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Oienstag IT. Dezember 1929

Unterhaltung unö AAjssen

Beilage �es Vorwärts

iCli. W. tlberiahagem<£tßbß Hill Ifilifßtldßtl 5ßilllli

Diese Nein« Geschichte ist nur ein einziger Brief, den ich heut« erhielt. Er lautet also: Lieber Freund! Während der langen Zeit, da ich keine Stellung hatte, warst du immer treu an meiner Seite geblieben. Du warst V ziemlich der Einzig«, der dos getan. Die meisten meiner Freund« rückten weit ab, denn ich roch wohl nach Pumpovin und Leimichmolea, Parfüms, die zurzeit in Deutschland weit verbreitet« Duftmorken sind. Ihr Fluidum ist aufdriRglich wie Moschus und Hyazinth. Weil tu aber darüber hinweg röchest oder hattest du Schnupfen? f? hast du ein Anrecht darauf, zu erfahren, wie es mir in meiner nrucn Stellung geht. Es ist aber keine Stellung, sondern ein« Srgung. Denn von morgens acht Uhr bis nachmittags fünf Uhr hock« ich auf einem der gelbgebeizten Stühlchen aus Buchenholz. immer auf demselben Fleck. Das müssen ander« auch? Ei frellich! 'Iber hast du schon einmal, auch nur«inen einzigen Tag, Stund« j-a S.unde. immer nur Zahlen geschrieben, immer und immer? Zahlen, die noch nicht einmal die geringst« mathematische Bedeutung haben, sondern lediglich Sortenbezeichnungen sind? Neben mir sitzt einer, der schreibt den ganzen Tag nur ein A oder ein B, oder, was sehr selten vorkommt, ein C. Acht Menschen sind wir, die zur Akkord-Stupidität oder besser zur langsamen Gehirimweicht�pg, ver­urteilt sind, damit wir das notwendig« Geld verdienen, um den geist- beraubten Körper zu atzen. Das ganz« nennt man, am lausenden Liand arbeiten. Anfangs habe ich mich abzulenken versucht und mich bei jeder Zahl gefragt, welches Geschehen war bei der gleichen Jahreszahl? Aber auch das wurde langweilig. Dann habe ich mit den Zahlen mathematische Kunststück« angestellt. Das brachte mir aber einen Anschnauzer de» Kontrolleurs ein, weil ich Fehler dabei machte. Da n-chm ich mich zusanRnen und schrieb mein« Lagernummer aus die Expeditionszettel, schnell und genau. Durch acht, richtiger sechzehn, Hände geht so ein Lieferzettel. Jeder schreibt nach der Bestellung«inen Teil darauf, bis er ein ganzes geworden. Den Ansang macht ein blondes Mädel mit blauen Augen, das Name und Adresse des Bestellers schreibt. Sie sitzt schräg vor mir, so daß ich den ganzen Tag über nur ihren Rücken seh«, der zwar entzückend ist, aber ihr Gesichtchen, ist noch entzückender. Ihre Handschrift ist nicht kalligraphisch schon, ober charaktervoll, weich und schmiegsam. Am vierten Tage des laufenden Gebandels aber stutze ich p ötzlich. Ja, was schreibt denn das blonde Model auf einmal für ene Schrift?! Die sonst graziös geschwungenen Buchstaben sind eckig, schmal und von ausgesprochener Streng«. Da muß etwas nicht stimmen. Ich schicke hypnotisierende Blick« hinüber, ober sie merkt es nicht. Ich huste, niese mit Betonung, es sind fast Melodien zu nennen-- umsonst. Ihr Rücken bleibt über den Tisch gebeugt. Nur ihr Blondhaar neckt mich, denn es flimmert wie Sonnen­strahlen an einem Moimorgen. Du weißt ja, lieber Freund, wie das mit mir und einem schönen Mädchen ist. In mein Herz siel«in knisternder Funke und entzündet« «in« kleine wärmend« Flaum«, ein Flämmchen war«» eigentlich zuerst nur. Aber es war doch groß genug, um mich auf einmal das ewige Zahlenschreiben schön finden zu lassen. In das leblos Gleichsörmig« war auf einmal Abwechslung gekommen. Jeder Zettel, der ihr« Schriftzüge trug, wurde zum Dokument, daran man rätselt, studiert und sich freut. Letzteres am meisten. Infolgedessen war ich ob der veränderten Schrift sehr in Sorg«. Was mag sie haben? Doch«n Nachmittag sind ihre Buchstaben wieder schön gerundet, schlank, gefällig, ausgeglichen. Als die Feierobendttingel schrillt, wirst das blond« Mädel mit den blauen Augen den Kopf in den Nacken, reckt sich und lacht. Lieber Freund, ich glaubte in der Brust ein« elektrisch« Sonn« zu haben, so wärmte mich dieses Lachen. Ich meint«, dos Herz müsse anfangen Flammen zu schlagen. In der Garderobe spreche ich sie an: Worüber haben Sie sich heut« nachmittag geärgert, Fräulein" ich verschluck« den mir unbekannten Namen. Ich?" fragt sie und ihr« Augen werden groß wie Mondscheiben. Ja. Sie waren heute nachmittag einmal traurig oder böse oder besonders ernst." Woher wissen Sie das?" Di« Mondscheiben dunkeln sich zu Beilchentellern. Au« Ihrer Schrift." Ich-- ich-- es ist so langweilig immer nur Adressen -, schreiben und da wollte ich mal sehen, ob das jemand merkt, wenn ich anders schreibe." So sagte ihr Mund. Ihre Augen aber hatten irgendwie Angst vor mir und sahen mich doch recht lieb an. Dann sogt« dos blonde MädchenGuten Abend" und stürmte davon. Lieber Freund, es ist schrecklich, wenn man eine ganze Nacht '-ündurch ein junges Mädchen immer namenlos anreden muß. Aber ist oerwirrend schön, wenn man am andern Morgen wieder ' nter ihm sitzt, die von ihm geschriebenen Adressen aussaugt und i'ck« schwärze Aleististgahlen darunter setzt. Ein« 1 bedeutet: meins. ein« 2: suchet!,«ine 3; o sei mir treu, ein« 4: du gehörst mir. So lchreibe ich' unter ihre Adressen gang« Liebesbriefe, die niemand !«f«n kann Ihr« Adressen! Ja, lieber Freund, es ist ein Unterschied wer auf einen Lieferschein schreibt:Alois Himmelhuber, Klabauter- wannstroß« 5". In ber Frühstückspause, als ihre weißen Zähne sich krachend in ein« frische Schrippe bohrten, bestätigte st« mir aus meine Frag«, daß beut« die Arbeit am lausenden Bond gar nicht so schlimm sei. Es komme eben daraus an, was man sich dabei denk«. Und man könne ja auch-- Da birrt« die Klingel und das lausende Band begann wieder zu laufen. Kurz noch der Mittagspause entdeckt« ich unter dem W einer von ihr geschriebenen Adresse bei dem NomenWimmerstriepke" «inen kleinen unauffälligen, aber doch energischen Punkt. Sonder- bar! Der nächste Zettel kommt-- Hollo!, da war wieder so«in unmotiviertes Tüpfelchen, diesmal unter einem Das war kein Zufall. Beim nächsten Zettel trug ein e eine heimlich« Punktkron«. Wie"! Di« Kollegen an meiner Seit« wunderten sich, daß ich aus einmal wie ein Berserker zu. arbeiten begann. Die Zettel flogen nur so! Sie ahnten ja nicht, daß auf jedem Zettel für mich, nur für mich allein, Sonnen und Rosen und Himmel gemolt waren. Endlich war der Satz gepunktet:Wie heißen Sie?" < Dies« Frage hat mir schwer« Gedanken gemacht. Denn, da alle Zettel nur von ihr zu mir kamen, nichl umgekehrt, so hatte ich keine Möglichkeit, chr zu antworten. Doch schon begann ein« neue Pmrkttelegraphie:Ich heiß«: Swana Kreisler."

So verging der Tag sehr unterhaltend, wenn auch nur einer von uns beiden schweigend sprach. Fiebernd erwartete ich den Wend. Aber kaum klingelte es, so sauste Swana Krcisler davon, «he es mir möglich war, auch nur ein Wort mit ihr zu wechseln. Ich war verzweifelt und furchtbar glücklich zugleich. Swana Kreislet! Der Name wurde mir Musik und durchsang mein« ganze schier schlaflos« Nacht. Aber-- mit des Geschickes Mächten ist kein ewger Bund zu flechten. Als ich am andern Morgen die Haustreppe hinunter rannt«, um mit dem blonden Mädel vielleicht vor der Arbeit noch ein Wort zu wechseln, da verknackse ich mir dermaßen den Fuß, daß meine Wirtin mich die Treppe wieder hinaufholen mußte. Da lag ich nun mit jammerlichen Schmerzen. Aber die hätten mir nichts ausgemacht. Weit schlimmer war ja, daß ich nun nicht am laufenden Bond sitzen konnte, hinter dem Rücken Swana Kreislers, um mir von ihr erzählen zu lassen, während meine Kollegen und der Kon­trolleur der Ueberzeugung waren, daß ich sehr steißig sei. O, ich war entsetzlich wütend über meinen Fuß, über die Treppe und über die ganz« Welt. ObSie" auch mal an mich denkt? fragte ich mich immer wieder. Ob sie von meinem Unglück erfahren? Ich hotte mich natürlich sofort entschuldigen lassen. Als ich am dritten Tag« meinem Fuß mit Emsigkeit die ver- ordneten Umschläge macht«, immer mit dem trotzigen Vorhaben, morgen ins Bureau zu gehen, und wenn ich hinkriechen müßte, da klopft es und mein« Wirtin läßt einen Mann herein, der aussieht, wie ein Kutscher. Er trägt ein Paket in feinen Händen und einen -- Lieferschein. Einen Lieferschein, lieber Freund, in dem ich sofort«inen solchen unserer Firma erkannt«, wie ich schon Hunderte am lausenden Band mitausgeschrieben habe. Ick bringe Ihr« Näjel," sagte der Mann und reichte mir den Schein zur Unterschrift hin. Meine Nägel?" Dabei muß ich«inen so roten Kops bekommen haben, daß der Kutscher meint«:Sie hoben aber dolles Fieber, Männeken."

Doch-- aus dem Lieferschein steht, von Swana Kreisler die Adresse und von sieben andern Händen das übrige:Sie empfangen anbei: 1 Paket Drahsstiste l'A Zoll, 1 Paket Drahtstifte 2 Zoll, 1 Paket Drahtstiste 2'A Zoll usw." Schnell habe ich die Sache er- und mich gefaßt und unterschreibe den Zettel, der Mann geht hinaus. Immer und immer wieder konnte ich nun meinen Namen von ihrer Hand geschrieben lesen. Da-- auf einmal-- Heureka!-- I» dem B der Adresse war ja ein kleiner Punkt! und da in den: tlemen e. Und da und da! Besserun Mehr bekam ich nicht heraus. Das fehlende g war aus nicht vorhanden. AberBessrru»" ist ein unglaublich seliger Run! Wie hat das Mädel das nur an- gestellt, wie hat sie meine Adresse herausbekommen? O, ich habe ja sofort verstanden, was sie mit dieser glückselig vernagelten Sendung wollte. Drei Pakete Nägel von Ihr! Durchgeschmuggelt, damit sie mich grüßen kann und keiner hat es gemerkt. Auf Kredit habe ich drei Pakete Nägel bekommen. So schöne Drahtstiste hatte ich noch nie gesehen. Am andern Tag«kroch" ich ins Bureau und erhielt für meinen oermeintlichen Arbeitseifer«in anerkennendes Wort des Konttolleurs und von Swana Kreisler«inen himmelblauen Blick. Wir haben an diesem Tage sehr viel gepunktet. Zum Beispiel: Me kann man so vernagelt sein?" Oder:Die Nägel sind schon bezahlt." Ja, was soll ich dir nun noch berichten, lieber Freund? Am Abend bin ich mit Swana Kreisler noch lange spazieren gehumpelt. Und nun find wir beide so ineinander vernagelt daß wir für immer aneinondergehämmert sind. Als ich sie fragt«, wie sie denn mein« Adresse herausbekommen hob«, hat sie nur geantwortet:Wenn man jemanden lieb hat, dann bekommt man olles heraus, auch wenn man noch so vernagelt om laufenden Band arbeitet." Damit hat sie so recht, daß ich für mich und dich nichts mehr hinzuzusetzen habe. Schönste Grüße! Dein Theodor."

Qerdland: SBtvifchen geflem und morgen... Das Mädchen stand vor der Außenwand eine» Kinos. Es stand vor einem grellbunten Plakat und hört« die galoppierende Musik einer geifernden Geige und eines oerstimmten Tastenbretts. Es gibt nichts Trostloseres, als solche Begleitmusik zu hören, ohne den Film zu sehen, es gibt nichts Trostloseres, ol» dabei auf dem Bürgersteig einer sturmzersegten, menschenleeren, kalten Weltstadt­strahe zu stehen... Man kam von einem Fest, man hatte mit belanglosen, un- intevessanten Leuten irgendwelche konventionellen Worte getauscht, man hatte getanzt mit fleischernen, brillantbehängten Puppen in seidenen Kleidern. Man hatte sich noch einer Seele gesehnt... Da ging man an den endlosen Stroßenreihen entlang. Und da sah man dies Mädchen mit schmerzzerschüttelten Schultern vor einein grellbunten Kinoplokat stehen. Man wußte plötzlich, daß sie nicht des Filmgesichtes auf jenem Plakat achtet«, weil sie weinte, man wußte, daß ihre Sinne die galoppierend« Kinoniustk nicht wahr­nahmen... Jetzt graut der Morgen. Die Weckeruhr hat geschnarrt. Unten rumpeln Lastwogen vorbei. Sie ist gegangen. Noch liegt- der Duft ihres mädchenhasten Körpers in dem Raum, noch sieht man ihr Bild, ihr seltsam lichtes, blondes Haar, die dunklen, traurigen, verquätten Augen, den blassen, zerschämten Mund... Wie long« noch? Da stcht man aus und geht zum Fenster und reißt es weft auf. Der klar«, kalt« Morgen strömt herein. Aber da ist es, als hör« man wieder chre Worte. Da ist es, als sehe man wieder ihren unschuldigen, unkeuschen Körper. Und da besinnt man sich und schließt das Fenster wieder. Und dann sitzt man am Schreibtisch. Man will etwas tun. Arbeiten? Schreiben? Soll man etwa einen Bericht schreiben über eine kleine Mädchenseele, die man irgendwo aufgelesen hat, irgendwo zwischen gestern und morgen, irgendwo an der Außenwand eines kleinen Kinos... Soll man einen Bericht schreiben über dieses Mädchen, das wenige Tag« seines armen jungen Lebens sein Heut« vergaß. von seinem Gestern zehrte und auf sein Morgen hoffte? Das Mädchen stand vor der Außenwand eines Kinos. Und man trat heran, denn man war hungrig nach irgendeinem Er- lebnis, man hatte getanzt mit luftlosen, lüsternen Lustgeschöpsen, man hotte geplaudert mit arroganten Intelligenzlern. Und man sproSf zu ihr. Man ging zusammen die Straßen«nttang. Sie schwieg. Plötzlich aber sogt« sie:Sie Mhen doch jetzt noch Hause, Sie wollen mich doch mitnehmen!" Und alz man betroffen schwieg, fuhr sie hastg fort:Ich komme mit. Ja, ich tu« olles, was Sie wollen. Nur nach Haufe geh« ich nickst. Mein Dater, wissen Sie, mein Dater, der schlägt mich, wenn ich nach Haufe komme, und meine Mutter, die wird zu meiner neuen Herrschaft laufen und wird sagen:Die Hanni ist wieder da. gnädige Frau, Sie brauchen sich kein neues Mädchen zu engagieren." Ich bin fortgelaufen, wissen Sie? Nein, ich habe nicht gestohlen. Ich habe was ge- spart. Und da war ich sechs Tag« weg von zu Haus« und weg von der Herrschaft. Ja. ich bin Dienstmädchen. Aber.zurück gehe ich nicht. Es gibt ja noch", si« halt« ttef Atem und sah mich von der Seite an,es gibt ja noch--- die Straße!" Man wollte sie beruhigen. Aber da flüsterte si« schon weiter und klammert« sich soft an mich, den Fremden. Sie nehmen mich mit?! Ja, ich tu«, was Sie verlangen. Ich habe kein Geld mehr. Das war wie ein Taumel, wissen Sie, ein Rausch, ich habe ganz vergessen, daß ich nur ein armes Mädchen bin, ich war in den Tonzpalästen und in den Dielen. Getanzt hob' ich Wenn Männer kamen, dann bin ich mitgegangen. Aber, glauben Si« mir, ich habe kein Geld genommen..." Da stand man vor dem Hause. Da schob man ss« vor sich her, die Treppen hinaus. Dann betrat pon sein Zimmer. Man sagte: Warte«in wenig, Kind, ich werde Likörgläser holen und etwas zu essen. Und dann werde ich eine Nsgerplatt« aus das Grammophon legen und wir werden tanzen..." Als man hineinkam stand sie nackt da. Si« sogt« ein einziges Neines, trauriges Wort:So!" Und da man schwieg, sagte si« mit einer gemein-sein-sollenden, aber unsagbar schmerzlichen Fragen in der Stimme:Na?!" Zwischen gestern und morgen hat man da ein Mädchen ge-

nmnmen. Zwischen gestern und morgen hat sie oersucht, Liebe vorzutäuschen. Was ist das Heut«? Die Gegenwart? Jetzt graut der Morgen. Die Weckeruhr hat geschnorrt. Unten rumpeln Lastwogen vorbei. Si« ist gegangen...

Antut Wanlororrirs: �IßT Und WldlgCh I. Viele Wege hoben schon immer nach Rom geführt. Der Mensch in seiner Verschiedenarttgteit kann viele Wege ein- schlagen, um zu einem Ding« zu gelangen. Um so mehr als sich alle Wege in unserer Kultur so wunderbar verzweigen und verästeln bis zum Labyrinth, aus dem es keinen Ausweg gibt. Der einfachste Weg aber ist die Liebe wenn sie da ist, Heißt es. Eine unsagbar« schwierige Bedingung. Weil sie nämlich eine Naturkraft ist. Weil sie da sein muß, bevor sie noch in» Bewußtsew tritt. Ein« wunderbare Tatfache, schön und manchmal zum Ver- zweifeln. II. Mensch und Tier haben viel miteinander zu tun. Geschäftlich und privat, sozusagen aus kommerziellen Gründen oder einfach aus Liebhaberei.\ Einig« unter den Menschen lieben sie wirklich, die Tiere, Ge- schöpfe aus der anderen Gattung. Man hält Tiere, holt sie in sein Haus. Einige von den wenigen Menschen gehen jedoch zu ihnen. So wie wir Menschen zu Menschen gehen, die wir sehr lieben. III. Paul Eipper hat ein Buch über die Kinder der Tiere ge­schrieben.(T i e r t i n d e r." Mit 32 Bildnisstudien nach Original­aufnahmen von Hedda Walther . Berlin 1329. Dietrich Reimer- Ernst Vohsen-Verlag.) So wie er auch über das Menschen- junge, über die Kinder feiner eigenen Gattung geschrieben hat. (M e n s ch e n k i n d e r." Mit 32 Bildnisstudien noch Originakius- nahmen von Hedda W a l t h e r. Berlin 1929. Dietriech Reimer- Ernst Vohsen-Verlag.) Aber noch wärmer, in innerster Harmonie mit den Geschöpfen. Er zeigt sie nicht wie ein Belehrender, die Tier- linder, und entblößt sie nicht ihrer Wärme, sondern geht unbeirrt seines Weges zu ihnen, mitten unter sie, die sein Herz habe», gleich allem, was Kind ist. Und wir folgen ihm, angezogen von der Kraft dieses starten Seins, dos das Verborgene und Bewahrt- sieht in seiner Hellsinnigkeit. Die Photos dazu sind festgehaltene Spiele von Licht und Schatten, in denen die Kreatur und ihre Art sichtbcr wird. IV. Der Skeptiker Stephan Ehrenzweig aber steht a» den Käfigen des von Menschen eingerichteten Zoo. Betrachtet er mit melancholisch-ironisierenden Augen das Tier, das im Ääjig hockt, sitzt, turnt, schläft frißt, wandert hin und her, her und hin? Oder nur den Zoo, diese rein menschliche Einrichtung, in der das Tier dahinlebt, zu Ende lebt, sein Leben nicht lebt? Das Buch heißt: Zoo."(Mit Zeichnungen von B. F. Dolbin. Berlin 1930. Herbert Stusser Berlag.) Gäbe es noch andere Bereiche, als die der iTerwelt, griffe der Mensch vielleicht auch dort hinein...? V. Sollte der Mcissch nicht Massenkurse in großzügigein Stii aus Freiheit versuchen? Welche allerdings mehr aufBon-innen- heraus" gerichtet ist. Die Freiheit so wie die Liebe. Eine merk- würdig« Aehnlichkeit ist in beiden, was schön ist, aber manchmal zum Verzweifeln. Vielleicht versucht sich der Zeichner vomZoo", Dolbin. einmal an einem menschlichen Zoo, einer Art Mischung von Tier und Mensch? Man sollte alles einmal versuchen... VI. Wer jedoch weniger für Synthesen ist, findet in beiden Tier- büchern spezifisch das, wovon er sich mehr angezogen fühlt Und das Eippersche Buch sei noch besonders warm den Menschen k i n d e r n empfohlen, während derZoo" ausschließlich die Erwachsenen etwas angeht.