. 10 000 Elsaß - Lothringern, die im übrigen Deutschland sich befänden, ständen mehr wie 100 000 aus Altdeutschland in Elsaß- Lothringen Ein- gewanderte gegenüber. Sämmtliche Redner erkannten aber auch an, daß etwas geschehen müsse, um der im Jahre 1394 rm Reichstage gefaßten Resolution und den von den anderen deutschen Staaten geführten Klagen gerecht zu werden. Die Kommission hatte vorgeschlagen, es solle die Regierung ersucht werden, für die Beibehaltung der gegenwärtigen Armengesetzgebung einzutreten. Um aber die Nachtheile der Nichteinsührung des Unterstützungswohnsitzes auszugleichen, solle ein Kredit verlangt werden, welcher ausreiche. den Staatsangehörigen anderer Bundesstaaten die gebührende Unterstützung gewähren zu können Staatssekretär v. Puttkamer betonte auf das bestimmteste die Dringlichkeit der Angelegenheit. Eine Reichstagsresolution läge vor. Von Preußen und den anderen Bundesstaaten werde au Erledigung gedrängt. Der Vorschlag der Kommission weise den Weg, auf welchem vielleicht die Einführung des Unterstützungs- Wohnsitzes durch Reichsgesetz erreicht werden könne. Es müsse aber unbedingt auf Erledigung der Frage gehalten werden. Die Angelegenheit wurde darauf an die Kommission zurückverwiesen, welche bestimmte, neue Vorschläge machen soll. Metz , 3. März.(„Voss. Ztg.«) Der Hauptmann Fischer. der vor einiger Zeit den Premierlieutenant Kühne im Duell erschoß und zu zweijähriger Festungsstrafe verurthcilt wurde, ist, nachdem er elf Wochen der Strafe verbüßt hatte, vom Kaiser begnadigt worden. Wie es heißt, haben die Verwandten des Getödteten sich für feine Begnadigung verwandt.— — Freiherr von Stumm besitzt bekanntlich auch in Lothringen Eisen- und Bergwerke. Die lothringischen Zeitungen äußern sich sehr abfällig über ihn und zwar aus folgenden Ursachen: Vor einigen Monaten ersuchte die Schulinspektion die drei Eisen- und Bergwerke in Groß-Moyeuvre um Errichtung von zwei neuen Kleinkinderschulen auf den Straßen von Rohlingen und Klein-Moyeuvre. Bei Herrn v. Stumm und der bel- gischen Gesellschaft fand die begründete Bitte kein Gehör. Nur die Firma de Wendel(lothringische Notabeln) folgte der gegebenen Anregung. Die lothringischen Zeitungen sind nun des Lobes voll für die Familie de Wendel, die aus ihren protestier rischen Gesinnungen nie Hehl gemacht hat. Die„Lothringer Presse" schreibt!„Es wäre wahrlich an der Zeit, daß auch endlich die Stumm'schen und belgischen Verwaltungen etw a s th ät en für d as ö ff en tli ch e Wohl der Ar- b e i t e r. Bisher ließen sie sich von ihren großmüthigen Kon- kurrenten, den Herren de Wendel, im Schlepptau tragen. Oder werden Kirche, Schule, Wasserleitung, Asyl nicht ebenso gut be nutzt von den Stumm'schen und belgischen Arbeitern?"— Italien . Rom , I. März.(Eig. Ber.) �Die Versendung von Truppen nach Abesfynien wird in diesen Tagen mit allem Nachdruck ins Werk gesetzt, weil Herr Crispi das Parlament vor die vollendete Thatsache der Anwesenheit einer italienischen Truppenmacht von 60 000 Mann in Abessynien stellen will. Er vermuthet wohl nicht unrichtig, daß sich in den Kammern keine Majorität finden werde, welche die Energie besäße, diese Truppen, nachdem für ihre Beförderung und Ausrüstung so große Summen ausgegeben worden sind, einfach zurückzurufen und einen verträglichen Frieden mit Abessynien abzuschließen. Und doch würde es vom finan ziellen Gesichtspunkte aus nur rathsam sein, jene Ausgaben ein fach verloren gehen zu lassen, weil eine Forlsetzung des gegen wältigen, völlig zwecklosen Krieges die Ausgaben nur ins Unendliche vermehren würde. Wenn aber das Parlament nicht die Kraft besitzt, die Crispi'sche Kriegs Unternehmung einfach abzuschneiden, so ist auch die Stellung des Ministerpräsidenten bis auf weiteres gesichert; denn welchen Zweck hätte cS, den Ministerpräsidenten zu be seitigen, wenn man die von ihm in seinem persönlichen Interesse eingeleitete Unternehmung fortführen will? In der That scheint die Sache zur Zeit so zu liegen, daß keiner der Führer der Opposition geneigt ist, die verhängnißvolle Erbschaft Crispi's anzutreten. Man erfährt jetzt durch nachträgliche briefliche Mit theilungen vom Kriegsschauplatz, daß Menelik in die Freigebung der Besatzung von Makalle deshalb ein- gewilligt hat, weil ihm die Räumung des abessynischen Hochplateaus seitens der Italiener versprochen worden ist. Anstatt diese Bedingung zu erfüllen. setzt man den Krieg mit verstärkten Mitteln fort. An stelle Baratieri's, der den von ihm verlangten großen Sieg bisher noch nicht hat be- werkstelligen können, soll, wie Crispi ohne Befragung des Ministerraths angeordnet hat, der General Baldissera dort de» Oberbefehl übernehmen; man erfuhr die Abreise dieses Generals erst, als er bereits in Suez angekommen war. Daß der völlig unsinnige, auf vollständiger Unkenntniß der geographischen Ver- Hältnisse beruhende Plan einer gleichzeitigen Unternehmung gegen Harrar aufgegeben worden ist, verdankt man dem Widerspruche, den im Ministerrathe der Minister Earacco erhob. Inzwischen weigert sich Crispi, die im Parlament abzugebende Erklärung über den afrikanischen Krieg vorher im Ministerrathe zu be- rathen.— Spanien . — General Weyler hat aus Kuba telegraphirt, er brauche die ihm zugedachten 25 000 Mann Verstärkungen nicht. Stolz lieb ich den Spanier. Freilich. Herr Weyler ist ja kein Spanier. Recht hat er aber. Die 25 000 Mann würden ihm nichts nützen— und auch 100 000 nicht.— Serbien . — Der„Semliner Zeitung" vom 1. März entnimmt die„Vossische Zeitung" das folgende: In der serbischen Monopol-Hauptkasse wurde ein Fehlbetrag von einer halben Million Dinar entdeckt. Der T h ä t e r, ein Bruder des ehemaligen Finanzministers Petrowitsch, ist flüchtig. Infolge der fortwährenden Unregelmäßigketten auf dem Belgrader Hauptpostamte und der Thatsache, daß die aus dem Auslande einlangenden Post- anweisungen oft erst nach einigen Tagen ausgezahlt werden. haben die ungarische und die österreichische Po st- direktion beschlossen, bei dem nächsten Weltpostkongresse die Aufhebung oder Einschränkung des Geld anweifungsverkehrs mit Serbien zu beantragen. Trotz der fortwährenden Geldklemme, in der sich Serbien befindet, wurden doch im vorige» Jahre 250 000 Dinars zu Preßzwecken" verwendet. Der größte Theil dieser Summe laß in die Taschen jener europäischen Zeitungen, welche die Welt durch lobhudelnde Berichte über Serbien belügen.— Kuba . Havannah, 4. März. Die vereinigten Bewegungen der panischen Kolonnen dauern fort. Maceo befindet sich noch immer in der Provinz Havannah, seine Absicht, sich nach Ma- tanzas durchzuschlagen, um sich dort mit Gomez zu vereinigen, der die Provinz durch Feuer verwüstet, scheint augenblicklich un- ausführbar. Wie„El Jmparcial" auS Havannah meldet, mißt die Be- völkerung den Beschlüssen des Senats und des Repräsentanten- Hauses der Vereinigten Staaten keine Bedeutung bei.— Vcrvkei�Lt�lszviisztcn. Von der Agitation. In Negis in Reuß j. L. tagte am- 23. Februar«ine stark besuchte Volksversammlung, wo Reichstags Abgeordneter Wurm seinen Wähler» Bericht gab über seine Thätigkeit im Reichstage. Die namentlich von ber Land« bevölkerung stark befuchte Versammlung nahm einstimmig eine Resolution an. durch welche sie dem Abgeordneten, wie über- Haupt der fozialdemokratischen Fraktion des Reichstags ihre vollste Zufriedenheit aussprach. In Nordhausen sprach der Reichstags- Abgeordnete Genosse Brühne über„die Thätigkeit der Fabrikinspektion und die Arbeiter". In Lübeck tagte eine imposante Versammlung, um Protest zu erheben gegen den Margarine» Gesetzentwurf. Referent war Genosse Schwartz. Die Parteigenossen de? 2. oldenburgischen Wahlkreises verbreiteten am vorvorigen Sonntag in mehreren taufend Exemplaren die Broschüre:„Thesen über den Sozialis- mus". Die Verbreitung ging schnell und prompt von statten. Parteifinanzen. Der Vertrauensmann für Altona konnte in einer Parteiversammlung folgenden erfreulichen Kassenbericht geben: Vom 24. Oktober 1895 bis zum 1. Februar 1896 betrug die Einnahme 5957,30 M., die Ausgabe 3440,45 M.. sodaß ein Kassenbestand von 2516,85 M. blieb. Hiervon wurden dem ge- schäftssührenden Ausschuß der Partei 1000 M. überwiesen. Ans der Schweiz . Die Landesorganisation der deutschen Sozialisten hatte im Jahre 1895 von 14 Sektionen in 12 Orten eine Einnahme von 564,20 Fr., der eine Ausgabe von 261.30 Fr. gegenüber steht, wovon III Fr. auf Unterstützungen und 86 Fr. auf Agitation kommen. Der JahreSüberschuß beträgt 302,90 Fr. In diesem Jahre wird wieder eine Konferenz statt- finden, die letzte wurde 1893 anläßlich des internativnalen SozialistenkongresseS in Zürich abgehalten. Die Lohnbewegung in der Monfebkions�Indu�keie. Einigungöamt des Berliner GewerbegerichtS. In der Herren- und Knabenkonfektion ist unter Mitwirkung und auf Wunsch der Unternehmervertretung bekanntlich vorm Einigungs- amt ein Vergleich abgeschlossen worden, der die Beilegung des Streiks ermöglichte. Durch Unterschrift hat die Kommission der Konfektionäre auch der Bestimmung des Vergleichs zugestimmt, daß die erforderlichen Grundlagen zur Feststellung eines spezia- lisirten Minimal-Lohntariss durch umfangreiche Beweisaufnahme unter Zuziehung von Vertretern der drei betheiligten Kategorie», „welche sich zum Erscheinen vor dem Einigungs- amt verpflichte n", beschafft werden. Den Unternehmern scheint diese Verpflich- tung indeß schon etwas unbequem zu werden. Die Knabenkonfektions-Firma Martin u. Flatow, von der ein Inhaber sogar in der Unternehmerkommisston vertreten ist. hatte den Wunsch ausgesprochen, bei der Vernehmung mehrerer ihrer Arbeiter mit anwesend zu sein. Zu der gestrigen Sitzung lag von dieser Firma folgendes Schreiben vor:„Im Besitze der Vorladung für heute, theilen wir dem Einigungsamte ergebenft mit, daß wir nicht gewillt sind, ein Verzcichniß der von uns beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen sowie eine Lohnliste zu übergeben." Einige vorgeladeneZwischenmeister und Arbeiter dieser Firma waren nicht erschienen. Mehrere Unternehmer, die erschienen waren, machten nur unbestimmte und zurückhaltende Angaben. Es war unter ihnen die Meinung vorherrschend, wenn Arbeiter benannl würden, die über ihre Verhältnisse Angaben machen, die Gefahr nahe liegt, daß Konkurrenten diese Arbeiter wegschnappen. Dieses mußte vermieden werde», um„die Geschäfts- und Fabrik- geheimnisse" zu wahren. Erwähnt wurde noch von den Unter» nehmern, daß in der Branche viele„verdorbene Genies" thätig seien, welche sonst in keinem Fache zu gebrauchen wären. Die Konfektionsunternehmer haben beim Streik die Klarstellung her Arbeiterzustände gewünscht. Wie schlecht muß es aber mit den sozialen Zuständen einer Branche stehen, wenn man anstatt eingehende Erhebungen zu fördern, dieselben nach Möglichkeit zu erschweren sucht! Falsch ist die Nachricht der„BolkS- Zeitung", die Fünfer-Kommission der Arbetterinnen habe es abgelehnt, dem Regierungs- und Gewerberath Dr. Sprenger über den Vir- laus des Streiks und der gegenwärtigen Lage zu berichten. Der Fünfer-Kommission ist von Herrn Dr. Sprenger ein Wunsch nach dieser Richtung hin überhaupt nicht mitgetheilt worden. Deutscher Schneider- und Schneiderinnenverband. Eine zahlreich besuchte Versammlung tagte am Dienstag Abend in I o ö l' s großem Saal. Timm referirte über„die Errungen- schoflen des Streiks in der Konfektions-Jndustrie und wie sichern wir dieselben." Redner giebt zunächst einen Rückblick über die Vorarbeiten zu der jetzigen Bewegung, schildert dann kurz die Ursachen des Ausbruches des Streiks und rechtfertigt die Haltung der Fünfer-Kommission bei den abgeschlossenen Vereinbarungen. Die Erfolge des Streiks dürften nicht von dem Gesichtspunkl beurtheilt werden, was hätte sein können. sondern die Frage stellt sich so: was war unter Berücksichtigung der Sachlage zu erreichen. Die gewählte Vertretung hätte unverantwortlich gehandelt, wenn sie dazu beigetragen hätte. daß die so bedeutungsvolle Bewegung ergebnißlos verlaufen wäre. Jetzt gelte es. daS Errungene zu balten. Die dahinzielcnden detaillirten Vorschläge, welche der Versammlung unterbreitet werden, finden lebhafte Zustimmung. An der Diskussion betheiligten sich mehrere Redner, welche sich theils zustimmend äußerten, theils in einigen Punkten die Haltung der Fünfer-Kommission kritisirten. Einstimmig an- genommen wurde folgende Resolution: Die heute am 3. März in Joel's Fcstsälen tagend« Mitgliederversammlung des deutschen Schneider- und Schneiderinnen- Verbandes erklärt sich mit der Haltung der Fünfer-Kommission vollständig einverstanden und bringt ihr auch weiter das Vertrauen entgegen. I« Dresden steht der Sieg der streikenden Konfektions- arbeiler und Arbeiterinnen in naher Aussicht. Der feste Zu- sammenhalt der streikenden Arbeiterschaft und der Druck des Publikums haben ihre Wirkung gethan: dieselben Unternehmer, die sich weigerten, mit der auf ihr Ersuchen hin gewählten Einigungs-Kommission zu verhandeln, suchten die Vermittelung des Gewerbegerichts nach. Entsprechend dem Verlangen des Gewerbegerichts wählte am Montag eine Versammlung der Streikenden eine Kommisston zur Vertretung ihrer Forderungen vor dem Gewerbegericht. Von den 157 Streikenden waren nur drei abgefallen, ein um so schöneres Resultat, als es erreicht worden ist niit einer Arbeiterschaft, die vordem so viel wie gar nicht organisirt war. Die Verhandlungen vor dem Gewerbegericht sind heule, Donnerstag. Mittlerweile hat übrigens eine weitere Anzahl Firmen bewilligt. Dem Magistrat WilrzVnrgS ging eine Ministerialen tschließung zu. wonach das Gesuch der Würzburger Gewerkschaften um Erlaubniß zu einer Geldsammlung für die streikenden Konfeklionsarbeier a b g e l e h n t ist, da grundsätzlich jede Bewilligung zu einer Geldsammlung, welche Forsetznng von Arbeitseinstellungen fördert, verweigert werde. Der Magistrat hatte das Gesuch bekanntlich befürwortet. In Bayern , so be- merkt hierzu die„Untersränkische Voltstribüne", darf zwar ge. sammelt werden für Kirchen, Klöster und ähnliche fromme Zwecke — nur dem Arbeiler ist es verboten, seinen Mitmenschen im Kampfe gegen das Unternehmerlhum zu unterstützen und daS reichsgesetzlich gewährleistete Koalitionsrecht steht nur aus dem Papier. Die Vertreter der Gewerkschaften beschäftigten sich in ihrer Sitzung vom I. März mit dem ablehnenden Bescheid des Ministeriums und beschlossen im Namen der vereinigten Gewerk- schaften, mit„allen zu Gebote stehenden Mitteln die Bewegung unserer so schwer geknechteten Mitmenschen zu unterstützen und jede Gelegenheit wahrzunehmen, um die nach dieser und andere»
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten