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Donnerstag

19. Dezember 1929

ainatdbij

Unterhaltung und Wissen

Hans Leip : Kleine Tanzinsel

Dies ist die Geschichte mit dem Neger. Wir tamen an dem Tag nach Wembley , Jonni und ich, als unser Dampfer in Southampton - Dod lag. Und sie hatten uns gefagt, es gäbe ba was zu jeben. Aber es wurde erst lustig, als es gegen Abend ging, jolange hatten wir uns in den Eingängen geirrt, denn wir dachten wunder, was in den Palästen der Teufel los sein müsse, jedoch, es war innerlich nichts als ein Haufen Eisengerüft wie ein elender Fabrikschuppen und sie verkauften dort gefrorenes Hammelfleisch, Ansichtspoftfarten, Lokomotiven, Ackerbau, Elefanten aus Blei und Fußmatten. Und ein Inder schmierte mich mit einem Kasten voll Flower of the Ganges an, worunter stand: Made in Germany, aber ich sah es erst später.

Schließlich gelangten wir in die Gegend von Schanghai . Da rieb ein Chinese in sieben Schüsseln zugleich umher, indem er por den Augen des Publikums ein echt faiserliches Gericht nach ge­heimen Rezepten bereitete, und es roch eigentümlich. Aber Jonni perlangte auf den Stutz davon zu efsen, weil ihm von irgend etwas wohler werden müsse, hingegen mir wurde nicht wohler davon, und ich ließ ihn im Stich

Als ich ihn wieder aufsuchen wollte, war ich auf einmal in Ostafrika , und ich sah, daß ich kein Glüd hatte. Dieses erspähte ein verdammter Nigger von der Goldfüste, und er verkaufte mir einen Uhranhänger für Löd und Bissineß, was Glüd und Ge­schäfte bedeutet, denn mir war, als follte ich den Tag noch eine kleine Sache erleben. Jedoch hörte ich wohl, daß er etwas hinter her mauschelte, als ich meinen Sixpence geblecht hatte, und ein after Farmer lachte lauthals in mein Gehör, der Schwarze habe gesagt, meine Frau solle junge Hunde statt Kinder friegen. Er war aber schon verschwunden, der Goldkostmann, wenngleich ich ihn nicht deswegen, sondern wegen der Dese ansprechen wollte, denn es war feine daran, als ich das Ding aufhängen wollte. Leider war sie aber gar nicht mehr nötig, weil meine Uhr auch schon weg war, mitsamt der Kette. Und ich habe es in die Hosen: tasche gesteckt. Es sah wie ein Weib ohne Arme aus, mit einem reichlich großen Kopf, und auch die Beine waren schlecht ausge prägt, was sie Fetisch nennen, und ich behielt es nicht wegen der Schönheit; denn es hatte nichts mit einem Ideal gemein, sondern für Löck und Bissineß, und weil ich wegen der Hunde nichts zu befürchten brauchte, unverheiratet wie ich war.

Als ich wieder draußen mar, begannen sie gerade mit den Glühlampen. Ich steuerte auf ein fleines Fahrwasser zu, wo die Lampen dicht wie aufgereihte Butt hingen und ein munteres Lär men von gefüllten Booten ertönte. Auch mußte da Musik sein, und eine Brücke ging über den Bach. Ein schwarzer Gentleman stand da, und wo er stand, war eine Kasse; das fah tch wohl, darum brüllte er dauernd durch einen Grammophontrichter: D000- u, it is löbbly on die Eiland!

139 Ich segnete meine Augen, nicht, weil ich ihn fast mit dem Goldtoftmann Dermedhselt hätte, sondern meil bort mirflich ein Ei land war, rings mit Signalflaggen in den Bäumen, freuz und quer durcheinandergehißt, so daß fein Aas es von weitem ent­ziffern fonnte, ob es Mann über Bord!" oder" Sprengladung flar!" heißen sollte. Ich nahm das letztere an, bezahlte meinen Schilling und enterte luftig über die Brüde, denn dort war Musik und murde getanzt. Um mich gut einzuführen, warf ich die Blumen des Ganges , die ganze Schachtel auf einmal, hoch in die Luft und der ganze Quart fiel wie ein niedlicher Hagel in das Geschmetter, und wenn es auch bloß Made in Germanŋ war, es sah doch verflucht prächtig aus und roch besser als alles, was ich je hatte riechen müssen, wovon ich eigentlich etwas mehr Beach­tung erwartet hätte. Die englische Natur ist aber faltschnäuzig und ohne höheren Geschmad. Darum tat ich, als sei nichts vor­gefallen, und fezte mich auf eine Bant, die rings am Geländer herum lief. Es war, weiß Gott , ein feiner Tanzboden, spudeglatt und an den gehörigen Stellen sauber ausgesägt für die Baum­stämme. Die Musikbande blies auf großen Tabatspfeifen aus Blech und fingerierte mie toll auf langgeftielten Bratpfannen. Es

mögen auch ganz ordinäre Banjos und solches Zeug gewesen fein. Wie ich noch so size und bedenke, ob es das taiserliche Geheim­rezept in mir wäre, da fallen mir aus dem Gewühl ein paar Beine in die Augen, die waren schöner als alles, was mir mein Lebtag vor den Bug gekommen ist. Zudem war auch der Rod sehr turz. Dennoch muß ich zu meiner Ehre gestehen, es war eigentlich die Schachtel, mit der man mich hatte anmogeln wollen, und die nun mitten im Eiland lag, ohne daß fie sonderbarerweise schon zu Mus zertreien war, im Gegenteil, sie wurde von einer Fußspike, die mit vorgenannten Beinen ebenso natürlich wie anmutig verbunden war, auf einmal und sozusagen mit zartem Interesse angestoßen und rollte genau und ausgerechnet vor meine Stiefel. Bofelbst ich fie pietätvoll aufhob und neben mich auf die Bant stellte.

Ich sah nun auch, daß besagte Beine, an denen mein Blid msaghaft bajtete, denn ich habe mich immer bemüht, die Landes­fiche der Völker zu achten, mit denen ich verfehre, und in bezug cr dies und jenes find die Engländer ein bißchen figlig, also ich fah, daß jenes Balg von Mädchen, hols der Satan, mit einem Nigger tanzte.

Das versetzte mir gewissermaßen einen Drud in der Kehle, ob­zwar auch dieser nicht der Goldtoftmann war, fühlte ich doch den Fetisch in meiner Hosentasche geradezu ein wenig brennen, und es war wohl wegen der Musik, daß ich an die jungen Hunde denken mußte.

mar.

Wie das Stück nun zu Ende ist, machte ich den Hals lang. Aber sie flatschten alle in die Hände, und niemand dachte daran, sich hinzufezen, bis auf eine kleine Dide, der die Buste ausgegangen Die Musikbande juggelte richtig wieder los. Ich saß neben meiner leeren Schachtel, weiß Gott , ich war noch nie ein Mauer: blümchen gemefen, fondern schwang ein erfahrenes Tanzbein, und das mit Neigung. Ich fühlte mich plötzlich sehr veríassen in der melten Welt. Jonni hatte ich auch verloren. Da schoben und treifelten fie nun vor meinen Augen sozusagen wie das Beben jelber, und ich faß allein am Geländer. Es mischte sich alles durch einander, die Glühlampen, die Flaggen, und die langen Beine mit den hellen Strümpfen und die Glühbirnen sahen aus wie die Flower of the Ganges. Die fleine Dide blinzelte mir zu, ich merite es mohl, und ich rückte meine Schachtel ein Stüd von mir ab und legte auch meinen Hut daneben, einesteils, weil mir betß mar, andernteils, als wenn der Platz befeßt sei. Auf einmal mar alles still und, mein Gott, die mit den Beinen fam gerabewegs

auf meine Gegend zu, und ich konnte den Hut gar nicht so rajch wegnehmen. Sie steckte ihre Nase aber fühl in die Luft. Ich peilte unauffällig nach links und rechts, aber der Nigger schien sich ver­brückt zu haben. Und ich schielte auf ihr geschlingeltes Haar und fah mit Freuden, daß dort einige Krümel von den verwelkten Gangesblumen hineingefallen waren, rote und blaue, und ich Gangesblumen hineingefallen waren, rote und blaue, und ich fluchte nicht mehr, daß fie mich mit der Sache aus Deutschland an gefchimiert hatten. Bielmehr murde mir so wehmütig ums Herz, warum dieses arme Geschöpf mit einem schmußigen Neger tanzen mußte, so füß wie sie war. Aber ich mußte nicht, wie ich es an­

Beilage des Vorwärts

fangen sollte. Da bemerkte ich, wie sich ihre Naje ein wenig zu­fammenzog und sie schnüffelte nach rechts und links, und ich war mir nichts Böses bewußt; jedoch ihr Blic fiel auf meine Ganges­schachtel, die noch neben mir stand. Und ich segnete dies lächerliche Stück Pappe, denn ich hatte es gerade wegnehmen wollen, wegen des Abstandes.

Dh", sagte sie und schnupperte wie ein entzückendes Kanin­chen. Danach erfaßte sie sie und hob sie an ihre Nase und sah mich lächelnd an. Worauf ich murmelte, was mir eben so einfiel wegen der schlechten Schachtel, die nach falschen Gangesblumen duftete. Und ich zog die Hand aus der Hosentasche und legte ihr den Fetisch hinein, weil ich im Augenblid nichts anderes hatte, um sie zu er freuen. Sie hüpfte ordentlich ein flein wenig von der Bank hoch. " For Löd!" sagte sie beglückt. ( Schluß folgt.)

Halal Reifen und Abenteuer

In seinem neuen Buche Die feltsame 3nsel"( Berlag von Dietrich Reimer, Berlin . Preis in Leinen 9 M.) führt uns Bengt Berg hinaus aufs Meer, zu einem geheimnisvollen Eiland weit draußen in der Ostsee . Wie ein Traumland ragen die feltfamen Inseln aus der drohenden, schäumenden Flut. Alte Sagen raunen uin sie, und die Felsenriffe bergen nach der Ueberlieferung zauber­haftes Gold. Tödliche Einsamkeit herrscht hier im eifigen Winter. Aber wenn der Frühling tommt, dann tehren die Inselbewohner zurück und ſizen zu Tausenden auf den Felsen, die Eiderenten und

Möven, die Lummen, Falten, Stare, Bachstelzen und wie sie alle heißen. Bengt Berg fennt sie, wie man seine vertrauten Freunde tennt, er hat sie Wochen und Monate hindurch belauscht und ihr Bild mit Hilfe feiner Kamera festgehalten. Keine Mühe war ihm zu groß, teine Strapaze zu halsbrecherisch, wenn es galt, be: wegungslos im eisigen Wasser zu stehen oder auf den Felsen herum­auflettern oder gar im Ballonforb, der als Felsblod verkleidet war, am Drahtseil zu hängen und in schwindelnder Höhe den König der Infel, den Falken, zu belauschen. Ein wundervolles, lebendiges und mitreißendes Buch.

Noch weiter hinauf nach dem Norden, in die Heimat des Renn tiers und des Eisbären, des Schneehuhns und des Hermelins führt Albert Bitst en in seinem Buche Abenteuer im Eis meer"( Berlag Büchergilde Gutenberg, Berlin 1929. 200 S. Preis 4,80 m.). Er erzählt von der herben, grausamen Natur des Nordlandes und feinen Bewohnern, von den Proletariern des Eismeers und der Schneewüften, die täglich Hunger und Kälte, Krankheit und Tob anheimgegeben sind und unter Gefahren, die sich fein Europäer träumen läßt, ihren fargen Lebensunterhalt erwerben. Er schildert eine Welt, in der nur der Stärkste und Ausdauerndste, der Ge­fündeste und Geschickteste daseinsberechtigt ist. Das spannend ge= fchriebene, gut ausgestattete. Bert hinterläßt tiefe Eindrücke.

Einen Einblick in die Geschichte der Polarfahrten gibt Otto Katz

Ein sehr empfehlenswertes Buch für die Jugend ist in der Frankh schen Berlagsbuchhandlung, Stuttgart , erschienen. Es betitelt fich) Durch die weite Welt"( 260 S. Preis geb. 5,60 m.) und enthält spannende Erzählungen, interessante naturwissenschaftliche und technische Auffäße, sportliche, hygienische, fulturelle Plaudereien, Aufgaben, Rätsel und Scherze.

,, Bibis große Reife" von Rarin Michaelis( Herbert Stuffer Verlag, Berlin . 343 G. Preis geb. 6,50 M.) ist die Fort­fegung des legtjährigen ersten Bandes. Die dänische Schriftstellerin

führt in diesem zweiten Bande die Erlebnisse und Eindrücke des abenteuerlustigen Meinen Mädchens Bibi in Deutschland vor. Bibi lernt den Spreewald und Berlin , das Riefengebirge und den Schwarzwald fennen. Ueber alles, was sie in sich aufnimmt, erhält Baps", ihr Vater, in schön illustrierten, ausführlichen Briefen Nach­richt. Auch die fozialen Verhältnisse der geschilderten Gegenden werden verschiedentlich in einem uns naheliegenden Sinne gestreift. Ein originelles, unterhaltendes Mädchenbuch.

"

Ein weltumfassendes Büchlein voll Weite und Menschlichkeit hat Anna Siemsen, die Verfasserin des einzigartigen Reisebuches D aheim in Europa ", der sozialistischen Jugend geschenkt. Es aus aller heißt Menschen und Menschenfinder Weft"( Urania- Berlagsgesellschaft, Jena . 112 S. Preis Halbleinen 3 M.). Es überbrückt alle Grenzen, die heute noch zwischen den Bölkern der Erde bestehen, indem es sich an die Jugend wendet und ihr zeigt, wie nordische und asiatische Kinder, afrikanische und chinesische Jugendliche aufwachfen, wie sie uns Kameraden und Freunde und innerlichst verwandt sind. Eine feinsinnige Wanderung um die Welt, an der man nicht nur die sozialistische, sondern die ganze deutsche Jugend teilnehmen lassen möchte. Dr. Else Möbus. B. Traven :

in feinem Buche Ne un Männer im Eis. Dokumente einer Wie Maultiere kuriert werden

Bolartragödie"( Neuer Deutscher Verlag, Berlin 1929. 204 5. Breis 5 M.). Im Mittelpunkt des interessant geschriebenen Buches steht die Kraffin"-Expedition, die zur Rettung Nobiles ausgesandt wurde. Der Verfasser zieht Dotumente zur Stügung seiner Aus führungen heran und bemüht sich, der objektiven Bahrheit nahe zu

fommen.

Eindrucksvolle Bilder des heutigen Rußland zeichnet 2. E. Johann in seinem Buche 40000 Kilometer. Eine Jagd auf Menschen und Dinge rund um Afien"( Berlag Ulstein, Berlin . 281 S. Breis 5 Mt.). Bir begleiten ihn im Bauernschlitten durch die Dede und Trostlosigkeit des sibirischen Winters und werfen einen Blick in das Land der Sowjets, in Fabriken und Betriebe, in Werkstätten

und Bergwerte. Johann ist als Berehrer Sowjetrußlands aus­gezogen, aber infolge seiner furchtbaren Erlebnisse und Eindrücke als tief Enttäuschter heimgekehrt. Das Buch bietet endlich reizvolle Bilder aus Japan und China ,

Biele Tausende von Kilometern weit führt auch Richard Kaz jeine Leser: ,, Ein Bummel um die Welt. Zwei Jahre Welt­reise auf Stamel und Schiene, Schiff und Auto"( Berlag Uſtein. 1929. 286 S. Preis 5 M.). Auch ihm kommt es vor allem darauf an, die heutige Wirklichkeit zu erkennen, Borurteile abzulegen und neue Eindrücke aufzunehmen. Die reifere Jugend wird aus dem nach Sachlichkeit strebenden Buche, das zu den Problemen der gelben" und der schwarzen Gefahr" in einer Weise Stellung nimmt, die unserer sozialistischen Auffassung sehr nahe fommt, manches lernen tönnen, wenn es sich auch hier nicht um die Arbeit eines Forschers, sondern eines ausgesprochenen Weltenbummlers handelt.

Ein Freund fachlicher, wahrheitsgemäßer Darstellung ist auch 2. E. Brehm, der in seinen beiden im Berlag von Julius Belß, Berlin , erschienenen Bändchen Forscherfahrten durch heiße 3onen", Forscherfahrten durch falte zonen" ( ie 80 S. Preis 90. Bi. und 1,10 m.) scharf umrissene Bilder aus der afrikanischen Wüste und dem Urwald, aus der Einöde Sibiriens und den nordischen Vogelbergen gezeichnet hat.

Ganz aus unmittelbarem Erleben geschrieben sind die Tagebuch aufzeichnungen des Filmoperateurs August Brückner, die Arthur Heye unter dem Titel ,, Filmjagd auf Kolibris und Faul tiere" im Safari- Berlag, Berfin 1929, herausgegeben hat( 208 S. Preis 4,80 m.). Ein Jahr der Erkenntnisse, der Gefahren und Er­lebnisse rollt sich vor uns ab. Man erhält einen tiefen Einblic in die Umwelt, in der solch ein Urwaldfilm gedreht wurde

Ein Land berauschender Schönheit schildert Günther Plüschow in seinem Gilbertondor über Feuerland" ( Berlag Ulstein, Berlin . 285 S. Preis geb. 7 M.). Eine abenteuer­liche Fahrt in der kleinen Holzpantine", einem 16 Meter langen, 5 Meter breiten Segelboot liegt hinter ihm und seiner Besagung, als sie endlich Südafrika erreichen. Im Flugzeug überqueren Plüschow und Dreblom die Eisriesen Feuerlands, ihre Moränen und Gletscher, ihre Schluchten und Felsmaffive, die noch fein Menschenauge vor ihnen erblickte. Wundervolle Aufnahmen illustrieren das schöne Buch, beffen Lettüre für Jugendliche wie für Erwachsene ein Genuß ist.

Der Berlag luftein läßt ferner einen Sammelband Das große Abenteuerbuch. Begegnungen mit Menschen, Tieren Elementen und dem Zufall"( 317 S. Preis 5 M.) erscheinen, der sich aus zeitgenössischen Erzählungen aus der Feder Frant Hellers, Jad Londons, Marim Gorkis , B. Travens und vieler anderer zu fammenfeßt.

Diefe Kleine Gliaze entnehmen wir mit Erlaubnis des Berlages dem neuen Roman von B. Traven Die weiße Rose" der jetzt bei der Bildergilde Gutenberg erscheint. Einer besonderen Anordnung des Berfaffers folgend, ift der Roman dem öffentlichen Ber­fauf entzogen. Das Buch wird infolgedessen nur an Mitglieder der Büchergilde Gutenberg abgegeben.

Drüben, in der Nähe des Zaunes, der den weiten Hoj u27­friedigt, steht Margarito, der Mayordomo der Hazienda, und doftert zwei Mules, die sich infolge ihrer Trägerarbeit den Rücken durch gescheuert haben. Er wäscht die Wunden mit schwarzer Seife und heißem Wasser forgfältig aus und fingt dabei.

Er singt das uralte Rancholied von dem schönen Indianer­

mädchen, das einen Indianerburschen, liebte, ach so sehr, so sehr

liebte. Aber dann kam der Merikaner mit dem großen roten Hut und schweren filbernen Sporen herangesprengt, ach so sehr stolz, so sehr stolz, herangefprengt auf einem weißen Roß, ach so sehr, so sehr weißem Rofy herangesprengt. Und der stolze herrische Megitaner auf weißem Roß und mit großen filbernen Sporen machte viel honigfüße Worte, ach so sehr füße, so sehr füße Palavras . Und er verführte das Indianermägdelein, das ach so sehr, so sehr in Burcht mar por bem stolzen Mexikaner in dem großen roten, ac so sehr großen roten, so sehr großen roten Hut. Und endlich bekam das Indianermägdelein ein kleines Kindlein, ach ein so ganz kleines Kindlein; und das Mägdelein, die Mamacita tan morena, starb mit ihrem Heinen Kindlein heimlich in tiefen, ach so sehr tiefen, so sehr tiefen Busch, und eine blaue Blume, ach so sehr blaue, so sehr blaue Blume fiel auf ihr Grab, das die Ameisen, ach so sehr geschäftig, so sehr geschäftig über das Mägdelein gebaut hatten.

Während nun Margarito die hundertzwanzig Strophen, oder wie viele es sein mögen, singt und mit Andacht und Inbrunst die Reime schmelzend wiederholt und wiederholt, unterbricht er sich zuweilen und schreit auf die Mules ein: Caramba, zum Donnerwetter, du Cabron, du himmelgottverfluchter Hurensohn, steh endlich still ober ich trete dich mahrhaftig, bei der heiligen allerreinsten Simmels­jungfrau, por Santa Purissima, doch noch in den verfluchten Ursch, du stinkiger Sohn einer alten Hure."

Aber dieses gelegentliche Zurückfallen in die brutale nackte Wirklichkeit des harten arbeitsreichen Lebens tut dem gefühlvollen Gesang des Margarito feinen Abbruch. Er singt nach dieser irdischen Entgleisung ohne erschütternde Dissonanz sofort wieder in rührend schmelzender Weise von dem schönen Indianermädchen, das von einem stolzen Merikaner in rotem Hut und auf feurigem weißen Roß verführt und entführt wurde. Dissonanzen sind Margarito fremd. Alles reimt sich und alles ist Harrone

Amerikanische Rekordzijjer der Autounfälle. Die Metropolitan­Lebensversicherungsgesellschaft in New York teilt mit, daß in den ersten 10 Monaten von 1929 unter den 19 millionen Versicherten in den Bereinigten Staaten und Kanada eine Rekordzunahme an Todesfällen durch Autounfälle zu verzeichnen ist. 3079 Versicherte verloren in diesem Zeitraum durch Kratfmagen ihr Leben, d. h. 19,5 auf je 10 000. Man kann danach erwarten, daß die Gesamtziffer für das ganze Jahr doppelt so groß sein wird wie die vor 10 Jahren und neunmal so groß wie 1911. Kraftwagen find die Ursache eines Drittels aller Sterblichkeit durch Unglüdsfälle; jie betragen 2 Broz. der gesamten Todesziffer. In den meisten Fällen wird das Unglüd durch zu rasches Fahren hervorgerufen.

Der Wald Nordeuropas weist 40 verschiedene Baumarten auf, der Wald Nordamerikas dagegen 400. Dieses hat seine Ursache darin, daß die Eiszeit in Nord- und Mitteleuropa viele Pflanzen pernichtet hat, während dies in Nordamerika nicht in dem Maße der Fall war.